TMNT - Es liegt in deiner Hand von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 3: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Erzählersicht: Ungeduldig starrt die Pilotin den Arzt an. Doch jener erwidert dies mit einem Blick, als hätte er eine Maske aufgesetzt, die kaum Emotionen zeigt. Ruhig bittet er die verzweifelte Frau: „Mrs. Shepherd, ich verstehe, dass Sie sich große Sorgen um ihre Tochter machen. Dennoch bitte ich Sie, sich etwas zu beruhigen.“ „Sagen Sie mir nicht, was ich tun, oder lassen soll! Ich will wissen, wer das hier zu verantworten hat!“, schreit Mrs. Shepherd ihn unter Tränen an. Jeder andere hätte nun versucht, sich zu verteidigen, oder hätte sogar selbst die Beherrschung verloren. Der Arzt jedoch behält seine steife Haltung und fährt fort: „Mrs. Shepherd, ich kann Ihnen zu meinem Bedauern nicht sagen, was ihrer Tochter zugestoßen ist. Sie wurde nicht weit vom Eingang dieses Krankenhauses gefunden. Egal, wer die junge Dame hierhergebracht hat, es war noch zur rechten Zeit. Die Operation ist gut verlaufen und ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Tochter noch großes Glück gehabt hat.“ Bei den Worten „großes Glück“, glaubt die Pilotin, ihr Gegenüber würde sich sowas wie ein Scherz erlauben. Denn wie Glück sieht es in ihren Augen nicht aus. Im Gegenteil, sie befürchtet das Schlimmste, was sie auch vor Wut zum Ausdruck bringt: „Großes Glück?! Meine Kleine liegt hier und wacht nicht mehr auf und das soll ich wirklich als Glück ansehen?!“ „Ich kann Ihren Schmerz nachvollziehen und es ist mit Sicherheit nicht leicht, wenn ein enges Familienmitglied im Koma liegt. Jedoch muss ich auch betonen, dass Ihre Tochter auch hätte sterben können. Neben den deutlich sichtbaren Hämatomen, der Platzwunde und der leichten Gehirnerschütterung, hat sie zudem auch leichte Quetschungen und einige Prellungen am Brustkorb, sowie auch bei der linken Hand. Theoretisch wäre dies kein Grund zur Sorge, wäre da nicht diese schwere Verletzung an ihrem Bauch, wodurch sie viel Blut verloren hat. Sie hat großes Glück gehabt, dass nicht auch noch wichtige Organe schwer verletzt worden sind. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte Ihre Tochter das vermutlich nicht überlebt.“, klärt der Arzt sie nun auf. Mrs. Shepherd schweigt, während sie sich diese Aufzählung an Verletzungen hat anhören müssen. Bei jeden weiteren „Punkt“ hat sie das Gefühl, jemand würde ihr die Luft immer um ein Stück zuschnüren. Der Gedanke daran, welche Schmerzen Bernadette dabeihaben muss, ist für sie beinahe unbegreiflich. Ihr Gesicht ist dabei sogar so blass vor Angst geworden, sodass der Mann im Kittel nun befürchtet, es mit seiner Erklärung übertrieben zu haben. Aus diesem Grund versucht er der Frau nun etwas Hoffnung zu geben und entschuldigt sich sogar bei ihr: „Verzeihen Sie mir, sollte ich Ihre Sorge um Ihre Tochter durch die aufgezählten Fakten vergrößert haben, aber eines kann ich Ihnen versichern: Ihre Tochter beweist großes Durchhaltevermögen. Sie ist trotz der Verletzungen stark und das Koma, in der sie sich nun befindet, beweist nur, dass sie weiterhin kämpft. Ihr Körper ist dabei, sich zu regenerieren und diese Zeit braucht sie.