The Warning! von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 6: Hedonistisches Kalkül -------------------------------- - Kapitel sechs -   Wütend war er gestern Abend vor den Kerkern, die zu den Räumlichkeiten der Slytherins führte, gelandet. Nur konnte er nicht unbemerkt in seinen Schlafraum gelangen, da Blaise – wie sollte es auch anders sein – auf dem schwarzen Ledersofa – mit einem Buch in der Hand – saß und auf Draco gewartet hatte. Man konnte es Schicksal oder einfach auch Pech nennen. Offenbar hatte das Leben ihm genug in die Karten gespielt und seine Glückssträhne war somit vorbei. Selbst seinen besten Whiskey hatte Blaise geöffnet und mehrere Gläser davon getrunken. Amüsiert ließ er das Gespräch Revue passieren. „Ich nehme an, du bist nicht weiter gekommen?“, fragte Blaise blasiert und hob sein Whiskeyglas, als Draco bedächtig die schwarzen Marmorstufen hinunter kam. Nun, Blaise schien bereits nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Vielleicht konnte man jetzt besser mit ihm reden. Draco wagte den Versuch und setzte sich, ohne Aufforderung, zu seinem besten Freund. „Wie kommst du darauf?“ Auch er schüttete sich, ohne zu fragen, die goldene Flüssigkeit in das zweite Glas, welches vor ihm auf dem Tisch stand. Blaise schien Draco also doch ein Stück weit zu kennen und stellte schon automatisch ein Glas für ihn bereit. „Ich war über eine Stunde weg“, erzählte er weiter, während er die Whiskeyflasche verschloss.  Blaise beschwor mehr schlecht als recht eine Uhr herauf und beäugte sie skeptisch. Der Whiskey schlug ziemlich schnell an, somit hatte er auch einige Probleme, die Zahlen zu entziffern. „Muss nichts heißen“, erklärte er nuschelnd und winkte ab. Draco wäre ansonsten viel entspannter, wenn er seine Triebe befriedigt und seinen Druck bearbeitet hätte. Da er aber nicht entspannt zurückkam, ging Blaise davon aus, dass nichts passiert war oder, im schlimmsten Fall, Granger gar nicht erst erschienen war.  „Das kann vieles heißen“, widersprach Draco und starrte in das offene Kaminfeuer. Seine Haare schimmerten golden darin und auch die Flammen spiegelten sich in seinen Augen wider, was einen unheimlichen Kontrast zu seinen sonst dunkelgrauen Augen herstellte. „Oder bist du mit Weasley nach fünf Minuten fertig?“ „Hey!“, sagte Blaise spitz und stellte erbost sein Glas ab. Er schien auf einen Schlag nüchtern zu sein. „Ginny und ich sind eine ganz andere Welt. Außerdem muss ich nicht erst mit ihr ins Bett, um zu wissen, dass ich etwas für sie empfinde. Bin da anders, als andere Personen.“  Wenn das ein gemeiner Seitenhieb, seitens von Blaise, sein sollte, müsste er aber noch gewaltig viel üben, denn es traf Draco nicht im Geringsten, dass er unterstellt bekam, keine Gefühle zu kennen. „Ach, willst du mir wieder erzählen, ich wäre in Granger verliebt und wüsste es selbst noch nicht?“ Belustigt überschlug Draco seine Beine, breitete seine Arme aus und legte sie entlang der Rückenlehne ab, während er zu Blaise hinüber sah. Im Gegensatz zu ihm, war Draco nämlich vollkommen nüchtern und ganz bei Sinnen. Was aber eher daher kam, weil er erst einen Schluck des Whiskeys getrunken hatte. „Nein, ist schon gut. Also, wie war es?“ Schon wieder lief Blaise gegen die Draco-Mauer. „Sie hat mich versetzt“, begann Draco verärgert. Er beschloss, einfach die Wahrheit zu sagen. Mehr wie: 'Ich habe es dir gesagt', konnte Blaise nicht sagen und auch daran war Draco bereits gewöhnt, womit es also kein Beinbruch wäre, wenn sein bester Freund sich abermals wiederholte. Jedoch war aber auch noch die Wut vorhanden. Die Wut, die Granger in Draco auslöste, als sie ihm offenbarte, dass sie es bereute, ihn zu kennen. „Wieso verabscheut sie mich?“ Nun klang seine Stimme anders - nicht mehr verärgert, sondern bestürzt und befangen. „Das hat sie gesagt?“ Blaise schien mit jedem Wort nüchterner zu werden, während Draco immer mehr Whiskey in sich hinein schüttete. Er kratzte sich am Hinterkopf und schaute zu Draco hinüber. „Ich dachte, sie wäre vernünftig.“ „Scheint sie zu sein“, gab er genervt zu, griff nach seinem Whiskey, holte aus und warf sein volles Glas mit voller Wucht in das Feuer, wodurch die Flammen aufloderten. Er war so genervt von Blaise, von sich selbst und von Granger. Ihre Worte schnitten sich tief in sein Fleisch - bis zu seiner Seele, worin sich Grangers böse Phrasen festsetzen wollten, aber Draco kannte eine Lösung: alles mit Alkohol zu betäuben. Ob es von Nutzen war? Völlig egal! „Ansonsten hätte sie mir ihre Denkweise und ihre Überzeugung nicht mit soviel Evidenz veranschaulicht, oder? Es war die Hölle!“ Nur langsam beruhigten sich die Flammen, in welche Draco sein Whiskeyglas geworfen hatte.  „Tat weh, was?