Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Naruto: Das Wasser prasselte auf mich ein. Ich verzog das Gesicht, als ich daran dachte, was ich beinahe getan hätte. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Tatsächlich fühlte sich sowas wohl ziemlich komisch an. Hatte ich zumindest gelesen. Ich hatte recherchiert, so gut es ging. Ich schnaubte, genervt von meiner eigenen Naivität. Natürlich war es nicht so einfach. Diese Stelle war nicht dafür gemacht, so berührt zu werden. Wir hätten wahnsinnig aufpassen müssen, damit ich nachher keine Schmerzen hätte und überhaupt – war für den, der unten lag, keine so tolle Sache. Ich speicherte, was ich erlebt hatte, als Erfahrung ab. Als einmalige Erfahrung. Wenn es ihm half, loszulassen, würde ich es hinnehmen. Ich hoffte nur, dass der Schmerz bald nachlassen würde – ich konnte es nicht ausstehen, Menschen um mich herum zu verletzen. Ich konnte froh sein, dass Hinata nichts davon gemerkt hatte. Auch, wenn ich mich nicht wohl dabei fühlte, ihr etwas zu verschweigen, war es so das Beste. Sie würde es nicht verstehen und ich würde sie nur verletzen. Und so, wie ich es gesagt hatte, war es die Wahrheit gewesen. Wir hatten darüber geredet und wir hatten es beendet. Ich hatte nur einige Details in der Erklärung für sie ausgelassen. Hiashi Hyuuga kam nach fast einer Stunde zurück nach Hause. Er entschuldigte sich sogar bei mir dafür, dass es bei ihm so lange gedauert habe. Ich schüttelte abwehrend mit dem Kopf. Als ob das so schlimm gewesen wäre! Ich war sogar froh, dass ich Zeit gehabt hatte, mich frisch zu machen – er konnte so nicht riechen, was ich noch kurz zuvor getan hatte. Ich benutzte normalerweise kein Männerparfum, der Sensei aber schon. Und es wäre nicht gut gewesen, hätte er das gerochen. So aber konnte er nur den Duft des Shampoos an mir wahrnehmen. „Bitte, setz dich doch“, wies er auf einen Stuhl im Zimmer. Nervös setzte ich mich hin, in der Annahme, er würde sich gegenüber hinsetzen und mich über seinen Schreibtisch hinweg anstarren, wie er es früher immer getan hatte. Doch er zog sich eben jenen Stuhl heran und setze sich in angemessenem Abstand neben mich. Er wandte sich mir halb zu und schien nervös. „Geht es dir gut?“ Ich nickte. „Und...was hast du entschieden?“ Ich starrte ihn an, überrascht, dass er das wusste. Er verzog die Lippen zu einem halben Lächeln. „Deine Augen zeigen mir Entschlossenheit. Aber eben auch, dass du Ruhe gefunden hast, die mit einer Entscheidung kommt.“ Wieder nickte ich. Schluckte schwer. Ich erzählte ihm, was ich auch meiner Verlobten gesagt hatte: „Ich habe heute morgen mit Hatake-san geredet. Wir haben alles geklärt und ich verzichte auf eine Anzeige.“ Er hob minimal die Augenbrauen und lehnte sich etwas zurück. „Ach“, machte er leise. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaub ihm, wenn er sagt, dass er kein Interesse an Minderjährigen hat. Ich glaub ihm auch, wenn er sagt, dass ihm das nicht noch einmal passieren wird.“ Ich lehnte mich nach vorn, stützte mich auf meinen Oberschenkeln mit den Unterarmen ab. „Und was auch immer er gedacht hat, es wird nicht passieren. Was auch immer an dem Abend anfangen sollte, ist endgültig vorbei. Ich denke, er hat eine zweite Chance verdient. So, wie ich eine verdient hatte.“ Lange sahen wir uns an, dann nickte er. „Nun, da magst du Recht haben. Sehen wir uns erst einmal an, wie sich das alles entwickelt. Es gibt ja immer noch eine Verjährungsfrist.“ Die ich ganz gewiss verstreichen lassen würde. Trotzdem nickte ich. „Ist gut.“ Er seufzte, als wäre eine Last von seinen Schultern gefallen. „Naruto-san, du musst nicht glauben, du müsstest etwas still ertragen, weil du bald zu dieser Familie gehören wirst. Der Ruf der Familie wird dadurch nicht ruiniert werden.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das tue ich nicht. Sie können mir glauben, ich würde nicht schweigen, wenn ich denke, dass so etwas noch einmal passieren würde.