Wie sich Hexen verlieben von Luftschloss (.. oder, wie man sein Leben als Hexe meistert) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Am Freitag ging sie früher ins Bett als sonst und sie war froh, dass ihr Schlaf traumlos blieb, denn sie brauchte ihre Kraft am nächsten Abend, um mit Vivien auszugehen. Alea freute sich wie ein kleines Kind darauf, denn die Zwei waren schon lange nicht mehr zusammen unterwegs gewesen. Bevor sie sich am Abend auf den Weg zu ihrer besten Freundin machte, stopfte sie drei Outfits in ihren Rucksack und schlenderte zu der Blonden, die inzwischen schon wartete. „Wo bleibst du denn?“ Sie zog ihren Gast in ihre Wohnung und schleifte sie vor ihren Kleiderschrank. „Du musst mir sagen was ich anziehen soll.“ „Und du mir.“ Alea lachte und holte ihre drei Favoriten aus ihrem Gepäckstück. Eines war ein kurzes Kleid mit asymmetrischem Ausschnitt, das Zweite war eine Kombination aus einem Rock und einem Bauchfreien Top und das dritte Outfit bestand aus einer langen Jeans mit ziemlich vielen Löchern die mit Spitze unterlegt waren und einer, ebenfalls bauchfreien, Bluse. Natürlich alles in Schwarz gehalten. „Magst du nicht vielleicht doch etwas mit mehr Farbe?“ Sie nickte in ihren Schrank, der bunter war als jede Gaypride. „Nein danke, ich bleib bei schwarz, aber du kannst dich gern austoben.“ Nach mehr als einer Stunde hatte sich beide auf ein Outfit geeinigt. Alea trug das schwarze Kleid und ihre Stiefeletten, die sie immer an hatte, während sich Vivien für ein knallrotes Hemdblusenkleid und die dazu passenden hohen Schuhe entscheiden hat. Wie immer verstaute die Rothaarige ihr Geld und Ausweis in der Handtasche der blonden Freundin und es ging los. Erst in eine kleine Bar, um eine Kleinigkeit zu quatschen. „Ich habe das erste mal wirklich bewusst Magie benutzt, nur ein kleiner Heilzauber, aber immerhin.“ Alea´s Gegenüber hing wie gebannt an ihren Lippen, als sie ihr versuchte das Schimmern zu beschreiben. „Zeig es mir doch einfach.“ Kurzerhand nahm sie einen Zahnstocher, kratzte sich damit über den Handrücken und hielt ihn ihrer Besten Freundin entgegen. Wie beim ersten Mal auch, überlegte die Hexe nicht lange und zeichnete die Rune, die auch dieses Mal leicht Schimmerte, aufleuchtete und dann mit dem Kratzer verschwand. „Wie. Cool. Ist. Das. Denn.“ Vivien starrte die nicht mehr vorhandene kleine Verletzung an, konnte es nicht fassen und starrte die Rothaarige an. „Tatsächlich eine Hexe.“ Dann grinste sie. „Dann bin ich ja mal gespannt wenn du die Kette hast.“ „Und ich erst. Aber jetzt genug davon. Wir wollen Spaß haben, also kein Gerede mehr über Magie.“ Und so bleiben sie bis kurz vor Zehn in der Bar und verließen diese dann leicht angeheitert, um in ihren Lieblingsclub zu gehen. Als sie die Disco betraten, brummte der Bass in ihren Ohren und mussten ihre Unterhaltungen im brüllen führen. Es fühlte sich so gut an, sie ließen sich von dem flackernden Licht und den tanzenden Menschen dahintreiben, sie bewegten sich zur Musik und hatten Spaß, bis Vivien einen Typen traf, der wohl der junge Mann war, von dem sie Alea schon so einiges erzählt hatte. Groß, trainiert und witzig. Ihre Freundin vergewisserte sich bei Alea ob es in Ordnung sei, wenn sie mit ihm noch in eine kleine Bar um die Ecke ging. „Klar, los.