Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 5 Monate später Naruto: Mit einem tiefen Seufzen schlug ich das Heft wieder zu und unterdrückte Tränen der Wut. Ich war wieder einmal nicht gut genug gewesen. Mathematik war einfach nichts für mich. Ich konnte tun, was ich wollte, ich kam einfach nicht mit. Jetzt ahnte ich, dass ich dieses Jahr wohl nicht schaffen würde. Ich traute mich gar nicht, zu Sakura oder Sasuke zu sehen. Beide sahen recht zufrieden aus. War ja klar, dem Teme gelang eh alles ohne große Mühe und Sakura lernte mehr als alle anderen Leute hier. Nur ich war der Doofe. Grüne Augen sahen mich an. „Nicht gut?“, fragte sie und sah mich mitleidig an. Ich schüttelte den Kopf und biss mir auf die Lippe. Sasuke nahm sich in diesem Moment mein Heft und schlug es auf. Als er die Note sah, zuckte er kurz zusammen. „Oha“, murrte er, „Du erreichst ein neues Tief, Dobe.“ Ich riss ihm das Heft aus der Hand und es fiel zurück auf meinen Tisch. „Halt die Klappe, Teme! Ich brauch nur einen Ausgleich und ich komm gerade noch so durch, ja?!“ Ein Rascheln und ein schockierter Laut ließen mich herumfahren. „Sakura-chan!“ Sie starrte in mein Heft. „Von vier Vierteln hast du zwei Drittel abgezogen? Da hat Hatake-sensei echt recht, wenn er sagt, dass sei höhere Logik. Was hast du dir dabei gedacht?!“ Ich schnaufte schwer. Wenn ich es mir mühevoll zu Hause erarbeitet hatte, kapierte ich es zumindest ein bisschen. Aber in den Arbeiten saß ich da und wusste oft nicht mehr weiter. Ich konnte mir die Rechenwege einfach nicht merken und machte das, was ich konnte. Leider reichte das nun wohl nicht mehr ganz aus. Ich lies den Kopf hängen. Ganz vorne hörte ich meinen Namen so leise, dass es beinahe im Stimmengewirr untergegangen wäre. Ich sah zu Hinata, die mich fragend und freundlich wie immer ansah. Ich hob vier Finger und setzte einen waagerecht dahinter. Sie schluckte für einen kurzen Moment schwer, dann nickte ich zu ihr hin. Sie hielt zwei Finger nach oben, dann drehte sich sich wieder um. Unser Lehrer erklärte gerade, dass die Berichtigung unsere Hausaufgabe sei. Super, tolle Wurst. Durfte ich mal wieder die halbe Nacht durchmachen. Dachte der eigentlich auch mal daran, dass wir noch andere Fächer hatten? Nee, lieber lies er uns endlos ackern. Ich grummelte unhörbar. „Naruto-kun, würdest du bitte noch ein wenig bleiben?“, ertönte es hinter mir, als ich schon fast aus der Tür war. Ich stöhnte auf, lies die Schultern hängen und meine Tasche fiel zu Boden. Dann drehte ich mich um. „Hai, Hatake-sensei?“ Er saß auf seinem Stuhl und bedeutete mir, mich in die erste Reihe zu setzen. Ich tat, wie befohlen und fühlte mich sofort unbehaglich. Allein von diesem Kerl mit seinem einzelnen, sichtbaren Auge fixiert zu werden, war unheimlich. „Du bist dir im Klaren, dass die letzte Arbeit von dir nicht gut war?“, begann er und ich nickte. Er seufzte auf. „Aber wenn ich deine Hausaufgaben sehe, müsstest du es doch können! Was ist los mit dir? Hilft dir sonst heimlich jemand?“ Beleidigt wollte ich das Gespräch hier beenden, ich wollte aufstehen, ihm eine Beleidigung an den Kopf werfen und davon rennen. Aber ich blieb und funkelte ihn wütend an. „Nein“, erwiderte ich kalt, „Aber wissen Sie, wie lange ich dafür brauche? Ich hab noch andere Fächer, Sensei!“ „Ja, dass ist mir bewusst. Und ich weiß auch, wie du in den restlichen stehst.