Life is not that easy von Marron (Und erst recht keine Soap!) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Konoha – 12 Jahre zuvor Sasuke: Ich lief schneller, als es sein müsste. Mal wieder. In zehn Minuten würde das Schultor geschlossen werden und ich würde höchst wahrscheinlich zu spät kommen. Nicht, weil ich verschlafen hatte – ich stellte mir jeden Abend den Wecker und kontrollierte vor dem Einschlafen, ob alles richtig funktionierte. Auch nicht, weil ich irgendeine Hausaufgabe vergessen hätte und sie hätte nacharbeiten müssen – ich erledigte jede Aufgabe, sobald ich sie auf bekam. Ich hatte auch nicht beim Essen getrödelt, das hätte mein Vater mir niemals erlaubt. Nein, ich war zu spät dran, weil mein ach so bester Freund mal wieder total verschlafen hatte, dann in wenigen Minuten seine Japanischhausaufgaben hingeschmiert hatte und meinte, ein Frühstück müsste dann auch noch mehrere Gänge haben. Und ich hatte jetzt dasselbe Problem, weil ich auf ihn gewartet hatte! Der Kerl ruinierte mein sorgsam aufgebautes Image! „Dobe!“, keuchte ich entnervt, „Wenn wir jetzt zu spät kommen, kannst du was erleben!“ Neben mir erschien ein rennender, blonder Haarschopf. „Man, mein Wecker spinnt, ich hab's dir doch gestern schon gesagt, echt jetzt!“ Gestern – wo wir auch schon Nachsitzen durften. Weil wir zu spät dran waren. Mein Magen verkrampfte sich vor Wut. Ich verkniff es mir, meine Hände zu Fäusten zu ballen, denn das wäre sehr ineffektiv gewesen. Aber ein leichtes Zähneknirschen kam dennoch durch. „Das alte Ding?“, knurrte ich. Er lachte leise. „Ich hab kein Geld für was Neues.“ Das Tor schwang schon gefährlich nahe der Schließung, als ich nach vorn preschte. Mit einer Hand schlug ich gegen das Tor, ein Fuß schob sich in den Spalt und blockierte den Weg. Ich keuchte erschöpft. „Wir sind da!“, murmelte ich dem Menschen zu, der heute wohl für alle Schussel zuständig war. Wenigstens würde ich nicht vor dem abgeschlossenen Tor stehen und mir überlegen müssen, wie ich mich reinschmuggelte. Ich schnaufte noch einmal durch und sah auf, da ich erschöpft den Kopf hatte hängen lassen. Smaragdgrün strahlte mir vergnügt entgegen. „Hallo, Sasuke-kun! Naruto-kun! Das war aber auf den letzten Drücker, ihr zwei.“ Eine rosane Haarsträhne fiel in ihr Gesicht und ich musste ein Zucken der Mundwinkel unterdrücken. „Sakura-chan, du bist unsere Rettung!“, ertönte es hinter mir. Ich trat durchs Tor und machte meinem besten Freund Platz. Dabei lehnte ich mich nahe an das Mädchen neben mir heran. „Können wir es nicht einfach so machen, dass du ihn aussperrst?“, flüsterte ich amüsiert und Sakura Haruno, unser beider beste Freundin, lachte laut auf. „Ey! Das hab ich gehört!“ Ich erlaubte mir ein Schmunzeln. „Wollen wir rennen?“ Sakura wirbelte herum und flitzte los. Ich folgte ihr und Naruto Uzumaki, unser kleiner blonder Lieblingschaot rannte mit spielerisch erhobener Faust hinter uns her. Wir drei rannten weiter, in unsere Klasse, wo wir uns erleichtert auf unsere Plätze setzten. Diese lagen natürlich nebeneinander, immerhin waren wir die unzertrennlichen drei in dieser Schule. Sakura: Grinsend sah ich über Naruto hinweg zu Sasuke, der gerade seine Bücher auspackte. „Wie gut, dass ich heute den Dienst für die Zuspätkommer übernommen habe, ne, Sasuke-kun?