Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Naruto: Ich hatte seit langem endlich mal wieder tief und traumlos geschlafen. Das war neu, solange ich nicht bei Hinata war. Nur, wenn ich bei ihr war und mir sicher war, dass ich das Richtige tat, fand ich Ruhe. Ich hatte nicht gelogen, ich liebte Hinata wirklich. Und ich begehrte sie auch. Auf der Ebene, wie ein Mann das bei einer Frau tun sollte. Aber ich wollte auch Kakashi nicht mehr in meinem Leben vermissen. Der eine intime Kontakt, den wir hatten, war ein Schatz für mich. Wäre ich erneut vor die Entscheidung gestellt, würde ich es noch einmal tun. Vielleicht nicht unbedingt auf der Feier, aber sonst schon. Immer noch leicht müde fuhr ich mir mit einer Hand durch das Gesicht. Meine beiden Freunde schliefen noch selig. Im Schlaf hatten sich sich aneinander angekuschelt und Sasuke hatte beide Arme um seine Verlobte geschlungen. Sakura grinste sogar ein bisschen. Ich freute mich für sie, sie hatten sich endlich gefunden und waren sich absolut sicher. Ich wünschte mir auch, ich könnte einfach nur meinem Gefühl folgen, ohne den Eindruck zu haben, immer einen von beiden zu verletzen. Ich hatte letzte Nacht noch lange nachgedacht und eine Entscheidung getroffen. Oder besser gesagt, ich hatte meine Entscheidung noch einmal bestärkt. Aber es fühlte sich gut an, mir alles von der Seele geredet zu haben. Also, fast alles. Ich liebte meine beiden Freunde echt total, aber über mein Sexleben würde ich niemals mit ihnen reden, echt jetzt! Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt mir mein Handy ans Ohr. Hinata nahm nach dem zweiten Klingeln ab. „Naruto-kun?“, fragte sie hektisch. Ich lächelte. „Hey, Hina. Tut mir Leid, dass ich gestern einfach abgehauen bin.“ Ich saß in der Küche. Sasukes Familie hatte uns entdeckt, als sie ihn zum Frühstück holen wollten. Wir hatten ihnen nur erzählt, dass Sakura und ich hier übernachtet hatten. Sonst wussten sie nichts. Sasuke hatte mir versichert, dass er schweigen werde. „Ach was“, meinte Hinata und ich wusste, sie lief gerade rot an, was ich immer wieder süß fand, „Das war alles echt viel. Ich kann dich verstehen.“ Mit einer Hand schob ich die Tasse Kaffee hin und her. „Ich hätte mich melden sollen“, sagte ich. Sie lachte leise auf. „Hast du dir Sorgen gemacht?“ Der Kaffee schwappte bedenklich, also hielt ich die Hand ruhig. Eine Verbrennung hätte mir heute noch gefehlt. „Ja, ein bisschen. Aber Shikamaru hat mir Bescheid gesagt, dass du einfach Zeit bräuchtest.“ Ich haute mir mit der freien Hand gegen die Stirn. Natürlich, ich hatte den Nara ganz vergessen. Ich wusste gar nicht mehr genau, was ich ihm eigentlich gesagt hatte, als er mich gestern Abend gefunden hatte. Aber er hatte mich nicht verurteilt und mich nicht gefragt, wie ich zu der Sache stand. Seine Akzeptanz der Sachlage hatte mich dazu gebracht, bei meinen beiden besten Freunden Schutz zu suchen. Als ich gehört hatte, wie sie sich über den Vorfall unterhielten, hatte ich wissen wollen, wie sie dazu standen. Zu Andersartigkeit im Sinne von Nicht-hetero-sein. Aber ich hatte mich nicht mehr getraut – bis Sakura mich mitten in der Nacht angesprochen hatte. Da hatten die Worte einfach heraus gemusst. Ich wäre noch daran erstickt - glaubte ich jedenfalls. „Es tut mir Leid“, wiederholte ich noch einmal, „Kann ich mich bei dir eigentlich noch einmal blicken lassen nach der Nummer?“ Ich brachte sie zum Lachen. „Du kannst immer herkommen, Naruto-kun“, sagte sie. Ich sah ihr Lächeln förmlich vor mir. „Gut, dann bin ich in zwei Stunden bei dir“, sagte ich und legte nach einigen wenigen weiteren Worten auf. Ich suchte einen weiteren Namen aus der Kontaktliste heraus und betrachtete ihn lange. Wog mein Handy in der Hand. Dann rief ich meinen alten Lehrer an. „Ja?