Torn von Hinarika ================================================================================ Kapitel 6: Scathing ------------------- Aber als die Augen der Kleinen in ihren Blickwinkel rücken, ist das kollektive Luftholen unter den Konoha-nins deutlich zu hören. Denn die markanten Hyuuga-Augen sind selbst aus einer Entfernung von mehreren Metern deutlich zu erkennen. Es ist eine ohrenbetäubende Stille, bis Hinata aufsieht und über die Schulter der Kleinen Narutos fassungslosen Blick begegnet. Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und ihre Lippen formen ein stummes „Nein.“, aber es dauert einen langen Moment, bis das Rauschen in seinen Ohren überhaupt soweit nachlässt, dass er begreift, was sie ihm mitzuteilen versucht. Auch Sakura findet ausnahmsweise kein Vergnügen an dem Chaos, das sie gerade verursacht haben und tritt fluchend einen Schritt auf die erstarrten Konoha-nins zu, bevor sie mit einem Blick auf das kleine Mädchen, das sich schüchtern an Hinatas Schulter versteckt, mit gesenkter Stimme eine knappe Erklärung abgibt. „Sie ist nicht von Hinata.“ Tenten dreht ihren Kopf fassungslos zu Sakura. „Aber die Kleine-“ „Ist schon fast zwei.“ Und kann damit unmöglich Hinatas Tochter sein. Auch Sasuke richtet seine volle Aufmerksamkeit zurück auf seine ehemalige Teakameradin. „Aber wie-“ Sakuras Blick wandert für einen winzigen Moment in Hinatas Richtung. „Hinata war nicht die erste Hyuuga in ihrem Dorf.“ Erwartungsgemäß treibt diese unglaubliche Aussage auch das Clanoberhaupt der Hyuugas nach vorne. „Wie ist das möglich?!“ Hinata tritt einen Schritt von ihnen weg und die Blicke aller ihrer Freunde liegen auf ihr, als sie das Kleinkind in ihren Armen liebevoll zurück in den Schlaf wiegt, während Sakura die Frage des Clanoberhauptes selten diplomatisch zu beantworten versucht. „Ihre Mutter war wohl ein uneheliches Kind. Deren Mutter wiederum hat sie in einem kleinen Dorf aufgezogen, also verdankt sie ihr Bluterbe ihrem Vater. Wie es ihr Talent ist, hat Kori von ihr erfahren und sie“, Sakuras Lippen kräuseln sich voller Verachtung, „an sich genommen.“ „Wo ist sie jetzt? Ihre Mutter?“ Narutos Augen liegen immer noch auf Hinata und dem kleinen Mädchen, das sie so selbstverständlich auf dem Arm trägt, als wäre sie doch ihre eigene Tochter und sein Magen hat sich immer noch nicht von der bodenlosen Kellerfahrt erholt, die ihm der erste Blick in ihre kleinen Augen beschert hat. Sakura schürzt unentschlossen die Lippen und es ist nicht schwer zu kalkulieren, dass sie abschätzt, wie viel sie ihnen erzählen soll. „Sie ist bei Nias Geburt gestorben.“ „Und ihr Vater?“ Dieses Mal weicht sie dem Blick ihres besten Freundes klar aus. „Das ist eine etwas längere Geschichte.“ Aber dann fährt sie ohne ersichtlichen Grund zu Hinata herum und erst als ihr Blick zurück auf die junge Clanerbin fällt, erkennen die restlichen Konoha-nins, dass die prominenten Adern um Hinatas Augen erneut hervorgetreten sind und sich ihr Blick ein weiteres Mal in der Ferne verliert. Nachdem sie gefunden hat, was ihre Aufmerksamkeit erregt hat, wandert ihr Blick ruckartig zu Sakuras, bevor sie sich zu der fremden Kunoichi umdreht, die immer noch dicht bei ihr steht und das schlafende Kleinkind mit vorsichtigen, aber geübten Handgriffen zurück in ihre Arme legt. „Geht nach Konoha und wartet dort auf uns!“ Ihr Blick wandert abschätzend über die Konoha-nins, die erst langsam dazu aufschließen, dass sie nach jemandem sucht, der die Frauen und Kinder begleiten kann, um die Wachen dazu zu bringen sie ins Dorf zu lassen. Aber Tenten tritt nach vorne, bevor Hinata ihr Anliegen in Worte fassen kann. „Ich begleite euch.