Isshun no Shunkan von Kibo-kamichan (Flüchtige Momente - Sesshomaru x Kagome) ================================================================================ Kapitel 90: Verblassendes Youki ------------------------------- Die Zeit verging fast wie im Fluge. So viele Dinge unternahmen wir, während er sich versuchte zu erholen. Mal hier, mal dort. Wohl die schönste Zeit in meinem Leben, doch schlagartig änderte sich alles. Es fing damit an, dass er sich anscheinend eine Erkältung einfing. Dann und wann hustete er, tat es aber schnell ab. Auch ich tat es ab. Denn was war an einem Husten schon gefährlich? Sesshomaru war stark und ihn würde doch so etwas nicht aufhalten. So machten wir weiter, besuchten Zoos, Museen und andere Sehenswürdigkeiten, doch immer mehr hustete er und schien auch zu niesen. Insgesamt schien er ein wenig matt und blass. Doch er schüttelte immer nur den Kopf, dass ich mir keine Gedanken machen sollte. Das alles gut war. Leider schien er auch so viel Kraft schon zu haben, dass er mich immer mehr aus seinen Gedanken ausschloss und so beließ ich es. Am Ende hingen wir schon fast einem Monat hier fest. Anfangs war es noch schön, doch jetzt? Jetzt tat mir mein Herz immer mehr weh. Er schien sich abzukoppeln. Alles nahm ab. Ich konnte kaum noch seine Gedanken hören und nicht nur das, er teilte sich mir auch so kaum noch mit. Bedrückt ging ich runter in die Küche zu meiner Mutter, die gerade am Essen machen war: „Morgen, Mama.“, seufzte ich und ließ meinen Kopf hängen. „Wie geht es ihm?“, fragte sie sofort und ich sah die Sorge in ihrem Gesicht. Wie musste ich dann nur aussehen, wo ich heute Nacht fast nur wach gelegen hatte an seinem zitternden Körper. „Er schläft noch.“, hauchte ich leise und schluckte hart. Mein Schlafanzug war rosa und schien mir im Augenblick so beengend, während meine Mutter in ihrem blau-weiß gestreiften Shirt und ihrem Rock in Bordeaux so farbenfroh aussah. Niedergeschlagen setzte ich mich und blickte nur auf die Tischplatte. So braun und glatt. Langsam strich ich rüber. „Kagome, lass den Kopf nicht hängen.“, meinte meine Mama und stellte mir einen Tee vor die Nase, den ich dankend annahm. „Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter… langsam weiß ich einfach nicht mehr, was ich tun soll…“ Eine warme Hand ließ mich aufschauen. Meine Mama setzte sich zu mir und umarmte mich liebevoll. Immer wieder streichelte sie über meinen Kopf. Das tat wirklich gut. Sesshomaru, was war nur mit dir los? Es war so… als würde er im Sterben liegen. Aber konnte das sein? Er hatte doch gesagt, da wäre noch etwas von der Dämonenmacht in ihm und das würde sich erholen… Sie drückte mich noch ein wenig. Was konnte ich denn bitte machen? Sesshomaru schlief nur und aß und dann schlief er meist wieder ein. Doch jedes Mal sagte er, es wäre alles gut, er wäre einfach nur müde. Dieser Idiot. Er musste damit doch nicht alleine sein. So durfte es auch nicht enden. Er hatte mich gerettet und dafür verblühte er regelrecht. Das war unfair! Ich seufzte noch mal und schmiegte mich an, bevor ich zum Handy sah, das auf dem Tisch lag. „Hast du es dort hingelegt?“ „Nein, das warst du wohl gestern.“, säuselte sie liebevoll und betrachtete es. „Heute Morgen lag es hier schon.