Insanity Love von mairio (I love you. Today. Tonight. Tomorrow. Forever.) ================================================================================ Chapter 3: Go along ------------------- Chapter 3: Go along   „Ich will dich ja nicht unter Druck setzen, Miyako, aber wenn du nicht bald einen Parkplatz findest, kommen wir beide noch zu spät.“, merkte Maron trocken an, als ihre Freundin die zweite Runde durch den vollen Parkplatz ansetzte, auf der verzweifelten Suche nach einer freien Lücke. „Sagst du so leicht als Beifahrerin! Der Verkehr hierhin war schon grauenhaft! Nun muss ich mich echt zusammenreißen, um nicht Autoscooter mit den ganzen Idioten hier zu spielen und die alle vom Platz wegzuhauen! Denen sollte man echt den Führerschein abknöpfen!“, fluchte die Angesprochene wild gestikulierend am Steuer. „Ist hier heute irgendeine Messe oder wo kommen die ganzen Autos her?!“ Immer wieder versperrten vorbeidrängelnde Autos ihr den Weg oder schnappten ihr eine verfügbare Parklücke weg. Besonders diejenigen mit hochwertigen Markenautos benahmen sich wie als würde ihnen jede Lücke zustehen. So mussten die Freundinnen auch miterleben wie ein weißer Luxus-Maserati mit ihnen um einen Platz wetteiferte. Erfreut wollte sich Miyako in eine Lücke reinbegeben, als plötzlich der Maserati sie mit quietschenden Reifen abschnitt und sich geräuschvoll in die besagte Lücke reinmanövrierte. Miyako war dermaßen auf 180, dass sie so scharf auf die Hupe drückte, man hätte Angst sie würde ihr Lenkrad durchschlagen. Es überraschte Maron nicht als sie Yashiro aus der Fahrerseite des Maseratis aussteigen sah sowie Makoto, der von der anderen Seite auftauchte. Natürlich! Wer sonst! Beide stolzierten unbeeindruckt von dem Gehupe zum Campus. „SO EINE VERFLUCHTE SCHLAMPE! Das war mein Platz gewesen!! Ich habe ihn zuerst gesehen!! So eine Unverschämtheit!! Kannst du das fassen?!“, schimpfte Miyako ohne Hemmungen. Ihre braunhaarige Beifahrerin nickte bei jedem Satz nur zustimmend. Schließlich hatte die Polizeitochter endlich eine freie Parklücke in der hintersten Ecke des Parkgeländes gefunden. „Sehen wir uns in der Mittagspause? Oder erst nach der Uni?“, erkundigte sich Miyako bevor die Beiden getrennte Wege nahmen. „Mal sehen. Werde vor der Pause eine Freistunde haben und da habe ich garantiert schon gegessen. Aber ich kann mich ja trotzdem dazusetzen.“, antwortete ihr Maron, die schon nervös auf die Uhr schaute und imaginär mit den Hufen scharrte. „Alles klar. Jetzt müssen wir uns beeilen! Bis später, also!“   Total verschwitzt und außer Atem sprintete Maron zum dritten Stock ins Zimmer rein -da ihr nur wenige Minuten blieben bevor die Veranstaltung begann und der Fahrstuhl sich zu lange Zeit nahm- und bewegte sich auf den ersten verfügbaren Platz zu, den sie erblickte. Wie der Zufall es so wollte, war der freie Platz neben Chiaki. Gelangweilt und unbekümmert lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und sah so zerzaust aus, wie sie ihm zum ersten Mal begegnete. Die Haare wild in alle Richtungen stehend, als wäre er frisch aus dem Bett aufgestanden. Maron fiel auch auf, dass er sich nie Notizen machte oder überhaupt Schreibutensilien rausholte. Als sie am Tag vorher das erste Mal nebeneinander saßen, hatte er sich auch die ganze Zeit damit beschäftigt sie anzustarren und mit ihr zu reden. Als Chiaki die Erstsemesterin erblickte, warf er ihr ein verführerisches Lächeln zu und begrüßte sie mit einem erfreuten „Hi.“. Ohne auf die Begrüßung zu einzugehen, setzte Maron sich hin und schaute zur Tafel nach vorne. Dabei traf sie auf zwei tödlich funkelnde Augen, die sie von der ersten Reihe aus anstierten. „Wenn ich Sie jetzt alle um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte.“, ertönte die Stimme des Dozenten, der mit seinem Programm anfing und Yashiro drehte sich wieder Richtung Pult um.   In der Pause ging Maron zur Toilette, machte sich frisch und richtete ihre Haare ordentlich. Noch immer klebte ihr der Morgenschweiß auf der Haut. Noch ein paar Stunden warten bis zur erfrischenden Dusche..., dachte Maron als sie sich mit einem feuchten Tuch über die Stirn, den Nacken und die Arme fuhr. Nachdem sie fertig war und einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf, begab sie sich nach draußen in den Flur. Kaum hatte sie einen Fuß aus dem Bad gesetzt, kam ihr Yashiro unerwartet entgegen, die die Nase angeekelt rümpfte, das Kinn hob und die Arme vor die Brust verschränkte. „Ich hab dich gewarnt. Halt dich gefälligst fern von ihm!