“ Er nickte amüsiert. An unserer Schule war es so, dass wir zum Glockenschlag, der die letzten fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn ankündigte, das Schultor schlossen und dann die Liste mit abgehakten, also pünktlichen Schülern, im Sekretariat abgaben. Für jede Jahrgangsstufe waren zwei Leute abgestellt, die einen Monat lang vorne standen. Dann wechselte es und andere Schüler kamen dran. Dass ich allein dastand, hatte den einfachen Grund, dass ich mit Ino eingeteilt war. Und meine Freundin war noch nie die Zuverlässigste. Ständig verdrückte sie sich und flirtete lieber, als ihre Aufgaben zu erledigen. Ich war Jahrgangsbeste hinter Sasuke und die Jahrgangssprecherin. Logisch, dass ich für sie mitarbeitete. Ich grinste, als ich Ino zwei Reihen weiter vorne erspähte, mit ihrem Oberkörper halb auf dem Tisch von Sai Yamato. Sie klimperte mit den Augen und spitzte die Lippen. Sai sah wie immer leicht irritiert aus. Er hatte es nicht so mit sozialen Kontakten. Ich holte mein Mathematikbuch heraus und schlug Naruto auf die Schulter. „Hey, komm, reiß dich zusammen, die Stunde fängt jede Minute an!“ Er hob den Kopf. „Mh? Ist doch egal, Mathe ist nicht mein Ding. Und wenn der neue Lehrer so ein strenger Mistkerl ist, hab ich eh keine Chance mehr.“ Er legte die Wange wieder zurück auf den Tisch und schien sich absolut nicht mehr bewegen zu wollen. Ich zwickte ihn ins Ohr. Kräftig. Er schoss wie gewünscht hoch, hielt sich sein Ohr und funkelte mich an. „Aua“, zog er wehleidig die Vokale in die Länge, „Du bist immer noch so abartig brutal, Sakura-chan!“ Sasuke neben mir grinste leicht. Den neuen Lehrer hatte ich total vergessen. Unser alter Lehrer war mit einem Beinbruch ins Krankenhaus gekommen und das kurz vor seiner Versetzung an eine andere Schule. So kam der frisch verbeamtete Lehrer sehr viel früher zu uns. Ich hatte noch nichts über ihn gehört und war mindestens genauso gespannt wie alle anderen Schüler. Seit Tagen redeten wir darüber. Die meisten in meinem Umfeld hatten vor allem Angst um ihre Note. Schon die vorherigen Klausuren in diesem Halbjahr hatten so schlimm eingeschlagen, dass die Schlechteren von uns um ihre Versetzung jetzt schon fürchteten. So auch Naruto, dessen Noten so oder so immer kurz vorm Versagen schwebten. Wir hatten schon alles versucht, was außer Nachhilfe noch möglich war, aber selbst unser Ass in Mathematik, Hinata Hyuuga, hatte vor der Beschränktheit unseres Freundes kapituliert. Und jetzt würde er eben sehen müssen, wie er klar kam. Natürlich wollte ich nicht, dass er sitzen blieb und wir dadurch getrennt wurden, aber er musste sich eben auf den Hintern setzen und es ernsthaft versuchen. Ich war immer noch der Meinung, dass er es konnte, wenn er nur motiviert genug wäre. Sasuke hatte sich schon halb überlegt, ob Lehrer bestechlich waren. Es wäre nicht das erste Mal, dass er versuchen würde, unserem Klassenclown zu helfen und dann über das Ziel hinausschoss. Jetzt zog der Schwarzhaarige zwei Plätze weiter links neben mir den Blonden direkt zu meiner Linken am Kragen in eine normale Sitzposition. „Versuch doch wenigstens, einen normalen ersten Eindruck zu machen, Dobe.“ Dobe war Narutos Spitzname, den Sasuke ihm ungefähr im Alter von fünf oder sechs Jahren verpasst hatte. Dafür hatte er sich gerächt, indem Sasuke bei ihm ab da an Teme hieß. Tatsächlich kannten wir drei uns, seit wir vier Jahre alt gewesen waren. Wir waren in dieselbe Klasse der Vorschule gekommen und man hatte uns häufig zu Gruppenarbeiten zusammen gesteckt. Und wenn ich ehrlich bin, hat wohl niemand damals geglaubt, dass wir jemals etwas miteinander anfangen könnten. Sasuke, der jüngste Sohn der zweitältesten und reichsten Familie der Stadt, restlos versnobt und eingebildet. Naruto, der