Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 21: Einundzwanzig ------------------------- „So, dann zeig mal, was du kannst.“ Loren stützte seine Hände in die Hüften und schaute Damien auffordernd an, der unter seinem Blick ein wenig zu schrumpfen schien. „Ich... Muss das sein?“ Lorens steinerne Miene zwang Damien dazu, sich mit einem Seufzen zu ergeben und in die Mitte des Raumes zu schlurfen. Sammy sprang aufgeregt um ihn herum und wedelte erfreut mit dem Schwanz, wobei sie erwartungsvoll zu ihrem Partner aufschaute. „Ich bin aber nicht sonderlich gut im Kämpfen...“ „Was du nicht sagst. Und jetzt fang an.“ Nur für einen kurzen Moment fraßen die beiden sich mit Blicken auf, dann gab Damien nach und schaute zur Seite weg. Chester und ich saßen derweil mit aufmerksamen Blicken an der Wand auf zwei Stühlen. Laut dem Erben war es wichtig für mich, heraus zu finden, was für ein Element Damien beherrschte, um die Probleme mit meiner eigenen Fähigkeit zu überwinden. Also wartete ich gespannt darauf, was es sein würde. Bisher ging ich ja noch davon aus, dass ich alle Elemente durch probiert hatte. Damien wiederum schien angestrengt nach zu denken, was mich ein wenig skeptisch werden ließ. Was war los? Ungeduldig trat Loren auf ihn zu und als Dew herausfordernd grollte, blieb sogar Sammy stehen und schien ernst machen zu wollen. Sie faltete ihre Flügel flatternd auseinander und streckte sie zur vollen Breite aus, doch Damien zögerte weiterhin. Etwas, was die Wölfin mit einem ungeduldigen Fiepen quittierte und kurz über die Schulter zurück schauen ließ. Irgendetwas beschäftigte den Rothaarigen, was ihn zurückhielt und ich griff unwillkürlich nach Mishka, der neben mir saß, um ihn zu streicheln. „Hey! Hier vorne spielt die Musik!“ Der Blonde schnippte mit den Fingern und Dew schoss nach vorne, um sich auf Sammy zu stürzen. Diese sprang im letzten Moment aus dem Weg und gab einen vorwurfsvollen Ton von sich. Damien hingegen verkrampfte sich nur weiter und biss sich auf die Unterlippe. „Hey, Schwachkopf, willst du nicht etwas unternehmen?“ Dew jagte Sammy durch den Raum, die alleine ihrer Wendigkeit verdankte, dass sie immer wieder knapp entkommen konnte. Doch als ihre Runde sie wieder zu ihrem Partner führte, schlitterte sie kurzerhand um ihn herum, damit sie ihm in die Hand knuffen konnte. Sie wollte offensichtlich, dass er ihr half. Warum tat er es nicht? „Schlecht kämpfen und gar nicht kämpfen sind zwei verschiedene Sachen.“ Man konnte Loren ansehen, dass ihn das Ganze gehörig nervte. Mit einer fahrigen Handbewegung ließ er um Dews Maul herum Flammen auflodern und das Wesen tänzelte kurz erfreut über die offensichtliche Aufforderung zur Nutzung seines Elements. Er schien den Gebrauch des Elements richtig zu genießen, was Sammy die Flügel einknicken und winseln ließ. Trotzdem kam die Wölfin ihrem gehörnten Gegner entgegen. Langsam schritten die beiden aufeinander zu, wobei Sammy den Kopf bei jedem Schritt weiter senkte und immer vernehmlicher zu Knurren begann. Ich konnte die Frustration des Wesens beinahe am eigenen Leib spüren, als sie stehen blieb und die Flügel anlegte, nur um sie direkt wieder mit einem Ruck zur Gänze zu entfalten. Ein leichtes, dunkles Schimmern umspielte ihre Flügel und Damien hob erschrocken den Blick an. Damien hatte mir erzählt, dass Guardian Supporter das Element ihres Partners bedingt selbst einsetzen konnten, was jedoch starken Willen brauchte und nicht ihre eigene Energiequelle sondern die des menschlichen Partners anzapfte, da sie selbst keine hatten. Und Sammy stand nun kurz davor, es selbst zu nutzen, weil ihr Partner sich weigerte. Doch ließ Damiens Ausruf das leichte Flackern direkt wieder verschwinden. „Nein! Sammy, lass das!