“ Er schüttelte langsam den Kopf, mit geschlossenen Augen und vor der Brust verschränkten Armen. „Darum geht es mir nicht. Du hast gemeint, du würdest es von seinem zukünftigen Verhalten abhängig machen. Du hast mir damals gezeigt, dass Hinata sich quälte. Ich will nicht, dass das noch einmal passiert. Es ist schlimm genug, wenn mir dieser Fehler einmal passiert ist.“ Ernst sah er mich an, lächelte gequält. Ich starrte ihn an, überwältigt von seinem Mitgefühl. Er machte sich ehrliche Sorgen um mich. Ich war diesem Mann wichtig geworden wie eines seiner Kinder. Gerührt nickte ich. „Das werde ich nicht noch einmal zulassen, Hiashi-san. Auch bei mir selbst nicht. Trotzdem, danke für ihre Sorge. Es geht mir gut.“ Wir standen auf und verbeugten uns voreinander. Er entließ mich und ich kehrte in Hinatas Zimmer zurück. Sie erwartete mich nur halb, denn sie war eingeschlafen. Seufzend ging ich zu ihrem Bett und betrachtete sie. Sie lag auf der Seite, einen Arm lang ausgestreckt, der andere war so angewinkelt, dass ihre kleine Faust vor ihrem Gesicht lag. Ihr Ausdruck war entspannt, was sie wunderschön aussehen lies. Ich kniete mich neben sie und strich ihr über ihre Wange, was sie murmeln lies. Ich musste grinsen. Hinata war die Richtige für mich, das wusste ich jetzt. Sie hatte mich immer schon so angesehen, wie sie es jetzt tat. Ich hatte ihr nichts beweisen müssen und sie akzeptierte mich einfach. Und sie würde immer zu mir stehen – und mir notfalls sogar meine kleinen Geheimnisse lassen. Hinata würde aus Liebe zu mir alles tun. Und ich wollte mit ihr glücklich werden. Sie war alles, was ich mir je gewünscht hätte, hätte ich mich selbst damals schon gut genug gekannt. Wenn ich dagegen an Kakashi dachte, dachte ich sofort an Verständnis. An Wärme und Schutz. Ja, er hatte genügend Zeit gehabt, sich um mich zu kümmern und hatte sie nicht genutzt. Er war weggelaufen – sowohl vor mir als auch vor den Erinnerungen. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich wohl ähnlich reagiert. Wer konnte schon von einem Kind erwarten, dass es den eigenen Schmerz beiseite lies und sich um ein Neugeborenes kümmerte? Ich konnte vermutlich dankbar sein, dass er es nicht versucht hatte. Ich musste ein belustigtes Schnauben unterdrücken, als ich an die nicht existenten Kochkünste von Iruka-sensei dachte. Ob Kakashi genauso schlecht in der Küche war? Zumindest seinen Garten pflegte er jedes Mal zu Tode. Nein, er war Sehnsucht und Begehren, er war Stärke, an die ich mich hatte klammern können. Er hatte meine schlimmsten Seiten gesehen und mir helfen wollen. Für die Zeit, in der ich hilflos war, war es gut gewesen, aber ich brauchte etwas anderes als einen großen Schweiger. Und Kakashi würde nie von sich aus das tun, was Hinata für mich sein würde und wollte. „Naruto-kun?“, hörte ich vom Bett, was mich wieder zurück brachte. Ich blinzelte und sah in Hinatas helle Augen. Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Na, ausgeschlafen?“, fragte ich. Sie setzte sich auf, rieb sich mit einer Hand über die schlaftrunkenen Augen. „Alles okay mit dir? Wie war es mit Vater?“ Ich schüttelte abwehrend den Kopf, behielt mein Grinsen aber bei. „Es ist alles in Ordnung. Er akzeptiert meine Entscheidung. Wir werden sehen, wie er sich verhält.“ Sie nickte, gähnte einmal verhalten und rutschte näher zu mir. „Und?“, fragte sie leise, „Was machen wir jetzt?“ Ich lachte. „Wie wäre es damit, langsam mal in die Planung zu gehen? Oder hast du schon ein Kleid?