Erinnerungen eines Soldaten von MadMatt ================================================================================ Prolog: Wer bist du? -------------------- “Schön, dass sie gekommen sind. Ich kann es, wenn ich ehrlich bin kann ich es immer noch nicht glauben. Sie sind eine Legende.”   “Tss...Ihr Kinder redet immer viel. Sie alt warst du Mädchen, als wir das erste Mal die Paradisinsel verließen?”   “Ich war noch nicht geboren.”   “Dachte ich mir.”   “Also...ich...hm...also ich bin Maxima Schröder, Redakteurin des Troster Postillion, aber alle nennen mich Maxi und wir möchten eine großangelegte Reihe über die einzigen Helden schreiben…”   “Du meinst über die, die es noch nicht dahingerafft hat.”   “Ja, also…”   “Schon gut Kindchen, das war nur der Zorn eines alten Mannes der schon vor langer Zeit gehen wollte.”   “Kein Problem.”, sprach die junge Frau anfang zwanzig, die nervös an ihrer Schreibmaschine rumfummelte, dies war zwei Dingen geschuldet. Maxi hatte vor rund drei Wochen bei der größten Zeitung auf der Paradisinsel angefangen und der Zufall wollte, das ihr gegenüber ein Mann saß, der milde gesagt als Ikone des Militärs gefeiert wurde.   Dabei sah er auf den ersten Blick nicht gerade wie ein typischer Soldat aus. Sein Gesicht war eingefallen und ein paar Falten sowie die grauen Strähnen, welche sein Haar durchzogen, ließen darauf schließen, dass er seine Glanzjahre schon hinter sich hatte. Allerdings wollte sich Maxima diese Chance nicht entgehen lassen, sie wollte alles herausfinden, die Geschichten aus erster Hand hören, erfahren wie es war einem Titan gegenüber zu stehen. Es musste ein unbeschreibliches Gefühl gewesen zu sein, Angst, Zorn, Hass, Maxi konnte sich nicht vorstellen was sein Gegenüber durchgemacht haben musste.   Jedoch war dieser in die Jahre gekommene Mann schon zu seinen aktiven Zeiten als “stärkster Mann der Welt” berühmt war, dabei schien er nicht größer zu sein als eine zierliche Frau.   “Wolltest du mich nicht ein paar Dinge fragen?”, Maxi sah auf, sie war so voller Gedanken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass sie ein graues Augenpaar durchdringend musterte.   “Ja, Entschuldigung. Also ich habe von meinem Chef einen Fragenkatalog bekommen, allerdings glaube ich kaum, dass ihnen dieser überhaupt interessiert.” - plötzlich ein Lächeln, oder fast eher nur ein Zucken. War dies ein Funke dessen was sie von so vielen schon gehört hatte. Maxi spürte wie sie Gänsehaut verspürte, dann streckte er ihr seine rechte Hand entgegen und ihre wachsamen Augen bemerkten einen angelaufenen Ring, als sie ihm ihr Skript reichte.   Nervös musterte sie den mächtigen Mann, der nun mehr und mehr den Kopf schüttelte.   “So eine Scheiße!”, zischte er und warf die Blätter arglos auf den Boden.   “Das ist wirklich absoluter Schwachsinn. Nicht nur, dass die Fragen nur belangloser Mist sind, das ist keine gute Grundlage für deine Arbeit.”, Maxima war verwundert, wieso lag ihm etwas an ihrer Arbeit? Hatte dies einen besonderen Grund? Dem auf den Grund gehen wollte die Journalistin nur zu gerne, doch sie traute es sich nicht. Sie nahm die Dinge so an, erkannte, das Fortuna ihr ein kleines bisschen ihre Gunst geschenkt hatte und machte einfach weiter.   “Okay, dann ohne das schlechte Skript.”   “Ja, ohne das Scheißskript.”, setze der Mann nach und die junge Frau konnte sich schon ein klein wenig ein Bild davon machen wie einschüchternd er früher sein musste.   “Na gut, also wie wollen wir nun weiter machen?”, die junge Redakteurin fühlte sich ohne ihren roten Faden plötzlich vollkommen aufgeschmissen. Im Gegenzug bekam sie ein lautes Seufzen zu hören. “Also mir wurde ein Brief geschrieben, dass ich mich für einen arschvoll Schotter zehn Mal mit einem Zeitungsmenschen treffen soll der mich interviewt, ich weiß nicht was du machst, aber das Zimmermädchen des Hotels scheinst du nicht zu sein, denn meinen Tee sehe ich immer noch nicht.”, der Ton wurde schroffer und Maxima spürte wie diese Worte nun kalt und hart waren. Sie musste sich etwas einfallen lassen, sie eine Größe galt es nicht zu verärgern.   “Schön!”, begann sie plötzlich wild entschlossen schob die Schreibmaschine beiseite und lehnte sich zurück.   “Dann reden wir, dann erzählen sie doch einfach mal. Mir ist es ganz egal wie, ich will zum Schluss nur eine Frage beantwortet haben.”, sagte Maxima nun selbstsicher und schien das Interesse ihres Gegenüber nun wieder geweckt zu haben. Er neigte den Kopf zur Seite, musterte die junge Frau mit seinen grauen Augen, man konnte ein Lächeln auf seinen Lippen erahnen.   “Du erinnerst mich an jemanden Mädchen, weißt du das? Dieser Person, sie war in jungen Jahren genau wie du, ich hab dieses Feuer schon lange nicht mehr gesehen. Also gut, welche Frage möchtest du nach dem zehnten Treffen beantworten können?”   Ein Moment der Stille war eingetreten, beide sahen sich einfach nur an und Maxi schien erst  noch einmal Mut fassen zu müssen, um diese vier einfachen Worte aussprechen zu können.   “Wer ist Levi Ackermann?   Kapitel 1: Interview I: Der Abschaum der Gesellschaft oder der stärkste Soldat der Menschheit? ---------------------------------------------------------------------------------------------- “Wer ist Levi Ackermann.”, ein verächtliches Schnauben.   “Ich glaube, dass dafür zehn Treffen nicht ausreichen... aber nun gut. Hätte ich immer gleich die Flinte ins Korn geworfen, würden wir wahrscheinlich immer noch hinter den Mauern leben. Also schön, wo soll ich anfangen.”, Levis Blick wanderte durch den Raum und doch war es Maxima, die das Wort ergriff und eine wohl sehr bekannte Frage auf den Plan rief.   “Wie sind sie zum Militär gekommen?”, fragte sie vorsichtig, ihr Blick war fest auf den Mann geheftet, der so elegant, fast katzenhaft auf dem alten Stuhl saß ein Bein über das andere schlug und müde lächelte.   “Diese Frage interessiert viele, ich habe sie oft, eigentlich nie so wirklich beantwortet, da viele mit der Antwort sicher nicht glücklich gewesen wären.”, sprach Levi und Maxi wollte nun nur noch mehr wissen was sich hinter alle dem verbarg.   “Was glaubst du Mädchen, wie bin ich zum Militär gekommen?”, Maxima stockte, wieso bekam sie jetzt Fragen gestellt? Eigentlich war das doch ihr Job, doch sie mahnte sich erneut, dass dies hier eine einmalige Chance war und sie wollte nun einen Teufel tun und sich diese Chance verbauen.   “Ich gehe mal davon aus, dass sie bei der Militärakademie waren und sich dann den Aufklärungstrupp angeschlossen haben und durch ihr Talent schnell aufgestiegen sind.”, erklärte sie und obwohl, dies sehr plausibel klang, war der jungen Journalisten klar, dass dieser Satz wohl nicht der Wahrheit entsprach.   “Amnestie.”   “Was?”, Maxima blickte mit weit offenen Augen zu Levi und konnte nicht ganz glauben was er da sagte. Bedeutet dies etwa, dass der berühmte Levi Ackermann, der die Eldia aus dem Slums befreite im Grunde nur ein Krimineller war. nein, das konnte nicht sein, dass passte einfach nicht. Dieser Mann hatte doch tausende leben vor dem Tod bewahrt.   “Das überrascht nicht wahr?”, die Stimme des Ackermanns durchschnitt den Raum. Maxima blicke wieder auf. Sie schien eine ganze Weile nichts gesagt zu haben. Sich kratze sich etwas verwundert am Kopf.   “Um ehrlich zu sein ja, wissen sie jeder feiert sie und…”, sie stockte, die junge Frau wollte es einfach nicht aussprechen.   “...dass ich ein Krimineller bin passt einfach nichts ins Bild?”   “Ja...bitte entschuldigen sie.”   “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, es ist die Wahrheit. Sie entspricht leider oft nicht dem Ideal, welches wir uns ausgemalt haben.”, sprach Levi trocken und Maxima nickte nur knapp.   Wieder entstand ein Moment des Schweigens, wobei Maxi aus dem Fenster blickte und Levis alte Augen auf dem jungen Mädchen hängen blieben.   Du bist ihm so ähnlich, er hatte immer den gleichen schuldbewussten Blick…   “Also wenn das in Interview geben soll, solltest du nicht wie eine Heulsuse aus dem Fenster starren, das kann ich nämlich gar nicht leiden.” Denn das hat er auch immer gemacht…   “Ja, entschuldigen. Es ist einfach schwer vorstellbar.”   “Es ist aber die Wahrheit. Du brauchst dich nicht dafür schuldig zu fühlen, aber ich sehe in deinen jungen Augen die Enttäuschung.”, sagte der schwarzhaarige Mann und Maxima fühlte sich sofort ertappt.   “Okay, okay, okay...Also dann erzählen sie mir doch mehr. Weshalb genau wurde ihnen Amnestie angeboten, und wer hat sie ihnen verschafft?”, Maxima hatte sie wieder mehr gesamt und versuchte nun wieder professionell zu bleiben.   “Bandenkriminalität, illegaler Handel mit Alkohol und Rauschgift, Körperverletzung in über dreißig Fällen, sowie vier Fälle von Totschlag, obwohl diese mir nie Nachgewiesen werden konnten. Und die Absolution zur Narrenfreiheit verschaffte mir Erwin Smith.”, erklärte der Ackermann trocken und Maxi spürte einen Schauer über ihrem Rücken, das waren alles andere als kleine Delikte, das klang nach einem waschechten Kriminellen.   “Der Erwin Smith?”   “Ja, Kommandant Erwin Smith.”   Nun hatte es Maxima gepackt. Wie war dies zu Stande gekommen, jetzt musste sie es wissen. Ihre erste Enttäuschung über Levis “Geständnis” war verflogen und die berufliche Neugier war an ihrem Platz getreten.   “Wie kam das zu Stande? Was hatte der Kommandant damit zu tun?”, plötzlich lag in ihrer Stimme ein gewisses Feuer. Ihre Augen schienen danach zu brennen zu erfahren was damals geschehen war.   “Also zu diesem Zeitpunkt war Erwin nicht nicht der Kommandant, aber alles nach der Reihe. Am besten schenken sie uns ein Tässchen Tee ein, das könnte nun etwas dauern.   . . .   Es war das Jahr 848, wir befanden uns zwei Jahre vor den Angriff auf den äußersten Mauerring, ich war 18 Jahre alt und hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie überhaupt einen Teil der Mauer, geschweige dessen einen Titan überhaupt gesehen. Obwohl, niemand von uns hatte so ein hässliches Drecksding bisher gesehen, denn wir lebten alle in einer der Unterweltstädte. Genauer gesagt in der Unterweltstadt  unter dem Bezirk Stohess, welche hier oben keinen Namen hat, doch wir nannten diesen fauligen Tod einfach nur "unser Zuhause".   