“ Blaise konnte nur erahnen, wie miserabel sich Draco fühlte, da er für gewöhnlich ein Mensch war, der solche Einblicke in seine Gefühlswelt nicht gewährte. Blaise dachte sogar daran, dass Draco nicht im Stande war, überhaupt zu fühlen. „Was willst du eigentlich hören, Blaise?“ Wollte Blaise darauf wirklich noch eine Antwort? War seine Handlungsweise nicht prägnant und plastisch genug? „Die Wahrheit?“ Die Wahrheit... Draco schmunzelte kurz. „Ja, es tat weh! Zufrieden?“ Es klang schrecklich, wenn man zugab, dass etwas im Innern schmerzte und diese Erkenntnis war überhaupt nicht befreiend, wie andere immer wieder bekräftigten. Draco konnte nun mit Fug und Recht behaupten, dass es überhaupt nicht entlastend war, wenn man sich seinen Schmerz eingestand und von der Seele sprach. Diese Last lag nun viel schwerer auf seinen Schultern, nach Dracos Urteil.  „Nein, denn es geht dir dadurch richtig mies“, schloss Blaise. „Was hältst du davon, wenn du sie einfach in Ruhe lässt?“ Er sah Dracos bösen Blick, der ihm unmissverständlich klar machte, dass in Ruhe lassen keine Option war. „Oder dich zumindest änderst? Nicht mehr so garstig oder verlangend bist?“ „Blaise, da ist nichts. Es ist einfach nur ein Verlangen, nichts weiter.“ Ja ein Verlangen, das nicht geringer, sondern durch Grangers Halsstarrigkeit noch untermauert und größer wurde.  „Ein Verlangen, das sicher später mehr will, als nur etwas einmaliges. Draco, ich sage dir, das bringt dich nicht weiter.“ Es war schwierig mit einem Draco zu kommunizieren, der verletzt war und keine Ablehnung kannte. Um seiner Ernsthaftigkeit mehr Ausdruck zu verleihen, tippte er seinen Finger mehrmals auf die Tischplatte. „Das Beste kommt noch. Ich war im Schlafsaal -“ „Was?“, schoss es aus Blaise heraus, der sich nach vorne lehnte, seine Arme auf seinen Knien abstützte und seinen Körper nach vorne beugte. Blaise wusste sofort, von welchem Schlafsaal Draco sprach. Das war das verrückteste, was er aus Dracos Mund je gehört hatte und aus Dracos Mund kamen schon viele absurde Gedanken, Ideen, Rat- und Vorschläge. „Du bist mit deinem Besen rein geflogen, stimmts? Der kam nämlich in einem Affenzahn hier durch den Raum geflogen. Du bist verrückt!“ „Krank, oder?“ Draco erkannte das selbst und sah es auch ein, jedoch würde er nicht aufgeben. Er würde so lange weiter machen, bis er an seinem Ziel angekommen war. Das schwor er sich und auch Granger. Sie musste mit den Konsequenzen leben, wenn sie schon nicht kooperieren wollte - natürlich ohne Zwang, denn das hatte ein Draco Malfoy nicht nötig. Früher oder später wurde jede Frau schwach. Merlin, das Gespräch gestern Abend war wirklich erdrückend, fand Draco, als er im Unterricht saß und aus dem Fenster schaute, denn anfangs dachte er noch amüsiert daran zurück, aber in der ganzen Zwischenzeit hatte sich sein Ausdruck stark verändert. Gestern Abend fühlte Draco sich zum ersten Mal wirklich verletzt und unbrauchbar. Nie spürte er solch eine harte Antipathie, die darin gipfelte, dass er noch erleben musste, dass er verabscheut wurde – von einer Frau; von dem anderen, schwächeren Geschlecht, mit welchem er bisher niemals Probleme hatte.  Kurz blickte er zu der vorderen Reihe, in der Granger mit Potter und den beiden Weasleys saß. Da sie alle ihr siebtes Jahr wiederholten, waren auch gleichzeitig mehr Schüler im selben Jahrgang und auch diese Tatsache war nervig. Der Geräuschpegel wurde automatisch erhöht und er sah Menschen, die er gar nicht sehen wollte. Und Granger? Granger saß am Tisch, als wäre gestern Abend nichts gewesen. Als wäre Draco nie in ihrem Schlafsaal gewesen. Das musste ihr doch schon zeigen, wie sehr er dieses Treffen mit ihr brauchte, wenn er schon so weit ging. Granger war aber immer anders... Verdammt, ja. Sie war anders, aber nicht im positiven Sinne, denn sie war stur, dogmatisch, störrisch und unbelehrbar. Eigentlich sollte er sich von solch untypischen Frauen abwenden, aber Granger hatte etwas. Etwas, was Draco reizte und er unbedingt kennenlernen wollte. Er kaute, untypisch für Draco, auf seinem Daumennagel und beobachtete sie, wie sie vorbildlich zur Tafel blickte und fleißig alles abschrieb. Wie schaffte es Blaise bloß, so ruhig zu bleiben, während er sah, wie Ginny Weasley zwischen Potter und Granger saß. Draco selbst wäre am liebsten aufgestanden, hätte Weasley am Kragen packen können und von Granger entfernt.  