Rondo von kaltes ================================================================================ Kapitel 20: || Vision u. Rückkehr || ------------------------------------ Ihren Rock abhebend, stieg Georgina aus der Kutsche. Für einen Augenblick hielt sie zögerlich inne. Wenn sie umkehren würde, wieder in die Kutsche steigen täte, dann wäre es möglich einfach zurück ans elterliche Anwesen zu fahren. Sie war sich sicher, dass ein Earl Phantomhive diesen Fall nun auch ohne ihre Beteiligung lösen würde. Es wäre kein Verrat an dem Versprechen, das sie Adam gab. Schließlich hatte sie doch ihr Bestmöglichstes getan. Natürlich Adam war ein tüchtiger Bursche und loyaler Bediensteter, doch war sie ihm wirklich so viel schuldig? Sie hatte bereits jetzt schon mehr getan, als man einem einfachen Dienstburschen zugestehen konnte. Plötzlich spürte sie den leichten Druck von Sebastians Hand, welche er ihr zum Aussteigen dargeboten hatte. Es schien fast so, als habe er ihr Zögern richtig gedeutet. Georgina zweifelte nicht daran, dass der Butler sie zurückhalten würde, wenn sie ihren Gedanken Taten folgen ließ. Resignierend biss die Adelige sich auf die Unterlippe, während der Kutscher hinter ihr den Verschlag schloss und Sebastian sich anschickte sie ins Haus zu führen. Es wäre wohl angemessen gewesen, wäre sie durch den Boteneingang hinein geschlichen. Dennoch führte Sebastian sie durch den Haupttüre. Kaum hatte das ungleiche Paar die Türschwelle passiert, rauschte Madam herbei. Der unversöhnliche Ausdruck auf ihrem Gesicht, ließ Georgina erschaudern. Madame hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, ihre Augen funkelten wütenden - trotzdem klang ihre Stimme so geschäftlich wie immer, als sie an die Ankömmlinge heran trat. „Du bist ohne meiner Kenntnis deiner Arbeit ferngeblieben.“, wandte sie sich prompt an Georgina. Die Schwarzhaarige senkte den Blick. Nun musste sie sich von dieser Person auch noch maßregeln lassen. Sollte Madame sie doch hinauswerfen, dann könne sie mit ihrem verbliebenen Rest Würde heimkehren. Ehe Georgina das Wort ergreifen konnte, mischte Sebastian sich ins Gespräch. „Es ist mein Verschulden, Madame. Ich habe sie gedrängt mich zu begleiten. Natürlich werde ich Euch für dieses Extra angemessen entschädigen.“, damit schenkte er Madam ein gewinnendes Lächeln und zückte die versprochene Summe. Beschwichtigt neigte Madame den Kopf und bedeutete Georgina an ihre Arbeit zu gehen: „Das es mir nicht wieder vorkommt!“ „Wenn die Summe stimmt, würde sie ihr eigenes Kind verkaufen.“, lachte Sebastian dunkel. Er hatte Georginas Hand ergriffen und führte sie durch die schäkernden Freier zu den Zimmern hinauf. Während sie ihm widerwillig folgte, erhaschte sie ein vertrautes Gesicht in der Menge. Überrascht machte ihr Herz einen freudigen Sprung, als auch Maxwell Carrington sie erblickte. Der Count prostete ihr augenzwinkernd entgegen, woraufhin sie verlegen den Blick abwandte. Ihr schien es als glühten ihre Wangen. Unmerklich federte ihr Schritt, wie jener eines freudig erregten Kindes. Dem Butler blieb diese Regung in ihrem Verhalten nicht verborgen. Als sie den vertrauten, kleinen Raum betreten hatten, lachte er rau auf: „Er macht Euch schöne Augen und Ihr verhaltet Euch wie ein Kind, dem man eine Süßigkeit anbietet.“ „Er ist charmant. Was soll falsch daran sein, wenn ich seine Gesellschaft genieße?