Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Neji: Ich sah unserem alten Lehrer hinterher. Irgendwie wirkte er gebückt, als drücke eine unsichtbare Last auf seine Schultern. Nach allem, was ich seit ein paar Jahren von ihm wusste, konnte ich es mir schon denken, was ihn bewegte. Dennoch konnte ich kaum Mitleid aufbringen, immerhin hatte sich mein Schwager für Hinata entschieden. Ich sah zu ihr herüber, wie sie ihn völlig hingerissen anstrahlte. Naruto sah genauso begeistert zurück. Sie wirkten in solchen Momenten wie in ihrer eigenen Welt, die niemand sonst betreten konnte. Ich ertappte mich dabei, wie ich lächelte. „Sie sieht so glücklich aus“, bemerkte Hiashi neben mir. Ich unterdrückte ein Zucken. Stattdessen nickte ich. „Ja, er ist ein guter Mann“ Ich hörte meinen Onkel leise grunzen. „Ich hoffe nur, sie werden nicht ewig überall herumreisen“ Typisch, am liebsten hätte er seine Tochter ständig um sich. „Du muss loslassen, Onkel“, sagte ich leise, „Sie ist kein kleines Mädchen mehr“ Er seufzte auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Das traditionelle Gewand, welches er heute natürlich trug, versteckte seine Hände in den weiten Ärmeln. „Sie wird immer mein Mädchen bleiben“, murmelte er in einem Tonfall, der beinahe schon so liebevoll klang wie ich es bei ihm noch nie gehört hatte. Ich schnaubte leicht. „Oji-san!“, schollt ich ihn nur halb ernst gemeint. Er lachte einmal auf. „Neji“, seine Stimme veränderte sich und ich wurde aufmerksam. Was wollte er nun von mir? „Ich will nicht nur meine Töchter einmal so glücklich sehen“ Er gab mir einen bezeichnenden Blick. „Solltest du jemanden im Auge haben, so scheue dich nicht, dein Leben zu leben“ Mein Blick schnellte zu einem ganz besonderen Mädchen hinüber. Sie sah mich nicht an, sondern machte gerade fleißig Fotos mit ihren Freundinnen. Ich sah zurück zu meinem Onkel. „Was meinst du damit?“, fragte ich. „Neji, die Arbeit ist nicht alles. Das hat mir damals meine Frau beigebracht. Achte nur darauf, dass du nicht eines Tages aufwachst und denkst, du wärst einsam. Nimm dir, was du willst, wenn du es bekommen kannst. Scheu dich nicht, weil du denkst, du verdientest es nicht“ Er sah ebenfalls zu den Gästen hinüber. „Versuch, Herz und Kopf in Einklang zu bringen“ Und damit lies er mich mit einem väterlichen Klaps auf den Rücken stehen. Ich blinzelte und sah ihm überfordert hinterher. „Neji?“, ertönte eine Stimme nur wenige Minuten später neben mir, „Was wollte er?“ Wie war ich direkt neben Tenten gekommen? Hatten sich meine Füße von selbst bewegt? Ich sah in ihre Augen und fühlte einen heiß-kalten Schauer an meiner Wirbelsäule. „Weißt du schon Bescheid?“, fragte ich sie, was wohl etwas abrupt war. Sie brauchte einen Moment, dann nickte sie. „Ja“, sie wurde leicht rot, „Aber ich hab mich nicht getraut, den Brief aufzumachen. Ich meine...was ist, wenn es eine Absage ist? Ich wollte heute nicht mit schlechter Laune hier auftauchen“ Ich trat näher an sie heran. „Ich komme morgen Abend zu dir“, bestimmte ich, „Dann machen wir ihn gemeinsam auf“ Sie wurde rot. „Neji!“, zischte sie, „Es geht darum, ob ich beim Militär aufgenommen werde! Nicht um irgendeine dämliche Aufnahmeprüfung wie in der Schule! Das ist eine wichtige Sache für mich!“ Ich nickte und lehnte mich zu ihrem Ohr. „Und genau deswegen möchte ich bei diesem Schritt bei dir sein“ Sie zuckte zusammen, sah mich mit großen Augen an und nickte. Dann sprintete sie mit einem breiten Grinsen zu Haruno herüber. „Sakura!“ Irrte ich mich, oder war ihre Stimme jetzt gerade noch lebhafter? „Sakura, lass uns noch ein paar Fotos machen! Komm, ich habe noch zu wenige auf meinem Handy!“ Lachend hakten sich die beiden beieinander unter und schlenderten zu meiner jüngeren Cousine hinüber. Ich stellte fest, dass ich wieder grinste. Scheint so, als hätte ich genügend Weichen gestellt. Im Haus traf ich auf den Mann, den ich nicht mehr hier erwartet hatte. „Hatake-sensei“, meinte ich verdutzt. Dann kontrollierte ich mich wieder und nickte ihm zu. Er sah mitgenommen aus. Nicht unbedingt, als habe er geweint. Aber so, als koste es ihn viel Kraft, überhaupt hier zu sein. Ich blieb stehen. „Geht es Ihnen gut?