“, fragte er einfach, was ein Kribbeln durch meinen Körper jagte. „Sensei?“, flüsterte ich, unwissend, ob er mich verstand. Er stockte am anderen Ende der Leitung nur kurz. „Naruto?“ Mein Name entkam ihm so, als forme er mit den Lippen einen Schatz statt ein einfaches Wort. „Ja“, sagte ich und unterdrückte den Drang, mit dem Fuß zu wippen, „Wie...geht es dir?“ Ein Seufzen rauschte knisternd durch die Leitung. „Ich gehe nicht raus, wenn du das meinst. Iruka ist hier, falls du das fragen wolltest.“ Ich erstarrte kurz. Hatte er etwa dasselbe getan wie ich? „Hast du...ihm was gesagt?“ Es dauerte lange, bis er antwortete. „Ja, hab ich. Tut mir Leid. Ich wollte einfach-“ „Ist okay“, unterbrach ich ihn, „Iruka ist quasi mein Vaterersatz. Ist echt okay. Wie hat er reagiert?“ Ich sah mich um. Mikoto war einkaufen gegangen, ihr Mann auf der Arbeit. Itachi war auf Geschäftsreise und Sasuke erledigte irgend so einen Außentermin für die Firma seines Vaters. Und Sakura war an die Uni gesprintet. Ich hoffte, sie kam heute morgen noch rechtzeitig zu ihrer ersten Vorlesung. „Verwirrt, würde ich sagen. Aber er hat mir nicht den Kopf abgerissen.“ Ich schmunzelte. Iruka war wirklich zu gut für diese Welt. „Ich hab es meinen Freunden erzählt“, platzte ich heraus. „Was?“, kam lauter als beabsichtigt zurück. Ich wedelte mit dem Arm herum. „Nicht allen! Nur...nur Sasuke und Sakura-chan! Ich...bin kurz nach dir auch abgehauen. Bin herum gelaufen – und hab die beiden dann getroffen. Ich hab die ganze Nacht wach gelegen, Sensei, und als Sakura mich mitten in der Nacht gefragt hat, was los ist...ich konnte einfach nicht mehr.“ Ich seufzte schwer. Wir schwiegen beide und ich wippte nun doch mit dem Bein. Es entspannte mich zumindest etwas, ich konnte besser denken. „Und?“, fragte er kurz. „Sie meinten, sie könnten mir nicht helfen, ich müsste das selber wissen. Aber sie wollen auch nicht, dass du Ärger bekommst. Ich werd alles tun, damit dir nichts passiert.“ Und das meinte ich auch so. Es war schlimm genug, dass ich ihn in das alles mit hineingezogen hatte, ich würde nicht auch noch sein Leben zerstören. „Naruto. Ich bin ein erwachsener Mann, ich wusste, was ich tue. Und ich muss die Konsequenzen tragen, das ist doch wohl klar.“ Er klang so abgeklärt wie immer. Als ginge es nicht um den Rest seines Lebens. „Sensei...“ Ich kämpfte mit dem Kloß in meinem Hals. „Bitte, ich bin doch Schuld.“ Ich lies den Kopf hängen. Wieso machte ich all denen, die ich liebte, immer nur Ärger? Erst meine Eltern, dann meine beiden besten Freunde, Hinata und nun mein Lehrer. „Dazu gehören zwei, Naruto“, sagte er altklug, „Und wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ich wieder bei dir landen.“ Hitze stieg mir in die Wangen. Wie konnte dieser Mann mit nur so wenigen Worten alles wieder auf den Kopf stellen? „Wieso ich?“, fragte ich atemlos. Er warf mich selbst jetzt durchs Telefon aus der Bahn. „Weil ich nach dem Tod deines Vaters selbst wie tot war, Naruto. Deinetwegen habe ich endlich wieder das Gefühl, am Leben zu sein. Was auch immer passiert, ich will dir helfen, deinen Weg zu gehen.“ Ich spürte, wie mir die Tränen über das Gesicht liefen. „Du auch“, schniefte ich, „Du hast mich aus meiner Einsamkeit geholt. Danke dafür.“ Er lachte tief. „Was machen wir jetzt nur?“, fragte er mich rhetorisch. Ich seufzte auf und putzte mir einhändig die Nase mit einem Papiertaschentuch. „Du bleibst weiter ein so toller Lehrer – und ich heirate Hinata.“ Es hörte sich so unheimlich einfach an. Und ich meinte wirklich unheimlich. Es war skurril, wie leicht mir diese Worte über die Lippen kamen, es machte mir Angst, dass ich diese Entscheidung scheinbar so leicht hinbekam. „Ja“, sagte er leise, „Das wäre das Beste.“ Wir schwiegen uns an und die freundliche Computerstimme sagte mir, dass mein Guthaben bald aufgebraucht sei. „Kann ich dich sehen?