Isshun no Shunkan von Kibo-kamichan (Flüchtige Momente - Sesshomaru x Kagome) ================================================================================ Kapitel 92: Die Abmachung ------------------------- Diese Yukiyona brachte uns diesen Berg hinauf. Er war eigentlich eher ein Hügel. Langsam schritt ich hinter ihr her, während sie Sesshomaru auf ihren eigentlich viel zu schlanken Armen trug, die ein wenig unter ihren langen Kimonoärmeln hervorstachen. Ihre Haut war sehr hell. Wieso taten sie das für ihn und warum sah diese Yukiyona ständig besorgt zu ihm. Kannten sie sich vielleicht? Er war auch alt, das war zumindest möglich. Auch die Frau aus der Quelle schien ihn zu kennen, aber was meinte sie nur mit ‚eine Hand wäscht die andere‘? Ob sie von Sesshomaru etwas dafür haben wollte? Oben angekommen, atmete ich tief ein und starrte auf einen idyllischen Ort. Grüner, hoher Rasen, der von der Sonne gekitzelt wurde und am Rand dieses Ortes rastete ein Baum, groß und wunderschön. Sein heller Stamm reflektierte die Sonne, während seine Äste ein wenig hingen von den vielen Pfirsichen, die so zart aussahen mit ihrer rosaroten Färbung. Die Frau vor mir trug Sesshomaru sofort zum Baum und legte ihn an dessen großen Wurzeln ab, bevor sie mir gebot, Platz zu nehmen. „Er sollte von den Pfirsichen am Boden essen.“, meinte sie und lächelte liebevoll. „Ihm geht es bald besser.“, hauchte sie und ging kurz zum Rand der Klippe und sah hinab. Dort drunter war bestimmt die Quelle. Sie nickte kurz und wendete sich wieder zu uns. Ich hielt Sesshomaru eine weich aussehende Frucht an die Lippen. Sie roch leicht alkoholisch, aber ich wollte es nicht in Frage stellen, egal wie schön die Früchte oben am Baum strahlten. „Iss das Sesshomaru.“, hauchte ich und presste die Frucht noch dichter an seine Lippen, doch er schien noch zu schwach. Gerade wollte ich selbst abbeißen, um es für ihn etwas klein zu kauen, egal wie eklig es klang, da entriss mir eine leicht bläuliche Hand, die in der Sonne funkelte, die Frucht. „Die ist nicht für deine Lippen bestimmt.“, sagte eine mit einem Echo behaftete Frauenstimme neben mir. Ich blickte auf und erkannte die Frau wieder. Diesmal war sie vollkommen verfestigt und schien fast ein Mensch, hätte sie nicht diese blauen langen und welligen Haare, die sie über den Boden zog. Wo sie auch das Gras berührte, schien es mit Feuchtigkeit überzogen zu sein und das Gras wurde grüner. „Diese Frucht dürfen nur bestimmte Personen essen.“, verkündigte sie, bevor sie sich vor Sesshomaru setzte, selbst abbiss, kaute und zu meinem Schock ihre Lippen auf seine presste. Ich sah ihre Lippenbewegung und wusste, dass sie ihm das Essen in den Mund schob, doch diese Berührung schmerzte nur. Ich wollte sie wegreißen, beschimpfen und… Ich schüttelte mich, kniff die Augen bedrückt zusammen und ertrug es einfach. Er brauchte das und… „Wieso darf ich das nicht?“, flüsterte ich leise und spürte eine Hand auf meiner Schulter. Ich sah auf zu der schwarzhaarigen Frau, die meine Schulter leicht drückte. „Das sind heilige Früchte. Nur unsterbliche Wesen dürfen davon kosten.“ „Wieso?“, fragte ich überrascht und riss die Augen auf. „Sie würden dich verderben lassen. Die Macht ist zu groß und zu stark. Ihre Heilkräfte sind enorm. Manchmal kann zu viel Gutes für einen schwachen Körper sich schlecht auswirken.