Niemand wurde besonders alt, es gab keine ärztliche Versorgung, und um sich Medikamente leisten zu können, musste man über Leichen gehen. Mit einem normalen Beruf kam man hier unten nicht sonderlich weit, besonders nicht als Sohn einer Hure. Ja, ich hatte ein ganz besonderes Los gezogen, auch meine Freunde bestanden aus dem Abschaum den keiner haben wollte. So lebten wir nach unserer Gerechtigkeit und versuchten einfach zu überleben. Anfangs stahlen wir einfach nur verschimmeltes Brot, doch nach einigen Jahren waren wir, der Deck des gesellschaftlichen Abschaums, zu waschechten Kriminellen aufgestiegen. Also wir waren keine Auftragsmörder, das nicht, wir sahen uns eher als eine Art Robin-Hood-Dreigestirn. Wer wir waren? Furlan, Isabel und ich. Mehr gibt da eigentlich nicht zu erwähnen, wir waren nichts Besonderes, zumindest glaubten wir das. Wir waren eine Schmugglerbande, die dafür, dass wir noch so jung waren recht erfolgreich war.   Isabel machte die Geschäfte, sie war eine wirklich hübsche junge Frau, die mit ihrer robusten Art und zugleich charmanten Art uns gut Aufträge an Land zog. Furlan war unser Schatzmeister, er verwaltete unsere Finanzen und sorgte dafür, dass wir möglichst profitabel davon kamen. Tja, und dann gab es noch mich - Levi. Ich war der Mann fürs Grobe, denn was anderes hatte man mir nie beigebracht. Man sollte allerdings hierbei hinzufügen, dass ich nicht ein überzeichneter Schlachtmeister war, nein, mein Talent lag woanders. Isabel sagte immer ich sie eine schwarze Katze. Man bekam sie nie zu fassen, doch wenn sie einem über die Straße lief bedeutete das nichts gutes.   Lange Zeit verstand ich nicht was sie damit meinte, vielleicht wollte ich es einfach nicht glauben, doch erinnere ich mich an diesen einen Tag in meinem Leben noch sehr genau, der Tag an dem der Jagthund des Aufklärungstrupps kam um die schwarze Katze aus der Unterwelt zu fangen.   Wir flogen durch die verbaute heruntergekommene Stadt, wir versuchten mal wieder unsere Ärsche zu retten, denn wir hatten mehrer Kisten Tabak illegal von einer Kutsche des Königs uns hierher bringen lassen und hatte damit den Reibach gemacht. Es war zu erwarten, dass nur wenige Tage danach die Militärpolizei nach uns suchen würde, schließlich war dies nicht das erste Mal.   “Die sind dieses Mal aber echt hartnäckig, meinst du, wir sollen in der Formation bleiben, Levi?”, Furlan sah zu mir, er hatte Recht, diese Kerle waren dieses Mal viel schneller, normalerweise hielten sie keine lange Verfolgungsjagd durch, allerdings schienen sie heute wir von einem anderen Stern zu sein.   “Es wird besser sein, Furlan, Isabel ihr geht weiter nach Nordosten, ich werde versuchen sie im Westen abzulenken, direkt durch die Katakomben.”, rief ich ihnen zu und so teilten wir uns auf. Auch unsere Verfolgergruppe die aus sechs Personen bestand, teilte sich auf, allerdings nahmen nur zwei Soldaten sich meine Freunde vor, während vier an mir hängen bleiben.   Ich war schnell, ja so einfach konnte mich niemand einholen und normalerweise hielten die Typen von der Militärpolizei nicht wirklich lange Schritt, doch dieses Mal  verlief alles anders.   Verdammt sind die schnell, so einfach werde ich sie nicht los!, dachte ich und beschloss ein knappes Wendemanöver zu starten, denn wir bewegten uns direkt auf eine hohe Mauer zu. Ich eilte also voraus, die Soldaten folgten mir wie geplant, mit einem dumpfen Geräusch rasteten die Harken meines 3D-Manöver-Apparates ein und ich machte einen Salto und bewegte mich wieder in die andere Richtungs als ich sie sah…   Dieser Moment würde ich nie in einem Leben vergessen, ich hatte von ihnen gehört, allerdings wollte etwas in mir nie glauben, dass es sie wirklich gab - die Soldaten des Aufklärungstrupps. Allerdings standen sie, na ja eigentlich jagten sie mich immer noch durch die Stadt, vor mir. Dieses tiefe grün, welches der Grund für zwei Flügel bildete. Ihre Geschwindigkeit war deutlich schneller als die der Militärpolzei, doch war es ihre Agilität, welche mir letztendlich zum Verhängnis werden würde.   Mein Wendemanöver hatte nicht sonderlich viel gebracht, die Soldaten waren immer noch hinter mir her, also musste ich noch mehr Risiko eingehen. Ich jagte quer durch heruntergekommene Gebäude, schien zwei von ihnen abzuhängen, allerdings waren die zwei Größen von ihnen immer noch hinter mir her.   Also musste ich noch weitermachen, irgendwie würde sich schon eine Möglichkeit ergeben diese Idioten abzuhängen, allerdings fragte ich mich immer mehr was sie überhaupt von mir wollten.  Jedoch kam ich nicht dazu weiter groß darüber nachzudenken, denn gerade als ich unter einem Viadukt hindurch flog, brach es über mir zusammen, in letzter Sekunde schaffte ich es nicht von den Trümmern erschlagen zu werden, als mir plötzlich ein riesiger blonder Kerl am Rockzipfel hing, welcher nun da er den Abstand immer dichter zwischen uns machte, mich in ernsthafte Schwierigkeiten brachte. Zum ersten Mal wurde ich nervös, zuvor hatte es noch keiner dieser Kerle geschafft eine Verfolgung so lange durchzuhalten und mir dabei so nah zu kommen. Allerdings brauchte ich mir nicht mehr lange gedanken zu machen, denn der Kerl war nun so dicht an mir, dass er zum Angriff überging. Auch ich zückte mein Messer, scheute keine Gegenraktion, doch dann, es war erst nur ein großer schwarzer Schatten, mischte sich Erwin Smith, was nebenbei erwähnt, unsere erste Begegnung war, ein. Nur Sekunden später sah ich im Augenwinkel, dass sie Furlan und Isabel gefangen hatten - diese Schlacht konnte ich nicht gewinnen. Ich ließ klappernd mein Messer fallen und wurde grob festgenommen.   “Was wollt ihr verdammten Schweine!”, brüllte ich und doch ließ sich Erwin Smith davon nicht beeindrucken. Ich sträubte mich wie ein Tier, der große blonde Typ hatte Mühe mich festzuhalten, doch Erwin hatte dieses Lächeln an sich, ein Lächeln, welches ich noch Jahre später öfters zu sehen bekommen sollte.   “Woher habt ihr die 3D-Manöver-Apparate?”, sagte er mit ruhiger, wenn doch sehr eindringlicher Stimme.   Ich schwieg, auch die anderen beiden schwiegen, dann stelle Erwin erneut die Frage und da wir wieder nicht antworteten, wurde mein Gesicht plötzlich gewaltsam in den Dreck gedrückt - welch glorreicher Tag!   “Das kann ihnen doch egal sein!”, blaffte Furnal, und doch interessierte es Erwin nicht was er sagte, sein Blick klebte weiter an mir.   “Wo habt ihr den Umgang gelernt? Wurdet ihr vom Militär ausgebildet?”, fragte er weiter, während der andere Typ mein Gesicht noch tiefer in den Dreck drückte.   “Ihr Leute von dort oben versteht das nicht, ihr habt keine Ahnung! Hörst du mir zu? Ihr versteht uns nicht!”, mischte sich nun Isabel ein, doch Erwin Smith ließ sich auch davon nicht beeindrucken.   Er lief zielstrebig auf mich zu, blieb stehen und ging in die Knie, während mein Gesicht weiterhin im Dreck steckte. “Du scheinst mir der Anführer dieser Bande zu sein, dein Name ist Levi, richtig? Ich schlage dir einen Deal vor….”   Einen Deal? Was soll die Scheiße?   “...ich sorge dafür, dass euch all eure Straftaten erlassen werden, im Gegenzug werdet ihr Mitglieder des Aufklärungstrupps, ihr lebt nicht mehr hier unten und werdet dort draußen zu ehrenhaften Männern.”, Erwins Worte hallten in meinem Kopf. Es war die erste Sekunde eines neuen Lebens...   . . .   “Ich werde diese Worte wohl nie vergessen.”, Levi blickte etwas gedankenverloren zur Decke. Maxima hatte gespannt ihm gegenüber gesessen und einfach nur seinen Worten gelauscht.   “Wie ging es weiter? Verlief alles reibungslos?”, sagte sie leise und dann war da wieder dieser bedeutungsschwangere Blick.   “Reibungslos? Wir wollten Erwin ursprünglich beklauen und wieder abhauen, dann jedoch gingen Furnal, Isabel und ich, das erste Mal hinter die Mauern, ich war einfach nur überwältigt von den Weiten, welche ich dort sah, dann kam der Regen….”, Levi pausierte, Maxi spürte, dass dies nicht gutes bedeuten konnte, doch bevor sie etwas sagen konnte redete ihr Idol einfach weiter.   “Furnal und Isabel wurden von Titanen getötet. Als ich kam war von Furnal nur noch ein paar Beine übrig und von Isabel der Kopf, dann brauch mein Kartenhaus zusammen. Ich hatte nun gar nichts mehr, wie in einem Rausch tötete ich die Titanen und dann war es wieder Erwin, welcher da war, er half mir, war zur Stelle und ich verstand für was er kämpfte. Er hatte mich einen Kriminellen an die Oberfläche geholt, mir Freiheit geschenkt und gezeigt, dass noch viel mehr da draußen war. So folgte ich ihm, ich folgte ihm von diesem Tag an und erkannte nun wo mein Platz war, ich hatte nun eine Familie, auch wenn ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.”   “Wer war ihre Familie genau? Waren es spezielle Mitglieder aus dem Aufklärungstrupp?”, fragte die junge Frau fieberhaft nach, doch Levi lächelte nur.   “Ich glaube das ist eine andere Geschichte.”   Kapitel 2: Interview II - Eren Jäger ------------------------------------   Es waren drei Tage vergangen, die Sonne ging bereits unter und doch hatte Maxi sich schwer getan vor ihrem zweiten Treffen, ihren ersten Artikel bei der Zeitung abzugeben. Sie wollte noch mehr wissen, dieses erste Interview hatte sie so gepackt, der große Held der Menschheit war eigentlich mal ein Krimineller? In ihrem Kopf gab dies einfach keinen Sinn, Levi Ackermann stand für Veränderung, er war ein Idol für so viele tausende Bürger. Sinnbild einer Revolution. Wie konnte dieser Mann ein Verbrecher sein?   Sie hatte schon als Kind die Zeitungsartikel verschlungen, konnte nicht genug von den Geschichten rund um die Mauer und den Titanen bekommen. Es wirkte heute kaum vorstellbar, dass die Menschen hunderte von Jahren hinter drei Mauern lebten und sämtlicher Transport mit Segelschiffen und Pferden stattfand. Maxima war sich sicher, dass das Heute - ihr Heute - nicht mehr mit dem damals zu vergleichen war. Den ganzen Weg dachte die junge Journalistin darüber nach, wie es wohl damals gewesen war.   Allerdings durfte Maxima nicht ihr eigentliches Ziel vergessen, sie wollte herausfinden wer Levi Ackermann war und dafür hatte sie nur noch neun Gelegenheiten! Sie musste sich maßregeln nicht den Kampf der Titanen, den Sturz der Regierung oder den Krieg gegen die Marley hier in den Fokus zu stellen, sondern sich auf den Menschen zu konzentrieren. Eine sehr schwierige Aufgabe, gab es doch sicherlich hunderte Geschichten, welche es zu erzählen galt. Sie hatte sich entschlossen eine ganz bestimmte zu erzählen, jedoch lag diese noch im Dunkeln, Maxima selbst kannte die letzten Seiten noch nicht, im Grunde nicht einmal die Richtung, welche diese Gesichte einschlagen würde.   