“, fragte ich plötzlich, „Jetzt?“ Er antwortete nicht. Aber alles in mir wollte ihm jetzt in diesem Moment gegenüber stehen. Ich wollte sein Gesicht sehen, wenn wir es endgültig klärten. „Ich komm auch zu dir, ich weiß ja, wo du wohnst.“ Ich stand auf und ging in den Flur. Kniete mich hin und schlüpfte in meine Schuhe. „...Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“, meinte er zögernd. Ich nickte, was er nicht sehen konnte. „Bis gleich, Sensei“, sagte ich und legte auf. Der Weg war nicht so weit, ich war in nur wenigen Minuten da. Mit donnerndem Herzschlag betätigte ich die Klingel. Als ich Schritte hörte, klopfte ich zusätzlich noch an. „Ich bin's!“, rief ich. Die Tür schwang auf und ich blicke in Irukas Gesicht. Verdattert hielt ich inne, ich hatte ihn nicht mehr hier erwartet. „Uh, hey, Iruka-sensei“, machte ich leise und schob mein Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere. Er bewegte sich eine kleine Ewigkeit lang überhaupt nicht, bis ihn von hinten eine Stimme wieder zurück brachte: „Lass ihn ruhig rein. Ist schon in Ordnung.“ Mein ehemaliger Grundschullehrer blickte über die Schulter zurück in den Raum, unsicher, was er tun sollte. Ich zappelte herum, weil mir unwohl bei dem Gedanken war, was passieren würde, würde mich jetzt hier jemand sehen. Ich schob ein wenig drängend den Mann vor mir ins Haus. „Lass mich bitte mal rein, ja? Ich will nicht, dass meine Freunde mich hier sehen.“ Mit dem Fuß stieß ich die Tür zu und sah meinen quasi Ziehvater an. Erstaunlicherweise musste ich dafür nach unten sehen. Meine Augen waren auf der Höhe seiner Stirn. Mir war nie klar gewesen, dass ich so in die Höhe geschossen war. Entrüstet sah mich der Braunhaarige an. „Gomen ne, Sensei“, sagte ich leise, „Ich wollte dich nicht schubsen.“ Verlegen fasste ich mir in den Nacken. Er schnaubte schwer und sah weg. „Ich habe keine Ahnung, ob ich dich anschreien oder dich trösten soll“, brummte er. Ich hielt inne. Bis zu diesem Kommentar hatte ich völlig ausgeblendet, dass er Bescheid wusste. Kakashi kam zu uns und sah mich lange an. In der durchdringenden, drückenden Stille sah ich zwischen den beiden Männern hin und her. Sie führten ein stummes Gespräch mit ihren Blicken, nur konnte ich nicht erkennen, wie es ausging. Bis Iruka sich räusperte. „Ich komm mir vor wie ein Vater, dessen Kind zum ersten Mal mit einer Beziehung nach Hause kommt, um sie vorzustellen.“ Abrupt lachte ich auf, der Laut brach sich einfach nach oben. Verwirrt sahen mich beide an. Ich schüttelte den Kopf und versuchte alles, um mich wieder einzukriegen. „Entschuldigung“, schnaufte ich, „Ich bin einfach so nervös, ich weiß gar nicht, was ich tun soll.“ Ich sah den Braunhaarigen an. „Ich...“ Unbestimmt machte ich eine Geste mit der Hand. Er nickte. „Ich geh mal nach Hause“, meinte er dann gedehnt und lächelte uns beide an. „Okay“, sagte der Grauhaarige ebenfalls langsam und wir warteten, bis die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Unruhig sah ich ihn an. Er stand da mit den Händen in den Hosentaschen und sah zu mir. Ich ballte die Hände zu Fäusten und unterdrückte den Drang, auf den Füßen auf und ab zu wippen. „Uhm“, machte ich leise, „Wie viel hast du ihm erzählt?“ Er sah zu mir, drehte sich dann um und ging einige Schritte. „Willst du das wirklich hier bereden?“ Verlegen schüttelte ich erneut den Kopf und folgte ihm in sein Wohnzimmer. Sobald ich den Raum betreten hatte, sahen mich seine Hunde, die draußen im Garten waren. Pakkun blieb wie angewurzelt stehen, sprang dann laut bellend auf und raste förmlich ins Haus und in das Wohnzimmer. Dort angekommen sprang er außer sich vor Freude an mir hoch. Die anderen Hunde folgten schlitternd und wuselten ebenfalls um mich herum. Ich lachte auf, glücklich, dass sie mich nicht vergessen hatten. Mich hinkniend fuhr ich durch das drahtige Fell. „Hallo, Pakkun“, sagte ich leise, „Hallo, Ikkun und ihr alle. Habt ihr mich vermisst?