“ Das überraschte mich schon ein bisschen. Er wusste es? Hatte er sich etwa wirklich nach mir erkundigt? „In Japanisch scheinst du der Beste in der Klasse zu sein. Auch Englisch scheint dir mehr zu liegen als allen anderen. Chemie und Physik sind ausreichend und im Sport steht es auch ganz gut. Nur Mathematik und Biologie sind furchtbar. Genauso wie Musik letztes Jahr.“ Er wusste das alles von mir? Auch mein Zeugnis vom letzten Jahr? Seit wann war der Kerl so sehr um seine Schüler bemüht? Seufzend beschloss ich also, ihm die Wahrheit zu sagen. Irgendwie freute es mich, dass er mich verstehen wollte. Es passierte nicht oft, dass Leute auf mich zugingen. Die meisten behandelten mich wie als hätte ich die Pest. Nur, weil ich keine Eltern hatte und niemand wusste, wer sie gewesen waren, mieden die Leute mich. Ohne Sakura und Sasuke würde ich total eingehen. „Das Problem ist, Sensei, wenn ich zu Hause sitze, klappt es irgendwann. Aber wenn ich wieder hier bin und vor den Aufgaben sitze, ist alles weg. Ich versuch es, aber...naja, es läuft eben nicht.“ Er sah mich ernst an und hörte mir ruhig zu. „Was ist mit Nachhilfe?“ Beinahe hätte ich gelacht. „Habe ich schon alles durch. Es gibt kaum jemand, der mir helfen würde. Und meine Freunde hab ich schon alle durch.“ Er nickte und blätterte in seinem Heft herum. Was dort stand, wusste ich nicht, aber er blieb an einer Seite hängen und fuhr mit dem Finger über eine Zeile, während er las. „Ah ja, richtig. Deine...Situation ist wohl nicht einfach.“ Sein Blick blieb weiterhin auf die Seite gerichtet. Ich nickte trotzdem. „Ich bleib sitzen, oder?“, fragte ich direkt nach. Das Heft wurde zugeschlagen. „Nun, darüber wollte ich mit dir reden. Es gibt einige in dieser Klasse, denen die Mathematik nicht zu liegen scheint. Ich wollte euch den Vorschlag machen, dass wir Dienstags die letzte Stunde nutzen und ich euch etwas Nachhilfe anbiete. Würdest du deine Freistunde dafür opfern?“ Erschrocken sprang ich auf. Er? Nachhilfe? Bei mir – und so richtig gratis? Eiligst lies ich meinen Kopf von oben nach unten wandern und wieder zurück. „Aber sowas von, Sensei! Ich will ja versetzt werden, echt jetzt!“ Er lachte leise. Das Geräusch hallte klar und angenehm durch den Raum. „Das ist die richtige Einstellung. Gut, dann werde ich morgen in der zweiten Stunde dazu kommen, es anzubieten. Aber dafür habe ich dich nicht gebeten, hierzubleiben. Naruto-kun, du stehst momentan zwischen zwei Noten.. Mit der besseren von beiden würdest du gerade noch versetzt werden und Biologie wäre dein einziges Fach, das zu schlecht wäre. Ich würde dir einen Versuch geben, mich von der besseren Note zu überzeugen. Im Moment sehe ich keinen Grund, dir den Gefallen zu tun.“ Ich war überfordert. „Was soll ich tun?“, fragte ich daher noch mal nach. War doch nicht so, dass man in Mathematik plötzlich Referate halten konnte, oder? Über was denn auch? Wie Pythagoras seinen bescheuerten Satz erfunden hatte? Wer auf die Idee der binomischen Formeln kam? Hatake-sensei seufzte schwer. „Du benimmst dich absolut nicht. Ständig versuchst du, andere Schüler zu Unsinn zu animieren. Das muss aufhören. Und wenn du was verstanden hast, dann beteilige dich auch am Unterricht, anstatt aus dem Fenster die Wolken zu beobachten! Shikamaru-kun wird das auch noch zu hören bekommen!