The Warning! von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 11: Ausschweifende Gespräche ------------------------------------ - Kapitel elf - Granger schien nicht ganz bei sich zu sein. Es war, als wäre sie in eine andere Welt abgetaucht - eine Welt, aus der sich die junge Frau alleine nicht mehr befreien konnte. Im Profil erspähte er, wie ihr gesund wirkender Teint einem Gesicht wich, das jegliche Farbe verlor, während Dracos Zentrum immer heftiger Alarm schlug. Nicht sicher, ob er sich so weit vortasten konnte, wagte er beklommen den Versuch, indem er ihre Schultern zaghaft berührte. Er musste es tun, denn ihr versteifter Körper in dieser Verfassung zu sehen, war eindeutig schlimmer als sich von ihr anschreien zu lassen. Da würde er den Streit doch vorziehen, aufgrund dessen, dass ihre zur Salzsäule erstarrte Masse selbst Draco etwas leid tat. Nachdem er ihre Robe berührte, schreckte er leicht zurück, angesichts ihrer kalten Haut, welche er durch den Umhang spürte. Es war, als wäre ihre Haut auf zwanzig Grad hinab gekühlt. „Granger, was ist los? Rede mit mir!“ Er versuchte, ihren starren Körper in Position zu bringen, er rüttelte sie leicht, aber auch das gipfelte in einer weiteren Niederlage. „Ich hätte gerne einen intimeren, vielleicht auch einen besseren Zeitpunkt abgewartet, doch du lässt mir keine andere Wahl!“ Er drehte die verängstigte Granger zu sich, legte eine Hand auf ihren Rücken, bevor sein Zeigefinger unter ihrem Kinn landete und ließ seine Lippen auf ihre sinken – ganz behutsam und sanft. Innerlich entzündete sich ein kleiner Funke, der ihn daran denken ließ, dass sie den Kuss erwiderte, doch diese Hoffnung musste der heranwachsende Mann im Keim ersticken. Diese bizarren Gedanken durften sich unter keinen Umständen zu einem vollständigen Gedankengang formen. Abgesehen davon, traf auch endlich die gewünschte Reaktion ein, die ebenso dafür Sorge getragen hätte, dass er sich nicht mehr erhoffte, denn ruckartig erwachte sie und stieß ihm vor die Brust. „Malfoy!“, empörte sich Hermine, wonach ihr Ärmel über ihre feuchten Lippen wischte. Sofort war sie wieder bei sich, als hätte Malfoys... Kuss ihr - ähnlich eines Defibrillators - einen Stromschlag versetzt. Sie erkannte daraufhin die Mysteriumsabteilung, die Regale und den schwarzen glatten Steinboden.  „Was?“ Unschuldig zuckte Draco mit seinen Schultern. „Wars so schlecht?“, feixte er und sah zu ihr hinab. Draco konnte sehen, wie sich Granger regenerierte und langsam wieder ihre Fassung fand. Jede Bewegung ihrerseits scannte er ab, er rechnete mit einer Ohrfeige, doch alles, was er beobachtete, war die einkehrende Ruhe, welche sich Platz in ihrem Körper verschaffte und doch gab es etwas, was Draco stutzen ließ. Dieser intime Moment bewirkte etwas in ihm, was er nicht für möglich gehalten hätte. Anhand des Kusses war es, als könnte er ihre Traurigkeit, die sie in dem Moment ihrer Starre spürte, miterleben.  Hermine hingegen wollte nicht mehr auf diesen Kuss eingehen. Es war so seltsam, dass er sie geküsst hatte. Was war bloß in ihn gefahren? „Wo ist die Kugel?“, stellte sie stattdessen in typischer Manier ihre Frage. Sie wollte einfach nicht mehr daran denken. Ihm keine Plattform bieten, denn früher oder später würde er sie damit aufziehen und wenn sie erst gar nicht auf den Kuss einging, konnte er sie auch nicht damit ärgern, geschweige denn ihr unterstellen, es hätte ihr gefallen. Der Kuss war emotionslos, ohne Gefühl, genau. Aus dem Grund fiel es Hermine auch leichter, abgeklärt und distanziert zu bleiben. Draco hielt sie die ganze Zeit über in seinen Hand, auch als er sie geküsst hatte. „Hier. Und sag mir endlich, was das alles soll? Wieso wirst du plötzlich bleich, wenn du eine Kugel siehst, die ein wenig von den Üblichen abweicht? Was ist das besondere an dieser Kugel?“ Er hielt sich das gläserne Behältnis vor die Augen und betrachtete einen kleinen Zettel, der seitlich angebracht war, aber - und das war es wohl, was sie in Panik versetzte - das Blatt Papier war leer. Ein schneeweißes Pergament, ohne eine Notiz. „Beunruhigt es dich, weil nichts drauf steht?“ „Das alles ist kompliziert.“ Ja, es erschreckte sie, dass kein Name drauf stand und ja, dieser graue Nebel beunruhigte sie ebenfalls, da sie mit Sicherheit behaupten konnte, dass das ungewöhnlich war, weswegen sie die Kugel zurückhaben wollte.  Draco zog seine Oberlippe nach oben und begann zu grübeln, während er immer noch den grauen Dunst fasziniert beäugte. „Dann erklär es mir?“, warf er bedächtig in den Raum. Er wollte verstehen, was los war, denn eins hatte auch Draco Malfoy in sieben gemeinsamen Hogwartsjahren mit Hermine Besserwisserin Granger gelernt. Wenn diese Frau sich nur spärlich äußerte, konnte man davon ausgehen, das etwas absolut nicht in Ordnung war. „Es ist nicht gerade positiv, wenn du schweigst, verstehst du? Aber wenn es dir unangenehm ist, könntest du stattdessen meinen Kuss beurteilen. Ich bin dir auch nicht böse, wenn es dir gefallen hat und Potter und Weasley werden es auch nicht erfahren“, versprach er in seiner üblichen Fasson, gepaart aus Zynismus und Sarkasmus. Konnte er wirklich nur darüber nachdenken? War er so sehr von sich und seinen Qualitäten überzeugt, obwohl ihm oft bewiesen wurde, dass er nicht über allem stand? „Darum geht es nicht, Malfoy!“, beanstandete sie schnaufend. Wie konnte sie ihre Vermutung äußern? Wie sollte sie Malfoy erklären, was sie hinter dieser Kugel vermutete, wenn sie selbst unsicher und der festen Überzeugung war, dass das, was sie vermutete, eigentlich unmöglich war? „Diese Kugel -“ Ihre Hand deutete auf Malfoys Hand. „Es ist ungewöhnlich – dieser graue Nebel!“ „Du willst mir mit dieser Info – die nicht mal eine richtige Info ist – sagen, dass dieser graue Nebel nicht sein soll? Hinzu kommt, dass dieser graue Nebel nichts Gutes bedeutet?