Blurred von YukiKano ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 8 -------------------- Hitze. Überall Hitze. Ich schwitze, bekomme keine Luft. Hände überall auf meinem Körper. Unter meinem Hemd, am Bund meiner Hose. Finger die über meine Haut streichen und eine sich ausbreitende Gänsehaut hinterlassen. Lippen an meinem Hals. Ich stöhne, kralle meine Finger in Haaren fest. Die Welt dreht sich schneller. Ich weiß nicht wo ich bin. Eine Stimme an meinem Ohr, die flüsterte, du bist verdammt heiß. Ich weiß nur, dass sich das alles hammergeil anfühlt. Und ich will, dass dieses Gefühl nie wieder aufhört! ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Bevor ich die Augen am nächsten Morgen aufschlug, merkte ich zu allererst meine höllischen Kopfschmerzen. Ich hatte heute Nacht definitiv einen Abstieg in die Hölle gewagt! Und weil ich Angst vor blenden Sonnenstrahlen hatte, ließ ich meine Augen lieber noch für einen Moment geschlossen. Jetzt konnte ich mir vorstellen, wie Dracula sich fühlte, wenn er der Sonne schutzlos ausgeliefert wurde! Es klopfte. Ich konnte mir vorstellen, wer es war und würde mich lieber tot stellen, als zu antworten. Ich konnte auf Taikas nette Kommentare am frühen Morgen durchaus verzichten. Es klopfte erneut. Okay, dann stand eindeutig nicht Taika vor meiner Zimmertür. Die wäre nämlich schon längst hereingestürmt und hätte die Vorhänge aufgerissen. Mokuba konnte es auch nicht sein, der hätte sich nämlich von einer geschlossenen Tür erst recht nicht aufhalten lassen. Also wer zu Hölle klopfte da jetzt mittlerweile das dritte Mal und wagte es, meinen Schlaf zu stören. Ich knurrte. »Wenn das Haus nicht brennt und du auch nicht meinen Lottogewinn vorbeibringen willst, verschwinde; ich bin tot – bis mindestens heute Abend!« Eine dunkle Stimme lachte ganz leise und ich vergrub mich noch tiefer in den Kissen. »Verschwinde David - ich will schlafen!« »Kaiba verlangt dich zu sehen, danach kannst du machen was du willst! Ach so und du sollst aus seinem Bett verschwinden!« Meiner erste Gedanke war, das unsere Hoheit sich nicht dazu herablassen konnte mir persönlich zu sagen, dass er mich sehen wollte. Doch als ich genauer über die gefallene Worte nachdachte, trafen sie mich wie ein Blitz. Mit geschocktem Blick stemmte ich mich hoch und sah mich um. Die Möbel waren dieselben wie in meinem Zimmer, aber standen in einer anderen Anordnung herum. Außerdem lagen überall Klamotten verstreut und die Bettlaken waren völlig zerwühlt und zerknittert. Diese Unordnung passte gar nicht zu Kaiba und brachte mich im ersten Moment zum Lächeln. Ein weiterer Schwachpunkt, den Kaiba hatte. Doch als zwischen den schwarzen Fetzen dunkelrot auftauche, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich hob Kaibas Satindecke an und erblickte genau das, was ich erwartet hatte. Meinen splitternackten Körper, bekleidet nur mit dem was Gott mir mit auf den Weg gegeben hatte. »Ach du heilige Scheiße!«, schrie ich so laut, dass selbst Taika mich gehört haben musste. Die Tür knallte zu und David und ich starrten uns an. »Was ist hier gestern Abend passiert?« David begann zu grinsen. »Ein heiße Nummer, würde ich mal sagen«, sagte der Firmenanwalt belustigt und wackelte dabei anzüglich mit den Augenbrauen. Er bückte sich und hob eine Boxershorts vom Boden auf. »Ist das deine?« »Ja«, antwortete ich mit roten Wangen. »Würdest du mir die bitte zu werfen - und ein Shirt von Kaiba, damit ich mir was anziehen kann!« David schmiss die Unterhose quer durch den Raum und drehte sich zum Schrank, während ich mich anzog. »Ich kann dir nur einen Rollkragenpullover anbieten - Kaiba scheint keine normalen Klamotten zu haben.« »Ja mir egal, Hauptsache ich muss hier nicht halbnackt durch die Villa rennen!