Nebenbei sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass der ehemalige Hauptgefreite extrem selten Interviews gab, das letzte lag über sieben Jahre zurück und füllte damals gerade einmal eine Seite des Troster Tageblatts. Somit lastet schon ein gewisser Druck auf ihren Schultern.   Das zweite Interview sollte an einem anderen Ort stattfinden, dieses Mal traf Maxima Levi in einem Café, genauer gesagt in Café Schwarz eines der wohl bekanntesten Kaffeehäuser in Trost, bekannt für guten Kaffee und ausgezeichnete Torten. Sie hatte sich beeilt wollte auf keinen Fall zu spät kommen, Maxi hatte sehr schnell gespürt, dass Levi eine Person war, die schnell von anderen gelangweilt wurde, deshalb hatte sie sich den Kopf zerbrochen wie sie nun weiter machte und welches Thema sie als nächstes anschneiden würde, um ihrer Frage näher zu kommen   Dicke Wolken hingen über dem Himmel - sicherlich würde es bald regnen. Die Straßen waren leer und so hatte Maxima keine weiteren Probleme pünktlich zu erscheinen. Sie betrat das Café und eine Dame hinter dem Tresen erklärte, dass sie bereits erwartet würde.   Was? dabei bin ich doch fünfzehn Minuten früher dran?, dachte sie und eilte zum Hinterzimmer. Dort an einem kleinen Tisch, an einem Fenster saß er. Katzenhaft saß er auf einem alten Stuhl, hielt mit seiner rechten Hand seine Kaffeetasse am Tassenrand und blickte nicht einem auf, als die junge Journalistin den Raum betrat, obwohl außer ihnen niemand hier war.   "Komm ruhig her.", sprach Levi und winkte Maxi heran.   "Hallo, Herr Ackermann...", antworte Maxi und setzte sich.   "Du hast noch gar nicht veröffentlicht, sag... bin ich dir zu langweilig?"   "Nein!", kam es wie aus der Pistole geschossen von Maxima, scheinbar so schnell, dass Levi nun sie ansah.   "Nein?", begann er mit ruhiger Stimme und neigte den Kopf zur Seite.   "Nein, weil ich mir tausendprozentig sicher sein wollte. Ihr letztes Interview erschien vor sieben Jahren und wurde von einem Zeitungsveteranen geschrieben, es war außerordentlich wohlwollend, mit Witz geschrieben, und doch gefiel es ihnen nicht. Ich habe den Beschwerdebrief gelesen, welchen sie damals an den Verlag geschickt haben. Ich weiß wie selten sie sich bereit erklären Interviews zu geben, und... und ich möchte gute Arbeit leisten. Ich möchte weder meinen Verlag, die Zeitungsleser, noch sie enttäuschen.", erklärte Maxi mit etwas eingeschüchterter Stimme. Levi sah sie dabei nur an, sein Blick war starr und gab niemanden eine Chance zu entkommen, der einmal von ihm erfasst wurde.   "Der Typ hat aus dem Interview eine heroische Sage gebastelt, was einfach nicht der Wahrheit entsprach, das hat mich ziemlich geärgert, danach schwor ich mir keine Interviews mehr zu geben.", erklärte der Kriegsheld und Maxima entspannte sich etwas.   Die Wahrheit...   "Aber trotzdem sind sie hier?"   "Ja, trotzdem bin ich hier. Also ich denke mal wir sollten mal anfangen? Wie sieht es aus, über was willst du heute mit mir reden Kind?, Levi beobachte wie Maxima sich setzte und etwas aus ihrer Tasche kramte.   "Ich habe ein Zitat eines ihrer ehemaligen Kollegen gefunden, nun ja es ist eher eine ganze Textpassage, welche mich neugierig gemacht hat und vielleicht erzählen sie mir mehr dazu.", sie reichte Levi einen Zeitungsartikel mit einer unterstrichenen Textpassage.   Der Ackermann griff diese und las im Stillen diese.   "Als wir den Angriff auf die Marley planten war ich immer noch skeptisch. Konnten wir dieses Unterfangen überhaupt überleben? - doch dann als die beiden dort in Rebellio eine Schneise der Zerstörung durch die Stadt zogen und das gesamte Eldia-Ghetto binnen weniger Stunden befreit hatten, spürte ich es. Etwas hatte sich verändert. Zuhause auf der Paradiesinsel wurden sie gefeiert wie Helden, die Menschen hatten wieder Hoffnung. Wir hatten nur schwere Verluste über Jahre eingefahren und nun hatte sich das Blatt gewendet. Es schien an meinem besten Freund und dem damaligen Hauptgefreiten zu liegen, die beiden waren der Motor eines Widerstandes, einer Revolution. - Armin Arlert "   Maxima hatte während dessen Levi nicht aus den Augen gelassen, sie sah ihm zu wie er leise für sich las und irgendwie bildete sie sich ein, dass sich während dem Lesen die Gesichtszüge des Ackermanns zu verändern schienen, so wirkten sie weicher, doch in seinen Augen schien Wehmut aufzukeimen. Sollte Maxi etwas sagen? Sie verkniff sich den Gedanken, wohl auch, da Levi sie nun wieder ansah.   "Ich soll also über Eren Jäger mit dir sprechen?", sagte er kühl und plötzlich schien eine gewisse Spannung in der Luft zu liegen. Maxi war sich nun sicher, nein sie war fest davon überzeugt hier steckte mehr dahinter. Da war dieses Bauchgefühl, es verschwand einfach nicht, sie wollte herausfinden was dahinter steckte, aber wie sollte man das herausfinden? Sie war zwar noch jung, allerdings war sich die Journalistin sicher - einfache Fragen hatten hier keine Zweck! Vielleicht wurde sie sich damit sogar das Interesse von Levi Ackermann verspielen und genau so ein "Reinfall" werden wie der letzte Interviewer. Nein! Sie wollte es besser machen, doch war die Frage wie sie das anstellen sollte, jetzt im Moment, noch überfordernd.   