“ Ich nickte nur, auch wenn ich es kaum glauben konnte. Aber wahrscheinlich war es auch besser so, sonst würde jeder diese Früchte besitzen wollen, wenn sie alles heilten. Aber mir behagte es trotzdem nicht, dass sie ihn so liebevoll fütterte, wie ein Vogeljunges. Ihre linke Hand lag besitzergreifend auf seiner Schulter, während sie immer wieder etwas abbiss und ihn fütterte. Sein Kopf lehnte an dem Stamm und mit jedem Mal wurde mir schlechter. Ich hasste diese Frau, die meinem Liebsten gerade das Leben rettete, da ich es nicht sein konnte. Ich musste stärker werden. Unbedingt! Knurrend drehte ich mich dann am Ende doch weg, als ich merken musste, wie Sesshomaru an Kraft gewann und fast schon gierig die vorgekaute Frucht ihr aus den Mund riss. Verdammt. Es sah fast aus, als würden sie miteinander rum machen. Was dachte er sich nur dabei? Aber wahrscheinlich brauchte er auch diese Frucht und wusste, dass sie ihm guttat. Man was dachte ich nur? Lag es daran, dass ich seine Gedanken immer noch nicht hören konnte? Egal wie nervig es anfangs gewesen war, es hatte mir einfach Sicherheit gegeben. Er war schon immer mehr der Denker, als der Redner und so hatte ich ihn besser verstanden nur jetzt? Diese Situation war so grotesk und mich machte es einfach nur wütend.   So verging noch etwas die Zeit, bevor ich mich schweren Herzens umdrehte und erkennen musste, wie Sesshomaru die Augen geöffnet hatte und die blauhaarige Frau über ihm gebeugt stand und sie sich in die Augen sahen. Sie lächelte ihn an, bevor sie ihn ein wenig wieder gegen den Baum drückte. Diese zwei teilten mehr als Freundschaft. Das spürte ich. War sie etwa eine der Geliebten, von denen Sesshomaru einst geredet hatte? Sie sah zu mir und lächelte noch, bevor sie zur Klippe ging und darüber hinaustrat. Erst wurde ich etwas panisch, was sich dann beruhigte, als ich sah, dass das Wasser zur ihr hochgekommen war und sie nun umfing und mitnahm. Schnell drehte ich mich zu Sesshomaru, rückte näher und schnappte seine Hand. Erst jetzt schien er zu realisieren, dass auch ich da war. Sein Blick war nun viel klarer und das Gold in seinen Augen funkelte leicht. „Kagome.“ „Geht es dir besser?“, fragte ich besorgt und drückte noch einmal seine Hand, als er sie mir auf einmal entzog. Erschrocken blickte ich in sein Gesicht, doch er erklärte sich gleich, denn er umgriff meine Hüfte und zog mich auf seinen Schoß, bevor er seine wieder vollen Lippen auf meine presste. „Ja. Wieso sind wir hier?“ „Erinnerst du dich nicht, dass du die Götter um Hilfe gebeten hast?“, verlautete die schwarzhaarige Frau hinter uns. Sesshomaru sah auf und kurz sah ich einen Funken Traurigkeit in seinen Augen. Ein Geheimnis, dass ich nicht kannte und das ich nicht erfuhr. „Yukiyona… So ist das also.“, meinte er dann etwas leiser zu sich selbst, während er sie weiter anstarrte, als wäre sie ein Geist. „Aber wieso?“ „Du weißt, sie sieht alles, wo Wasser ist. Du hast eine Träne vergossen, das reichte schon.“ Überrascht sah ich Sesshomaru an, der nur die Augen schloss und anscheinend über das Erlebnis nachdachte. „Verstehe. Wie sind wir zurückgekommen?“ „Über das Wasser. Du warst sehr krank.“, sprach sie weiter und schien nicht ganz zu wissen, wie sie mit ihm umgehen sollte. Ob meine Anwesenheit damit zu tun hatte? Würde sie ihn anfassen, wäre ich nicht hier? Doch sie schien zumindest Anstand zu haben. „Es hat sie viel Kraft gekostet, dich dort zu erreichen.