Rondo von kaltes ================================================================================ Kapitel 14: || List u. Tücke || ------------------------------- Der süße Wein lag schwer auf ihrer Zunge. Manch Einem mochte dieser Saft die Zunge lösen, doch Georgina verspürte eine dämmrige Schwere. Unbemerkt strich sie sich über die trägen Lider. Es fiel ihr schwer den prallenden Gesprächen der Männer zu lauschen, welche sich den Spieltisch versammelt hatten. Georgina stand, die Hände auf der Rückenlehne stützend, hinter einem der Männer. Ein älterer Herr aus niederen Adel. Leicht aufgedunsen war er, dennoch war ihm das Alter gewogen gewesen. Verhalten gähnte die Adelige. Ihr Blick schweifte über ihre Schulter hinweg zur Bar. Maxwell Carrington saß, wie all die Tage zuvor, am Tresen und auch diesmal ruhte der Blick des Count auf ihrer Gestalt. Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, während sie sich an Madames Worte zurück erinnerte. Sebastians Plan war aufgegangen. Madame, bezirzt durch die baren Münzen, hatte Georgina nachdrücklich ihres Postens als Barfrau enthoben. Durchaus gab es genug wohlhabende Männer, welche für das junge Ding zahlen würden. Natürlich hatte Madame nicht versäumt Georgina zur Güte zu führen, wohin eine Absage der Enthebung führen würde. Georgina war gewillt gewesen sich vor die Türe setzten zu lassen, anstatt diese unerträgliche Farce weiter zu mimen. Doch verbat es ihr Stolz sich vor Earl Phantomhive Blöße zu geben, wenn sie dem Bengel gestand, aufgegeben zu haben. Zwei Tage waren seither ins Land gezogen und die Baroness war nicht weiter voran gekommen. Zwar genoss sie Madame Aufmerksamkeit, doch war sie weit davon entfernt eine Vertraute zu sein. „Was geht Euch im Köpfchen umher, meine Liebe.“, die Stimme des wulstigen Mannes drang an ihre Ohren. Kurz darauf spürte sie seine Hand auf der Ihrigen. Hastig unterdrückte sie den Impuls ihre Hände zurück zu ziehen, schenkte ihn stattdessen ein beschwichtigendes Lächeln. „Ich bewundere Euer geschicktes Spiel.“ „Geschicktes Spiel? Ihr scherzt! Seht ich verliere.“, lachend zog er sie, um den Stuhl herum, an sich heran. Diesmal folgte Georgina ihrem Impuls und stemmte sich gegen seinen Griff, als er versuchte sie auf seinen Schoß zu ziehen. Um sein Missfallen abzuschwächen, griff sie nach seinem Weinglas und reichte ihm jenes mit einer kecken Handbewegung: „Nun scheint Euch das Glück an anderer Stelle gewogen.“ Er nahm das Glas, sichtlich etwas pikiert über ihre körperliche Ablehnung, jedoch hoffnungsvoll ob ihrer Worte. Ihre Blick wanderte erneut zum Count, welcher sich zögerlich anschickte zu der kleinen Gruppe zu stoßen. Georgina spürte wie ihr Herz einen leichten Hüpfer machte und ertappte sich bei dem Gedanken ob ihr Äußeres auch ansprechend war. Unmerklich zupfte sie ich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ah. Monsieur Noir. Willkommen.“, beinahe überschwänglich winkte Madame den neuen Gast näher heran. Dabei tönte ihre Stimme über die Köpfe ihrer Mädchen und Kunden hinweg. Georgina zuckte zusammen als eine allzu vertraute Stimme antwortete. „Madame. Mir scheint in den wenigen Tagen meiner Abwesenheit, habt Ihr nichts an Eurem Charme eingebüßt.