War der Schlüssel Vertrauen? Nein, wie könnte er Granger vertrauen? Sie kannten sich eigentlich überhaupt nicht. Was nur zur Hälfte stimmte, denn Draco fand immer mehr über Granger, das Buch mit siebzig Siegeln, heraus - auf eine unehrenhafte Art, aber wie sonst wäre er an Informationen gekommen? Sollte er sich mehr am Unterricht beteiligen, damit Granger eher Notiz von ihm nahm, obwohl er immer der ruhige Schüler war, der stumm seine guten Noten einkassierte? Verflucht, wieso machte er sich überhaupt diese Gedanken? Wollte er Granger wirklich beeindrucken? Nein! Er wollte mit ihr schlafen, ja. Morgen früh würden sie gemeinsam zum Ministerium apparieren und er nahm sich vor, sie nicht in Ruhe zu lassen. Dank der Tatsache, das er mit ihr zusammen arbeitete, würde er sie auf Schritt und Tritt verfolgen können, was er als einen enormen Vorteil verbuchte. Leichter hätte man es ihm nicht machen können und doch freute er sich irgendwie, mit Granger zu arbeiten. So würde er sehen können, wie durchdacht und geschickt sie arbeiten würde, denn von nichts kam bekanntlich nichts. Er würde hoffentlich eine Seite an ihr kennenlernen, die nicht jeder kannte und sich mit ihr auf einem gehobenem Niveau unterhalten können - wenn sie ihn ließ. Naja. Vorstellbar war es . Gelangweilt – nachdem er beschloss, sich nicht am Unterricht zu beteiligen – streckte er sein Bein unter dem Tisch hervor und ließ seine Feder unter seinem Kinn umher wandern. Die Feder kitzelte ihn sanft und beruhigte ihn, während er das Geschehen vor sich passiv beobachtete. Fast wäre er eingeschlafen, als die Schulglocke ihn zurück in die Wirklichkeit holte. Nach dem Unterricht wartete er, bis Granger ihre Tasche gepackt hatte und, im Gegensatz zu ihren Freunden, in Richtung Bibliothek schritt. Was auch sonst?  „Warte kurz“, rief er, als er ihr folgte und gleichzeitig den Weg versperrte. „Können wir kurz reden?“ „Nein?“ Hermine wollte ihn nur ungern zur Seite schieben, aber Malfoy ließ ihr diesbezüglich einfach keinen Spielraum. Sie musste ihn zur Seite schieben, ihn anfassen, da er freiwillig nicht zur Seite gehen würde. Was wollte er überhaupt schon wieder?  „Ich wollte aber mit dir reden“, verteidigte sich Draco und schritt zur Seite, als sie ihn bestimmend zur Seite schob. „Du scheinst mich gerne zu berühren, kann das sein?“ Sein laszives Grinsen breitete sich über sein ganzes Gesicht aus. „Du scheinst zu sehr von dir überzeugt zu sein, denn zu einer Konversation gehören zwei und ich kann dir versichern, dass ich nicht mit dir reden will“, erklärte Hermine sachlich, als wären sie noch im Unterricht und schlug Malfoy vor, dass man den Zauberstab anders hielt.   Engstirniges Mädchen! Er biss wirklich auf Granit. „Es dauert doch gar nicht mal so lange? Du bist doch gar nicht so ätzend, wie du immer vor mir tust.“  „Und du bist nicht so unwiderstehlich wie du denkst, Malfoy!“ Hermine stoppte und drehte sich abrupt zu ihm herum. „Gestern Abend hast du mir sehr wohl bewiesen, wie taktlos und unverschämt du bist. Mehr, was Dreistigkeit angeht, kannst du das Ganze nicht mehr überbieten.“  „Dann sei doch einmal nicht so philiströs und engstirnig? Oder hast du einen Knoten im Höschen?“ Trotz allem hielt Draco weiter mit ihr Schritt, als sie sich in Gang setzte. Granger würde ihn nicht einfach stehen lassen. Er beendete Gespräche, nicht sie! „Du spinnst doch“, feuerte Hermine zurück. „Du warst es, der einfach in unseren Schlafsaal kam - nachts und unerlaubt. Du warst es, der irgendwelche sinnlosen und widerlichen Forderungen gestellt hat, die ich einfach nicht erfüllen möchte und dann besitzt du die Dreistigkeit, mich im Hogwarts-Express zu überfallen. Und jetzt? Jetzt besitzt du noch die Frechheit und unterstellst mir, ich wäre philiströs und engstirnig? Fahr dir mal an deinen Kopf! Und noch etwas“, fuhr Hermine bedächtig fort. „Glaub nicht, dass du irgendeine Auswirkung auf mein Höschen hättest!“ Ihre Wangen nahmen einen zartrosa Ton an. „Der Vorfall im Hogwarts-Express war erst passiert, nachdem du versucht hast, uns zu belauschen“, entgegnete er spitzbübisch und lief weiterhin neben ihr. Erstaunlicherweise ging Draco immerhin auf eine Tatsache ein. Auf seine Aktion im Schlafsaal würde er nicht weiter eingehen. Mit ein wenig mehr Gefühl oder Emotionen könnte er sie eventuell dazu bewegen, sich wenigstens mit ihm zu unterhalten. „Außerdem arbeiten wir zusammen. Du kommst nicht drum herum, mit mir zu sprechen, oder? Irgendwas muss ich doch bei dir bewirkt haben? Auch wenn es nichts mit deinem Höschen zu tun hat.“ Sein Mitgefühl hielt sich in Grenzen. Er konnte seinen zynischen Unterton nicht so leicht ablegen - es gehörte zu ihm, wie Bücher zu Granger gehörten. Sichtlich genervt blieb sie noch einmal stehen, als sie in einem leeren Gang ankamen. Das war immer so. Sobald Hermine der Bibliothek näher kam, wurden die Flure leerer. „Wenn du ein normal denkender und anständiger Mensch wärst, der etwas Menschlichkeit in sich tragen würde, würde ich mich auch gerne mit dir unterhalten. Nur besitzt du nichts davon, Malfoy. Ich werde mich an meine Aufgaben halten und wenn das voraussetzt, dass wir ab und zu einige Wortfetzen miteinander wechseln müssen, dann ist es so, aber mehr auch nicht“, stellte Hermine eisern klar.  