“ Bernadettes Mutter erwidert darauf nichts. Seine Worte haben auch ihre Angst um ihre Tochter nicht geschmälert. Trotzdem ist sie innerlich für jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer dankbar. Selbst wenn sie das offenbar nicht zeigen kann. Ihr Blick fällt nun wieder auf Bernadette. Als würde diese nur schlafen, liegt sie im Krankenbett. Doch die Maschinen um sie herum zeigen jeden, der das sieht, dass ihr Zustand auf keinen Fall auf ein „Dornröschenschlaf“ zurückzuführen ist. Mit Tränen in den Augen ergreift sie nun die Hand ihrer Tochter und flüstert dieser etwas zu, was der Orangemaskierte aber kaum verstehen kann. Mikey hat nun genug gehört. Die Nachricht darüber, dass seine Freundin nicht allzu bald aufwachen wird, hat ihm erschüttert. Dass Bernadette noch lebt, ist nur ein kleiner Trost. Denn allein, was er in diesem Augenblick für Informationen über die Verletzte erfahren hat, reicht schon aus, sodass er sprachlos in die Leere starrt und die Worte des Doktors noch einmal in sein Gedächtnis rufen lässt. Jedoch muss er sich leider selbst eingestehen, dass er kaum etwas Anderes hätte erwarten können. Bei diesen Verletzungen ist es für ihn sogar ein Wunder, dass das Mädchen überhaupt so lange durchgehalten hat und nicht bereits schon Vorort gestorben ist. Dennoch wollte er sich, bevor er heute wieder hierhergekommen ist, nicht einmal für eine Sekunde vorstellen, dass Bernadette es vielleicht doch nicht geschafft haben könnte. Jetzt weiß der Orangemaskierte, dass sie noch lebt, doch zu welchem Preis? Da er hier aber nun nichts tun kann, entscheidet sich der Turtle, nach Hause zurückzukehren. Ohne weiter Zeit zu verlieren, klettert er unbemerkt seitlich die Mauer wieder nach oben, ehe er sich mit etwas Anlauf auf das nächstgelegene Dach schwingt und sich in Bewegung setzt. Er beeilt sich sogar. Als hätte ihn etwas gestochen, folgt der Mutant seinen Weg. In Gedanken hört er noch die Mutter seiner Freundin, wie diese bitterlich um ihre Tochter weinte. Um dies nicht zu sehr zu spüren und irgendwie zu verdrängen, beschleunigt er sogar sein Tempo, was allerdings nur begrenzt hilft. Dieses beklemmende Gefühl verfolgt ihn weiterhin. Mikey hat kaum die Straßen von New York hinter sich gelassen und ist in die Kanalisation zurückgekehrt, stößt er wenig später mit einem seiner Brüder zusammen. Es ist Leo, den er beinahe umgerannt hat. Verwirrt sieht jener den Aufgebrachten an und fragt ihn schließlich: „Mikey? Wieso bist du nicht im Krankhaus und warum hetzt du hier durch die Gegend? … Hast du etwas wegen Bernadette herausfinden können?“ Mikey nickt zunächst stumm, während er erst einmal Luft holt. Erst dann blickt er den Anführer geknickt an und geht auf seine Fragen nun direkt ein: „Ja, ich konnte zwar nicht direkt zu ihr, aber … ich habe da einiges mitbekommen.“ „Und was?“, hakt Leo schon leicht ungeduldig nach, aber die Antwort, die nun folgt, gefällt dem Anführer der Truppe ganz und gar nicht: „Bernadette liegt im Koma.“ „Sie ist was?!“, fragt Leo geschockt. Er kann nun mal nicht glauben, was Mikey da gerade behauptet. Jedoch seufzt dieser, wiederholt diesen Satz und geht sogar noch näher darauf ein: „Ich sage es nicht gern Bro, aber die Kleine liegt im Koma. … Ich habe sie selbst dort liegen sehen und kann dir garantieren, dass dieser Anblick nicht gerade sehr erfreulich war.“ „Was war nicht sehr erfreulich?“, mischt sich nun Donnies Stimme in die Runde ein, der gerade aus seinem Labor kommt. Der Lilamaskierte hat gerade mal den letzten Teil dieses Satzes mitbekommen, ist jedoch auch neugierig geworden, worüber sich die Brüder gerade unterhalten. Allein schon die Tatsache, dass Mikey, früher als vermutet, nun wieder in der Kanalisation ist, verstärkt sein Interesse. Abwechselnd schaut das Genie seine Brüder an und wartet nun auf eine Antwort. „Mikey hat mir gerade erzählt, dass unsere Freundin im Koma liegt.“, berichtet Leo kurz und knapp, während jener dabei stumm nickt. Donnies Augen werden größer, doch bevor er nun wild herumfragt, will er zunächst wissen, ob das wirklich wahr ist. Es hätte nach seiner Meinung nach auch sein können, dass sich der Orangemaskierte vielleicht überhört hat. Mikey wiederholt aber zum Bedauern seiner Brüder, dass es wirklich so ist. Eine kurze, aber dennoch unerträgliche Stille kehrt ein, bis Donnie vor sich her murmelt: „Ich hab´s befürchtet.