“ Monsieur Noir. Einfallsloser hätte der Butler seine Tarnung nicht nennen können. Ganz seinem Namen entsprechend, war er gänzlich in Schwarz gekleidetet. Es verwunderte Georgina, weshalb Sebastian nicht einfach in seiner Butlerkluft erschien, da sie keinerlei Unterschied zur jetzigen Kleidung feststellen konnte. Was sie veranlasste sich die Frage zu stellen, ob Earl Phantomhive derzeitig keine Verwendung für seinen Bediensteten hatte. Weshalb tauchte dieser vermeiedeite Butler erneut in diesem Etablissement auf ? Sie erhielt prompt eine Antwort, als Madame sie energische herbei winkte: „Meine Liebe komm, nun komm schon.“ „Natürlich Madame.“, sich von dem Spieltisch abwendend, schritt sie zur Sebastian und der Etablissement Herrin hinüber. „Eure Bezahlung nehme ich nachher entgegen, Monsieur.“, während Madame sprach, schob sie Georgina beinahe in Sebastians Arme. Die Dunkelhaarige kam nicht umher sich einem Schlachtschwein nahe zu fühlen. Um nicht gänzlich gegen Sebastians zu stolpern, hob sie abwehrend die Hände und federte ihr Gewicht an dessen Brust ab. Georginas Aktion schweigend beobachtend, nickte Sebastian Madame knapp zu. Wie beim vorherigen Mal geleitete sie wenig später den Butler in die obere Etage hinauf - hin zu der ihr zugewiesenen Kammer. Sie schnappte hörbar nach Luft, kaum hatte sich die Türe hinter dem teuflischen Butler geschlossen. Plötzlich packte sie eine ungewisse Furcht. Sie war alldem nicht mehr gewachsen. Welche Schmach würde ihre Maskerade auffliegen. Ein leises Scharben riss sie aus dem Gedanken. Der Butler hatte sich hinab gebeugt. Er griff nach einem der Kerzenleuchter, welche Georgina in den Zimmerecken platziert hatte um die Schatten zu vertreiben. „Nicht!“, hauchte sie erschrocken, die Hand zu ihm geneigt als wolle sie ihm auf die Distanz hinweg den Leuchter entreißen. „Ich bitte Euch lasst die Kerze dort stehen.“ „Nun, wenn Ihr allein die Ecken erleuchtet, umgibt Euch stets die Dunkelheit.“, erwiderte er fade, kam ihrer Bitte dennoch nach. Es entlockte dem Teufel ein Schmunzeln, während sein Blick bemerkte wie nervös die junge Frau immer wieder an ihrem Kleid zupfte. Als sie sich zusätzlich auf die bemalten Lippen biss, vermochte er ihre Angst beinahe zu greifen. „Ihr weckt mein Interesse.“ „.. was?“, verwirrt huschte ihr Blick zu Sebastian. „Ihr beginnt zu zweifeln.“, er betrachtete sie aufmerksam, „Ihr glaubt nicht daran Eurer Aufgabe gerecht zu werden.“ „Ihr könnt gut reden! Habt Ihr eine Ahnung wie demütigend dieses Spiel ist?“ „Es entspricht Euch nicht.“, stimmte Sebastian Georgina schmal lächelnd zu. „Und was werdet Ihr nun tun?“ „Ein kleines Spielchen?!“, ihr Blick fixierte den teuflischen Butler getränkt im Gedanken einer verzweifelten List. Sie war betrunken. Seine Augen folgten ihren schwankenden Bewegungen, welche mit einem dumpfen Geräusch ihr Ende fanden. Georgina landete mit dem Gesicht voraus in den muffigen Decken des spärlich zusammen gezimmerten Bettes. Er hatte ihr Wein angeboten. Sie hingegen hatte Whiskey gewollt. Ein Fehler, wie sich vier Gläser später herausstellte. „Meint Ihr ich bin betrunken genug?“ „Durchaus etwas zu betrunken. Ihr solltet Euer Kleid wieder anlegen, Baroness.