Blurred von YukiKano ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 3 -------------------- Eine Woche war seit Kaibas Erwachen und dem Kuss bereits vergangen. Weder er, noch sein Anwalt hatten sich bei mir gemeldet und mein Leben normalisierte sich langsam wieder. Ich traf mich jeden Tag mit meinen Freunden, musste keine Angst haben, dass mein Gesicht wieder in der Domino Square auftauchte und auch mein Vater hatte mich nicht nochmal auf das Thema angesprochen. Es wurde also wirklich langsam alles wieder so wie früher und dann kam Dienstag. Ich verließ gegen 13.00 Uhr das Haus, um zu Yugi und dem Rest zu fahren, als mein alter Fahrer plötzlich vor meiner Nase auftauchte. »Mister Wheeler; Mister Kaiba wünscht Sie zu sehen. Ich soll Sie zu ihm bringen, ohne Umwege!«, sagte er. Es klang wie ein Befehl. Ein herrischer Befehl, den nur ein Kaiba in diesem Ton verlauten lassen konnte! »Mir ist gerade nicht nach "bei Fuß"! Er soll mich anrufen!«, antwortete ich ausweichend. Gerade als ich mich von ihm entfernen wollte, griff der Anzugträger allerdings nach meinem Arm. »Es tut mir leid, aber eine Widerrede darf ich leider nicht dulden. Mister Kaiba wird heute aus dem Krankenhaus entlassen und Mister Johnson hat bereits heute Morgen Reporter vor dem Krankenhaus entdeckt«, erklärte er streng. »Es wäre also nicht sonderlich förderlich wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird und Sie irgendwo in der Stadt mit ihren Freunden gesichtet werden!« Ich verdrehte die Augen und stellte mich innerlich schon einmal auf die Ohrfeige meines Vaters ein, die mir morgen am Frühstückstisch sicher nicht erspart bleiben würde, wenn er wieder einen Artikel in der Zeitung las, in dem ich als Seto Kaibas Verlobter betitelt wurde. Und wenn diese blöde Tussi vom Jugendamt beim morgendlichen Zeitung lesen nun auch ihre Augen nach uns offen halten sollte, dann wären wir nach so einem Artikel gleich geliefert. Innerlich seufzte ich. Warum zum Teufel konnte ich nicht einfach ein ganz normaler Teenager, mit ganz normalen Problemen sein? Ich schüttelte kurz mit dem Kopf, gab meinen Widerstand auf und drehte mich zu ihm um. »Na schön!«, knurrte ich und ließ mich zum Auto führen. ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Mein Fahrer hatte Recht: Vor dem Krankenhaus wimmelte es nur so von Reportern. Einige davon waren sogar mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet. Das hieß sollten die uns erwischen, wären wir heute Abend in den Nachrichten zu sehen. Was das Thema gleich heute wieder bei meinem Vater aufwirbeln würde. Das wäre dann eine Tracht Prügel im Suff und morgen früh eine Ohrfeige im nüchternen Zustand – der hatte nämlich bis dahin locker wieder vergessen, dass er mich schon einmal bestraft hatte. »Keine Sorge«, sprach der Fahrer mich an, warf dabei einen Blick durch den Rückspiegel. »Wir schleusen Sie durch den Hintereingang rein!« Was mich nicht wirklich beruhigte! Ich mochte diesen ganzen Trubel um meine Wenigkeit überhaupt nicht! Das gefiel mir nicht und wenn ich dran dachte, dass das jetzt noch eine Weile so weiter ging, wurde mir übel. Ich wollte nicht auf Schritt und Tritt verfolgt werden, was zwangsläufig geschehen würde sobald ich mich mit Seto Kaiba, dem reichsten Mann von Domino, in der Öffentlichkeit blicken lasse. Mein Fahrer rangierte den Wagen geschickt an den Reportern vorbei und fuhr mich zum Hintereingang, wo bereits Mister Johnson auf mich wartete. »Ich warne Sie gleich vor: Mister Kaiba hat nicht die beste Laune!