Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Sakura: Schon von weitem sah ich meine Freundin kommen. Hinata hatte schon vor Jahren beschlossen, einige Straßen vor der Schule aus der Limousine zu steigen, mit der sie und ihre Schwester immer gebracht wurden. Die letzten Meter ging sie lieber zu Fuß – sie sagte mir einmal, sie hasse diese Art von Aufmerksamkeit. Wie sie demnächst mit der Popularität umgehen wollte, wäre sie erst einmal berühmt, wusste ich nicht, aber sie würde bestimmt einen Weg finden. Ich rannte ihr entgegen und schlang meine Arme um ihre Schultern. Ich sprang ihr beinahe in die Arme. Lachend stolperten wir beide ein paar Schritte zurück. Dann lehnte ich meinen Oberkörper zurück und strahlte sie an. „Naruto-kun hat es dir gesagt?“, fragte sie. Ich nickte wild. Drückte ihre Schultern ein wenig fester. „Ich freu mich so für dich!“, jubelte ich, „Du hast es so verdient! Du wirst zum größten Star, den wir je in dieser Stadt gehabt haben!“ Sie lachte verlegen. Ihre Wangen wurden rot. „Erst einmal muss mein erstes Lied noch rauskommen“, nuschelte sie. Ich lies sie los und wir gingen die wenigen Schritte zurück zum Schulhof. „Ach, das wird schon“, sagte ich. Sie biss sich auf die Lippen und nickte. In solchen Momenten sah man wieder deutlich, dass sie eigentlich immer noch ein schüchternes Mädchen war. Diese Eigenschaft würde sie wohl nie ablegen und es machte sie in meinen Augen umso sympathischer. Wir hatten den Schulhof erreicht und schlenderten darüber in Richtung Haupteingang. Wir wussten ja alle beide, dass Naruto mal wieder auf den letzten Drücker auftauchen würde. Auch, wenn er immer erwachsener geworden war, das hatte er immer noch nicht im Griff. „Wann wird das denn sein? Also, ich meine, du wirst den Song doch auf so einem Minikonzert singen, oder?“ Sie nickte, wobei ihr langes Haar mit wippte. „Mh-hm. Ja, meine Managerin hat gesagt, dass es schon nächsten Monat so weit sein wird. Alles läuft gerade sehr hektisch, ich werde heute auch direkt von der Schule aus zum Studio gehen.“ Ich machte große Augen. „Nächsten Monat! Das geht ja echt fix!“ Ich wusste ja nicht, dass der Job einer Sängerin derart stressig sein konnte. Seit sie den Vertrag unterschrieben hatte, war sie ständig unterwegs, um ihr Debut zu proben. Ich hatte immer gedacht, Sängerinnen schrieben ein paar Texte, sagen sie im Studio ein und machten ein paar Konzerte. Und den restlichen Teil der Zeit hätten sie halt frei und so. Anscheinend irrte ich mich. Sie nickte. Wir stiegen gerade die Treppen zu unserem Klassenraum hoch, als ich sie in ihren Ausführungen über ihr Outfit und ihr geplantes Image unterbrach: „Ich werd auf jeden Fall da sein!“ Wir stoppten vor der Tür unseres Klassenraums und sie drehte sich zu mir hin. „Wirklich?“, fragte sie und ich sah ihr an, dass es sie freute. Ich grinste. „Ja, ich werde mit Naruto zusammen hingehen. Wir beide werden dich lautstark anfeuern!“ Ihr Strahlen erlosch. Es war, als hätte mein Kommentar einen Schalter umgelegt. „Hinata?“, fragte ich verblüfft. Sie biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. „Naruto-kun hat dich gefragt?“, flüsterte sie belegt. Und bei mir fiel endlich der Groschen. Gleich einem Dampfhammer erschlug mich die Erkenntnis, die ich bisher nie gehabt hatte. Hinata lächelte gequält, als sie wieder aufsah. „Ich würde mich über deine Unterstützung wirklich freuen, Sakura-san“, erklärte sie und zog die Tür auf. „Hinata!