“ Ich nickte zweimal hintereinander, verkniff mir ein Grinsen. Der Nara war immer so. Total genial, aber super unmotiviert. Ständig war ihm alles zu anstrengend. Schon unser alter Lehrer hatte aufgegeben, ihm eine Note für Unterrichtsbeteiligung zu geben. Er holte einige Blätter aus seiner Tasche. Legte sie auf den Tisch, an dem ich saß. „Das hier plane ich zum Einstieg in unser neues Thema am Montag. Wärest du bereit, die Zeichnungen zu den beschriebenen Aufgaben zu zeichnen und würdest du versuchen, sie auf einem Extrablatt über das Wochenende zu lösen?“ Schluckend blickte ich auf den kleinen Stapel vor mir. Fünf eng beschriebene Blätter, alle Aufgaben sahen kompliziert aus. Ich nickte leicht. „Ich versuch's. Echt, Sensei.“ Unsicher nahm ich die Zettel, als mein Lehrer zufrieden nickte. „Gib mir deine Lösungen und die Zeichnungen Montagmorgen vor der ersten Stunde. Ich kopiere sie dann für die Klasse.“ Schwer schluckend sah ich ihn an, der Papierstapel wog auf einmal schwer in meiner Hand. Doch mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. Hatake-sensei stand auf. Eine warme Hand fand sich kurz in meinem Haar wieder. „Das schaffst du schon.“ Dann war er aus dem Raum, ehe ich eine Antwort darauf hatte. Er glaubte wirklich an mich. Ich schrie vor Freude auf und machte einen Luftsprung. „Versetzung, ich komme!“ „Er hat was gesagt?“, fragte Sakura auf dem Rückweg nach Hause zum dritten Mal. Ich grinste sie an, meine Laune schwang sich immer höher. „Er glaubt, dass ich es schaffe“, grinsend verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf. Sasuke neben mir schnaubte leicht. „Hast du es schon wieder geschafft, einen Lehrer mit deiner Art zu erweichen?“ Es hätte beleidigend klingen können, hätte ich nicht genau gewusst, dass er genauso erleichtert war, wie Sakura und ich. Gespielt empört zog ich eine Schnute. „Ich hab immerhin verhindert, dass sich Lee und Neji mitten im Unterricht kloppen. Und ich hab Hinata dazu gebracht, ihre Antwort laut genug zu sagen, damit Sensei sie versteht.“ Sakura nickte beifällig. „Stimmt, du sorgst immer dafür, dass die anderen sich verstehen.“ Ich reckte den Kopf soweit es ging. „Vielleicht sollte ich Therapeut werden!“ Sasuke lachte, „Weißt du überhaupt, was das ist?“ Er ging schneller und ich jagte ihm hinterher. Also echt, als ob ich nicht wüsste, dass so ein Mensch anderen bei ihren Problemen half! Hatte der Teme doch selber genug von – ich würde ihn nachher als Patienten aufnehmen! Ich hörte Sakuras Gelächter und nicht zum ersten Mal lief mir ein warmer Schauer über den Rücken, wenn ich sie so sah und ihre Stimme hörte. Ich wollte Sakura einfach immer fröhlich sehen. Montagmorgen Kakashi: Ich stand vor dem Lehrerzimmer und nahm die Blätter vom Uzumaki entgegen. Er grinste und sah mich mit funkelnden Augen an. Ich musste ein Lächeln unterdrücken. Deutlich sah ich die Schatten unter seinen Augen. Mein Schüler musste wirklich an den Aufgaben gearbeitet haben. Bei einer schnellen Durchsicht fiel mir auf, dass er zu allen Fragen etwas aufgeschrieben hatte. Ich hob eine Augenbraue. Auch die Zeichnungen waren exakt und fein ausgeführt. Na bitte, er konnte es doch! Ich hob die Hand an, die die Zettel hielt. „Danke, ich werde sie kopieren. In der vierten Stunde habt ihr sie dann vor euch liegen. Du hast heute den Vorteil, dass du schon das Thema weißt. Ich erwarte also, dass du dich meldest!“ Er nickte und salutierte auf alberne Weise. „Jawohl, Sensei!