Isshun no Shunkan von Kibo-kamichan (Flüchtige Momente - Sesshomaru x Kagome) ================================================================================ Kapitel 91: Die Quellgöttin --------------------------- Unsere Entscheidung war gefasst und somit bereiteten Ikuto und ich alles für den Sprung vor. Natürlich wusste ich nicht, ob es uns gelingen würde, aber wenn es funktionierte, müsste ich mich vorbereiten. Ich packte Nahrung ein, Medikamente und… auch den Schwangerschaftstest, den mir meine Mutter reichte. Ikutos Augen hatten sich ein Stück geweitet, bevor er traurig gelächelt hatte. Ich wusste, wo seine Gedanken waren, denn dort waren auch meine. Es gab noch keinen freudigen Anlass und ich wollte es auch noch nicht in einem solchen Moment wissen, denn es würde nichts ändern an der derzeitigen Situation. Sesshomaru ging vor und wenn es so weit wäre, würden wir uns zusammen darüber freuen. Ikuto trug gerade Sesshomaru auf den Armen herab und hatte ihm vorsorglich eine Jacke über den Kopf gelegt, da es so hell war. Seine schwarzen Haare hingen in Strähnen hinunter, so wie auch sein Körper schwach aussah. Ich schluckte und zitterte. Die Decken hatten es verborgen gehalten, doch nun offenbarte sich mir, wie schlimm es um ihn stand. Wir wollten gerade zur Tür, als ich meine Mutter schreien hörte. Geschockt lief ich los, Ikuto folgte mir langsam, da er noch Sesshomaru auf dem Arm hatte. Schnell war ich wieder in der Küche, stieß gegen sie und schwankte nach hinten. Ich sah den geschockten Blick meiner Mutter, wie auch ihren Finger der panisch zur Spüle deutete. Mein Blick folgte dem Finger aufmerksam und dann sah ich es. Eine Hand aus Wasser umgriff die Spüle. Ein Dämon? Ikuto war schon hinter mir und schien auch den Atem anzuhalten, bevor sich ein Körper herauswand und ein weiblicher Oberkörper aus Wasser erschien. Das lange wässrige Haar wellte sich durch den Raum, den es schier einnahm und uns die Fluchtwege absperrte. „Was bist du!“, wetterte ich das Wesen an. Sesshomaru war in Gefahr und ob Ikuto kämpfen konnte, wusste ich auch nicht. Wir waren gerade in einer sehr kritischen Lage. Der Wassergeist schien zu lächeln und wurde immer länger, bevor er sich auf uns stürzte. Ich hob die Arme zum Schutz, doch… Es geschah nichts. Schnell riss ich die Augen wieder auf und blickte in diese wässrigen Augen. Das Geschöpf legte seinen Kopf seitlich und ihr Körper bewegte sich in Wellen, nur um noch mehr zu unterstreichen, dass es nicht hierhergehörte. „Kagome nehme ich an?“, fragte sie mit einer Stimme, die einem Echo ähnelte. Ihre Stimme war vom Wasser gedämpft. „Ja, die bin ich!“, sagte ich und baute mich vor dem Geschöpf auf. Sie betrachtete mich, schien aber nichts Böses zu wollen und doch… war ich achtsam. Bestimmt könnte sie mich mit ihrem Wasser erdrücken. Das wusste ich. „Dann…“, fing sie an und löste sich auf einmal von mir. Geschockt drehte ich mich um und stellte fest, wie sie Ikuto umkreiste. Immer wieder zog sie ihre Kreise um ihn, wie ein Raubtier, das vom frischem Blut angelockt wurde. Das Wasser schien einen Strudel um ihm zu bilden. Er war im Auge des Sturms. „…bist du ihr und Sesshomarus Sohn, Ikuto?“ „Der bin ich.“, sagte er fest und sah dem Geschöpf tief in die Augen. Sie schien immer noch lächelnd ihn zu umkreisen, als sie auf einmal eine Hand ausstreckte. Ikuto verkrampfte sich, wagte aber nicht einen Schritt nach hinten zu machen. Es wäre auch nicht gegangen. Sie berührte sein Gesicht und er erstarrte. Fügte sie ihm etwas zu? Ich wollte schon zu ihr und sie von ihm reißen, als Ikuto mein Tun unterbrach. „Alles gut, Kagome. Ihre Hand ist nur kühl, wie eine frische Quelle.