“ Draco wirkte nicht schockiert, sondern interessiert. „Verstehe ich das richtig?“ Schön! Malfoy war eben unfassbar neugierig, ähnlich wie Hermine, mit dem Unterschied, dass ihre Neugier durch ihren Wissensdurst herbeigeführt wurde und Malfoy einfach nur alles wissen wollte, weil er womöglich nach etwas suchte, das er gegen sie verwenden könnte – wie diesen Kuss, den sie nicht im Ansatz wollte! Sie hätte ihm eine Ohrfeige verpassen sollen, verdammt. Wie konnte er sich dieses Recht herausnehmen und sie küssen? Na ja, es war passiert und ändern konnte sie es auch nicht mehr. Indes stand Hermine nur da, gefangen in ihren Gedanken, währenddessen sie darüber nachdachte, welchen Weg sie wählen sollte. Den Kuss, der einen Streit heraufbeschwören würde und sie am Ende vielleicht den Kopf - im schlimmsten Fall - kosten konnte oder sollte sie ihrem Instinkt und ihrer Logik folgen und Malfoy erklären, was sie hinter dieser Kugel vermutete?  Sie entschied sich für die logische Wahl. Nur wie? Schließlich hatte er mit dem, was er sagte, nicht ganz Unrecht. Sie saßen wirklich im gleichen Boot und wenn sie einer Gefahr ausgesetzt waren, wäre es von Vorteil, wenn Malfoy wusste, um was es hier ging. Im Notfall waren zwei Zauberstäbe eben immer besser als einer. „Ich wollte eigentlich mit Harry darüber sprechen“, erklärte sie verlegen und es wunderte sie, dass sie sich darüber Gedanken machte, dass sie Malfoy in dem Moment vor den Kopf stieß. Zwar wollte sie ihm gerne alles erklären, da er wirklich interessiert wirkte, aber wie sollte das - ohne Vertrauen - funktionieren? „Nun“, begann Draco und breitete seine Arme aus. „Tut mir leid, dir diese Illusion zu nehmen, aber das ist gerade nicht umsetzbar. Vor allem, wenn das Narbengesicht nicht hier ist und du willst mich jetzt nicht die restlichen Stunden hier dumm stehen lassen, oder?“ Jetzt bot er ihr schon ehrliche Hilfe an und das war ihr auch nicht recht. Konnte man dieser Frau überhaupt etwas Recht machen? Manchmal hatte er das ganz dringende Bedürfnis, Granger zu schütteln und zu fragen, was nicht ganz rund bei ihr lief. Wieso war sie so kompliziert und weshalb wollte sie immer diese verdammte Aufmerksamkeit – von allen Seiten? Sei es auch nur, wenn es um ihre Zensuren ging. Er schenkte ihr doch genügend Aufmerksamkeit, oder nicht? „Granger, es mag dir vielleicht nicht sonderlich gefallen, aber - und es wird dich überraschen - ich kann auch zaubern, wenn es hart auf hart kommt und wie ich die momentane Situation einschätze, geht es hier nicht um irgendeinen dummen Jungenstreich. Sei einmal nicht so eine Zicke und erklär mir endlich, was das alles soll, bevor ich meine gute Kinderstube vergesse.“ Es war wirklich seltsam, wenn Granger so schweigsam war, obwohl er ganz anderes von ihr gewohnt war. „Ich fühle mich sehr unwohl, wenn ich unwissend bin, obwohl die Möglichkeit besteht, mich aufzuklären“, drängte Draco weiter. Dass er sich ebenfalls unwohl fühlte, wenn sie schwieg, erwähnte er nicht, denn das war ein Gefühl, das sie nichts anging.  „Ach, dann müsstest du dich ja ständig unwohl fühlen“, scherzte Hermine und meinte es gar nicht böse, aber sie wollte ihrer Angst keine Angriffsfläche bieten und der Weg, Malfoy zu ärgern, war einfacher zu bewältigen. Doch als sie seinen fassungslosen Blick sah, waren auch ihre Ambitionen vergessen. Sofort schritt sie zurück.  Bei Merlins pinker Unterhose! Er hätte schreien und sie erneut rütteln können, doch statt Granger anzusteuern, verfingen sich Dracos Finger in seinen eigenen Haaren, an denen er raufte und zerrte. „Merlin, Granger! Machst du das gerade absichtlich?“ Noch nie traf er auf solch eine sture Persönlichkeit. Wenn sie nicht zickig war, war sie stur und wollte – wie Draco, und das erschütterte ihn – ihren Kopf durchsetzen. „Jetzt rede endlich oder willst du, dass ich bettle?“ „Oh, wenn du mich so -“ „Nein“, unterbrach Draco sie barsch und drehte sich weg, „du sprichst das nicht aus! Es scheint dir gar nicht so schlecht zu gehen, wenn du denkst, dass du in der Position bist, mich zu verarschen!“, maulte er, nachdem sein Blick, als er über seine Schulter sah, konstant auf sie gerichtet war. „Oh, bist du beleidigt, wenn man dir deinen Rang abläuft und du derjenige bist, den man verarscht?“ Sie benutzte Malfoys Wort absichtlich. Sie wollte ihn treffen und Merlin, wie schnell die Beiden ihre Gemütszustände ändern konnten. Zuerst war alles einigermaßen harmonisch, soweit man das in Kombination Granger und Malfoy als euphonisch bezeichnen konnte. Anschließend unterhielten sie sich normal, sie scherzten für einen minimalen Augenblick miteinander und plötzlich war der Hass, den die Beiden über die ganzen Jahre für den jeweils anderen in sich trugen, wieder präsent.  Sie hatte nicht ins Schwarze getroffen. Nein! Bestimmt nicht und doch platzte ihm wieder der Kragen. Wutentbrannt drehte Draco sich wieder zu ihr herum und starrte sie nieder. Wieder verwandelte sich sein Blick und könnten Blicke töten, so hätte er Granger spätestens jetzt umgebracht. Draco war nicht einmal wütend, weil sie ihn aufziehen wollte, nein. Er platzt, weil sie nicht mit ihm sprach, obwohl er doch bewies, dass sie genau das hätte tun können. Wie oft sollte er noch nachfragen, was los war? Mehrmals hatte er sie jetzt nach ihren Gedanken gefragt. Zeigte ernsthaftes Interesse und Engagement, einen gemeinsamen Weg zu erarbeiten und alles was Granger tat, war, nicht darauf einzugehen! Klasse. Wirklich fabelhaft! Er könnte ganze Bücher über sich und Granger befüllen und immer wieder würden ihm weitere Dinge einfallen, die er mit ihr in Verbindung hätte bringen können. Merlin, was war er gerade geladen. „Denk was du willst, Granger!