Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 15. ”I made your favourite.” (Lyon-Meredy-Juvia) ------------------------------------------------ Der kritische Blick der Nachbarin aus dem ersten Stock war bereits zu spüren, als Lyon und Meredy in die Straße einbogen, in der ihre gemeinsame Wohnung lag. Die alte Vettel starrte sie Beide an und kaute offensichtlich auf einer Menge empörter Worte herum, während sie sich schwer auf das Geländer ihres Balkons stützte, der über und über mit schwer duftenden Blumen bepflanzt war. So verstopft die Frau auch war, die sich immer über die angeblich so skandalöse Kommune ein paar Etagen über ihr aufregte, Lyon musste ihr zugestehen, dass sie nicht nur einen, sondern gleich zwei grüne Daumen hatte. Allerdings kannte er da noch jemanden, auf den das zutraf – und derjenige besaß einen bei weitem besseren Charakter. Beim Gedanken an diese Person lächelte Lyon versonnen und sein Blick wanderte mehrere Stockwerke nach oben zu einem ebenfalls begrünten Balkon. Von seinem Standpunkt aus konnte er nur die Hänger, die an den Streben des darüber befindlichen Balkons festgemacht worden waren, und die Unterseiten der Balkonkästen erkennen. Ein Zupfen an seinem Ärmel ließ Lyon den Blick wieder senken. Meredy lächelte ihn verständnisvoll an. „Wir sind gleich Zuhause.“ „Bloß gut“, seufzte er und griff nach der Hand, die noch seinen Ärmel festhielt, um die Fingerspitzen zu küssen. Zu mehr ließ er es nicht kommen. Nicht weil ihn das empörte Schnaufen der Vettel tatsächlich stören würde, sondern weil er es versprochen hatte. Keine Heimlichkeiten mit Meredy, wenn sie alleine waren. Egal wie viele Stunden sie gemeinsam im Architektenbüro arbeiteten. Es wäre unfair, in dieser Zeit etwas zu unternehmen. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, entzog Meredy ihm ihre Hand wieder und setzte ihren Weg fort, aber die zarte Röte auf ihren Wangen entging ihm nicht. Schon wieder musste er lächeln, während er ihr zu dem Gebäude folgte. Meredy war eine der energischsten Frauen, die er kannte, sie ließ sich im Büro nie die Butter vom Brot nehmen und behauptete sich grandios gegen die männlichen Kollegen, aber in dieser Angelegenheit war sie überraschend scheu und unerfahren. Etwas, was Lyon früher nie für möglich gehalten hätte, aber es zog ihn umso mehr zu ihr hin. Während Meredy den Briefkasten leerte, schloss er die Tür zum Treppenhaus auf und drückte danach auf den Knopf des Fahrstuhls. Als sich die Türen mit einem alterschwachen Quietschen öffneten, kam ihm der miefige Geruch eines Altweiberparfüms entgegen. Er tauschte einen Blick mit Meredy, welche die Nase rümpfte. „Treppe?“ „Treppe“, antwortete Meredy sofort bereitwillig und wandte sich den Stufen zu. Auch wenn das fünfmal zwanzig Stufen bedeutete, Lyon nahm lieber ein wenig Anstrengung in Kauf, als sich diesen Gestank anzutun. Sie waren ja gleich Zuhause und konnten es sich auf dem Balkon gemütlich machen. Sie hatten dort letzte Woche eine Bank aufgebaut, die groß genug für Drei war und mit dem riesigen, selbstgestrickten Quilt unheimlich bequem wurde. Das reinste Paradies für sie! Als sie ihr Stockwerk erreichten, erwartete sie eine Überraschung. Hier stank es nicht nach dem Omaparfüm, sondern nach- „Fisch“, seufzte Meredy selig und beeilte sich, die Wohnungstür aufzuschließen, an der die Namen der drei Bewohner angebracht waren. Im Flur der Wohnung war der himmlische Geruch nach gebratenem Fisch noch intensiver und Lyons Magen begann laut zu knurren. Achtlos ließ er seine Tasche neben der Kommode fallen, entledigte sich seiner Schuhe und strebte dann der Küche zu. Dort stand Juvia am Herd, welche die langen Haare zu einem Messy Bun hochgebunden hatte, damit sie sie nicht beim Kochen behinderten. Lyon verspürte den Wunsch, die Holzspange zu entfernen, um die wunderschöne blaue Haarflut zu befreien und in all ihrer Pracht bewundern zu können. Sein Trainingskamerad Gray hatte ihm schon vor Jahren im „Streit“ vorgeworfen, dass er einen Haarfetisch hätte – nur war das damals darauf gemünzt gewesen, dass Lyon es nicht fertig brachte, ungestylt auf die Straße zu gehen –, und seit er in dieser Wohngemeinschaft hier lebte, musste er ihm zustimmen. Er liebte es, Juvias und Meredys Haare zu betrachten. Insbesondere, wenn die Beiden nebeneinander lagen und ihre langen Haare sich miteinander überkreuzten. Diese Mischung aus Pink und Blau hatte etwas unglaublich Faszinierendes! „Juvia, du solltest doch nicht ohne uns mit dem Kochen anfangen“, empörte Meredy sich neben Lyon und stemmte die Hände in die Hüften. Die Blauhaarige zuckte zusammen und drehte sich hastig herum, den Pfannenwender noch in der Hand. „Ihr seid ja schon da!