Du wirst schon eine Lösung finden! Irgendwie schaffst du das schon, motivierte sich Maxima und raffte ihren Mut zusammen, um möglichst souverän zu wirken.   "Ja das will ich.", sagte sie kühn und erntet darauf ein knappes Schmunzeln. War das nun ein gutes Zeichen? Oder hatte die Blondine sich nun lächerlich gemacht? Sonst hatte sie immer gerne Interviews geführt, aber dieses stellte sich als wahrlich knifflig heraus. Dieser Mann schien ein Meister darin zu sein sich nicht in die Karten zu schauen zu lassen.   "Gut...", kam schließlich nur als Antwort und Levi legte dabei den Kopf etwas schief und stützte ihn mit zwei Fingern seiner rechten Hand ab.     Gut? Was heißt das jetzt? Was heißt das nun? Ich versteh diesen Mann nicht, auf der einen Seite total geheimniskrämerisch und dann wenn man scheinbar das richtige Stichwort in den Raum wirft zerpflückt er es in tausend Teile...fast schon wie eine wilde Straßenkatze..., Maxima haderte, doch mahnte sie sich erneut nun nicht aufzugeben, sie wollte eine gute Arbeit abliefern, also war es nun ihre persönliche Herausforderung aus diesem Menschen etwas herauszubekommen.   "Wie war ihr erster Eindruck von Eren. Was haben sie gedacht? Ich habe recherchiert, dass Eren Jäger noch ein Rekrut war, als seine Titanenkräfte zum ersten Mal aktiviert wurden, sie waren bereits im Aufklärungstruppe. Also habe ich geschlussfolgert, dass er ihnen wohl präsentiert wurde, da den Aufklärungstrupp zu dieser Zeit Landes intere Geschichten nicht sonderlich tangiert haben.", sprach Maxi weiter und fand nun wieder mehr an Sicherheit in ihrer Stimme.   "Korrekt! Du scheinst recht gründlich zu arbeiten. Schön, schön, dann werde ich mal aus dem Nähkästchen plaudern.", Levi lehnte sich zurück und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.   "Ich diente in der Spezialeinheit des Aufklärungstrupps. Erwin hatte mir schon immer viele Freiheiten eingeräumt, da ich seiner Meinung nach 'sehr zufriedenstellende' Ergebnisse lieferte. Er war immer ein sehr ereignisorientierter Mensch, solang ich die Resultate lieferte, die er wollte, war er zufrieden. So war meine Team nördlich von Trost unterwegs, als wir die Nachricht bekamen der Kolossale Titan die Stadt angegriffen hatte und ein paar Rekruten diese verteidigten. Bis wir jedoch ankamen war das meiste schon geschehen, der damalige Kommandant der Mauergarnision Dot Pixis schien die Lage im Griff zu haben und wir vom Aufklärungstrupp durften wie üblich die Drecksarbeit machen und die Titanen töten. Allerdings war ich erstaunt weshalb Pixis alles im Griff zu haben schien. Ein Titan hatte laut diverser Aussagen die offene Mauer mit einem Felsen verschlossen. Es hörte sich schlichtweg bescheuert an, doch sah ich schon von weitem zwei Soldaten, die hektisch versuchten einen dritten aus dem Titanenrumpf zu befreien."   "Eren Jäger...", kam es plötzlich von Maximas Lippen, die dem Ackermann aufmerksam gefolgt hatte.   "Ja, es war in der Tat Eren...", begann Levi und wieder schien sein Gesicht voller Wehmut zu sein, dieses Mal war die blonde Journalistin sich noch sicherer.     "Ich schaffte es zwei Titanen, die im Begriff waren die drei Rekruten zu fressen, zu erledigen und konnte gerade noch zusehen wie Mikasa Ackermann und Armin Arlert Eren aus der Titanenhülle schnitten. Für einen kurzen Augenblick sahen mich diese grünen Augen an bevor der Junge vor Anstrengung das Bewusstsein verlor."     "Das bedeutet bei ihrer ersten Begegnung hatten sie keine Gelegenheit mit Eren zu sprechen?", Maxi war verwundert.   "Richtig, Eren wurde danach in Gewahrsam genommen und es dauerte über einen Tag bis der Junge zu sich kam, in dieser Zeit erstattete ich Erwin Bericht, welcher nun selbstverständlich den Jungen im Aufklärungstrupp haben wollte. Er war wie besessen. So waren wir die ersten, die mit Eren sprechen durften, nachdem der Junge aufgewacht war. Ich hielt mich im Hintergrund auf, beobachtete, überließ Erwin das Reden - so taten wir es immer. Ich betrachtete den jungen Mann, der eigentlich noch mehr ein Kind war. Ein Kind ohne Eltern, ohne Halt, nur mit einem Gedanken - die Titanen zu töten. Dieser Junge sollte also unsere Hoffnung sein? Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher. Aber er redete und redete, dann ließ er diesen einen Satz fallen. Er wollte alle Titanen töten und deshalb dem Aufklärungstrupp beitreten.", es entstand eine kurze Pause. Maxima und Levi sahen sich an.   "Also war diese ihre aller erste richtige Begegnung?", fragte sie.   "In der Tat, rückblickend, auf all die Jahre die folgten, würde ich diesen Augenblick als die Stunde null beziffern. Wir redeten an diesem Tag zwar kein weiteres Wort, allerdings sollte meine Entscheidung seinen Eintritt zu genehmigen vieles verändern. Sicher hast du darüber gelesen, dass ich wenige Tage später, den Jungen in einem vollbesetzten Gerichtssaal verprügelt habe.", erklärte Levi. Maxi nickte, sie hatte bei ihrer Recherche darüber gelesen.   "War er ihnen böse?", fragte sie vorsichtig und war verwundert, dass der damalige Hauptgefreite plötzlich breit grinste.   "Nein, Eren war mir nie böse, obwohl ich ihn nicht gerade fein behandelt habe."   Diese Aussage war wahrlich interessant musste Maxi feststellen. Sie schlussfolgerte, dass die beiden wohl mehr verband, ihre Geschichte war größer.   "Also waren sie die klassische, militärische Führungsposition für ihn oder doch ein Mentor?", sie spürte wie die Neugier immer mehr in ihr größer wurde. Vielleicht war auch dies der Grund, weshalb sie sich mehr und mehr mit ihren Fragen aus dem Fenster lehnte.   "Ich war so vieles für Eren und er war auch sehr vieles für mich."   Was war das für eine Antwort? Es war eine so schwammige Antwort, dass man nicht anders konnte wie nachzuharken? Die beiden musste viel verbinden. Natürlich, sie hatten in einer Einheit gedient, gekämpft, gewonnen und verloren, doch Maxi wollte in dieser Sekunde nicht glauben, dass dieser Satz nur auf diese Thematik spielte.     "Man bekommt das Gefühl sie beide verbindet etwas besonderes...", sagte die junge Journalistin, der Regen prasselte an die Fensterscheiben, das Tageslicht hatte stark abgenommen und man hörte wie sich das Café mehr und mehr zu füllen schien, während, der Raum in dem sich Levi und Maxima befanden, war  immer noch vollkommen leer war.   Beide blickten sich einen Moment einfach nur an, der Regen trommelte an die Buntglasfenster, doch eine Antwort schien nicht zu kommen.   "Ich sollte etwas sagen... Allerdings kann ich diese Frage nicht in einem Satz beantworten.", sagte der Ackermann nach eine Weil und dieses Mal war es Maxima, die den Kopf neigte.   "Dann erzählen sie mir einfach eine Geschichte, erzählen sie mir eine Geschichte von Eren Jäger, die mir zeigt wie sie ihn sahen."   Levi nahm einen Schluck aus seiner Tasse, er dachte nach. Maxima wusste sich, ob dies gut oder schlecht zu deuten war, allerdings nach einer schirr unendlichen Pause, lehnte sich Levi zurück und suchte nun die Aufmerksamkeit der jungen Journalistin.   "Eren war immer sehr loyal zu mir, was ich lange Zeit nicht verstand, so kannte er mich nicht und ich ihn nicht..."       . . . . .   Es war ein kalter Novembermorgen irgendwo am nördlichen Ende der Welt, eben dort, wo die äußerste Mauer allen Menschen eine Grenze bot. Der Aufklärungstrupp hatte seine Spezialeinheit in den Norden verfrachtet, da sie dort, umgeben von nur wenigen Menschen, den Raum und Zeit gab Eren in diese eingeschworen Gruppe zu integrieren. Der Winter war hart, er hatte sich schon früh angekündigt und ihre Rückreise Anfang Dezember würde sich wohl aufgrund der anhaltend schlechten Witterungsverhältnisse verzögern. Sie befanden sich in einer alten Jagtresidenz, die abgeschieden genug war, dass Levi und seine Kameraden alle Freiheiten hatten Eren zu trainieren.   Der Abend hatte Mitternacht schon weit überschritten, Petra und Gunther hatte eine Erkältung und Eren trieb der nächtliche Hunger in Richtung Küche im unteren Stock. Die Zimmer befanden ich auf der ersten und zweiten Etage, die Treppenstufen knarrten, während sich der junge Soldat nach unten bewegte. Vermutlich schliefen alle schon, zumindest ging Eren davon aus. Er wollte ja nur ein Stück Brot und vielleicht auch etwas Käse finden, und dann wieder weiterschlafen. Mittlerweile hatte Eren sich in die Gruppe schon etwas eingelebt. Eld und Gunther hatten sich als wahre Manöver-Spezialisten herausgestellt und zeigten dem jungen Jäger einige Tricks. Aurou unterhielt die ganze Truppe Tag ein Tag aus mit seinen neunmalklugen Lebensweisheiten, allerdings scheute er es zu keinem Zeitpunkt jemanden zu helfen oder einen ernst gemeinten Rat zu geben. Petra mochte Eren besonders, sie war die gute Seele der Spezialeinheit. Nicht nur, dass sie eine hervorragende Soldatin war. Petra hatte ein Gespür zwischen Zeilen zu lesen. So gab sie Eren gerade in der Anfangsphase immer die ein oder andere Hilfestellung, damit er sich keinen Ärger einhandeln oder den Hauptgefreiten enttäuschte.   Tja, der Hauptgefreite, das Kronjuwel in Erwin Smiths Aufklärungstrupp. Eren hatte bereits in seiner Ausbildungszeit von dem Hauptgefreiten Levi erfahren, jedoch hatte er sich ihn immer ganz anders vorgestellt. Mehr wie Erwin, der groß gewachsen war, breite Schulter, muskulös und immer heroisch, motivierend und allzeit bereit zu all seinen Leuten sprach. Gegenüber Erwin wirkte Levi auf den ersten Blick wie einen unscheinbare schwarze Katze. Der Hauptgefreite war ein gutes Stück kleiner als Eren, war schlank, wirkte nicht sonderlich muskulös - zumindest auf den ersten Blick. Eren hatte schon längst zu spüren bekommen. Levi bestand weiterhin darauf, dass die gesamte Spezialeinheit von ihm auch im Nahkampf trainiert wurde, auch Eren. Zu Anfang hatte sich der junge Jäger dies gar nicht so schwierig vorgestellt, war er doch rein größentechnisch überlegen? Weit gefehlt, Levi war wendig wie eine Katze, zudem, zumindest empfand es Eren so - so schnell wie der Wind selbst.   