Nun war sie es aber, die ziemlich weit unter die Gürtellinie ging. Er hätte auf Blaises stumpfen Hinweis hören sollen. Draco hätte sich wirklich von ihr fernhalten sollen, aber es war schwierig, wenn er sein Begehren ständig um sich herum tänzeln sah und sie dann auch noch so bockig war, und sich partout nicht auf ihn einlassen wollte. „Moment mal. Ich war noch ziemlich sanft und menschlich.“ Naja, immerhin wurde es dadurch interessant, auch wenn er mit soviel Gegenwehr niemals gerechnet hätte, aber es war wie bei einem Vorspiel. Einem langen Vorspiel. Er war immer noch die Schlange, die sich triumphal um den Körper der Löwin schlängeln würde, nach erfolgreicher Jagd. „Was uns den Unterschied zwischen dir und mir zeigt. Ich verstehe darunter nämlich etwas anderes. Zum Beispiel, dass man schlafende Menschen nicht erschreckt und ihnen daraufhin den Mund zuhält.“ Wütend sollte sie sein, jawohl. Ihren Zauberstab hätte sie ziehen müssen, aber wenigstens bot sie ihm Paroli.  Merlin, sie würde sich irgendwann wünschen, sie hätte sich einfach ergeben, dachte Draco. Immer mehr Wut sammelte sich in Dracos Bauch, obwohl er das nicht wollte. Er wollte doch einfach nur Sex. Das war doch etwas menschliches und sogar natürliches! „Ich mache dir einen Vorschlag.“ „Danke, nein. Ich wäre imbezil und leichtfertig, wenn ich mich auf einen Deal mit dir einlassen würde. Außerdem“, begann Hermine entnervt, „wieso folgst du mir? Wieso reden wir?“ Das war ihr schleierhaft. Malfoy war doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Wieso verstand er nicht, dass er Grenzen überschritt und sie einfach ihre Ruhe haben wollte? Vor ihm! „Wenn du dich auf mich einlässt, lasse ich dich in Ruhe und du wirst nichts mehr von mir hören.“ Er hasste seine gesprochenen Worte selbst, da er es so erniedrigend und demütigend fand, wie er sie quasi anbettelte, ihr wie ein kleiner Junge hinterherrannte, nur um das zu bekommen, was er von ihr wollte. Kranker und perverser konnte man wohl wirklich nicht sein. Noch schlimmer war, dass Draco sich wiederholte. Dieser Fanatismus würde aber erst nach einer Nacht mit Granger verschwinden – vorher nicht.  „Auf wiedersehen, Malfoy! Ab hier möchte ich gerne alleine sein“, replizierte Hermine und deutete auf das Schild, das auf die Bücherei hinwies. So ein Widerling. Er ließ nichts unversucht, um seinem Willen zu bekommen. Noch einmal drehte sie sich um, als sie vor der Bibliothek zum Stehen kamen. „Wir arbeiten zwar ab morgen zusammen, das heißt aber nicht, dass das irgendetwas ändert!“ Das änderte alles! Er bekam mehr Zeit mit ihr und würde seinem Ziel ein Stück weit näher kommen. „Willst du mich wirklich zum Feind haben, Granger?“, fragte Draco sehr ernst und hart nach. Die Stimmung sank immer tiefer. „Seit sieben Jahren -“ Nun reichte es Draco. Er packte sie vor der Bibliothek an ihren Schulter, schob sie in eine Nische und zog seinen Zauberstab, den er übergangslos gegen ihren Bauch hielt. „Sprich nicht weiter! Ich bin mir sehr wohl darüber bewusst, was du sagen willst. Ich habe deine Worte von gestern Abend nicht vergessen und ich rate dir einfach, mich nicht mehr als deinen Feind zu sehen, verstanden?“ „Nur Feinde pressen den Zauberstab an den Körper seines Gegenübers!“, zischte Hermine und schnappte nach Luft.  „Du bist aber ein Fuchs“, lachte Draco und steckte seinen Stab zurück. „Mag sein, aber anders komme ich mit dir einfach nicht in ein vernünftiges Gespräch, verstehst du das?“ Nun würde sie Malfoy all seine Provokationen zurückzahlen. Seine ständigen Berührungen würde er jetzt teuer bezahlen müssen. „Weil man mit dir nicht vernünftig reden kann!“ Diese elenden Scherze, die er sich erlaubte, waren so infantil und stumpfsinnig. Irgendwann würde er den Spaß daran verlieren und sie in Ruhe lassen, nur musste sie so lange auch standhaft bleiben, aber wie lange konnte sein Drängen noch anhalten? Einen Tag? Höchstens zwei... Spätestens wenn sie zusammen arbeiteten, würde er die Lust verlieren. „Ach so.“ Unschuldig hob er seine Hände von ihren Schultern weg. „Mit dir kann man das aber, stimmts?“  „Natürlich!“ Beleidigt blies Hermine ihre angestaute Luft nach außen und kämmte sich ihre Haare zurück, die durch das zurückdrücken von Malfoy aus ihrer ursprünglichen Form gefallen waren. „Natürlich!“ Oh, wie Draco seinen ach so begabten und Frauenverstehenden Freund Blaise aufziehen konnte. Man bot Draco gerade den Beweis. Nein, viel eher bekam er den Beweis auf einem silbernen Tablett serviert, dass Granger nicht vernünftig war – was das miteinander Sprechen anbelangte. „Wir unterhalten uns ja auch gerade sehr vernünftig.“ Heftig schüttelte Hermine ihren Kopf. „Ich habe schon viel zu lange meine Zeit hier verschwendet. Machs gut und bis morgen, Malfoy!