“ Ich liebte es, wie ihre Augen in diesem Moment zu leuchten anfingen, wie sie begann, mich mit ihren Vorstellungen zu erschlagen. Was auch immer sie sich wünschte, ich wäre glücklich damit, es ihr zu erfüllen. Konoha, einige Monate später Sasuke: Schnaubend sah ich mich um. Überall diese stinkenden Blumen. Wer war überhaupt auf die Idee gekommen, weiße Rosen zu nehmen? Sollte nicht eigentlich das Kleid der Braut das einzig weiße sein? Ich wandte mich an Sakura, die sich mit leuchtenden Augen umsah. „Keine Blumenorgien“, warnte ich sie leise. Sofort verschwand das Glitzern und wurde durch einen Schmollmund ersetzt. „Und was soll ich dann tun? Das hier sieht wunderbar aus!“ Sie wedelte zur Untermalung ihrer Worte mit der Hand herum. Ich sah mich skeptisch um. Überall hingen oder standen riesige Sträuße mit hellen oder weißen Blumen herum. Hier und da waren Girlanden damit und reichlich Grünzeug über die Holzkonstruktion gezogen worden, unter der wir saßen. Laut den Mädchen sah es aus wie im „Sommernachtstraum“, diesem merkwürdigen Buch, das ich noch nie gelesen hatte. Aber es gefiel den Frauen so unglaublich gut. Ich ahnte, dass ich mich Sakura noch würde beugen müssen, wenn unsere eigene Hochzeit anstehen würde. Was mich kurz seufzen lies. „Nicht das hier“, sagte ich ernst. Sie schüttelte den Kopf. Stur wie immer. „Ich will Blumen, Sasuke.“ Natürlich, die konnte sie haben. „Ich will nicht drin ersaufen!“ Sie lachte laut auf, wedelte dann mit der Hand herum, als uns alle anstarrten. Ihre Wangen wurden pink. Kurz war ich versucht, ihr über diese Stelle zu streicheln, aber hier waren zu viele Menschen. Wir sahen uns um und entdeckten unsere ehemaligen Klassenkameraden. Shikamaru gähnte wie immer, er hatte seine aktuelle Freundin dabei, Temari Sabakuno. Ich kannte sie nicht, sie war wohl eine Verwandte von einem jungen Mann, mit dem Hinata zusammen gearbeitet hatte. Und natürlich hatte der sich mit Naruto beinahe sofort angefreundet, der Kerl fand überall Leute. Eben jener Bruder, Gaara, stand neben Sakuras alter Freundin Ino. Die sah mit ihrem Schwangerschaftsbauch aus, als würde sie von innen heraus strahlen. Ihr Mann, Sai, stand in einer anderen Ecke und beobachtete sie mit Argusaugen. Ich dachte darüber nach, wie ich an seiner Stelle sein würde. Das Bild einer Sakura, rund mit meinem Kind, brachte mich dazu, vor mich hin zu lächeln. „Woran denkst du?“, fragte meine Verlobte. Ich nickte mit den Kinn zu Ino hinüber. „Wie du aussehen würdest“, sagte ich wahrheitsgemäß. Sie folgte meinem Blick und wurde augenblicklich rot. Wir hatten noch nie darüber gesprochen, was nach dem Ehegelübde kommen sollte. Entsprechend überwältigt sah sie aus. „Ich will ein Mädchen“, flüsterte ich in ihr Ohr. Sie schnappte nach Luft, rang mit sich, bevor sie doch nachgab und ihre Arme um mich schlang. Natürlich mit Tränen in den Augen, meine kleine Heulsuse. Ich grinste vergnügt. „Das kriegst du“, kam die leise Antwort. „Hn.“ Kakashi: Ich hatte nicht herkommen wollen. Noch nie in meinem Leben war ich so zwiegespalten gewesen, wie hier in diesem Moment. Auf gar keinen Fall wollte ich sehen, wie der junge Mann, an den ich zur Zeit nur noch denken konnte, der Ehemann einer Frau wird, die ganz anders war als ich. Überhaupt, die Tatsache, dass ich als Mann ihn an eine Frau verlieren würde, war bitter. Ich war nie der Typ für Beziehungen gewesen – hatte ich gedacht. Ich stand von Anfang an auf Frauen – hatte ich gedacht. Beides war durch Naruto auf den Kopf gestellt worden. Tatsächlich wünschte ich mir eine Beziehung mit ihm. Naruto würde mich so verstehen, wie es noch keinem Menschen vor ihm gelungen war. Dessen war ich mir sicher. Ich dachte sogar jetzt, wo ich mich in die Kirche gestohlen hatte und neben der Eingangstür stand, nur daran, wie nahe wir uns gewesen waren. Ich dachte an den Moment, wo er nur mir gehört hatte. Und an die peinliche Stille, wenn wir uns danach zufällig in der Stadt begegneten. Der krampfhafte Versuch, so zu tun, als kannten wir uns nicht. Und dabei wanderten unsere Blicke immer zueinander. Ich dachte an seine Haltung, wenn Hinata dabei gewesen war. Wie er Abstand gesucht hatte. Wie er umständlichere Wege gewählt hatte, damit