“ Er erinnerte sich, wie sie sich umständlich aus dem Kleid geschält hatte. Die Hitze des Alkohols war scheinbar der Grund gewesen. Nur das Unterkleid war ihr geblieben. Bei seinen Worten rollte sie sich auf ihren Rücken und streckte die Arme in die Höhe. „Nein. Es passt. Es soll keinen Verdacht erregen.“, lallend sah sie zu Sebastian. „Nun helft mir hoch.“ „Ihr brecht Euch den Hals. Oder gar schlimmeres.“ „Er soll mir doch zur Rettung eilen und glaubt mir das wird er.“, murmelnd drehte Georgina sich nun auf die Seite: „Also?“ „Wenn Euch etwas geschieht …“ „Hört auf zu heucheln. Es kümmert Euch nicht und Eurem Herren genauso wenig.“ „Ihr seid klüger als Euer Ruf.“ Warum überraschte ihn Dies nicht? Ihr Blick haftete weiterhin auf seiner Gestalt, fragend, lauernd und wartend. „Schön.“, mit diesen Worten ergriff er ihre Hände und zog sie auf die schwankenden Füße. Die wankende Adelige aus dem Zimmer geleitend, steuerte Sebastian auf die Treppe zu. Am Ansatz hielt er kurz inne, wartete auf Georginas knappes Nicken und schritt - ihr vorausgehend die Treppe -herunter. Georgina zog scharf die Luft ein, dann folgte sie. Ihre Hände klammerten sich haltsuchend an das hölzerne Geländer, als sie vorgab zu stolpern und ungehalten an Sebastian vorbei die letzten Stufen hinab fiel. Abfällig schnaubte der angebliche Monsieur Noir, hob den Fuß an und überstieg die am Boden kauernde Gestalt. Natürlich war dem theatralischen Paar nicht entgangen, dass sie nun die Aufmerksamkeit des Count Carrington hatten. Welcher an den gaffenden Huren vorbei auf Georgina zu lief. Sich neben sie kniend, half er ihr in eine sitzende Position. „Euch ist hoffentlich nichts geschehen?“ „ … seien Sie unbesorgt.“, leise murmelnd, hievte Georgina sich wankend auf die Beine. Der Sturz hatte das Gefühl des Schwindels nur verstärkt und so überkam sie Übelkeit. Jene niederringend, beobachtete sie wie Sebastian Madame bezahlte und schweigend das Etablissement verließ. Auch die anderen Freudendamen wandten sich allmählich von dem Schauspiel ab und wandten sich wieder den Gästen, welche unbeteiligt dem Ganzen zu gesehen hatten. Dankbar Count Carringtons Hilfe annehmend, stützte Georgina sich an den Mann und ließ sich zur Bar führen, was sie vor einer Schellte der Madame rettete. „Ein kühles Bad und Schlaf wären nun das Passende für Euch.“ Georgina winkte ab: „Nüchtern werde ich dies kaum überstehen.“ „Eure kleine Scharade?“ Sein Flüstern war kaum hörbar und dennoch glaubte Georgina es halle an allen Wänden wider. War sie aufgeflogen? „Ihr habt Euch fallen gelassen. Eben auf den Stufen.“ Nun war sie. Dennoch blieb ihre Maskerade unentdeckt. Erleichtert lächelnd, zog sie den Schultern hoch: „Nur so schien ich Eurer Aufmerksamkeit wert.“ „Meinen Gefallen hattet Ihr bereits seit dem ersten Tag.“ Sie kicherte. „Tatsächlich?“ „Wäre ich Euch sonst zur Hilfe geeilt?“ „Womöglich …“, sie neigte leicht den Kopf und taxierte ihn aus dunklen Irden. „Also verratet Ihr mir jetzt, weshalb Ihr dieses Schauspiel für mich gegeben habt?“, fast berührten sich ihre Lippen als er näher heran rutschte. Erneut machte ihr Herz einen Hüpfer. „Der Raum. Ihr erinnert Euch?“, säuselnd tippte sie dem Count gen die Nasenspitze. „Wenn ich Euch behilflich bin, verratet Ihr sie mir dann Euer kleines Geheimnis, weshalb eben jener Raum?“ „Womöglich …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)