“ Kurz dachte ich nach, bevor ich begriff, dass das wirklich möglich sein konnte, denn ich schlief auch nicht mehr genug. Immer wieder wurde ich wach, wenn er im Schlaf stöhnte und keuchte. Es war so ungewohnt von dem Mann, der normal nicht mal Schlaf gebraucht hatte. Nachdenklich streichelte ich das Handy und hoffte, dass Ikuto mir bald antworten würde, da Sesshomaru es einfach nicht tat. Ikuto hatte mir damals beim Sternenfest gesagt, dass sein Vater etwas Abstand bräuchte und dann war wohl schon seine Reise nach Amerika gekommen. Ich wusste ja, dass er mehrere Firmen hatte, aber… eigentlich hatte ich gehofft, dass wir uns noch einmal aussprechen könnten. Bestimmt hätte er etwas gewusst… Grummelnd sah ich noch mal zum Handy, während sich meine Mutter von mir löste und zum Topf sah. „Ich kümmere mich um den Reis. Er sollte zumindest etwas essen.“ „Danke Mama.“, erwiderte ich und schnappte mir das Handy. Schnell gab ich den Pinn ein und öffnete das Fenster mit Ikutos Nachrichten. Oh, er hatte geschrieben… #Was ist denn los, Kagome-chan?# #Sesshomaru wird immer kränker… Er schläft am Tag jetzt schon 20 h… Kannst du vorbei kommen, bitte?# #Ich komme in 2 h vorbei. Es tut mir leid, wir waren in einem Funkloch… Es wird alles wieder gut!# #Danke!# Ich seufzte und sah noch einmal drauf. Kaum konnte ich es mir selbst eingestehen… wieso nur… Wir mussten ihm doch irgendwie helfen… „Kagome, eine andere Sache.“, sprach meine Mutter mich auf einmal sehr fürsorglich an. Sie schien zu überlegen, wie sie mit mir reden sollte, bis sie die Hände faltete und einmal tief durchatmete. „Kann es sein, dass du drüber bist?“ „Hä?“, fragte ich und rieb mir etwas die müden Augen. Was meinte sie denn damit? „Mama, kannst du dich ein wenig genauer ausdrücken?“ Liebevoll lächelnd spielte sie weiter mit ihren Fingern und wurde leicht rot. „Ich weiß, du hast andere Sorgen zurzeit… Doch.“ Sie atmete noch mal durch und ging zu einer Tüte, welche sie mir auf den Tisch stellte. Etwas überrascht sah ich auf das Apothekenzeichen und stierte dann rein, nur um… meine Augen wurden riesig. Schockiert blickte ich zu meiner Mutter und dann zählte ich und… verstand sie. Meine Mutter wusste natürlich wo der Hase lief und hatte mir… einen Schwangerschafts-Test gekauft. Ich war wirklich drüber. Ich sah auf in ihre freundlichen Augen. „Könnte es sein, dass du…“ „Ich bin wirklich drüber Mama.“, hauchte ich und sah noch einmal den Test an. Mein Herz schlug schneller, doch… ich drückte die Tüte zu. „Erst will ich, dass es ihm besser geht, dann prüfe ich das.“ „Natürlich.“, sagte sie schnell, drehte sich um und bereitete den Reis fertig zu. „Bringst du ihm den Reis?“ „Ja Mama.“, hauchte ich und machte mich schon auf den Weg. Sesshomaru könnte sich vielleicht freuen, nachdem er sich so viele Kinder wünschte, aber… nicht unter diesen Umständen. Schiere Angst packte mich, dass ich schwanger sein könnte und er nicht mehr lebte, wenn es zur Welt kam. Nein, das durfte nicht passieren, auf keinen Fall! Besorgt schritt ich die steile Treppe hinauf, die mir unendlich lang vorkam. Es war so beängstigend, denn jedes Mal fürchtete ich um ihn. Was wäre, wenn er eines Tages aufhörte zu atmen? Ich wusste es nicht. Auch wusste ich nicht, wie man einen Dämon heilen könnte. Oben angekommen, begab ich mich in unser Zimmer. Die Gardine war zugezogen und ich hörte nur ein leichtes Keuchen. Mein Herz sackte herab, bevor ich mich zu ihm aufs Bett setzte und das Tuch auf der Stirn dieses verschwitzten Mannes mit den schwarzen Haaren wechselte. Schnell tauchte ich es ein und legte es frisch gekühlt wieder auf seine Stirn. Er brummte kurz und sein Gesicht entspannte sich sichtlich. Es war, als wäre er krank oder war es seine Dämonenaura, die schwächelte? Wurde er ganz zum Menschen? „Sesshomaru?