wir nicht direkt aufeinander trafen. Wie sich seine Schultern angespannt hatten, wenn er meine Stimme gehört hatte. Ich wusste immer noch nicht, wie er es geschafft hatte, dass alle dicht hielten. Jeden Tag hatte ich mit einer Anzeige gerechnet. Mit dem Rauswurf an der Schule, einer Lehrerversammlung, irgendetwas. Aber nichts war passiert – wenn man den einen oder anderen schiefen Blick der damals anwesenden Personen außen vor lies. Besonders Kiba Inuzuka schien jede Gelegenheit zu nutzen, um mich mit schlechten Kommentaren daran zu erinnern, dass ich unter Beobachtung stand. Ich machte mir bezüglich ihm keinerlei Sorgen, viel mehr verwunderte es mich, dass er sich nur darauf beschränkte, mir angeekelte Blicke zuzuwerfen und gehässige Worte zu benutzen. Was hatte Naruto nur gesagt, dass ich verschont wurde? Ich schüttelte den Kopf. Die Grübelei würde mich nicht weiterbringen. Ich würde auch nicht fragen, sondern es als gegeben hinnehmen. Auch ich bemühte mich, ihn zu meiden. „Hätte nicht gedacht, dass du kommst“, erreichte mich eine Stimme neben mir. Ich fuhr herum und sah Iruka an. „Mh“, brummte ich dann und wandte mich wieder um, „Wenn er mir doch das Datum gesagt hat.“ Ich hörte ein Schnauben neben mir. „Vor oder nach der Sache?“ Autsch, das war auf den Punkt getroffen. Nach außen hin verzog ich jedoch keine Miene und hob nur die Schultern. „Weiß ich nicht mehr“, behauptete ich. Ich spürte Irukas Blick auf mir, doch ich bewegte mich nicht. „Willst du dir das wirklich antun?“, fragte er dann leise. Kurz zuckte ich zusammen. Es verriet mich. „Warum bist du hier, Kakashi-san?“ Iruka entließ mich einfach nicht. „Willst du ihm den Tag seines Lebens verderben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte ich so leise wie möglich. Dann sah ich in die Masse an Menschen, die sich versammelt hatte. Fast alle waren sie wegen Naruto hier. „Ich muss es einfach wissen, verstehst du? Dass ich wirklich verloren habe. Sonst werde ich immer Hoffnung haben.“ Lange sahen wir beide nur zu den Personen, die da vor uns saßen, lachten und quatschten. Sie machten Fotos, besahen sich die Dekoration und kontrollierten ihr Aussehen, damit sie auf den offiziellen Bildern nachher auch gut aussahen. „Ich verstehe. Ich dachte nur, damit tust du doch euch beiden weh, oder nicht? Er wird dich sehen, du wirst ihn sehen. Keiner von euch darf zugeben, dass der andere da ist. Macht es das nicht noch schwerer?“ Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht war es egoistisch, doch ich brauchte einfach die Gewissheit, dass er glücklich war. Dass er sie wollte, nicht mich. Seit Monaten war da, wo vorher er gewesen war, nur noch ein hohles Gefühl des Verlustes in mir. Ich sagte mir, dass Naruto nicht tot war, so wie Minato. Ich würde genügsam sein, würde mich zufrieden geben, wenn ich ihn nur sehen konnte. Wenn ich für ihn da sein konnte. Egal, ob freundschaftlich oder sonst wie. Ich würde einfach nur sein alter Lehrer sein, der ihm hier und da einen Ratschlag geben würde. Und diese Rolle würde ich voll und ganz ausfüllen. Die Musik begann, passend zum Ende unserer Unterhaltung. Ich war gespannt, wie er aussehen würde, denn er war noch nicht da. Die Zeremonie war nicht westlich gehalten, sondern streng traditionell. Und so kam er mit ihr gemeinsam herein. Bei seinem Anblick blieb mir kurz das Herz stehen. Nie hätte ich gedacht, dass ihm der schwarze Hochzeitskimono so gut stehen würde. Hinata ganz in weiß direkt daneben bemerkte ich kaum. Gut, sie war schon ganz hübsch zurecht gemacht – die Haare hochgebunden zu einem üppigen Pferdeschwanz, leichtes Makeup. Ihr Strahlen zeigte, wie wunderbar sich das hier für sie anfühlte. Unter anderen Umständen hätte ich ihr zugestanden, dass es zu Recht ihr großer Tag war. Aber jetzt konnte ich nur neidisch das Gesicht verziehen, weil sie an dieser Stelle stand. Weil sie ihn jederzeit