« Kaum haben meine Worte den Mund verlassen, flattert auch schon ein schwarzer Rollkragenpullover durch den Raum. Ich sah das Ding skeptisch an. Wie konnte man solche Dinge im Sommer tragen? Der Typ musste doch wirklich verrückt sein! Allerdings war es in Kaibas Gemächern nicht wirklich warm und deswegen zog ich das Kleidungsstück über, ohne zu meckern. Hauptsache David grinste mich nicht mehr so ungeniert an. »Du solltest den vielleicht anlassen!«, antwortete David und legte sich die Hand um den Hals. Ich konnte mir schon denken worauf er mich aufmerksam machen wollte. Doch ich nahm mir vor es zu ignorieren, bis ich es selber gesehen habe. Denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen das Kaiba mir Knutschflecke verpasste. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, dass Kaiba irgendwem jemals einen Knutschfleck verpassen würde. »Warum will Kaiba mich sehen?«, fragte ich mit klopfendem Herz und rollte meinen Kragen aus. »Euer Vertrag muss unterschrieben werden«, sagte David und vermied es mir in die Augen zu sehen. »Er ist heute Morgen in mein Büro gestürmt und hat geschrien, dass er sich erst wieder mit dir in der Öffentlichkeit sehen lässt, wenn du diesen Vertrag unterschrieben hast!« Ich schluckte. Normalerweise würde ich mir über mein Verhalten keine Gedanken machen. Denn wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin, muss ich das auch nicht. Doch ich konnte mir vorstellen, dass ich Kaiba gestern Abend blamiert hatte. Mein Benehmen passte nicht in diese Welt, folglich hatte ich also bestimmt ein paar Menschen mit meiner Art und Weise schockiert. Was diese natürlich an Kaiba bemängelten, denn in dieser Welt war ich nichts weiter als sein Anhängsel. Ein Gegenstand in seinem Besitz. »Ich hoffe er fragt mich nicht nach gestern Abend«, antwortete ich zähneknirschend. Um mich abzulenken begann ich die Einzelteile meines Anzugs aufzusammeln. »Warum? Hast du Angst rot zu werden, wenn er pikante Details anspricht?« David konnte manchmal genauso gehässig sein wie Taika. Ich schüttelte den Kopf. »Also von mir aus kann er das machen, ich erinnere mich sowieso an nichts!« »Du hast vergessen was hier letzte Nacht zwischen euch gelaufen ist?« Ich kam mir vor wie bei einem Verhör. Aber was wollte man von einem Firmenanwalt auch anderes erwarten? Die ganzen letzten Tage hat er sich benommen wie ein ganz normaler Mensch. Was klar, dass er jetzt langsam durchdrehte bekam! Für ihn war es bestimmt Überlebenswichtig, mindestens einmal im Monat irgendeine Firma auf Millionen zu verklagen oder andere Anwälte in Grund und Boden zu argumentieren. Dass er seine letzten Wochen zum Großteil damit verbracht hatte, zwei Jugendliche und einen vorpubertären Teenager zu beaufsichtigen, brachte den Paragraphen-Vulkan in seinem Inneren bestimmt beinahe zum explodieren. Er war wie ein Löwe, der nach einem Stück Fleisch lechzte. Wenn David nicht bald eine Firma bekam, die er zerfleischen konnte, würden wir dran glauben müssen! »Das letzte woran ich mich erinnere ist Mrs. Yuen und ihre Drohung, danach ist alles schwarz«, antwortete ich ziemlich verspätet. So richtig wurde ich mir meiner Gedächtnislücke erst jetzt bewusst. Ich sah den Anzug in meinen Händen an und musste erneut feststellen, dass ich absolut nicht mehr wusste. Nicht, wie dieser auf den Boden von Seto Kaibas Schlafzimmer gekommen war. Ich wusste ja nicht einmal, wie ich selbst hierhergekommen war! Gelaufen konnte ich auf jeden Fall nicht sein. Denn mir hätten alle Haare zu Berge gestanden, sobald ich mich in die Richtung von Kaibas Schlafzimmer bewegt hätte. Ich hoffte, Kaiba würde aufschlussreich sein. Er konnte sich mit Sicherheit an mehr erinnern, als ich. Blieb nur die Frage, wie peinlich es werden würde mit ihm darüber zu sprechen! »Ich gehe mich umziehen - gib mir zehn Minuten!