“, fragte ich zaghaft und streichelte seine Wange. Als er dann endlich wach wurde, sahen mich diese glasigen goldenen Augen im Dunkel an. Die Farbe war leicht getrübt und dunkler geworden. Das Leuchten verschwand von Tag zu Tag mehr. „Wie geht es dir?“ „Besser.“, log er mir offen ins Gesicht. Er war gerade so ein Idiot. Dumme Männlichkeit. Schmollend sah ich ihn an, doch ich merkte schon, dass er es nicht sah. Er war aber auch sehr lichtempfindlich, weswegen ich kein Licht anmachte. Schnell rückte ich weiter an sein Kopfende und stützte ihn leicht mit dem Arm nach oben. Er schmiegte sich an. Sein Haar war leicht fettig und strähnig. Wenn er das wüsste… Ich stellte die Schüssel zwischen uns und schnappte mit den Stäbchen ein Stück Reis raus, hielt es an seine Lippen und fütterte ihn. Er brauchte jedoch anfangs lange, bis er den Mund geöffnet hatte. Auch das Essen fiel ihm sichtlich schwer, sodass ich endschied ihm demnächst Brei zu bringen. Oh Sesshomaru. Was sollte ich nur mit dir machen? Langsam fütterte ich ihn weiter, achtete darauf, dass nicht so viel daneben ging. Jedoch war er schon nach einer kleinen Portion satt. Er musste definitiv mehr essen. „Das reicht schon.“ Mein Herz schmerzte, als ich die Schale zur Seite stellte und ihn noch einmal enger an mich zog. Er merkte gar nicht, wie er abmagerte oder? War das jetzt die Rache dafür, dass wir die Zeit geändert hatten? Jetzt war nicht ich diejenige, die verhungerte, sondern er. Schluckend beugte ich mich an seine Lippen und küsste ihn. Sie waren so dünn… fast wie dünnes Pergamentpapier, dass reißen könnte, wenn ich meine Lippen zu fest auf seine presste. Schnell nahm ich den Becher mit Wasser. „Trink bitte noch etwas.“, sagte ich dann und hielt ihm den Becher an die Lippen. Er trank brav, doch ich sah, wie etwas an seinem Mundwinkel herauslief. Schnell tupfte ich es mit meinem Schlafanzug weg. Er war so… schwach… Am liebsten hätte ich geweint, doch ich wusste, das würde niemandem helfen. Als er fertig war, half ich ihm wieder beim Hinlegen. „Kagome, sieh mich nicht so an.“ „Was?“, fragte ich und vermisste seine Stimme in meinem Kopf. „Du siehst mich so an… Auch wenn es dunkel ist, ich bin nicht dumm.“ „Sesshomaru… ich mach mir einfach Sorgen…“, fing ich an, doch ein Husten unterbrach mich. Ich half ihm und hielt ihn, während er stark in seine Hand hustete. Als er fertig war, legte er sich wieder hin und ich erstarrte. Schnell nahm ich das Tuch von seinem Kopf und säuberte den dunklen Fleck auf der Hand und seinen Mund. Ich stand schnell auf und war froh, dass er mein hämmerndes Herz nicht hören konnte. „Ich… hol ein neues.“ „Kagome?“, fragte er noch verwirrt, doch ich war schon raus und schlug fast die Tür zu, nur um schier panisch auf den einst weißen Lappen zu starren. Etwas Rotes klebte jetzt an ihm und ließ meinen Mageninhalt nach oben drücken. Ich würgte ein wenig und alles verkrampfte sich, bevor ich plötzlich etwas Feuchtes an meiner Wange spürte. Langsam sackte ich an der Tür nach unten. Mein Kopf drehte sich, wie auch meine Gedanken. Wie sollte ich nur damit umgehen? Würde er sterben? War es eine gefährliche Krankheit? Ich legte meinen Kopf auf meine angezogenen Knie und schloss die Augen, während ich den Lappen fest umschlossen hielt. Das war nicht fair. Kein bisschen! Warum nur? Warum? Mein Innerstes schrie, während ich leicht zitterte. Wie konnte ich ihn nur retten?   Es vergingen anscheinend zwei Stunden, denn auf einmal bemerkte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich sah mit schmerzenden Augen in sein Gesicht. Ikuto war da. Besorgte goldene Augen und weißes, leicht verwuscheltes Haar. Der Sohn, den wir vielleicht haben würden… „Kagome, warum sitzt du hier?