The Warning! von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 3: Schauspielerische Leistungen --------------------------------------- - Kapitel drei - Natürlich sagte sie nichts zu Harry oder Ron, nachdem sie in ihrem Abteil ankam. Auch Ginny schien beschäftigt zu sein, als sie alle in der großen Halle saßen. Ständig wanderte Ginnys Blick umher, als ob sie nach jemandem suchte. Die Auswahlzeremonie war bald vorbei. Nur noch drei Schüler standen vorne, die in das passende Haus zugeteilt werden mussten, dann könnte sie endlich was essen. Ihr Magen rebellierte, aus Angst, aber auch aus Neugier, denn bevor das Essen begann, würde McGonagall die Schulsprecher vorstellen. Bei Merlins Unterhose, sie war nervös.  Wer hatte ihr das Abzeichen weggenommen? Gleich würde Hermine Gewissheit haben und wissen, wer denn in McGonagalls Augen prädestinierter wäre als Hermine. Hermine fühlte sich sichtlich unwohl. Es war, als wären Augen auf sie gerichtet, die sie sonst nie ansahen. Sie konnte die erwartungsvollen Blicke im Rücken spüren. Jeder schien zu ahnen, dass sie es war, die das Abzeichen bekam, doch sie alle irrten sich... Müde und träge hob sie ihren Kopf, ihr Blick wanderte durch die Halle. Fast alle Schüler verhielten sich vorbildlich und schauten nach vorne, um den Worten von Professor McGonagall zu lauschen. Nur wenige Ausnahmen kicherten oder unterhielten sich leise, so wie Ron und Harry. Hermine saß neben Harry und Ron schob eines der Quidditchmagazine zu ihm herüber und deutete wild gestikulierend und mit mehreren Fingern auf verschiedene Dinge, die in dem Heft abgebildet waren.  „Hey!“, flüsterte Hermine drohend und ihr Kopf ruckte in McGonagalls Richtung, die auf dem Podest stand – nachdem der letzte Schüler nach Slytherin eingeteilt wurde – und ihre Rede begann. Sie forderte die Schüler dazu auf, aufeinander zuzugehen. Sie forderte, dass man einander half und nicht gegeneinander arbeitete. Sie sagte, der Schlüssel zum Erfolg wäre Kameradschaft und der Wille, alles für den Anderen zu geben. „Hört zu!“, schimpfte Hermine. „Wieso?“, zischte Ron, der Hermine schräg gegenüber saß. „Schließlich redest du doch auch gerade und hörst nicht zu und fang nicht mit diesem Multitasking Quatsch an. Außerdem ist das nur eine Rede, Hermine, wie jedes Jahr. Reg dich ab!“ Ron wollte gar nicht erst darauf eingehen, aber wieso maßregelte Hermine ihn und Harry ständig? Er konnte nicht verstehen, wieso Hermine so niedergeschlagen war. Ron konnte dem Abzeichen nie was abgewinnen, da es mit viel Arbeit verbunden war.  Beleidigt schaute sie an Ron vorbei. Wieso war er so unausstehlich? Vor sechs Wochen hatte er sie noch geküsst. Jedoch bemerkten beide, dass mehr – als freundschaftlicher Liebe – nie zustande kommen könnte, da weder Ron noch Hermine etwas für den jeweils anderen, außer Freundschaft, übrig hatte und sie sich nicht verletzen wollten. Aber Hermine dachte auch, dass das alles etwas verändert hätte. Dass Ron sie endlich mal als Frau sah und sie dementsprechend behandelte, doch geändert hatte sich nichts. Man könnte Rons Verhalten – Hermine gegenüber - damit vergleichen, wie brutal er sein Frühstücksei morgens köpfte. Mit derselben Grobheit trat Ron ihr gegenüber. Sie strich sich gerade eine lose Strähne hinter ihr Ohr, als ihr Blick zufällig zu Malfoy wanderte. Sofort kniffen sich wieder ihre Augen zusammen. Dieses Aas. Seine selbstgefällige Haltung erinnerte sie an seine lächerliche und zeitgleich seltsame Aussage. Wie er dort saß, als ob nichts gewesen wäre und das Schlimme war, dass er sie ansah – ununterbrochen. Sein Blick wanderte nirgendwo anders hin. Auch zuckte sein Augenlid nicht. Wusste Merlin, wie lange er schon starrte, bevor sie es mitbekam. Hermine hätte gerne mit ihrer Hand irgendein Zeichen von sich gegeben, um ihm zu zeigen, dass er woanders hinsehen sollte.  Dieses Grinsen... Es machte sie so unglaublich wütend. Wie kokett und selbstsicher er neben Goyle und Zabini saß. Wie grazil, distinguiert und unkonventionell er seinen Kelch anhob und weiterhin so frech grinsen konnte. Sollte das eines seiner idiotischen Machtspiele werden? Dieses Kretin! Sie fand nicht das richtige Wort, welches nur ansatzweise ausdrücken konnte, wie abgrundtief ihr Hass gerade war. Im Anschluss sah sie, wie er seine Arme verschränkte. Anscheinend wartete er, bis sie weg sah und das als Sieg verbuchen konnte, aber auch Hermine würde sich zur Wehr setzen. Trotzig und verärgert schaute sie ihm entgegen. Malfoy konnte ruhig sehen, wie genervt sie seinetwegen war. Er sollte sehen, dass er sich diese Spiele mit ihr nicht erlauben konnte. Hermine Granger würde sich nicht wegen eines Blickes kleiner machen und ihm das Schlachtfeld überlassen.  „Ich darf nun die neuen Schulsprecher vorstellen und sie bitten, nach dem Essen zu mir zu kommen, um weitere Instruktionen zu erhalten.“ Hermines Kopf flog augenblicklich in die Richtung der Schulleiterin. Ihr war es gerade egal, ob Malfoy sein dämliches Spielchen gewann. Ihre ganze Konzentration lag auf der Professorin. Ihre Augen schauten gebannt auf Professor McGonagalls Lippen.  „Ich bitte Luna Lovegood und Ernie Macmillan sich kurz zu erheben.