“ Draco wartete, bis sie in der Bücherei verschwunden war und folgte ihr unauffällig. Sie saß gelassen im hinteren Teil der Bibliothek und sah konzentriert auf ihre Buchseiten. Sie schien in eine andere Welt eingetaucht zu sein, denn anders hätte sie ihn gehört, da Draco mit seinem Fuß gegen eines der Regale stieß, aber ihr Kopf hob sich nicht. Sie saß immer noch ruhig auf ihrem Platz und blätterte eine Seite nach der anderen um. Immer wieder fragte er sich in Gedanken, was so toll an ihr sein könnte, was sein Interesse einfach immer höher trieb, obwohl sie so stur und borniert war.  War es ihr Gesicht? Fand er sie vielleicht auch einfach nur hübsch? Lag es daran, weil sie in Gryffindor und die verbotene Frucht war, die er eigentlich nicht haben durfte und er sich gegen Lucius' Indoktrinierung wehrte? Aber was könnte es sonst sein? Was aber wiederum die Frage aufwarf, was genau er so reizend fand und wieso er soviel Zeit investierte? Immer tiefer fiel er in seine Gedanken und rieb sich über seine zerzausten Haare. „Spannend?“ Erschrocken zuckte Draco hinter dem Bücherregal zusammen, als die Realität ihn einholte. Anschließend blickte er in das fies grinsende Gesicht von Harry Potter. Harry Potter! Na, das war ein super Zeitpunkt. Nicht nur, dass er zusammenzuckte, oh nein, sondern auch, dass Potter sich noch seinen Teil denken konnte und auch würde. Sensationell! Mist! Er zuckte vor dem Narbengesicht zusammen. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Draco glättete seinen Umhang und wollte gehen, als Harry ihn zurückhielt.  „Und ich weiß nicht, was du vorhast“, erklärte Harry konsterniert, „aber wenn du Hermine etwas antust, mache ich dir dein Leben zur Qual!“ Er wirkte sehr gefasst und ernst, als er Draco zu sich herumwirbelte. Er war auch auf einen Aussetzer von Malfoy vorbereitet, rechnete mit jeder Reaktion, aber nichts dergleichen folgte, was Harry misstrauisch werden ließ. Bald hätte Draco mit allen Gryffindors gesprochen. Fehlten nur noch die beiden Weasleys, dann wäre das charismatische Quartett komplett. Wieso musste Potter ihn jetzt gerade sehen? „Tja, ich weiß ja nicht, was du so siehst, aber ich bin nicht wirklich davon angetan, mit Granger zu arbeiten. Wie und ob ich ihr das Praktikum schwer mache, hängt ganz von ihrer Besserwisserei ab“, erläuterte Draco und sah mit festem Blick zu Potter. Es war, als wüsste Potter irgendetwas, aber Granger hatte bestimmt nichts gesagt, oder doch? War sie so verzweifelt und er so furchterregend, dass sie sich Trost und Schutz von ihren Freunden erhoffte? Hatte sie sich in ihren Schutzraum zurückgezogen? Nein, denn ansonsten würde Potter ganz anders reagieren – viel heftiger, viel formloser und affektiver.  Ging er gestern Abend zu weit, als er in den Schlafsaal ging?  Ja, eindeutig ging das zu weit. Draco war froh, dass sein Verstand das ebenfalls so sah und ihm somit sagte, dass er nicht ganz verrückt wäre. „Ich dachte, ich hätte damals einen verlassenen und verlorenen, jungen Mann in den Gerichtssälen getroffen. Irre ich mich, Malfoy? War mein Handeln ein Fehler?“ Auch Harry achtete darauf, dass Hermine die Kollision zwischen Malfoy und ihm nicht bemerkte.  Die Sache war vorbei! Mit straffer Miene und seiner perfiden Maske, stieß er Potter weg von sich und seinem Körper. „Das war deine alleinige Entscheidung. Ich habe dich nicht darum gebeten, womit du mich auch nicht erpressen oder an mein Gewissen appellieren kannst. Schreib dir das hinter deine Ohren.“ Wenn Draco wirklich fies und gemein sein wollte, hätte er Potter erzählen können, mit wem die kleine Weasley eine Beziehung führte, aber im Umkehrschluss würde er Blaise somit der Gefahr aussetzen, mit Potter auf Kriegsfuß zu sein – wobei Draco noch nicht einmal von einer Gefahr von Potter ausgehen würde. Potter... Der mit seiner idealistischen, philanthropischen und friedlichen Welt – fern jeglicher Realität. Ständig sah er das Gute in einem Menschen, der noch soviel Hass ausstrahlen konnte und dennoch versuchte Potter in den kleinsten Poren etwas Gutmütigkeit zu finden. Der Goldjunge war ein Narr.  „Ich dachte, dass auch in dir etwas wie eine Seele oder ein Gewissen ruht.“ Nein, er musste sicher nicht für Malfoy aussagen, aber er sah doch seinen Ausdruck. Er erkannte die Leere in Malfoys Augen, die ins Nirgendwo starrten, als er - fast ängstlich - vor dem Zaubergamot saß. Da hatte Draco wieder den idealen Beweis. Sicher sah er auch in Draco was gutes, auch wenn Draco es noch fünfzig Mal abstreiten würde. Selbst, wenn Granger ihm erklären würde, dass es in Draco keinen guten Kern gab, würde Potter das anders sehen. „Dann muss ich dir sagen, du bist ein dämlicher Idiot, ein ignoranter Philanthrop, der zu viel pauschalisiert und die Welt - trotz deines Triumphes über den dunklen Lord - nicht zu kennen scheint. Du hättest, wie ich es dir im zweiten Schuljahr bereits ans Herz gelegt habe, fürs Ballett trainieren sollen, denn offensichtlich hast du deinen Erfolg nur deinem unverschämten Glück zu verdanken.“ „Meinetwegen und wieso beobachtest du Hermine?