« David grinste. »Putz dir die Zähne, nicht das dein Schatz vor Gestank tot umfällt!« Ich schmiss einen der Lederschuhe nach ihm und ließ diesen dann einfach im Zimmer liegen. Sollte ihn die Haushälterin doch wegräumen. Ich war mir sicher, dass sowieso die ganze Villa über unser vermeintliches Stelldichein bereits Bescheid wusste! Da musste ich auch nicht die Beweise verschwinden lassen! Ich wette, Taika brauchte mittlerweile ein Notizbuch um alle ihre Ideen für diese saudummen Sprüche festzuhalten. Andernfalls hätten wir vielleicht alle Glück und ihr würde demnächst 'nee Schraube rausspringen. Ich fand mich dieses Mal besser im Haus zurecht und endete auf Anhieb in meinem Zimmer. Es war komisch das verwaiste Bett anzusehen. Ich konnte noch immer nicht glauben was letzte Nacht passiert sein sollte. Kaiba und ich hatten Sex? Kaiba hatte mich entjungfert? Beschämt drückte ich mein Gesicht in Klamottenhaufen, den ich den Händen hielt. Ich konnte mich nie wieder irgendwo sehen lassen. Zu Hause nicht, bei meinen Freunden nicht. Nachdem ich mich beruhigt hatte, legte ich die Kleidung auf dem Bett ab. Ich brauchte ganz dringend eine Dusche. Ohne Umschweife ging ich ins Bad und zog mich aus. Als mein Blick durch den Spiegel auf meinen Hals glitt, hätte ich beinahe aufgeschrien. Der Knutschfleck der dort prangte war wirklich gigantisch. Ich fasste über die Stelle. Ich musste sie spüren, glaubte meinen Augen nicht. Als ich die violett gefärbte Haut berührte, kribbelte mein gesamter Körper. Erschrocken zog ich meine Hand wieder weg und starrte mich selbst erschrocken an. Okay, es war keine Fata Morgana. Kaiba hatte seine Lippen tatsächlich an meinem Körper. Ich schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein! Das kann nicht sein. Entschieden streifte ich mir auch die Boxershorts vom Körper und stieg unter die Dusche. Während das warme Wasser wie Sommerregen auf meine Haut niederprasselte, schloss ich die Augen und lehnte den Kopf gegen die Wand. Wie sollte ich Kaiba je wieder in die Augen blicken können? Wie sollte ich ihm jemals wieder glaubhaft versichern können, dass ich ihn abgrundtief hasse? Man sagt: Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit! Und ich war gestern Nacht definitiv nicht nüchtern gewesen - nicht mal ansatzweise! Und selbst wenn, ich hätte mich nicht gegen seine Berührungen gewehrt. Ganz weit weg hörte ich ein Klopfen. Mist. Ich hatte völlig vergessen, dass David auf mich wartete! Ich rief so laut ich konnte, dass ich gleich fertig wäre und drehte das Wasser anschließend so weit auf, wie es ging. Fünf Minuten brauchte ich, dann rubbelte ich mich mit einem der teuren Handtücher trocken und zog mir Kaibas Rollkragenpullover nach einem skeptischen Blick wieder über. Ich würde mir dafür vom Herr des Hauses mit Sicherheit etwas anhören dürfen, aber damit konnte ich eher leben, als morgen wieder die Titelseiten der Domino Square zu zieren. Und er war damit am Ende sicherlich auch glücklicher. Es sei denn, er stand darauf das sich irgendein 0815-Reporter seine Gedanken zu unserem Sexleben schriftlich festhielt und der ganzen Stadt präsentierte. Aber wie sagt man so schön: Ist der Ruf erst einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert! Vielleicht würde er ja etwas lockere werden, wenn die Menschen wussten, dass er gerne an mir saugte wie Dracula an seinen Affären. Als ich das Bad verließ, stieß ich direkt vor der Tür auf David. Er wippte nervös von einen Fuß auf den anderen und hielt mir eine Jeans entgegen. »Mach jetzt hinne! Ich wette Mount Kaiba steht schon wieder kurz davor das Gebäude der Kaiba Corp. dem Erdboden gleich zu machen!« Ich glaube der einzige Vulkan der hier gleich hochgeht, bist du! »Er hätte auch einfach bis heute Abend warten können!