Rondo von kaltes ================================================================================ Kapitel 21: || Geständnis u. Verfolgung || ------------------------------------------ „Ich muss Euch gestehen, es kränkt mich Euch mit diesen Herren zu sehen.“ Georgina hob, begleitet von einem milden Lächeln, den Blick: „Ihr treibt ein böses Spiel mit meinem Herzen, Count Carrington.“ Es waren wenige Stunden seit ihrer Rückkehr vergangen. Die Baroness hatte ihren Platz an der Bar wieder eingenommen und ebenso lange beobachtete der Adelige die junge Frau bereits. Mit jeder Minuten, die verstrich, viel es Georgina schwerer ihre Nervosität zu verbergen. So oft sie ihren Puls auch bitten mochte nicht so zu rasen, ihr Herz machte bei jedem Blick des Count einen heftigen Sprung. „Mitnichten! Meine Worte entspringen ehrlichen Gedanken.“, seine Worte untermauernd, beugte Count Carrington sich zu Georgina, die ihm lediglich einen verlegenen Blick schenkte um sich rasch abzuwenden. Vielleicht war sie lediglich von seiner Interesse geschmeichelt. Solch offene Schmeicheleien waren ihr bisher unbekannt. Und so vermochte sie nicht damit umzugehen, geschweige denn seine Interesse richtig zu deuten. Wenn sie sich nun zum ihm hingezogen fühlte und sein Begehren von gänzlich anderer Natur war, würde ihr dies nicht das Herz brechen? Und wenn dieses Herzrasen ein Zeugnis von Zuneigung war, wie sollte sie dann das süße Wohlergehen einordnen, welches jener Butler in ihr auszulösen vermochte? Verärgert über ihre eigene Unsicherheit biss Georgina sich auf die Unterlippe. Da half nur noch Flucht. Sie beachtete den Count nicht weiter, griff nach ihrem Rock und hastete zu dem einzigen Ort, der ihr in den Sinn kam - dem Dienstboteneingang. Sie würde schon eine Ausrede finden, sollte Madame ihr erneutes Verschwinden erneut tadeln. Sofern sie es bemerken würde. Der Laden war gut besucht und Madam fleißig an Geld scheffeln. Georginas Fehlen würde zunächst nicht auffallen. Mit einem langem Seufzer rutschte sie am Türrahmen hinab. Ehe man sie vermissen würde, wäre sie bereits wieder an ihrem Platz. Wenn sie Glück hatte, dann wäre auch Count Carrington bis dahin verschwunden. Gerade als sie auf den Boden gesunken war, bemerkte sie eine kleine Schatulle. Das hölzerne Gefäß stand zu ihren Füßen. Verwundert hob Georgina es auf und drehte es prüfend in den Händen. An der Seite befand sich ein kleines Schlüsselloch. Ohne den passenden Schlüssel würde sich die Schatulle nicht öffnen lassen. Allerdings schien sich sowieso nichts darin zu befinden. Die Schatulle war leicht und auch aus dem Inneren konnte Georgina kein Geräusch vernehmen. Das zweifelslos hätte entstehen müssen, sobald man die Schatulle schüttelte.   Gerade als die Baroness überlegte die Schatulle der Hausdame aushändigen, ließen näherkommende Schritte sie inne halten. Hastig legte sie die Schatulle zurück und sprang auf. Sich an die Wand neben der Türe pressend, hielt sie den Atem an. Wenige Augenblicke später wurde der Dienstboteneingang geöffnet. Jemand, sichtlich bemüht leise zu sein, machte sich an der Schatulle zu schaffen. All ihren Mut zusammennehmend, schielte Georgina um die Ecke. Der schmale Lichtschein, welcher von Außen ins Innere fiel, erhellte die Gestalt für einen kurzen Moment, als diese sich herumwandte um durch die Türe wieder zu entschwinden. Zu Georginas Überraschung kannte sie jenes Gesicht. Sie hatte den Jungen gesehen, damals als Adam in den Dienst ihrer Familie getreten war. Georgina trat über die Schatulle hinweg um dem Jüngling zu folgen, dessen Name ihr entfallen war. Sie erhaschte ihn gerade noch als er in eine Droschke stieg und davon fuhr. „Verdammt.