kleine Wildfang mit unbekannten Eltern, der vom Bürgermeister ein wenig Hilfe bekam, weil der an ihn glaubte. Und schließlich ich, das einzige Kind von schrecklich ehrgeizigen, aber total durchschnittlichen Eltern, die mit meinem Köpfchen gern den sozialen Aufstieg geschafft hätten. Wir hatten keinen guten Start gehabt, wirklich nicht. Die beiden Jungs mussten ständig getrennt werden, weil sie sich über Kleinigkeiten aufregten und stritten und sich dann regelmäßig prügelten. Ich war zwar ganz gut dabei, hatte aber ständig Angst, etwas falsch zu machen und tat mich somit nie besonders hervor. Kurz gesagt: Absolut niemand fand uns drei auf einem Fleck eine gute Idee. Nun ja, wir waren Kleinkinder, gerade alt genug, um überhaupt eine Schule zu besuchen. Uns fiel nicht mal aus Versehen ein, die Situation des Anderen zu überdenken oder die Worte unserer Eltern in Frage zu stellen. Fast ein Jahr lang hatten wir so weitergemacht, bis dieser eine Tag kam, an dem Naruto nicht zur Schule gekommen war. Wir – also Sasuke und ich – hatten nachsehen sollen, was los war. Meine Mutter hatte es mir direkt verboten, da sie Naruto für keinen guten Umgang für mich hielt. Sasuke bekam von seinem Vater erklärt, für einen solchen Unsinn habe er als Uchiha überhaupt keine Zeit. Erst am dritten Tag hatten wir es geschafft, uns vor der Schule zu treffen und zu ihm zu gehen. Auch, wenn wir es damals nicht zugeben wollten, wir hatten und schon ein wenig Sorgen gemacht. So kam es, dass wir damals zum ersten Mal sahen, wie unser Freund wohnte. Den üblen Gestank hatte ich heute noch in der Nase, wenn ich an die winzige Wohnung dachte, die im Armenviertel unseres Dorfes lag. Naruto öffnete uns nicht die Tür, aber wir hatten ihn von draußen hören können. Damals sind wir über uns hinaus gewachsen, als wir begriffen, dass er verletzt gewesen war. Wir waren durch ein Fenster geklettert und hatten unseren Freund vor Schmerz völlig zusammen gekrümmt auf dem Bett liegend gefunden. Er war von älteren Kindern gefährlich heftig verprügelt worden und war nicht ins Krankenhaus gegangen. Nun lag er hier und hatte sich lediglich zum Kühlschrank und zurück geschleppt, in der Hoffnung, dass es mit Ruhe schon wieder werden würde. Sasuke hatte damals den Krankenwagen gerufen – was für ein Kind von fünf Jahren schon eine beachtliche Leistung war. Ich hatte nicht angefangen zu weinen, sondern hatte alles getan, was der Notarzt mir damals am Telefon durchgegeben hatte. Später meinte er, wir hätten Naruto damit das Leben gerettet, weil ein gebrochener Knochen sich am Vorabend ungünstig verschoben hatte. Das hatte ich so weit wieder hingebogen gekriegt, dass der Blonde lange genug durchhielt, bis die Ärzte da waren. Seit diesem Tag waren vielleicht nicht alle Streitigkeiten vergessen, aber wir hatten gelernt, dass wir ein Team sein konnten. Wir waren zusammen gewachsen und wurden zu besten Freunden. Nun, im Alter von zwölf Jahren waren wir wieder einmal in derselben Klasse gelandet. Dass es dieselbe Schule geworden war, war nicht so verwunderlich, wie man meinen sollte. Meine Eltern konnten sich nichts besseres für mich leisten, als die normale Schule. Naruto hatte sowieso keine andere Wahl, weil er niemanden hatte, der seine Schulgebühren auf einer privaten Schule zahlen würde. Und Sasuke hatte von zu Hause aus die Aufgabe zugeteilt bekommen, sich ein wenig unter den Pöbel zu mischen, wie sein Vater es nannte. Also sollte er sich ansehen und miterleben, wie die einfachen Leute lebten, damit er später einmal als einer