“ Draco dachte an die Haare, an den Vielsaft-Trank und die Antworten, die er bekommen würde, wenn alles reibungslos verlief. Das war der rettende Strohhalm, an den sich Draco klammern konnte. Er musste einfach an den Erfolg denken, der am Ende des Tunnels auf ihn wartete, denn anders würde er dieses Gespräch nicht überstehen. Ja! Contenance, Draco. Alles würde gut werden... „Dir alles verständlich zu exemplifizieren, würde zu lange dauern“, versuchte Hermine versöhnlicher, gewillt einen verträglichen Schritt auf Malfoy zu wagen. Einen erneuten Streit wollte sie verhindern, der ihn vermutlich noch wütender gemacht hätte und wer wusste schon, was in seinem Kopf vorging? Aber sie konnte ihm, trotz ihrem Entschluss, ihm vielleicht ein Stück weit entgegen zu kommen, der logischen Wahl und ihrem Instinkt zu folgen, keine genaueren Antworten liefern. Zugegeben, das fehlende Vertrauen führte ebenfalls dazu, aber auch etwas anderes. Sie selbst glaubte nicht einmal zu hundert Prozent daran, was sich in ihrem Kopf zu einem Gedanken formte. Wie sollte sie also jemanden wie Malfoy von ihren Vermutungen - ohne lächerlich zu wirken - überzeugen? „Ahm“, erwiderte Draco nicht sehr eloquent und schaute sie verwundert an. „Das ist deine Argumentation? Sieh dich um, wir haben massig Zeit. Keiner hetzt uns.“ „Du willst es aber auch immer evident, bündig und akkurat, oder?“, manifestierte Hermine ihren Gedanken zu hörbaren Worten, während sie sich genervt gegen eines der Regale lehnte. Ihre Augen ruhten unterdessen auf der Kugel, deren Gefahrenrisiko nicht einschätzen konnte, was dazu führte, ihre Gedanken auf eine wilde Achterbahnfahrt zu schicken. Wenn doch nur Harry hier wäre...  „Was ist daran so schrecklich? Ich erkläre es dir gerne noch einmal!“ Draco hob einen Finger und tippte gegen ihre Stirn, worauf sie missbilligend und murrend zu ihm hinaufschielte. „Ich möchte nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, deshalb frage ich dich zum wiederholten Mal: Was ist mit dieser verdammten Kugel? Ich höre nicht auf zu fragen.“ Obwohl die Oberfläche der Kugel keinen festen Halt hergab, so klammerte er sich doch daran fest und ließ alle Kraft in die glatte Außenschicht der Kugel hineinfließen.  Darauf gefasst, dass das eine längere Diskussion werden würde, kämmte sich Hermine ihre Haare zurück. Sie setzte sich plump auf den Boden und atmete hörbar ein und aus. Dadurch, dass sie gleich zu sprechen anfing, hoffte sie gleichzeitig auch, dass sich alles als Irrtum herausstellte und sie sich durch ihre gesprochenen Worte noch sicherer fühlen würde. Ja, sie baute darauf, dass - wenn sie ihre Gedanken laut aussprach - sie noch mehr erkennen würde, wie haltlos diese Suppositionen waren. „Hast du schon einmal was von Horkruxen gehört?“ Langsam wanderte ihr Blick nach oben, wo sie sah, wie sich Malfoy – als wäre es selbstverständlich – neben sie fallen ließ und die Kugel von der einen in die andere Hand nahm. Als sie dieses böse Wort gefallen war, musste auch Draco einatmen. Es war ein erschreckendes Zischen, was ihn dazu bewog, sich hinzusetzen. Nie hätte Draco das für möglich gehalten, aber der Prozess, wie sich ein dicker Kloß im Hals bildete, begann. Mehrmals schluckte er und doch wollte der Kloß nicht verschwinden. „Ja, warum?“, fragte er resigniert und seine freie Hand wanderte zu seiner Stirn, die übergangslos heiß geworden war. Durch seine Hand, die plötzlich nass und kalt wurde, erhoffte er sich eine erfrischende Kühle, die seine Temperatur senken ließ. „Wie kommst du auf das Thema?“ Eine vage These hatte Draco bereits. Sie vermutete einen Horkrux in dieser Glaskugel. „D-du hast von... von den Horkruxen gewusst?“, fragte Hermine konsterniert. „Aber wieso hast du -“ „Wieso habe ich wohl nichts gesagt? Denk mal scharf nach, Granger“, unterbrach er sie wieder. Sie war doch sonst immer so schnell und der Sickel fiel immer sofort. „Standen wir auf derselben Seite?“ Musste er ihr wirklich den Grund konkretisieren?  „Nein, aber -“ „Halt, es gibt kein aber“, stoppte Draco mit erhobener Hand. Ihre Analysen würden rein gar nichts bringen. „Wenn du als nächstes sagen willst, dass ich mich euch hätte anvertrauen können, dann versetz dich noch einmal in die Situation und überlege dir, ob du das wieder sagen würdest“, endete Draco. Das Gespräch war anstrengend und hatte eine seltsame Wendung eingenommen. „Außerdem geht es jetzt nicht um mich!“  „Nein, aber -“ „Granger!“ Sein Kopf ruckte zu ihr herüber. „Hör jetzt auf damit. Du wirst über meine Beweggründe, wieso ich damals so gehandelt habe, nichts herausfinden!“ Nein, würde sie nicht. Er war derjenige, der sie ergründen wollte – nicht umgekehrt. Seine Vergangenheit ging sie nichts an, Punkt. Dass sie aber auch immer versuchte, die Menschen zu durchleuchten. Das war, wie ihr Wissensdurst, lästig. Alles, was sie dadurch erreichen würde, war einen wütenden Draco, da er von ihrer Neugier genervt wäre, mehr nicht und das wollte sie, nach seinen Beobachtungen und Erkenntnissen, ja immer tunlichst vermeiden.  „Okay, du kennst also Horkruxe.“ Das alles musste sicher sehr komisch auf ihn wirken, aber er wollte es ja wissen, dann musste er auch mit ihren Vermutungen leben.  „Ja!“, knirschte Draco mit zusammengebissenen Zähnen. Er hatte immer gehofft, mit allem irgendwann abschließen zu können. Der Zeitpunkt wäre irgendwann gekommen und nun riss Granger - ohne es zu wissen - alte Wunden auf, in welche sie höchstwahrscheinlich noch Salz streuen würde.  „Horkruxe können sich ja in allen Gegenständen verbergen und eine gewisse Macht darauf ausüben.“ Wenn sie ihm alles erklären wollte, musste sie auch von ihren persönlichen Erfahrungen berichten, auch wenn das äußerst leichtsinnig war und sie sich immer wieder sagte, dass man Mut nicht mit Leichtsinn verwechseln sollte. „Dir ist sicher aufgefallen, dass wir letztes Jahr nicht in Hogwarts waren. Das lag daran, weil wir Voldemorts Horkruxe gesucht haben.