“ Hinata hält den Blick ihrer besten Freundin für einen Moment dankbar, bevor sie noch einmal an Soya wendet. „Geht.“ Die schwarzhaarige Kunoichi nickt und hält die schlafende Nia sicher auf einem Arm, während sie mit dem anderen die Hand ihres Neffen ergreift. Überraschend ist es Sasuke, der einen Schritt nach vorne tritt und den Kopf senkt, um der sichtlich überraschten Tenten leise etwas zuzuflüstern. Die talentierte Waffenexpertin nickt, bevor sie die Frauen und die Kinder Richtung Dorf zurückführt. Hinata hält währenddessen eine der anderen Frauen, die ihnen gefolgt sind, mit einer Handbewegung zurück. Allerdings senkt sie den Kopf so nah zu der zierlichen Frau, die ebenfalls an jeder Hand ein Kind hält, das niemand verstehen kann, was sie zu ihr sagt. Die Augen der jungen Frau weiten sich, beinahe panisch, während sie eine leise Antwort flüstert, aber Hinata nickt nur kurz angebunden und bedeutet ihrem Gegenüber mit einer Kopfbewegung den anderen zu folgen. Sakura wartet gerade, bis Tenten mit den Frauen und Kindern aus ihrem Blickfeld und damit auch aus ihrer direkten Hörweite verschwunden ist, bevor sie sich an Hinata wendet, eine Hand bereits wieder am Griff ihres Katanas. „Was ist los? Sag mir jetzt nicht, dass sie zurückkommen! So dumm kann doch nun wirklich niemand sein!“ Aber Hinata schüttelt den Kopf, ihren Blick erneut in die Ferne fokussiert. „Nein. Es ist die andere Richtung. Es sind Sota, Hana und die Kinder.“ Ihre Augen verengen sich minimal in kaum ersichtlicher Unzufriedenheit. „Und Kai.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Naruto sieht von seiner besten Freundin, die einmal mehr von einer Minute auf die andere aufgebracht wirkt, zu der schweigsamen Clanerbin an ihrer Seite. „Was ist los?“ Hinata sieht zuerst zu Sakura, bevor sie zum ersten Mal, seit sie das kleine Mädchen auf den Arm genommen hat, wieder seinem Blick begegnet. „Wir waren nicht die ersten in ihrem Dorf, die nicht… freiwillig dort waren. Aber wir haben nur denen von unserem Plan erzählt, das Dorf zu verlassen, von denen wir zweifellos überzeugt waren, dass sie uns folgen würden. Wenn wir auch nur den leisesten Zweifel daran hatten, dass sie sich dafür entscheiden würden mit uns zu kommen, haben wir ihnen nichts erzählt. Wir konnten das Risiko nicht eingehen, verraten zu werden.“ Es passiert erneut ein stummer Blick zwischen den beiden Frauen, der wortlos kommuniziert, was das für sie bedeutet hätte. Sasuke tritt einen kalkulierten Schritt auf die beiden Frauen zu. „Wer sind sie?“ Sakura sieht unzufrieden an ihm vorbei in die Richtung, die Hinata angedeutet hat, auch wenn für ihre Augen immer noch nichts zu erkennen ist. „Hana ist eine der Frauen, die wir nicht gefragt haben, weil sie ihren Mann nicht verlassen hätte, auch wenn sie vielleicht das Dorf hätte verlassen wollen.“ „Und dieser Kai?“ Narutos Blick liegt weiterhin unablässig auf Hinata, aber es ist erneut Sakura, die ihm antwortet. „Er ist der Mann von Ria. Die Frau, die Hinata gerade zurückgehalten hat.“ Temari kalkuliert den Zusammenhang schnell. „Sie hat sich also entschieden ihn zu verlassen.“ „Und jetzt hat sie sich gerade entschieden ihn zurückzunehmen.“ Hinatas Mimik verrät in keinster Weise, wie sie dazu steht, aber die selbstbewusste Suna-nin verschränkt abschätzend die Arme. „Und ihr seid damit nicht einverstanden.“ Hinatas Augen sind weiterhin in die Ferne gerichtet. „Es ist nicht unsere Entscheidung. Wir haben nicht nach persönlicher Neigung entschieden, ob wir ihnen angeboten haben mit uns zu kommen oder nicht.