“ „Wie meinst du das?“, fragt Mikey ihm, dem der Kommentar seines Bruders etwas verwirrt. „Diese Verletzungen, … es ist schon ein Wunder, dass sie nicht auf der Stelle gestorben ist und dennoch …“, meint Donnie, kann seinen Satz aber nicht vollenden. So sehr Leo ihn auch auffordernd ansieht, schweigt das Genie der Familie. Doch anstatt diesen schließlich darauf anzusprechen, widmet sich der Anführer seufzend wieder Mikey zu. Er will von ihm wissen, ob er sonst noch etwas herausbekommen hat: „Hast du noch irgendetwas mitbekommen? Irgendwelche Details, von denen wir noch nichts wissen? Wer war überhaupt dort, sodass du nicht direkt zu ihr konntest?“ „Ich habe kaum das richtige Fenster erreicht, schon habe ich Bernadettes Mom an ihrem Bett sitzen sehen. Sie scheint nicht lange dort gewesen sein, als ich antraf. Sie wirkte aufgeregt und hatte keine Ahnung, wieso ihre Tochter überhaupt in diesem Krankenhaus lag. … Ich vermute mal, dass Bernadettes Verschwinden nicht lange unentdeckt geblieben ist. Ich weiß zwar nichts Fixes, aber mich würde es nicht wundern, wenn diese Frau so manche Orte, wenn nicht schon andere Krankenhäuser abgeklappert hat.“, fängt Mikey zu erzählen an, bis er dann eine kurze Pause macht. „Und weiter?“, hakt Donnie nach und sein Bruder setzt mit der Erzählung fort: „Laut dem Arzt sei zwar die Operation gut verlaufen, dennoch hätte Bernadette einiges davontragen müssen. Neben den Häma…, ähm … den blauen Flecken, hat sie noch einige Prellungen am Brustkorb und auch bei der linken Hand. Weiter folgen eine Platzwunde, leichte Quetschungen, sowie auch eine leichte Gehirnerschütterung. Doch am schlimmsten sei die Wunde am Bauch. … Er meinte, dass Bernadette noch großes Glück gehabt hat, dass keine wichtigen Organe schwer verletzt worden sind. Ich schätze mal, ein paar cm tiefer und sie hätte das garantiert nicht überlebt. … Am Ende sagte er auch, dass es schon ein Wunder ist, dass sie nicht schon wegen dem hohen Blutverlust bereits gestorben ist, aber das war mal ´ne schwere Kost. … Ihr hättet mal Bernadettes Mom erleben sollen. Die war kreidebleich, das sage ich euch. Ich habe zwar nur einen kurzen Blick riskiert, aber der hat schon gereicht. Während sie sich die ganze Liste an Verletzungen anhören musste, war sie still und trotzdem war ihr deutlich anzusehen, dass sie den Arzt am liebsten zum Schweigen gebracht hätte. Die Frau hätte mit diesem Gesicht locker in eine Horrorszene hineingepasst und hätte sie sich nicht zusammengerissen, wären wohl zwei Wasserfälle aus ihren Augen gesprungen. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie nicht noch mehr getan hätte. Dieser Arzt kann von Glück reden, wenn Bernadettes Mom ihn nicht wie eine Hyäne anfällt.“ „Dabei kann dieser Mann nicht einmal etwas dafür, wenn er schlechte Nachrichten überbringen muss.“, muss Leo einwenden, fügt aber dann hinzu: „Jedoch verstehe ich auch die Mutter. Das ist sicherlich nicht leicht für sie.“ „Leicht ist es für Bernadette auch nicht. Dass sie im Koma liegt, ist nicht zu unterschätzen. Es kann Tage, Wochen, Monate, wenn nicht sogar noch viel länger dauern und bis dahin gibt es auch keine Garantie, ob derjenige eines Tages tatsächlich wieder aufwacht. Es gibt sogar Fälle, bei denen die Chancen so gering sind, sodass die Maschinen aus Verzweiflung der Angehörigen abgeschaltet werden. Nur wenig hört man von Patienten, die nach einer eher „kurzen“ Zeitspanne das Bewusstsein wiedererlangen und ohne weitere Schäden ihr Leben einfach weiterleben können.