“ Nun rechnete Hermine damit, dass Malfoy sie unterbrechen würde, da er keine Abenteuergeschichten von ihr, Harry und Ron hören wollte, aber nichts dergleichen passierte. Er sah sie einfach an – ohne eine Reaktion in seinem Gesicht. Als würde er ihr zuhören und all das wirklich verstehen wollen. Ganz verwirrt darüber, fuhr sie mit ihrer Erzählung fort. „Einer der Horkruxe war Slytherins Medaillon, das wir - Harry, Ron und ich - abwechselnd getragen haben. Allerdings sollten wir recht schnell bemerken, dass dieser Horkrux Einfluss auf unsere Gefühlslage nehmen konnte. Das Medaillon konnte uns manipulieren – den einen mehr, den anderen weniger.“ Sie wollte Ron nicht als den Schwachen darstellen, weshalb sie sich distanziert ausdrückte, doch das brachte gar nichts. „Lass mich raten“, konstatierte Draco spöttisch. „Weasley war das schwächste Glied in der Kette und konnte sich nicht mehr im Zaum halten?“ Es war eine Feststellung und keine Frage. Weasley wirkte auf ihn schon immer wie ein Idiot, der nichts zustande bringen würde.  „Ah, du redest aus Erfahrung? Nein, Ron hat seinen Mut sehr wohl bewiesen.“ Jetzt riss Dracos Geduld. Weasley hatte Mut bewiesen? Wann? Als er im zweiten Schuljahr einen Zauber auf Draco schoss, der umgehend auf Weasley zurückfiel? Ja, das war sehr mutig! Er erhob sich, packte Hermine an ihrem Handgelenk, womit sie gezwungenermaßen mit ihm hinauf gezogen wurde. Er presste ihren zierlichen Körper gegen das Regal und es war ihm egal, ob der Zusammenstoß körperliche Schmerzen in Granger hervorrief. Sie hatte die Grenzen zum wiederholten Mal überschritten und Draco wäre genauso ein Idiot wie Weasley, wenn er sich alles gefallen ließ und Granger aufgrund seines humanen Verhaltens suggerieren würde, dass sie ihm auf der Nase herum tanzen könnte. Dem war nicht so und das musste sie verinnerlichen. Im Anschluss brachte er sein Gesicht ganz nah vor ihres. „Du bist im Umgang mit versteckten Beleidigungen talentiert - zweifelsohne. Aber bist du wirklich so dumm, mich der Schwäche zu bezichtigen? Willst du mich mit Weasley auf eine Stufe stellen, obwohl du weißt, wie weit mehr ich über ihm stehe?“ Draco sah, wie sich ihr Mund öffnete, doch er charakterisierte ihr anhand einer Handbewegung, dass es besser wäre, wenn sie jetzt schwieg. „Aber davon abgesehen. Du willst mir jetzt mit all dem Scheiß erklären, dass wir hier einen Horkrux in den Händen halten?“ Nun reichte es auch Hermine. Lange genug hatte sie sich verkrochen und sich von Malfoy die wüstesten Dinge an den Kopf werfen lassen. Sie wollte die Situation alleine bewältigen? Dann musste sie auch endlich Einsatz zeigen. Entschlossen packte Hermine nun nach Malfoys Hand, doch alles was sie erntete, war Gelächter, das aus Malfoys Mund drang.  „Was soll das werden? Denkst du jetzt auch noch, dass du mir körperlich überlegen bist?“ „Nein, aber du sollst mich endlich loslassen!“, fauchte Hermine, deren folglicher Tritt ihre Entschlossenheit symbolisieren sollte. Doch auch hier kam ihr Malfoy zuvor. „Verdammt!“ Ein schneller Griff um ihre Schulter folgte, woraufhin er Granger energisch gegen das Regal stieß, sodass selbiges ins Taumeln kam. Folgend schloss Draco wieder zu ihr auf und platzierte seine Hände auf den Brettern des taumelnden Regals, direkt neben ihrem Kopf. „Ich lasse dich los, wenn es mir passt.“ Merlin, sie waren zwei chemische Stoffe, die sich miteinander nicht vertrugen. Dass ein Streit, während einer so wichtigen Thematik, ausgebrochen war, hatte Draco nicht abschätzen können, aber sie hatte ihn wieder bis aufs Blut provoziert. Er konnte seinetwegen alles in ihren Augen sein: Ein Arschloch, ein Misanthrop, ein Narzisst, ein Egoist und Sadist, aber er war kein Schwächling!  „Hab ich etwa einen Nerv getroffen, mit dem, was ich gesagt habe?“, fragte Hermine nach und in ihrem Gesicht erschien ein Grinsen. Ein Grinsen, das ihre Angst wunderbar kaschierte, denn diese unaufhörliche Angst durfte nicht durchsickern, andernfalls hätte sie gegen Malfoy verloren.  „Nein, im Gegensatz zu dir muss ich mir nämlich nichts vormachen und jedem immer wieder aufs Neue was beweisen, obwohl du weißt, dass das vergeudetet Zeit ist. Du bist diejenige, die an einem Defizit leidet, nicht ich, Granger“, stellte Draco nüchtern fest und er konnte sehen, wie ihr Grinsen erstarb und er derjenige nun war, auf dessen Zügen das fiese Grinsen erschien. „Wie fühlt es sich an, wenn man ständig analysiert wird? Wenn Menschen versuchen, dein Inneres zu durchleuchten? Beschissen, was?“ Aber keine Reaktion folgte von ihrer Seite. „Was ist? Hast du deine Sprache verloren?“, stellte er die zynische Frage. „Ich habe meine Sprache nicht verloren“, spie sie ihm lauthals entgegen, obzwar sich ihre Kehle fürchterlich trocken anfühlte. Niemand konnte sie hören, demnach konnte sie ihren Standpunkt brüllend demonstrieren. Trotz der Tatsache, dass sie sich nicht eigenständig aus Malfoys Griff befreien konnte, versuchte sie es immer wieder, mit dem Wissen, dass es zwecklos war. Aber sie würde sich viel mehr darüber ärgern, wenn sie es nicht wenigstens probiert hätte. Aufgeben war hier nämlich schon lange keine Option mehr. „Fein, dann rede weiter. Anscheinend leidet deine Zunge unter keiner Lähmung.“ Ehe sie weitersprechen konnte, fügte er hinzu: „Du vermutest also einen Horkrux in dieser Kugel?