“ Sie kicherte und drehte sich leicht zu mir, bevor ihre Hand tiefer wanderte und das Laken etwas von Sesshomarus Gesicht zog. Das Wasser schien kurzzeitig seine Form zu verlieren. War sie überrascht? Geschockt? Ihr Gesicht schien nicht mehr freundlich, eher traurig. „Sesshomaru…“, seufzte sie leise und strich über seine Stirn. Es tat mir weh, die beiden so zweisam zu sehen, wie sie ihn berührte. Aber zum Glück ließ sie schon ab, löste sich von Ikuto und kam wieder zu mir. Ihr Gesicht war ernst und sie schien mir ein wenig beängstigend, während sie sprach: „Bring ihn zum Brunnen. Tropfe von dem Wasser etwas auf dem Boden. Danach erwartet dich meine Dienerin auf der anderen Seite des Brunnens. Sie bringt euch zu mir. Beeil dich, oder er wird sterben.“ Mein Herz setzte einen kurzen Moment aus, doch lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn sie löste sich plötzlich auf. Anscheinend nicht einmal mehr darum bemüht, ins Becken zurückzukehren und so klatschte im ganzen Raum das Wasser zu Boden, sodass unsere Kleidung komplett damit durchnässt war. Sie hatte es eilig gehabt und so wie sie mich angesehen hatte, glaubte ich auch daran, dass es um meinen Liebsten ging. Meine Mutter starrte noch zum Becken, als ich schon längst eine Schale holte und sie mit dem Wasser füllte, was noch dort drin zurückgeblieben war. Die klare und kühle Flüssigkeit schien wie frisch aus einer Quelle. Nichts ließ darauf schließen, dass sich vorher noch dreckiges Geschirrwasser darin befand. Ob sie es zurückgelassen hatte? Egal! Wir mussten ihn retten. „Ikuto, komm! Wir müssen uns beeilen!“ „Verstanden, Kagome.“, sagte er und zog wieder das Laken über Sesshomarus Gesicht, bevor er schon vorlief. „Mama, ich…“ „Schon gut, Liebes. Gute Besserung für ihn und wenn du es weißt, gib mir Bescheid.“ Ich nickte, schnappte meinen Rucksack und die Schüssel, bevor ich in einer kurzen gelben Hose und einem roten Shirt zum Brunnen lief. Meine andere Kleidung hatte ich im Rucksack gelassen, da ich von Anfang an gewusst hatte, dass es nicht leicht werden würde, in der Kleidung einer Prinzessin, ihn aus dem Brunnen zu bekommen.   In dem kleinen Raum angekommen begutachtete ich noch einmal Ikuto, welcher gerade Sesshomaru auf den Rand setzte. Er schien wach zu sein und krallte sich selbst in den Rand. „Sesshomaru, es wird dir drüben besser gehen.“ „Ja.“, meinte er nur heiser und ich sah, wie seine dünnen Finger fast schon weiß waren. Hätte ich vielleicht früher wagen sollen, in die andere Zeit zurückzukehren? Jetzt war es vielleicht schon zu spät, aber ich hoffte auf das Beste. So wie dieses Wesen blickte, wollte es uns helfen. Wir brauchten die Hilfe. Schnell nahm ich die Schale und goss das Wasser in den Brunnen, bevor ich mich neben ihn setzte, ihn umarmte und mit mir hinabriss. Es fühlte sich an, als ob wir ins Wasser fielen, das uns kühl umfing. Ich schluckte und hustete, während Sesshomaru das Wasser in sich willig aufnahm. Panisch beugte ich mich vor und versiegelte seine Lippen. Krampfhaft gab ich ihm meine Luft und betete, dass ich nicht auf einen Trick hineingefallen war, doch dann… …verschwand das Wasser, gab uns frei und erlaubte uns wieder Luft zu atmen. Ich hustete noch kurz und zog den Sauerstoff hastig ein, bevor ich zu Sesshoumaru blickte. Sein Haar schien weiß geworden zu sein, doch seine Kraft… „Sesshomaru?