Isshun no Shunkan von Kibo-kamichan (Flüchtige Momente - Sesshomaru x Kagome) ================================================================================ Kapitel 93: Der pechschwarze Inugami ------------------------------------ In meinem Kopf drehte sich alles. Ich konnte einfach nicht verstehen, was gerade passiert war. Sesshomaru hatte unser ungeborenes Kind verkauft? Für mich? In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich ihn hören könnte, aber dem war zurzeit nicht mehr so… Panisch riss die Erkenntnis an meinem Herzen. Meine Brust fühlte sich so eng an. Wieso tat er mir nur so etwas an? Auf einmal knallte ich irgendwo gegen und fiel fast auf den Boden, als Hände nach meinen Armen griffen und meinen Sturz verhinderten. Ich blickte auf in das Gesicht der kurzhaarigen Schönheit, die mich besorgt ansah. Es war die Frau, die uns bei dem Brunnen geholfen hatte. „Alles in Ordnung?“ Ich zitterte. „Nichts ist in Ordnung! Sesshomaru hat unseren Sohn verkauft!“, wimmerte ich und versuchte mich loszureißen. „Ihr bekommt niemals mein Kind, NIEMALS!“ „Beruhig dich.“, sagte sie und zog mich kurz an sich. Ich wollte weg von ihr, doch ich erstarrte, als sie mir ins Ohr wisperte: „Ich helfe dir zu entkommen. Es hatte mich schon gewundert, dass eine Frau so leichtsinnig ihr Kind einer anderen Frau verspricht. Keine Sorge. Weißt du, zu wem du willst?“ Ich hielt überrascht still, versuchte meinen Atem zu beruhigen, während sie mich mit ihrer Kleidung umschloss. Sie war sehr warm und ich vermutete, dass sie selbst schon einmal jemanden verloren hatte, denn sonst würde ein Dämon oder was sie auch war, nicht so darüber sprechen. Meine Gedanken kreisten schnell, bis ich wusste, wo ich hinwollte. „Ren. Der Schneider. Bitte bring mich zu ihm.“ Sie streichelte meinen Kopf sanft, fast mütterlich. „Wie du wünschst. Ich werde ihm nichts sagen.“ „Danke.“, meinte ich und sah auf in ihr Gesicht. Sie lächelte mich besorgt an und strich über meine Wange. „Eine Lektion wird ihm guttun. Doch nutze, was du erfahren hast, wenn es darauf ankommt. Sesshomaru ist manchmal ein richtiger Idiot.“ Ich verstand. Sie meinte den Namen. Natürlich würde ich das, doch im Augenblick wollte ich einfach nur weg und wer wusste, vielleicht würde ich die Unsterblichkeit ablehnen, denn gerade spürte ich nichts mehr von unserer Prägung. Etwas Flüssigkeit schien auf meinen Kopf zu tropfen, als ich auf einmal schon die Wellen spürte, die mich verschluckten. Erschrocken riss ich noch die Augen auf, als mein Körper schon vom Erdboden verschluckt wurde. Die Frau sah mir noch traurig nach, bevor sie anscheinend wütend wurde. Kurz erhaschte ich noch einen Blick auf Sesshomaru und erkannte ein paar Brandmale und Pusteln an seinen Körper. Doch ich konnte nicht mehr fragen, denn das Licht verschloss sich und die Dunkelheit ergriff von mir. Sein Blick hatte mich nur noch kurz gestreift. Seine Augen waren geweitet vor Schock gewesen, aber das sollten sie auch.   Die Dunkelheit umgab mich noch kurz. Wie lange konnte ich wohl noch die Luft anhalten? Doch dann sah ich Licht. Ich sah hoch und konnte verschwommen erkennen, dass dort etwas war. Schnell versuchte ich zum Licht zu schwimmen. Es gelang mir, ich durchbrach die Wasseroberfläche, bog meinen Rücken durch und schnappte nach Luft. Wie ein Fisch auf dem Trocknen atmete ich immer wieder schnell ein und aus, während meine Kleidung und mein Haar an mir klebten. Mein Körper zitterte leicht, doch bevor ich noch einen weiteren Gedanken fassen konnte, spürte ich schon große Hände, die mich mit Schwung aus dem Wasser zerrten. Ich schrie wie am Spieß, während mich an eine feste warme Männerbrust presste wurde. „LASS MICH!“ Ich schlug nach der fremden Person, während mein Haar im Gesicht klebte und mir die Sicht versperrte auf den Angreifer. „KA-GO-ME-CHAN!