“ Seine Reaktionen amüsierten mich. Immer, wenn ich dachte, ich hätte diesen Jungen verstanden, tat er etwas, das mich verblüffte. Zum Beispiel hätte ich niemals damit gerechnet, dass er den Streit zwischen Neji Hyuuga und Lee Sakurai schlichten würde, indem er beiden eine Predigt über ihr Benehmen hielt. Laut ihm waren Menschen, die andere nicht für sich selbst sprechen ließen, einfach nur egoistisch und fies. Grund für den Streit war die kleine Hinata gewesen, die bei meiner Frage auf eine Lösung einer schwierigen Aufgabe so nervös geworden war, dass sie mir beinahe an der Tafel in Ohnmacht gefallen wäre. Ich wusste, dass Neji seine Cousine nicht mochte, aber dass er sie vor der ganzen Klasse wegen ihrer Schüchternheit bloßstellte, war ein starkes Stück. Lee hatte sich das nicht gefallen lassen wollen und hatte Neji beleidigt. Der wollte Ärger anfangen und ich sah mich schon eine Prügelei schlichten. Da war der Blondschopf einfach aufgesprungen, zwischen die zwei getreten und hatten ihnen klar gesagt, was er von der Sache hielt. Er hatte sogar die kleine Hyuuga wieder aufgebaut und sie hatte die Aufgabe fehlerfrei lösen können. Insgesamt schien Naruto so etwas wie der gute Geist der Klasse zu sein. Wenn jemand ein Problem hatte, war er zur Stelle und versuchte zu helfen. Gedankt hatte es ihm bisher selten jemand. Ich sah oft genug, wie seine Mitschüler untereinander tuschelten und ihm verächtliche Blicke dabei zuwarfen. Er schien sich bewusst zu sein, in welcher Situation er steckte, aber es machte ihm wohl nichts aus. Immer, wenn ich ihn sah, lachte er. Oder schmollte, weil er eine Lösung nicht wusste. Oder er sah zufrieden aus, wenn er aus dem Fenster sah. Jedes Gefühl konnte man diesem Jungen am Gesicht ablesen, aber seine Gedanken erriet ich nie. Jetzt drehte er sich herum und winkte mir zu. „Ich muss jetzt zum Unterricht, Sensei. Wir sehen uns ja nachher!“ Und weg war er. Ich grinste. „Na sowas! War das etwa Naruto?“, fragte mich Iruka Umino. Ich sah ihn an. „Ja, das war er. Wieso fragst du?“ Iruka war der Erste gewesen, der mir hier die vertraute Anrede angeboten hat. Ich hatte es gerne angenommen – wir waren ja auch fast im gleichen Alter, er nur drei Jahre jünger als ich. Er lächelte väterlich. „Er kommt hoffentlich gut mit?“ Ich runzelte die Stirn, was man bei mir kaum sah. „Wer bist du, sein Vater oder was?“ Er lachte freimütig. „So ungefähr. Ich kenne den Jungen seit dem Kindergarten. Er ist mir wohl irgendwie ans Herz gewachsen.“ Ich schnaufte aus. Meiner Meinung nach war es nicht gut, allzu sehr an den Schülern zu hängen. Immerhin musste man bei der Notenvergabe objektiv bleiben und in ein paar Jahren würden diese Kinder erwachsen sein und eh aus dem eigenen Leben verschwinden. Kein Schüler wollte freiwillig noch Kontakt zu seinem Lehrer nach der Schulzeit! Iruka neben mir schüttelte den Kopf. „Ich ahne, was du denkst, Kakashi. Aber du irrst dich. Der Junge spricht mich auch oft an, wenn wir uns in der Stadt begegnen. Es beruht auf Gegenseitigkeit.“ Irgendwie machte mich das ein bisschen wütend. So drehte ich mich um und stapfte ins Lehrerzimmer, um mir die Zeichnungen anzusehen. Alles sauber und ordentlich, sogar alles richtig. Er hatte allerdings hier und da ein wenig öfter radieren müssen – ich spürte das aufgeraute Papier unter meinen Fingern. Wer hätte gedacht, dass derselbe Junge, der im Unterricht regelrecht bockig war, auf einmal soviel Ehrgeiz entwickeln konnte? Lächelnd legte ich die Zettel auf den Kopierer und schaltete das Gerät an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)