“, sagte sie mit einem drohenden Unterton. „Entschuldige, von wem oder was reden wir hier?“, entgegnete ihr Maron mit gespielter Ignoranz. „Du weißt genau wovon ich rede, Süße. Du hältst dich gefälligst fern von Chiaki oder du bekommst es mit mir zu tun.“ Für einige Sekunden schaute die braunhaarige Studentin ihre Kommilitonin mit einer mehr als gleichgültigen Miene an. „Bekomme ich einen Preis für diese Konversation, wenn ich so tue als würde mich dein Gelaber interessieren?“ Empört riss Yashiro den Mund auf. „Du respektloses, stinkendes Miststück!“, zischte sie zurück. Gerade als Maron etwas Freches kontern wollte, fuhren beide Frauen zusammen als sie Chiaki‘s Stimme hörten: „Lieber ein respektloses, stinkendes Miststück mit anständigem Charakter als eine falsche, überparfümierte Schlampe mit Scheiß-Persönlichkeit, Yashiro.“ Mit einem fast unmerklichen Grinsen stand er hinter Maron, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Wo kommt er plötzlich her?!, fragte diese sich stark verwundert. Yashiro machte große Augen. In Sekundenschnelle wechselte ihr Gesichtsausdruck von boshaft zu unschuldig. Mit einer (falschen) engelsgleichen Unschuld in ihrer Stimme, sagte sie: „Das ist ziemlich gemein von dir sowas zu sagen, Chiaki. Ich bin zutiefst verletzt.“ „Sehe ich so aus als würde mich deine Meinung interessieren?“, brachte er ihr achselzuckend entgegen. Das war nicht die Antwort, die Yashiro von ihm erwartet hatte. „W-Was auch immer.“, stotterte sie beleidigt, warf Maron einen letzten stechenden Blick zu und lief davon. Für einen Moment hallten ihre Absatzschuhe durch den Gang bis sie komplett verstummten.   Entnervt atmete die Diebin seufzend auf -sie fühlte sich wie in einen amerikanischen Teenager-High-School-Film hinein versetzt- und wandte sich Chiaki zu, der ihr nun ein verschmitztes Lächeln schenkte. „Du hättest dich nicht einmischen müssen…“, sagte sie ihm, „Ich wäre mit ihr auch klargekommen.“ „Bedanken kannst du dich trotzdem.“ Maron verzog den Mund zur Seite und ging mit schnellen Schritten los. Ihr blauhaariger Kommilitone hielt mit ihr problemlos Schritt. „Was hast du als nächste Einheit?“, fragte er. „Ehm… Wahlfach Anatomie.“ Sie erhöhte ihr Tempo. „Ich begleite dich dahin.“ Noch immer konnte Chiaki mit ihr mithalten. Maron sah ein, dass sie ihn nicht so leicht los bekam und machte sich darauf gefasst, dass zwischen ihnen unangenehmes Schweigen herrschen würde. Wofür sie innerlich auch hoffte. Fehlanzeige. „Die Zeichnungen aus diesem kleinen Skizzenbuch…Die hast du alle selbst gezeichnet, oder?“, erkundigte sich Chiaki interessiert.   „Japp.“ „Wieso studiert jemand mit so viel künstlerischem Talent sowas trockenes wie Medizin? Bei den Skills wärst du perfekt an einer Kunstakademie.“ Überrascht schaute Maron ihn an. Sie konnte weder Belustigung in seinem Gesicht, noch Sarkasmus in seiner Stimme erkennen. Er schien das als wirkliches Kompliment zu meinen. „D-Danke.“, stammelte sie und erklärte, „Ich sehe das Zeichnen eher als Hobby. Beruflich wollte ich schon immer in Richtung Medizin bzw. Psychologie gehen.“ „Verstehe. Jetzt bist du dran.“ „Für was?“ „Mir ein Kompliment zu geben.“ Auf Maron’s Gesicht zeichnete sich ein riesiges Fragezeichen ab. Chiaki grinste amüsiert. „Wir können entweder schweigend nebeneinander herlaufen oder du fragst mich etwas über meine eigene Person, bis wir dein Zimmer erreicht haben.“ „Wer sagt, dass ich ansatzweise Interesse an dir oder deinem Leben hätte?“, fragte sie. „Niemand.“, antwortete er, „aber aus Erfahrung wollen die meisten Mädels, die ich antreffe, mich genauer kennenlernen.“ „Aha.“ Eingebildeter Arsch… Die junge Studentin konnte schon ihr Zimmer am Ende des Ganges erblicken. Nur noch wenige Meter. „Ich bin in Tokyo geboren….“ Schweigend lief Maron weiter. „…Bin aber hier in Momokuri aufgewachsen.“ Nur noch drei Meter bis zum Ziel. „Ich habe nicht unbedingt eine Lieblingsfarbe, aber ich kann Pink nicht ausstehen. Die Farbe brennt förmlich in den Augen.“ Maron zog es in Erwägung für den nächsten Tag etwas knallpinkes anzuziehen. Wenn möglich von Kopf bis Fuß. „Ich spiele Fußball, esse gern italienisch, mag Hunde, bin allergisch auf Katzen, hasse Werwölfe und-...