“ Wie zur Antwort drückte sich Pakkun an mich und schob mir sein Köpfchen in die Hand. Eine Aufforderung, ihn zu streicheln. Ich hob ihn hoch und setzte mich mit dem Tier auf dem Schoß auf den Boden. Sofort war ich umrundet von freudigem Gebell. Und einen kurzen Moment war ich einfach nur gerührt von der bedingungslosen Zuneigung und Treue dieser Tiere. Als ich aufsah, erwischte ich den Mann vor mir, wie er sehnsüchtig dieses Bild beobachtete. Er sah meinen Blick und räusperte sich. „Pakkun, raus“, befahl er dann harsch. Er nahm Ikkun an seinem Halsband und zog ihn zur Tür hinaus in den Garten. „Alle nach draußen“, sagte er streng und nur widerwillig folgten seine Haustiere. Ich entließ Pakkun, der mich ansah, als wolle er fragen, ob ich wieder verschwinden würde. Gutmütig schob ich ihn von mir weg. Die Tür glitt zu und meine Nervosität nahm rapide wieder zu. Kakashi glitt vor mir in einem formellen Sitz zu Boden und sah mich lange an. Ich schluckte schwer. Die erneute Stille drückte auf meine Selbstbeherrschung und ich biss mir auf die Lippen. „Lass das besser“, sagte er da sanft. Ich erstarrte, mein Blick fand seinen. Irrte ich mich, oder lief er leicht rot an? „Wenn du das machst“, er deutete unterstreichend zu seinen eigenen Lippen, „will ich dich küssen. Ist wie eine Einladung.“ Meine Wangen wurden heiß. Das hatte ich nicht vorgehabt, aber es war auf unanständige Weise angenehm, diese Worte zu hören. Ich sah von ihm weg, obwohl er sich angehört hatte, als stelle er nur einen Fakt klar. „Deine Hunde sind alle gesund?“, fragte ich leise. „Ja“, sagte er kurz. Ich seufzte leicht. „Und dein Garten sieht wirklich furchtbar aus“, bemerkte ich. Ich hatte einen kurzen Blick erhaschen können. Was ich gesehen hatte, erinnerte viel mehr an den Urwald, den ich vor meiner Arbeit hier vorgefunden hatte. Kakashi lachte auf. „Ich kann tun, was ich will, es geht immer alles ein. Ein Wunder, dass meine Hunde noch leben.“ Gegen meinen Willen musste ich schmunzeln. Meine Mundwinkel hoben sich einfach ohne mein Zutun. Ich rutschte näher an ihn heran, setzte mich ebenfalls formell hin, meine Füße unter meinem Hintern, auf den Unterschenkeln sitzend. Ich legte meine Hände auf meinen Oberschenkeln ab und mein Blick wurde ernst. „Wir müssen darüber reden“, sagte ich. Er nickte und rutschte näher, bis unsere Knie sich beinahe berührten. Die Nähe trieb mir die Röte in die Wangen. Ich schluckte um den Kloß in meinem Hals herum. „Ja, da müssen wir“, sagte er. Seine Stimme klang belegt. Ich nickte. „Wir beide können nicht zusammen sein“, sagte ich. Ich atmete tief ein und blinzelte die Tränen aus meinen Augen. Kakashi rührte sich nicht. „Ich...ich will Hinata heiraten. Ja? Ich will mir mit ihr ein Leben aufbauen, Sensei. Ich kann nicht...wir können nicht einfach...“ Ich verstummte, weil die Worte, die ich mir vorher zurecht gelegt hatte, einfach nicht mehr richtig erschienen. „Ja, ich verstehe“, antwortete er. Er war so ruhig, dass es mich wütend machte. Fühlte er denn bei dieser Unterhaltung gar nichts? Oder versuchte er etwa, seine Gefühle vor mir nicht zu zeigen? Ausgerechnet vor mir?! „Sag doch was“, bat ich verzweifelt, „Sag doch wenigstens, wie es dir dabei geht.“ Er lehnte sich nach vorn, kam mir damit noch näher. „Was soll ich denn sagen? Du weißt, wie es ist. Ich kann dich nicht zwingen, mich zu wählen. Auch, wenn ich dich jetzt am liebsten nicht mehr aus meinem Haus lassen würde.“ Mein Atem stockte und unbewusst lehnte auch ich mich nach vorn. Nun berührten sich unsere Gesichter fast. Meine Hände fuhren zu seinen Knien. „Dann bring mich doch dazu, hier zu bleiben.