von ihnen angesehen werden würde. So richtig hatte ich nicht verstanden, was es ihm bringen sollte, diese Schule zu besuchen, wenn er doch zur Polizei wollte. Er hätte es auf einer Privatschule mit besseren Lehrern und Materialien viel einfacher gehabt, oder nicht? Aber ich hatte aufgehört, danach zu fragen, als Sasuke gemeint hat, es wäre nicht nötig, darüber zu grübeln. Nach zehn Minuten war unser Lehrer immer noch nicht da, was fast alle von uns dazu brachte, auf eine Freistunde zu hoffen. Kiba vor uns hatte angefangen, sich mit Shino zu unterhalten, den er bei jeder Gelegenheit damit aufzog, dass dieser so leicht heulte. Deshalb trug Shino immer diese dämliche Sonnenbrille – so sah angeblich keiner seine Tränen. Hinata saß direkt daneben und lächelte höflich, beteiligte sich aber nicht allzu sehr an dem, was wir anderen machten. Ich hatte mal gehört, ihr Vater fand es nicht so toll, dass sie so sanft war und machte gar nichts mit ihr, obwohl er ihre kleine Schwester beinahe jeden Tag selbst unterrichtete. Aber so genau wusste ich das nicht und vielleicht übertrieb Ino auch nur, wenn sie mir sowas erzählte. Ino und ich waren seit ungefähr zwei Jahren befreundet und manchmal dachte ich, sie war sauer, dass Sasuke nicht mit ihr so toll befreundet war, wie mit mir. Aber was sollte ich machen? Ihm eine schmieren, wenn er sie ignorierte? Naruto hatte sich mittlerweile auch aufgesetzt und beschwerte sich in einem leisen Tonfall, dass er gar nicht so sehr hätte rennen müssen, wenn er das vorher gewusst hätte. Sasuke machte ihn gerade darauf aufmerksam, dass das Tor dennoch zu gewesen wäre, als die Klassentür aufging und unser Direktor herein kam. Hinter ihm schlurfte lustlos ein weiterer Mann herein. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, mit einer Erkältungsmaske im Gesicht und einer Lehrertasche unter den Arm geklemmt, bewegte er sich im Schneckentempo nach vorn. Der Direx bat um Ruhe. „Also“, erklärte er laut, „Ihr wisst, dass Edogawa-sensei mit gebrochenem Bein im Krankenhaus liegt. Glücklicherweise konnten wir seinen Ersatz schon etwas früher verpflichten und er übernimmt ab jetzt euren Mathematikunterricht.“ Der alte Mann wischte sich über die Stirn, als haben die kurzen Sätze ihn fast alle Energie gefordert, die er hatte. „Ich hoffe doch, ihr werdet Hatake-sensei genauso gut verstehen und euch ihm gegenüber angemessen benehmen. Ich will keine Klagen über euch von eurem neuen Klassenlehrer hören!“ Mit erhobenem Zeigefinger wedelte er vor der Klasse herum. Einige lachten leise. Ich grinste ebenfalls. Es klang, als wollte der Direktor uns erzählen, dass wir einen neuen Schüler bekommen hätten, anstatt einen Lehrer, der für sich selbst sprechen konnte. „Seine Haare sind grau“, murmelte Naruto neben mir belustigt, „Haben die ihn an seiner alten Schule so geärgert oder denkst du, der ist in Wirklichkeit total alt?“ Ich musste ein Prusten unterdrücken. „Frag doch, wenn's dich interessiert“, murrte Sasuke. Wie immer wollte er einfach nur, dass der Unterricht begann. Der Direktor verschwand mit einem ermutigenden Schulterklopfen und lies uns mit unserem neuen Lehrer allein. Der musterte uns kurz, bevor einige Hände hoch schossen. „Sensei“, warf jemand in den Raum, „Dürfen wir Sie etwas fragen, bevor wir mit dem Unterricht beginnen?