“, meint Donnie, was aber von Mikey eher negativ aufgefasst und daher auch so kommentiert wird: „Das ist nicht gerade sehr hilfreich Bro.“ „Sorry, wenn dir die Tatsachen nicht gefallen. Zu deiner Info, mir auch nicht. … Zumindest ist es noch offen, was Bernadette betrifft.“ „Wie meinst du das?“, wirft der Angesprochene nun ein und Donnie antwortet ihm: „Wie gesagt, es ist noch alles offen, was sie betrifft. Auf der einen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass Bernadette noch nicht lange im Koma liegt. Das heißt, es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie bald wieder aufwachen wird. Es kommt halt nur darauf an, wie es um ihre Verletzungen steht. Verheilen diese relativ rasch, so wird sich unsere Freundin demnach schneller erholen. Zumindest besteht da eine große Wahrscheinlichkeit. … Allerdings macht mir ihr hoher Blutverlust etwas Sorgen.“ „Nicht nur dir.“, murmelt Leo, bis nun zwischen allen drei Brüdern wieder Stille herrscht. Die Stimmung unter ihnen ist betrübt. Zwar hätte keiner von ihnen damit gerechnet, dass es ihrer gemeinsamen Freundin vielleicht doch bessergehen würde, als erwartet, jedoch ist die momentane Tatsache nicht einfach zu verdauen. Mit vielen haben die drei gerechnet, aber dass das Mädchen vielleicht im Koma liegen könnte, wollten die Schildkrötenmutanten nicht einmal in Erwägung ziehen. Sie alle hätten dem Paar sogar gewünscht, dass Raphael Bernadette schon bald und auch ohne Probleme im Krankenhaus besuchen könnte. Doch dies hat sich leider in ein Wunschdenken entpuppt und die Realität hinterlässt stattdessen einen sehr bitteren Beigeschmack. Doch eine Sache gibt es noch, was alle in diesem Raum beschäftigt: Wie sollen sie Raphael diese Information beibringen, der sich auch ohne dieses Wissen große Sorgen um die Liebe seines Lebens macht? Nie hätte Raphael es gewagt, seiner Familie irgendwelche Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Sooft sich einer der drei Brüder hat bei ihm blicken lassen, sooft hat der Rotmaskierte seine undurchdringbare Mauer um sich gebaut. Kein einziges Mal hat er bisher seine Sorge um Bernadette in Worte gefasst. Nicht einmal bei seiner Mimik hat er sich diesbezüglich etwas anmerken lassen. Als hätte er sich eine Maske aufgesetzt, ist er in seiner selbsternannten Rolle geblieben. Jedoch kann er trotz seinen Bemühungen niemandem etwas vormachen: Er hat schreckliche Angst um seine Freundin und das wissen die Brüder nur zu gut. „Wie geht es jetzt weiter Leo? In Raphis momentanen Zustand können wir es ihm nicht sagen. Der würde durchdrehen und alle Hebel in Bewegung setzen, nur damit er bei ihr sein kann. Auch wenn dies mit einem Gipsbein eher schwer werden dürfte, aber ihr kennt ihn ja. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, nur damit er endlich zu ihr kann.“, wirft Donnie nun in die Runde ein. Leo hingegen sieht nachdenklich etwas zur Seite. Auch er hat sich bereits selbst gefragt, wie sie nun am ehesten vorgehen sollten. Nur hat er dies nicht ausgesprochen, was aber schon sein Bruder mit der lila Maske und der Brille im Gesicht übernommen hat. Würden sie Raphael jetzt über die momentane Erkenntnis setzen, so würde dies seinen seelischen Zustand noch weiter verschlimmern. Selbst wenn jener diese Art von Gefühlen vor allen zu verstecken versucht. Auch heute war der Rotmaskierte den ganzen Tag mit seinem Kopf nur bei einem Thema und das ist Bernadette. So war es für die anderen nicht verwunderlich, dass dieser sich mit dem reparierten Amulett, sowie mit Bernadettes Gedicht beschäftigt hatte. Ständig waren seine Gedanken nur bei ihr, das sah man ihm an und dennoch sagte er kein Wort dazu. Am Anfang hatte dies die drei anderen Turtles mehr als nur beunruhigt, aber als sie Meister Splinter darauf ansprachen und fragten, was sie nun tun sollten, meinte dieser nur Folgendes: „Euer Bruder wird nun ein weiteres Mal auf die harte Probe gestellt, bei der er viel Geduld beweisen muss. Er weiß ganz genau, was auf ihm zukommen wird und dabei braucht er jede Unterstützung, die er in seiner momentanen Lage bekommen kann.