“ Er antwortete mir nicht. Schnell schüttelte ich ihn, schrie seinen Namen, doch nichts. Ich suchte seinen Puls und musste feststellen, dass er nicht zu spüren war. „NEIN!“, schrie ich und presste meine Lippen auf seine, während sein Körper am Boden lag. Ich beatmete ihn, drückte auf seine Brust. Panisch versuchte ich ihn wiederzubeleben, doch nichts half und die Zeit arbeitete gegen mich. Ich musste ihn retten, ich durfte ihn jetzt nicht verlieren, wenn die Hilfe zum Greifen nah war. Wütend schlug ich auf seinen Brustkorb: „DU KANNST MICH NICHT VERLASSEN! SESSHOMARU!“ Ich schrie mir die Lungen aus dem Halse und schlug noch einmal auf ihn mit voller Wucht. Ein Husten ertönte. Überrascht sah ich zu seinem Gesicht. Es drehte sich zur Seite, würgte und spuckte Wasser, bevor sich seine Lungen mit Luft füllten und er noch einige weitere Male hustete. „Sesshomaru?“, fragte ich ängstlich, zog ihn auf meinen Schoß und streichelte sein Gesicht. „Da bist du wieder…“ Seine Augen waren matt und leicht verwirrt. Ob er wusste, dass er eben kurz tot gewesen war? Ich küsste ihn sanft und streichelte immer wieder seine Wange. „Alles wird gut, bald geht es dir besser…“ Er schloss die Augen nur, ohne etwas zu erwidern und mein Herz setzte kurz aus. Doch das sanfte Bewegen seines Brustkorbs beruhigte mich. Solange er sich hob und senkte, lebte er. Ich strich sein weißes Haar ein wenig zur Seite und begutachtete ihn. Würde es ihm besser gehen, wo er hier war? Konnte er jetzt gewinnen gegen diese Krankheiten, die an ihm zehrten? „Ah, ihr seid angekommen.“, bemerkte auf einmal eine liebliche Frauenstimme. Ich sah hoch und erblickte eine in Weiß gekleidete Frau mit Hut und Schleier. Wer war das? Besorgt zog ich Sesshomaru enger an meine Brust und wollte ihn schützen. War sie ein Dämon? Ein Freund? Ein Feind? „Wer bist du?“, fragte ich und sah sie unverwandt an. Sesshomaru war geschwächt und ich hatte nur meinen versteckten Dolch, doch ich glaubte kaum, dass ich wie Sesshomaru einfach diese Macht einsetzen könnte. „Was willst du?“ Das Geschöpf sprang herab, verdeckte alle Sicht mit dem langen weißen Gewand, was flatternd den Brunnen streifte. Gerade wollte ich den Dolch ziehen, als sie schon ihre Hand auf meine legte. Unter dem Schleier vernahm ich eine dunkelhaarige Frau. Wer war sie? „Nicht.“, meinte sie und streichelte kurz meine Handfläche mit ihren zarten Händen. „Hat sie nicht gesagt, dass ich euch zu ihr bringe?“ Jetzt fiel es mir ein. Das hatte sie. War sie die Dienerin? „Ich bin Yukiyona.“, meinte sie noch und ließ sich bei uns auf die Knie nieder und betrachtete Sesshomaru. Zumindest neigte sie den Kopf zu ihm. „Ihn mal so zu sehen… hm… wir beeilen uns besser.“, sagte sie und zog aus ihrem Oberteil ein Bambusgefäß. Neugierig beobachtete ich sie, wie sie sich auf die Hand Wasser schüttete und es auch dortblieb, als hätte es eine andere Dichte. Ich hörte, wie sie leise immer wieder Wörter wiederholte und das Wasser kleine Wellen schlug, die immer größer wurden. Vermehrte sich das Wasser etwa? Ich zog Sesshomaru dichter an mich, machte mich bereit, wieder von dem Wasser verschlungen zu werden, welches Sesshomaru um ein Haar getötet hätte, hätte ich ihn nicht wiederbelebt. Niemand würde ihn mir nehmen! Als das Wasser dann herausbrach, presste ich meine Lippen auf Sesshomarus, zog ihn dicht an mich und kniff die Augen zusammen, bevor die Wellen uns verschluckten und an unseren Körper zerrten. Ich presste ihn an mich, sodass meine Muskeln schmerzten, doch ich hatte Angst, dass man ihn mir entriss. Sesshomaru. Bitte, werde gesund!   