“ Ich sah abwartend in seine Augen. „Ich hab noch eineinhalb Stunden, bis ich wieder los muss.“ Kakashi lehnte seine Stirn gegen meine, meine Hände legten sich auf seine Oberschenkel. „Naruto“, seufzte er schwer, „Wir sollten das hier nicht tun.“ Ich nickte, lies aber nicht von ihm ab. Und er zog sich auch nicht zurück. Dadurch ermutigt schob ich meine Hände noch weiter, hin zu seiner Körpermitte. Harsch fing er meine Finger ab. Zog sie nach oben und fort von seinem Körper. „Naruto“, schollt er mich frustriert, „Was machst du?“ Sein Kommentar machte mir klar, dass ich erneut dabei war, mich in diesem Mann zu verlieren. Ich schluckte schwer und stieß den angehaltenen Atem aus. „Entschuldige“, sagte ich leise, „Ich bin so...ich...“ Sanft lehnte ich mich wieder zurück, begann erneut damit, auf meiner Unterlippe zu kauen. Er hatte meine Hände los gelassen und ich zog sie eilig zurück. Ich sah weg. „Ich kann einfach nichts dagegen tun, du bist einfach so. Du hast diese Wirkung auf mich.“ Ich spürte seine Hand an meiner Wange. Wir konnten einfach nicht ohne Körperkontakt, so schien es mir. „Glaubst du, mir geht es mit dir anders? Seit ich mit dir auf der Party gestern geschlafen habe, kann ich kaum noch an etwas anderes denken.“ Ich grinste unpassend, weil mich Erinnerungen heimsuchten. „Eigentlich war es ja nicht...also, nicht richtig, oder?“, fragte ich. Verwirrt zog er die Stirn in Falten. „Huh?“, machte er leise. Ich sah zurück zu ihm, wobei ich leicht mit den Händen herum fuchtelte. „Also, ich mein, wir haben ja nur...eh, du weißt schon. Rumgemacht halt. Das war kein richtiger Sex, oder nicht?“ Ich empfand es so, mein Hintern war gestern nicht berührt worden. Zumindest nicht auf die Art, die man überall las oder hörte. Aber wir hatten mit Händen und Mund den anderen erkundet. Nicht, dass es schlecht gewesen wäre, ich hatte nur mit etwas anderem gerechnet, als ich meine Bitte gestern vorgetragen hatte. Aus irgendeinem Grund brachte mein dahin gesagter Kommentar Kakashi dazu, wütend die Augenbrauen zu verziehen und meine Schultern zu ergreifen. „Das meinst du?“, fragte er säuerlich. Ich schluckte, plötzlich starr. Ich wusste nicht, was mit ihm los war. „Dann meinst du also, wir hätten gar nichts getan?“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Ich begriff schlagartig, weshalb er so war: Er hatte unglaublich mit sich gerungen, bis er seinen Gefühlen nachgegeben hatte – wohl wissend, dass er seinen Beruf und seinen guten Namen riskierte, sollten wir erwischt werden. Mein Kommentar hatte in ihm den Eindruck erweckt, ich hätte nicht begriffen, wie heftig seine Gefühle waren. Ich blinzelte überfordert. „So hab ich das nicht gemeint“, begehrte ich auf, „Du verstehst das falsch!“ Er schob plötzlich an meinen Schultern, drückte mich rücklings auf den Boden. „Sensei!“, stotterte ich überrascht, „Was wird das?“ Er kniete über mir und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Ich dachte“, sagte er langsam, „Du siehst es nicht als Sex an?“ Mein Atem beschleunigte sich, ich schluckte schwer. „Und du willst nicht, dass das so zwischen uns stehen bleibt?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn ich dich gehen lassen soll, dann unter meinen Bedingungen.“ Seine ernsthafte Art brachte mich dazu, zu schmunzeln. „Ich denke nicht so. Ich hab nie so gedacht.“ Meine Worte bewegten etwas in ihm, seine Augen bekamen einen sanfteren Ausdruck. Er stöhnte gequält auf und lies den Kopf hängen. „Die ganze Sache zehrt doch mehr an mir, als ich dachte“, gab er zu, „Ich bin sonst nicht so...emotional.