“ Aber Sakura bringt ihren Standpunkt einmal mehr, ein wenig deutlicher auf den Punkt. „Wir halten nur nichts davon, sich einzureden in seine Entführer verliebt zu sein.“ Sasuke verengt die Augen, aber auch ihm bleibt keine Zeit, etwas zu dieser explosiven Aussage hinzuzufügen, denn in diesem Moment treten am anderen Ende der Lichtung, beinahe an derselben Stelle wo vor wenigen Minuten die Frauen und Kinder aufgetaucht sind, vier weitere Personen in ihr Blickfeld. Drei von ihnen gehören offenbar zusammen, die Frau trägt ein schlafendes Mädchen auf den Armen und der Mann an ihrer Seite hat schützend einen Arm um ihre Schulter gelegt. Aber Hinatas wachsame Augen wandern nur einen Moment über die Familie, bevor sie sich direkt auf den Mann richten, der sich ein wenig abseits hält. „Das ist nah genug.“ Sakura dreht immer noch den Griff ihres Katanas in der Hand, die perfekte Mischung aus scheinbarer Langeweile und stummer Warnung. „Was wollt ihr hier?“ Der Mann, der alleine hier ist, tritt noch einen Schritt nach vorne und zieht damit Hinatas ruhige Warnung auf sich. „Kai.“ Auch er richtet seinen Blick ausschließlich auf die Hyuuga. „Wir wollen bei unseren Familien sein.“ Es vergeht ein stiller Moment, der für die Konoha-nins erneut in passiver Unsicherheit vergeht, zweifelnd, ob es vorteilhaft oder verheerend wäre, wenn sie einschreiten würden, aber Hinata bricht die abschätzende Stille bereits. „Du versuchst besser nicht uns zu täuschen.“ „Nun, das wäre wirklich dumm nicht wahr?“ Aber er scheint doch zu wissen, dass ihn sein spottendes Grinsen nicht weiterbringen wird und verliert es gerade noch rechtzeitig. „Sag mir, was ich tun kann, um es dir zu beweisen.“ Hinata dreht den Kopf leicht zur Seite, sucht aber überraschend nicht Sakuras Blick, was Naruto den leisen Verdacht aufdrängt, dass sie sich noch auf etwas Anderes konzentriert. Sie überlässt es auch Sakura, ihr Urteil zu verkünden. „Wenn ihr uns hintergeht, wird es das letzte sein, was ihr je tut.“ Der dunkelhaarige Shinobi, den sie als Kai identifiziert haben, hebt abschätzend eine Augenbraue. „Ist das ein ja?“ Sakuras Mundwinkel zucken missbilligend, aber überraschend scheint ausgerechnet Hinata nicht gewillt, sich noch länger mit ihnen aufzuhalten. „Es ist ein meinetwegen.“ Damit wendet sie sich von ihnen ab, aber dieses Mal greift Naruto nach ihrem Arm und hält sie zurück. „Du traust ihnen?“ Hinata hält seinen Blick für einen Moment, aber dann wendet sie sich doch wieder von ihm ab. „Es mag euch im Moment schwer fallen das zu glauben, aber sie sind nicht alle gefühllose Monster.“ Sie will sich aus seinem Halt lösen, aber obwohl sie den Kopf noch ein wenig weiter zur Seite dreht kann sie dieses Mal das leichte Zucken in ihrer Mimik dieses Mal nicht vor ihm verbergen. „Was ist los?“ Ihre hellen Augen wandern zurück zu ihm und er hasst es, dass sie sichtlich abwägt, wie viel sie ihm anvertrauen soll. Aber bevor sie zu einer Entscheidung kommt, bebt der Boden unter ihnen und er erhält zumindest einen Teil seiner Antwort. Dieses Mal greift auch Sasuke nach dem Katana an seinem Gürtel, sichtlich am Ende seiner Geduld. „Was war das?“ Hinata reibt ihre Fingerspitzen über ihre Schläfen, als würde ihr das bloße Gespräch Kopfschmerzen verursachen. „Unser Verfolgungstrupp ist auf den Minenteppich gestoßen, den ihr Zielobjekt hinterlassen hat. Das eben war eine gezielte Explosion, die Neji ausgelöst hat, um sie da wieder rauszumanövrieren.