“ Somit versuchten die drei alles, um ihren Bruder irgendwie eine Stütze zu sein. Doch weder Mikeys Aufmunterungsversuche, noch andere Methoden ihn irgendwie anders abzulenken, wirkten. Die Brüder konnten somit bisher nichts weiter tun, als Raphael gut zuzureden und ihm auch die Ruhe zu gönnen, die er braucht. Nur fürchtet Mikey, dass dieser nicht entspannt bleiben wird, wenn er merkt, dass ihm was verheimlicht wird: „Meint ihr nicht, dass unser Bro ein Recht darauf hat? Schließlich macht er sich so oder so Sorgen um sie. Auch wenn er vor uns den kalten Eisblock vorspielt. Wenn er aber merkt, dass wir bereits was wissen, was er nicht weiß, dann möchte ich ehrlich gesagt nicht in seiner Nähe sein. Ihr wisst doch, wie schnell er ausflippen kann.“ Der Orangemaskierte stellt sich diese Situation sogar bildlich vor, wodurch er im nächsten Augenblick erschaudert. Donnie hingegen sieht das anders und beharrt auf seiner Meinung: „Das mag sein Mikey, aber so wie er momentan drauf ist, will ich ihm das ehrlich gesagt auch nicht antun. … Was meinst du Leo? Was sollen wir machen?“ Leo fühlt sich gerade hin und her gerissen. So ungern er seinen hitzköpfigen Bruder im Dunkeln lassen will, so will er auch nicht, dass er sich mit diesem Wissen noch mehr auf seine Schultern lastet. Er weiß ganz genau, wie stark seine Gefühle zu Bernadette sind und nichts auf der Welt würde den Sturkopf davon abbringen, an sie zu denken, geschweige auf irgendeinen Weg zu ihr zu gelangen. Koste es, was es wolle. Schließlich meint der Anführer: „Mikey hat da nicht ganz Unrecht. Ewig können wir es ihm nicht vorenthalten und spätestens dann, wenn er wieder aufstehen kann, wird er es erfahren und wer weiß, wie er dann reagieren wird. Wir machen es daher folgender Maßen: Noch sagt keiner etwas zu ihm. Ich werde mir morgen selbst ein Bild von der Situation machen und dann sehen wir weiter.“ Mit diesem Beschluss sind die anderen beiden zunächst einmal einverstanden, auch wenn dieser sie noch nicht wirklich weitergebracht hat, geschweige wirklich zufriedenstellt. Dennoch ist es ein Anfang und so setzt Leo seine Idee am nächsten Abend um. Kaum dass die Sonne untergegangen ist, hat sich der Anführer bereits auf dem Weg gemacht und befindet sich nun, wie Mikey in der Nacht zuvor, auf dem gegenüberliegenden Gebäude. Noch wartet der Blaumaskierte auf dem richtigen Moment, ehe er schließlich Anlauf nimmt und hinüberspringt. Sein Bruder hatte ihm bereits mitgeteilt, nach welchem Fenster er Ausschau halten sollte, weswegen er zunächst am Dach entlanggeht und sich erst dann nach und nach herunterlässt. Seine Verletzungen sind fast alle verheilt, weswegen er nur ab und zu einen kurzen Stich bei seiner Hand spürt, wenn er bei sich den Vorsprüngen festhält. In Gegensatz zu Mikey muss Leo nicht lange suchen und alle scheinen im Krankenhaus zu schlafen, jedoch ist das Fenster zu Bernadettes Krankenzimmer verschlossen und von außen gibt es keine Möglichkeit irgendwie hinzukommen. „Mist!