“ Vorwurfsvoll zog die Wölfin die Lefzen zurück und wirbelte zu dem Rothaarigen herum. Dew setzte sich abwartend auf seinen Hintern und reckte neugierig den gehörnten Kopf, um über die Schwingen der Wölfin hinwegsehen zu können, während diese auf ihren Partner zu stapfte und aufgebrachtes Bellen ausstieß. Ich könnte wetten, dass sie – wenn sie für uns verständlich sprechen könnte – gerade unglaublich am Fluchen und Beleidigen war. Sie flatterte immer wieder aufgebracht mit den Flügeln und ich konnte sehen, dass nun wieder schwarze Schemen aufflackerten, dieses Mal jedoch um ihr Maul herum. „Sammy, hör auf“, ermahnte ihr Partner sie grimmig, was diese mit einem unwirschen Knurren quittierte, als sie vor ihm zum Stehen kam. Um ihre Lefzen herum waberte es nun tief schwarz. Als sie die Zähne zeigte, waren diese in schwarze Schatten gehüllt. Also konnte Damien den Schatten selbst kontrollieren und nicht durch Lichtbrechung Schatten nutzen! Schatten war sein Element! „Schatten!“ Lorens erschrockene Stimme riss mich aus der Konzentration und ich entdeckte sein entsetztes Gesicht, als er einen Schritt zurückwich. Was war an diesem Element so schlimm und wieso hatte er mir nichts von der Existenz dessen erzählt? Wieso hatte er es mich nicht ausprobieren lassen? Ganz automatisch wusste ich, dass Schatten auch mein Element war. „Wieso hast du so ein Element?“ Und da war Lorens Wut auch schon wieder zurück. Ich wusste nicht, was mich dazu trieb, doch ich stand mit Chester zusammen auf, um mich zwischen die beiden zu stellen. Während Chester seinen Freund bei den Schultern packte, wandte ich mich meinem langjährigen Freund zu. „Was...!? Aber...! Er beherrscht die Schatten, Night!“ Ich selbst kniete mich erst einmal zu Sammy hinunter, die noch immer die Schatten um ihr Maul herum züngeln hatte, und streichelte ihr sanft über den Kopf. Langsam wandte sie den Blick an mich und entspannte sich wieder, was die Schwärze sich verflüchtigen ließ. Ihr Blick war tief traurig. „Wieso hältst du Sammy davon ab, dein Element zu nutzen? Was ist so schlimm daran, dass du dich selbst davon abhältst, Damien?“ Nach kurzem Zögern schaute ich zu dem Rothaarigen auf, der sich auf die Unterlippe biss. Seine Stimme war leise, als er endlich zu mir sprach. „Weil es kein gutes Element ist. Schatten führt zu Dunkelheit, Dunkelheit führt zu den Schatten-Gilden. In meiner vorherigen Gilde hat man mir davon abgeraten, es zu benutzen, da jeder, der Schatten beherrschte, früher oder später übergelaufen ist, wenn es ihn nicht vorher bereits umgebracht hat.“ Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen und stand dann auf, sodass ich fast Nase an Nase mit meinem Gegenüber stand. Früher hatte diese Nähe gereicht, seinen Widerspruch im Keim zu ersticken, da er mit einer Kopfnuss hatte rechnen müssen, weshalb ich mir diese Gewohnheit zu nutze machte. Auch wenn ich mich nun dazu auf die Zehenspitzen hätte stellen müssen. „Du bist hier und nicht bei den Schatten-Gilden, oder? Also hör auf, so einen Unsinn zu reden! Zeig mir, was du kannst und bring es mir dann bei.