“ Alea hatte nichts dagegen und ließ die Beiden ziehen und lies sich an der Theke des Clubs nieder. Während ihre Blicke umherwanderte, fragte sie sich wann sie sich wohl verlieben würde und ob es je passieren würde. Eine Hexe kann sich nur ein Mal in ihrem Leben verlieben. Sie leere ihren letzten Drink, beschloss dann, sich auf den Heimweg zu machen und schlängelte sich dafür durch die Menschen auf der Tanzfläche. Die Musik dröhnte in ihren Ohren und sie entschied sich doch noch etwas zu tanzen bevor sie die Disko verlassen würde, denn eines ihrer Lieblingslieder lief. Nachdem dieser endete, schnappte sie kurze Zeit später frische Luft und genoss die angenehme Kühle die ihre Haut streichelte. Sie sah sich um und um sie herum standen die Leute, redeten und rauchten. Als sie sich so umblickte, bemerkte sie eine junge Frau, die immer wieder zu ihr herüber schaute und Alea lächelte sie an, als dies wieder zu ihr hersah. Ihre Haare waren pechschwarz und kurz geschnitten, sie trug eine enge Jeans und ein schlichtes graues T-Shirt und musste ungefähr so groß wie die Rothaarige gewesen sein. Ihre Blicke trennten sich und aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sich die Schwarzhaarige ihr nährte und dann stehen blieb, als würde sie überlegen, was sie sagen sollte, um sich nicht zu blamieren. Alea grinste als sie merkte das ihre Beobachterin dieses Verhalten noch einmal wiederholte, bis sie sich gnädig zeigte und ihr das Ansprechen ersparte. „Hey.“ Die Hexe lächelte in ein verwirrtes und überraschtes Gesicht. „H.. Hey.“ „Kennen wir uns irgendwoher?“ Sie wollte einfach nur irgendwie ein Gespräch anfangen und kam sich jetzt selbst etwas doof vor. „Ähm.. nein, ich glaube nicht.“ Die Unbekannte schien überrascht zu sein, das sie von ihr angesprochen wurde. „Na dann stell ich mich mal vor. Ich bin Alea.“ Sie streckte der Fremden ihre Hand entgegen, die auch genommen und geschüttelt wurde. „Freut mich. Ich bin Lilith.“ „Oh, ein ungewöhnliche Name, aber er kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich weiß nur nicht woher.“ Alea begann nachzudenken und zerbrach sich den Kopf, warum ihr der Name bekannt vor gekommen war. Da Lilith ungefähr in ihrem Alter sein musste, war es durchaus möglich das sie zusammen die Schulbank gedrückt haben. „Sag mal, wie alt bist du?“ „Stellt man diese Frage wirklich einer Frau die man kaum kennt.“ Ihr Gegenüber schien etwas aufzutauen, denn sie grinste schief, was die Hexe irgendwie anziehend fand. „Zweiundzwanzig.“ „Hm.. nur zwei Jahre Älter als ich.“ Das war kaum mehr als ein Murmeln, das Alea zu sich selbst sagte. Also waren sie nicht in der selben Klasse, aber in der Grundschule war jemand mit ihr in der Theater AG gewesen, mit dem Namen. „Jetzt hab ich´s. Theater AG bei Frau Hansen. In der Fontane Grundschule. Ich wusste dein Name kommt mir bekannt vor.“ Sie schien überrascht zu sein. „Daran erinnerst du dich?“ Sie lachte kurz. „Die Arbeitsgruppe war die Hölle, meine Mum hat mich praktisch dazu gezwungen daran teilzunehmen.“ „Ach, ich fand es gar nicht so schlecht.“ Die Beiden tratschten noch ein wenig über die Grundschule und Lilith steckte sich eine Zigarette an. „Das stört dich doch nicht, oder?“ „Nein, überhaupt nicht.“ Sie konnte nicht erklären warum, aber Alea wollte diese Frau unbedingt näher kennenlernen. „Lust noch etwas trinken zu gehen?