“ Hasserfüllt schielte er zu der Kugel, bevor er sich erneut auf sie konzentrierte. Angestrahlt von der intensiven Farbe, schimmerte ihr Gesicht in einem angenehmen Blauton, ihre Augen wirkten dadurch viel schmächtiger und kleiner und Draco befand, dass ihre Augen recht schön aussahen. Darüber hinaus hoffte er inständig, dass Grangers waghalsige Präsumtion auf einen Irrtum, hinsichtlich ihrer Angst, zurückzuführen war. Andernfalls müsste sie sich auf viel schlimmeres gefasst machen. Das würde schlussendlich bedeuten, sollte es tatsächlich ein Horkrux sein, dass weitere Todesser unter ihnen lebten – aktive Todesser. Blitzschnell bildeten sich mehrere Eventualitäten. Was, wenn es noch Todesser gab, die das direkte Ableben des dunklen Lords zu verhindern wussten, indem sie einen Horkrux versteckten? Todesser, die noch tiefer in Voldemorts Pläne eingeweiht waren als der engste Kreis? Todesser, die Draco nicht kannte oder dessen Ränge unbekannt oder falsch angegeben waren? Todesser, die einer Strafe in Askaban entkommen waren...    Oh Gott. War das möglich? Soweit er sich erinnern konnte, waren doch alle Todesser, die Draco kannte, ums Leben gekommen, in Askaban oder sie standen – wie die Malfoys – unter Beobachtung. Ja, trotz Lucius' enormen Einfluss gelang es ihm nicht, diesen Beobachtungen durch das Ministerium zu entfliehen. Wöchentlich musste Lucius zum Rapport antreten. Etwas, was unter Lucius' Würde war! Merlin, wenn das Regal nicht so schnell ins Taumeln geraten wäre, hätte er viel zu gerne dagegen geschlagen – vor Wut! „Du denkst tatsächlich an einen Horkrux? Wegen irgendeinem Nebel, der unüblich für Prophezeiungen ist?“ Er sprach den Satz voller Argwohn aus. Hermines Atmung war unwahrscheinlich flach und doch pumpte ihr Herz so wild, wie damals, als Malfoy sie im Hogwarts-Express erwischte. Es war nicht gerade sinnvoll, wenn sie nicht antwortete. Vor wenigen Augenblicken versuchte sie, mit sämtlicher Gewalt ihre Angst zu unterdrücken und nun drohte alles, wie ein Kartenhaus, zusammenzubrechen. „Ja, Prophezeiungen sind sehr strukturiert aufgebaut“, erläuterte sie langsam. Sie sah nicht mehr zu ihm, sondern zum Boden. „Sie sind vom Äußeren immer gleich, bis auf den gesprochenen Inhalt natürlich“, sprach sie weiter, als ginge es um eine wichtige Hausaufgabe. Sie bestand darauf, dass Malfoy verstand, worum es hier ging.  Draco schloss seine Augen. Nur so war er in der Lage, ihre Worte – die spärlich ausgelegt waren – zu verstehen und zu verarbeiten. Eine Hand sank nach unten und hielt in der Mitte, zwischen sich selbst und Granger, inne. „Für mein Verständnis: Horkruxe sind Seelenteile, gefangen in einem Objekt, sei es ein Körper oder ein materieller Gegenstand, ja? Anhand dieses abweichenden Nebels denkst du ernsthaft, es könnte sich hierbei um einen schwarzmagischen Gegenstand handeln? Ich verstehe dich richtig, oder? Was, bei Salazar, bringt dich dazu, so etwas zu denken?“ „Ich weiß es auch nicht“, stellte Hermine mit zitternder Stimme klar. „Ich vermutete es nur, weil ein Horkrux Veränderungen vornimmt, sobald er von dem Gegenstand oder dem Körper – je nachdem, worin der Seelenteil versteckt wird - Besitz ergriffen hat. Ich glaube, der Nebel hat sich aufgrund des Horkruxes verändert, ja. Harry konnte zum Beispiel, nach Voldemorts Fluch, Parsel sprechen!“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort ein klein wenig ruhiger. Zum Ersten, weil Malfoy sie nicht unterbrach und zweitens, weil Malfoys Ausdruck neutral wurde. „Ich verstehe es doch selbst nicht“, erwiderte Hermine weiter, nachdem Malfoys Mund sekundenlang verschlossen blieb. „Eigentlich ist es unmöglich, das weiß ich selbst. Schließlich haben wir alle sieben Horkruxe zerstört. Dumbledore -“ Potter war ein Horkrux des dunklen Lords gewesen? Merlin, das überstieg seine schlimmsten Vorstellungen. Als Potter im zweiten Jahr diese Fähigkeit, Parsel zu sprechen, unabsichtlich offenbarte, dachte Draco, es wäre eben ein blöder Zufall. Es gab doch immer diese blöden Zufälle! Dass Potter jedoch durch den beabsichtigten Tötungsfluch zu einem Horkrux wurde, war... war so eigenartig, einfach nur grotesk. Allerdings musste er, wenngleich er das nicht wollte, sie unterbrechen. „Dumbledore hat euch das gesagt? Ihr habt das einfach so geglaubt? Dumbledore sagte, es gibt sieben Horkruxe und ihr kontrolliert es nicht nach?“, vollendete er ihren Satz und fügte seine Skepsis hinzu: „Entschuldige, aber woher soll der alte Mann das alles gewusst haben? Wie vermessen kann man sein, das Wort eines alten Mannes für bare Galleonen zu nehmen?“ Sein Griff lockerte sich zunehmend, jedoch entließ er sich nicht aus seiner Gefangenschaft. Empört darüber, wie abfällig Malfoy über Dumbledore sprach, trat sie mit voller Wucht auf seinen Fuß, woraufhin er sie knurrend ansah. Den Moment nutzte Hermine und stieß ihn weg von ihrem Körper. „Wie kannst du so respektlos über Dumbledore reden? Über den Mann, der dir Hilfe angeboten hat?“ Augenblicklich verengten sich seine Augen zu Schlitzen. „Woher weißt du davon?“, knurrte Draco und fasste sich relativ schnell, sodass er sie wieder packen und ihr den Fluchtweg abschneiden konnte. Sie hatte Informationen, sie hatte ein Wissen, was er nie für möglich gehalten hätte. Dass sie über diese Hintergrundinformation verfügte, bezüglich Dumbledores Angebot ihm Hilfe anzubieten, störte ihn massiv. Wenigstens erzählte sie ihm, gefangen in ihrem Zorn, alles brühwarm. Das war von Vorteil. „Das geht dich nichts an.“ Verdammt. Sie hatte sich um Kopf und Kragen geredet.  Prompt brach Draco in Gelächter aus. Er musste ihre Antwort gar nicht hören, er kam von alleine drauf. „Natürlich. Von wem auch sonst? Potter und sein Tarnumhang. Er war dort, nicht wahr? Dumbledore hatte keine Selbstgespräche geführt, wie er mir weismachen wollte. Ha, bei Salazar. Kann dieses lästige Insekt nicht wo anders neugierig sein? Muss Potter immer wie eine zweite Haut an mir kleben?“, richtete er seine Frage energisch an sie. „Potter ist eine nervige Plage!