«, würde ich von dem älteren Herren begrüßt. »Wenn wir das Krankenhaus nachher verlassen, wird es ein zwei Fotos von ihnen geben und dann bringen wir sie wieder nachhause!« Auf jeden Fall nette und beruhigende Worte. Ich nickte ihm nur zu. Schreiend weglaufen war ja leider keine Option. »Ach ja und noch was: Miss Sakura ist da!«, sagte er und wandte sich um. Ich folgte ihm und fragte mich, was die Alte schon wieder von uns wollte. Sie hatte Kaiba doch nun erst letzte Woche gelöchert! Als wir den Raum betraten, wuselte Seto durch den Raum und packte seine Sachen zusammen. Mokuba hockte auf dem Bett, malte und baumelte mit den Beinen. Miss Sakura saß auf einem der Stühle und beobachtete die Situation stillschweigend. Ich räusperte mich, ging auf die Mitarbeiterin des Jugendamts zu und gab ihr die Hand. Anschließend umarmte ich Mokuba und dann stand ich vor Seto. Seit dem Kuss letzte Woche hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt und auch nicht abgesprochen, wie wir als Pärchen in der Öffentlichkeit auftreten möchten. Hoffentlich würde die nachfolgende Improvisation meines, eigens interpretierten, Schmierentheaters nicht in einer völligen Katastrophe enden. »Hey. Ich dachte du hast noch was in der Kaiba Corp. zu tun? Ich hab Miss Sakura bereits gesagt, dass du heute nicht mehr kommst!«, begrüßte er mich verwundert, schlang einen Arm um meine Hüfte und zog mich zu sich. Er war wirklich ein geborener Schauspieler und sollte echt mal darüber nachdenken den Berufszweig zu wechseln. »Warum bist du hier?«, flüsterte er, drückte aber seine Lippen auf meine, bevor ich antworten konnte. Der Kuss war nicht annähernd so schön wie der, letzte Woche. Er war leidenschaftslos, hielt mich nicht richtig fest. Aber für alle anderen musste es so aussehen, als hätte er hier im Krankenhaus schnell seinen Doktor gemacht und wollte sich jetzt an seine erste Mandeloperation wagen. Dieser Kuss endete genauso schnell wie er begonnen hatte und als ich anschließend die Augen öffnete, sah Seto mich an, als würde er mich am liebsten erdolchen. Dann wandte er sich Miss Sakura zu. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, dass er mich jetzt doch abholen wollte!« »Tja, ich bin halt eben für Überraschungen gut!«, entgegnete ich grinsend, legte ganz automatisch meinen Arm um seine Schulter und zog ihn noch ein Stück näher an mich heran. »Bist du bescheuert? Du hast mich doch herbestellt!«, zischte ich ihm ins Ohr, löste mich aus der Umarmung und half ihm dann beim packen. Als ich mich noch einmal zu ihm umdrehte, sah er mich an wie ein Auto, ehe er sich zu seinem kleinen Bruder umdrehte und diesen wütend anfunkelte. Hätte ich mir eigentlich gleich denken, dass Seto mit der Nummer nichts zu tun hatte! Klasse Joey und du machst dich hier mal wieder zum Deppen der Nationen. Wunderbar! Es dauerte noch eine Weile bis sein ganzer Kram zusammen gepackt sein würde. Daher hatte ich mich in die Cafeteria aufgemacht um mit eine Limo zu organisieren und Mokuba einen Kakao. Kaiba hatte ich auch gefragt. Der hatte mir allerdings nur ziemlich mürrisch geantwortet, dass er das ganze Krankenhauszeug nicht vertragen, geschweige denn verdauen konnte. Miss Sakura hatte daraufhin eine Augenbraue hochgezogen, Mokuba sich beinahe die kleinen Hände ins Gesicht geschlagen und ich schnell die Flucht ergriffen. Ich wollte der Wut des weißen Drachen keine Minute länger ausgesetzt sein! Bewaffnet mit einer Dose Limonade und einem Päckchen Kakaomilch kehrte ich schließlich ins Zimmer zurück. Zu meiner Verwunderung befand sich außer Mokuba niemand darin. Mister Johnson, Miss Sakura und Kaiba waren verschwunden. Aber gut, dann hatte ich wenigstens eine Gelegenheiten den kleinen Scheißer zusammen zu falten. »Hier!