“, fragte er anzüglich, aber auch mit einem gewissen Spott und einem Tropfen Misstrauen in der Stimme. Malfoy konnte denken, was immer er wollte, denn Harry wusste, was er sah und ließ sich auch durch Malfoys Provokationen nicht beirren. Auch Harry hatte in den sieben Jahren dazu gelernt. „Gewöhnlich ist das ja nun auch wieder nicht, oder? Schließlich ist sie doch, deiner Meinung nach, unter deine Würde.“  Dreckiger Penner! Auf der anderen Seite konnte er aber getrost damit leben, wenn Potter das von ihm dachte. Das war seine Lebensversicherung, um von Potter nicht gevierteilt zu werden. „Ich beobachte niemanden. Du solltest deine Brille reparieren lassen, damit auch du wieder einen klaren Durchblick hast und von Würde wollen wir gar nicht erst anfangen.“ Immer noch regte sich Draco auf, dass er eiskalt erwischt wurde. Wäre es wenigstens Blaise gewesen, hätte Draco darüber hinwegsehen können, aber doch nicht bei Potter, der immer und überall versuchte, den Helden zu spielen. „Niedlich, Malfoy, aber meine Brille ist in einem perfekten Zustand“, erwiderte Harry und nahm seine Brille von der Nase, um sie ausgiebig zu bestaunen. „Was die Würde angeht -“ „So will ich es überhaupt nicht hören“, feuerte Draco leise, aber knurrend, zurück. Er mochte Potter wirklich noch nie, ging ihm gerade auf. „Du kannst dir noch nicht einmal ein Brot schmieren und willst mir etwas über Würde erzählen, das ist niedlich, Narbengesicht.“ Draco schnappte sich willkürlich ein Buch, marschierte zum Pult von Madam Pince, um sich eintragen zu lassen und verließ mit einem letzten, stechenden Blick auf Potter die Bücherei. Verdammt! Wieso tauchte er auch in den ungünstigsten Situation auf – bis er sich ins Gedächtnis rief, dass Potter auch in viel schlimmeren Situation hätte auftauchen können.  Auch Harry wartete, bis Malfoy die Bibliothek verlassen hatte. Es war ein bizarres Bild, das Harry vorfand, als er Malfoy so ruhig hinter dem Regal hatte stehen sehen. Auch glaubte Harry ihm nicht, als Draco ein Buch aus dem Regal zog und Harry glauben lassen wollte, er sei nur der Bücher wegen hier gewesen. Harry wusste sehr genau, auf wen Malfoys Blick gerichtet war, nur konnte er nicht einschätzen, was genau Malfoy vorhatte. Nachdem Malfoy verschwunden war, fuhr er seinen Weg fort. Eigentlich wollte er mit Hermine über eine Hausaufgabe sprechen und plötzlich sah er Malfoy – hinter besagtem Regal... Verrückt. Einfach nur verrückt. Was ging bloß in Malfoy vor? Harry würde Hermine nichts davon verraten, sonst würde sie sich noch weiter hineinsteigern und am Ende ihr Praktikum vermasseln, weil sie zu unkonzentriert und darauf fixiert wäre, Malfoy genau im Auge zu behalten. Irrte Harry sich wirklich und er half Malfoy, indem er für ihn aussagte, um irgendwelche Machtspiele auszuleben? Gott, hoffentlich war seine Aussage vor dem magischen Zaubergamot kein Fehler gewesen... Hoffentlich würde Harry diesen Schritt nicht irgendwann bereuen, weil er Hermine dadurch womöglich in eine noch viel größere Gefahr brauchte.   ~*~ Lässig schlenderte Draco durch die Hallen, als ihm eine hervorragende Idee kam. Ja, wieso kam er nicht schon viel früher darauf? Die kleine Weasley würde ihm eine unglaubliche Hilfe bieten und wenn er das irgendwie schaffen wollte, musste er gute Miene zum bösen Spiel machen. Dann würde er eben mit der rothaarigen Nervensäge und Blaise nach Hogsmeade gehen oder sich an den schwarzen See setzen, um seinen teuflischen Plan voranzutreiben. So viele Ideen breiteten sich plötzlich aus. Jede Konzeption konnte er nach und nach – wenn Granger weiterhin so stur blieb – abarbeiten. Irgendeine Lösung gab es immer. Alles kribbelte ihn ihm. Seine Haut schien schon Feuer zu fangen, als er an seine Möglichkeiten dachte. Wie es dann wohl wäre, wenn er mit Granger schlafen würde? Ein intensiveres Kribbeln lief seinen Rücken hinab, da er eigentlich den Weg des geringsten Widerstandes bevorzugte, aber Granger musste man eben nachhelfen. Wie sich seine Haut erst anfühlen würde, wenn Granger unter ihm läge? Merlin, dann würde er innerlich verbrennen.  Draco dachte darüber nach, was genau eigentlich eine Obsession sein könnte, die er gegenüber Granger entwickelte. Ja, mittlerweile erkannte auch er dieses Problem, da er ständig hinter ihr her war, sie beobachtete, sie bedrängte und sich – seiner Meinung nach – die schönsten Dinge mit ihr vorstellte.  War er irgendwie abhängig von ihr? Körperlich absolut, finanziell überhaupt nicht. Wollte er sie so sehr, dass er es in Kauf nahm, dass sie seelischen Schaden davon tragen könnte? Nein, aber Granger war sonst immer tapfer und konnte sich zur Wehr setzen. Immerhin konnte Draco antizipieren, dass es durchaus passieren könnte, dass Granger Schaden davon trug. Das war ein Pluspunkt, diese Epiphanie, oder?  