“ Er nickte nur. „Verstehe. Ich werde mit ihr sprechen, wenn mein Körper sich erholt hat.“ Ich sah ihn an und schmiegte mich leicht an seine Brust, während seine Hand über meinen Rücken strich. „Ich bin so froh, dass du lebst…“, hauchte ich leise und sog seinen Duft ein, der sich stark geändert hatte. Jetzt war er wieder der Sesshomaru, den ich über alles liebte. Auch wenn ich seine andere Gestalt jetzt nicht verabscheute, genoss ich lieber den starken Mann, der sich von nichts unterdrücken ließ. „Ich werde es ihr ausrichten. Sie wird dich dann an ihrer Quelle erwarten.“ „Gut.“, sagte er noch, bevor sich Yukiyona tief verneigte und nachdenklich den Berg verließ. Ich atmete tief durch und starrte ihn noch an, bevor ich mit meiner Hand über seine Lippen rieb. „Sag, kennst du diese Frauen?“, fragte ich und sah ihn überlegen. Er wollte es mir nicht sagen. „Diese Frau mit den blauen Haaren ist eine Quellgöttin.“ Ich sah ihn erstaunt an, dass er es doch tat. Wirklich, ich hatte geglaubt, dass er nichts sagen würde. „Sie hat mir beigebracht bis zu einem gewissen Grad resistent gegen heilige Mächte zu werden. Das andere ist Yukiyona, eine Gestaltwandlerin. Sie diente einst meinem Vater und schützte seine Frau, Izayoi.“ Meine Augen wurden wieder einmal groß. Also kannten sie sich wirklich. Yukiyona hatte dann wohl näheren Kontakt zu Sesshomaru gehabt. Ob sie Freunde waren? „Ist Yukiyona eine Freundin?“ „Kann man sagen. Sie ist sehr loyal.“, erwiderte er etwas sparsam, bevor ich wieder auf die Quellgöttin zu sprechen kommen wollte, doch er schüttelte nur den Kopf. „Darüber reden wir später.“, flüsterte er und küsste meine Stirn zärtlich. „Ich muss etwas schlafen.“ Das verstand ich. Auch ich schien auf einmal sehr müde zu sein, nun da ich wusste, dass er gesund wurde. So entschied ich mich gegen weitere Widerworte und schloss die Augen. Später könnte er mir noch genug darüber erzählen. So versank ich im Land der Träume und fand endlich einen tiefen Schlaf. Wie lange hatte ich nicht mehr so schlafen können? Bestimmt seit Wochen nicht und deswegen schlief ich so tief ein, dass ich nicht einmal merkte, dass Sesshomaru irgendwann unter mir verschwand.   Nach einer halben Ewigkeit erwachte ich dann endlich und beobachtete noch, wie die Sonne langsam am Horizont verschwand. Müde rieb ich mir die Augen und betrachtete meine blass gelbe Hose, nur um festzustellen, dass ich im Rasen lag. Wo war er denn? Müde suchte ich die Gegend ab, doch ohne Erfolg. Leicht schlaftrunken stand ich auf und streckte mich ein wenig, nur um hellhörig zu werden. Ich konnte Stimmen hören. Stimmt ja, Sesshomaru sollte sich ja mit ihr unterhalten. Geschickt robbte ich über den Rasen und zog mich zur Klippe hin, nur um zu erstarren. Sie standen ziemlich dicht beieinander, während sie seinen Oberkörper umschlang und ihn betrachtete. Sie war eindeutig zu dicht an seinem Körper! „Sesshomaru, schön, dass es dir so gut geht.“ „Hmm…“, antwortete er und sah ihr direkt in die Augen. „Ich wusste gar nicht, dass du die Zeiten und wohl auch Dimensionen überwinden kannst.“ „Man erfährt halt immer etwas Neues. Wegen unserem Handel…“ „Ich würde ihn gerne ändern.“, sprach er und ich sah verwirrt hinab. Handel? „Inwiefern?