«, antwortete ich giftig. Ich verstand nicht, warum jeder immer sofort sprang, wenn Kaiba rief. Er war schlimmer als jedes verwöhnte Gör! Eigentlich war er auch nichts weiter als ein verwöhntes Gör. Ja, ja Joey mach nur! Rede dir einfach weiter das Kaiba ja ach so scheiße ist, dann wird alles wieder gut! So ein Scheißdreck! Ich hatte es nicht mal geschafft den Knopf meiner Hose zu schließen, da zog David mich bereits in Richtung Treppe davon. Im Foyer der Villa durfte ich mir nicht mal meine Schuhe anziehen. Die sammelte David einfach ein und dann schubste er mich in sein Auto. Anders als erwartet war es keine schwarze Limousine, sondern ein Geländewagen mit matter dunkelblauer Lackierung. »Zieh dir deine Schuhe im Wagen an!«, sagte er, kurz bevor er meine Sneaker in den Fußraum des Beifahrersitzes schmiss. Ich kam mir schon wieder vor wie ein Hund, den man locken musste, damit er das tat was man wollte. Langsam kotzte mich das echt an! Aber wenn der jetzt schon so hektisch war, wollte ich seinen Fahrstil nicht erleben. Wenn der auch so unberechenbar ist, dann würde nach dem Kaiba-Koma das Wheeler-Koma kommen. Und ich bin mir sicher das die Domino Square daraus etwas macht wie: »So Aufmerksamkeitsgeil, dass sie sich reihenweise vor Autos schmeißen!« Ich begann das erste Mal an diesem Tag zu grinsen. Ein Koma war in dieser Familie mit Sicherheit erholsamer als drei Wochen Strandurlaub in Thailand! David hielt sich in Kaibas Viertel noch an die Straßenverkehrsordnung. Doch kaum befuhren wir den Asphalt der Großstadt, trat er das Gaspedal voll durch. Rote Ampeln und Straßenschilder dienten mehr als Wegweiser und Geschwindigkeitsbegrenzungen waren für ihn auch nur nett gemeinte Ratschläge. Wenigstens an den Zebrastreifen hielt er an, um die alten Damen hinüberzulassen. Mir war zwar suspekt warum an jedem Fußgängerüberweg eine davon stand, tat das aber mit einem Schulterzucken ab. Dann hatte Domino eben einen sehr großen Anteil an Rentnern - na und?! Während ich Gott anbetete, dass er mich am Leben lassen würde, versuchte ich zu errechnen wie lange David für die Strecke brauchte. Roland könnte man dabei nicht als Maßstab bezeichnen. Denn ich schätze mal, dass man bei seinem Fahrstil zu Fuß schneller wäre. David müsste man nur eine Rampe vor die Nase setzen, dann würde er jedem Spaceshuttle Konkurrenz machen! Als David in die Tiefgarage der Kaiba Corp. einbog, waren nicht mal fünfzehn Minuten vergangen. Für fast 30 Kilometer war das schon Führerscheinentzugstauglich! »Wer auch immer dir erlaubt hat im öffentlichen Straßenverkehr ein Fahrzeug fortbewegen zu dürfen, wurde entweder bestochen oder war am Prüfungstag High! Anders kann ich mir nämlich echt nicht erklären, wie du sonst an die Pappe gekommen sein sollst!«, meckerte ich, während wir in den Fahrstuhl stiegen. David lachte nur, was meine Theorie bestätigte. Er hatte seinen Führerschein nicht mit legalen Mitteln erworben! Mit jeder Etage die die Kabine mehr empor stieg, rutschte mir das Herz ein Stück tiefer in die Hose. 40 Sekunden noch, dann müsste ich Kaiba nüchtern unter die Augen treten. Ich schluckte. Vielleicht sollte ich in der Kantine anhalten und nach Schnaps verlangen. Oder mich im Keller auf die Suche nach Kaibas geheimen Weinvorräten machen. Das würde das nachfolgende Gespräch um so einiges erleichtern. Wir begegneten keinem einzigen Mitarbeiter, denn Seto Kaiba hatte seinen eigenen privaten Aufzug. Ich fragte mich, ob es etwas gab, was nicht nur ihm gehörte. Irgendetwas, was er auch mit allen anderen teilte. Außer seinem nicht vorhandenen Sinn für Humor schien es da nichts zu geben! Der Fahrstuhl gab ein ohrenbetäubendes "Pling" von sich, als wir in der obersten Etage ankamen. Makoto saß wie immer hinter ihrem Schreibtisch und lächelte breit, als wir an ihr vorbeigingen. Ich bemühte mich ebenfalls um ein Lächeln, aber ich wette es sah eher aus wie eine gemeingefährliche Fratze. David klopfte für mich an Setos Bürotür. Irgendetwas sagte mir, dass die Eiskönigin extra auf uns gewartet hatte. Es würde keine Telefonkonferenz oder ein Meeting geben, was sich als Aufschub werten ließ. Kaiba hustete nur, was und bedeuten sollte, dass wir jetzt gerne eintreten könnten. Man könnte meinen, dass er uns schon roch und ganz genau wusste wer um eine Audienz gebeten hatte. Ich schluckte schwer. David öffnete die Tür. »Viel Spaß, aber treibt es nicht zu wild!