“, trotzig warf sie Sebastian einen wütenden Blick zu. „Seid nicht naiv. Er ist dennoch schlicht ein Mann. Und Ihr seid gerade nichts weiter als eine Hure, also gebt Euch nicht zu sehr Euren seichten Gefühlen hin.“ „Ich danke Euch um Eure Sorge.“, es klang zynisch und amüsierte Sebastian nur umso mehr. Er beließ es dabei und griff stattdessen nach ihrem Mantel. Die Baroness hatte sich geweigert, das Kleid zu wechseln und so würde er ihr aus dem sittsamen Gewand helfen, ehe sie wieder in ihre laszive Arbeitskleidung stieg. Es ziemte sich nicht, doch er wollte keines der Mädchen rufen. Er genoss es, dieser Frau, die seinem Herren so ähnlich war, dieses Unbehagen zu bereiten. Ihr Blick haftete wehmütig auf ihrem Spiegelbild, welches sich unter seinen Händen langsam aus dem Kleid schälte. Während er ihre Frisur löste, flackerte plötzlich ihr Blick ... ... seine Hand glitten spielerisch über ihre Seite, als auch der letzte Stoff von ihrer samtigen Haut gefallen war. Freudig und zugleich leicht beschämt, kicherte sie. Ihre Augen folgten seinen Bewegungen im Spiegel - wie er ihr das Haar aus dem Nacken streifte und seine Lippen über ihre Halsbeuge wandern ließ. Immer wieder wurde diese Wanderung durch sanfte, fordernde Küsse unterbrochen. Sie spürte seinen warmen Körper, der sich gegen ihren Rücken drängte. Sein heißer Atem stimulierte ihre Haut und jagte ihr einen Schauer über den nackten Körper. Verhalten keuchte sie. Seine Hand strich über die Innenseite ihres Oberschenkels unaufhaltsam hinauf ... ... keuchend schlug Georgina die Arme vor die Brust. Im Spiegel blickte ihr nun wieder das eigene Antlitz entgegen. Zu ihrer Erleichterung war der Rest ebenso ihrer und keinesfalls nackt. „Was ist geschehen? Was hat Euch so erregt?“, Sebastians Stimme riss Georgina vollständig zurück in die Realität. Hatte man ihr diese Bilder, diese Vision, ansehen können? Wenn dem so war, was hatte sie getan? „Eure Augen waren geschlossen und Euch entfloh ein sinnlicher Laut.“, antwortete der Butler auf ihr Nachhaken hin. „Sinnlicher Laut?“, nachdenklich murmelnd, runzelte Georgina die Stirn. Also hatte ihr Körper auf das Gesehene reagiert. Wäre es etwas anderes gewesen - zum Beispiel ein Sturz, hätte sie womöglich den Schmerz ebenso empfunden? Was geschah mit ihr? War es dem Stress zu verschulden. Ein sanfter Druck in ihrem Nacken bewog sie die Augen zu schließen. Genüsslich lehnte sie sich zurück, während die Finger des Teufels ihre Wirbelsäule entlang glitten. „Soll ich Euch diesen Laut entlocken?“, seine tiefe Stimme traf ihr Ohr. Ruckartig öffneten sich ihre Augen. Sie wirbelte herum, funkelte ihn mit diesen stolzen dunklen Augen an, in denen sich langsam ein phosphoreszierendes Grün legte. Als jenes Grün auf das glühende Rot seiner Irden traf, erlosch es augenblicklich. „Wagt es nicht.“ „Habt Ihr Euch nicht gefragt, wie es wohl wäre?“ „Ihr wagt Euch zu viel, Butler.“ „Verzeiht, Baroness.“, spöttisch lächelnd, verneigte er sich vor der Adeligen. Ihr mochten die unnatürliche Wandlung ihrer Augen entgangen sein, dafür waren sie ihm nur zu deutlich begegnet. Dieser Mensch steckte voller Überraschungen. Earl Ciel Phantomhive. Georgina Cavendish, Baroness von Clifford. Er würde seine pure Freude an diesen Sterblichen haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)