“ Ino öffnet fassungslos den Mund, während Hiashi ebenfalls sein Bluterbe aktiviert, um die Aussage seiner Tochter zu überprüfen. „Keine Sorge, es geht ihnen gut. Sie werden spätestens in einer Stunde wieder Zuhause sein.“ Kai tritt einen Schritt nach vorne und zieht damit Sakuras missbilligenden Blick auf sich. „Ihr habt sie Kori und den anderen nachlaufen lassen?“ Sakura kräuselt genervt die Nase, lässt sich aber trotzdem zu einer Antwort herab. „Ihnen zu sagen, dass es sinnlos ist ihnen nachzulaufen, wäre ungefähr genauso sinnlos gewesen, wie das Unterfangen an sich.“ Hinata fährt sich mit den Fingern über den Oberarm, genau an der Stelle, wo Sakura vor noch nicht einmal zwei Stunden ein Loch in den Ärmel geschnitten hat, mit der Absicht die Schnittwunde der jungen Clanerbin zu heilen. Kais Blick folgt ihrer unbewussten Bewegung und bevor jemand ganz registriert hat, dass er sich bewegt hat, steht er schon neben Hinata und greift unsanft nach ihrem Arm. Narutos Augen blitzen warnend, aber da bewegt Hinata sich bereits. Es ist ein grandioses Schauspiel, das sich in Millisekunden abspielt, als die zierliche Hyuuga nach Kais Arm greift und ihn soweit auf seinen Rücken dreht, dass sein Schultergelenk knackend ausgerenkt wird und den Mann, der sie leicht um einen Kopf und dreißig Kilo überragt, auf die Knie zwingt, während sie ihm auch den anderen Arm auf den Rücken bindet. Beinahe ebenso beeindruckend ist es, dass seine Knie noch nicht ganz auf den Boden gesunken sind, als er auch schon Sakuras Klinge am Hals hat, das immer noch warnend blutverschmiert ist. Aber es ist die Stimme der Haruno, die wirklich mörderisch klingt. „Das waren jetzt genau fünf Minuten, in denen ich dich mal nicht töten wollte!“ Allerdings zeigt sich der fremde Shinobi nicht besonders beeindruckt von der Tatsache, dass die beiden Frauen ihn beinahe spielend überwältigt haben. „Ihr habt Sharaida getötet?! Habt ihr in den letzten 24 Stunden gänzlich den Verstand verloren?“ Sakura dreht ihr Katana drohend, wenn auch kontrolliert über seinen Kehlkopf, bis ein schmales Blutgerinnsel über die breite Klinge rinnt. „Was wir machen und wen wir töten oder nicht, geht dich von heute an nicht mehr das Geringste an!“ Sie ignoriert, dass Sasuke in ihrem Rücken an sie herantritt und hält Kais Blick abschätzend. Wie erwartet, missachtet der dunkelhaarige Shinobi ihre Warnung und sieht ungeachtet des Katanas an seiner Kehle über seine Schulter zu Hinata. „Selbst wenn ihr die Wirkung des Siegels aufgehoben habt, würde es dadurch nicht verschwinden. Was habt ihr gemacht, es euch selber aus der Haut geschnitten?“ Narutos Blick wandert ruckartig von Sakura und Kai zu Hinata, aber die Miene der hübschen Clanerbin verrät nicht die geringste Regung. Sakura dagegen knurrt ihre Antwort bissig durch zusammengebissene Zähne, sichtlich am Rande ihrer Beherrschung. „Du lernst besser schnell, deine Hände und deine unerwünschten Kommentare und Meinungen für dich zu behalten, bevor ich mich entscheide das altbewährte Sprichwort, alle guten Dinge sind drei, auch auf tote, selbstverliebte Mistkerle auszuweiten.“ Sie steckt ihr Katana wieder ein und als Hinata ihn loslässt, greift sie gröber als nötig nach Kais Schulter und renkt sie mit einem lauten Kacken und einer letzten Drohung wieder ein. „Das nächste Mal, wenn du auch nur die Hand nach ihr ausstreckst, verlierst du sie!“ Tsunade öffnet den Mund zweimal, bevor sie ihre Fassungslosigkeit Großteils abschüttelt und sich darauf besinnt, dass an sich immer noch sie das Sagen hier hat. „Shikamaru und Temari, folgt Tenten und begleitet unsere Gäste zu ihren Unterkünften. Und wenn ihr schon dabei seid, schickt ein paar Wachen in die Richtung.