küssen konnte, ohne komische Blicke zu kassieren. Weil sie seine Hand halten, ihn in den Arm nehmen und all das machen konnte, wofür ich verachtet werden würde. Ich seufzte schwer und versuchte, diese Gedanken nicht überhand nehmen zu lassen. Ich konnte von dieser Frau nicht schlecht denken, sie konnte nichts dafür, was passiert war. Sie hatte sich einfach nur als Kind schon in den Mann verliebt, den sie nun heiraten würde. Ich sah nach vorn und traf Sasuke Uchihas Blick. Er sah mitleidig aus, was mich wütend machte. Der Junge hatte keine Ahnung, wie es mir ging, glaubte aber, sich einfühlen zu können. Er war in meinen Augen immer noch ein Kind, das erst noch eine Menge Erfahrungen machen musste, bevor er mitreden konnte. Das, was er sich vor Jahren mit Madara geleistet hatte, war ein Zeichen dafür, dass er viel zu leicht zu beeinflussen gewesen war. Über Jahre hinweg hat er nur diesem einen Mann geglaubt. Wer wusste schon, ob er jetzt wirklich klüger war? Für mich stand der jüngste Uchiha immer noch unter Beobachtung. So aber verdrehte ich nur die Augen und seufzte schwer. Er nickte mir zu und sah dann wieder zu den beiden Hauptpersonen. Nach der Zeremonie ging es nach draußen. Der riesige Garten des Hyuugaanwesens hatte ich bis dahin noch nie betreten, deshalb sah ich mich neugierig um. Auch hier waren die Blumengirlanden üppig und die Vasen auf den Tischen quollen über. Dennoch wirkte es nicht überladen, man konnte bequem herumstehen und seinen Teller mit Speisen hinstellen. Nun war reges Treiben, die Gäste verteilten sich. Beinahe jeder hatte sich ein paar Häppchen gesichert, bevor es an die eigenen Bilder ging, die hier geschossen wurden. Die engagierte Fotografin huschte hin und her und versuchte, alle Anwesenden einzufangen. „Entschuldigung, könnte ich auch von Ihnen ein paar Fotos machen?“, fragte sie und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass sie mit mir redete. Ich runzelte die Stirn, als Iruka neben mir ins Stottern geriet. Gefiel sie ihm etwa? Ich meine, gut, es war die Tochter von Teuchi, aber keine überragende Schönheit. Dennoch, sie strahlte ihn an und brachte ihn somit völlig aus dem Konzept. Er strich sich über seinen Nacken und grinste verschämt, als er einfach nickte und so für mich mit entschied. „Sag mal, spinnst du?“, flüsterte ich angefressen, „Dann sieht er doch nachher, dass ich da gewesen bin!“ Iruka holte tief Luft, hielt sie an und sah dann ernst zu mir. „Ja, das ist mir schon bewusst. Und? Denkst du, er hält das nicht aus?“ Nun, eigentlich hatte er schon schlimmere Dinge in seinem Leben ertragen. So gesehen konnte ich darauf nichts erwidern. Ich seufzte schwer und lies mich von ihm mit zerren, hin zu den Bäumen am Rande des Grundstücks. Die Blüten der Sakurabäume rieselten auf uns herab und ärgerlich wischte ich ein paar davon von meinen Schultern, bevor ich gezwungener Maßen in die Kamera lächelte. Alles war so kitschig romantisch, dass ich am liebsten gebrüllt hätte. Die Stimmung, die Bäume, die strahlende Sonne, wie bestellt für einen solchen Anlass. Würde man sehen können, wie gequält ich mich fühlte? Dann kam die große Rede, nachdem die beiden uns erneut begrüßt hatten. Naruto wartete, bis er ein Nicken von seiner Frau und seinem Schwiegervater bekommen hatte, dann stellte er sich auf den höchsten Punkt des Gartens und räusperte sich. Nach ein oder zwei Minuten kehrte Ruhe ein und er hob sein Glas. „Ich danke euch, dass ihr alle heute hier seid. Danke, dass ihr diesen Tag mit uns feiert!“ Er grinste in die Runde. Da blieb sein Blick zum ersten Mal für heute an mir hängen. Er stockte, sein Lächeln war eine Sekunde wie eingefroren, dann war das Strahlen in seinen Augen wieder da. Er hob das Glas etwas höher. „Ich wollte noch ein paar Worte sagen. Und zwar: Für mich fühlt es sich immer noch unglaublich an, das hier zu erleben. Vor einigen Jahren hatte ich noch zwei beste Freunde und sonst nichts.