Aber war er nicht auch genügend prädestiniert für sie? Sie hätte keinen besseren finden können. Draco selbst fand, dass er attraktiv genug war, aber wieso sah das Granger nicht? Dachte sie wirklich, es käme nur auf die inneren Werte an? Alle Menschen waren oberflächlich. Niemand würde eine Garnele nehmen, wenn man den Hummer haben konnte. Fand sie ihn wirklich nur so abstoßend, weil er sie, während ihrer Schulzeit, diffamiert hatte? Konnte man darüber nicht hinwegsehen? Draco könnte es, da es ihm nie etwas ausmachte, was andere Menschen von ihm hielten. Dieser Kelch der Emotionen ging an ihm vorbei, Merlin sei Dank - bis Granger kam. Sie schaffte es, gewaltige Wut und Zorn in ihm hervorzurufen. Er könnte sie dozieren. Wieso nahm sie diese Hilfe nicht an? Er polarisierte, was in seinen Augen ein Geschenk für sie sein musste. Mit seiner Hilfe und seinen Mitteln, könnte sie es zu was bringen. Oder kam es ihr angeblich auch darauf nicht an? Es war schrecklich, wenn man die Lösung eines Problems nicht kannte. Draco verlangte von Granger eben Servilität. War das der ausschlaggebende Punkt? Konnte sie damit nicht umgehen?  Jetzt würde er Blaise aufsuchen und hoffen, dass Ginny Weasley auch anwesend war, denn sie brauchte er, um einen kleinen Bonus zu erhalten, der ihn um Welten weiterbringen konnte. Vielleicht sollte er ihr ein Kompliment machen? Oder tat man das nicht, wenn jene Frau mit dem besten Freund zusammen war? Tja, das war nie ein Thema und jetzt wurde alles auf einmal komplizierter, weil Blaise irgendwelche Gefühle entwickelte, womit Draco nichts anfangen konnte. Zuerst sah er in der großen Halle nach, doch der Treffpunkt war am unwahrscheinlichsten. Draco vermutete, dass die kleine Weasley ihrem Bruder und Potter noch nichts erzählt hatte. Als nächstes suchte er die Bibliothek wieder auf, aber auch dort wurde er nicht fündig und auch Granger hatte die Bücherei längst verlassen. Er ging hinunter zum schwarzen See, wo er endlich fündig wurde, als er Blaise hinter einem Baum kurz hervorblicken sah.  Grinsend näherte er sich dem Baum. Was ihn jetzt wohl erwartete? Blaise mutierte zu einem Gentleman und Draco assoziierte ihn mit einem Weichei. „Na, kleine Weasley?“, rief Draco pfeifend. Nun ja, er konnte alte Gewohnheiten eben doch nicht auf Kommando ablegen. Er war eben doch ein Arsch, was Freundlichkeit anging. „Was sagt dein Bruder dazu?“ Er erschien hinter dem Baum und verschränkte belustigt die Arme, während er seinen Kopf neigte und das Szenario abschätzig bewertete. Das Gesicht von Ron Weasley hätte Draco zu gerne gesehen - ja, sogar bezahlen würde Draco dafür. „Malfoy!“, fauchte Ginny erschrocken und entfernte sich von Blaise.  Die Geste nahm Draco sehr bewusst wahr. „Scheinst ja richtig zu Blaise zu stehen, wenn du dich schon entfernst, wenn ich hierher komme.“ „Hey, Draco“, versuchte Blaise zu schlichten. „Ganz ruhig bleiben.“ „Bin ich doch?“ Draco hatte doch noch gar nichts getan und schon war er der Sündenbock? Aus dem Grund mochte er auch keine Liebe und Beziehungen. Freunde hatten kurzerhand keine Zeit mehr und wollten nur noch Händchen halten oder mehr Zeit mit der Freundin verbringen – auch das war ein lästiges Mitbringsel einer Beziehung. Frauen versuchten systematisch den Mann einzuquartieren. Sie wollten immer mehr und mehr Zeit in eine Beziehung investieren, obwohl man sich kaum kannte; was wohl der Grund dafür war, dass man mehr Zeit miteinander verbrachte. Das sah Draco ja noch ein, aber Draco selbst würde seinen Freiraum nicht aufgeben wollen. „Ich habe bloß eine legitime Frage gestellt, aber getroffene Hunde bellen, was?“, fragte Draco an Ginny gewandt. Jetzt würde nur noch Ron Weasley fehlen und Draco hätte mit allen eine geistreiche Konversation geführt.  „Kannst du nicht andere Menschen herumkommandieren und nerven?“ Ginny stemmte ihre Hände in ihre Hüften und trat automatisch wieder an Blaise heran. Natürlich musste Malfoy wissen, was sie und Blaise hier taten. Sie waren beste Freunde und mit Sicherheit hatte Blaise seinen Freund eingeweiht... Auch sie hatte beste Freunde und traute sich nicht, sich ihnen anzuvertrauen, aber Blaise sagte es seinem besten Freund.  „Nein, ich degradiere die Unterklasse gerne noch eine Etage tiefer“, bemerkte Draco zynisch und schaute sich seine Fingernägel genauer an, ehe er ruckartig zurück in das Gesicht einer puterroten Weasley blickte. Okay, er war wirklich fies und bot dem rothaarigen Mädchen keine Möglichkeit, ihn überhaupt gerne zu haben, aber sobald er Weasley sah, sah er ihren grenzdebilen Bruder. „Noch ein bisschen und du hast deine Haarfarbe erreicht“, bohrte Draco weiter. Nun, eben hatte er gegen Granger und eigentlich auch gegen Potter - sprachlich gesehen - verloren, das musste er jetzt wieder gut machen, indem er Weasley schikanierte.  „Willst du dazu gar nichts sagen?