“  Einige Gryffindors schauten irritiert zu Hermine, da wohl jeder damit rechnete, dass sie zur Schulsprecherin ernannt werden würde, aber dem war wohl nicht so. Hermines Wangen färbten sich rot, als ihr die vielen Blicke bewusst wurden. Ja, Drachenmist. Sie selbst hatte mit diesem Amt gerechnet; nicht nur die Anderen. Zuerst wollte sie sich die Hände vor ihr Gesicht schlagen, aber das würde nur noch mehr unterstreichen, wie verletzt sie war. Nein, sie würde auch gewiss nicht in Tränen ausbrechen. Hermine würde Haltung bewahren und Größe zeigen. Sie gönnte es Luna, denn die Wahl hätte viel dramatischer ausgehen können. Wenn man bedachte, dass auch Pansy Parkinson hätte Schulsprecherin werden können – oder noch schlimmer, Draco Malfoy! Mit einem aufgezwungenem Lächeln winkte sie Luna zu und klatschte danach.  Harrys Mund stand offen. Ron ließ seine Gabel geschockt und langsam auf den noch leeren Teller sinken. Seine blauen Augen huschten zu Hermine und Luna; immer wieder hin und her, nicht sicher, auf wen er seinen Blick konstant richten sollte. Hermine hatte sich tatsächlich keinen Scherz erlaubt... Nachdem der Applaus abebbte, ertönte wieder McGonagalls Stimme. „Das ist nicht die einzige Neuigkeit.“ Gespannt schauten die Schüler wieder zurück zu ihrer Direktorin und die Gespräche unter den Schülern verstummten. „Das Kollegium und ich haben vier Schüler ausgewählt, die zu einem Praktikum ins Ministerium eingeladen werden. Diese Schüler sollen unsere Schule repräsentieren. Sie sollen zeigen, wie weit wir uns – nach all den schrecklichen Ereignissen – entwickelt haben.“ Kurz pausierte sie, ehe sie ein Pergament aus ihrem Umhang herauszog.  Gelangweilt rollte Hermine mit ihren Augen. Sie hatte nicht die Absicht, nach der Schule dort zu arbeiten, da sie mit eigenen Augen erleben musste, wie korrupt das Ministerium agierte und nach den Vorschriften von Voldemort handelte, von daher war dieser Punkt eher uninteressant. Das Ministerium war so schnell gefallen, dank ihrer eigenen Reihen – nicht so wie Hogwarts. In Hogwarts hielten überwiegend alle zusammen. Viel eher hätte man das Ministerium hierher einladen sollen, damit auch diese Menschen sehen konnten, was Zusammenhalt und eine Gemeinschaft bedeutete. Die Schule wurde in sechs Wochen komplett restauriert und neu aufgebaut – durch den Zusammenhalt der Lehrer! Auch das war ein Zeichen des Zusammenhaltes. Ja, eindeutig hätten die Ministeriumsbeamte hierher kommen sollen, um sich eine Scheibe hiervon abzuschneiden. Hier konnten sie lernen, sich nicht bestechen zu lassen.  „Hermine Granger, Gryffindor.“ Minerva setzte ihre Brille aufrecht hin, hielt das Pergament straff und begann, die weiteren Namen darauf vorzulesen. Nein! Nein! Das durfte doch nicht wahr sein! Wieder schnellte ihr Kopf in die Richtung ihrer Direktorin – dieses Mal sah man ihr den Schock im Gesicht an, denn sie spürte Harrys Hand beruhigend über ihre Schulter gleiten. Harry schien sie wirklich zu kennen, denn seine Berührung war sanft und aufmunternd zugleich. Auch schien er zu wissen, dass Hermine nicht im Entferntesten Lust hatte, zurück zum Ministerium zu gehen, mit dem ganzen Wissen, was sich alles dort abgespielt hatte – von Korruption bis Mord. Auch hatten sie dort mit ansehen müssen, wie Sirius starb. „Susan Bones, Hufflepuff. Anthony Goldstein, Ravenclaw und Draco Malfoy, Slytherin! Auch Sie bitte ich, nach dem Essen – gemeinsam mit den Schulsprechern – in meinem Büro zu erscheinen. Sie werden dann weitere Anhaltspunkte, bezüglich der Anreise und Aufgabenbereiche, erhalten.“ Mit diesen Worten schritt Professor McGonagall zu ihrem Stuhl, der in der Mitte der langen Lehrertafel stand, und ließ sich darauf nieder – wie es sonst immer Dumbledore getan hatte...  Sofort wanderte ihr Blick zu Malfoy, der sie ebenfalls ansah. Statt sich aufzuregen, schien er sich zu freuen, denn ein dreckiges Grinsen erschien auf seinen Zügen. Er toppte sogar seine eigene Dreistigkeit, als er seinen Kelch anhob, Hermine zuprostete und einen Schluck trank. „Deswegen wurdest du keine Schulsprecherin“, flüsterte Ron ihr zu und lächelte sie an. „Du musst was viel wichtigeres machen, als auf kleine Schüler aufzupassen, die sich nachts aus den Betten schleichen“, versuchte er weiter auf Hermine einzureden, nur um sie wenigstens ein bisschen aufzuheitern.  Hermine nickte nur. Nein, Ron schien sie nicht ganz so gut zu kennen wie Harry und was hieß auf kleine Kinder, die sich aus ihren Betten schleichen, aufpassen? Waren sie, in dem Alter, denn anders gewesen? Nein, denn Harry, Ron und sie waren selbst oft genug auf Streifzügen durch die Korridore von Hogwarts und verdankten es nur Harrys Umhang, dass sie nie erwischt wurden und wegen solcher Kleinigkeiten wurde ihr das Amt, das sie so lang anstrebte, verwehrt? Wegen dem Praktikum, das sicher nicht ein Schuljahr dauerte? Aber Hogwarts zu repräsentieren, wäre sicher auch eine verantwortungsbewusste Aufgabe, mit der sie sich zufrieden geben konnte, oder? Sie könnte tiefere Einblicke im Ministerium erhalten. Sie konnte erfahren, wie sich das Ministerium nach dem Krieg erholte und ob sie ihre Sicherheitsmaßnahmen erhöht hatten. Sie könnte in Bereiche eindringen, die man so schnell nicht erreichte, oder? Zumindest hoffte sie das, denn vielleicht könnte sie dann verstehen, weshalb das Ministerium gefallen war. Hermine hoffte es inständig, denn auch das Ministerium würde aus Fehlern sicher lernen und mit Kingsley als Minister wäre das durchaus realisierbar. Völlig desinteressiert stocherte sie in ihrem Kalbsfilet herum. Sie freute sich vielleicht ein bisschen auf die Aufgabe, aber dann war da noch Malfoy... Ihr Blick richtete sich kurz auf ihn und sie war froh, dass er sie dieses Mal nicht ansah, sondern angeregt mit Zabini sprach. Sicher sprachen sie schon darüber, wie Malfoy ihr das Leben so richtig zur Hölle machen konnte oder sie machten sich lustig, weil Hermine keine Schulsprecherin geworden war. „Magst du dein Fleisch nicht haben?