“ Der Mann nickte. „Danke, Hyuuga-san, es ist alles in Ordnung“ Irgendwie glaubte ich ihm das nicht. „Seien Sie ehrlich“ „Was soll ich sagen?“, fragte er zurück, „Was soll ich überhaupt tun? Ich will ihm diesen Tag nicht ruinieren“ Ich seufzte schwer auf. „Das meinte ich nicht. Ich wollte nur hören, ob sie sich für ihn freuen können“ „Natürlich!“, schoss es aus ihm heraus, „Wenn er glücklich ist, ist es gut so!“ Er erhielt ein anerkennendes Nicken. „Hatake-sensei“, sagte ich leise, „Er hat sich entschieden. Und Sie können ihn nicht mehr umstimmen“ Er biss die Zähne zusammen. „Das weiß ich“ Ich legte den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die beiden werden Kinder haben“ Seine Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten und er stopfte sie hastig in seine Hosentaschen. „Und vielleicht werden diese Kinder einmal in ihren Unterricht gehen. Wenn Sie dann noch Lehrer sind“ Das Zittern aus unterdrückter Wut erstarb. Er sah an mir vorbei zum regen Treiben im Garten. Lange Minuten schien er in Gedanken versunken zu sein. Geduldig wartete ich ab, zu welchem Schluss er kam. „Daran habe ich nicht gedacht“, gestand er dann, „Aber...ich würde natürlich mein Möglichstes tun“ Zufrieden nickte ich erneut. Mit meinen Worten hatte ich eine Idee in seinen Kopf gepflanzt, die wohl verlockend genug war, um ihn abzulenken. Ich hatte ehrlich gesagt lange hin und her überlegt, alles bedacht, was ich gehört und gesehen hatte. „Wenn Sie ihn lieben, lassen Sie ihn gehen. Das gehört auch dazu“ Ich hörte mich zu altklug an, das wusste ich. Dennoch wollte ich es mal gesagt haben. Damit lies ich ihn stehen und machte mich auf den Weg, meine Freunde wieder zu finden. Ich kam gerade rechtzeitig, Lee war schon dabei, dem Alkohol kräftig zuzusprechen und wir wussten alle, wie wenig er vertrug. Ich riss ihm das Glas aus der Hand. „Du hattest schon genug“, bestimmte ich. Mit einem Schmollen sah er mich an, aber er gehorchte und nahm sich ein Glas Wasser. Ich nickte und leerte den Alkohol am Rande des Garten aus, die Blumen würden es mir wohl nicht übel nehmen. Hinata: Der heutige Tag war wirklich unglaublich. Ich wollte seine Hand gar nicht mehr loslassen und meinem Mann schien es genauso zu gehen. Mein Mann – allein der Gedanke lies mich leise unkontrolliert kichern. Ich konnte es immer noch kaum glauben. „Hier“, sagte Naruto und hielt mir ein Getränk entgegen. „Damit du nicht am Ende des Tages betrunken bist“, erklärte er, denn es war kein Alkohol darin. Bei seinen Worten fühlte ich ein Flattern im Bauch. Heute Abend würden wir zum ersten Mal in einem Bett schlafen. Und je nachdem, würde es vielleicht sogar noch mehr werden. Ich hoffte auf mehr, wenn ich komplett ehrlich war. „Danke“, sagte ich nun und versuchte, meine Finger nicht zittern zu lassen. Er sah es und ergriff meine Hand. „Ganz ruhig, wir lassen alles auf uns zukommen“ Mir auf die Lippen beißend nickte ich. Hier endete mein Mut, ich hatte zwar den Wunsch, aber keine Ahnung, wie ich das durchziehen sollte. Sakura kam mit Tenten im Schlepptau zu uns, ihrer beider Wangen glühten förmlich. Ich fing aus einiger Entfernung den Blick von Sasuke auf, der fragend eine Augenbraue hochzog. Ich hob mein Glas und prostete ihm zu. Ein Zeichen, dass auch für meine beiden Freundinnen wohl der Zeitpunkt gekommen war, wo sie zum Sekt und Champagner nein sagen sollten. Er nickte und wehrte eines der Mädchen ab, welches ihn schon zum wiederholten Male umarmen wollte. Wie gut, dass Sakura das nicht sah und im Allgemeinen nicht allzu eifersüchtig wurde. Trotz allem bemerkte ich, wie er zuerst zu ihr sah und dann deutlichst den Versuch ablehnte. Anscheinend hatte er Angst, sie könne die Sache falsch verstehen. Aber daran dachte sie eh nie. Immer, wenn ich Sasuke ansah, lag sein Blick wachend auf ihr, als wäre er jederzeit bereit, eine mögliche Gefahr von ihr abzuwenden. Er und Naruto waren angeblich so verschieden, aber im Grunde ihres Herzens waren sie gleich. Es lies mich lächeln. „Du siehst wunderschön aus“, bemerkte Sakura zum gefühlt hundertsten Mal, aber ich konnte nicht genug davon bekommen. „Danke“, sagte ich deshalb und strahlte sie an. „Sie hat Recht“, meinte Tenten, „Wirfst du eigentlich auch irgendwann den Brautstrauß?