Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 26: Sechsundzwanzig ---------------------------  „Kris, hinter dir!“ Erschrocken fuhr ich herum, um mich einem weiteren Ravager gegenüber zu sehen, der gerade im Begriff war, mich anzuspringen. Panisch riss ich den Arm in die Höhe und versuchte einen Schild um diesen zu legen, doch führte das nur dazu, dass meine Energie mit einer kleinen Druckwelle verpuffte, die den Ravager von mir wegschleuderte. Gut, nur dass ich jetzt aus zwei Richtungen von gepanzerten Wesen angegriffen wurde, was mir langsam die Angst in die Glieder trieb. Ich konnte mich nicht auf beide Gegner gleichzeitig konzentrieren, so wie es Juna vorhin getan hatte. Ebenso wenig hatte ich raus, wie man einen kreisrunden Schild erschaffen konnte. Was konnte ich überhaupt? Angst und Selbstzweifel ließen das Blut in meinen Adern gefrieren, als mich plötzlich jemand im Rücken packte und zur Seite stieß, während das Gebiss eines Ravagers an der Stelle in der Luft zusammenschlug, an der ich eben noch gestanden hatte. Stolpernd krachte ich gegen Lorens Mustang und wirbelte herum, nur um Juna zu entdecken, die sich zwischen mich und das Finsternis-Wesen geworfen hatte. Das Wesen hatte sich in ihrem Stab verbissen, doch trat sie es dann auch schon von sich weg, als wäre dies das Leichteste auf der Welt. Jedoch schien ihr Auftauchen dazu zu führen, dass sich noch mehr Finsternis-Wesen um uns herum scharten und uns von Prim und Mishka abschnitten. Auch der Kater wurde gezielt von Prim weg gedrängt, was ihm gar nicht behagte, denn er brüllte wutentbrannt und stürzte sich fast schon rasend auf das nächstbeste Wesen, das sich zwischen ihn und das Mädchen stellte. Während Juna sich nun um die Wesen kümmerte, schloss ich für einen Moment die Augen und lehnte mich an den Mustang in meinem Rücken. Ich musste versuchen, endlich die innere Ruhe zu finden, die ich für mein Element brauchte.   Als ich meine Augen wieder öffnete, hatte ich gefunden, wonach ich suchte, denn ich blieb vollkommen ruhig, trotz dass ich mit ansah, wie Juna von einem Raider zu Boden gerissen wurde. Sie konnte sich gegen eines dieser Biester problemlos erwehren, also begnügte ich mich damit, einen Schild neben ihr zu errichten, um ein weiteres Wesen davon abzuhalten, sich in diesen Kampf einzumischen. Jedoch zog da auch schon eine Bewegung in meinem Augenwinkel meine Aufmerksamkeit von Juna weg. Es war Mishka, der weiterhin versuchte, zurück zu Prim zu gelangen. Als ich den Blick weiter zu der Blonden schweifen ließ, erkannte ich auch, weshalb: Ein Ravager war im Begriff, sich auf Prim zu stürzen. Doch noch bevor ich meine Hand auch nur weit genug anheben oder Mishka durch die Angreifer hindurch brechen konnte, schlossen sich die Zähne des gepanzerten Wesens um die Kehle der Blonden. Sie konnte nicht einmal mehr schreien, so schnell war es vorbei. Als das Bild des Ravagers, welcher Prims leblosen Körper im Maul hielt, in mein Bewusstsein drang, blieb ich ungläubig an Ort und Stelle stehen. Das konnte nicht passiert sein. Ich hatte sie nicht beschützen können, obwohl Loren mir diesen Auftrag gegeben hatte. Zweifelnd schaute ich auf meine zitternde Hand, die ich in Prims Richtung ausgestreckt hatte und ließ diese kraftlos sinken. Als ich wieder aufsah, setzte sich Juna schleichend langsam in Bewegung. Im gleichen Moment