“, warf er hinterher und zeigte seinen Unmut nur zu deutlich. Gleichzeitig stellte Draco sich die gedankliche Frage, wieso sie eigentlich nicht schon längst zu Potter gelaufen war und sich in seine rettenden Arme gestürzt hatte? Wieso fragte sie Potter nicht, was es mit dieser Begegnung im sechsten Schuljahr, zwischen Draco und ihm, auf sich hatte? Sein Verstand sagte ihm, dass sie vor Potter hätte gestehen müssen, dass sie sich mit Draco unterhielt. Ehrlich wie sie war, hätte sie ebenso zugegeben, dass es Momente zwischen ihr und Draco gab, in denen sie sich wie zwei normale Menschen verhielten. Sein Ziel, sie einmal zu besitzen, rückte dagegen in weite Ferne. Ihm fiel auch ein, dass er sich ganz genau überlegen musste, wie er sich zu verhalten hatte, wenn er sich in Potter verwandelte. Merlin, das wäre seine schwierigste Aufgabe. Es war im Vergleich zu seinem sechsten Schuljahr noch schwieriger – die Aufgabe, Todesser ins Schloss zu schmuggeln, erschien ihm gerade wie ein Spaziergang. Potter zu kopieren war eine ganz neue Herausforderung, der er sich stellen musste, denn nicht umsonst braute Draco diesen Vielsaft-Trank unter seinem Bett. Nicht umsonst brach er Slughorns Vorratsschrank auf und lebte mit der Gefahr, jeden Tag erwischt zu werden.   „Jedenfalls -“ Granger holte ihn mit ihren Worten aus seinen Gedanken. „Jedenfalls“, begann sie von Neuem, nachdem sie sah, wie Malfoy seinen Kopf schüttelte, „sollte ich mit Harry darüber sprechen, dann können wir weiter verfahren.“ War klar, sie ignorierte seine Feststellung. „Soll im Klartext heißen, dass ich mich mit dir, Potter und dem impertinenten Weasley an einen Tisch setzen soll, weil Potter und Idiot nicht die Möglichkeit haben, hierher zu kommen und ihr alles alleine lösen wollt, weil ihr ach so tolle Helden seid?“ Belustigt ließ er sie los, verschränkte seine Arme vor der Brust und seine Augenbraue wanderte in die Höhe. Als er ihre Ernsthaftigkeit erkannte, lachte er noch lauter. „Grundgütiger, Granger. Du meinst das wirklich ernst? Vergiss es, Liebes!“ Zielbewusst legte er die Kugel zurück auf das Regal. „Diese Kugel ist kein Horkrux. Ich schlage vor, du vergisst deine Hirngespinste, aber ganz schnell.“ „Malfoy, das kann gefährlich werden!“, beharrte Hermine weiter und schnappte sich die Kugel vom Regal. „Da, wie du schon festgestellt hast, Harry und Ron“, betonte sie die Namen ihrer besten Freunde, „nicht hierher kommen können, sollten wir uns durchaus an einen Tisch setzen und darüber reden!“ „Was? Hörst du dir gerade selbst zu? Es ist eine Prophezeiung!“, korrigierte er sie. „Wie soll uns eine Prophezeiung, die uns nicht im Entferntesten betrifft, gefährlich werden?“ Flink eroberte er die Kugel zurück, die er auf ein höheres Regal legte und somit die Gefahr ausschloss, dass Granger sie abermals hinunternehmen konnte. „Du bist mit deinem Helfer-Syndrom ja schlimmer als Potter und das mag schon was heißen.“ Und wieder waren sie in ein konventionelles Gespräch gerutscht. Von jetzt auf gleich, als hätte der Streit davor nie stattgefunden. „Und nein, ich setze mich nicht mit euch an einen Tisch, wenn, dann höchstens um dich darauf zu werfen und dir meine weiteren Zungenkünste zu zeigen.“ „Du bist so abartig“, schimpfte Hermine, verdrehte ihre Augen und marschierte an Malfoy vorbei. „Ja, etwas natürliches als abartig zu bezeichnen, zeigt doch nur wie prüde und keusch du bist“, rief Draco ihr hinterher und schloss zu ihr auf. Er hatte nun bessere Laune, weil er der Sieger des Gesprächs war, denn wenn Granger als erste das Feld räumte, konnte Draco dies gewissenhaft als Sieg verbuchen. „Du musst nur ein Wort sagen und ich nehme dir dieses Verhalten. Ich wette, wenn du dich erst fallen lässt, kommen aus dir die wunderbarsten Töne“, neckte er sie weiter, nachdem er sie eingeholt hatte. „Die Töne, die du höchstens aus mir hervorbringst, sind Würgegeräusche“, bemerkte Hermine reserviert. „Außerdem müsste ich mit einem harten Aufprall rechnen, wenn ich mich in deiner Gegenwart fallen lassen würde“, fuhr sie siegessicher fort.  „Oh, also denkst du ja anscheinend darüber nach?“  „Pah, Malfoy, bilde dir bloß nicht zu viel ein. Wenn ich daran denken muss, dann nur in Verbindung mit Brechreiz.“ „Brechreiz, der dich offenbar nicht sonderlich stört.“ Sichtlich amüsiert stellte er sich neben sie und betrachtete, wie so oft, ihre Erscheinung. Für ihn war sie mittlerweile eine makellose Erscheinung, was er nie öffentlich zugeben würde. „Wie würde sich dein Brechreiz auswirken, wenn du mein Kind austragen würdest?“ Sofort blieb Hermine stehen, fuhr zu ihm herum und ihre Hand schnellte nach oben zu seiner Stirn. „Da du kein Fieber hast, unterlasse solche schlechten und makaberen Scherze. Ich habe einfach keine Zeit für deine Spiele. Kannst du nicht endlich damit aufhören? Aber wenn du schon so abstruse Dinge von dir gibst, musst du auch bedenken, dass wir, um ein Kind zu bekommen, miteinander schlafen müssten und glaub mir, das wird nicht passieren.“ Sie würde ihm nicht sagen, dass ihre Kraft einfach aufgebraucht war und sie jeden Tag darauf hoffte, dass er wieder der Malfoy war, den sie im entferntesten Sinne kannte - nämlich gemein und arrogant. „Ich bin doch gar keine Jungfrau mehr, was heißt, dass ich nicht mehr interessant für dich bin.“ Die Lüge kam ihr dieses Mal viel leichter über die Lippen gerollt. „Süß, Sex oder ficken sind ja auch so schlimme Worte, dass du miteinander schlafen sagen musst! Der Kerl, der dich entjungfert hat, hat mir anscheinend einen großen Gefallen getan. Ich hätte eine Menge Arbeit mit dir gehabt.“ Oh nein! Seine Wut kam zurück, als sie dieses Thema ansprach. Wüsste er es nicht besser, dank ihrer Aussage und Erinnerung, dass sie keine Jungfrau mehr war, würde er glatt behaupten, dass sie noch nie einen erigierten Penis zu Gesicht bekommen und sie ihn ganz dreist angelogen hatte. „Und ja, wie ich schon zum Ausdruck gebracht habe, will ich – um es mit deinen niedlichen Worten zu sagen – mit dir schlafen. Und weißt du was? Granger, du wirst es nicht glauben, aber ich weiß sogar, dass ich in dich ejakulieren müsste, um dich zu schwängern. Unfassbar, nicht wahr?