“ „Sag mir den Namen meiner Mutter. Ihren Richtigen.“ Die blaue Frau rückte etwas ab und starrte ihn ungläubig an. Ob sie eine andere Bitte erwartet hatte? „Wieso das?“ „Kagome erhält von meiner Mutter die Unsterblichkeit, wenn sie ihren Namen errät.“ „So, so. Doch an meinem Preis ändert sich nichts. Wenn sie es erfährt, wird sie wütend sein, aber da du es bist, gehe ich das Risiko ein. Sie heißt Tsukiyomi no Mikoto oder auch Tsuki no kami. Sie ist die Mondgottheit und die Gottheit der Unterwelt.“, sprach sie. Meine Ohren klingelten. Das war doch eigentlich ein männlicher Gott oder? Wobei hatte ich in Geschichte gehabt, dass auch Amaterasu wahrscheinlich männlich war und nur von der Kaiserin geändert wurde. Wer wusste also, was mit diesem fast unbekannten Gott war. Ich merkte mir den Namen sofort und war froh. So könnten Sesshomaru und ich ewig zusammen sein, doch welchen Preis hatte er ihr gezahlt? Sesshomaru sah sie eingehend an und sog die Luft ein: „Verstehe. Darum diese Mondsichel und darum auch ihr leichtfertiger Umgang mit der Unterwelt.“ Sie kicherte. „Das stimmt wohl und sie schwebt über den Wolken, da sie so hochwohlgeboren ist. Egal. Nun ich konnte in der anderen Welt meinen Preis begutachten. Er ist ein prächtiger Bursche.“ Ich erstarrte und sah ungläubig zu ihnen runter. Bursche? Preis? Redete sie von Ikuto? „Ich darf dir sogar mitteilen, dass deine Bemühungen Früchte getragen haben. Sie ist schwanger.“, hauchte sie und streichelte sein Gesicht. Mir wurde schlecht. Woher wusste sie, dass ich schwanger war… und was? „Dann soll es so sein.“, hauchte er. „Er wird dir gehören.“ „Er wird sich gut machen. Es ist doch ein ziemlich geringer Preis für diese Information. Vielleicht könnten wir noch ein wenig… du weißt schon.“ Mir wurde schlecht, ich sprang auf und rannte ohne nachzudenken in die andere Richtung. Weinte ich? Ich konnte es nur vermuten, da mein Gesicht sofort nass war. Er hatte für den Namen seiner Mutter unseren Sohn verschenkt? Was war das mit den dutzend Kindern die er wollte? Hatte er Ikuto rausgerechnet? Den Sohn, um den er sich so sehr gekümmert hatte? Ich konnte kaum glauben, dass er ihn abschob zu dieser Frau ohne mich zu fragen! Wie konnte er nur? Wieso konnte ich auch seine Gedanken nicht hören? Wieso nicht? Mein Innerstes schrie, als ich auch begriff, dass es ihm egal war, dass unser Kind ein Hanyou sein könnte oder dass es gar menschlich wurde, da wir so oft in der anderen Zeit miteinander geschlafen hatten. Er hatte all dies getan, damit ich unsterblich wurde und dabei war es ihm einfach egal gewesen, da er mir das Kind wegnehmen würde. Es würde nicht sein Nachfolger werden, es war das Pfand für mein ewiges Leben. Die Gedanken kreisten panisch in meinem Kopf umher. Ob er mir bei der Geburt wohl erzählen wollte, dass es eine Todgeburt war? Oder sollte es später einfach verschwinden? Wie konnte er mir das antun? Wieso sollte mein Ikuto… Nein Ikuto wusste nichts davon oder? Oder doch? Nein, ich musste hier weg. Ich würde meinen Sohn nicht hergeben. Niemals. Sesshomaru, wieso nur? Gab es denn keinen anderen Weg? Unter diesen Umständen wollte ich nicht unsterblich werden, doch war es jetzt auch schon zu spät, da sie den Namen gesagt hatte. Ich musste fliehen. Musste verschwinden und mein Kind beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)