“ Ich hätte nicht erwartet, dass es nach meinen Worten so still im Raum werden würde, doch so war es. Alle starrten mich an, doch nur Sammys und Mishkas Blicke waren erfreut. Unbehagen kroch in mir hinauf und ich hielt unwillkürlich in der Stille die Luft an. „Bist du noch zu retten?!“ „Loren!“ „Schatten bringen nur Unheil!“ Seufzend drehte ich mich zu dem Blonden um und musterte seine haselnussbraunen Augen erschöpft, deren Ausdruck zwischen Wut und Verunsicherung schwankte. „Ein Hunter weiß instinktiv, was sein Element ist, richtig? Und Fi-... der Erbe meinte, ich solle herausfinden, was Damiens Element ist, das würde mir meine eigenen Probleme damit nehmen. Schatten ist das einzige, das du mich nicht hast ausprobieren lassen. Ich weiß einfach, dass es mein Element ist.“ In Lorens Gesicht konnte man den inneren Kampf ablesen, ehe er die Hände in die Luft warf und sich mit einem entnervten Geräusch abwandte. Pflichtbewusst tappte Dew hinter ihm her und ließ seinen echsenartigen Schwanz sanft hin und her schwingen. Erst, als Loren sich mit verschränkten Armen auf meinen vorherigen Platz gesetzt hatte, meldete sich Damien hinter mir zu Wort. „Krissy, er hat Recht. Schatten bringen nur Unheil.“ Da mich hier offensichtlich niemand unterstützen wollte, hob ich eine Hand an, um den Kupferhaarigen zum Schweigen zu bringen. „Bring' es mir bei, oder ich lerne es eigenhändig. So hab ich es auch mit Mishka und unserem animalistischen Bund gemacht und es hat funktioniert, richtig?“ Das Schnurren der schwarz-weißen Großkatze erfüllte den Raum. Anscheinend war mein Blick entschlossen genug oder aber der Gedanke an mein kommendes Handeln war zu unheilvoll, denn Chester nickte ohne zu Zögern. „Auch wenn es Risikobehaftet ist“, er zuckte mit den Schultern. „Keiner wird euch einschränken, so wie es vorher bei dir war, Damien. Auch wenn ich das Handeln der Moonriver-Gilde keineswegs verurteile.“ Während der Schwarzhaarige nun zurücktrat, deutete er mit der flachen Hand in die Raummitte. „Keine Einschränkungen mehr, also, zeigst du uns jetzt, was du gelernt hast?“ Die Unsicherheit war nicht aus Damiens Blick gewichen und er schwieg, was Sammy die Ohren nach ihm ausrichten ließ. Als sie dann jedoch zu wedeln begann, bemerkte auch ich die leichte Veränderung in seiner Mimik und trat ein wenig beiseite. Der Rothaarige atmete tief durch und machte eine Handbewegung, durch die er seine Partnerin weiter in den Raum hinein scheuchte. Freudig sprang die Wölfin davon und präsentierte dann voller Stolz ihre in Schatten gehüllten Fänge. Als sie ein Halbrund ablief, hüllten sich ihre Pfoten in die selben schwarzen Flammen, die erst ihre Geschwindigkeit erhöhten und dann auch ihren Sprung sichtlich verstärkten, als sie sich Meterhoch in die Luft katapultierte. Noch bevor sie wieder zu Boden fallen konnte, breitete Sammy ruckartig die Flügel auseinander und demonstrierte schwarz schimmernde Membranen. Sanft segelte sie auf diesen, in einem ausschweifenden Bogen, zu Boden. Doch kaum war sie gelandet, flammten ihre Schwingen auch schon gänzlich in Schwärze auf und sie schlug sie hastig vor ihrer Schnauze zusammen, um sie wie ein Schild zu nutzen. Als im nächsten Moment ein schwarzer Bolzen daran abprallte, zuckte ich zusammen und richtete meinen Blick auf Damien, der einhändig eine kleine Pistolenarmbrust hielt. Die Unbeschwertheit, die nun in seinen grünen Augen aufflackerte, war es, die mir zeigte, dass Chesters Aussage eine große Änderung für meinen besten Freund aus Kindertagen bedeutete. Und zwar eine positive. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)