“ Er schien gar nicht darauf zu reagieren. Unsicher, ob er zugehört hatte, wiederholte der Jemand seine Frage. Der Typ da vorne schnaufte. „Mein erster Eindruck von euch ist: Ich mag euch nicht“, brummte er und drehte sich um, nahm ein Stück Kreide zur Hand und schrieb seinen Namen an die Tafel. Wir waren alle ruhig geworden bei diesen Worten, sahen uns aber an, als müssten wir uns gegenseitig sagen, dass wir richtig gehört hatten. Ich verzog ängstlich das Gesicht. Dieser Kerl strahlte sowas aus, das einen um die eigene gute Note fürchten lies. Der letzte Lehrer, der so demonstrativ keine Lust gehabt hatte, seinen Job zu machen, hatte seinen Unterricht einfach nur so heruntergeleiert und sich nicht im Mindesten darum gekümmert, ob wir mitkamen. Und dann hatten wir auch keine Chance gehabt, mit einem Referat auszugleichen. Damals hatte ich meine einzige Vier im Zeugnis kassiert. Und der Mann hier schien genauso zu sein. Sasuke hatte die Finger beider Hände ineinander geschoben und sein Kinn darauf abgelegt. Er ignorierte im Moment alles, was nichts mit lernen zu tun hatte. Naruto rollte gerade mit den Augen und zog einen Schmollmund. Menschen, die scheinbar keinen Spaß verstanden, waren für ihn nur nervig. Er wollte immer Action haben. „Naruto“, flüsterte ich und lehnte mich zu ihm herüber, „Versuch doch wenigstens, freundlich zu gucken!“ Wenn er es sich mit diesem Lehrer verdarb, würde er dieses Schuljahr garantiert sitzen bleiben. Er lehnte sich zurück und schnaubte. Verschränkte sogar die Arme vor der Brust. „Nö, der Typ ist ein Langweiler. Und wahrscheinlich geht der zum Lachen in den Keller!“ Er schloss die Augen und schien abzuschalten. Ich lies enttäuscht den Kopf hängen. „Willst du unbedingt wiederholen?“, fragte ich leise nach. Er wandte sich mir zu. „Natürlich nicht“, brummte er, „Aber bei so einem Kerl fühl ich mich echt unmotiviert, echt jetzt!“ Ein Buch auf seinem Kopf unterbrach unsere Unterhaltung. Überrascht sahen wir beide auf, aber ich wurde gar nicht beachtet. Unser neuer Sensei starrte angefressen zu meinem besten Freund herunter. „Junge“, begann er scharf, „Wenn du schon so viel Zeit hast, um deine Klassenkameraden zu unterhalten, kannst du mir auch die Aufgabe lösen, die ich gerade gestellt habe. An die Tafel mit dir!“ Er wies mit dem Daumen hinter sich zu besagter Fläche. Naruto sah ihn an, verwirrt, welche Aufgabe er meinte. Das eine Auge, welches zu sehen war, verengte sich. „Na los, hoch mit dir!“ Der Blonde stand zwar auf, stolperte aber mehr nach vorn, als dass er sich fügte. Er nahm sich ein Stück Kreide und blickte unsicher auf die Zahlen, die dort standen. Er blinzelte. Dann sah er hilfesuchend über seine Schulter zu Sasuke. Ich wusste genau, dass Naruto nicht immer so folgsam war, aber der Tonfall und die direkte Wortwahl hatten ihn überrumpelt. Jetzt zeigte sich, dass er längst nicht so selbstsicher war, wie er immer vorgab. „Wird es heute noch mal etwas?“, kam von unserem Lehrer. Narutos Blick wurde flehender, aber Sasuke schüttelte nur mit dem Kopf. Er konnte ihn da nicht rausholen. Ich seufzte schwer und sah zu, dass mein Stift schnell genug über das Papier glitt. Dann hob ich die Hand. Hatake-sensei hob eine Augenbraue. „Ja?“ Ich stand auf, griff nach meinem Heft. „Darf ich die nächste Aufgabe machen?“, fragte ich und biss mir nervös auf die Lippe. Er machte eine Geste nach vorn. „Bitte.“ Ich hob die Schultern und ging schnell nach vorn, stellte mich direkt neben meinen besten Freund und stupste ihn an. Ganz oben hatte ich die Worte Schreib das ab! hin gekritzelt. Er sah darauf, nickte kaum merklich und schrieb so schnell er konnte. Beide Aufgaben waren gelöst, als wir uns wieder setzten. Der Grauhaarige nickte leicht. „Gut gemacht...