“ Sie richtet ihren Blick überraschend auf Sasuke. „Solange es dir nichts ausmacht.“ Sakuras Blick wandert überrascht zu ihrem ehemaligen Teamkameraden und begegnet direkt seinen pechschwarzen Augen. Aber der Clanerbe nickt nur nichtssagend und hält ihren Blick gewohnt regungslos, während Sakura misstrauisch die Stirn runzelt. Sie fixiert ihren ehemaligen Teamkameraden für einen Moment abschätzend, während Temari und Shikamaru Kai und die anderen drei Nachzügler Richtung Konoha fortbringen, bevor sie beschließt, dass sie die Antwort lieber von ihm hören will, auch wenn Hinata sie ihr ebenso gut geben könnte. „Wo hast du Tenten die Frauen und Kinder hinbringen lassen?“ Sasuke begegnet ihrem Blick gewohnt ausdruckslos und im ersten Moment ist sie sich sicher, dass er ihr nicht antworten wird. „Ins Uchiha-Viertel.“ Trotz der Tatsache, dass sie in den letzten Jahren ein Meister darin geworden ist ihre Gefühle zu verbergen, blitzt ihre maßlose Überraschung über diese Offenbarung für einen Moment sichtbar in ihren Augen auf. „Du hast das Uchiha-Viertel wieder aufbauen lassen?“ Er nickt wortlos und während Sakura noch erwägt ihr Gespräch fortzuführen, offenbart sich, dass die Geduld ihrer Hokage nach all den sich überschlagenden Ereignissen der letzten Stunde ebenfalls ihr Ende erreicht hat. „Ich wollte das so eigentlich nicht machen.“ Ihr Blick wandert von Sakura zu Hinata und zurück. „Aber nach all dem, brauche ich ein paar Antworten.“ Sakura streckt mit einem zynischen Schmunzeln die Arme zur Seite aus. „Wo hättest du denn gerne, dass wir mit diesen Antworten anfangen?“ „Von was von einem Siegel hat dieser Kai gerade gesprochen?“ Sakuras Blick wandert unzufrieden zu Hinata, bevor sie seufzend zu einer Antwort ansetzt. „Es war ein Siegel, das jedem Gefangenen des Dorfes eingebrannt wurde, um uns zu kontrollieren.“ Ihr Blick huscht für einen Moment über Sasuke. „Am ehesten vergleichbar mit einer netten Mischung aus dem Siegel des Hyuuga-Clans und dem Mal.“ Der seltene Gefühlsausbruch des Uchihas ist ein drohendes Zischen, das mit dem augenblicklichen roten Funkeln seiner Augen begleitet wird. „Nein!“ Hinata tritt ruhig einen Schritt nach vorne. „Orochimaru und Kori kannten sich-“ Tsunade öffnet den Mund, um dieser Aussage ihren eigenen Standpunkt hinzuzufügen, aber Sakura schüttelt den Kopf. „Ja und sie sind sich definitiv auch noch einmal begegnet, nachdem sie beide Konoha verlassen haben. Wir wissen nur nicht genau, wer dem anderen diese kranke Idee weitergegeben hat oder ob ihre gestörten Geister diesen Wahnsinn gemeinsam ausgeheckt haben.“ Während Naruto und Sasuke angemessen fassungslos angesichts dieser Offenbarung verharren, scheint Ino ihrem Gespräch schon länger nicht mehr ganz folgen zu können und die schlagfertige Yamanaka wirkt selten hilflos, während sie sich unschlüssig im Hintergrund hält. Hiashis Blick ruht währenddessen unablässig auf seiner ältesten Tochter, allerdings sieht er sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Tsunade reibt sich die Schläfen und bereut schon, dass sie diese Schlangengrube heute noch aufgemacht hat. „Und dieses Siegel war an den Schutzgeist gebunden?“ Hinata nickt, immer noch vollkommen ruhig, trotz der erneuten Auseinandersetzung, aber wenn man genau hinsieht, sieht man das erschöpfte Flimmern in ihren hellen Pupillen, die immer noch der konstanten Anspannung ihres aktivierten Bluterbes ausgesetzt sind. „Sharaida, ja.“ „Deshalb habt ihr sie also nicht umgebracht.“ Die ruhige Aussage ihrer ehemaligen Sensei, veranlasst Sakura zu einem verächtlichen Schnauben. „Wir haben sie definitiv nicht aus reiner Herzensgüte laufen lassen.