«, sagte ich und reichte dem kleinen Kaiba seinen Kakao. »Möchtest du mit außerdem mal verraten warum du mich hier her bestellst, wenn Kaiba mich gar nicht sehen wollte?!« Der Kleine - er versuchte gerade seinen Strohhalm durch die dafür vorgesehene Öffnung zu stechen - hielt ertappt in seiner Bewegung inne. »Ähm ... Also ... Ich war das gar nicht ... Mister Johnson hat dich hier her befördern lassen!« Am liebsten hätte ich ihn mit meinen Blicken erdolcht. Verschworen sich hier etwa alle gegen mich, nur damit die Presse ihre bescheuerten Fotos bekam? ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis Kaiba und Mister Johnson wieder ins Zimmer kamen. Von Miss Sakura fehlte jede Spur, weswegen ich vermutete die Beiden hatten sie im Gespräch entweder so verärgert, dass sie wütend gegangen war, oder sie hatten alles geklärt und wir sind die Olle endlich los. Wenn es so abgelaufen war - was ich persönlich inständig hoffte - könnten Kaiba und ich nämlich langsam unsere Trennung einleiten. »Und?«, fragte ich neugierig, faltete währenddessen eins von Kaibas Handtüchern zusammen. Der brauchte wirklich überall seinen eigenen Krempel. Selbst hier. Überheblicher Geldsack! »Was "Und"? Drück deinen Willen deutlicher aus Hund!«, keifte der Brünette bitterböse, riss mir das Handtuch aus der Hand und stopfte es einfach so in seine Tasche. Da konnte nicht mal seine Ordentlichkeit die Wut übertünchen. Miss Sakura musste ihm also eine wirklich unerfreuliche Mitteilung gemacht haben, wenn seine Adern schon an den Schläfen hervor traten. »Was hat Miss Sakura zu dir gesagt?«, hakte ich also nochmal nach, musste mich stark beherrschen nicht die Augen zu verdrehen. Hätte ich das getan, hätte er mich vermutlich einfach umgelegt und dem Jugendamt erzählt, ich wäre spurlos verschwunden. Meine Leiche hätte man dann wohl nie gefunden und Mokuba und Mister Johnson zu ewigem Schweigen gezwungen. Kaiba seufzte, drehte sich zu mir um und blickte mich direkt an. Kalt und erbarmungslos wie immer. »Miss Sakura ist der Auffassung, wir wären nicht ganz ehrlich mit ihr gewesen«, fing er schließlich an, legte Zeige- und Mittelfinger an seine Stirn und massierte sich die Schläfe seiner linken Seite. »Sie wird uns wohl oder übel so lange an den Fersen kleben, bis wir heiraten!« »Was nie passieren wird!«, widersprach ich postwendend, klammerte meine Hand an den Bettpfosten. »Sollten wir uns vorher trennen«, setzte der CEO von Neuem an, bohrte sich mit seinem Blick geradezu durch mich hindurch, »dann wird Sie mir das Sorgerecht für Mokuba wegnehmen und unsere Beziehung anfechten ... Und zwar solange bis sie beweisen kann das wir beide nie wirklich zusammen waren!« Und das war der Moment in dem mir die Beine wegknickten. Als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen, sank ich aufs Bett, starrte die gelb gestrichene Wand leblos an. Wenn ich nicht wollte, dass mein ganzer Aufwand der letzten Wochen umsonst war, musste ich ihn heiraten. Ich Joseph Jay Wheeler musste das wohl größte Arschloch von Domino - Seto Kaiba - heiraten, wenn ich nicht wollte, dass sein kleiner Bruder im Heim landete. Was mir genaugenommen ziemlich egal sein konnte, es aber komischer weise nicht war. Und damit war mein ganzes Leben innerhalb von Sekunden dahin. Ich konnte mich von meiner Freiheit und meiner Zukunft verabschieden. Vor mir eine Zweckehe ohne jegliches Gefühl von Liebe oder Verbundenheit. Hilfe, wie konnte mir das nur passieren? »Mister Wheeler?