“ Er sah mich an. „Haruno“, erklärte ich leise, „Haruno Sakura.“ Er grinste – oder bildete ich mir das nur ein? „Gut, du kriegst die gute Note für heute.“ Er sah zu Naruto, seufzte und ging wieder nach vorn. „Und ich?“, fragte der Blonde verwirrt. Der Sensei sah nicht einmal zu ihm. „Welche Note willst du denn dafür, dass du gut abschreiben kannst?“, brummte er und ich zuckte zusammen. Wie hatte er das denn gemerkt? Keiner von uns beiden hatte lange genug zum anderen gesehen, Narutos Gesicht hatte sich nicht zu meinem Heft gedreht. Er sah mich direkt an. „Denkt ihr, ich kenne den Trick nicht?“ Ich senkte den Blick, die Wangen warm vor Scham. Sasuke schnaubte nur. Wahrscheinlich hatte er deswegen nicht geholfen – weil er ahnte, dass wir erwischt werden würden. „Demnächst ist jeder für seine eigenen Noten verantwortlich, verstanden?“ Gehorsam nickten wir Schüler. Mit dieser Aktion hatte er sich Respekt verschafft. So schnell würde keiner mehr versuchen, sich durch zu schummeln. Das Ende der Stunde kam uns vor wie eine Erlösung. Wir seufzten alle auf, als die Tür hinter unserem Lehrer zufiel. „Was für ein Typ!“, murmelte Kiba. Neji nickte leicht. „Hast Glück gehabt, dass er dich nicht erwischt hat.“ Kiba schoss hoch, wollte schon wieder einen Streit anfangen, aber Tenten quetschte sich zwischen die beiden Jungs. „Ruhig Blut, wir wollten jetzt nicht untereinander anfangen. Reicht schon, dass der Kerl uns auf dem Kieker hat.“ Damit hatte sie wohl Recht. Ich warf einen Blick in den Raum. Jeder schien sich zu überlegen, wie wir dieses Schuljahr überstehen würden. Ich seufzte schwer. Sah zu Sasuke. Der erwiderte meinen Blick. „Scheint, als müsste Dobe sich jetzt mal anstrengen.“, sagte er. Naruto murrte leise. Diese Blamage würde er so schnell nicht vergessen. Ich lächelte und legte meine Hand auf seine Schulter. „Such dir doch jemanden, der dir hilft. Dann klappt das schon.“ Er sah mich geknickt an. „Nee, mit meiner Dummheit will sich keiner anlegen. Du selbst doch auch nicht, oder, Sakura-chan?“ Ich lachte nervös. Ich hatte tatsächlich nicht genügend Zeit, um ihm alles zu erklären und meine Noten gleichzeitig zu halten. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. Es klingelte zur nächsten Stunde und Kurenai-sensei rauschte in den Raum. Ich stellte mich auf eine harte Stunde ein. In Japanisch war ich nicht so gut. „Dobe!“, fauchte Sasuke auf dem Heimweg nun schon zum zweiten Mal. Er hielt in seiner Hand Narutos heute frisch zurück gegebene Japanischarbeit. Unser bester Freund hatte die beste Note von allen bekommen. Mich überraschte immer wieder, wie gut er darin war, Texte oder Gedichte zu interpretieren. Naruto hatte einfach ein Talent für Worte und ihre tiefere Bedeutung. Ich hatte mal wieder nur knapp den Durchschnitt erreicht. Sasuke war sogar am Schlechtesten weggekommen Er schrieb laut Kurenai zu kurz und viel zu wenig über die Gefühle des Schreibers, die wir einbringen sollten. Die Noten fassten ganz gut zusammen, wie wir drei waren, hatte sie gesagt. Ich glaubte, es zumindest ein bisschen zu verstehen. Sasuke redete nicht viel. Ich konnte hier und da zu einem Thema entweder viel oder wenig sagen und Naruto...der fand zu jeder Sache etwas, das er sagen konnte. Ich lachte, als Naruto sich stolz aufplusterte und Sasuke leise grollte. Die beiden würden wohl auch in zwanzig Jahren noch so sein – obwohl ich keine Ahnung hatte, wie unser Leben dann aussehen würde. Für heute trennten wir uns erst einmal und ich ging nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)