“, erschallte eine laute Männerstimme. Sofort hielt ich still, schob mein Haar beiseite und starrte in diese Pastellgrünen Augen. „Ren-chan…“ Er ließ den Kopf zu mir herab und sah mir tief in die Augen, während mein Herz unaufhörlich hämmerte. „Wie bist du da reingekommen?“ Ich schlug bebend meine Augenlider auf und zu, sah noch einmal zu dem kleinen Karpfenteich, in dem die Fische ruhig hin und her schwammen in ihren weißen Farbtönen mit bunten Farbflecken. Ich starrte noch mehr darauf, als ich bemerkte, dass der Teich gerade einmal hüfttief war. Aber wieso hatte ich schwimmen müssen? Mein Blick glitt weiter und ich vernahm, dass ich hier auf dem Hof des Schneiders war. Auf dem Innenhof. Hatte sie mich wirklich hierhergebracht? Verwundert sah ich mich noch ein paar Mal um, bevor ich auf einmal aus meiner Trance gerissen wurde, als ich Rens Atem im Gesicht spürte. Er war dicht vor mir. „Kagome-chan, rede mit mir.“ Ich schüttelte mich kurz und ging ein wenig auf Abstand, so weit dies möglich war. „tut mir leid, Ren… Ich… darf ich ein wenig reinkommen und etwas Trockenes anziehen? Dann erkläre ich dir alles…“ Meine Schultern sackten herab und da schien er wohl zu begreifen, dass ich noch nicht dazu bereit war, über das Geschehene zu reden. Zumindest nicht hier.   Ren hatte keine weiteren Fragen gestellt und mich bereitwillig in sein Haus geführt. Schnell hatte ich neue Kleidung erhalten. Jedoch vermied ich bei der Qual der Wahl die Prinzessinnenkleidung und wählte einen hübschen Kimono in Rosé. Ein wenig zupfte ich noch an meiner Kleidung, bevor ich mich zu Ren an einen Tisch setzte und eine Dienerin mit Tee hereinkam. Sie goss uns ein, bevor ich schon fast gierig den ersten Schluck zu mir nahm und das heiße Wasser in meinem Körper willkommen hieß. Es wärmte mich auf, auch wenn der Gedanke an dem vorhin gehörten meine Glieder zu Eis erstarren ließ. Wieso hatte er es getan? Vielleicht hätte ich bleiben sollen, doch als ich gehört hatte, dass ich schwanger war und dass er das Kind wem anderes versprochen hätte, waren bei mir sämtliche Sicherungen durchgebrannt. „Kagome-chan, was ist denn passiert? Du bist wirklich bleich.“ Ich seufzte und berichtete dann in kurzen Sätzen, was im letzten Monat vorgefallen war. Er lauschte und schwieg, schloss die Augen und schien zu überlegen, während ich ihm meine Seele ausschüttete und vereinzelt Tränen bemerkte, die in meinen Teebecher fielen. „So ist das. Darum wart ihr beiden solange weg.“, meinte er seufzend. „Die Herrscherin ist fast durchgedreht, als ihr nicht wiederkamt, darum bin ich wieder hier unten. Aber ich kann es nicht glauben, dass Sesshomaru seinen Sohn hergibt… Auch wenn es ein nachvollziehbarer Preis dafür wäre.“ „Was? Das ist doch nicht nachvollziehbar! Es geht um Ikuto, der unserer Beziehung geholfen hatte in jeglichem Sinne und ihn gerettet hat!“ Ren sah mich traurig an, bevor er meine Hand ergriff. „Bleib ruhig etwas hier. Vielleicht kann er sich erklären…“ „Da gibt es nichts zu erklären!“, fluchte ich und legte die Hand auf meinen Bauch. „Er hat mich nicht einmal gefragt und ging den Handel ein! Er hätte etwas anderes für den Namen seiner Mutter geben können!“ „Das stimmt, wohl war…“, flüsterte Ren und ich wusste, dass er selbst nicht mit der Situation umgehen konnte. Er war einfach nicht Ikuto… nicht mein kleiner Ikuto, der gerade in mir heranwuchs. Ein paar Tränen liefen mir über die Wangen, wenn ich daran dachte, dass er dieses wunderbare Wesen hergeben würde. Erst sollte ich Ikuto die Sorgen nehmen und dann… ob er das so gewollt hatte, damit er kein schlechtes Gewissen haben musste, wenn er diesen Ikuto einfach zu einer anderen Frau gab? Zumindest hatte diese Yukiyona mir geholfen. Sie schien selbst schockiert über Sesshomaru. Ob sie ihn anders kannte? Wie er wohl damals gewesen war? Ich seufzte leise noch mal und rieb die Tränen mit einem Tuch davon, welches Ren mir reichte. Mein Herz schmerzte so sehr. Langsam glaubte ich, dass es eine Lüge gewesen war, dass es ihm egal war, was aus unserer Beziehung entstand, solange es nur von mir war. Bestimmt hatte er mich nur überreden wollen, damit ich bald ein Kind bekam…. In Neun Monaten wäre es dann etwa soweit oder in acht? Ich seufzte. Vielleicht sollte ich zu seiner Mutter gehen und sie um Hilfe bitten? Aber nein, sie war wütend und ich hatte nichts dabei. Wer wusste, wie sie reagierte und sie war bestimmt froh, wenn ein unwürdiger Erbe einfach so verschwand. Ren sah mich besorgt an, während ich meinen von den Tränen leicht salzig schmeckenden Tee austrank. „Ich lege mich etwas hin…“ „Mach das, Kagome-chan. Wir werden eine Lösung finden.