“ Als sein Blick mich wieder traf, hatte er etwas trauriges an sich. Ich sah sehnsüchtig zu ihm auf. Die Gefühle sagten mir, dass es einerseits absolut richtig war, hier bei ihm zu liegen. Andererseits fand ich es falsch, weil Hinata immer noch auf mich wartete. Auch mein Verstand sagte mir, dass ich das hier nicht tun sollte. Gleichzeitig spürte ich die Sehnsucht nach ihm. Nach seiner Nähe, seiner stummen Art, mich zu verstehen. Ich hob eine Hand und krallte sie in seine Kleidung. Aber ich schob ihn nicht von mir, ich zog ihn auch nicht nach unten. Ich tat einfach gar nichts, wartete nur ab. Er schien etwas in meinem Gesicht, in meinem Blick zu suchen. Und ich hatte keine Ahnung, was er fand, aber irgendwann lies er sich auf mich sinken und gab mir einen intensiven Kuss. Ich erwiderte das zwar, regte mich aber sonst nicht. Immer noch zündete jeder Kontakt mit ihm ein Feuer in mir an. Immer noch begehrte ich, was so sorgsam von Kleidung verdeckt wurde. Aber was sollte ich tun? Da stützte er sich auf einen Arm und mit der anderen Hand schob er mein Hemd nach oben. Ich trug immer noch die Kleidung von gestern, weil ich nichts von Sasuke tragen wollte. Früher hatte ich mich öfters aus seinem Kleiderschrank bedient, wenn ich bei ihm übernachtet hatte, aber heute war es mir falsch erschienen, zur Normalität überzugehen. Und so hatte ich dasselbe an, was er mir auch schon gestern von Körper geschoben hatte. Die Erkenntnis trug nicht dazu bei, dass ich mich ihm verweigerte. Es lies meinen Einspruch eher noch schneller schmelzen. Zögernd hob ich eine Hand. „Stopp“, sagte ich sehr deutlich. Dieses eine Wort brachte uns beide zurück. Ich konnte jetzt nicht das tun, was sonst gefolgt wäre. Es gehörte sich nicht, ich würde Hinata betrügen. Also, mehr, als ich eh schon hatte. Mein schlechtes Gewissen killte mich gerade. „Nein“, erklärte ich deutlicher, aber mit wackeliger Stimme, „Ich gehöre zu Hinata“ Er nickte und erhob sich. Als ich ebenfalls wieder stand, strich mir eine vertraute Hand über mein Haar. „Gut gemacht“, murmelte er, „Es heißt, du hast die richtige Entscheidung getroffen“ Ich nickte, schwer und abgehakt. Ein Teil von mir seufzte auf, aber ich hatte mich endlich entschieden, wohin mein Herz gehörte. Ich konnte hiermit abschließen. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte. „Viel Glück, Sensei“, sagte ich, „Ich hoffe, du findest jemanden, der zu dir passt und wirklich nur für dich da ist“ Und dann ging ich. Hinata: Naruto war spät dran. Ich wanderte unruhig in meinem Zimmer hin und her. Was sollte ich denken? Ich hatte zwar am Telefon gesagt, ich wäre in Ordnung, aber ich ging allein in der halben Stunde seit seinem Anruf heute morgen die Ereignisse von gestern unzählige Male durch. Was war gesagt worden? Wie hatte sich Narutos Stimme angehört? Was war in diesem Zimmer wirklich geschehen? Ich drehte mich vor meiner Zimmertür wieder um und ging zurück zu meinem Fenster. Dort blieb ich stehen und sah auf den Hauptweg zum Haus. Unruhig schwang mein Körper hin und her, während mein Blick zu meinem Wecker flog. Er wollte eigentlich jetzt da sein. Was machte er noch? Wieso kam er nicht direkt, sondern erst zwei Stunden später? Ich wurde unsicher. Er hatte mir einmal gesagt, dass es noch eine andere Frau gegeben habe. Eine Person, die sein Herz erobert hatte. Wer war sie? Kannte ich sie, oder war sie eine Unbekannte? Egal, wie oft ich unsere Kontakte der letzten Jahre durchging, ich konnte keine Frau finden, die besonderes Interesse an ihm gezeigt hätte. Mehr als Anschmachten hatte er nie zugelassen. Wie konnte eine von ihnen so nah an ihn heran kommen, ihm so unter die Haut gehen, dass er Gefühle für sie entwickelte? Warum hatte ich nichts bemerkt? Immer wieder stellte ich mir vor, wie sie wohl aussehen mochte. War sie blond? Rothaarig? Sah sie mir ähnlich? Wie war ihr Charakter? Er hatte mir nichts erzählt. Ich hatte nicht gefragt. Und ich war trotzdem der festen Überzeugung, dass er mich gewählt