“, fragte Ron trivial nach und kratzte sich dabei verlegen an seiner Wange.  „Nimm es, wenn du magst.“ Sie hatte sowieso keinen Hunger mehr. Hermine wartete nur, bis Luna, Ernie, Susan oder Anthony sich erhoben, mit denen sie dann gemeinsam zu McGonagall gehen konnte. Auf keinen Fall wollte sie mit Malfoy alleine gehen, geschweige denn in seiner Nähe sein. Das Aufeinandertreffen im Zug hatte ihr gereicht. Weitere Zusammenstöße würde sie unterbinden. „Sollen wir zusammen gehen?“, fragte Luna, die gerade in dem Moment verträumt zu ihrem Tisch spaziert war.  „Äh, klar“, erwiderte Hermine sofort dankbar, schielte kurz zu Malfoy und als sie sah, dass auch er aufstand, packte sie Luna am Arm, winkte noch Harry, Ron und Ginny zu und verließ mit Luna die große Halle. Von Luna würde Malfoy sich sicher fernhalten, außer er besaß so wenig Anstand und würde sie ansprechen. Immerhin war Luna lange in Malfoy Manor gefangen gehalten worden und das hatte sicher auch Malfoy nicht vergessen.  „Wieso rennst du so?“, wollte Luna lächelnd wissen. „Wir haben Zeit!“ Fast hechelte Luna, während Hermine ihren Arm weiterhin gefangen hielt und sie durch die Flure zog. „Ich äh, will nur pünktlich sein“, antwortete sie betreten und schaute über ihre Schulter, doch Malfoy erschien nicht in ihrem Blickfeld. Zum Glück. Gott, er machte sich nur einen Spaß, ganz sicher und trotzdem machten ihr seine Worte Angst. Sie dachte sogar immer noch darüber nach, Merlin! Aber steckte in Spaß nicht immer ein Funken Wahrheit? Erst diese Diskussion mit ihrer Mutter und jetzt Malfoy – dass sie nicht Schulsprecherin wurde, ließ sie sogar außen vor. Nein, sie gönnte es Luna wirklich.  „Bist du nicht böse auf mich?“, fragte Luna im selben Augenblick. Dieses Mal war ihre Stimme fest und nicht verträumt. Zum ersten Mal schien Luna wirklich bei sich selbst zu sein und ihre Umgebung wahrhaftig wahrzunehmen. Ihre stahlblauen Augen, die soviel Ehrlichkeit ausstrahlten, bohrten sich in Hermines bernsteinfarbene Augen. „Wie kommst du darauf?“ Sah man ihr etwa so deutlich an, dass sie mit dem Abzeichnen gerechnet hatte? Wenn ja, wäre es ihr sehr unangenehm. „Ich bin doch nicht böse auf dich.“ „Weil ich das Abzeichen habe.“ „Ach, nein. Denk das nicht, Luna“, winkte Hermine ab und hakte sich ein Stück fester unter Lunas Arm. „Ich bin deswegen doch nicht böse. Ich gönne es dir wirklich.“ Sie lächelte dem blonden Mädchen zu. Nein, wirklich böse war Hermine gar nicht. Die Wut ebbte immer mehr ab, auch wenn der Neid sicher noch einige Tage präsent wäre.  Als sie an der Treppe ankamen, die zum Schulleiterbüro führte, war die Treppe bereits nach oben ausgefahren, was bedeutete, dass bereits jemand oben war. Langsam ging sie mit Luna die Treppe rauf und konnte sehen, wie Malfoy lässig gegen die Wand lehnte.  „Malfoy!“, begann Hermine verwirrt. „Nimm deinen Fuß von der Wand.“ Das war zwar nicht Hermines Aufgabe, aber sie wollte auch nicht, dass Malfoy sich mit einem seiner Füße an der Wand abstützte, nur, damit der gnädige Herr bequemer stand. „Machst du das zu Hause auch?“ Eigentlich sollte sie mit Malfoy gar nicht weiter reden, ihn ignorieren und sich stattdessen fragen, wieso Malfoy es geschaffte hatte, vor ihnen anzukommen, obwohl Hermine ein schnelles Tempo vorlegte. Draco grinste ihr nur entgegen, ohne seinen Fuß von der Wand zu nehmen. Seine Arme waren verschränkt. Sein Blick nach unten gerichtet, so, dass mehrere Strähnen in sein Gesicht fielen. Ihre aufbrausende Art war niedlich. Er wäre derjenige, der ihr diese Anmaßungen austreiben würde. „Bist du Schulsprecherin?“, fragte Draco betont und gehässig, weil er wusste, dass es sie verletzen musste. Er war irgendwie erstaunt, dass sie nicht zur Schulsprecherin gewählt wurde. Mit Blaise hatte er, nach der Ernennung, ebenfalls diskutiert und auch Blaise war sichtlich verwirrt gewesen, dass Granger kein Abzeichen bekam. Er ging fest davon aus, aber vielleicht war das auch besser so. So musste er sich keine Gedanken machen, ob der männliche Schulsprecher Hand an sie legen würde. Denn dort oben im Turm würde es niemand bemerken, wenn sich die Schulsprecher amüsierten. So würde sie weiterhin in ihrem Mädchenschlafsaal bleiben und niemand würde sie anfassen. Allein der Gedanke machte ihn rasend, wenn er daran dachte, dass sie jemand anfassen würde.  Hermines Mund stand vor Wut offen. Diese Dreistigkeit, die Malfoy besaß. Unglaublich! „Nein, aber -“ „Dann sei still“, unterbrach Draco ihre gerade wohl schon einstudierte Pseudo-Schulsprecherantwort. „Draco, nimm deinen Fuß von der Wand!“, mischte sich nun Luna ein, aber statt ihn böswillig anzusehen, lächelte sie ihm entgegen.  