«, sagte er belustigt und zwinkerte mir zu. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine gescheuert, aber wir wollten ja nicht, dass Makoto schlecht von mir denkt. Also zeigte ich ihm den Mittelfinger so, dass nur er ihn sehen konnte. Dann trat ich in Kaibas Büro ein. Ich hörte David hinter mir lachen und dann zog er die Tür mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss. Das Büro kam mir immer noch vor, wie ein Ballsaal und Kaiba, der ganz am Ende vor der gigantischen Fensterwand auf seinem Stuhl thronte, wie ein König. Nervös ging ich auf ihn zu und setzte mich wortlos auf den Stuhl, der dem Tisch direkt gegenüber stand. »Ähm ... Hi?« Ich weiß: Nicht die höflichste Art jemanden zu begrüßen, aber mehr fiel mir im Moment beim besten Willen nicht ein. Was sagte man auch zu jemandem, mit dem man betrunken Sex hatte, an den man sich nicht mal erinnern kann?! Ich kannte niemanden der mir dafür einen guten Ratschlag geben könnte. Aber Kaiba machte das Ganze noch schlechter als ich. Denn er schob mir einfach wortlos einen Hefter und einen Stift quer über den Tisch. »Unterschreiben«, war alles was er sagte. Wenn die Luft zwischen uns nicht so komisch wäre, hätte ich vermutlich salutiert. Aber das verkniff ich mir im Moment mal lieber. Ich wollte ja nicht, dass er mich durch sein Fenster schmiss, weil ich es mal wieder zu weit getrieben hatte. »Darf ich mir das vorher wenigstens noch durchlesen?«, fragte ich ganz vorsichtig. Kaiba nickte, was mir bestätigte das sich irgendetwas zwischen uns geändert hatte. Denn andernfalls hätte er statt zu nicken etwas wie "Ich wusste gar nicht das Hunde lesen können" gesagt. Ich schlug den Hefter auf und heftete sofort den Blick auf die geschriebenen Buchstaben. Aufmerksam las ich mir alles bis zum Schluss durch. Und was ich zu lesen bekam, machte mich unglaublich wütend. So wütend, dass es mir egal war, wie wir beide im Moment zueinander standen. Deswegen hob ich den Blick und starrte Kaiba mordlustig an. »Das kannst du komplett vergessen!« »Wovon redest du?«, fragte er irritiert, als wüsste er gar nicht was in dem Vertrag stand. Dabei hatte er die meisten Klauseln selbst festgelegt und von mir bestimmt nur die wenigstens übernommen. »Wovon ich rede?«, wiederholte ich schreiend seine Frage und schleuderte ihm den Hefter entgegen. »Hast du dir deinen Vertrag mal selbst durchgelesen? Oder hast du den von David schreiben lassen und einfach mir nichts, dir nichts unterschrieben?« Er antwortete nicht - etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Also fuhr ich fort: »Wenn ich diesen Scheiß unterschreiben soll, kannst du mich auch gleich im Keller einsperren! Einen großen Unterschied gibt es da nämlich nicht!« »Ich will alles nur klar geregelt haben, bevor wir vor dem Altar landen!« »Und was hast du dir davon erhofft? Das ich für den Rest meines Lebens eines deiner Gästezimmer bewohne, meine Freunde nicht mehr sehen darf und mich auch nicht verlieben darf! Das ist kein Vertrag, das ist ein Todesurteil!« Kaiba faltete die Hände und stützte die Ellbogen auf der Tischplatte ab. »Du solltest mir eigentlich dankbar sein! Immerhin bezahle ich dir und deiner Schwester die Universität, ich gebe dir ein luxuriöses Dach über dem Kopf und ich bewahre dich davor, weiter von deinem Vater verprügelt zu werden!