“, wandte Ginny sich erbost an Blaise. Gerade öffnete Blaise seinen Mund, doch statt seiner Stimme, kam ihm Dracos Stimme zuvor. „Kannst du dich nicht alleine wehren? Nur, weil du mit Blaise zusammen bist, heißt das nicht, dass er alles für dich ausbaden muss.“ Es tat verdammt gut, nach dem Gespräch mit Granger und Potter, wieder die Oberhand zu haben. „Hey“, flüsterte Blaise und trat näher an Draco heran. „Was soll das denn?“ Als würde Draco überlegen, ließ er seine Hand über sein Kinn gleiten. Spielte Blaise jetzt den edlen Ritter und stellte sich schützend vor die Kleine? So schnell zerbrach also eine Freundschaft, wegen einer Frau. Eine triumphale Erkenntnis. Nun wusste Draco auch, woran er bei Blaise war. „Ich wollte lediglich wissen, ob Weasley genauso ehrlich und offen ist wie du, Blaise. Nichts weiter. Wenn du mir das zum Vorwurf machst, dann weiß ich nicht, was du unter Freundschaft verstehst.“  „Nein, ich habe es nur Hermine erzählt“, keifte Ginny beleidigt zurück.  „War sie... begeistert?“, wollte er nun doch interessierter wissen, als er zugeben wollte. Wenn Granger mit dieser Beziehung keine Probleme hatte... Dann könnte sie ja auch rein theoretisch mit ihm eine Nacht verbringen, oder? Dann schien es ja keine Probleme, bezüglich der Häuserdifferenzen, zu geben. Dann konnte ihr auch die Meinung ihrer Freunde egal sein, wenn es der kleinen Weasley auch egal war? „Was geht es dich an, Malfoy?“ Ginny ließ sich auf einem nahe liegendem Stamm nieder und stützte ihre Ellenbogen auf ihren Knien ab.    „Ich meine ja nur. Granger ist ja nicht einmal begeistert, dass ich mit ihr arbeite. Was soll sie also zu eurer Beziehung erst gesagt haben? Euphorisch war sie sicher nicht.“ Er wollte seine Frage und sein Interesse so untendenziös und indifferent wie möglich stellen, aber Ginny gleichzeitig um den Finger wickeln. Weasley durfte nur keinen Verdacht schöpfen, sonst wäre sein Plan in Sekunden ruiniert. Seinen, wie er fand, genialen Plan würde er somit ja selbst zerstören, wenn er sein destruktives  Verhalten an den Tag legte. Ob er den verständnisvollen, toleranten und einfühlsamen Draco spielen sollte? War in einem Krieg – den Granger mühelos hätte umgehen können – nicht alles erlaubt? Er warf ihr einen mitfühlenden Blick zu, was sie zu erweichen schien. Ja! Gedanklich klopfte Draco sich auf die Schulter.  „Na ja. Nein, war sie nicht, aber sie missgönnt mir mein Glück auch nicht.“ „Wie bizarr, denn ich dachte, Granger wäre realistisch“, deklarierte Draco feixend und lehnte sich gegen einen alten Baum, dessen Verfall schon vorprogrammiert war.  „Draco, was willst du damit sagen?“, fragte Blaise fassungslos und erzürnt nach. Was wollte Draco ihm eigentlich damit sagen? Dass er und Ginny keine Zukunft hatten? Wenn ja, weswegen? Wäre Blaise nicht ein verdammt guter Freund, müsste er sich spätestens jetzt darüber Gedanken machen, wieso er Draco weiterhin so verfahren ließ - mit Kalkül und ohne Rücksicht auf Verluste.  „Denkst du, Weasley bleibt bei dir, wenn Potter und ihr Bruder von euch erfahren?“ Das meinte Draco sogar ernst. Nie glaubte er daran, dass Weasley seine kleine Schwester mit einem Slytherin sehen wollte. „Oder wieso versteckt ihr eure Liebe?“ Das Wort Liebe setzte Draco in Anführungszeichen. „Wenn sie dich so sehr liebt, wie sie mir weismachen will, dann erkläre mir, wieso sie es den anderen nicht einfach sagt? Nichts wäre leichter, oder?“, fragte er an Ginny gewandt. „Ich meine, wenn man verliebt ist, steht man doch zu demjenigen, oder?“ Aufgebracht kräuselte Blaise seine Lippen. Das sagte ja der Richtige. Im Gegensatz zu Draco, stand er zu seinen Gefühlen. Wieso also stand Draco nicht zu Granger? Eben, aus Angst, aber das konnte er ihm vor Ginny ja nicht an den Kopf werfen. Gerne hätte Blaise es getan und einen Backstein hinterher geworfen. „Tun wir, Draco. Das alles ist nur kompliziert.“ Für Draco gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder wollte Weasley nichts sagen, weil sie Angst vor Ablehnung hatte und die kleine Weasley auch nicht daran glaubte, dass Blaise danach weiterhin zu ihr stehen würde oder sie liebte Blaise nicht aufrichtig genug. Vielleicht hatte Blaise vor Monaten etwas mit einer Freundin von Weasley gehabt und Ginny wollte sich nun rächen? Es gab so viele Thesen, aber worauf basierten diese? Auf Dracos Zwist mit den Gryffindors? Möglich... Er riss mehrere Grashalme aus der Erde, ehe er sich zum Gehen aufrichtete. „Ja, dann... Viel Spaß!“ Er hatte überhaupt keine Lust mehr auf die Heuchelei... Kompliziert... Wers glaubte wurde selig.  Ohne weitere Worte drehte er sich herum und wanderte zum Schloss hinauf. Besser wäre, wenn er sich jetzt in seinem Bett vergrub und erst morgen wieder aufstand – dann wäre er endlich mit Granger alleine, die dann nicht weglaufen konnte, da sie zusammen arbeiten mussten. Ha!         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)