Rondo von kaltes ================================================================================ Kapitel 18: || Platzzuweisung || -------------------------------- Schweigend tastete sie über den samtigen Stoff. Es war eines der ihrigen Kleider. Kein geliehenes Gewand oder eines dieser verruchten Röcke, nein, es war das eigens für sie angefertigtes Kleid. Das Dienstmädchen der Phantomhive hatte ihre Haare in einen hohen Zopf stecken wollen, doch Georginas Entscheidung war eine andere gewesen. So wallte das dunkle lockige Haar über ihre Schultern und umrahmte das blasse Gesicht. Hatte jenes Kleid des Vorabends sie noch mit Selbstbewusstsein und neuem Schwung erfüllt, so durchströmte sie nun eine unerschütterliche Ruhe und Geborgenheit. Seit langem sah sie im Spiegel, jene Adelige: Baroness Georgina Clifford. Keine Frau hinter einer Maske, die zum Spielball des Earl Phantomhive geworden war. Natürlich wollte sie Adam helfen, auch um ihretwillen. Um den Familiennamen zu schützen. Jener Familie, welche sie trotz ihrer Herkunft als eine die Ihren angenommen hatte. Adam war ein treuer Diener der Familie, solch einen ungerechtfertigten Skandal um seine Person hatte der Junge nicht verdient. Mit einem letzten Glätten ihres azurblauen Rockes wandte Georgina sich vom Spiegel ab ehe sie aus dem Zimmer schritt. Georgina passierte gerade die Treppe ins untere Stockwerk als ein ohrenbetäubender Krach das Anwesen erschütterte. Die Stufe unter ihren Füßen schien leicht zu erbeben, während sie sich hastig mit beiden Händen an den Handlauf klammerte. Kurz darauf erhalten wilde Rufe durch die Foyerhalle, als Sebastian aus einem der Räume trat. Nach seiner Mimik zu urteilen, war er wenig begeistert von diesem - scheinbar allzu vertrauen - Zwischenfall. Ein kurzer Blick galt ihr, während er an der Treppe vorbei in den hinteren Teil des Hauses verschwand. Sie verharrte noch eine Weile auf der Stufe, dann überwand sie die Restlichen, lenkte ihren Schritt in jene Richtung aus welcher Sebastian gekommen war und betrat mit ausholenden Schritten das Zimmer. Ciel Phantomhive saß über ein Schachbrett gebeugt, dessen Spiel in wenigen Zügen zu seinen Gunsten enden würde. Schweigend hielt Georgina inne, das Eigenspiel des Earls beobachtend. Sie war niemals eine gute Schachspielerin gewesen. So erinnerte sie sich, wie Duke Devonshire sie stets nach wenigen Zügen matt gesetzt hatte. Auch in all den darauffolgenden Jahren war es ihr nicht gelungen ihren Vater zu besiegen. Jonathan hingegen, … ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Ciel setzte indessen seinen letzten Zug, woraufhin der weiße König zu Boden fiel und gen Georginas Füßen rollte. Sie beugte sich danach: „Gegen sich allein zu spielen, bringt nur einen Vorteil. Man kennt den nächsten Zug bereits.“ „Oder ist es nicht eher so, dass man immer einen Schritt hinterher hinkt?“, interessiert sein Kinn auf die Handfläche stützend, streckte er ihr die freie Hand hin um die Schachfigur entgegen zu nehmen. „Da stellt sich mir die Frage, wem hinkt Ihr wohl hinterher, Earl?“ „Eine neue Droge. Ein Bordell als Umschlagsplatz. Die Botenjungen, deren Schweigen mit wenigen Münzen erkauft wurde. Was fehlt, Baroness?“ „Die Lieferanten. Der Verkäufer. Die Konsumenten. Doch, ein Puzzleteil fehlt?.“ „Der Produzent. Und wir wissen derzeitig immer noch nicht, aus welchen Substanzen es besteht und wie es tatsächlich wirkt.“ Nachdenklich neigte Georgina den dunkelhaarigen Schopf: „Wie mag der Wachhund Ihrer Majestät diesem letzten Geheimnis auf die Spur kommen? “ „Es ist wie im Schach, Baroness. Ihr könnt nicht gewinnen, wenn Eure Figuren nicht auf den richtigen Platz setzt.“, mit diesen Worten setzte Ciel den König zurück aufs Brett. „Und Euer Platz, Baroness, ist derzeitig in diesem Freudenhaus. Madam ist der Punkt an welchem alle Fäden zusammenführen. Sie wird uns restlichen Antworten liefern.“ „Und ich soll Madame den passenden Impuls geben?“ „Wenn nötig werdet Ihr Madame die Pistole auf die Brust legen!“, erwiderte Ciel kühl. „Seid Ihr sicher, dass eine Frau dem gerecht wird?“, kaum hatte Georgina die Worte gesprochen, hielt sie sich auch schon die Hand vor den Mund. „Ihr besitzt wahrlich das Mundwerk eines Straßenköters.“ Sebastian trat, sich etwas Rus aus dem Gesicht reibend, ins Zimmer. Sein Blick wanderte taxierten über die beiden Adeligen. „Die Kutsche steht bereit, Baroness.“ „Ihr werdet mich begleiten?“, argwöhnisch wispernd, verschränkte Georgina die Arme. „Ich werde Euch zurück bringen, Baroness. Doch vorher werden wir noch eine Erkundung einholen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)