“ Er sah, wie sich ihr Gesicht rot verfärbte, was ihm dementgegen ein kleines Grinsen entlockte - jedoch kein hämisch oder böswilliges Lächeln. Dem ungeachtet, musste er allerdings die Wut - über ihre Entjungferung - kompensieren, indem er seine geballten Hände in seine Hosentaschen steckte. Salazar verflucht! Sie war, entgegen ihrer Annahme, mindestens genauso interessant für ihn wie vorher, mit dem Unterschied, dass er dem Kerl – der sie defloriert hatte – den Kiefer brechen und mehrere bösen Flüche auf den Leib hetzen wollte. Ein Vorteil ihrer Nicht-Jungfräulichkeit war, dass sie schon Erfahrung gesammelt haben musste, auch wenn es nicht danach aussah. Somit müsste er keine Vorarbeit mehr leisten, obwohl es ihn unheimlich fuchste, dass er nicht der Erste war. „Stell dir vor, wir müssten dann heiraten“, fuhr er unbeirrt fort, wodurch auch die Wut nicht zum Vorschein kam. „Wir müssten?“, lachte Hermine. Sie ging eindeutig von Albernheiten aus. Malfoy war eben doch noch ein Kind im Geiste. „Ja“, gestand er und faltete seine Hände hinter seinem Rücken zusammen, als sie die Flure entlang gingen und mehrere tausend Prophezeiungen hinter sich ließen. „Die Frau, die man schwängert, heiratet man doch, oder? Frauen wollen das doch so?“ Wie gruselig es klang, wenn Draco dieses Thema anschnitt. Er war der Letzte, der darüber sprechen wollte, aber vielleicht kam er ja doch an irgendwelche Informationen. Da nahm er dieses schreckliche Thema doch gleich mit in Kauf. „Das hat unter Reinblütern Tradition, weißt du?“, instruierte er sie unnötigerweise, da weder Granger, noch er auf diese absurde Tradition Wert legen würde. Sie, weil sie eine Muggelgeborene war und er, weil die Tradition unnötig war. Natürlich hieß das nicht, dass er auf die anderen Tradition keinen Wert legte, aber diese Tradition war in seinen Augen einfach nur doof. Erst, wenn Lucius Draco drohte, ihn ins Exil zu schicken, würde Draco sich beugen und ein solches Schicksal akzeptieren – vorher nicht. Niemals! Nie dachte er an eine Hochzeit. Wieso ausgerechnet jetzt und dann noch in ihrer Gegenwart? War er von allen guten Geistern verlassen? „Nein, weiß ich nicht, weil ich eine Muggelgeborene bin“, unterrichtete Hermine ihn tonlos. Hatte sie jemals so lange mit Malfoy in den letzten Jahren gesprochen? Nicht wirklich. „Du bist eine Hexe“, erwiderte Malfoy, doch seine unehrlichen Absichten zeigten sich einfach zu deutlich in seinem Gesicht. Er konnte sein Arschloch-Dasein einfach nicht über Bord werfen, was er auch nie wollte, aber in dem Moment wäre er gerne ohne dieses Gen ausgekommen.  „Netter Versuch, Malfoy, aber das zieht nicht. Glaubst du, mit einer Aussage kannst du die ganzen Jahre ungeschehen machen?“ Plötzlich wurde Hermine wieder rot und schlug sich ihre Hand vor ihren Mund.  Sie war verletzt? Von seinen damaligen Beleidigungen und trug ihm das immer noch nach? Einen bleibenden Eindruck hatte er ganz offensichtlich hinterlassen, auch wenn es sich dabei um keinen positiven Eindruck handelte. Und doch war Draco perplex. Sie war verletzt – wegen ihm! Er zog demzufolge nicht spurlos an ihr vorbei und auch ihr war es sofort aufgefallen, da sie sich fassungslos die Hand vor ihren Mund schlug. Sie hatte sich ihm gegenüber zu viel geöffnet. Um ihr nicht noch mehr das Gefühl zu geben, völlig nackt vor ihm zu stehen, winkte er nur ab. „Ein Versuch war es wert“, erwiderte Draco nur. Zwar hatte er gerade Rücksicht auf sie genommen, das änderte jedoch nichts an seinem Vorhaben. Er wollte sie und er bekam sie! Egal wie! „Aber das mit Potter und Weasley kannst du dir abschminken. Ich werde“, Dracos Stimme wurde lauter und kräftiger, „mich mit diesen zwei Vollidioten nicht an einen Tisch setzen.“ „Vielleicht wollen Harry und Ron das ja auch gar nicht“, entgegnete Hermine pikiert, während sie böse zu Malfoy sah.  „Umso besser, dann bin ich nicht das alleinige Arschloch in deinen Augen, wenn sich auch deine Pantoffelhelden dagegen sträuben.“ Draco war sich sicher, dass die Beiden nicht mit ihm an einem Tisch sitzen wollten. Sie wären lebensmüde und das war Potter nur in den seltensten Fällen. Potter war der Typ, der nicht zu viel preisgeben wollte, weshalb er sich niemals mit Draco arrangieren würde. „Andere Frage: Wie sicher bist du dir, im Hinblick auf deine Behauptung?“ „Sehr unsicher. Es könnte ja auch etwas völlig harmloses sein“, sprach Hermine unbeständiger als sie vorhatte. In ihrer Stimme schwang enorme Unsicherheit mit, was Hermine so von sich nicht kannte und sie sah, wie es auch Malfoy aufschrecken ließ. „Das ist schlecht. Du willst also die Pferde schon vorher verrückt machen? Ich habe keine Ahnung, was genau es mit diesen Horkruxen auf sich hat, aber bevor du die halbe Zaubergemeinschaft in Aufruhr versetzt, solltest du dir vielleicht sicher sein?“ Draco hatte keine Lust als ein Verrückter, dessen Gesicht man mit todbringenden Nachrichten assoziiert, die sich am Ende als falsch und harmlos herausstellten, in die Geschichtsbücher einzugehen. Zum Schluss wären sie noch nach St.Mungo verwiesen worden, aufgrund ihrer Unzurechnungsfähigkeit. Nein, das wollte Draco bestimmt nicht. „Es wäre unklug, wenn du irgendwas erzählst, nur weil es dir im Bauch kribbelt.“ Der Raum wurde nur durch die vielen Prophezeiungen erleuchtet und Hermine kam der Raum viel kleiner vor. Der vorherige Raum der Prophezeiungen, den sie im fünften Schuljahr zerstört hatten, war viel größer, oder? Oder erweiterte sich der Raum mit jeder hinzukommenden Glaskugel automatisch, weshalb der jetzige Raum so klein war? Sicher war dem so. „Denkst du, das weiß ich nicht?“, keifte sie und blieb stehen. „Mich selbst macht es wahnsinnig, weil ich weiß, dass wir alle zerstört haben. Eigentlich kann es nicht sein und doch sollten wir das im Auge behalten, da es einfach nicht die Art einer Prophezeiung ist, ihren Nebel mit einer anderen Nuance zu vermischen.