So war Eren wieder einmal in Gedanken versunken, hatte tausend Fragen und doch wollte er eigentlich nur ein Käsebrot essen, er ging also zielgerichtet in die Küche und bemerkte nicht einmal, dass in einer Ecke, etwas in seinem toten Winkel, jemand saß, der ihn einige Zeit einfach etwas beobachtete,   “Ich dachte ja, Petras Eintöpfe machen jeden satt, aber scheinbar habe ich mich da getäuscht.”, sprach eine Stimme, die Eren wohl bekannt war und ihn augenblicklich zusammenfahren ließ.   “Hauptgefreiter? Sie sind noch auf.”, fragte er mit zitternder Stimme, ihm war augenblicklich der Hunger vergangen.   “Ja, du doch auch?”, antwortete dieser knapp und musterte Eren im schummrigen Schein der Kerze.   “Eh...ja...also ich…”, stammelte Eren, man konnte wahrlich spüren wie unangenehm ihm das ganze war.   “Du kannst dich ruhig hier hinsetzten und essen.”   Eren nickte bloß, es war irgendwie eine komisch Situation, er war noch nie alleine mit dem Hauptgefreiten gewesen, Levi war immer jemand, vor dem er großen Respekt gehabt hatte. Eine dieser Menschen vor denen man nichts falsch machen wollte.   “Okay…”, brachte der junge Jäger hervor und setzte sich, er begann zu essen und eine Weile saßen sie beide einfach nur schweigend da, während das Öl in der Lampe langsam verbrannte.   “Sag mal Eren, wie hast du dich bisher eingelebt? Gefällt es dir hier?”, fragte der Hauptgefreite und der junge Jäger sichtlich verwundert von dieser Frage, blickte in die grauen die ihm gegenüber saßen und überlegte.   “Ja! mit gefällt es hier gut.”, sprach er plötzlich ganz bestimmt und Levi neigte den Kopf leicht zur Seite.   “Wirklich, dabei nehmen wir dich ganz schön hart ran.”, antworte er und doch lächelte Eren nur, er schien auf einmal ganz beflügelt zu sein.   “Das stimmt, das Training erinnert mich an meine Akademiezeit, allerdings ist es viel anstrengender. Ich lerne viel, auch wenn man es mir sicherlich nicht so ansieht. Aber ich bin gerne hier, an spürt die Verbindung zwischen den Menschen, es sich sehr familiär. Ich bin froh hier zu sein.”   Levi sagte erst einmal nichts auf die Worte des jungen Jäger, sicherlich auch, weil er damit nicht ganz gerechnet. Irgendwo in seinem Inneren gab etwas Eren recht, jedoch verstand auch etwas in ihm diese Aussage nicht.   “Dafür, dass ich dich in diesem Gerichtssaal nach Strich und Faden verprügelt habe und dich schon einige Male beim Training richtig zur Sau gemacht habe und ich die anderen angehalten habe nicht nachlässig mit dir umzugehen, sprichst du sehr wohlwollend.” antwortet Levi ehrlich und schaffte es dadurch erneut bei Eren Verwunderung auszulösen.   “Sie haben die Verantwortung für mich übernommen, ohne, dass sie einer sie darum gebeten hat. Der Kommandant hat damals nichts gesagt, es waren sie die für mich gebürgt haben, ich will nicht wissen was mit mir passiert wäre, hätte mich die Militärpolizei bekommen. Hier...hier komme ich meinem Wunsch näher, eigentlich hätte es sogar nicht besser treffen können. Ich habe es damals im Gerichtssaal noch nicht verstanden, aber ich glaube langsam verstehe ich es. Es gibt niemand besseren als sie... das weiß ich...ich weiß auch dass der Kommandant das weiß, deshalb werde ich alles tun um hier zu bleiben, ich will den Menschen helfen, die Titanen bekämpfen und dafür muss ich lernen, irgendwie. Und wenn ich noch tausend Mal in diesem Gericht verprügelt werde, hier in der Spezialeinheit haben die Menschen ein ehrliches Interesse an mir, das spüre ich jeden Tag und dafür bin ich sehr dankbar…”   .   .   .   .   “Er war dankbar bei ihnen sein zu dürfen?”, Maxima setzte nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu sprechen ein, sie hatte Levi aufmerksam zugehört und war fasziniert, sie konnte sich gut vorstellen wie die beiden Soldaten im Schein einer Öllampe miteinander sprachen und draußen die Welt im Schnee versank.   “Ja, das wahr er...Ich konnte in diesem Moment erst einmal nichts sagen, um ehrlich zu sein konnte ich nicht ganz mit dieser Situation umgehen. Dieser Junge war erst wenige Wochen bei uns und doch hatte er scheinbar eine Ersatzfamilie gefunden.”   “Und sie waren eine Art Vater für Eren?”, Maxi wusste, dass diese Frage durchaus gewagt war, allerdings musste sie es einfach wissen.   Levi blickte sie an und die junge Journalistin sah in diese grauen Augen, Augen die sicherlich hunderte Menschen sterben sahen, sie wirkten müde…   “In der ersten Zeit sicher schon irgendwie, aber die Dinge änderten sich so oft. Auch zwischen mir und Eren. Zu Beginn war ich wohl sein Mentor, brachte ihm bei was ich wusste. Natürlich war ich erst misstrauisch, aber Eren trat mir immer mit sehr viel Respekt gegenüber,so wuchs meine Hoffnung endlich einen Fortschritt zu erzielen, waren meine Freund doch hierfür gestorben, mit den Ereignissen verwischten sich auch das Verhältnis zwischen Eren und mir. Ich glaube uns beiden warf vieles aus der Bahn, doch brach unsere Verbindung nie.”, Levis Stimme klang wehmütiger, jedoch auch auf einige gewisse Art stolzer, als im gesamten bisherigen Gesprächsverlauf.   “Sie haben für ihn gekämpft, dass spüre ich…”, Maximas Stimme war leise, sie zitterte ein wenig, gepackt von dieser Geschichte, die so spürbar schein und doch konnte es nur die Spitze des Eisbergs sein.   Levi blickte sie nur an - ein knappes Lächeln.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)