“ Es platzte fast aus ihr heraus. „Gern, warum auch nicht, du scheinst interessant zu sein.“ „Ja, das hab ich dir angesehen als du mich beobachtet und versucht hast mich anzusprechen.“ Die Schwarzhaarige kratzte sich verlegen am Kopf. „Erwischt.“ Sie grinste wieder schief und Alea lächelte. „Normalerweise hab ich keine Probleme mit dem Ansprechen.“ „So so, also für mich sah das anders aus.“ Sie liefen los, erst einmal ohne bestimmtes Ziel. „Ich sagte ja auch normaler Weise.“ Während sie so vor sich hin schlenderten und sich unterhielten, fielen Alea ein paar Tattoos auf die Lilith Arme und ein Teil ihres Halses zierten. „Tut das weh?“ „Was?“ „Tattoos?“ Die Rothaarige war neugierig gewesen, denn sie spielte schon länger mit dem Gedanken eins stechen zu lassen. „Kommt auf die Stelle drauf an, aber es ist auszuhalten.“ Sie schaute Alea neugierig an. „Warum? Möchtest du eins?“ „Vielleicht.“ „Dann kann ich dir meine Nummer geben, wenn du möchtest.“ Alea schaute sie etwas verwirrt an, was hatte ihre Nummer mit einem Tattoo zu tun und Lilith lachte als sie den fragenden Blick sah. „Ich bin Tätowiererin.“ „Was? Echt?“ „Warum sollte ich lügen?“ In ihren Augen blitze kurz Zweifel auf, den Alea aber nicht bemerkte. „Wenn du Lust hast kannst du gern mal vorbeikommen.“ „Da sag ich nicht nein. Kann ja mit einem kleinen Tattoo anfangen.“ Sie grinst die Frau an. „Und was machst du so? Arbeitstechnisch?“ Lilith hielt Alea die Tür zu einer kleine Bar auf, in der sie noch nie war, aber ihr gefiel sie auf den ersten Blick. Nicht zu überfüllt, keine zu laute Musik und es waren die unterschiedlichsten Leute hier. „Ähm, nichts so außergewöhnliches wie du. Es hat leider nur zur Kellnerin gereicht, aber das ist eine zu lange und private Geschichte für das erste Treffen.“ Sie wollte das es witzig rüber kam, aber in ihrer Stimme schwang etwas trauriges mit und so fragte die Schwarzhaarige nicht weiter nach. „An deine Arbeit ist doch nichts auszusetzen, muss auch gemacht werden.“ Sie setzten sich an einen Zweiertisch im hinteren Teil. „Ja, ich beschwere mich auch nicht. Immerhin habe ich einen Job.“ „Na siehst du.“ Sie bestellten zwei Bier. „Kein Cocktail oder so ein Mädchen Zeug?“ „Tja, ich bin immer wieder für Überraschungen gut.“ „Das glaub ich dir sofort.“ Für ein Paar Minuten herrschte eine nicht unangenehme Stille, in der sich Alea umsah, bis die Bedienung ihr ihre Bestellung brachte. „Na dann, auf den Rest des Abends.“ „Auf den Abend, der interessant zu werden scheint.“ Darauf hin nahmen beide ein Schluck und die Rothaarige bemerkte die Blicke ihres Gegenübers, die neugierig und irgendwie für ein kurzen Augenblick, seltsam waren. „Ist was?“ „Hm.. ich glaube ich hab nächste Woche noch ein freien Termin. Lust auf ein kostenlosesTattoo?“ „Bitte was?“ Alea war für einen Moment zu überrascht für eine Antwort. „Ist das dein Ernst?“ „Würde ich sonst fragen?“ „Du kennst mich doch gar nicht. Kriegen so ein Angebot sonst nicht nur Freunde und Familie, oder so?“ Lilith zuckte nur mit den Schultern. „Nicht unbedingt.“ Sie lehnte sie langsam vor auf den Tisch. „Aber irgendwie hab ich das Bedürfnis dir etwas unter die Haut zu zaubern.“ Auch Alea beugte sich vor. „Na dann kann ich ja fast nicht nein Sagen. Wann soll ich vorbeikommen?“ „Freitag Nachmittag.“ „Ist gut.