« Mein Hirn brauchte länger als sonst, um die Information, dass jemand nach meiner Aufmerksamkeit verlangte, ankommen zu lassen. Mechanisch drehte ich mich in die Richtung von Mister Johnson, der irgendetwas faselte, was ich nicht verstand, weil es sich noch immer so anfühlte, als hätte ich Watte in den Ohren. In meinem Gehirn existierte nur noch ein einziger Gedanke: Ich würde Seto Kaiba heiraten müssen! ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Zwei Wochen waren seit diesem schicksalshaften Tag im Krankenhaus bereits vergangen. Heute ist Samstag, der vorletzte meiner letzten Sommerferien. Und mein Umzug war zu heute datiert. Wir konnten Miss Sakura glaubwürdig verkaufen - zu mindestens hofften wir sie glaubte uns - dass ich auf Grund meines Alters noch nicht bei Seto eingezogen war. Nach seinem Unfall jetzt, wollten wir den Tag allerdings nicht weiter hinauszögern. Für mich gab es da nur noch eine Hürde zu überwinden und die schimpfte sich leider Gottes mein Vater. Dem hatte ich nämlich noch gar nicht von der ganzen Sache erzählt. Er wusste nur das, was er vor ein paar Wochen in der Domino Square gelesen hatte. Dass er einen zweiten zu Gesicht bekam konnte ich verhindern, indem ich die entsprechende Seite einfach aus seiner Tageszeitung ‘rausgerissen hatte. Nur wenn ihm das schon gereicht hatte, um mir eine Ohrfeige zu verpassen, wollte ich nicht wissen was er tun würde, wenn ich ihm heute erzählten tat, das ich ausziehen werde. Zu meinem Verlobten, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte. Entweder er hatte also etwas gegen meine Sexualität im Allgemeinen oder aber eben nur gegen Kaiba. Den ich übrigens auch nicht wirklich leiden konnte. Scheint in den Wheeler-Genen wohl so veranlagt zu sein! Yugi verschloss gerade gemeinsam mit Tea den letzten Umzugskarton und Tristan beförderte diesen nicht mal zehn Sekunden später bereits Richtung Ausgang. Geplättet, vor allem wegen den Anstrengungen der letzten Woche, ließ ich mich auf mein Bett fallen und betrachtete mein Zimmer wehleidig. Es wirkte so leblos, wenn nichts in den Regalen stand und keine Fotos an der Wand hingen. Mir stiegen Tränen in die Augen. Mühselig schluckte ich sie herunter, senkte den Kopf und knechtete meine ausgelatschten Turnschuhe mit meinem Blick. »Joey«, begann Tea, ließ sich links von mir nieder. »Du musst das nicht tun, ich hoffe du weißt das! Das kann niemand von dir verlangen!« »Genau!«, pflichtete ihr Yugi entschlossen bei, platzierte sich zu meiner Rechten. »Du stehst schon tief genug in Kaibas Schuld ... Das kann er nun wirklich nicht von dir verlangen!« Ich seufzte. »Dann hätte ich mich auch gar nicht für Mokuba einsetzen brauchen«, murmelte ich niedergeschlagen und erhob mich. »Ihr solltet jetzt abhauen! Kaiba und mein Dad kommen in wenigen Minuten!« Ich wollte es nicht laut aussprechen, konnte mir aber vorstellen, dass dies kein schönes erstes Aufeinandertreffen von Schwiegervater und –sohn werden würde! Nun war es Thea die seufzte. »Na gut ... Ruf an wenn du was brauchst«, sagte sie, drückte mir einen Kuss auf die Wange und verließ anschließend mein Zimmer. Als nächstes stand plötzlich Yugi vor mir. »Wenn du nicht mehr möchtest, Ruf an ...