“, rief ich ihr nach, aber sie verschwand schnurstracks auf ihren Platz und sah nicht mehr zurück. In all der Zeit, die wir nun zusammen verbracht hatten, war mir schon klar gewesen, dass es viele Mädchen geben musste, die mittlerweile für Naruto schwärmten. Aber mir war nie aufgegangen, dass Hinata ebenfalls zu diesen Mädchen gehörte. Wie konnte ich nur so blind ihr gegenüber sein und wie sollte ich mich denn jetzt bloß verhalten? Naruto: Der heutige Schultag war nicht normal. Absolut nicht. Es fing damit an, dass Sasuke überhaupt nicht auftauchte. Gar nicht. Er schrieb mir nicht mal eine SMS, warum er fehlte. Selbst, als er eine Lungenentzündung gehabt hatte, hatte er uns Bescheid geben können. Jetzt herrschte Funkstille. Dann benahmen sich Sakura und Hinata komisch. Immer, wenn ich eine von beiden ansprach, senkten sie den Blick oder wichen mir aus. Beide wirkten bedrückt, wollten mir aber nicht erzählen, warum das so war. In der Mittagspause hatten wir auch nicht zusammen gegessen. Ich hatte neben Sakura gesessen und hatte schon nach drei Bissen gemerkt, dass meine Freundin ihr Bento nicht anrührte. Stattdessen saß sie verkrampft da und sah auf ihre Knie. Auf meine Frage, ob alles in Ordnung sei, hatte sie nur genickt und traurig gelächelt. Jetzt saßen wir in der letzten Stunde zusammen um unsere zusammen geschobenen Tische und ich versuchte seit mehreren Minuten, mit den beiden unsere Gruppenarbeit zu besprechen, die wir schon nächste Woche vorstellen sollten. Aber ich erntete eisiges Schweigen, wann immer ich einen Vorschlag zur Einteilung machte. Schließlich lies ich den Stift auf den Tisch fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Okay“, sagte ich bestimmt, „Was zum Geier ist hier los? Was hab ich wieder angestellt?“ Zwei Blicke flogen zu meinem Gesicht. „Das hast du nicht!“, beteuerte Hinata sofort. Dann sah sie verstohlen zu Sakura und senkte ihren Blick. Meine beste Freundin schüttelte den Kopf. „Es ist eine Sache zwischen uns beiden. Ich...glaube, Hinata denkt, ich wolle ihr etwas wegnehmen.“ Sie sah mit einem intensiven Blick zu der Blauhaarigen. „Aber das stimmt nicht. Es ist nicht meine Entscheidung, was passiert. Ich will dir nicht wehtun, okay?“ Hinata sah auf und blickte Sakura überrascht an. Sie blinzelte, dann zuckten ihre Mundwinkel nach oben. „Danke, Sakura-san. Aber es ist okay, wirklich.“ Verwirrt sah ich zwischen den beiden Mädchen hin und her. „Uhm, ist alles okay? Also, jetzt wieder?“, fragte ich. Nach kurzem Zögern nickten sie beide. Ich zog die Stirn kraus. „Hört mal, ihr beiden. Ich weiß nicht, was passiert ist. Vor ein paar Tagen war alles noch okay bei euch und jetzt könnt ihr euch nicht mal mehr ansehen. Ich glaub auch nicht daran, dass du Hinata-chan irgendetwas wegnehmen würdest, Sakura-chan. Das bist nicht du, du achtest immer auf die Gefühle deiner Mitmenschen. Das kann also nur so sein, dass du gar nicht wusstest, was du da tust.“ Überrascht sah sie mich an. Ihr rutschte sogar der Stift aus den Fingern und er kullerte auf ihr Heft, wo er einen unschönen Tintenfleck hinterließ. Ich wandte mich an Hinata. „Und du, Hinata-chan, du musst dich nicht immer klein machen. Wenn du was haben willst, hast du jedes Recht der Welt, es dir zu nehmen und auch zu sagen, dass du es haben willst. Woher sollte Sakura-chan das wissen, wenn du nichts sagst? Nur, weil ihr beide befreundet seid, musst du nicht sofort deine Gefühle hinten anstellen, okay?“ Ihre Wangen wurden rot und sie nickte schüchtern. Ich sah beide nacheinander eindringlich an. „Und jetzt hört auf, umeinander herum zu tänzeln, als wäre eure Freundschaft ein Staatsverbrechen! Wir werden ewig Freunde sein, da bringt uns so etwas doch nicht auseinander, echt jetzt!“ Sakura rang sich ein Lächeln ab. „Du hast Recht, wir bleiben Freunde. Egal, wer jetzt was bekommt.“ Sie sah zu Hinata und stupste ihr an die Schulter. „Wir bleiben einfach fair und dann werden wir sehen, was es werden wird, nicht wahr?“ Die Blauhaarige nickte schwer. „Ja, du hast Recht. Habt ihr beide. Und ich werde mich anstrengen!