« »Denkst du echt ich brauche eine Villa mit 6000 Schlafzimmern und 500 Angestellten? Ich habe 10 Jahre meines Lebens in einem kleinen, schimmelnden Loch verbracht und war dort zufriedener als bei dir, weil man sich dort zurecht gefunden hat! Das war mein zuhause! Deine Villa ist Gefängnis!«, protestierte ich. »Und meine sozialen Kontakte beschränken sich für den Rest meines Lebens auf dich, David, Mokuba, Jacob und Taika oder wie? Dachtest du echt damit wäre ich einverstanden? Wie kannst du nur von mir erwarten das ich mein ganzes Leben aufgebe? Habe ich für dich und deinen Bruder nicht schon genug getan? Was willst du denn noch von mir?« Nun sprang er auf, klammerte sich mit seinen langen schlanken Fingern an die Tischplatte und starrte mich aus seinen blauen Augen eiskalt an. »Denkst du mir passt es, dass ich dich aushalten muss? Denkst du mir gefällt es, dass du durch mein Haus streunerst und überall deine Haare hinterlässt? Denkst du, ich stehe darauf, jedem erzählen zu müssen, dass ich ja ach so sehr in dich verliebt bin? Denkst du, ich finde es traumhaft dich zu heiraten? Wenn ja, dann bist du ziemlich verblendet!« Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich wollte es nicht, aber es war eine ganz automatische Reaktion meines Körpers. Weil ich wieder abgelehnt wurde. Weil ich bei Kaiba genau so unwillkommen war, wie bei meinem Vater und meiner Mutter. »Wenn du das alles so schrecklich findest, warum hast du dann mit mir geschlafen und mir den hier verpasst?«, fragte ich mit zitternder Stimme und zog den Kragen des Pullovers hinab. Kaiba ließ sich resigniert seufzend wieder in seinen Stuhl fallen und schloss die Augen. »Wir hatten keinen Sex! Du bist eingeschlafen, bevor wir loslegen konnten!« »Wäre ich das nicht, hätten wir es aber getan - und ich frage dich warum, wenn du mich ja ach so schlimm findest? Denn soweit ich mich erinnern kann, warst du wesentlich nüchterner als ich, also hast du keine Ausrede!« Kaiba zuckte mit den Schultern. »Druckabbau, immerhin bin ich auch nur ein Mann.« Ich schüttelte den Kopf. »Du bist kein Mann, nur das blödeste Arschloch überhaupt!« Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und verließ den Raum. Ich wollte hier nicht mehr sein. Am liebsten wollte ich überhaupt nie wieder in seiner Nähe sein, denn mein Herz tat genau dann nicht richtig funktionieren. Es klopfte wie wild und verrückt. Gestern Mittag hätte ich es noch als unbeschreiblich tiefen Hass abgetan, doch jetzt wusste ich es besser. Während ich mit dem Fahrstuhl hinab ins Erdgeschoss fuhr, wurde es mir bewusst. Denn mich störte es nicht, dass er mit verbot, mich mit jemand anderem zu treffen, Affären zu beginnen oder ihn für jemand anderen zu verlassen. Es störte mich viel mehr, dass er nicht einen Gedanken daran verschwendete, dass wir irgendwann mal eine wirkliche Beziehung miteinander führen könnten. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich das so sah, denn ich war mit Sicherheit nicht in Kaiba verknallt ... Oder so ... Ich raufte mir die Haare. Was geschah hier nur mit mir? Was machte dieser arrogante Arsch mit mir? Ich zog den Kopf ein, als ich durch die Eingangshalle der Kaiba Corp. hechtete. Ich brauchte frische Luft und Abstand von all dem. ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Ich schaffte es, mich den ganzen Tag zu vertun. Und als die Sonne den Horizont schnitt, stand ich vor dem Haus meines Vaters. Es brannte Licht im Wohnzimmer, dass bedeutete er war zuhause und säuft. Mit zittrigen Fingern öffnete ich das Gartentor. Er versteckte einen Schlüssel unter der Fußmatte, den bräuchte ich nur hervorzuholen. Dann könnte ich wieder nachhause und mich in meinem Bett verkriechen. Dann könnte ich so tun, als hätten die letzten Tage nicht existiert, als wäre alles nur ein Traum gewesen. Ich stellte mich direkt vor die Tür. Wäre er ein Vater und kein Säufer, könnte ich klingeln. Dann würde er die Tür öffnen und mich in den Arm nehmen. Aber weil ich weiß, dass ich von ihm nur eine Ohrfeige zur Begrüßung und eine Tracht Prügel, statt einer Umarmung bekommen würde, drehte ich mich wieder um. Und starrte direkt in eisblaue Augen, die mich mit einer Intensität anstarrten, dass mir beinahe schwindelig wurde. »Was tust du hier?