“ Sein Blick fiel auf Sakura und Sasuke. Die Rosahaarige lächelte strahlend zurück. „Aber ich hatte Menschen, die immer an mich geglaubt haben. Obwohl ich selbst das nicht immer tat, ward ihr alle immer für mich da. Für uns beide. Ihr seid diejenigen, die meine Frau und mich durch die besten und schlimmsten Zeiten unseres Lebens begleitet haben und wir wissen jeden Einzelnen zu schätzen dafür.“ Er machte eine lange Pause und sah dabei in die Runde. Als er weiter sprach, klang seine Stimme leicht gedämpft, aber so emotional, dass ich schluckte. „Ich...habe nie geglaubt, dass ich jemals so weit kommen würde. Ihr alle habt mir eine Chance gegeben, aber Hinata...war die erste, die bereit war, mich in ihr Herz zu lassen. Sie hat mir meine Einsamkeit genommen, mich angenommen wie ich bin. Sie hat meinem Leben eine Richtung und ein Ziel gegeben. Und genau dafür liebe ich diese unglaubliche Frau, die ich eigentlich gar nicht verdient habe.“ Er sah direkt zu seiner frisch Angetrauten hin. „Hinata, ich habe ewig lange gebraucht, bis ich erkannt habe, wie wichtig du mir bist, aber ich werde dich für den Rest meines Lebens so behandeln, wie du es verdienst, das schwöre ich dir hiermit!“ Er lächelte zärtlich und sprach einen Toast auf seine wunderschöne Braut aus. Gläser klirrten, alle stießen miteinander an. Ich nickte nur, als seine Augen mich fanden. Ich hatte mir kein Glas genommen, also war auch keiner so verrückt, mich zum Anstoßen zu animieren. Naruto legte den Kopf schief und sah dann wieder weg, hin zu Hinatas Vater, der jetzt das Wort ergriff. „Umino-san“, sagte er und ich trat einen Schritt zur Seite, halb hinter den Stamm des Baumes, denn nur Sekunden später richteten sich alle Blicke auf den Braunhaarigen. Iruka schien es peinlich zu sein, aber er bemühte sich, nicht verlegen auszusehen. Ernst und leicht nervös erwiderte er das Nicken, welches er erhalten hatte. Mit einer Geste machte er klar, dass Hiashi Hyuuga ruhig weitersprechen sollte. Was er auch tat. „Ich richte mich an Sie, weil Sie als Stellvertreter für Narutos Vater hier sind. Weil Sie für ihn ein Vater waren. Ich möchte Ihnen sagen, dass Sie in unserem Hause immer willkommen sind. Fühlen Sie sich frei, diesen jungen Mann zu besuchen, wann immer Sie wollen. Wir sind dankbar für ihn, denn Naruto hat das Leben in unserer Familie wieder etwas reicher gemacht. Er hat die Fröhlichkeit zurück gebracht, die nach dem Tode meiner Frau verloren ging. Es gibt viele Dinge, für die auch ich ihm unendlich dankbar sein werde. Für mich ist er wie ein Sohn geworden und ich weiß, dass er meine Tochter auf Händen tragen wird. Vom heutigen Tage an wird er ein Teil unserer Familie sein, was auch immer kommen mag, wir werden ihn in allem unterstützen, was er in Zukunft tun wird.“ Er legte Naruto eine Hand auf die Schulter und sah stolz zu ihm. Der Blonde sah ihn gerührt an. Ich wusste, dass er sich immer eine Familie gewünscht hatte. Danach folgten etliche Reden anderer Personen. Shikamaru überraschte alle damit, dass er seinen Auftritt für einen Heiratsantrag nutzte. Temari schien so krebsrot anzulaufen, als fließe alles Blut ihres Körpers in ihren Kopf. Ich musste grinsen, als sie ihn zur Seite zerrte und zischend um den Ring bat. Als sie ihn sich hastig selbst überstrich, hörte ich ein Seufzen von den Damen um sie herum. Sie verzog sich weit nach hinten, womit sie mir recht nahe kam, aber die beiden bemerkten mich nicht. Nun, Shikamaru vielleicht schon, aber seine blonde Freundin war zu beschäftigt damit, unter jedem Blick zu erröten, als dass sie auf ihre Umgebung geachtet hätte. Der Auftritt von Iruka wurde zu einer lustigen Nummer, denn er begann damit, wie stolz er auf seinen Jungen war und der Rest seiner Rede ging in den Tränen der Rührung unter, nach welchen er ins Haus stürmte, um seine Fassung wieder zu erlangen. Fast hätte ich aufgelacht. Typisch Iruka Umino. Dann trat Sasuke nach vorn. Sein Glas war nur noch halb voll, aber etwas sagte mir, dass es das erste Glas für ihn war. Sein Blick war wach und klar, er sprach betont und ausnahmsweise nicht so kalt wie sonst. „Als ich fünf Jahre alt war, traf ich Naruto zum ersten Mal. Ich dachte, er sei ein kleiner Besserwisser und einfach nur nervig.