“ Danach war zwar noch nicht alles vergessen, aber wir waren alle drei viel entspannter und konnten wieder normal miteinander umgehen. Ich ahnte, dass die Mädchen es untereinander klären würden, sobald ich nicht dabei war. Kakashi: Ich hatte Narutos kleine Ansprache mitbekommen und musste ein Lächeln unterdrücken. Auch, wenn er scheinbar nicht begriff, worum es ging, schaffte er es, die richtigen Worte zu wählen. Man konnte dabei zusehen, wie die Last von den Mädchen abfiel. Der Blonde war wahrhaftig ein Meister der Worte geworden. Wenn das doch auch nur mehr Menschen erkennen würden. Mittlerweile war er zwar älter und hatte sich in vielen Situationen bewiesen, aber noch hatte es nicht alle Menschen hier in Konoha erreicht, dass er ein guter Mensch war. Ich hatte gedacht, nachdem er geholfen hatte, den entlaufenen Bären des Zoos in der Nähe wieder einzufangen und dabei auch noch mehr durch Zufall einen Anschlag auf unsere Bürgermeisterin verhindert hatte, würde es besser werden. Aber dennoch gab es immer noch Menschen, die ihn verachteten. Was hatten solche Menschen nur im Kopf? Ich sah noch einmal zu den anderen Schülern. Sai und Ino saßen so dicht zusammen, dass ich nicht wissen wollte, ob sie in der hintersten Ecke des Zimmers wirklich an ihrem Projekt arbeiteten, oder andere Dinge machten. Ich würde die beiden wirklich ungern vor dem Rest der Klasse bloßstellen. Gaara, welcher erst dieses Jahr in diese Klasse gekommen war, hatte sich neben Kiba gesetzt und beide schwiegen sich an. Ob das was werden würde? Der rothaarige Junge schien nicht daran interessiert zu sein, mit anderen Menschen Kontakt zu schließen. Nur Naruto hatte es bisher geschafft, die Aufmerksamkeit dieses großen Schweigers zu erringen. Ich ahnte, dass Gaara sich vorgenommen hatte, seine Isolation zu ändern. Aber es haperte wohl noch an der Ausführung. „Alles klar, Sabakuno-san?“, fragte ich und er nickte steif. „Und du?“, fragte ich den Jungen daneben. Kiba seufzte schwer. „Ja, irgendwie schon. Nur...das Thema, dass Gaara-kun hier vorgeschlagen hat, können wir hier im Raum nicht ausarbeiten. Deswegen machen wir das nach dem Unterricht.“ Ich blinzelte. „Hm, okay. Hauptsache, ihr werdet früh genug fertig.“ Beide nickten synchron. Ich unterdrückte ein Kopfschütteln. Nach Ende der Stunde beobachtete ich, wie Naruto sich beim Zusammenpacken seiner Sachen Zeit lies. Er blickte zur Seite und sah den beiden Mädchen hinterher, die gerade den Raum durch die hintere Tür verließen. Aha, er wollte ihnen wohl die Möglichkeit geben, was auch immer es war zu klären. Wie mitfühlend. Ich räusperte mich. Naruto kam an mir vorbei und blieb bei diesem Laut stehen. „Wollten Sie etwas von mir, Sensei?“, fragte er. Ich unterdrückte ein Lächeln. „Läuft es gut?“, fragte ich zurück, „Deine Noten sind gut, aber ich war neugierig, wie es sonst aussieht.“ Es war die richtige Frage gewesen, denn der Junge begann zu strahlen. „Oh, ja! Ich meine, ich hab richtig viele Freunde und so. Ich bin sogar umgezogen, Sensei!“ Ich sah ihn perplex an. „Ach, tatsächlich?“ Er nickte. „Ich geh jetzt hin und wieder arbeiten, da hab ich mehr Geld im Monat.“ Anscheinend war er wirklich stolz darauf. „Bei wem?“ Vielleicht war die Frage etwas harsch gestellt, aber ich wollte eben wissen, wer einen fünfzehnjährigen Jungen bei sich arbeiten lies – zu einem Gehalt, dass eine neue Wohnung möglich machte. Er druckste herum, bevor er mit der Sprache herausrückte: „Bei Jiraya. Ist aber echt in Ordnung!“ Ich stand auf. „Du arbeitest in einer Bar?!