Blurred von YukiKano ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1 -------------------- »Mister Wheeler?« Die mutige Sekretärin steckte nur ihren Kopf zur Tür des Büros herein. Sie hatte in den letzten Tagen so viele pampige Antworten von mir kassiert, dass sie sich nicht mehr traute das Büro zu betreten. »Was gibt es?«, fragte ich und zog weiter mit Setos 1.000.000 Yen Kugelschreiber Kreise über mein Schmierblatt. Demnächst würde ich vor Langeweile umkommen, wenn hier nicht endlich etwas unterhaltsames passierte. Ich hatte heute wahrlich keinen meiner guten Tage erwischt. »Mister Layson ist in der Leitung. Es geht um den Software Deal für die Layson Ltd.!«, erläuterte sie ihr Anliegen. Ich drehte mich nach links, wo Mokuba saß und ein Bildchen ausmalte. Er schüttelte mit dem Kopf und ich drehte mich zurück zu Makoto. »Er soll Ihnen einen Rückrufnummer da lassen, ich melde mich später!«, antwortete ich und versuchte dabei besonders gewählt zu klingen. Ich fragte mich warum ich hier überhaupt saß. Mokuba hatte das alles hinter wunderbar unter Kontrolle und brauchte mich eigentlich nur zum Unterschriften leisten, damit das Jugendamt uns nicht auf die Pelle rückte. »Ist gut«, verabschiedete sich die Schwarzhaarige und zog die Bürotür leise ins Schloss. Sofort sprang ich auf. »Ich hab die Schnauze voll von dem Theater!«, zischte ich. »Ich kann froh sein das die Anderen davon noch nichts mitbekommen haben!« »Du machst dich wunderbar in deiner Rolle!«, antwortete mir der kleine Giftzwerg seelenruhig und legte seinen Stift bei Seite. »Außerdem pusht das die Firma. Joey Wheeler, der um seinen Verlobten bangt und gleichzeitig versucht dessen Firma nach bestem Wissen und Gewissen zu führen. Noch mehr positive Schlagzeilen kann man gar nicht mehr bekommen!« »Schön und wie lange soll das noch so weitergehen? Stell dir mal vor dein Bruder wacht nie wieder auf? Wer kümmert sich dann um die Firma?«, brauste ich auf, merkte erst zu spät was ich eigentlich gesagt hatte. Natürlich müsste man in Betracht ziehen das Seto The Greatest Asshole Kaiba nie wieder die Augen öffnete, aber Mokuba schien das noch nicht so ganz realisiert zu haben. Deswegen hatte ich mich auch in den vergangenen Tagen recht vorsichtig ausgedrückt und versucht das Thema nie direkt anzusprechen, aber langsam reichte mir das alles. Ich konnte diese Rolle nicht ewig spielen. Irgendwann musste ich auch mal wieder anfangen mein eigenes Leben zu leben. Und in dem hatte Seto Kaiba einfach keinen Platz. Der Knirps schien allerdings sowieso in anderen Dimensionen zu leben. Das hatte ich bedauerlicherweise schon vor drei Wochen feststehenden müssen, als er mich bat auf einen unbestimmten Zeitraum Setos Trauernden Verlobten zu mimen, damit die beiden die Firma nicht verloren. Ziemlich widerwillig hatte ich dem zu gestimmt und steckte nun metertief in der Scheiße. Denn erst nachdem ich Mokuba hoch und heilig versprochen hatte ihn nicht im Stich zu lassen, hatte ich erfahren, dass niemanden mit Bestimmtheit sagen konnte wann und ob Kaiba überhaupt wieder aus seinen Träumen erwachte! »Es tut mir Leid!« »Nein du hast ja recht«, gab Mokuba niedergeschlagen nach, wandte sich zu der großen Fensterfront. »Ich kann die Firma frühestens in vier Jahren übernehmen und so lange kann ich dich nicht davon abhalten dein eigenes Leben zu führen. Wenn Seto nicht wieder aufwacht, verlieren wir die Kaiba Corp. eh und ich komme ins Heim.« »Heim?«, echote ich. »Davon erzählst du mir zum ersten Mal!