“ Ich nickte nur schwach, bevor ich dann seinen Raum verließ und in ein Gästezimmer geführt wurde. Es war doch zum Haare ausraufen. Genervt warf ich mich auf einen Futon und legte meinen Kopf auf das gestützte Kissen. Ich starrte die hölzerne Decke an und wusste einfach nicht wohin mit meinen Gefühlen. Einerseits war ich froh, dass es Sesshomaru besser ging, aber hier hatte er wirklich Scheiße verzapft… Gedankenverloren strich ich mir über den Bauch und dachte dabei an Ikutos Gesicht. Wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, dass dieser Vater noch schlimmer als seiner war und ihn einfach verkauft hatte? Ich schnaubte und lächelte leicht. Ikuto würde es wahrscheinlich nicht mal stören, so sehr, wie er sich für alle anderen aufopferte. Doch ich wollte ihn nicht hergeben. Er war unser Kind und nicht seins. Seufzend schloss ich die Augen und dachte an seinen Zettel, den er an den Baum gehängt hatte. Immer wieder dachte ich daran, wie glücklich wir gewesen waren. Irgendwie konnte und wollte ich es nicht wirklich glauben, dass er vor mir dieses schreckliche Geheimnis so einfach gehütet hatte. Was hatte ihn da bitte geritten? Was nur? Sesshomaru… ich wünschte, unser Band wäre noch da… doch es war, als wäre es gerissen. Ich fühlte nicht einmal wo er war. Lag es an ihm oder lag es womöglich auch an mir, weil ich ihn mit dieser anderen Frau gesehen hatte? Sesshomaru hatte mit beiden etwas gehabt. Mir kam der Tee dabei fast hoch, was die beiden machen könnten in diesem Augenblick. Dabei hatte er mir versprochen, dass ich seine einzige Frau sein würde. Dreckiger Lügner! Oder hatte ich es falsch verstanden, aber… ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Er war ein verdammter Idiot und das wars. Ende. Aus.   Knurrend zog ich die Decke über meinen Kopf und ruhte mich ein wenig aus. Ich brauchte das wirklich und wie ein Wunder, ich schlief wirklich ein, nur um nachts schweißgebadet aus einem Traum aufzuschrecken, in dem mir diese Frau mein Kind entriss und Sesshomaru gleich mit. Ich keuchte leicht und schüttelte mich, während ich frierend die Decke an mich presste. „Sesshomaru…“, flüsterte ich und wie, um mir zu antworten, ertönte ein lautes Heulen von draußen. Erschrocken riss ich die Augen auf und dachte daran, dass Sesshomaru hier sein könnte, vielleicht um sich bei mir zu entschuldigen. Ich sprang auf, rannte zur Tür und riss sie auf, nur um verdattert stehen zu bleiben. Ich hatte die Tür geöffnet, die nach draußen zum Blumenfeld führte und da erblickte ich im Mondenschein ein riesiges Geschöpf. Nun gut, es war nicht so groß, wie Sesshomarus Hundegestalt, aber trotzdem war dort eine gewaltige schwarze Bestie mit in die Höhe angelegten Ohren, gebleckten Zähnen und glühenden blauen Augen. Erschrocken machte ich kurz einen Schritt zurück, als ich Ren erblickte, welcher anscheinend waghalsig das Vieh fernhielt. Dieser gewaltige Hund erinnerte mich an die Geschichten über einen Grimm… Einen Höllenhund. „Ren, wer ist das?“, fragte ich heiser und kam zu ihm gelaufen, was er gar nicht mochte. Er streckte energisch den Arm aus, um mir Einhalt zu gebieten. „Bleib hinter mir. Das ist ein Inugami!“, schimpfte er und sah das Monster weiterhin an. Meine Augen glitten wieder zu dem schwarzen großen Hund. Es stimmte. Von ihm ging eine geheimnisvolle Aura aus. Inugami… den Begriff hatte ich doch schon gelesen… genau in Izayois Schriftrolle. Sofort blitze die Erinnerung an den Text auf, der so detailliert beschrieb, wie man einen Inugami auf grausamste Art schuf. „Kein Inu Youkai?