“ Aber die Kage kombiniert ruhig weiter. „Sie hätten das Siegel durch den Schutzgeist fernzünden können-“ „Ja und wir waren nicht in der Stimmung uns unser Gehirn weichkochen zu lassen.“ Sakura wischt sich genervt eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „War es das jetzt für heute mit der Fragestunde?“ Ihre ehemalige Lehrmeisterin nickt beschwichtigend. „Es ist spät. Ihr solltet euch ausruhen-“ Aber dann scheint der Hokage aufzugehen, dass die Unterbringung der beiden Frauen vermutlich noch ein wenig komplizierter ist, als die ihrer überraschenden Begleiter. Sakura folgt dem Gedankensprung ihrer ehemaligen Sensei problemlos und verschränkt gewohnt unnachgiebig die Arme. „Wir trennen uns nicht!“ Das scheint das Stichwort zu sein auf das Hiashi, der das ganze Geschehen überraschend ruhig observiert hat, gewartet hat. „Im Hyuuga-Anwesen werden sie sicher sein.“ Dieses Mal kommt das verächtliche Schnauben aus Narutos Richtung. „So sicher, wie sie dort vor zwei Jahren war?“ „Das reicht jetzt!“ Tsunade verschränkt drohend die Arme vor der Brust und wandert gleichzeitig mit ihren Augen über die Anwesenden. „Ich werde die beiden vorübergehend unter Schutz stellen-“ „Du willst was?!“ Aber die Hokage übergeht auch den gereizten Einwand ihrer ehemaligen Schülerin ungerührt. „Ich will, dass ihr jetzt alle nach Hause geht. Außer Naruto, Sasuke, Hinata und Sakura. Ihr begleitet mich in mein Büro.“ Murrend, aber ohne wirklich eine Wahl zu haben, fügen sich die Anwesenden dem Befehl ihrer Kage. Ino umarmt zuerst Sakura und dann auch Hinata fest und flüstert ihrer besten Freundin noch etwas zu, woraufhin Sakura nur mit den Augen rollt. Hiashi verharrt noch einen Moment auf der Lichtung, den Blick auf seine älteste Tochter gerichtet. Es spricht für das angespannte Verhältnis der beiden, dass keiner von ihnen wirklich zu wissen scheint, wie er mit der Anwesenheit des anderen umgehen soll und schließlich verschwindet das Clanoberhaupt wortlos. . . . - Kurz darauf in Tsunades Büro - Zurück in ihrem Büro sinkt die Hokage erschöpft in ihren Stuhl, bevor sie ihren Blick auf die beiden Frauen fokussiert, deren Rückkehr zwar nicht nur für sie die Welt bedeutet, die aber gleichzeitig schon nach wenigen Stunden jede Menge Chaos hinterlassen hat. „Wollt ihr mir das jetzt bitte in Ruhe erklären?“ Sakura lässt sich kopfschüttelnd in einen der Stühle fallen. „Da gibt es nicht viel zu erklären: Wir konnten sie nicht dort lassen.“ Hinata dagegen bleibt stehen und die Adern um ihre Augen sind immer noch deutlich zu sehen. „Wie bei uns, gibt es zwei Gruppen von Menschen in diesem Dorf: Shinobi und Zivilisten. Die meisten der Frauen, die uns begleitet haben, gehören letzteren an und verfügen über keinerlei besondere Fähigkeiten. Die Männer haben sie schlichtweg auf ihren Beutezügen aufgegriffen, weil sie… Gefallen an ihnen gefunden haben.“ Es ist eine an dem heutigen Tag seltene Gefühlsregung, in der sich die Oberlippe der hübschen Clanerbin kräuselt und damit ihre Verachtung verrät. „Natürlich erwarten sie auch von den Shinobis irgendwann Nachwuchs und die Verbindungen werden oft geplant wie Geschäftsabkommen. Aber die Familienplanung soll zumindest bei den Frauen möglichst lange warten.“ Sakuras Unwille steht wesentlich deutlicher in ihren schönen Gesichtszügen. „Sie haben es geschickt angestellt. Zuerst haben wir es für eine unerwartete Großzügigkeit gehalten, dass sie uns erlaubt haben, Zeit mit den Frauen und Kindern zu verbringen. In Wirklichkeit war es ein ziemlich raffinierter Plan.