“ Ich hörte Narutos helles Lachen, ein paar vereinzelte Leute kicherten. „Aber ich habe mich geirrt“, fuhr der Uchiha fort, „Durch Naruto habe ich erfahren, was Freundschaft wirklich bedeutet. Wie schön es ist, Vertrauen zu schenken und es auch zu erhalten. Durch ihn habe ich die Liebe meines Lebens gefunden.“ Er schenkte Sakura einen warmen Blick. Naruto rief ein „Gut gesagt!“ zu seinem besten Freund hin. „Was ich sagen will: Naruto Uzumaki ist eine besondere Person, bei der ich froh bin, sie in meinem Leben zu haben. Ich wünsche dir und deiner Frau nur das Beste, alter Freund!“ Er ging wieder zurück zu seiner Verlobten, die restlos glücklich wirkte, als wäre sie die Braut und nicht ihre beste Freundin. Eine Weile verging, in der Sai Yamamoto dazu genötigt wurde, nach vorn zu schreiten. Er stotterte unbeholfen ein paar Glückwünsche zusammen, die seine Freundin ihm vorsagte, dann verließ er eiligst die Runde, um sich für einige Minuten im Haus zu verschanzen. Der Auftritt hatte ihn wohl einiges an Kraft gekostet, er war nicht so der Mensch, der passende Worte fand. Sakura Harunos Auftritt war ein Kapitel für sich. Das Mädchen hatte eine großartige Entwicklung durch gemacht. Von einem kleinen Mädchen, dass nur den Erwartungen der Eltern entsprechen wollte und keine Ahnung hatte, welche Ziele sie in ihrem Leben haben wollte, war nichts mehr übrig. Sie war eine selbstbewusste junge Frau geworden, die ein Medizinstudium aufgenommen hatte. Sie war jetzt schon überragend. „Seit ich denken konnte, war ich in Sasuke-kun verknallt“, begann sie schüchtern, festigte ihre Stimme aber während sie sprach. „Und Naruto-kun war immer an meiner Seite, seit ich alt genug war, mit anderen Kindern zu spielen. Ich habe mir im Laufe all dieser Jahre oft gedacht, wie schön es ist, einen so verlässlichen Freund bei mir zu haben. Ich weiß aus erster Hand, wie sehr er sich um seine Freunde sorgt. Für Naruto gehört jeder, der sich einmal sein Vertrauen erworben hat, zu seiner Familie dazu. Ich bin stolz darauf, ebenfalls dazu zugehören, so wie wohl jeder von euch. Und ich weiß, wer seine Freunde schon so behandelt, der wird der Frau seines Herzens jeden Wunsch von den Augen ablesen.“ Sie lächelte und stellte sich aufrechter hin. „Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber auch ich habe ihn einmal geliebt. Und ich liebe ihn jetzt wie einen Bruder. Also, Hinata, ich hoffe, du weißt, was für einen Mann du dir da geangelt hast und wie viele Frauen alles tun würden, um an deiner Stelle zu sein.“ Die Angesprochene lächelte schüchtern, nickte aber heftig. Zärtlich ergriff Naruto ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Vielleicht gibt es sogar einige Männer, die jetzt mit gebrochenem Herzen dastehen und euch beide beneiden, aber ich finde, in euch beiden haben sich die Richtigen gefunden!“ Mein Herz sackte ein ganzes Stück nach unten. War das eine Anspielung auf mich? Aber sie wusste doch gar nicht, dass ich da war! „Ich wünsche euch jedenfalls nur das Beste. Mögen eure Wünsche alle in Erfüllung gehen und ihr mit vielen Kindern gesegnet sein! Ich mach auch die Babysitterin!“ Unter großem Gelächter ging sie zu ihrem Verlobten zurück. Dann kam der Moment, den ich nicht erwartet hatte, den wohl keiner erwartet hatte: Hinata Hyuuga, jetzt Uzumaki, schritt nach vorn. Sie blickte so entschlossen drein, als stünde sie vor einer großen Herausforderung. Und das war ein solcher Auftritt für sie wohl auch. Ihre Stimme klang sanft, zärtlich. In ihr konnte man alle Gefühle hören, die sie jetzt empfand. „Als ich vier Jahre alt war, bin ich meinem Mann zum ersten Mal begegnet.