“, fragte ich. Sesshomaru war theoretisch so einer. Für mich bezeichnete es ihn als geborenen Dämon, während ein Inugami ein geschaffener war. „Nein. Das ist ein echter Inugami. Ich habe langen keinen gesehen. Pass auf dich auf. Er schleicht die ganze Zeit hier entlang. Sie sind Auftragskiller, die von Menschen kontrolliert werden. Bestimmt will er einem von uns ans Leder.“, knurrte Ren, doch irgendwie war das unlogisch. Wieso sollte ein Mensch meinen oder Rens Tod wollen? Und Sesshomarus Mutter würde doch auch nicht so etwas tun. Sie war bösartig, aber einen Inugami erschaffen, nur weil ich nicht zurückgekehrt war? Lächerlich. Da würde eher ein Riesenoni erscheinen. Ich betrachtete das Monster, welches … sah ich richtig? Er hatte den großen buschigen Schwanz eingekniffen zwischen seinen Hinterläufen. Machten das nicht Hunde, die Angst hatten? Natürlich merkte das Ren nicht. Er kannte bestimmt keine anderen Inugamis und es war auch kaum zu erkennen, da er so pechschwarz war. Vorsichtig ging ich weiter vor und bückte mich unter seinem Arm weg. „Kagome, bist du verrückt, er bringt dich um! Sesshomaru ist nicht da, um…“ „Sei still!“, brummte ich und sah wieder zu dem Inugami. Er jaulte auf und bewegte sich hin und her. Er war knapp größer wie ich, aber nicht wirklich mehr. Er schnappte kurz nach vorn, doch ich merkte, dass er mich nicht angriff, sondern er mich nur auf Abstand halten wollte. Er ging rückwärts und dabei verzog er das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse und jaulte kurz, als ich weiter auf ihm zu ging. Mein Blick glitt zu seinem Oberkörper, der ganz merkwürdig glänzte. Das war doch Blut! Er war verletzt! „Ren, hast du ihn verletzt?“ „Nein. Noch nicht.“, knurrte der Mann hinter mir. Dieses Testosteron bei Männern war manchmal echt die Hölle in solchen Momenten. Also war er verletzt worden von jemand anderen. Ich atmete tief durch und machte die Entfernung zwischen uns wett, bevor er flüchten konnte. Sein Kopf hing etwas nach unten, sodass ich in seine großen blauen Augen blicken konnte. „Alles ist gut. Wir tun dir nichts. Beruhig dich. Darf ich mir deine Wunde ansehen?“, fragte ich, während sich meine Hand in ein Fellbüschel an seinem Vorderbein verkrallte. „Kagome!“, meckerte Ren hinter mir, doch ich streckte meine freie Hand aus und legte sie einfach auf seine Brust. Er zuckte und jaulte. Er war schwer verletzt. Ich sah ihn besorgt an. „Ren, wir müssen ihn verarzten. Er will nichts Böses. Er ist nur verletzt.“ „Kagome, er ist ein Killer.“ „Das seid ihr alle.“, meinte ich mit fester Stimme und sah den Hund lieb an. „Komm. Lass uns rein gehen. Du musst keine Angst haben. Wirklich nicht.“ Er jaulte kurz, bevor sich sein Maul leicht öffnete. Ren schien schon wieder Angst zu haben, doch ich nicht, denn ich hörte, dass er etwas flüsterte: „Danke.“ Danach sackte der Hund nach vorne in meine Arme, doch währenddessen ging sein Körper in einem schwarzen Nebel auf. Erst sah ich nichts, doch dann spürte ich, wie ein großer Körper sich gegen mich presste und ich fast umkippte. Nur mit Mühsal umgriff ich den großen Körper. Erst als der Nebel fort war, erkannte ich einen Mann mit schwarzen langen Haar, das leicht zerzaust war. „Ren, hilf mir bitte.“, meinte ich schnell und spürte schon, wie die Last von mir genommen wurde. Ren sah mich wütend an, während er sich den Kerl über die Schulter legte. „Kagome, du bist zu gutmütig.“ Ich wusste, was er mir damit sagen wollte. Es war töricht und leichtsinnig gewesen, doch… ich hatte das Gefühl, dass dieser Hund, nein dieser Mann, Hilfe brauchte. Mir war egal, ob er ein Dämon, ein Mensch, ein Hanyou oder auch ein Inugami war. Ich würde mich um ihn kümmern und Ren könnte meckern, wie viel er wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)