Er zog eine Augenbraue nach oben und kam der Forderung der neuen Schulsprecherin nach, was Hermine zur Weißglut trieb, wie er sehen konnte. Innerlich lachte er, aber sein Blick war ernst auf die beiden Mädchen gerichtet, die mit ihm gemeinsam darauf warteten, dass McGonagall endlich die Tür öffnete und sie hereinbitten würde. War das blonde Mädchen nicht wütend? Sie sollte es, nach Dracos Meinung. Immerhin war sie über Monate eine Gefangene auf Malfoy Manor, aber sie schien keinen Groll gegen Draco zu hegen, trotz der Strapazen, denen Lovegood ausgesetzt gewesen war. Auch Susan, Ernie und Anthony erschienen wenige Minuten später vor dem Schulleiterbüro. Während sich alle miteinander unterhielten, sei es wegen der Schulsprecheraufgaben oder den Aufgaben im Ministerium. Draco jedoch hielt sich zurück. Er sprach mit niemandem und lauschte nur den Stimmen, die ihn umgaben. Granger war so nah und doch so unerreichbar in diesem Moment. Ohne das sie es bemerken konnte, beobachtete er sie. Immer wieder huschten seine Pupillen zu ihrer Gestalt und wieder weg. Er sog ihre Erscheinung auf und dachte daran, wie es wäre, wenn...  Die Tür schwang auf und alle sechs schritten zurück. Auch Draco entfernte sich von der Wand und betrat als Letzter das Büro. Sein Blick war fest auf Granger gerichtet, wie elegant sie sich fortbewegte und wie rasend es ihn machte.  Sie kamen alle vor dem Schreibtisch der Direktorin zum Stehen. Draco stellte sich mit ein wenig Abstand neben Granger und verschränkte gelangweilt seine Arme vor der Brust und schenkte diesem ganzen Spektakel nur sehr wenig Aufmerksamkeit – zumindest spielte er sein Desinteresse sehr gut. Immerhin wäre er mit Granger im Ministerium, könnte sie somit immer im Auge behalten. Auch Hermine fiel auf, wie er sich neben sie stellte. Sie hob ihr Kinn und schaute demonstrativ Professor McGonagall an.  „Die Aufgaben der Schulsprecher sollten klar sein. Die Schüler wurden angewiesen, in der großen Halle auf Sie beide“, McGonagall zeigte auf Luna und Ernie, „zu warten. Des Weiteren müssen Sie sich bitte um einen geregelten Ablauf der Patrouillen bemühen. Ich erwarte spätestens übermorgen Ihren ausgearbeiteten Plan.“ Sie kramte bereits nach weiteren Pergamenten in ihrem Stapel. „Sie sind außerdem dazu befugt, den Schülern, die sich nicht ordnungsgemäß verhalten, Punkte abzuziehen. Ich verlange, dass Sie Ihr Amt nicht missbrauchen oder den Schülern Ihres Hauses Vorteile verschaffen“, warnte sie weiter. „Außerdem werden Ihnen in den nächsten Tagen die Passwörter von allen Häusern mitgeteilt werden.“ McGonagall sah in Lunas und Ernies Gesicht und wartete auf weitere Fragen, die jedoch nicht folgten. „Das war es dann fürs erste. Sollten dennoch Fragen auftauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden.“ Sie entließ die Schulsprecher und wartete, bis sie das Büro verlassen hatten, ehe sie sich an die vier übrig gebliebenen Schüler wandte. „Auch an Sie habe ich klare Anweisungen. Ich erwarte Präzision, Disziplin und dass Sie Hogwarts ehrenvoll repräsentieren. Dieses Praktikum ist ein Privileg und das Kollegium und ich haben uns sehr lange darüber Gedanken gemacht“, fuhr die Direktorin fort. Sie sammelte vier Pergamente zusammen und reichte jedem eins davon. „Dort stehen die Uhrzeiten drauf, an denen Sie zu erscheinen haben und wie lange Ihr Dienst ist. In drei Tagen beginnt der erste Praktikumstag.“ „Verzeihen Sie, Professor McGonagall“, unterbrach Hermine sie vorsichtig und hob sogar ihre Hand, als ob sie sich im Unterricht befinden und melden würde. „Womit werden wir reisen?“ Ihre Augen hatten das Blatt innerhalb von Sekunden überflogen und alle wichtigen Informationen in ihrem Kopf gespeichert.  „Sie werden ein altes Klassenzimmer zur Verfügung gestellt bekommen. Von dort aus werden Sie jeden Tag zum Ministerium flohen und zurück.“ „Wie lange geht dieses Praktikum?“ Sie hatte, im Gegensatz zu den Schulsprechern, viele Fragen. „Werden wir in verschiedenen Abteilungen arbeiten?“ Sie betete, dass das der Fall wäre. Nur ungern würde sie mit Malfoy zusammen arbeiten müssen. Das wäre eine Folter.  Professor McGonagall lächelte zaghaft. Sie kannte ihre begabte Schülerin nicht anders und wäre sie nicht für diese Position, Hogwarts zu repräsentieren, geeignet, hätte Minerva sich persönlich dafür eingesetzt, dass Hermine Granger Schulsprecherin geworden wäre. „Das Praktikum wird drei Wochen dauern. In dieser Zeit werden Sie natürlich vom Unterricht freigestellt. Ich erwarte jedoch, dass Sie alle, sobald Sie nach ihrem Arbeitstag wieder nach Hogwarts kommen, den Schulstoff nachholen und sich einlesen. Sicher werden Ihre Häuserkameraden Sie dabei unterstützen.“ „Natürlich“, beantwortete Hermine die Frage automatisch für die Anderen mit, wobei sie mit dem Punkt, dass sie vom Unterricht freigestellt waren, nicht unbedingt einverstanden war, aber sie verbot es sich, Professor McGonagall zu unterbrechen, gar ihre Autorität zu untergraben oder ihre Kompetenz in Frage zu stellen.  Draco indes schüttelte nur seinen Kopf und grinste in sich hinein. Das war typisch Granger. Wie gerne würde er ihr all das austreiben. Ihre Gier, alles zu lesen, zu wissen, zu ergründen und zu erfahren. Diese Gier machte sie keineswegs unattraktiv, nur benahm sie sich eben auch nicht fraulich und das wollte Draco.  „Sie werden in zwei Paare eingeteilt und natürlich habe ich Ihren Eifer nicht vergessen, Miss Granger. Wie Sie sich immer für die Häuservereinigung eingesetzt haben.