hatte. Als sein Antrag kam, war ich überwältigt gewesen. Er hatte meine Überzeugung in die reine Wahrheit verwandelt. Einfach so, als wäre ich schon immer die gewesen, zu der er ewig zurückkehren würde. Aber dann kam der Abend, der nicht ansatzweise in unsere Beziehung zu passen schien. Gestern war er anders gewesen. Ich hatte gesehen, wie beschämt er gewesen war. Wie er meinem Blick ausgewichen war. Ich war so erschrocken gewesen, dass ich ihm nur hatte beistehen wollen. Aber er hatte alles unter den Tisch kehren wollen. Er hatte so tun wollen, als sei nichts passiert. Das war so untypisch für ihn. Normalerweise wäre er der Lauteste von allen gewesen. Er hätte dem Mann wenigstens einen Schlag dafür verpasst. Aber nichts dergleichen war passiert. Andererseits war er auch noch nie so angegriffen worden. Es war wohl ein Unterschied, ob man mit der Faust angegriffen wurde – oder ob man angetascht wurde. Ob der Gegenüber sich mit der Absicht näherte, einen zu verletzen. Oder, ob er sich näherte, um einen sexuellen Kontakt zu erreichen. Männer schämten sich anscheinend sehr viel mehr, wenn sie ein Mann angriff. Ich seufzte. Schon wieder war ich beim gleichen Gedanken angekommen wie vorher. Es brachte nichts und doch konnte ich es nicht abstellen. Eine Bewegung auf dem Weg erhaschte meine Aufmerksamkeit. Blondes Haar bewegte sich zwischen den Bäumen auf das Haus zu. Mein Herz schlug mit der Kraft eines Presslufthammers gegen meine Rippen. Naruto war hier! Ich flog schon beinahe aus meinem Zimmer, die Treppen nach unten und zur riesigen Haustür. Ohne auf die Bediensteten zu achten, die eigentlich dafür zuständig waren, riss ich die Tür schwungvoll auf. Ich war so hastig, dass ich beinahe durch meinen eigenen Schwung vor ihm auf die Nase gefallen wäre. Er stand da und hatte mich erwartend die Arme ausgebreitet. Ich fing mich wieder, indem ich mich am Türgriff festhielt. Als ich wieder sicher stand, warf ich mich in seine Arme. Er roch verschwitzt, was ich einfach hinnahm. „Du bist hier!“, seufzte ich. Er schlang die Arme um mich und hob mich lachend hoch. „Ja, ist nicht zu übersehen.“ Ich löste mich nach einigen Minuten äußerst widerwillig von ihm. Sah ihm in die Augen, suchend, besorgt. In meiner Freude, dass er hier war, hatte ich vergessen, dass er vielleicht gar keinen Körperkontakt wünschte. „Geht es dir gut?“, fragte ich. Er wurde wieder ernst und nickte schwer. „Ja“, sagte er und trat wieder zu mir, vergrub sein Gesicht an meinem Hals und schlang die Arme unter meinen Achseln um mich. „Ich bin hier“, meinte er, fast schon befreit klingend, „Und ich werde genau hier bleiben. Für immer, bei dir.“ Wortlos legte ich meinen Kopf an seine Schulter und drehte mit einem Finger den Ring, der an meinem Ringfinger steckte. Wir gingen zurück in mein Zimmer, damit wir offen reden konnten. Auf dem Weg trafen wir nicht einmal auf meinen Vater, weil es in der Firma einen Notfall gegeben hatte. Und meine Schwester war noch in der Schule. Ich hatte – bis auf Neji – das Haus für mich. Und mein Cousin war gerade vor wenigen Minuten zu seiner täglichen Joggingrunde aufgebrochen. „Wie geht es dir?“, fragte er mich. Überrascht hob ich die Augenbrauen. „Ich?!“, fragte ich, „Sollte ich nicht eher besorgt um dich sein?“ Er wog den Kopf hin und her, nickte dann aber schief grinsend. „Aber ich will nicht, dass du ewig einen Eiertanz um mich machst. Ich bin nicht so zerbrechlich. Ich komm schon klar.“ Ich legte den Kopf schief und schob eine wirre Haarsträhne aus meinem Gesicht. Er sah meiner Hand interessiert zu, was mich auf meine Hände in meinem Schoß blicken lies. „Wo warst du bis eben?“, fragte ich. Wenn ich es jetzt nicht erfahren würde, würde ich daran noch verrückt werden. Er sah zum Fenster. „Ich hab die Sache geklärt. Ich war bei Hatake-sensei.