“ Ehe Chiaki weitersprechen sprechen konnte, huschte Maron in ihr Zimmer rein und schob ihm die Tür vor die Nase zu. Ihr inneres Kind streckte ihm neckend die Zunge aus. Am Fenster saß Touya, begrüßte sie mit einem lächelnden Nicken und nahm seinen Rucksack vom Nachbarssitz runter als sie sich ihm näherte. „Vor was bist du denn geflüchtet?“, fragte er verdutzt, nachdem sie sich laut seufzend auf dem Stuhl warf. Die Angesprochene fuhr sich durch die langen Haare und band sich einen Zopf. „Vor der Pest.“ *** Maron’s Freistunde stand an und sie beschloss sich die Beine zu vertreten, weshalb sie einen Spaziergang außerhalb des Universitätsgeländes machte. Es war ein wolkiger, grauer Tag mit mäßigen Temperaturen. Mit einem Vanille-Hörnchen in der Hand, welches die Studentin bei einem nahegelegenen Bäcker gekauft hatte, schlenderte sie ziellos die Straßen entlang. Genüsslich aß sie ihr Snack. Ab und an begegnete Maron ein paar vorbeilaufende Passanten. Eigentlich sollte es ein gemütlicher Spaziergang werden, um den Kopf frei zu bekommen, doch alle paar Meter breitete sich ein unangenehmes Gefühl in ihrer Brust aus. Ihr Herz klopfte schneller und ihr Schritttempo erhöhte sich von selbst. Ebenso verspürte Maron das Bedürfnis sich immer wieder nach hinten umzudrehen. Sie bekam das Gefühl nicht los als würde man sie beobachten oder sogar verfolgen. Das bildest du dir bloß ein!, redete sie sich gedanklich ein und versuchte sich das Gefühl abzuschütteln.   Plötzlich hörte Maron nach einigen Abbiegungen ein leises, tierisches Wimmern. Sie ging nochmal einen Schritt zurück und spähte in eine schmale Seitengasse hinein. Wieder war das schwache Wimmern zu hören. Mit aufmerksamen Augen schaute sie sich um und versuchte die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Unter einem großen, breiten Brett, welches schräg an der Hausmauer gelehnt war, fand sie es schließlich. Ein verdreckter Hund, eingerollter auf einem Stück Zeitungspapier. Von der Rasse schien es ein kleiner, japanischer Husky zu sein, ein Shiba Inu. Sein dichtes, weiches Fell war komplett mit Dreck verklebt, an manchen Stellen war er sogar kahl und er wirkte abgemagert. Unter den dünnen Fellabschnitten konnte sie Narben und schlechtverheilte Wunden erkennen, ebenso schien es an den Beinen verletzt zu sein schien. Das Tier war anscheinend zu schwach seinen Kopf zu heben, dennoch schaute es Maron mit verängstigten Kulleraugen an. „Du meine Güte! Du armes Ding. Keine Angst. Ich tue dir nichts.”, die junge Frau versuchte so sanft wie möglich auf den Hund einzureden. Es fing an zu regnen. Sie hockte sich hin, zog ihre Jacke aus, wickelte ihn darin vorsichtig ein, versuchte ihn trocken zu halten und hob ihn hoch. Er war relativ leicht, im Vergleich zu seinen gesunden Artgenossen in der Größe. Der Hund sträubte sich zunächst sich von Maron anfassen zu lassen, weshalb sie zunächst Probleme hatte ihn ruhig in ihren Armen zu halten. „Hey, hey, hey. Ruhig. Ich tue dir nichts, kleiner Kerl. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“, sprach sie beruhigend auf das Tier ein, strich im vorsichtig über den Kopf. Es trug ein Hundehalsband, aber kein Namensschild war zu sehen. Ob er von seinem alten Besitzer im Stich gelassen wurde? Sie inspizierte besorgt dessen Wunden. Oder sogar misshandelt? Sie hatte zwar keinen Schimmer von Tiermedizin, aber selbst für sie war es eindeutig, dass die Wunden nicht natürlichen Ursprungs entstammten. Ebenso konnte sie sich nicht vorstellen, dass der kleine Vierbeiner es sich mit anderen Hunden angelegt hat, oder ähnliches. Maron wusste nicht was sie mit dem verletzten Tier machen sollte. Ihr war klar, dass es Hilfe brauchte. Instinktiv ging sie zur Uni zurück. In ein paar Minuten würde die Mittagspause beginnen und vielleicht kann sie Miyako dazu bringen, sie zu einem Tierarzt zu fahren. So plötzlich wie der Regen kam, so hörte es auch abrupt wieder auf.   Am Campusgelände angekommen, überquerte sie den Parkplatz und sah eine ganz bestimmte Person in ihre Richtung entgegenkommen, die sie von allen am Wenigsten begegnen wollte. Mit dem Gesicht nach unten auf sein Handy gewandt, lief er durch die Autoreihen und fuhr sich mit der freien Hand durch das feuchte, blaue Haar. Das gibt's doch nicht! Der Typ ist wirklich wie die Pest…, ging es Maron panisch durch den Kopf. Ohne von Chiaki gesehen werden zu wollen, versteckte sie sich hinter einem geparkten Auto, doch in derselben Sekunde bellte der Hund laut auf. Na Super! Chiaki schaute überrascht hoch und sah seine Kommilitonin gerade so hinter dem Wagen verschwinden. „Maron? Bist du das?