wurde sie erneut von zwei Raidern angesprungen. Ich spürte instinktiv, dass sich irgendetwas gerade an der Schwarzhaarigen verändert hatte, was mich vorsichtig einen Schritt nach hinten machen ließ. Und im nächsten Moment schaltete sie ein Wesen mit einer Kugel Licht aus, welches sich in ihren Arm verbissen hatte. Sie wirkte um einiges skrupelloser, als zuvor, als sie die Hand an dessen Schädel legte und diese Kugel aus Licht beschwor, die das Wesen in einem Bruchteil einer Sekunde auslöschte. Als Juna auch den anderen Raider brutal erledigt hatte, setzte sie ihren Weg zu Prim fort, während sich jetzt immer mehr Raider auf sie stürzten. Dennoch schien das die Schwarzhaarige nicht von ihrem Ziel abbringen zu können. Sie rief ihren Stab herbei und beschwor die beiden Lichtklingen von zuvor, ehe sie mit diesen blendenden Schneiden einen Raider nach dem anderen zerteilte. Ihre eiskalte, desinteressierte Art und Weise des Tötens ließ mich schaudern und ich machte einen weiteren Schritt nach hinten, da ich nicht riskieren wollte, ebenfalls zerteilt zu werden. Ein Raider nach dem anderen fiel und löste sich in Rauchschwaden auf. Jedoch kamen immer mehr nach. Raider wie Ravager. Und jeder einzelne stürzte sich auf Juna und wurde von deren Lichtsense oder einer Lichtkugel in die Schatten zurück geschickt, als wäre all das keine Anstrengung für sie. Es schien, als hätte ihr Element keine Grenzen.   Mishka hatte sich derweil bis zu Prims leblosen Körper hindurch gekämpft und hinderte die Finsternis-Wesen daran, diesen fort zu schleppen. Den Ravager, der das Mädchen getötet hatte, hatte er selbst beseitigt. Und was tat ich? Ich stand einfach nur da und konnte weder Mishka unterstützen, noch Juna helfen, da ich im Gefühl hatte, dass die Schwarzhaarige gerade auch einen Helfer mit ihren Lichtklingen zerteilen würde. Wie sich nach einer Weile herausstellte, lag ich damit auch gar nicht mal so falsch. Denn, nachdem sie jedes einzelne Wesen in seine Einzelteile zerlegt hatte, hätte sie beinahe noch Mishka einen Kopf kürzer gemacht. Im letzten Moment schaffte ich es jedoch, mich aus meiner Starre zu lösen und einen doppelten Schild zwischen den beiden zu errichten. Graue Schilde, die sie zu einem Drittel durchschnitt, ehe ihre Klinge sich darin verkantete und nur wenige Millimeter vor Mishkas Nase zum Stillstand kam. Einen Moment lang dachte ich, die Schilde würden brechen, doch zum Glück hielten sie stand, während Juna aus ihrem Rausch erwachte und ihren Stab in einem gleißenden Blitz verschwinden ließ. Erst, als sie das tatsächlich getan hatte, ließ ich den doppelten Schild mit einer Bewegung meiner zitternden Hand verschwinden, während Juna weiter auf diesen zutrat. Mishka duckte sich unter Junas Blick hinweg und trollte sich um sie herum, ehe er langsam auf mich zu schlich. Doch lag sein Blick dabei nicht auf mir. Er schaute geradewegs an mir vorbei, wartend, prüfend. Als ich das realisierte, wandte ich mich erschrocken in jene Richtung um, mit dem Schlimmsten rechnend. Doch entdeckte ich ein paar Meter weiter nur einen Mann mit strohblonden Haaren, die wirr in ein angestrengt dreinblickendes Gesicht hingen, in welchem ein 3-Tage-Bart prangte. Seine hellbraunen Augen leuchteten und wiesen den typischen goldenen Ring eines Animalisten auf, was mich nun doch wieder ein wenig entspannen ließ. Neben ihm her hinkte