«, sagte er, griff nach meiner Hand und drückte sie. Dann verschwand auch er und ich blieb alleine, traurig und trostlos in diesem kahlen Raum zurück, der noch vor kurzem mein einziger Rückzugsort gewesen war. In Zukunft würde das eins von Kaibas unzähligen, sterilen Gästezimmern sein. Dort würde ich mich unmöglich heimisch fühlen können. Niemals! ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Mein Dad tauchte vor Kaiba auf und schrie bereits nach mir, als er nicht einmal richtig zur Tür herein war. Ich schluckte, schulterte meinen Rucksack - das letzte Stück meines Inventars, was sich in diesem Raum befand - und verließ das Zimmer ein wenig ängstlich. »Was soll das hier werden wenn’s fertig ist?«, pampte mich mein Erzeuger an, als ich im Flur vor ihm zum stehen kam. Um uns herum standen überall Umzugskartons, voll mit meinem Krempel. »Ähm ...«, stotterte ich nervös, »Ich ziehe zu meinem Verlobten!« Das klang viel überzeugender als beabsichtigt. Mein Vater zog die Augenbrauen hoch, blickte mich einen Moment fragend an, ehe er auf mich zu kam. Er straffte die Schultern, spannte das Gesicht an. Insgesamt sah er ziemlich bedrohlich aus. Vor allem wenn man die geballten Fäuste betrachtete. Er hatte nicht mal die Tür geschlossen. Das hieß meine Nachbarn konnten sich wieder tagelang das Maul über uns zerreißen. Was mir allerdings egal sein konnte, denn ab heute wohnte ich so wieso nicht mehr hier, vorausgesetzt mein Vater würde mich am Leben lassen. »Du bist doch von allen guten Geistern verlassen!«, brüllte er mich an. Grob riss er mir den Rucksack vom Rücken und schubste mich nach hinten. Ich verlor das Gleichgewicht, geriet ins straucheln und knallte schließlich mit voller Wucht in drei Kartons. Ängstlich blickte ich zu meinem Vater auf. Doch er hatte die Beherrschung bereits verloren. Er ließ sich fallen, drosch auf mich ein. Und ich hoffte mein Leben würde an dieser Stelle ein Ende nehmen. Mit einem Schlag jedoch, endeten seine Misshandlungen. Er wurde von mir weggezogen und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. »Sind sie verrückt? Was fällt Ihnen ein?« Kaibas Hasserfüllte Stimme füllte den ganzen Raum. Es knallte, mein Vater schrie erneut. Ich wollte mich aufsetzen, schauen was passiert war. Allerdings verliefen all meine Versuche im Sand. Mein Kopf fühlte sich an, wie in Watte gepackt. Mir war schwindelig und schlecht, dazu noch die warme Luft die von draußen herein strömte. »Kaiba«, murmelte ich benommen. Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass er aufhören sollte meinen Vater zu schlagen, aber meine Stimme versagte. Einige Sekunden später wurde es plötzlich still im Raum und Kaibas Gesicht tauchte in meinem Blickfeld auf. »Joey!«, stieß er besorgt aus. Bevor ich ihm allerdings antworten konnte, fielen mir die Augen endgültig zu und hüllten meinen Blick in unendlich weite Schwärze. ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Benommen öffnete ich die Augen, fasste mir stöhnend an den Kopf und betrachtete wachsam meine Umgebung. Die Verputzten Wände glänzten in strahlendem Weiß, die wenigen Möbel in schwarz. Der Raum war vier- bis fünfmal so groß wie mein Zimmer und strahlte eine ekelhaft kühle und sterile Atmosphäre aus. Ich befand mich also zweifellos in Seto Kaibas Villa. »Na ganz große Klasse!«, murmelte ich, drehte meinen Kopf nach links. Neben dem Bett standen mein kaputter Rucksack und drei Umzugskartons, was allerdings nicht all meinem Hab und Gut entsprach. Gerade, als ich aufstehen wollte, öffnete sich die Tür. Eine ältere Frau betrat, gefolgt von den beiden Kaiba-Brüdern den Raum. »Du bist wach!