“ Resigniert kam die Angesprochene aus ihrem Versteck hervor. „Chiaki.“ Sofort bemerkte dieser den Hund, lief lächelnd auf sie zu. „Stellst du mich deinem neuen Freund vor?“ Sein Lächeln verschwand als er den Zustand des Tieres sah. Seine Züge verhärteten sich und ein Funken Wut blitzte in seinen braunen Augen. Fragend schaute er Maron an. „Ich…“, unsicher schaute sie auf das wimmernde Bündel in ihren Armen herunter, „Ich habe ihn so auf der Straße gefunden…Wahrscheinlich ist er auch Menschenscheu. Eigentlich wollte ich eine Freundin rufen und mit ihm zum Tierarzt fahren.“ Der Hund hatte seine schwarzen Kulleraugen auf Chiaki gerichtet, wackelte leicht mit dem Schwanz als dieser sich nach vorne beugte und ihn sanft am Kopf streichelte. Mit einem nachdenklichen Blick schaute Chiaki auf seine Uhr, bevor er sagte: „Ich kenne einen Tierarzt nicht weit von hier. Ich fahre dich dahin.“ Maron zögerte für einen Moment. „Wirklich? I-Ich will dir keine Umstände bereiten, falls du besseres zu tun hast!“ „Wirklich. Keine Sorge, tust du nicht. Also komm!“ „D-Danke.“ Gemeinsam gingen sie zu seinem Auto. Ein edler BMW in schwarz. Chiaki nahm ihr den Hund ab und platzierte ihn behutsam auf dem Rücksitz. Auch wenn der Vierbeiner in Maron’s Jacke eingepackt war, so hatte sie trotzdem Angst, dass es die hochwertige Lederpolsterung verunstalten könnte. Sie hatte keinen Bedarf für eine Reinigung aufzukommen, die ihre Miete kosten könnte. „Chiaki, wäre es nicht besser wenn ich ihn mit nach vorne nehme. Ich will nicht, dass dein Wagen noch ruinie-…“ Der Angesprochene legte ihr den Zeigefinger vor die Lippen und schnitt ihr das Wort ab. „Das ist nur ein Auto. Wichtiger ist, dass wir ihn untersuchen lassen, oder?“ Maron nickte zaghaft. Ihr Gesicht war leicht rosa angelaufen. Chiaki öffnete ihr die Tür auf der Beifahrerseite. Wortlos stieg sie ein.   Die zehn Minuten Fahrt, die sie bis zum Tierarzt gebraucht hatten, verbrachten die Studenten schweigend. Maron zwang sich stur aus dem Fenster zu schauen, doch immer wieder erwischte sie sich selbst dabei, wie sie den blauhaarigen Fahrer neben ihr heimlich musterte und beobachtete. Dass Chiaki unbeschreiblich gut aussah, stand bereits am ersten Tag außer Frage. Doch je mehr sie mit ihm zu tun bekam, desto mehr fielen ihr einige Details auf, die ihr Herzklopfen bereiteten. Sein verschmitztes Grinsen, sein Lachen, die zerzausten Haare, die ihm einen gewissen Charme brachten, die Art wie er redete. Selbst die kleinsten Ticks, wie die Art und Weise wie er seine Augenbrauen hob, bereiteten ihr ein flaues Gefühl in die Magengegend. Am Ziel angekommen, stieg Chiaki als Erster aus und lief auf die Beifahrertür zu. Mit einer schnellen Bewegung öffnete Maron ihre Tür, ehe er Hand darauf setzen konnte. Grinsend schüttelte er nur leicht den Kopf, öffnete stattdessen die Rücksitztür, holte den Hund raus und entfernte ihn von der Jacke. Zur Maron’s Erleichterung war alles im Auto unversehrt. Dafür sah ihre Jacke aus wie als bräuchte es mindestens drei Waschgänge. „Wie heißt er denn?“, fragte Chiaki sie während sie sich zum Eingang begaben. „Keine Ahnung. Ich sagte doch, ich habe ihn auf der Straße gefunden.“, zuckte sie mit den Schultern. „Ja, sagtest du. Wir brauchen allerdings einen Namen, damit wir ihn da drin registrieren können.“, erklärte Chiaki ihr und neigte den Kopf zur Seite. „Okay. Dann geben wir ihm einen Namen. Denk dir irgendwas aus!“ „Hmmm. Wie heißt du, kleiner Kerl?“ Chiaki schaute auf den Hund nachdenklich herunter. „Überleg nicht lange rum. Nimm einen willkürlichen Namen.“ „Hey, eine Namensvergabe ist was ganz besonderes. Sowas muss gut überlegt sein!“ Maron verdrehte ungeduldig die Augen. Mittlerweile standen sie vor der milchigen Glastür. „Du siehst aus wie ein Haru….Nennen wir dich Haru.“, sagte er dem Tier und lächelte zufrieden. „Dann haben wir die Namenssuche nun auch geklärt. Können wir jetzt rein gehen?“ „Du bist ein echtes Stück Arbeit, Maron.“, merkte Chiaki an, „Nun sei bitte ein Gentleman und öffne mir die Tür. Wie du siehst, sind meine Hände voll.