“ Ich sah auf meine Hände hinab und schrak zusammen. „Du meine Güte!“, rief ich, „Das habe ich ja beinahe vergessen!“ Schnellstens versammelte ich sämtliche unverheiratete Frauen hinter mir und hob meine Blumen hoch. Eigentlich war das keine Tradition im Stile meiner Hochzeit, aber ich hatte mir den Spaß nicht nehmen lassen wollen. Immer wieder hatten wir darüber spekuliert, wer es wohl werden würde. Ich presste die Augen fest zusammen, damit ich nicht schummeln und zielen konnte und warf mit Schwung hinter mich. Sobald ich sicher war, dass meine Finger die Blumenstile nicht mehr berührten, dreht ich mich gespannt um. Sakura sprang so hoch, als wolle sie Volleyball spielen, anstatt die nächste Braut zu werden. Tenten riss die Arme waagrecht zum Boden hoch, als würde der Strauß senkrecht von oben kommen. Ich hörte das Gelächter meiner kleinen Schwester, als die Blumen über ihrer beider Köpfe hinweg segelten. Auch die anderen Frauen hatten Pech – ich hatte so kräftig geworfen, dass das Ding die komplette Gruppe ausließ. Als ich jedoch sah, wer mehr aus Reflex zugegriffen hatte, um nicht am Kopf getroffen zu werden, begann ich laut zu lachen. Naruto direkt neben mir stimmte mit ein, Sakura nach einer kurzen Zeit ebenfalls. Tenten schüttelte grinsend den Kopf, als könne sie es nicht glauben und Neji murmelte etwas von Karma. Nur Sasuke sah regelrecht verdattert in die Runde und sah mit seinem schwarzen Anzug und dem Brautstrauß in der Hand absolut lustig aus. Er starrte auf das Ding in seiner Hand, als könne er sich nicht erklären, wie es dahin gekommen war. Mit ziemlich ernster Mine warf er die Blumen zurück, direkt in Temaris Hände. Die grinste und schüttelte den Kopf. „Nix da, Uchiha! Du hast gefangen, du behältst ihn auch!“ Und sofort bekam er das Ding zurück. Leicht genervt drückte er die definitiv weiblich anmutenden Blumen seiner Verlobten in die Hand. Als Temari zu uns kam, einen Arm um meine Freundin legte und scherzhaft meinte „Siehst du, du brauchst gar nichts zu tun. Sasuke-kun kümmert sich schon um alles!“, schnaubte er beleidigt auf. Der Tag wurde zum Abend, der Abend langsam aber sicher zur Nacht. Nach und nach verabschiedeten wir unsere Gäste und waren beide froh, uns einmal ruhig hinsetzen zu können. Ich sah zu ihm auf, unendlich froh, dass er so verständnisvoll war. „Der Tag war so lang“, murmelte ich. Es war nicht böse gemeint, nur war irgendwie immer jemand da gewesen, der mit uns hatte reden wollen. Immer, wenn ich gedacht hatte, wir hätten mal wenige Minuten für uns, war wieder entweder mein Name oder Narutos gerufen worden. Wir waren heute mindestens fünf mal den kompletten Garten abgelaufen. „Ich bin froh, wenn ich aus den Schuhen rauskomme“, murrte er und seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass Naruto feine Schuhe trug, aber er hatte sich nie dafür begeistern können. Er war eher für Bequemlichkeit oder Funktionalität zu haben, also dunkle Sportschuhe oder sogar Wanderschuhe. Ich jedoch nickte jetzt, auch meine Pumps waren jetzt gerade furchtbar unbequem. Zwar hatte ich mit Pflastern und anderen Tricks vorgebeugt, aber ein ganzer Tag auf hohen Hacken war selbst mir zu viel. Und so streifte ich meine Schuhe noch im Flur ab und schob sie nachlässig Richtung Wand. Narutos edle Treter folgten dem Beispiel. „Wollen wir jetzt noch zum Haus fahren, oder bleiben wir heute Nacht noch hier?“, fragte er mich. Ich seufzte. Eigentlich hatten wir und ein eigenes Haus gekauft, welches hier ganz in der Nähe lag, aber ich war so müde, ich wollte keinen unnötigen Schritt mehr tun. „Wir bleiben hier“, bestimmte ich und sah ihn nicken. Auch mein Mann wirkte leicht geschafft. Heute würden wir wohl wirklich nur in unser Bett fallen und einfach schlafen. So viel also zu meiner Hoffnung von vor wenigen Stunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)