“ Was dachte sich der Mann nur dabei, den Jungen in diesen Laden zu stecken? Alkohol, betrunkene Gäste und regelmäßige Versuche, mit Drogen zu handeln. Das war es, was man von dieser zwielichtigen Bar wusste. Ich konnte mir diesen herzensguten Jungen vor mir nicht in so einer Umgebung vorstellen. Es war bekannt, dass der Mann sein Geschäft nur eröffnet hatte, weil er glaubte, mit gut aussehendem, männlichen Personal ebenso gut aussehende junge Frauen anzuziehen. Der Kerl war stadtbekannt als Spanner und Lüstling. Ich verengte die Augen. „Und du hältst dich auch an die Arbeitsbestimmungen, die in deinem Alter gelten?“ Er trat einen Schritt zurück. „Ja, na klar, Sensei!“, erwiderte er hastig und ich sah ihn an, während er den Raum verließ. Hatte er mich etwa gerade angelogen? Diesen Abend wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich hatte bewusst noch zwei Tage gewartet. Sollte Naruto wirklich zu lange arbeiten oder die falsche Arbeit erledigen, würde er sich davor hüten, am gleichen Abend da zu sein, an dem ich erfuhr, was er wo machte. Nun, mehr als zwei Tage konnte er sich hoffentlich nicht leisten und so stand ich hier. An der Ecke der Straße, an der sich Jirayas Geschäft befand. Schon von hier aus hörte ich die Betrunkenen brüllen. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis es eine Schlägerei geben würde. Kein Wunder – die Sperrstunde für sämtliche Kinder und Jugendliche war seit einer Stunde vorbei. Wer jetzt noch auf den Straßen unterwegs war, sollte laut Gesetz volljährig sein. Ich glitt um die Ecke und betrat den Laden. Sofort schallte mir laute Musik entgegen und die Luft stand vor Alkohol und Zigarettenrauch. Würde ich nicht sowieso einen Mundschutz tragen, hätte ich ihn mir spätestens jetzt gewünscht. Einige junge Frauen saßen gackernd vor der großen Bartheke, andere liefen gerade an mir vorbei. Dabei unterhielten sie sich über einen Mann, den sie wohl attraktiv fanden. Ich rollte mit den Augen, als ich unfreiwillig zuhörte. „Und diese Augen! Ich sag dir, die sind nicht alltäglich! Wenn ich bei dem an der Bar sitze, kann ich mich vor lauter Himmelblau kaum konzentrieren, was ich bestellen möchte!“ Sie kicherten. „Oh ja, so ein junges Gesicht ist echt süß. Ich würde ihn ja schon längst auffressen, wenn Jiraya nicht immer so ein Auge darauf hätte.“ Ich stockte in meinem Schritt. Das klang doch so, als ob ich wüsste, über wen sie redeten. Mein Blick schnellte zum Tresen. Naruto stand dahinter und schenkte gerade einer Kundin ein strahlendes Lächeln, während er eine Zitrone auf einem Glasrand platzierte. Ich seufzte in mich hinein, dann schlängelte ich mich zur gegenüber liegenden Seite durch. Lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die Wand und sah zu ihm herüber. Er hatte seine Gäste im Griff, das musste ich zugeben, obwohl es in mir brodelte. Ich war auf beide wütend: Auf Naruto, dass er mich trotz meiner Nachfrage anlog. Er wusste genau, dass er etwas Illegales tat. Und auf Jiraya, weil er den Jungen hier arbeiten lies. Uhrzeit, Einsatzgebiet und Umgebung waren absolut nichts für so ein halbes Kind! Tatsächlich tat sich nur wenige Minuten später ein Streit auf, der schnell heftig wurde. Eine gefährliche Sache, aus der sich Unerfahrene besser heraushielten. Zu meiner absoluten Verblüffung lief Naruto jedoch direkt in die kämpfenden Männer hinein. Jeden von beiden packte er an den Schultern und zog sie auseinander. Scharf sah er sie an. „Ey, das ist nicht der richtige Ort dafür. Klärt was auch immer gefälligst draußen, klar?!“ Er lies sie los und wies zur Tür. Als keiner Anstalten machte, sich zu bewegen, packte er sich einen der Streithähne und beförderte ihn zu Boden, nahe des Eingangs. „Raus!“, erklärte er bestimmt – und wandte dem Zweiten dabei den Rücken zu. Ein Fehler, denn ich sah das Messer aufblitzen, dass der Kerl zog. Bevor irgendjemand wusste, was geschah, war ich schon hinter Naruto getreten und fing den Stoß des Messers ab. Der sengende Schmerz schoss mir in die Hand und bis ins Handgelenk hinauf. Aber außer einem tiefen Schnitt in der Handfläche durfte ich nichts davongetragen haben. Der Mann sah mich an. „Scheiße!