“ Genervt tat Maron, wie ihr geheißen. Sofort wurden die jungen Studenten von der Empfangsdame freundlich begrüßt, die mit großen Augen den Hund bemerkte und den Arzt rief. Es dauerte nicht lange bis eine erfreute Frauenstimme im Wartebereich ertönte.   „Chiaki! So ein Zufall, dein Vater ist auch gerade zu Besuch!“ Vor ihnen stand eine zierlich gebaute Frau mit hübschen, herzförmigen Gesicht, zusammengebundenem, orange-braunen Haar und war in einem Doktorkittel bekleidet. „Mutter.”, begrüßte der Gerufene die Frau kühl und deutete mit einer Kopfbewegung auf Haru in seinen Armen. Maron war mehr als verwirrt. Mutter?! „Na, wen haben wir da?“, die Frau -Chiaki’s Mutter- nahm den Hund behutsam an sich. „Er heißt Haru. Wir haben ihn draußen vor dem Campus gefunden.“, erklärte Chiaki knapp. Der kühle Ton in der er mit ihr sprach, machte Maron stutzig. Seine Mutter schien sich davon nicht beirren zu lassen und behielt ihre Fröhlichkeit. „Verstehe. Ich werde ihn mit rüber nehmen. Wartet ihr beiden hier für einen Moment.“, wies die Ärztin sie an und verschwand mit Haru in einem Gang zum Untersuchungszimmer. Maron und Chiaki blieben alleine im Wartebereich zurück. „Also…“, setzte Maron an, „Du konntest mir nicht sagen, dass deine Mutter die Tierärztin ist?“ „Du hast nicht gefragt.“, zuckte Chiaki mit den Schultern. Stimmt auch wieder…, gab sie innerlich zu. „Haben wir heute ein heimliches Familientreffen geplant, oder was verschafft dich den hierhin, Sohnemann?“, hörte sie auf einmal eine Männerstimme sagen. Maron wandte sich um und sah einen Mann auf sie zukommen, den sie eindeutig als Chiaki’s Vater identifizierte. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Männern war verblüffend. Noch dazu, dass Herr Nagoya sehr jung erschien, könnte man sie sogar als Brüder verwechseln. „Wir haben nur einen Hund hierher gebracht.“, antwortete Chiaki ihm. „Ach ja. Und wer ist deine hübsche Freundin?“ Sein freundlicher Blick wanderte von seinem Sohn zu Maron rüber. „Eh… wir kennen uns nur flüchtig aus der Uni. Ich bin Maron. Maron Kusakabe.“, stellte sie sich ihm vor und gab ihm die Hand. „Nenn mich Kaiki.“, schüttelte er ihre Hand mit einem charmanten Lächeln. Die Braunhaarige lächelte und nickte schüchtern.  „Vermisst man dich im Krankenhaus nicht?“, fragte Chiaki mit erhobener Augenbraue. Mit seinem Vater sprach er in einem eindeutig netteren Tonfall als mit seiner Mutter, stellte Maron fest. „Ach… die Kollegen werden schon für ein-zwei Stunden ohne mich klar kommen. Bloß habe ich vergessen Kagura Bescheid zu geben.“, lachte sein Vater und kratzte sich beschämt den Hinterkopf. „Krankenhaus?“, fragte Maron perplex. „Mein alter Herr hier ist Direktor des Nagoya-Krankenhauses.“, klärte ihr blauhaariger Kommilitone sie auf. Ab den Moment fiel für die 19-jährige der Groschen. Ihr war sein Nachname die ganze Zeit schon vertraut gewesen, nun weißt sie auch wieso! „Warte! Gehört deiner Familie alle Krankenhäuser und Kliniken der Stadt?!“ „Nicht alle, aber die meisten.“, gab Chiaki lachend zu. „Wow...!“ Unterdessen schaute Kaiki belustigt zwischen ihnen hin und her. Gleichzeitig kam Chiaki’s Mutter wieder und rief ihren Sohn kurz zu sich. Dieser folgte ihr in das Untersuchungszimmer. Nun blieb Maron mit dem Krankenhauschef zurück. Unbeholfen ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern. „Du tust ihm gut.“, sagte Kaiki plötzlich zu ihr, während er seinem Sohn hinterher schaute. Maron schaute den Älteren, wie aus heiterem Himmel, überrascht an. „Weißt du… ich habe Chiaki lange nicht mehr so offenherzig und ausgelassen Lachen sehen. Nicht mehr seit…“ Für eine Sekunde bekam der Mann einen traurigen Touch in seinen Augen, bis er sich wieder fasste und weitersprach: „Nicht mehr seit einer sehr langen Weile.“ „Ich… eh, denke nicht, dass ich in irgendeiner Weise Einfluss auf ihn habe.“, redete Maron sich verlegen raus. „Glaub mir, als Vater sehe ich was meinen Jungen gut tut und was nicht. Auch wenn du wahrscheinlich anders denkst… würdest du mir vielleicht trotzdem den Gefallen tun und für mich ein Auge auf ihn werfen?“ „Eh… wenn Sie mich so darum bitten.“ „Danke, Maron.“ In nächsten Augenblick kam Chiaki wieder. „Haru wird über das Wochenende hier bleiben. Ansonsten geht’s ihm gut. Wollen wir gehen?“ „Ehm. Ja.“ Mit einer höflichen Verbeugung verabschiedete sich Maron von seinem Vater. „Es hat mich gefreut Sie kennenzulernen.“ „Die Freude war ganz meinerseits, Maron.