“ „Wir haben den früheren Bus gekriegt“, erklärte Meredy, ohne etwas an ihrer Haltung zu ändern. „Ich will nicht, dass du uns immer bekochst, Juvia.“ „A-aber Juvia hat den Fisch auf den Frischmarkt gekriegt und sie wollte nicht, dass er schlecht wird“, stammelte die Blauhaarige und senkte verunsichert den Blick. „Und sie hat doch so viel Zeit, weil sie Semesterferien hat.“ „Aber du bist nicht unsere Haushälterin, Juvia“, erwiderte Meredy rigoros, aber ihrem Tonfall fehlte die wirkliche Schärfe. Es war eher eine spielerische Strenge, auch wenn ein Hauch Ernst dahinter steckte. Meredy war es immer wichtig, zu betonen, dass keiner von ihnen zurückstecken sollte. „Wir können uns auch selbst um unseren Dreck kümmern. Wir sind gleichberechtigt hier.“ „Juvia macht das aber gerne…“, war die verlegen genuschelte Entgegnung. Schmunzelnd schüttelte Lyon den Kopf und beugte sich hinunter, um Meredy einen besänftigenden Kuss auf die Wange zu geben, ehe er zu Juvia hinüber ging und mit ihr genauso verfuhr. „Kein Streit“, schnurrte er und ließ sich dazu hinreißen, mit einer blauen Haarsträhne zu spielen, die sich aus Juvias Haarknoten gelöst hatte. „Lass’ uns den Balkon vorbereiten, damit Juvia in Ruhe fertig werden kann, Meredy.“ Sein Herz schlug mehrere Takte schneller, als er auf den Wangen beider Frauen eine verräterische Röte ausmachen konnte. Dass sowohl Meredy als auch Juvia so stark auf ihn reagierten, kam ihm wie ein Wunder vor. Als sie vor einem halben Jahr zu dritt in diese WG gezogen waren – sie hatten einander über ein Suchportal kennen gelernt –, hatte er sich nicht träumen lassen, dass das funktionieren könnte. Es war manchmal immer noch kompliziert. Keiner von ihnen hatte vorher Erfahrung mit dieser Art von Beziehung gehabt. Deshalb die Versprechen. Deshalb die Betonung ihrer Gleichberechtigung. Deshalb die immer wiederkehrende Verlegenheit. Sie tasteten sich nur langsam an all das heran, aber sie machten Fortschritte. Das genügte Lyon. Während er die Teller und Gläser aus einem der Hängeschränke heraus holte, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie Meredy einen Arm um Juvias Taille schlang. Die Blauhaarige neigte sich der Anderen zu und dann trafen sich die Gesichter der Beiden für einen zarten Kuss. Der Anblick erfüllte Lyon mit wohliger Wärme. Auf dem Balkon stellte er den kleinen Klapptisch neben der Bank auf und verteilte Kerzen auf dem Geländer. Wenig später kam Meredy mit einem Tablett dazu, auf dem die von Lyon herausgeholten Gläser, Besteck und eine Flasche Weißwein standen. Um den linken Arm hatte sie sich den Quilt geschlungen, den Juvia gestrickt hatte. Vorsichtig nahm Lyon ihr alles ab und gemeinsam schlossen sie die Vorbereitungen ab. Lyon zündete gerade die letzten Kerzen an, als Juvia mit drei beladenen Tellern auf den Balkon trat. Irgendwie schaffte sie es mit ihren zierlichen Fingern ganz problemlos, alle drei Teller sicher zu balancieren. Ihre Haare hatte sie aus der Spange befreit, sodass sie nun wieder offen über ihren schmalen Rücken fluteten, und ihr Gesicht zierte ein scheues, aber sanftes Lächeln. „Juvia hat euer Lieblingsessen gemacht“, erklärte sie, während sie die Teller verteilte. „Du verwöhnst uns zu sehr“, seufzte Meredy wieder tadelnd, aber auf ihren Lippen lag ein seliges Lächeln, während sie es sich mit ihrer Portion auf der Bank gemütlich machte. „Vielleicht sollten wir uns etwas überlegen, wie wir uns bei Juvia revanchieren können“, schmunzelte Lyon und ließ sich so auf der Bank nieder, dass zwischen ihm und Meredy genug Platz blieb. Wieder einmal mit roten Wangen kam Juvia der unausgesprochenen Aufforderung nach und ließ sich zwischen ihnen nieder. „D-das müsst ihr wirklich nicht, Juvia macht das wirklich gern. Sie weiß doch, wie sehr ihr Beide gebratenen Fisch mögt.“ „Wir verwöhnen dich aber auch gerne“, raunte Lyon neckisch. Unter Juvias ausgestreckten Beinen versetzte Meredy ihm einen spielerischen Tritt. „So ermunterst du sie nur noch mehr, uns zu bekochen, Lyon.“ Sachte trat er zurück und zwinkerte nun der Pinkhaarigen zu. Diese zwinkerte amüsiert zurück und rieb ihren Fuß an seinem Bein. Mehr Zustimmung brauchte er nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)