“, zischt der Blaumaskierten schimpfend, ehe er schließlich nach einer anderen Möglichkeit sucht, um ins Innere zu gelangen. Leo muss jedoch zwei Fenster weiter rechts klettern, bis er schließlich eines findet, welches um einen Spalt offen steht. Wie er das schon einmal getan hatte, hebelt er mit einem seiner Katanas die Verriegelung auf und kann nach einigen Minuten vorsichtig hineinklettern. Hier muss er allerdings leise sein. Denn im diesen Zimmer befinden sich zwei Krankenbetten mit jeweils einen Patienten. Um sie nicht aufzuwecken, schleicht der Turtle vorsichtig an ihnen vorbei, öffnet langsam die Tür und späht hinaus. Der Gang ist zu seiner Überraschung nur ansatzweise beleuchtet. Manche Bereiche sind sogar in völliger Dunkelheit gehüllt, so wie auch der Teil, in der er sich gerade befindet. Leo vermutet, dass die Menschen das machen, um Kosten zu sparen und damit die Leute, die hier ein- und ausgehen trotzdem etwas sehen zu können. Für ihn scheint das nicht wirklich einen Sinn zu ergeben, aber dafür kann er das zu seinem Vorteil nutzen und dabei ungesehen bleiben. Viel los ist hier so und so nicht. Zumindest betrifft das diese Etage. Leo bekommt gerade mit, wie eine Krankenschwester einige Meter weiter weg einen Raum betritt und nicht sofort wieder herauskommt. Diese Chance nutzt er und sucht schließlich Bernadettes Zimmer auf, die sich zwei Türen weiter links von ihm befindet. So leise wie möglich schleicht er sich herein, bis er schließlich einige Schritte vor ihr steht. Hier liegt sie, an mehreren piependen Maschinen angeschlossen und von Kabeln und Schläuchen umgeben. Eines dieser weißen Röhren endet direkt bei ihrem Mund, wobei es nicht den äußeren Mundbereich betrifft. Das Ding führt direkt durch die Luftröhre und eine Pumpe sorgt stets dafür, dass das Mädchen regelmäßig Sauerstoff bekommt. Zu der Linken der Verletzten kann der Turtle einen Überwachungsmonitor erkennen. Er zeigt die Herzstromkurve, den Puls, den Blutdruck, die Sauerstoffsättigung im Blut und viele andere Funktionswerte an. Dicht daneben stehen die Infusionsgeräte, die dafür sorgen, dass der Teenager mit genügend Flüssigkeit und Medikamenten versorgt wird, welche direkt in das Blut geleitet werden. Bernadette selbst ist übersät von Verbändern. Scheinbar jede mögliche Stelle ihrer Haut ist davon bedeckt, während sie friedlich in diesem Krankenbett ruht. Leo muss bei diesem Anblick schlucken. Immer wieder hatte er sich ausgemalt, wie er seine Freundin vorfinden würde, aber in der Realität sieht es für ihn schlimmer aus als in seiner Fantasie und dennoch versucht der Anführer sich nicht davon übermannen zu lassen. Stattdessen schreitet er direkt auf sie zu, wo er sich dann langsam auf dem daneben stehenden Sessel niederlässt und sie weiterhin betrachtet. Ihre Augen unter ihren Lidern bewegen sich und irgendwie scheint es fast so, als würde sie nur träumen. Wenn der Rest nicht wäre, könnte man dies wirklich glauben. „Hey, ich dachte mal, ich sehe mal nach dir.“, fängt Leo schließlich an in der Flüsterstimme den Teenager anzusprechen. Wohlwissend, dass Bernadette keine Antwort, oder sonst irgendeine Reaktion von sich geben wird, spricht der Blaumaskierte weiter: „Ich weiß nicht, ob du mich gerade hörst, aber du sollst wissen, dass wir stets an dich denken. Besonders Raphi macht sich Sorgen um dich. Naja, etwas Anderes wäre ja nicht von ihm zu erwarten, oder? Er liebt dich und am liebsten wäre er an meiner Stelle hier, aber noch kann er nicht. Er wird aber bald kommen, das verspreche ich dir.