«, fragte er mit bissiger Stimme. »In Absatz 7 steht, dass du deinen Vater nur in Begleitung aufsuchen darfst!« »Ich habe nicht unterschrieben, also kannst du mir keinen Vorwurf machen - und bestrafen kannst du mich auch nicht«, antwortete ich trotzig. Ein ganz kleiner Teil meines Herzens sagte mir, dass er es nur gut meinte. Dass er mich beschützen wollte. Aber der Rest meines Gehirns sagte mir, dass Ich mir von ihm keine Vorschriften machen lasse. Das kann er mit seinen Angestellten und seinem Bruder machen, aber nicht mit mir! »Denkst du, ich will mir irgendwann noch anhören müssen, dass ich dich schlagen würde, nur weil du nicht weißt was gut für dich ist?! Dein Vater ist ein grauenvoller Mensch und wenn du mir die Erlaubnis dafür gegeben hättest, dann hätte ich ihn schon längst auf alles verklagt, was er besitzt!« »Warum willst du das tun? Damit du vorm Jugendamt gut dastehst? Ich bin kein bedürftiges Charityprojekt, ich kann meine Probleme gut alleine klären!« Diese Aussage schien Kaiba so wütend zu machen, dass er die Kontrolle verlor. Er drängte mich gegen die Wand neben der Tür und pinnte meine Hände links und rechts neben meinem Kopf fest. Dabei starrte er mich durchdringend an. »Ich habe deinen Körper gestern Nacht gesehen. Die blauen, die gelben, die grünen und die lilanen Flecken. Jedes Mal wenn ich dich berührt habe, bist du zusammengezuckt und hast dir die Hände vor Gesicht gehalten, als müsstest du dich vor einem Schlag schützen. Und irgendwann hast du angefangen zu weinen«, erzählte er ganz leise und verschränkte seine Finger mit meinen. »Ich habe dich in den Armen gehalten, bis du eingeschlafen warst. Deswegen hatten wir keinen Sex.« »Du willst mich doch so wieso nicht haben!«, entgegnete ich zickig. Er sollte aufhören hier so herumzuschmalzen. Das war verdammt ekelhaft! Was hatte dieses Alien bloß mit dem echten Kaiba angestellt? »Einen anderen Typen hätte ich geweckt und dann rausgeworfen, aber du bist nicht irgendein Typ! Du treibst meinen Puls in die Höhe, sobald ich deine blonden Haare zu Gesicht bekomme und du stachelst mich dazu an, dich immer übertreffen zu wollen! Ich weiß, dass ich eigentlich in allem besser bin als du, aber ich kann nicht damit aufhören. Und wenn du mich dann beleidigst, dann ist mein erster Impuls, dir zu sagen das du dabei verdammt sexy aussiehst, aber ich lasse es. Das passt nicht zu mir, du passt nicht zu mir – Und trotzdem kriege ich dich seit Tagen nicht mehr aus meinem Kopf raus und das macht mich wahnsinnig!« Irgendwie fühlte ich mich geschmeichelt, auch wenn hier Kaiba vor mir stand. Aber eine ganz wichtige Sache gab es noch zu klären! »Ich werde deinen dämlichen Vertrag nicht unterschreiben«, sagte ich mit Nachdruck. »Darüber reden wir noch!« Ich wollte das gerade als nicht verhandelbar deklarieren, doch in diesem Moment senkte Kaiba bereits seine Lippen auf meine. Und dieses Mal entzündete das ein wahres Feuerwerk in mir. Es war so ein Kuss, wie der im Krankenhaus. Einer, von dem einem die Knie weich wurden. Ein Kuss, der absolut ernst gemeint war und auf den ich schon so lange gewartet hatte. Es blieb nur nach wie vor die Frage, ob Kaiba der richtige zum Küssen war. Aber wenn ich es nicht ausprobierte, würde ich es wohl niemals erfahren! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)