“ Nein! Hermine ahnte böses und ihr Mund klappte auf. Sie schickte ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel. Gebannt wartete Hermine, ob sie nun in die Hölle geschickt wurde, oder ob ihr Gebet erhört wurde und sie endlich einmal mit Glück gesegnet worden war. Ja, sie setzte sich zwar für die Häuservereinigung zwischen allen Häusern - speziell aber Gryffindor und Slytherin - ein, aber das hieß doch nicht, dass sie mit einer Schlange – die noch Draco Malfoy hieß – zusammen arbeiten wollte. Sie fand diese ewigen Streitereien nur unmöglich und versuchte immer dagegen vorzugehen oder zu schlichten, aber mit Malfoy war das doch nicht umsetzbar. Sie schluckte und es kam ihr wie Stunden vor. Stunden, in denen sie vor dem Prüfungssaal umher tigerte und auf ihre Ergebnisse wartete.  „Deswegen werden Sie mit gutem Beispiel vorausgehen und mit Mister Malfoy zusammen arbeiten.“ Die restlichen Pergamente legte Minerva zusammen und verstaute sie in ihrer Schublade. Das Portrait von Professor Dumbledore hing hinter ihr. Der ehemalige Schulleiter saß in einem Stuhl und schlief, daneben hing ein Portrait von Snape, für das sich Harry eingesetzt hatte, nachdem er die wahren Beweggründe von Snape erfuhr.  Ruckartig wanderte ihr Kopf zu ihm... Diesem bösen Etwas. Sie wusste genau, wo er stand. Hermine hätte sich gar nicht umdrehen müssen, aber er sollte ihren zornigen Blick ruhig ertragen. Er musste ihn ertragen. „Muss das sein?“, fragte sie gepresst und biss sich auf ihre Unterlippe. Sie versuchte Mitleid zu erregen. Irgendwie musste sie diesem Chaos entgehen, ohne unhöflich oder unkooperativ zu erscheinen.  Während Granger versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen, lachte Draco innerliche Lachtränen. Besser konnte man ihm nun wirklich nicht mehr in die Karten spielen. Es wurde von Minute zu Minute immer besser. Draco musste nicht einmal etwas dafür tun - keinen einzigen Finger krumm machen.  „Also, ich denke.“ Hilflos suchte sie Rat bei Susan und Anthony. Sie hoffte, einer der beiden würde sich bereit erklären und selbst mit Malfoy zusammen arbeiten, aber keiner der beiden ließ etwas dergleichen durchsickern. „Ich meine, Malfoy und ich können nicht zusammen arbeiten.“ Herrlich! Gleich müsste sie sich erklären. Belustigt sah er zu, wie Granger sich immer weiter um Kopf und Kragen redete.  „Sehen Sie das auch so, Mister Malfoy?“, richtete Minerva nun das Wort an Draco. Ihr Blick war streng und ähnlich wie Dumbledore, schaute auch sie über ihre Brille hinweg zu ihrem Schüler. „Ganz und gar nicht, Professor. Ich denke, Miss Granger und ich werden gute Ergebnisse erzielen können“, erwiderte Draco und sein Gesicht, samt seiner Mimik, sah sehr ernst zu seiner Direktorin. Er musste sie nur überzeugen, dass auch er seine Sätze ernst meinte. Wenn das geschafft wäre, stünde ihm nichts mehr im Weg – für die nächsten drei Wochen. „Malfoy!“, entrüstete sich Hermine und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Was soll das?“ Dieser Mistkerl machte das doch mit Absicht. McGonagall musste dieses Schauspiel, was er hier perfektionierte, durchschauen. Unmöglich konnte sie ihm das glauben. „Das glaubst du dir doch selbst nicht!“, fauchte sie in seine Richtung. „Miss Granger!“ Minerva unterbrach Hermine streng und zeigte ihre Missbilligung anhand ihres Blickes. „Ich sehe keinerlei Anzüglichkeiten und finde das Engagement von Mister Malfoy sehr zuvorkommend und lobenswert. Das ist doch der erste Schritt in die richtige Richtung.“  „Professor.“ Hermine klang verzweifelt. Sie wollte nicht mit Malfoy zusammen arbeiten, aber sie merkte auch, je mehr sie sich wehrte, umso mehr zog sie den Unmut ihrer Direktorin auf sich, da sie das Schauspiel dieses impertinenten Frettchens glaubte. Wütend schaute Hermine zu ihm. „Malfoy und ich. Das kann nicht gut gehen.“ Minerva wandte sich an Susan und Anthony. „Wäre denn einer von Ihnen bereit, mit Miss Granger oder Mister Malfoy, je nachdem, zu tauschen?“ Dracos Blick wanderte zu den beiden Angesprochenen, er versuchte sie mit seinen Blicken zu töten, zu erdolchen, zu weiß Merlin noch was, wenn sie es wagen sollten, mit Granger tauschen zu wollen. Wieso er sich die Blicke erlauben konnte? Weil Granger und McGonagall die beiden ansahen und auf Antworten warteten. Würde Goldstein es wagen, würde er ihm die drei Wochen zur Hölle machen und Bones? Nun Bones wollte bestimmt nicht mit ihm arbeiten, weil er sie im sechsten Schuljahr nur benutzte, um seinen Samenstau abzubauen. Das nahm sie ihm bestimmt noch übel.  Anthony hob seine Hände. „Ich arbeite gerne mit Susan. Wir müssen nicht tauschen.“ Susan wiederum nickte nur zustimmend, ohne Draco anzusehen. Verdammt, das durfte nicht wahr sein. Schnaubend drehte sie sich zu Malfoy um, der nur wieder dieses dreckige Grinsen im Gesicht trug. „Malfoy, sei einmal in deinem Leben ehrlich. Du willst nicht mit mir zusammen arbeiten und wenn, dann nur, um mich zu tyrannisieren. Gibs endlich zu“, verlangte Hermine. Was im Zug passiert war, würde sie nicht erwähnen. Ihr selbst war das viel zu unangenehm und wer wusste, ob ihr Glaube geschenkt wurde. „Miss Granger“, mischte sich Minerva ein. Ihr war dieses Treiben nun endgültig zu viel. „Wir haben das bereits mit dem Ministerium besprochen. Weder Miss Bones, noch Mister Goldstein wollen tauschen. Sie werden mit Mister Malfoy das Praktikum absolvieren!