“ Hier macht der Turtle eine kurze Pause und streicht sanft über die rechte Hand, bis er schließlich traurig seufzt. Zu sehr wünscht er sich, er könnte an ihrem Zustand etwas ändern. Doch das Einzige, was er machen kann, ist mit ihr zu reden und ihr gut zuzusprechen: „Irgendwie scheint ständig alles drunter und drüber zu gehen. Kaum dass eine Hürde überstanden ist, so folgt schon die Nächste. … Es ist echt manchmal entmutigend, aber dennoch dürfen wir uns nicht unterkriegen lassen. Wir müssen immer an das denken, was wir haben und was wir noch haben werden. Du hast zum Beispiel deine Familie und du hast auch uns. Donnie, Mikey, Meister Splinter, April, wir alle stehen hinter dir und warten auf dich. Besonders Raphi sehnt sich nach dir und ich weiß auch, dass du das ebenfalls tust. So kämpfe bitte Bernadette. Lass dich nicht unterkriegen. Egal was auch war, du wirst es schaffen. So wie du auch alles andere gemeistert hast. Davon bin ich felsenfest überzeugt.“ Mit diesen Worten lächelt er leicht. Auch wenn Bernadette es nicht sehen kann, so will er ihr damit zeigen, dass er zu dem steht, was er gerade gesagt hat, ehe er sich dann wieder erhebt und zum Fenster geht. Diesmal braucht er ja keinen Umweg zu nehmen als vorhin, weswegen er einfach dieses öffnet und mit einem letzten verabschiedenden Blick den Raum verlässt. So wie er gekommen war, führt sein Weg zunächst über die Dächer, bis er schließlich in der Kanalisation den Heimweg antritt. Auch wenn er bei seiner Freundin nur dagesessen und geredet hat, so fühlt er sich doch irgendwie besser. Er weiß nicht warum, aber er hat trotz der Äußerlichkeiten das Gefühl, als ob seine Worte bei ihr angekommen wären. Körperlich zeigte sich nichts bei ihr, für den Anführer ist das aber viel mehr ein Gefühl, was er später den anderen auch erzählt. „Wie geht es nun weiter Leo?“, wird der Blaumaskierte daraufhin von Donnie gefragt, der auf die Sache wegen Raphael ansprechen will. Diesem ist wiederum bewusst, dass das irgendwann mal rauskommen wird, weswegen der Anführer den Rotmaskierten nicht weiter im Dunkel lassen will: „Ich werde dann später mit ihm reden. Er wird es so und so erfahren und ich glaube, dass er es so besser auffassen kann, als wenn er plötzlich Wind davon bekommen sollte. Außerdem hat er es jetzt so und so schwer genug, da will ich unnötige Streitereien wie „Warum habt ihr mir nichts gesagt!“ lieber vermeiden. … Aber mal was anderes: Wie sieht es eigentlich mit seinem Bein aus?“ „Den Umständen entsprechend ganz gut. Raphi achtet wirklich pingelig auf meine Anweisungen und lässt das Mutagen seine Arbeit tun. Auch wenn man ihm seine Ungeduld förmlich von der Nasenspitze ablesen kann, bewegt er sein Bein so gut wie gar nicht und versucht es auch auf keinen Fall irgendwie zu belasten. Sonst muss man ihn ja quasi ans Bett fesseln, wenn es um solche Dinge geht.“, berichtet das Genie der Familie, was Leo wiederum nur erheitert: „Hast du etwas Anderes erwartet? Schließlich geht es um Bernadette und er will sie so schnell wie möglich sehen. Dafür tut er alles, selbst wenn er sich zu Tode langweilen müsste.“ Daraufhin nickt Donnie zustimmend und meint: „Stimmt, hier lässt mal wieder sein Dickschädel schön grüßen. Aber gut, so ist er nun mal. … Ich hoffe nur, dass du rechtbehältst. Nicht, dass er sich noch mehr Sorgen um sie macht und dann nicht mehr stillhält. Wenn er noch ein paar Tage durchhält, ist er schneller wieder auf den Beinen, als was er „Ninja“ sagen kann. Das kannst du ihm gleich mitteilen, sollte er doch aus der Haut fahren. Auf dich hört er zumindest.“ Beim letzten Satz sieht Donnie Leo mit einem leicht schiefen Grinsen an, worauf dieser wiederum keck antwortet: „Das war wohl der Witz des Tages, oder?“ Der Lilamaskierte jedoch zuckt nur mit den Achseln und zieht sich schließlich in sein Labor zurück. Der Anführer dagegen schlägt eine völlig andere Richtung ein, nur das ihm nun das Grinsen wieder vergangen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)