Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 18: Achtzehn -------------------- Als ich am nächsten Morgen erwachte und mich über meine neuen Klamotten freute, entschied ich mich kurzerhand ein hautfarbenes Top und eine khakifarbene Cargohose anzuziehen. Darüber zog ich ein dunkelgrünes, locker fallendes Shirt aus Chiffon, das man kaum als nützliche Lage bezeichnen konnte, auf das Loren aber bestanden hatte, da es „gut dazu passen würde.“ Und da hatte er mich zuvor noch angesehen, als ob ich in einen Kaufrausch wegen Klamotten verfallen würde, während sich im Endeffekt der Blonde selbst als modischer Kaufsuchti herausgestellt hatte. Da ich die Sachen schon am Abend zuvor wieder aus der Reinigung geholt und zusammen gelegt hatte, ließ ich Loren nicht länger als üblich warten, als dieser mich kurz darauf zum Frühstück abholte. Der allmorgendliche Trott begann wie gewohnt, wobei sich Damien klammheimlich in diesen eingeschlichen hatte und nun mit uns schweigend frühstückte. Es schien ein stummes Einverständnis zwischen den beiden Männern gegeben zu haben, denn es kam zu keinerlei Anfeindungen am Tisch. Vielleicht hatten sie auch einfach nur Angst, dass ich ihnen eins über die Rübe zog, wenn man mir meine Ruhe beim Kaffeetrinken nicht gönnte?   Doch kurz bevor wir das Essen beendet hatten, trat jemand zwei Stockwerke höher an das Geländer heran, welches gegenüber des Eingangs lag. Augenblicklich hoben sich alle Blicke an und auch das letzte Gespräch verlor sich in der aufkommenden Stille. Ich fühlte mich ein wenig wie ein junger Wolf, der von seinem Alpha begutachtet und eingeschätzt wurde, als der Blick des platinblonden Mannes auf mir ruhte und ich hätte mich im selben Moment am liebsten klein gemacht. Doch wagte ich es mich gleichzeitig nicht, mich auch nur einen Millimeter zu rühren oder gar zu blinzeln. Erst, als er den Blick von mir löste, traute ich mich wieder zu atmen und den direkten Augenkontakt abzubrechen. Dieser Mann musste der Erbe sein, ansonsten konnte ich mir diese fesselnde Ausstrahlung und diese spürbare Präsenz der Macht nicht erklären, die meine Instinkte auf Habachtstellung drängten. Als ich den Blick von ihm nahm, entdeckte ich Chester, der hinter ihm auf den Rundlauf trat. Ohne auf das Treiben zwei Ebenen unter ihm zu achten, folgte er zwei Licht-Wesen, die mich weiterhin durch die Lücken des Geländers hindurch aufmerksam im Blick behielten. Bei dem Anblick der beiden cremefarbenen Wesen brauchte ich keine weitere Bestätigung mehr, da Damien mir erzählt hatte, dass der Erbe zwei Partner besaß. Wobei eines zu seiner verstorbenen Zwillingsschwester gehört hatte. Ich hatte bis jetzt eigentlich erwartet, dass Wesen von Zwillingen auch der gleichen Untergruppierung angehörten. Doch der Körperbau unterschied die beiden und wies sie offensichtlich als einen Sanctum Guard und einen Guardian Support aus. Ich merkte nicht, dass ich die Gruppe so offensichtlich anstarrte, bis Loren mir einen Stoß mit dem Ellenbogen verpasste und ich den Blick zu ihm senkte. Fragend zog ich die Augenbrauen zusammen, doch kam ich nicht dazu, die Frage in Worte zu fassen. „Wenn du ihn weiterhin so anstarrst, könnten seine Partner dich als Gefahr einstufen“, zischte er mir nur knapp entgegen, als meine Augen erneut zu der Gruppe schweifen wollten, die gerade das Ende der Treppe erreicht hatte und auf uns zu hielt. Es brannte mir unter den Fingernägeln, ihn weiter an zu starren, auch wenn ich meinen eigenen Körper für dieses Verhalten nicht verstehen konnte. In mir griff ein Gefühl des Trotzes nach meinem Verstand, das ich nach dieser Zurechtweisung nun zwanghaft zu unterdrücken versuchte. So war ich doch sonst nicht. Für gewöhnlich nahm ich territoriale Herausforderungen nicht an, sondern