ein wolfsartiges Wesen, ein Guardian Supporter. Um seinen Hals herum prangte eine Löwenmähne, die ein wenig gerupft aussah. Ich kannte die beiden nicht, doch da Loren und Dew schräg hinter ihnen her liefen, mussten sie zur Gilde gehören. Alle vier wirkten erschöpft, so als hätten sie mit mindestens ebenso vielen Wesen gekämpft wie wir. Nun ja, besser gesagt Juna. Juna, welche sich gerade unter einem verzweifelten Aufschrei über ihrer toten Freundin zusammen kauerte und einen kugelrunden Lichtschild um sie beide herum errichtete.   Und mit einem Mal wurde mir klar, dass Prim tatsächlich durch den Ravager getötet worden war. Langsam wanderte mein Blick wieder zu den beiden Mädchen, während sich mein Magen verkrampfte. Doch stieß Mishka mich da auch schon an und zog meine Aufmerksamkeit auf sich, ehe ich die beiden auch nur direkt anschauen konnte. Ein Blick in die silbernen Augen des Katers reichte und ich wusste, dass das alles kein böser Traum war, sondern die grausame Realität und mir traten schlagartig die Tränen in die Augen. Mishka hatte versucht, Prim zu beschützen, doch war er wegen meiner Unfähigkeit ihn zu unterstützen von ihr getrennt worden. Zitternd sank ich auf die Knie und schlang die Arme um Mishkas Hals, während ich mein Gesicht in seinem schmutzigen Fell vergrub. Nicht viel später legte mir plötzlich jemand eine Hand auf die Schulter. Da Mishka es geschehen ließ, ging ich von Loren aus, womit ich auch Recht behielt, als dieser sich zu Wort meldete. „Hey, Kris. Ganz ruhig, noch ist nicht alles verloren.“ Verwirrt von diesen Worten begegnete ich Lorens Blick auf Augenhöhe, da er neben mir in die Hocke gegangen war. „Prim ist zwar tot, aber ist das nicht zwingend das Ende. Denk daran, was wir sind. Sie ist eine Mediale und ihre Verbindung zu Juna und ihrem Vater ist stark. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie zurück findet.“ Zweifelnd musterte ich Lorens haselnussbraune Augen und fing erneut an zu weinen, während ich den Kopf schüttelte. „Ich bin schuld... Ich bin schuld,... dass sie... tot... ist...“ Ich sah durch meinen Tränenschleier hindurch, dass der Blonde den Mund zu einem stummen „Oh“ formte, ehe er den Kopf schüttelte und leise seufzte. „Zu was führt die Nutzung des Schatten-Elements?“ „Was? Das... Das hat nichts damit... Ich hab ja... noch nicht mal... wirklich... etwas gemacht...“ „Zu was führt die Nutzung des Schatten-Elements?“ Wiederholte Loren jedoch nur mit ernstem Ton und festem Blick, wodurch ich den meinen senkte. „Zu... zu negativen... Gefühlen... Selbstzweifel... Depression...“ „Und Schuldgefühlen, welche hier vollkommen unnötig sind. Wenn, dann war es meine Schuld, da ich dir diese Bürde auferlegt habe.“ „Aber...“ „Jetzt sei ruhig und warte erst mal ab, Kris. Schau.“ Verunsichert ließ ich meinen Blick wandern. Juna hatte ihren Schild sinken lassen und lag nun in den Armen des blonden Mannes, der Prim bei genauerem Betrachten unglaublich ähnlich sah. Ich konnte ihn immer wieder ermutigend auf die Schwarzhaarige einreden hören, während auch ihm Tränen über die Wangen liefen. Und da geschah es plötzlich: Prims lebloser Körper zuckte leicht, dann schnappte sie hastig nach Luft und rollte sich hustend und röchelnd auf die Seite. Prim war zurück. Sie lebte. So wie es Loren prophezeit hatte. 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