“ Kaiki schenkte den Beiden ein warmes, wissendes Lächeln zum Abschied.   Zusammen gingen die beiden Medizinstudenten zurück zum Auto. Mitten auf dem Weg überkam Maron wieder dieses komische Gefühl als würde sie beobachtet werde. Verwirrt schaute sie sich in allen möglichen Richtungen um. Doch bis auf sie und Chiaki war niemand auf dem Parkplatz. „Alles okay?“, erkundigte sich ihr blauhaariger Begleiter teilweise verwundert, teilweise besorgt. „Du wirkst etwas gestresst und aufgewühlt.“ „J-Ja, keine Sorge!“, antwortete sie ihm hastig und stieg in sein Auto ein. Nun reiß dich zusammen! Oder leidest du schon an Verfolgungswahn?!, ermahnte sie sich und nahm tief Luft. „Übrigens… eh, Danke. Für die Fahrt hierher.“ „Kein Problem.“ Er startete seinen Wagen und fuhr los. Für eine Weile herrschte wieder beklemmende Stille zwischen ihnen, bis Chiaki sie durchbrach: „Ich hasse unangenehmeres Schweigen. Sie machen mich nervös.“ Maron schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue ungläubig an. „Ich habe gerade Probleme dir zu glauben, dass dich irgendwas nervös machen kann.“ Eher bist du jemand, der Nervosität verursacht…. Besonders bei mir!  „Es ist wahr“, beharrte er, „Auch wenn Leute mich anstarren, da flippe ich innerlich aus.“ Maron lachte schnaubend auf und schaute ihn kritisch an. „Das hört sich aus deinem Mund sooowas von falsch an.“ „Was?“ Chiaki schaute sie unschuldig an. „Als ob du zur schüchternen Sorte Mensch gehörst.“ „Nicht?“ „Gar nicht!“ „Okay, nennen wir das nicht ‚schüchtern‘…“, sagte er schmunzeln, „Aber ich werde wirklich - sagen wir- unruhig wenn zu viele Menschen um mich herum sind. Ich mag die Aufmerksamkeit nicht.“ Er warf Maron einen geheimnisvollen Blick zu. „Ein Überbleibsel aus meiner dunklen Vergangenheit.“, schloss er schließlich ab. Maron musste sich zusammenreißen, um Chiaki nicht auszulachen. „Je mehr du erzählst und redest, desto mehr kann ich dir nicht glauben.“ „Ob du es glaubst oder nicht, ich war ein ziemlich unbeholfenes Kind. Als ich zwölf oder dreizehn war, da hatten alle meine Freunde schon Freundinnen gehabt und ich war der einzige Loser ohne.“ „Okay…?“ „Nun, die Story endet damit, dass ich eines Tages aufwachte und plötzlich alle Mädels mich beachteten. Unter Umständen ist das ziemlich nervenauftreibend“  „Du Armer.“ Maron konnte sich ihren Sarkasmus nicht verkneifen. „Aber anscheinend scheinst du einen Weg gefunden zu haben damit umzugehen.“ Chiaki drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Die Mädchen hier sind ziemlich langweilig.“ Da kommt wieder der arrogante Arsch raus…, dachte sich Maron augenverdrehend. Sie waren in der Zwischenzeit wieder am Uni-Parkplatz angelangt und standen in einer Lücke. „Die meisten zu mindestens.“, fügte Chiaki hinzu. „Aber seit dieser Woche hat sich einiges hier weitestgehend verbessert.“ Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Du bist nicht wie die anderen Mädels hier.“ Maron wollte sich von seinem Charme nicht einlullen lassen, trotzdem konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wirklich?“ „Wirklich.“ „Ich werde trotzdem nicht anbeißen.“, sagte sie ihm ohne Überzeugung. „Ich weiß.“, antwortete Chiaki mit einem amüsierten Lächeln, beugte sich zu ihr rüber und öffnete die Beifahrertür. Dabei war er Maron so nah, sie konnte den Duft seines wohlriechenden Parfüms vernehmen. Selbst als die Tür offen war, bewegte er sich nicht von ihr weg, den Arm an ihrem Sitz abgestützt. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Maron blieb der Atem im Hals stecken. Ihr Verstand setzte komplett aus. Ihr Herz raste. Das Klingeln ihres Handys ließ die 19-jährige aufspringen. „I-Ich muss jetzt gehen!“, stammelte sie, nahm alle Willenskraft zusammen und verließ sein Auto. „Miyako!“, nahm sie ab. Die Braunhaarige versuchte ihr Herz zu beruhigen. „Maron!! Wo bist du?! Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich!“, kam es aufgebracht am anderen Ende. „Ich…eh…bin gleich bei dir.“, sagte die Angesprochene und legte auf. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie viel Zeit vergangen war und dass sie auch ihre letzten Einheiten für den Tag verpasst hatte. Wenigstens konnte sie einen Hund retten, beruhigte sie ihr Gewissen. Während Maron sich immer weiter von Chiaki’s Auto entfernte, bekam sie nicht mit wie eine lilane Leuchtkugel durch das Fenster auf der Fahrerseite reinflog. Kurz bevor sie Miyako erreichte, die mehr als ungeduldig und verärgert vor ihrem Wagen stand, piepte ihr Kreuz. Das Signal für einen sofortigen Auftrag. Maron lief mit einem entschuldigen Lächeln auf ihre Freundin zu. „Du, Miyako, fahr ruhig alleine nach Hause. Ich habe was Wichtiges zu erledigen und werde später mit dem Bus nach Hause fahren. Okay?“ Ihr Gegenüber schaute sie entgeistert an. „Und dafür lässt du mich eine halbe Stunde warten?! Sowas konntest du mir nicht eher sagen?!“ „Sorry, kam ziemlich spontan! Bis später.“ Winkend rannte die Diebin vom Campusgelände raus, ohne auf weitere Einwände ihrer Freundin einzugehen. *** Das Opfer war ein Feuerwehrmann, dessen Helm besessen war. Es war 19:30 als Jeanne am Einsatzort ankam, die alte Feuerwache. Zu ihrer Überraschung war Sindbad bereits schwer damit beschäftigt den Dämon zu bekämpfen, als sie das Gebäude betrat. Neben dem Eingangstor lag der Feuerwehrmann ohnmächtig auf dem Boden. Die Blonde trug den Mann aus der Gefahrenzone raus und kam schließlich zum Kampffeld zurück. „Ist dir der Job schon zu anstrengend geworden oder wieso quälst du dich so ab!“, spottet sie ihrem Rivalen dieselben Worte zu, die er ihr beim letzten Mal gesagt hatte. Sindbad war so fokussiert darauf einen Schwachpunkt beim Dämon zu finden, dass er Jeanne einfach ignorierte. Doch der Dämon schien immer einen Schritt schneller zu seinen als er, wich ihm immer wieder aus oder griff an wenn er es am wenigsten erwartete. Noch dazu waren seine Attacken unbeschreiblich stark. Sindbad knirschte verbissen mit den Zähnen. So einen derartig starken Dämon hatte der Diener des Teufels noch nicht zu Gesicht bekommen. Ein rotes Band peitschte auf einmal an ihm vorbei. „Hey Dämon! Willst du dich nicht mit einem ebenbürtigen kämpfen!“, ertönte Jeanne’s selbstsichere Stimme. „Selbst du wirst keine Chance gegen ihn haben“, wollte der Sindbad ihr sagen, doch der Dämon schnitt ihm das Wort ab. „NA LOS, GESANDTE GOTTES. VERSUCH DU DEIN GLÜCK!“, höhnte er und spuckte plötzlich einen riesigen Feuerball auf sie zu. Überrascht sprang die Kamikaze-Diebin zur Seite. Weitere Feuerbälle entkamen den Dämonen und verfehlten jedes Mal ihr Ziel. Sindbad nutzte die Gelegenheit aus, um sich in einer kleinen Abstellkammer zu verstecken und versuchte zu kalkulieren, wie er die Situation zu seinen Gunsten wenden konnte. Jetzt muss das Vieh wie ein Drache noch Feuer speien! Als ob er nicht so schon stark genug gewesen war…, fluchte er innerlich. Durch das kleine Fenster an der Metalltür beobachtete er angespannt den Kampf zwischen Jeanne und dem Dämon. Der ganze Raum war bereits mit schwarzen Brandflecken übersät. An manchen Stellen brannte es sogar richtig. Die Decke und Mauerwände waren teilweise in Trümmern, wiesen riesige Risse auf und würden jeden Augenblick herabstürzen. Dann kam ihm eine Idee. Jeanne hatte ebenfalls bemerkt, dass sie den Dämon weitgehend unterschätzt hatte. Mit ihrem Fächer kreierte sie immer wieder Windstöße, um die Feuerbälle abzuwehren, doch selbst davon ließ der Dämon sich nicht unterkriegen. „DU ENTKOMMST MIR NICHT, JEANNE!“ Beim nächsten Feuerangriff begab sich die Diebin hinter einer dicken Betonsäule in Sicherheit. An beiden Seiten konnte sie die Hitze der dämonischen Flammen spüren. Eine Stimme, die ihren Namen rief, ließ ihren Kopf zur Seite fahren. „Hey! Jeanne!“ Es war Sindbad, der unbemerkt aus der schmalen Metalltür raus spähte und sie zu sich winkte. Ohne groß Nachzudenken sprang Jeanne aus ihrem Versteck heraus und ließ sich gekonnt in die kleine Kammer reinrutschen. Blitzschnell verschloss ihr Rivale die Tür und stemmte sich mit aller Kraft gegen sie. Er hat mir geholfen..., ging es Jeanne völlig perplex durch den Kopf, lehnte sich an die Wand an und atmete tief ein und aus. Sie war völlig außer Atem. Ihr Herz klopfte wie nach einem Marathon. Auf der anderen Seite bebte und krachte es, was die Kaitos durch die Vibrationen am ganzen Körper deutlich zu spüren bekamen. „Einzeln bekommen wir das Monster nicht besiegt, Jeanne.“, sprach Sindbad ernst auf sie ein, während er sich weiterhin gegen die Tür drückte. Gespannt horchte die Angesprochene auf. „Wir haben keine andere Wahl als zusammenzuarbeiten und ihn gemeinsam außer Gefecht zu setzen!“ „Und wieso sollte ich dir mein Vertrauen schenken? Bestimmt steckt irgendein Trick dahinter und du hintergehst mich am Ende eiskalt!