“ Die Rothaarige wurde auf einmal ein klein wenig nervös und ihr Bach kribbelte vor Vorfreude. „Du verarschst mich auch nicht?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Gut, ich hab nächste Woche frei und muss ein paar Sachen erledigen, aber ich denke ich hab etwas Zeit um mir zu überlegen was ich gern hätte.“ „Warum reden wir nicht jetzt darüber? Wir könnten zusammen etwas finden das passt.“ Und so machten sie es auch und noch während sie darüber redeten, frage Lilith nach, ob sie etwas Papier und ein Stift haben könnte. Kurzerhand kritzelte sie ein paar Ideen auf eines der Blätter und zeigte es Alea und als sie die Skizzen sah, konnte sie sich kaum für ein Motiv entscheiden, denn sie waren alle schön. Ein Schmetterling der sich in ein paar Blumen auflöste, eine Eule mit großen Augen und noch ein Katze in Geometrischen Formen gehalten. „Alle wirklich schön, aber dazu habe ich kein Bezug.“ Sie überlegte eine Weile und hatte eine Idee. „Ich glaube ein Rabe, ich hätte gern ein Raben auf die Schulter.“ Sie erntete neugierige Blicke von Lilith. „Ein Rabe?“ „Ja, ich mag Raben, sie haben etwas mystisches. Findest du nicht auch?“ Ohne das Alea verstand was gerade passierte, stand Lilith auf und zog ihr T-Shirt an rechten Hüfte bis unter die Brüste nach oben. „Ungefähr so einen?“ Auf ihren rechten Rippen prangte ein weißer Rabe und im Hintergrund ein schwarzer Mond, es war faszinierend anzusehen und sah unfassbar gut aus. Noch bevor Alea richtig schauen konnte, saß die Schwarzhaarige auch schon und grinste wieder schief. „Genau so etwas.“ Die Rothaarige nahm den letzten Schluck. „Aber warum ein schwarzer Mond?“ „Lilith bedeutet schwarzer Mond, aber nicht nur deswegen.“ Auch sie nahm den letzten Schluck aus der Flasche und zahlte dann die beiden Getränke. „Ich glaube ich sollte langsam nach Hause.“ Es war schon nach drei Uhr morgens und jetzt spürte Alea den Alkohol und ein klein wenig Müdigkeit. „Soll ich dich begleiten?“ „Nein, das geht schon. Ich werde mir ein Taxi rufen.“ Sie stand langsam auf und ihr wurde klar das sie gar kein Geld mehr hatte, denn ihr Geldbeutel war noch immer in der Tasche von Vivien. „So ein Mist.“ „Alles ok?“ Wieder hielt die Schwarzhaarige ihr die Tür auf. „Nein, meine Freundin mit der ich in den Club gegangen bin, hat noch mein Geldbeutel und Handy, verdammt.“ „Na dann fahr ich dich heim, müssen nur zum Club zurück, dort steht mein Wagen.“ „Danke, du bist meine Rettung.“ Alea grinst sie müde an und gähnt leise. „Kein Problem.“ Und so gehen sie in der frischen Nachtluft den Weg zurück. Es ist eine ruhige und sternenklare Nacht, in der der Himmel nur so vor kleinen Lichtpunkten funkelt. „So schön.“ Alea murmelt nur leise vor sich hin, ohne das es die Frau neben ihr hört, die ihre eigenen Gedanken hat. Nachdem sie am Auto angekommen waren steigen beide ein und ein paar Minuten später ist Alea auch schon in ihrem Zimmer, saß auf dem Bett und schaute die Visitenkarte an, die ihr Lilith mitgegeben hatte. „Melde dich diese Woche mal, ob es am Freitag wirklich klappt.“ Und das würde sie auch tun, irgendwann zwischen der Zeit, in der sie versuchen würde, ihre Magie zu verstehen und zu nutzen. Die Frau hatte Alea in ihren Bann gezogen und sie konnte nicht erklären warum das so war, aber sie wusste, das sie Lilith nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)