“ „Ja, natürlich. Weißt du das von Dumbledore, der euch auch gesagt hat, dass es nur sieben Horkruxe gab? Bedaure dir das sagen zu müssen, aber ihr wart Dumbledores kleines Puppentheater.“ „Du verunsicherst mich nur noch mehr. Einmal hältst du das alles für schwachsinnig und dann zweifelst du selbst daran und behauptest, dass Dumbledore sich eventuell geirrt haben könnte.“ Bestürzt fasste sich Hermine an ihren Kopf. Sie musste ihre Schläfen massieren. Alles würde kompliziert werden und Kopfschmerzen bahnten sich bereits auch an. „Und noch etwas: Wir waren nicht seine Marionetten!“ „Nicht?“ Dracos Hand wanderte in seinen Nacken. „Es sah aber ganz danach aus oder habt ihr nicht all das getan, was Dumbledore von euch verlangt hat?“ Zuerst wollte er Dumbledore als alten Sack titulieren, doch er besann sich. Es wäre sehr pietätlos, wenn er so über seinen ehemaligen Direktor herzog, der ihm – wie Granger es schon leider andeuten musste – Hilfe anbot und Draco zu schwach war, diese Hilfe anzunehmen. Er war also doch schwach und Granger hatte Recht... Fuck! „Nein, da uns Professor Dumbledore Hinweise gab und Harry das Rätsel lösen musste.“ „Richtig, und Potter einfach nur Glück hatte, wie sonst auch immer.“ Draco grinste, da sie plötzlich dieses Professor zu sehr betonte, obwohl sie selbst noch vor wenigen Sekunden diesen Titel wegließ.  All das was sie sagte, meinte Hermine ernst. Diese Kugel machte ihr Angst und sie würde, sobald sie zurück nach Hogwarts kam, mit Harry und Ron sprechen müssen. Ja, vielleicht lag es im Bereich des Möglichen, dass Hermine sich schlussendlich irrte, aber lieber sah sie einmal zuviel, statt einmal zu wenig nach. Sie hatte sich die Regal-, sowie die Reihennumer gemerkt, dank ihres Gedächtnisses, das, wie sie feststellte, noch fabelhaft funktionierte – trotz Malfoys ständiger Sticheleien und seiner Versuche, sie aus dem Konzept zu bringen. Ein Glück waren sie fünf Tage hier eingeteilt, somit hatte sie ein kleines Zeitfenster und niemals hätte sie damit gerechnet, am ersten Tag, in dieser Abteilung, auf so etwas zu stoßen. Sie rechnete mit langweiligen Namen, auf irgendwelchen Glaskugeln. Auch ging sie davon aus, dass sie einem Beamten über die Schulter schauen würde, wie dieser beispielsweise einen Liebestrank analysierte oder zusammenstellte. Ganz gleich was es auch gewesen wäre, aber mit einem solchen Fund hatte sie nicht gerecht und noch mehr stellte Hermine sich die Frage, wie Malfoy und sie auf diese Kugel stoßen konnten? Wie konnte diese Kugel, wenn es sich um einen Horkrux handeln würde, einfach so, mitten in der Mysteriumsabteilung stehen? Derjenige, der die Kugel dort platziert hatte, musste doch damit rechnen, dass irgendwann der Tag käme, an dem jemand Fragen stellen würde, dass jemand diese Kugel entdecken könnte und die Eigenschaften von Horkruxen kennen würde. Hatte derjenige das nicht bedacht?  Zuerst dachte Hermine, dass es jemand aus dem Ministerium sein musste, da sonst niemand Zugang zu den Räumen hatte. Andererseits kamen sie auch – in ihrem fünften Schuljahr – ohne größere Probleme hier herein. Wenn es... Wenn es wirklich ein Horkrux wäre, müssten sie nicht nur diesen beseitigen, sondern auch den Ursprung herausfinden – von wem dieser Horkrux war und wer ihn dort platziert hatte... Fragen über Fragen. Es könnte jeder sein, aber hatte das Ministerium ihre Sicherheitsvorkehrungen nicht verschärft? Bei Merlin, ihr Kopf schmerzte... So viele Dinge, die sie sofort wissen und geklärt haben wollte.  „Besser, wir gehen einfach weiter und tun so, als wäre nichts weiter passiert, wenn es dir wirklich so wichtig ist, hinter dieser Sache zu bleiben, in Ordnung?“, schlug Draco diplomatisch vor. „Ja, vielleicht hast du recht“, erwiderte Hermine und biss sich, während sie überlegte und gen Boden starrte, auf ihre Unterlippe.  Granger war verrückt. Er hatte nicht alles über die Horkruxe gewusst und das fehlende Wissen hatte ihn auch nie gestört, da er mit den kranken und perversen Absichten des dunklen Lords abschließen wollte, aber jetzt, nachdem dieses Thema wieder in den Vordergrund gerückt worden war, kotzte es Draco gewaltig an, nicht wirklich über diese Thematik Bescheid zu wissen. Wüsste er mehr, hätte er besser auf Granger eingehen und sie vielleicht auch beruhigen können. So musste er darauf hoffen, dass sie nicht wirklich mit ihm, Potter und Weasley an einem Tisch sitzen wollte. So absurde Gedanken konnte selbst Granger nicht haben, oder? Sicher wollte sie ihn nur ärgern und niemals wirklich verlangen, mit Potter und Weasley an einem Tisch zu sitzen?  Indessen liefen sie durch die Gänge und kamen, nach einer weiteren Stunde, zu der Tür zurück, die sie zu Mister Wyder bringen würde. Sobald sie diese Tür geöffnet hätten, müssten sie so tun, als wäre nichts gewesen, außer ihrer Differenzen die sowieso bekannt waren.  Nachdem sie Mister Wyder erreichten, liefen sie mit ihm zurück zu seinem Büro. Man gewährte ihnen, sich die Baupläne der Mysteriumsabteilung anzusehen. Für Hermine war es, als säße sie vor der Karte der Rumtreiber. Das Prinzip war ähnlich und der Verdacht, die dort ansässigen Mitarbeiter zu überwachen, wurde dadurch verstärkt, dass Mister Wyder die Pläne sehr genau unter die Lupe nahm. Diente das zur Sicherheit? Wenn ja, hätte es doch erst recht auffallen müssen, wenn sich jemand Unbekanntes in der Halle der Prophezeiung herumgetrieben hätte. War Hermine doch verrückt? Machte sie sich umsonst Sorgen?  Sie müsste dringend, sehr dringend mit Harry und Ron sprechen und Hermine war heilfroh, als sich dieser Praktikumstag dem Ende neigte und sie mit Malfoy zurück flohen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)