“ Er sagte es so einfach, als wäre es ein normales Gespräch gewesen. Ich jedoch schoss zutiefst schockiert hoch und starrte fassungslos auf ihn hinunter. „Du hast was?“, meine Stimme klang schrill vor Aufregung. Er schnappte sich sofort meine Hand und hielt sie fest. „Ganz ruhig“, meinte er, „Hör erst mal zu. Bitte.“ Nur widerwillig folgte ich seiner sanften Stimme. Er nahm meine Hand zwischen seine beiden und wandte sich so gut es eben ging mir zu. „Hör zu“, bat er erneut, „Ich weiß, es ist erst gestern passiert und wir sind alle durcheinander. Aber ich habe die ganze Nacht nachgedacht. Ich hab mit Sasuke und Sakura und Shikamaru geredet. Und wenn ich den Mumm gehabt hätte, hätte ich dich auch gefragt.“ Ich seufzte leise. War ja klar, er spürte, dass ich mich manchmal ausgeschlossen gefühlt hatte, wenn er und seine beiden Freunde die Dinge unter sich ausgemacht hatten. Ich hatte mich gefühlt, als hätte er zu mir nicht so viel Vertrauen wie zu den anderen. Ich war neidisch gewesen, besonders auf Sakura. Nun aber wurde mir klar, dass es keine Absicht gewesen war und er schon selbst begriffen hatte, wie ich es damals aufgefasst hatte. „Sie haben mir gesagt, dass es meine Entscheidung wäre und ich will nicht weglaufen. Wenn ich es jetzt nicht kläre, werde ich immer neue Ausreden erfinden, um ihn zu meiden. Deswegen hab ich es heute Morgen in Angriff genommen.“ Er nahm meine Hand hoch und hauchte einen Kuss darauf. Ich errötete dezent, was ihn zum Grinsen brachte. „Es ist alles gut. Es geht mir gut, er hat es begriffen und ich...“ Kurz suchte er nach den richtigen Worten. „Ich denke einfach, er hat eine ganze Menge falsch verstanden. Er hat mir glaubhaft versichert, dass es langsam angefangen hätte, seitdem ich halt so erwachsen bin. Hinata, er steht ganz sicher nicht auf Kinder oder so! Ich...denke, er hat eine zweite Chance verdient. Ich will nicht sein Leben kaputt machen, wenn er es doch einsieht.“ Ich starrte ihn an. Lange. Dann lächelte ich und schmiegte mich an ihn. „Das ist so typisch für dich, Naruto-kun!“, entfuhr es mir, „Du willst immer allen helfen!“ Er schlang einen Arm um mich, die andere Hand hielt immer noch meine fest. „Wo wäre ich, wenn ich keine zweite Chance bekommen hätte?“, fragte er mich rhetorisch und ich seufzte erneut. Es war mir nicht recht, dass er so entschied. Aber er hatte Recht, es war ganz allein seine Entscheidung, keiner von uns konnte für ihn die Anzeige bei der Polizei machen. „Und dann macht er einfach so weiter?“, fragte ich angesäuert. Ein Schnauben lies meinen Pony hin und her schwingen. „Er und ich, wir werden uns nicht mehr sehen. Und selbst, wenn wir uns ungeplant begegnen, werde ich so tun, als wäre er nicht da. Es ist beendet.“ Nicht, dass es da etwas gab, was angefangen hatte, das hatte Sasuke im Keim erstickt. Ich nickte leicht und fuhr mit meiner Hand über sein Hemd und die darunter liegenden Muskeln. Ich bemerkte, dass es ganz nass war. Ich schob mich etwas von ihm weg. „Bist du her gerannt?“, fragte ich. Er hob nur fragend eine Augenbraue. „Wieso fragst du?“ Ich wies auf seine Erscheinung. „Du bist völlig verschwitzt.“ Er sah an sich herunter und zupfte an dem Stoff, der ein wenig an ihm klebte. „Oh“, murmelte er, „Ist wohl eine Mischung aus her rennen und Aufregung von eben.“ Er presste die Lippen aufeinander und sah aus, als wäre es ihm peinlich. „Ich geh wohl besser duschen“, bemerkte er und erhob sich. Ich sah ihn an und nickte. „Mh-hm, mach das.“ Irgendwie fühlte ich mich ruhiger, entspannter. Er war hier, bei mir. Ich glaubte ihm, wenn er mir sagte, dass es in Ordnung war. Es war alles gut, uns ging es gut. Es blieb nur noch das Gespräch mit meinem Vater. Ich fragte mich, ob er auch so leicht nachgeben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)