“ Für die Professorin war das Thema erledigt. „Aber -“ Gebieterisch hob Minerva ihre Hand, was Hermine sofort verstummen ließ. „Ich werde keine Ausnahmen machen. Wenn“, begann sie missmutig, „Sie nicht damit einverstanden sind, dann können Sie dieses Praktikum abtreten.“ Professor McGonagall war dafür bekannt, dass sie den Schülern aus ihrem ehemaligen Haus keine Vorteile verschaffte. Sie behandelte jeden Schüler gleich und würde dieses Verfahren beibehalten. Dracos Augen wurden größer. Sollte er jetzt einschreiten und anbieten, dass er sie nicht ärgern würde? Aber er könnte sich auch zurückhalten und abwarten. Ja, das sollte er tun, denn Granger war viel zu stolz, um etwas so wichtiges nicht anzutreten. Ihre Karriere, ihr Abschluss – all das waren Dinge, die höchste Priorität in Grangers Leben hatte. Nie würde sie das aufs Spiel setzen, was sie in ihrer Karriere voranbringen könnte. Sollte sie dennoch in Erwägung ziehen, das Praktikum nicht zu machen, könnte er immer noch eingreifen und den reumütigen Jungen, der naiv und dumm war, vorspielen. Genug Talent zum schauspielern schien er ja zu haben, wie er eben unter Beweis stellte. „Nein“, ergab sich Hermine kleinlaut. Zuerst wollte sie sagen, dass Malfoy das Praktikum an einen Schüler, der diese Aufgabe zu schätzen und zu würdigen wusste, abtreten sollte, doch sie hielt sich im Zaum. Professor McGonagall schien schon wütend genug zu sein. „Dann sind wir uns einig“, verabschiedete Minerva ihre Schüler und zeigte zur Tür.  Alles war unfair. Die ganze Welt schien sich gegen Hermine zu verschwören und als sie das Büro verließ, rannte sie aus Angst, Malfoy würde sie einholen und weiter auf sie – verbal - einprügeln, davon. Susan und Anthony ließen sich Zeit und unnötig auf die beiden warten würde sie auch nicht. Wie sähe das auch aus? Sie machte sich auch keine Gedanken, weshalb Malfoy vor Luna und ihr vor dem Büro angekommen war.  Ihre Schritte wurden immer schneller, aber da es bereits abends war, lag das Schloss in friedlicher Stille vor ihr und somit war jedes Geräusch doppelt so laut, was es ihr auch erlaubte, zu hören, dass jemand hinter ihr war. Bevor sie sich rechtzeitig umdrehen konnte, packte Malfoy sie bereits an ihren Armen. „Ich wusste gar nicht“, begann Draco, als sie zu ihm herumwirbelte und böse zu ihm hinauf sah, „dass du dich gegen die alte McGonagall und deren Entscheidungen stellst. Wie unartig!“ Sein Gesicht sank nach unten, wodurch er Granger in dem Licht, welches die Fackeln nur spärlich abgaben, besser sehen konnte. „Malfoy, lass das, verdammt nochmal!“ Hermine riss sich los und rieb sich über ihre Arme. „Geh mir aus den Augen. Solltest du es wagen und meine Zensuren gefährden, verwandle ich dich in ein Frettchen. Mit der Verwandlung solltest du dich ja auskennen.“ Was, zum Teufel, wollte er nur von ihr? Hatte er sie nicht sieben lange und quälende Jahre gedemütigt? Ihr die Hölle auf Erden bereitet? War er so unersättlich, dass er sie immer weiter tyrannisieren musste, solange er noch die Chance hatte?  Nun war auch Dracos Geduldsfaden gerissen. Sein Gesicht verhärtete sich, als er sie an den Schultern packte und gegen die gegenüberliegende Wand presste. „So so, ein Frettchen also, ja?“ Bissig sah er zu ihr hinab und packte sie noch fester, als sie begann, sich zu wehren. „Wie niedlich.“ Diese Verwandlung... Sie war schmerzhaft und ekelerregend. Diese elende Verwandlung verschaffte ihm diesen Beinamen und er verabscheute ihn. „Pass auf, dass ich dich nicht in irgendetwas verwandeln werde!“ „Willst du mir drohen?“, fauchte Hermine. Hoffentlich kämen Susan und Anthony bald, damit sie sahen, wie Malfoy mit Hermine umging. Hermine hegte die Hoffnung, dass sie dieses Martyrium – welches ihr mit Malfoy unmittelbar bevorstand – umgehen konnte, sobald Susan oder Anthony für Hermine aussagen und bestätigen konnten, wie unkollegial, degoutant und idiotisch Malfoy war. „Nein, ich sagte bereits, dass du dich in meiner Gegenwart nicht fürchten musst. Oder fürchtest du dich?“ Sein Gesicht näherte sich ihrem und er versuchte sie mit seinen grauen Augen zu durchbohren. Sein Daumen strich über ihre Wange, hinauf zu einer Haarsträhne, die er grob hinter ihr Ohr steckte.  „Eher gefriert die Hölle, bevor ich mich vor dir fürchte!“, spie sie aus und versuchte seine Arme, die sich fest um ihre Schultern krallten, wegzustoßen. „Und hör auf, mich ständig anzufassen!“ „Wieso empfindest du dann meine Aussage als Drohung? Und ich soll aufhören? Sei froh, dass dich wenigstens einer anfasst!“ Nun wurde auch Draco wütend. Wieso lief sie nicht in der Spur? Wollte er sie deswegen in seinem Bett, weil sie so schwer zu bekommen war? Weil sie sich wehrte und Draco dieses Spiel genoss? „Hau endlich ab, Malfoy!“, zischte Hermine aufgebracht. Wieso kamen Susan und Anthony nicht? Sie konnten doch nicht ewig in McGonagalls Büro bleiben. Schließlich wäre morgen Unterricht. In drei Tagen würden sie vier für drei Wochen freigestellt werden, um ihr Praktikum im Ministerium anzutreten. „Was hältst du davon, wenn du es mir so angenehm wie möglich machst und dich nicht wie ein pubertäres Mädchen benimmst und dich zierst, wie ein kleines, prüdes Mäuschen?“, schlug Draco lächelnd vor und ließ seine Zähne hervorblitzen. „Spinnst du?“, keifte sie übertrieben laut und schaute erbost in Malfoys Gesicht.  „Ich kann dir vieles beibringen“, ergänzte er jetzt argwöhnischer, da auch Draco verstand, dass das alles schwerer werden würde, wie erhofft. Sie war so unfassbar stur.  „Malfoy, selbst wenn du der letzte Mann auf der Erde wärst, würde ich dich nicht wollen“, spuckte sie ihm ins Gesicht. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Adonis? Wobei sie diese Art der Kunst nicht einmal schön fand. Bilder von Monet, Picasso oder van Gogh waren Kunst.  Draco legte sein Gesicht so, dass es im Dunkeln lag. „Ach wirklich?“, knurrte er leise und krampfte sich in ihren Handgelenken fest. Blaises Stimme spukte in seinem Kopf, die ihm immer wieder zuflüsterte, dass er – im Bezug auf Granger – Recht hatte und sie anders war.  „Was lässt dich denken, ich würde dich wollen?“ „Mein gutes Aussehen? Mein Charme? Mein Charakter? Such dir was aus!“ Nun, im Grunde genommen wollte er, dass sie sich am Anfang wehrte, aber nie dachte er, dass er auf solch eine robuste Gegenwehr stieß. Ein bisschen zieren hier, ein paar Albernheiten da, ja, das kalkulierte er fest mit ein, aber das? Mit solch einer Resistenz hatte er nicht im Ansatz gerechnet, wenn er ehrlich mit sich selbst war.  Sein Aussehen machte seine Ansichten, seine Eigenschaften und seinen Charakter nicht besser. Auch wenn Malfoy ein gutes Aussehen vorweisen konnte und er nicht in den falschen Gentopf gegriffen hatte, war das nicht das Maß aller Dinge. Es gab viel wichtigere Dinge, als Aussehen, befand Hermine. „Du widerst mich so an!“, feuerte Hermine ihm entgegen.  Wieder packte Draco fester zu. „Immerhin etwas, oder?“ Merlin, er war so stinkwütend. Er müsste gleich von ihr ablassen, um sich nicht völlig zu vergessen. Sie war wohl die Einzige, neben seiner Mutter, die ihn so in Rage versetzen konnte. In anderen Fällen war er immer der unnahbare und eiskalte Draco Malfoy, aber sie brachte Emotionen in ihm hervor, die er sich in seinen wildesten Albträumen nicht einmal ausmalte. „Morgen Abend, zehn Uhr, vorm Raum der Wünsche! Sei pünktlich.“ Ruckartig ließ er ihre Schultern los und zog sich zurück. Genau im richtigen Augenblick, denn er vernahm mehrere Geräusche. Er hörte Schuhe, die über den Boden schleiften. Draco konnte sich rechtzeitig zurückziehen, sich umdrehen und seinen Weg in die Kerker fortführen. Er wusste einfach, dass sie kommen würde, wenn nicht... Nun, dann musste er sich etwas überlegen, aber er war überzeugt, dass er furchterregend genug geklungen hatte.  Merlin... Das durfte nicht wahr sein. Sie bildete sich das alles ein und würde gleich aufwachen, genau. Die letzten Tage, die sie wahrgenommen hatte, waren bloß Träume. So musste es sein, denn niemals würde ihr das Schicksal solche Lasten auf ihre Schultern legen, oder?   War sie etwa so ein böser Mensch in ihrem vorherigen Leben gewesen? Wurde sie jetzt dafür bestraft? Viel zu spät kamen Susan und Anthony um die Ecke. Erschöpft lehnte sie gegen die Wand und ignorierte auch, wie die beiden an ihr vorbei marschierten und ihr zunickten. Auch sie schienen ein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie Hermine sich selbst überlassen hatten. Aber was brachte ihr das schlechte Gewissen der beiden? Nichts... Sie musste schließlich mit Malfoy arbeiten. Langsam erholte sie sich auch und ging zum Gryffindorturm. Morgen könnte Malfoy vor dem Raum der Wünsche warten, bis er schwarz wurde. Er könnte sich auf den Kopf stellen und trotzdem würde Hermine nicht dorthin gehen. Da wäre sie ja von allen guten Geistern verlassen, wenn sie wirklich in Erwägung ziehen würde, dahin zu gehen – in eine Schlangengrube. Ob sie Harry und Ron davon erzählen sollte, sobald sie im Turm ankam? Ron würde sich wieder nur unnötig aufregen, Malfoy morgen früh vor dem Unterricht womöglich noch verprügeln und Harry würde sagen, dass man das alles ruhig, diplomatisch und gelassen angehen sollte.  Natürlich schätzte sie Harrys pazifistische Ansichten, wie er versuchte, alles ohne Gewalt zu lösen, aber er schien dadurch auch oft den Ernst der Lage zu verkennen.  Ob sie ihnen vielleicht von Malfoys Forderung erzählen sollte? Oder sollte sie sich nur darauf beschränken, zu erzählen, dass sie mit ihm zusammen arbeiten musste? Sollte sie komplett schweigen? Drachenmist! Das neue Schuljahr würde gut beginnen, wenn sie schon am ersten Tag Geheimnisse vor ihren besten Freunden hatte. Oder sollte sie mit Ginny sprechen? Ginny war ihre beste Freundin und Freundinnen waren dazu da, um genau über solche Dinge zu sprechen. Unangenehme Dinge, die das Leben begleiteten und nun auch von Hermine Besitz ergriffen hatten.  Hermine erreichte viel zu schnell das Portrait der fetten Dame und schaute sie unschlüssig an. Wenn man wollte, dass die Zeit verging, verging sie überhaupt nicht und konnte sich wie Kaugummi ziehen. Wollte man jedoch die Zeit anhalten, lief die Zeit unaufhaltsam ab. Man konnte nichts dagegen tun. Die Zeit lief einfach weiter, ohne, dass man etwas dagegen unternehmen konnte. Vielleicht sollte sie sich einen Zeitumkehrer besorgen und Professor McGonagall eine Notiz, irgendetwas, hinterlegen, die sie dazu animierte, ihre Entscheidung zu überdenken. Hermine selbst schmunzelte über ihre Überlegung. Anschließend hob sie selbstbewusst ihren Kopf. Was dachte sie überhaupt über Malfoy und dessen idiotische Forderung nach? Glaubte er wirklich, sie würde dem nachkommen, was er verlangte? Bestimmt nicht. Sie würde weiterleben wie bisher und würde Malfoy ignorieren. Unglaublich, dass sie sich überhaupt über so etwas Gedanken machte, was sowieso nur vergeudete Zeit wäre, die sie sinnvoller nutzen würde, wenn sie sich auf das Praktikum vorbereite.    