“, fragte er zärtlich und streichelte behutsam meinen Arm, bis ihm anscheinend das Tuch auffiel. Sorgfältig löste er meine verkrampften Finger und blickte darauf. „Verstehe.“, murmelte er bedrückt und rieb mir über die Wange, bevor er sich vorbeugte und seine Stirn gegen meine drückte. „Kagome, warum hast du nichts gesagt, dann wäre ich schneller hier gewesen … Darf ich ihn sehen?“ Ich nickte. Ikuto half mir auf. Schnell krallte ich mich an sein locker sitzendes Hemd und beobachtete ihn eingehend, während er die Tür leise öffnete. Sesshomaru schlief, das wusste ich. Er konnte meist nicht lange wach bleiben. Ikutos Muskulatur verkrampfte sich unter dem Hemd, während er den Geruch einsog und mit leicht angewiderten, aber auch hoch besorgten Gesicht die Tür schloss. „Was sagst du?“, fragte ich ihn vorsichtig. Seine Augen öffneten und schlossen sich immer wieder, bis er mich an sich drückte. Das war schon Antwort genug. Es schien ausweglos. „Was hat er?“ „Kagome.“, sprach er und führte mich in das Schlafzimmer meiner Mutter, wo er sich mit mir hinsetzte. Die Sonne strahlte herein und das Zimmer erschien mir so freundlich… Traurig schmiegte ich mich an seine Seite und genoss die sanften Berührungen. Es fühlte sich so an, als würde ich meinen zukünftigen Sohn ständig ausnutzen… Er war wie ein Vater zu mir, dabei sollte es doch andersrum sein. „Es ist schwer es in Worte zu fassen. Aber ich gebe mir Mühe. Natürlich habe ich nicht so viel Ahnung, aber ich sehe es so. Sesshomaru lebt in der Vergangenheit und kam hier her und wurde… menschlich.“ „Ja. Aber er meinte, er erholt sich.“ „Ja, das hoffte er. Wir konnten aber es nicht beurteilen. Er ist krank. Eindeutig und daran könnte diese Zeit schuld sein.“ „Wie diese Zeit?“ Meine Stimme klang schrill in meinen Ohren. Was war denn falsch an dieser Zeit? „Dämonen sind immun gegen… menschliche Krankheiten. Wahrscheinlich wegen dem guten Immunsystem. Vielleicht auch, weil wir eine höhere Körpertemperatur haben.“ Ich nickte, aber was wollte er mir sagen? Ich stand wirklich auf dem Schlauch. „Was heißt das?“ „Das er jetzt menschlich ist. Mein einem… menschlichen Immunsystem. Sein Körper ist einer der Vergangenheit. Du bekommst als Kind Impfungen und gegen viele Krankheiten sind Menschen immun geworden.  Das ist mit der Zeit passiert. Doch Sesshomaru hat nicht dieses Immunsystem. Er hat viel unternommen und kam wahrscheinlich mit vielen Bakterien und Viren in Kontakt. Auch hat er keine Impfungen. Diese Zeit… ist tödlich für ihn auf Dauer. Wir können ihn nur heilen, wenn er in seine Zeit kommt und an Macht kommt. Hier kann er es nicht. Wir wissen auch nicht, was der Brunnen angestellt hat… Vielleicht wird er drüben wieder zum Dämon. Man kann nur darauf hoffen.“ Ich sah ihn verständnislos an. Bis ich begriff, dass meine Welt ihn krank machte. Hier würde er sterben. Ich schloss meine Augen und lehnte mich noch einmal an. „Also müssen wir hoffen, dass der Brunnen ihn mitnimmt? Hoffen, dass er wieder zum Dämon wird und gesundet?“ „Genau das.“, flüsterte er heiser an mein Ohr und presste mich eng an sich. „Kagome. Du musst stark sein. Denk daran, wir sind immer bei dir.“ Mein Herz brannte, als ich verstand, was er mir mitteilen wollte. Doch ich wollte es nicht wahrhaben. Sesshomaru würde leben. Wir würden leben! „Lass es uns versuchen… bitte!“ Ich würde ihn nicht aufgeben! Nein. Ich würde ihn retten. Sesshomaru! Bitte, du musst leben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)