“, fluchte er laut und Naruto schien jetzt erst zu bemerken, was los war. Er wirbelte herum, blieb aber stumm.Ich blickte auf den etwa einen Kopf kleineren Kerl hinunter, der ohne seine Waffe zurück taumelte. „Lass das!“, fauchte ich, „Einen nicht mal volljährigen Jungen hinterrücks angreifen! Verzieh dich, bevor ich die Polizei rufe!“ Ohne weitere Widerworte machte er, dass er davon kam. Ich öffnete die Hand und nahm das Messer mit der anderen, schob es zusammengeklappt in meine Hosentasche und wandte mich um. Naruto sah mich ehrlich bestürzt an. Er blickte in meine Augen, schluckte schwer und sah dann das Blut auf meiner Hand. Er wurde so blass, dass ich schon Angst hatte, er würde bewusstlos werden, doch dann packte er mich erstaunlich fest am Arm. „Kommen Sie, Sensei!“, erklärte er und zog mich zu den Privaträumen des Geschäftes. Dort angekommen platzierte er mich auf einem Stuhl und suchte hektisch nach einem Erste Hilfe Kasten. Er kniete sich neben mich und zog meine verletze Hand zu sich, um sie besser betrachten zu können. „Das ist ein ganz schön tiefer Schnitt, Sensei. Ich werde versuchen, es zu desinfizieren und es zu verbinden, aber ich denke, Sie sollten besser ins Krankenhaus damit gehen.“ Ich sah auf seinen Kopf, auf die wirren blonden Strähnen. „Naruto“, sagte ich tadelnd. „Ich werd jetzt erst mal das Jod holen gehen, das haben wir hier in einem Arzneischrank, also muss ich nach oben. Bin gleich wieder da, Sensei“, machte er weiter, als hätte er mich nicht gehört und sprang auf. „Naruto.“ „Es dauert wirklich nur eine Minute. Und ich werde auch Jiraya Bescheid geben, was passiert ist.“ Ich verlor die Geduld. „Naruto!“ Er zuckte zusammen und sah mich endlich an. Schuldbewusst. „Sag mal, was denkst du dir eigentlich?! Ist dir klar, was passiert wäre, wenn ich nicht so schnell reagiert hätte? Du hättest das Messer im Rücken stecken! Wieso arbeitest du hier, das ist absolut nichts für dich! Ich verlange von dir, dass du sofort hier aufhörst!“ Meine Stimme war eine Mischung aus Autorität und Wut gewesen und es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Naruto senkte den Blick und biss sich auf die Lippen. „Ja, Sensei. Ich weiß, Sie haben mir sehr geholfen. Und ich habe gelogen, das tut mir Leid.“ Täuschte ich mich, oder sah ich eine kleine Träne auf den Boden tropfen? „Es tut mir wirklich Leid, Sensei.“ In seine Stimme mischte sich ein Schniefen. „Ich hab mich schrecklich dabei gefühlt, Sie zu belügen. Aber ich brauche das Geld, echt jetzt. Ich meine, ich bin jetzt umgezogen, wie soll ich sonst die Miete dafür aufbringen?“ Ich stand ebenfalls auf und trat vor ihn. „Warum bist du denn überhaupt umgezogen, wenn du dir die Wohnung nicht leisten kannst?“, fragte ich, sehr viel versöhnlicher. Anscheinend dachte er, er habe keine Wahl gehabt. Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Mein vorheriger Vermieter meinte, er wolle die Wohnungen renovieren und das würde die Miete erhöhen. Ich musste so oder so da raus. Und das jetzt ist das Billigste, was ich auf die Schnelle finden konnte. Ich habe Jiraya dadurch kennen gelernt, dass er in der Nachbarschaft wohnt. Und er hat mir angeboten, dass ich hier ein paar Tage in der Woche ihm helfen und den Laden danach sauber machen soll, dann bräuchte ich mir keine Gedanken über die Miete zu machen.“ Er ballte die Hände zu Fäusten und sein Haar verdeckte die Augen. Ich sah ihn verdattert an. Wieso hatte er wieder einmal nichts davon gesagt? „Weiß Iruka davon?“, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Ich seufzte, legte eine Hand auf seine Schulter. „Okay, dann verbinden wir schnell meine Hand und du holst Jiraya hier her. Wir werden uns schon was überlegen, ja?