« Mokuba seufzte. »Ich hatte dieses Ende der Geschichte um ehrlich zu sein auch nicht in Betracht gezogen. Aber umso mehr Zeit ins Land geht, umso wahrscheinlicher wird diese unschöne Wendung!« Ich seufzte, wandte mich ebenfalls zum Fenster. Von hier oben sahen die Menschen aus wie kleine Ameisen. Ameisen, die jederzeit von einem großen Fuß zerquetscht werden konnten. Ganz unvorbereitet aus dem Leben gerissen. Ungewollt verglich ich Mokubas großen Bruder mit den Menschen da unten. Und auf Seto trafen viele Adjektive zu. Egoistisch, aalglatt, narzisstisch, viel zu sehr von sich selbst überzeugt. Aber unvorbereitet war er nicht. Auch wenn er ab und zu ein wichtiges Duell verlor, kam er nichts desto trotz nie unvorbereitet in eine Arena. Und deshalb konnte ich mir nicht vorstellen, dass er nie in seinem Leben daran gedacht hatte zu sterben. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass er nicht an Mokuba und seine Firma gedacht hatte. Dass er seinen kleinen Bruder einfach sich selbst überließ. »Hat er keine Vorkehrungen getroffen?«, fragte ich den Schwarzhaarigen besorgt. Dieser schüttelte allerdings nur mit dem Kopf. »Er war immer so besorgt um seine Sicherheit, dass er niemals damit gerechnet hat, er könnte bei so einem Verkehrsunfall draufgehen.« Ich seufzte erneut. Irgendwie war es klar, dass dem großen Seto Kaiba ein Autounfall viel zu unspektakulär war. Er wollte sicherlich bei irgendetwas sterben, wo auch ganz sicher in den Nachrichten berichtet wurde. Ein Gebäudeeinsturz oder ein kenterndes Schiff. Mit einem Auto gegen einen Pfeiler zu brettern und dadurch ins Gras zu beißen, war einfach unter eines Kaibas Würde! »Zwei Wochen noch, länger spiele ich nicht mehr mit. Lass dir was einfallen!«, sagte ich, zog meine Krawatte locker und griff nach meiner Aktentasche. Dass ich so etwas irgendwann mal besitzen würde, hätte ich niemals gedacht. Mehr als ein paar Dosen Cola und was zum Essen war da zwar auch nicht drin, aber das musste ja keiner wissen. »Ich geh jetzt nach Hause. Sag Makoto sie soll alle Anrufer um eine Rückrufnummer beten, ich trauere. Wir kümmern uns morgen darum. Gute Nacht!« Mit diesen Worten verließ ich das Büro, was in den letzten Tagen so etwas wie mein zweites zu Hause geworden ist. Vor dem Raum saß Makoto, die ich zum Abschied grüßte, ehe ich im Aufzug verschwand. Durch den Hintereingang verließ ich das Gebäude, wo bereits mein ganz persönlicher Wagen, mit meinem persönlichen Chauffeur auf mich wartete. Ich stieg ein, ließ mich erschöpft auf die ledernere Rückbank fallen und zog die Krawatte locker. »Nach Hause, Mister Wheeler?«, fragte mich der Fahrer von vorne aus. An diese förmliche Ansprache hatte ich mich noch immer nicht gewöhnt. Das klang irgendwie falsch, denn ich war wahrlich niemand den man Siezen sollte. »Nach Hause!« ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× »Mokuba!«, donnerte ich bereits beim Betreten des Büros. In der Hand hielt ich die heutige Ausgabe der Tageszeitung. Die und Mokubas dämliche Idee waren auch der Grund dafür, dass mein Vater mir heute Morgen am Frühstückstisch eine saftige Ohrfeige verpasst hatte, welche noch immer schmerzte. Der kleine Kaiba saß bereits am Schreibtisch. Er hatte ein ähnlich ernstes und kühles Gesicht aufgelegt, wie sonst sein Bruder immer. Er schien also zu wissen, was ihn heute erwartete. Genauso wie sein Bruder, der auch alles immer schon im Vornherein wusste. Seto mit etwas überraschen zu können, war schier unmöglich. Es sei dem man hieß Yugi und spielte Duell Monsters wie ein junger Gott – oder ägyptischer Pharao. »Es tut mir Leid«, entschuldigte sich der Kleine, was mich sofort in der Bewegung stoppen ließ. Mokuba erhob sich aus seinem Stuhl. »Unser Anwalt hat sich bereits mit den Chefredakteuren in Verbindung gesetzt. Einen weiteren Artikel wird es über dich nicht geben, aber dieser hier lässt sich leider nicht mehr rückgängig machen!