Die erste Hürde wartete jedoch im Innern des Gryffindorturms.  Es war, als hätten sie alle auf Hermine gewartet, denn sie standen um das Sofa herum, welches vor dem Kamin stand und hielten Hermine den Platz frei. Wie eine Art Thron, auf dem sie sitzen und ihre Erzählungen und Erfahrungen mit ihnen teilen sollte. Harry saß auf der Lehne des Sofas, Ron saß links und Ginny rechts neben ihrem Bruder. „Und?“, fragte Ron zuerst, als Hermine sich niedergeschlagen auf das Sofa setzte und ihren Kopf in den Nacken legte. „Erzähl“, drängte Ron sie weiter und war überhaupt nicht in der Lage, Rücksicht auf Hermine zu nehmen, da er viel zu neugierig war. „Ron, kannst du mal abwarten?“, nörgelte Ginny und verschränkte, wie ihre Mutter es immer tat, die Arme vor ihrer Brust. Schnaubend schüttelte sie ihren Kopf, wegen der Ungeduld ihres Bruders. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, mit wem sie zusammen war? Ron war schon immer seltsam, wenn es um Ginnys Beziehungen ging. Als sie mit Dean Thomas ausging, echauffierte sich Ron wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug wegnahm, aber darüber konnte sie sich noch später Gedanken machen, wobei ihn nicht einmal das im Ansatz etwas anging, mit wem Ginny zusammen war, aber Brüder waren eben nun mal... Brüder.  „Ja, vielen Dank auch, Ginny“, maulte Ron und schaute in eine andere Richtung. Sein feuerrotes Haar konnte man von seinem roten Gesicht fast nicht mehr unterscheiden.  Was würde es bringen, wenn sie weiter schwieg? Harry und Ron würden es sowieso bald erfahren. Ginny ebenso. „Nun, das Praktikum hört sich vielversprechend an.“ Sie schaute in skeptische Gesichter, da sie es nicht voller Begeisterung - wie sonst irgendetwas, was sie erfreute - erzählte.  „Vielversprechend?“, bohrte Harry nach und schielte hinüber zu Ron und Ginny, die ebenfalls ratlos zu Harry sahen und mit den Achseln zuckten.  „Ja, das Praktikum dauert drei Wochen. Wir dürfen von einem alten Klassensaal aus zum Ministerium flohen und abends wieder zurück nach Hogwarts.“ Hermine kam nicht drum herum. Sie würde ihnen erzählen, dass sie mit Malfoy arbeiten müsste, aber nicht, dass er solche dubiosen Forderungen an sie stellte. „Vom Unterricht sind wir befreit“, ergänzte sie missmutig. „Und deswegen ziehst du so ein Gesicht, richtig?“, fragte Ron nach und verkniff sich sein Grinsen. Er wäre froh, wenn er zum Ministerium flohen könnte und somit vom Unterricht befreit wäre.  „Ja“, stimmte Hermine zu. Sie konnte es irgendwie nicht über sich bringen, obwohl es sich hier um ihre besten Freunde handelte. Sie konnte doch nicht so feige sein, oder? Zählten Mut und Tapferkeit nicht zu den Tugenden von Gryffindor? Doch, diese Tugenden zeichneten die Gryffindors aus. „Ich muss mit Malfoy zusammen arbeiten“, sprudelte es aus ihrem Mund und erleichtert sank sie in die Kissen, die auf dem Sofa lagen. „Was?“, riefen Ron und Harry gleichzeitig, während Ginny stumm blieb und Hermines Hand in ihre nahm. „Wie, du musst mit Malfoy arbeiten?“ Ron schien seine Gesichtsfarbe schlagartig zu ändern. Eben zierte sein Gesicht noch ein sattes rot, welches nun durch ein kalkweißes Gesicht ersetzt wurde.  „Wir wurden in Gruppen eingeteilt und Susan arbeitet mit Anthony und ich dafür mit Malfoy.“ „Das kann McGonagall doch nicht machen“, entfuhr es Ron enerviert. „Ich weiß sowieso nicht, wieso sie Malfoy vorgeschlagen hat!“ „Du musst auch nicht alles wissen, Ron“, fauchte Ginny und wandte ihr Gesicht wieder genervt zu Hermine. „Vielleicht hat sich Malfoy ja geändert, oder glaubst du, Professor McGonagall hat ihn einfach so ausgewählt? Mach dir keine Sorgen, Hermine!“, versuchte sie einfühlsamer als Ron zu sagen.  Keine Sorgen machen? Das war alles leichter gesagt als getan. Malfoy war kein unschuldiges Kind, das beleidigt die Arme verschränkte, wenn man ihm seine Bauklötze wegnahm. Nein, Malfoy war gefährlich. Wieso stand Ginny überhaupt auf Mafoys Seite? Oder war Hermine einfach noch zu konfus, um Ginny zu folgen? „Geändert?“, lachte Ron. „Klar, Malfoy ist super nett. Wer erinnert sich nicht gerne an den netten Malfoy?“ Nun war er es, der seine Arme verschränkte und seinen Mund zu einem Schmollmund verzog. „Harry“, versuchte Ron es auf diesem Weg, „sag ihr, dass sie sich irrt!“ „Ihr seid so borniert!“, keifte Ginny, bevor sie den Gemeinschaftsraum verließ. Sie würde jetzt ins Bett gehen und sich nicht weiter über ihren grobschlächtigen Bruder aufregen.  Hermine hätte gerne verstanden oder viel eher gewusst, weshalb Ginny davon ausging, dass Malfoy sich geändert haben könnte, bis Ron sie wieder zurückholte. „Man könnte fast meinen, sie wäre in Malfoy verliebt!“, höhnte Ron und kräuselte angewidert seine Lippen, als er seine Gedanken laut aussprach.  Könnte das sein? Könnte Ginny sich in Malfoy verliebt haben? Sie würde jetzt zu Bett gehen. In drei Tagen würde das Praktikum beginnen und sie wollte die zwei letzten Unterrichtstage genießen. Sie verabschiedete sich von Harry und Ron, folgte Ginny nach oben in den Schlafsaal und vergaß das Treffen, welches Malfoy von ihr verlangte. Morgen früh - so waren Hermines letzte Gedanken - während des Frühstücks, würde sie mit Ginny sprechen...  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)