“ Ohne mich anzusehen nickte er und verließ den Raum. Ich setzte mich wieder zurück auf den Stuhl und griff nach einer Mullbinde, mit der ich fahrig das Blut abwischte, ohne die Wunde näher zu berühren. Etwa fünf Minuten später öffnete sich die Tür wieder und Naruto betrat den Raum hinter Jiraya, der mich mit wachem Blick musterte. Der Mann war beeindruckend groß, hatte breite Schultern und eine Vorliebe für Yukatas und Holzsandalen. Sein bereits weißes Haar trug er lang. Der Mann machte mehr den Eindruck eines unbeständigen Künstlers als den eines Barbesitzers. Jiraya trug die Flasche mit Jod zum Tisch und nahm sich ein kleines Tuch, das er mit dem Wirkstoff tränkte. Er nahm meine Hand in seine und tupfte vorsichtig an dem Schnitt entlang. Es brannte, lies sich aber aushalten. Ich hatte schon schlimmeres erlebt als diesen Kratzer. Dann verband er meine Hand fachmännisch mit einer weiteren Mullbinde und lies meine Hand los. „Jiraya“, sagte ich und verzichtete diesmal auf jegliche Höflichkeit. Ich kannte den Mann persönlich, aber das wussten nur die wenigsten Menschen. Er seufzte schwer und wank mit der Hand ab. „Ich weiß, Kakashi. Natürlich weiß ich es. Du brauchst mir keine Predigt halten, Junge.“ Ich biss die Zähne aufeinander. „Ich bin schon lange kein Junge mehr, Jiraya. Und du solltest auch wissen, dass das hier strafbar ist.“ Mit dem Kinn wies ich auf Naruto, welcher immer noch vollkommen elend neben der Tür stand und den Boden anstierte. Der ältere Mann nickte. „Ich hätte ihm doch wohl kaum anbieten können, bei mir einzuziehen, hm? Oder würdest du ihn aufnehmen? Wir sind beide nicht der richtige Umgang für einen Jungen in dem Alter.“ Widerstrebend nickte ich. Er hatte in allem Recht, aber ich wollte dem Kind dennoch helfen. „Wie wäre es mit einer anderen Arbeit? Ich könnte jemanden gebrauchen, der meinen Garten in Ordnung hält. Und meine Hunde würden sich über noch mehr Auslauf sicher freuen.“ Jiraya sah wie ich zu Naruto. Der schien uns gar nicht richtig zu hören. Ich stand auf und ging zu ihm. Hob sein Kinn mit einer Hand an und sah die Tränen, die in seinen Augen schimmerten. Völlig glasig wirkte der Blick, der mich kaum wahrzunehmen schien. „Hey“, beugte ich mich zu ihm herunter, „Hast du gehört, was wir gesagt haben?“ Er blinzelte und zog meine Hand von seiner Haut. Dann nickte er schwer. „Hab ich.“ Ich sah ihn eindringlich an. „Wärest du denn damit einverstanden, bei mir zu arbeiten? Es bringt dir vielleicht nicht soviel ein, dass du viel Geld übrig haben wirst, aber ich kann dir versprechen, dass du nicht auf der Straße landen wirst.“ Er presste die Lippen zusammen. Überlegte lange. Dann sah er mich an. „Wann? Wie oft?“ Ich lächelte, was unter meiner Maske versteckt blieb. „Beim Garten weiß ich es nicht genau. Da hat sich einiges angesammelt, du wirst schon ein paar Tage beschäftigt sein. Und meine Hunde – die wollen logischerweise jeden Tag raus. Ich gehe meistens morgens mit ihnen, aber du könntest sie abends nochmal für eine Runde mitnehmen. Sie sind ganz friedlich und gut erzogen, es ist nicht so schwer, ja?“ Er war einverstanden. Ich würde mir über die Bezahlung noch Gedanken machen. Ich lebte allein und das immer noch in der Wohnung, die ich als Student bezogen hatte. Sie war zu klein für zwei Personen, wenn sie nicht gerade ein Paar waren. Und für mich und meine Hunde gerade groß genug. Ich leistete mir höchstens den Luxus, ein paar Bücher hier und da zu kaufen. Ich hatte also genügend Geld in den letzten Jahren angehäuft. Außerdem gab mir Jiraya die Zusicherung, ebenfalls etwas zu diesem mickrigen Lohn beizutragen. Gemeinsam würden wir es wohl schaffen, Naruto zu helfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)