“, entgegnete Jeanne mit sturem Misstrauen. Sindbad warf genervt den Kopf zur Seite. „Das ich dich hintergehen könnte, sollte dein geringstes Problem gerade sein!! Ernsthaft! Momentan ist mir auch scheißegal wer von uns beiden ihn fängt! Meinetwegen überlasse ich ihn dir! Hauptsache wir enden heute Nacht nicht als verkohlten Staub!!“, brachte er nun mehr als gereizt hervor und warf ihr mit seinen blauen Augen einen scharfen sowie ernsten Blick zu. Jeanne wollte weiter debattieren, doch wieder bebte es um sie herum. Staub und Sand fiel aus den Ecken. „Okay, okay. Schön.“, willigte sie ein. „Wie lautet dein Plan?“ „Ich lenke ihn ab. Du wartest auf den richtigen Moment und versuchst ihn zu bannen.“ „Wie erkenne ich den richtigen Moment?“ „Wirst du schon sehen.“ Mit einem Nicken stimmte Jeanne Sindbad’s Plan zu.   „IHR KÖNNT EUCH NICHT EWIG VERSTECKEN!!“, brüllte der Dämon durch das gesamte Gebäude und schlug ein letztes Mal gegen die Tür. Unerwartet öffnete sie sich einen Spalt breit und eine schattenhafte Gestalt sprang raus. Ehe die Kreatur reagieren konnte, flogen zig Messer auf ihn zu, die er alle gerade so mit einem Tentakel abblocken konnte. „Wir hatten auch nicht vor uns ewig zu verstecken!“, antwortete ihm Sindbad hämisch und sprang bei einem Feuerball zur Seite. Der Dieb konzentrierte sich darauf, dass der Dämon zur Decke hinauf schoss und den Beton sprengte. Strategisch sprang er über alle vier Ecken hin und her. Jeanne schlich sich mittlerweile aus der Kammer raus und beobachtete Sindbad mit großen Augen. In der nächsten Sekunde konnte sie sehen wie das Gebäudedach direkt auf den Dämon abstürzte und ihn unter den Gesteinstrümmern vorerst vergrub. Das war also sein Plan! Die Kamikaze-Diebin war so erstaunt von dem was vor ihren Augen geschah, dass sie nicht bemerkte wie ein riesiger Steinbrocken sich vom Gebäude löste und auf sie herunter fiel. „JEANNE!“, hörte sie Sindbad noch schreien, bevor er den Brocken mit einem kräftigen Tritt von der Flugbahn warf und zerbröseln ließ. Jeanne schaute ihn überrascht an. Schon wieder hatte Sindbad ihr geholfen - Nein, sogar das Leben rettet. Und dabei waren sie nach wie vor Feinde, trotz der momentanen Allianz. „Glaub ja nicht, dass ich mich bedanke!“, rief sie ihm zu, als er vor ihr auf dem Boden landete. Sindbad rollte mit den Augen als er ein launisches „Dann pass gefälligst besser auf“ von sich gab. Unter der riesigen Betonmasse begann es kräftig zu zucken. In dem Moment als sich der Dämon aufrichtete, löste Jeanne sich von ihrer Starre, ließ ihr Schwert erscheinen und setzte ihn Schachmatt. Feierabend für heute..., dachte sich Sindbad entkräftet und wollte soeben verschwinden, als er plötzlich ein „Warte!!“ hinter sich rufen hörte. Mitten in seiner Bewegung blieb er stehen und drehte sich erwartungsvoll zu der blonden Diebin um. „Was?“ Es dauert einige Sekunden bis Jeanne ihn fragte: „Wieso hast du mich gerettet? Ich meine... vorhin, bei dem Betonbrocken.“ Sindbad überraschte die Frage, seine Augen weiteten sich und starrten sie für einen Moment ratlos an. Schließlich wusste er selbst nicht wieso er sie gerettet hatte. „Überhaupt hättest du mit dem Plan eben, den Dämon am Ende selbst erledigen können.“, fügte sie hinzu und schaute ihren Rivalen sowohl fragend, als auch skeptisch an. An dem was sie sagte war was dran. Schnaufend fuhr er sich durch die Haare und steckte seine Hände in die Manteltasche. „War nur eine Laune.“, zuckte er gleichgültig mit den Schultern und drehte sich leicht von ihr weg. „Außerdem… habe ich doch vorhin gesagt, dass du ihn bannen sollst, oder nicht.“ „Doch… schon.“ Jeanne fiel auf dass es das erste Mal in drei Jahren war, dass sie mit Sindbad ein ruhiges Gespräch führte. Keine Schimpfwörter, Beleidigungen oder Geschrei. „Gewöhn doch nicht daran, meine Liebe. Heute war eine einmalige Sache und ab dem nächsten Mal sind wir wie gewohnt Feinde.“ „Pah, als ob ich nichts anderes erwartet hätte.“, streckte sie ihm frech die Zunge heraus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann haben wir das auch geklärt.“ Mit dem Anflug eines leichten, eventuell netten Lächelns auf seinen Lippen, sprang Sindbad letztlich in die Nacht hinein und verschwand. Auch Jeanne begab sich erschöpft nach Hause.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)