überließ den Platz kurzerhand dem Herausforderer. Wieso wollte ich einem viel stärkeren Gegner nun beweisen, dass ich mich nicht unterdrücken ließ? Heftig schüttelte ich meinen Kopf und biss mir im Anschluss daran auf die Zunge, ehe mein verstohlener Blick wieder zu dem Erben glitt und ich ihn indirekt weiter musterte. Sein weißblondes Haar war in einem Pferdeschwanz im Nacken zusammengefasst, während sein langes, zerzaustes Pony ihm in die eisblauen Augen hing. Ich hatte das Gefühl, dass seine Augen sogar noch intensiver, als die der anderen Animalisten, strahlten. „Kristina Piunova.“ Selbst seine Stimme hatte eine kräftige Note, nicht aggressiv, sondern klangvoll und stark. Einen Moment lang starrte ich ihn wieder an, bis ich realisierte, dass alle im Raum auf eine Reaktion von mir warteten. Ein bekanntes Kribbeln breitete sich in meinem Hinterkopf aus, doch versuchte ich mich nicht wieder zu sehr darauf zu konzentrieren, stattdessen vertraute ich auf eine vage Eingebung die damit einher ging und so erhob ich mich von meinem Stuhl. Wie ferngesteuert legte ich die Rechte, zur Faust geballt, über mein Herz und verbeugte mich leicht. Doch achtete ich darauf, mich nicht zu tief zu verbeugen. Ich war nicht sein Speichellecker, der zu Kreuze kroch, und das durfte er gerne wissen. Als ich mich wieder aufrichtete, hätte ich schwören können, dass seine Mundwinkel gezuckt hatten, doch war der Moment zu schnell verflogen, um mir wirklich sicher zu sein. „Nun habe ich also auch endlich die Gelegenheit, dich kennen zu lernen.“ Bei diesen Worten umrundeten mich die beiden Licht-Wesen, was Mishka zu einem fast tonlosen Fauchen veranlasste. Nur ein Fingerzucken meinerseits reichte jedoch aus, dass er schwieg und den Kopf ein wenig senkte. Der Sanctum Guard, ein Männchen, blieb vor Mishka stehen und strahlte eine Dominanz aus, die den Kater vor unterdrückter Anspannung zittern ließ. Das Weibchen blieb schließlich vor mir stehen und starrte mit grasgrünen Augen zu mir auf, bis ich meinen Blick vom Erben nahm und den ihren erwiderte. Irgendetwas in ihrer Mimik ließ mich ein wenig entspannen und Mishka tat es mir gleich, was seinen Gegenüber zu seinem Partner zurück trotten ließ. Nur langsam hob ich den Blick nun wieder an. Dieses Mal jedoch nicht ganz so trotzig wie zuvor. War das gerade ein Test? Ein kaum merkliches Nicken meines Gegenübers ließ mich das jedenfalls annehmen, denn erst jetzt begannen die Leute in der Kantine langsam wieder ihr Frühstück fortzusetzen, auch wenn ihre Blicke weiterhin auf uns gerichtet blieben. „Es gibt einige Dinge, die wir zu besprechen haben.“ Wieso hatte ich nur das Gefühl, dass bei diesem Mann selbst Fragen im Befehlston ausgesprochen wurden? Kurz zuckte mein Blick über den Tisch zu Damien, der uns angespannt beobachtete, dann zu Loren, der die Ruhe weg war, bis hin zu Chester, der vollkommen undurchschaubar drein blickte. Als ich den Erben wieder anschaute, fühlte ich eine leichte Unsicherheit in mir aufkommen, die ich mühevoll zu ignorieren versuchte. Um dieses Gefühl zu übertünchen, nickte ich leicht und ließ meine Fingerspitzen in Mishkas Fell gleiten. „Ich habe gerade Zeit.“ Wieder zuckte einer seiner Mundwinkel ein wenig nach oben und dieses Mal war ich mir ganz sicher, es gesehen zu haben. Mein, mir unerklärliches, Verhalten schien ihn zu amüsieren. Doch mich selbst verwirrte es umso mehr. „Wenn das so ist, dann macht es dir sicher nichts aus, direkt mit zu kommen.“ Ohne zu warten, wandte der Weißblonde sich um und hielt auf die Treppe zu, die er zuvor heruntergekommen war. Nach einem kurzen Zögern, in dem ich erkannte, dass kein anderer folgen würde, eilte ich ihm hinterher. Hosted by Animexx e.V. 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