“ Tsunade lehnt sich ein Stück weit nach vorne und verschränkt ihre Hände vor ihrem Kinn. „Sie haben sie benutzt, um euch an sie zu binden.“ Sakura nickt grimmig. „Aber bis wir das durchschaut haben, war es längst zu spät. Wir haben sie ins Herz geschlossen und wir hätten sie nie zurückgelassen.“ „Du weißt, dass ich den Vorwurf einer Entführung trotzdem nicht einfach so ignorieren kann.“ „Bis auf zwei Kinder, sind sie alle mit einem Elternteil hier, das beschlossen hat, den anderen zu verlassen. Das geht niemanden sonst etwas an.“ Sakura hebt herausfordernd das Kinn, aber Tsunade bleibt ruhig. „Und die anderen beiden Kinder?“ „Takeru ist mit seiner Tante hier und Nia-“ „Gehört zu mir.“ Hinatas Unterbrechung kommt gewohnt ruhig, aber auch mit einer versteckten Unnachgiebigkeit. Die Hokage richtet ihren Blick abschätzend auf die junge Clanerbin und sieht bewusst nicht zu dem blonden Shinobi, der sich immer noch direkt an Hinatas Seite hält. „Was ist mit Nias Vater?“ „Er hat mir die Aufsicht für sie übertragen.“ „Weiß er, dass sie mit dir hier ist?“ „Ich bin sicher, mittlerweile hat er es erfahren.“ Sakura springt ein, gerade als ihre ehemalige Sensei erneut den Mund öffnet. „Du musst sie nicht aufnehmen. Ich kann verstehen, wenn dir das zu riskant ist, aber wir haben geschworen sie zu beschützen. Wenn sie diesen Schutz hier nicht bekommen können, werden wir sie nach Suna begleiten.“ „Ist das eine Drohung?“ Aber es ist Hinatas ruhige Stimme, die dazwischen fährt, bevor das Tauziehen zwischen Sensei und Schülerin eskaliert. „Nein, eine Feststellung. Ohne unseren Schutz sind sie alle zum Tode verurteilt.“ Die Godaime lehnt sich für einen Moment zurück und mustert die vier Shinobi in ihrem Büro stumm, bevor sie ihre Entscheidung verkündet. „Ihr werdet heute Nacht bei Naruto und Sasuke bleiben – das ist ein Befehl, Sakura!“ Doch statt direkt zu widersprechen, dreht die rosahaarige Medic-nin ihren Kopf zu ihren ehemaligen Teamkameraden und hebt skeptisch eine Augenbraue. „Ihr wohnt zusammen? Und das habt ihr bis jetzt beide überlebt?“ Naruto ringt sich ein Grinsen ab, das trotz seiner besten Bemühungen müde wirkt und Tsunade erhebt sich aus ihrem Stuhl, um die Vier mit einer letzten Anweisung zu entlassen. „Ihr werdet euch morgen unter meiner Aufsicht einem ausführlichen Gesundheitstest unterziehen, verstanden?“ Sakura steht ebenfalls auf und deutet einen spottenden Salut an. „Aber sicher doch.“ Als die Tür hinter den Vieren zufällt, sinkt die Hokage müde zurück in ihren Stuhl, allerdings dauert es nicht lange, bis sich die Tür zu ihrem Büro wieder öffnet und die Sanin hebt skeptisch eine Augenbraue, als Shizune die eindeutige Flasche in ihrer Hand anhebt. „Du bringst mir meinen Sake? Was ist das? Die Ankündigung des Weltuntergangs?“ Shizune stellt zwei Becher auf dem breiten Schreibtisch ab und füllt sie großzügig, bevor sie einen davon der misstrauischen Hokage reicht. „Dass wir die beiden wiederhaben, ist ein Grund zum Feiern.“ Tsunade nickt, aber als sie ihren Becher gelehrt hat, wandert ihr Blick aus dem Fenster, vor dem sich gerade die Nacht über ihr Dorf verhängt. Irgendetwas sagt ihr, dass Hinatas und Sakuras unerwartete Rückkehr gerade erst der Anfang ist. • - Wenige Minuten später in Sasukes und Narutos Wohnung - Es spricht stumm davon, wie sehr dieser Tag an jedem von ihnen gezerrt hat, dass keiner von ihnen auf dem Weg in die relativ zentral gelegene Wohnung der beiden Männer ein Wort verliert. Vor der Wohnungstür stehen zwei große Tüten, aber als Hinata wachsam ihr Bluterbe aktivieren will, hält Sakura sie mit einer abwinkenden Handbewegung davon ab. „Ino hat gesagt, sie würde uns ein paar Sachen zum Anziehen vorbeibringen.