«, freute sich Mokuba als er mich erblickte. Wie von der Tarantel gestochen schoss er los, sprang neben mich aufs Bett und schlang seine dünnen Arme um meinen Hals. Wo er doch in den letzten Wochen den knallharten 11-jährigen gespielt hatte, zeigte diese Situation ganz deutlich, dass er eben doch nur ein Kind ist. »Sie haben Mister Kaiba einen ganz schönen Schrecken eingejagt!«, sagte nun die alte Frau, musterte mich einen Moment und drehte sich dann wieder zu ihrem Chef. »Ich denke wir sollten einen Arzt kommen lassen, um innere Verletzungen auszuschließen!« »Tue dir keinen Zwang an Taika«, antwortete Kaiba abwesend. Die ältere Dame nickte und machte sich auf den Weg zu Tür. Im selben Moment sprang auch Mokuba von der Matratze auf. »Machst du dann Limonade?«, rief er hinterher und folgte ihr schließlich aus dem Raum. Zurück blieben Kaiba und ich. Eine nicht gerade angenehme Situation! Der CEO starrte mich ungeniert an, bis es mir zu bunt wurde. »Hab ich was im Gesicht?«, fragte ich unverblümt und wollte erneut versuchen aufzustehen. Allerdings verlief auch dieser Versuch im Sand, denn ehe ich nur ein Bein aus dem Bett schwingen konnte, drückte mich der Geldsack schon wieder in die Matratze zurück. »Du bleibst liegen!«, zischte er. »Hat er das schon des Öfteren getan?« Verwirrt sah ich ihn an, runzelte die Stirn. »Was meinst du?«, verlangte ich zu wissen und wäre gerne aufgestanden, um ihm wenigstens ein bisschen das Wasser reichen zu können. Denn wenn wir beide genau voreinander standen, gab es nur noch wenige Punkte in denen wir uns unterschieden. Bei mir war es die liederliche Kleidung, die einem sofort verriet, dass Seto und ich aus anderen Gesellschaftsschichten stammten und er ist eben einfach Seto Kaiba. Jeder kannte ihn und jeder wusste ganz genau wie er aussieht. Sie mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen und danach trotzdem unentdeckt bleiben zu wollen ist quasi unmöglich. Ich schallte mich selbst einen Idioten. Niemand könnte ihm das Wasser reichen! »Hat dein Vater dich schon öfters verprügelt?«, präzisierte er nun seine Frage. Am liebsten hätte ich diese Frage laut und deutlich verneint, aber irgendwer hatte mir mal gesagt, dass man nicht log. »Nein. Ein oder zweimal, ab und zu gab’s eine Ohrfeige, aber mehr ist das wirklich nicht passiert«, antwortete ich ausweichend und wandte den Blick ab. Auch wenn wir "verlobt" sind, war mir das dann doch etwas zu privat. Zumal ich spätestens nach unserer Hochzeit nicht mehr dazu verpflichtet war, meinem Vater überhaupt in die Augen zu blicken. Und da ich bis zu meinem Todestag hier leben würde, schaffte sich mein Familienproblem fast wie von selbst aus der Welt. Kaiba brauchte sich also nicht einzumischen! »Hast du schon mal darüber nachgedacht ihn anzuzeigen? Ich kenne da ein paar außergewöhnliche gute Anwälte, die die sicherlich helfen können!« Verstört blickte ich ihn an. Machte ich den Eindruck, als wolle ich meinen Vater anzeigen? Kaiba sollte sich lieber darüber Gedanken machen, wie wir das Jugendamt wieder los werden, bevor wir wirklich heiraten müssen! »Ganz ehrlich Kaiba«, entgegnete ich, »Ich habe zur Zeit andere Probleme als meinen Vater!« Wie zum Beispiel eine Hochzeit, die ich nie im Leben gewollt hätte. Nicht mal wenn mir Kaiba 500.000.000 Yen dafür gegeben hätte! Mein "Verlobter" schien dazu nichts mehr sagen zu wollen. Stattdessen verließ er einfach wortlos den Raum und ich drehte mich um, damit ich noch eine Runde schlafen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)