Als das Wasser abflachte, spürte ich, wie er mir entrissen wurde. Panisch riss ich die Augen auf und krallte mich an seiner Kleidung fest, nur um in liebliche Augen zu blicken. Es war das weiße Gewand, doch diesmal war der Hut ab. Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar und unergründlich braune Augen. „Fürchte dich nicht.“, verlautete sie mit einer sanften Stimme. Sie löste meine Hand von ihm, während sie meine Augen gefangen nahm. „Ich bringe ihn zu der Quellgöttin.“, meinte sie weiter. Ich löste meine Hand und sah, wie sie ihn mit Leichtigkeit auf die Arme hob, bevor sie schreitend von mir ging. Natürlich folgte ich sofort und beobachtete alles genau. Wir traten an eine kleine Quelle an einem Felsvorsprung. Sie legte Sesshomaru in einen kleinen Teich am Anfang der Quelle ins Wasser. Schockiert sprang ich vor, als ich auf einmal Hände aus dem Wasser kommen sah, die ihn mir entreißen wollten. Doch bevor ich ihn erreichte, ergriff mich die schwarzhaarige Frau und zog mich an sich. „Sie wird ihn heilen. Keine Angst. Unterbrich sie nur nicht.“, meinte sie und streichelte mir über den Kopf. Sie war mindestens einen Kopf größer wie ich. Mein Herz krampfte, als er im Wasser verschwand. „Aber… er kann nicht atmen!“, sagte ich schnell und starrte auf die Oberfläche mit aufgerissenen Augen. „Das muss er auch nicht. Sie wird ihn nicht umbringen.“ „ABER ER WAR EBEN SCHON FAST TOT DURCH DIE FLUT IM BRUNNEN!“, schrie ich und riss an ihren Arm, der mich festhielt, doch sie regte sich gar nicht, als wäre sie übermenschlich stark. Ihr Gesicht wurde kurz traurig. „Es war wohl der Schock. Sein Körper ist sehr schwach. Sie würde ihn niemals töten. Schenke ihr Vertrauen. Es würde ihr auch nichts nutzen, wenn er stirbt.“, meinte sie weiter. Es irritierte mich etwas. Das Zerren gab ich dann auch auf, als er schon wieder an die Luft kam und sein Körper schon viel besser aussah. So als hätte er das Wasser aufgesogen, schien sein Körper wieder kräftiger und gesünder zu werden. Die Frau hinter mir ließ mich los, sodass ich schnell zu ihm konnte. Ich sprang ohne nachzudenken in die Quelle, nur um in die blauen Augen einer auftauchenden Frau zu starren. Sie fixierte mich. Ihr Haar war blau und schien sich in Wellen im Wasser zu verteilen, doch ich zog nur Sesshomaru an mich und ließ sie weiter schauen. „Sesshomaru?“ „Kagome…“, hauchte er noch leicht schwach. Glücklich presste ich meine Lippen auf seine, während die Frau nur den Kopf schief legte. „Yukiyona, bring sie zum Baum. Er soll einen Pfirsich essen.“ „Verstanden, Herrin.“, meinte die Frau. Danach wendete sie sich an mich. „Ich trage Sesshomaru, würdest du aus dem Wasser kommen? Meine Herrin bevorzugt erst um Erlaubnis gebeten zu werden, bevor man sich in ihre Fluten stürzt.“ Ich nickte, sah zu, wie er wieder genommen wurde, bevor ich rauskletterte und mich vor dem Teich verneigte: „Es tut mir sehr leid. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Die Frau tauchte etwas mehr auf und schien mich noch einmal zu betrachten. „Eine Hand wäscht die andere.“, meinte sie nur und verschwand schon wieder. Was meinte sie wohl? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)