« »Ich hoffe nur für dich, dass den niemand gesehen hat, den ich kenne!« Von meinem Vater mal abgesehen. Der hat mir ja bereits heute Morgen gezeigt was er davon hält. »Mach dir darüber mal keine Sorgen, oder willst du mir jetzt erzählen jemand von deinen Freunden liest Zei-« Unterbrochen wurde er von meinem klingelnden Handy. »Wenn man vom Teufel spricht!«, lachte ich hysterisch, fummelte mein Telefon aus der Hosentasche und nahm das Telefonat an, ohne vorher zu schauen wer da eigentlich anrief. Im Nachhinein gesehen eine ziemlich dumme Aktion! »Hallo?« »Hast du uns was zu sagen?«, erwiderte Tristan vom anderen Ende der Leitung. »Eigentlich nicht!«, tat ich unwissend, wohlwissend das die Nummer nicht funktionieren würde. »Warum wirst du dann in Dominos größter Tageszeitung als Seto Kaibas bangender Verlobter aufgeführt. Sei froh wenn der das nicht sieht und dir dafür den Kopf abreißt«, lachte mein bester Freund, verstummte dann aber urplötzlich wieder. »Wie kommen die eigentlich darauf? Ganz sicher das du uns nichts zu sagen hast?« »Vielleicht doch«, gab ich schließlich auf. »Habt ihr heute Abend Zeit?« »Wieso erst heute Abend? Bist du etwa noch beschäftigt?«, entgegnete Tristan, flötete die letzte Frage geradezu vor sich hin. Jetzt ist es amtlich. Ich werde ihn töten. Alleine, dass er nur in Betracht zog, ich hätte was mit Kaiba am Laufen, reichte schon um einen Mord vor Gericht zu rechtfertigen. »Wir sehen uns heute Abend bei Yugi, bis dann!«, verabschiedet ich mich, würgte damit weitere Fragen seinerseits ab und legte einfach auf. Als ich mein Handy wieder in meiner Hosentasche verstaut hatte, bemerkte ich Mokubas forschen Blick, der mich regelrecht auseinander nahm. »Was?«, zischte ich ziemlich angefressen. »Hab ich was im Gesicht?« »Nein.« »Was ist dann?« »Du hast gerade wie Seto geklungen!« ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Ich hatte den Fahrer angewiesen einen Umweg zu fahren, damit ich meine Gedanken sortieren und mir genau überlegen konnte, was ich später sagen sollte. Am liebsten hätte ich mir den kleinen Kaiba Spross unter den Arm geklemmt und ihn mit hierher geschleift. Denn er konnte diese ganze verworrene Situation mit Sicherheit besser erklären als ich. Mal davon abgesehen, dass mir eh keiner glauben würde, egal was ich sagte. Ob nun Wahrheit oder Lüge, es spielte keine Rolle. »Mister Wheeler?« »Ja?«, erwiderte ich, versuchte dabei cool und gelassen zu klingen. Auch wenn ich das in Wirklichkeit gar nicht war. In meinem Inneren tobte nämlich gerade ein Schneesturm. »Wenn wir nicht noch einmal durch ganz Domino fahren wollen, sollte ich jetzt abbiegen!« Ich seufzte. Der Situation konnte ich mich nicht länger entziehen. »Tun Sie das«, murmelte ich leise, richtete meinen Blick in Richtung Fenster. Wir hatten die Wolkenkratzer besetzte Innenstadt Dominos noch nicht verlassen, führen seit einer geschlagenen Stunde in einem Radius von fünf Kilometern um das Gebäude der Kaiba Corp. herum. Der Fahrer nahm die nächste Ausfahrt der Stadtautobahn und schon kurz darauf fielen mir die großen Einfamilienhäuser aus Yugis Viertel ins Auge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)