“, fluchte sie ungehalten, währemd sie der Droschke nach sah. Zu Fuß würde sie wohl kaum einer Kutsche folgen können. „Mir war nicht bewusst, dass ich Euch dermaßen beleidigt habe.“ „Count Carrington. Seid Ihr mit der Kutsche hier?“ Es war ein verzweifelter Versuch. Schließlich kamen die Kunden dieses Hauses selten mit ihrem Privatgespann. Seine belustigten Worte über ihren Fluch, ließ sie unkommentiert. Stattdessen sah sie den Adeligen ungeduldig an. „Tatsächlich bin ich das.“ „Habt Ihr die Droschke gesehen? Könnt Ihr ihr folgen?“ „Womöglich. Weshalb sollte ich ihr folgen?“, verwirrt blinzelte Count Carrington Georgina entgegen. „Ich bitte Euch drum. Dies sollte genügen.“, harsch antwortend, deutete Georgina auf eine der Kutschen am Straßenrand. „Ist dies dort Eure?“ „Ja.“ Mehr brauchte Georgina nicht, sie packte den Count am Oberarm und zerrte ihn auf die Kutsche zu. Ungeachtet ihres freizügigen Kleides und den Blickes des Fiakers, stieg die Baroness in die Kutsche. Count Carrington folgte sichtlich verwirrt und dennoch belustigt ob der skurrilen Situation. Mit knappen Anweisungen ließ er den Kutscher der Droschke folgen. „Ich möchte mich bei Euch entschuldigen, falls ich Euch verschreckt haben sollte.“ „Eure Schmeicheleien treffen nicht auf unfruchtbaren Boden. Dennoch verunsichert Ihr mich. Ist es Euch ernst mit Eurem werben?“, während sie sprach, blickte sie aus dem Verschlag. Sie wollte die andere Kutsche keinesfalls aus den Augen verlieren. „Ihr glaubt also ich sehe in Euch eines dieser Mädchen?“ Count Carrington beobachtete die junge Adelige aufmerksam. Auch wenn sie seinem Blick auswich und lieber aus dem Fenster starrte, bemerkte er die leichten Regungen ihrer Finger. Bei seiner Frage versteiften sich ihre Schultern für einen Sekundenbruchteil. „Tut Ihr es nicht?“ „Wäre dem so, wäre eine angemessene Summe ausreichend gewesen. Denkt Ihr nicht?“ Nun sah sie doch zu ihm. Täuschte er sich oder lag in ihren Augen ein kleiner Schimmer von Freude? Durfte er wirklich hoffen? „Da mögt Ihr recht haben.“ „Mir ist es ernst. Ihr fasziniert mich seit dem ersten Augenblick. Ich vermochte es kaum zu wagen, dies für Euch zu empfinden. Doch ich liebe Euch mit jeden Tag umso mehr.“ „Ihr sprecht von Liebe, dabei habt Ihr mich bisher nur hinter einem Glas Whiskey betrachtet.“ „Ihr irrt Euch. Wir sind …“, abrupt wurde er unterbrochen als die Kutsche zum Stehen kam. Georgina riss augenblicklich den Verschlag auf und stieg aus der Kutsche. Der Fiaker hatte im sicheren Abstand gehalten. Als er Georgina bemerkte, deutete er auf ein Lagerhaus: „Dort ist der Junge hinein.“ „Was gedenkt Ihr jetzt zu tun?“, flüsternd war Carrington an Georgina heran getreten. Diese neigte nachdenklich den Kopf: „Merkt Euch diesen Ort. Ich denke davon sollte, Earl Phantomhive erfahren.“ „Earl Phantomhive?“ „Eine interessante Geschichte. Ihr solltet sie Euch anhören - bei Gelegenheit.“ Mit diesen Worten drehte Georgina sich herum um wieder in die Kutsche zu steigen. Ihre Neugier drängte sie geradezu dem Jungen in die Lagerhalle zu folgen, doch sie hatte ihre Lektion vor nicht allzu langer Zeit gelernt. Dieser Sache sollte sich der Wachhund der Königin annehmen. „Kennt Ihr das Anwesen des Earls?“, wandte sie sich an den Kutscher, der daraufhin nickte. Zufrieden klatschte die Adelige in die Hände: „Dann bringt mich zum Earl.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)