“ Sie wurde auf die schönste Art und Weise rot. „Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass das hier kein Traum ist!“ Fast alle lachten leise, sie war so ehrlich wie immer. „Seit damals habe ich meine Augen nie von ihm abwenden können. Und was ich gesehen habe, hat mich inspiriert. Ich wollte immer wie er sein. Ich wollte seinen Optimismus, seine Stärke und sein Strahlen. Ich wollte so stark sein, wie er es immer schon war. Also habe ich mein Bestes gegeben, habe mich angestrengt. Ich würde heute nicht hier vor euch stehen, wenn er nicht gewesen wäre. In den Jahren meiner Tourneen war er mein Beschützer, mein verlässlichster Freund und meine Stütze. Naruto, ich habe dich schon immer geliebt und werde es immer tun, denn du bist es, der meinem Leben einen Sinn gegeben hat.“ Und damit kehrte sie zu ihm zurück, holte sich einen sanften Kuss von ihm ab. Sie wirkten so glücklich. Wie aus einem Bilderbuch. Mein Magen war ein einziger heißer Knoten. Ich wollte das nicht hören, wollte nicht sehen, wie sie an seiner Seite war. Mir reichte es, ich wollte hier weg. Doch dafür musste ich einmal quer durch den Garten, dann neben dem Haus entlang und durch den Vorgarten hinaus in die Straßen der Stadt. Ich bewegte mich, versuchte, mich am Rand des Grundstückes zu halten. Ich hatte es fast geschafft, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich wirbelte herum und sah in Sasukes Augen. „Uchiha“, murmelte ich leise, „Du hast mich kalt erwischt.“ Er sah betont zum Brautpaar. „Sie sollten auch nach vorn gehen. Sagen Sie ihm was. Irgendwas.“ Er sah mir in die Augen. Ich schüttelte den Kopf. Er schnaufte. „Gehen Sie hin!“, sagte er barsch und schubste mich mit all seiner Kraft in die Richtung der kleinen Anhöhe. Ich stolperte über Sakuras ausgestreckten Fuß, der mit Sicherheit absichtlich da war, und taumelte genau dahin, wo ich nicht hatte stehen wollen. Sofort verstummten die Gespräche. Ich drehte mich um und sah in entgeisterte Gesichter. Sie hatten mich nicht bemerkt und waren fassungslos, mich jetzt hier zu sehen. Ich schluckte um den Kloß in meinem Hals herum und räusperte mich. Ich sah Narutos verblüfften Blick und irgendwie gab mir das die Kraft, meine Schultern zu straffen und meine Stimme wieder zu finden. Das hier tat ich für ihn. Es ging heute nicht um mich, sondern um sein Glück. „Naruto...kun war mein Schüler seit seinem zwölften Lebensjahr.“ Meine Worte verklangen unkommentiert, da jeder der hier Anwesenden wusste, was auf der Geburtstagsfeier damals passiert war. Ich blickte zu einem Punkt über den Köpfen aller hin und stellte mir vor, ich würde diese Worte nur zu ihm sagen, anstatt einem Haufen misstrauischer Menschen gegenüber zu stehen. „Er war laut, ungehobelt und ein ziemlicher Unruhestifter. Aber er war auch loyal, verständnisvoll und er gab nie auf. All die negativen Dinge, die die Leute zu ihm sagten, haben ihn nur stärker gemacht. Ich habe seinen Vater gut gekannt und er ist ihm nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten. Naruto hat denselben Wunsch wie sein Vater, Minato, ihn hatte. Diese Stadt zu beschützen, mit all ihren Bewohnern. Naruto hat die Gabe, jedem Menschen hier den Schmerz genommen zu haben, völlig egal, welcher das auch war. Ich finde, er hat sich zu einem wunderbaren Mann entwickelt, der es verdient hat, so glücklich wie nur möglich zu werden. Ich wünsche euch beiden, dass dieses Glück für immer bleibt und ihr nie das verliert, was der andere jeweils an euch liebt. Viel Glück euch beiden.“ Ich konnte spüren, wie meine Augen zu brennen begannen, deshalb drehte ich mich weg und flüchtete aus dem Garten. Zurück lies ich eine penetrante Stille, die mir noch lange in den Ohren dröhnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)