“ Sie greift nach den Tüten und Naruto sperrt die Haustür auf und lässt die beiden Frauen zuerst in den breiten Flur treten. „Wir haben ein ziemlich großes Gästezimmer, aber ich kann auch auf der Couch schlafen und eine von euch kann mein Zimmer haben.“ Aber Sakura winkt sein Angebot ab. „Wir würden uns sowieso nicht trennen, also behalte dein Zimmer.“ Es ist keine gute Art von Anspannung, die in der erneuten Stille zwischen ihnen liegt, aber schließlich tritt Naruto einen Schritt nach vorne und schlingt noch einmal einen Arm um die beiden Frauen. Unter all der Verwirrung und den beängstigenden Fragen, die ihm die Ereignisse der letzten Stunden aufgedrängt haben, spürt er dennoch die sengende Erleichterung darüber, sie endlich gefunden zu haben. „Es ist so schön, dass ihr wieder da seid!“ Sakura begegnet über die Schulter ihres besten Freundes dem dunklen Blick ihres anderen Teamkameraden aus Genin-Zeiten, aber sie senkt ihren Blick schnell, als sie bemerkt wie genau der dunkelhaarige Clanerbe sie zu mustern scheint. Sie drückt Naruto kurz an sich, bevor sie sich von ihm löst. Der blonde Shinobi tritt einen Schritt zurück und für einen Moment streifen seine Finger Hinatas und er muss der Versuchung widerstehen sie zu ergreifen und festzuhalten. Aber er lässt sie los und die beiden Frauen verschwinden mit einem letzten Blick und einer verabschiedenden Handbewegung in der Dunkelheit des Gästezimmers. Statt seinem Zimmer, strebt Naruto jedoch die Küche an und zieht eine offene Sakeflasche aus dem Schrank. „Dobe-“ Der Blondschopf wirft seinem besten Freund über die Schultern einen warnenden Blick zu, während er seinen Becher großzügig füllt. „Spucks einfach aus, Teme. Ich habe heute keinen Nerv mehr für Spielchen.“ Sasuke fährt sich seufzend durch die Haare, selten zögerlich, wie er seine Frage aussprechen soll. „Es ist nur- dein Gesichtsausdruck als Hinata die Kleine auf den Arm genommen hat…“ Naruto schließt seufzend die Augen und seine Emotionen zeichnen klare Linien in seine Gesichtszüge. „Ja.“ „Ich weiß, ihr wart damals zusammen, also hätte es sein können-“ „Ja.“ Er schluckt hart. „Es war nur ein Mal, aber es hat trotzdem die Chance bestanden, dass es… dass sie ein Kind von mir bekommen und ich es bis heute nicht gewusst hätte.“ • - Währenddessen zwei Zimmer weiter - Das Wasser der Dusche hat zumindest die äußerlichen Spuren des heutigen Tages fortgewaschen, auch wenn sie längst gelernt haben, dass sich alles andere nicht so leicht auslöschen lässt. Deshalb bricht Sakura die Stille erst nach einer ganzen Weile, als sie nebeneinander unter die Decke des breiten Bettes gekrochen sind. „Denkst du es war ein Fehler? Sie nicht zu töten?“ „Ja.“ Hinata ergreift bestärkend ihre Hand. „Aber wir hätten es nicht überlebt, wenn wir es getan hätten.“ „Das-“ „Ich meine das nicht wörtlich, Sakura.“ Dieses Mal folgt sie dem Gedankengang der Hyuuga und schließt erschöpft die Augen. „Saku?“ „Mhm?“ Sie sieht auf und als sie die tiefen Emotionen in Hinatas hellem Blick erkennt, stockt ihr nächster Atemzug hart in ihrem Brustkorb. „Es ist Zeit.“ Als hätte ihr Körper nur darauf gewartet endlich diese Worte zu hören, fällt die erste Träne über die Wimpern der Haruno und wenige Sekunde später versteckt sie ihren unermesslichen Kummer über den erneuten Verlust ihres Vaters an Hinatas Schulter und verliert sich in ihrer schützenden Umarmung in ihrem endlosen Schmerz. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)