Hearts in a mirror cage von Aka_Tonbo (Steve/James/Bucky) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- James gab ein leises, beschämtes Seufzen in den Schwall lauwarmen Wassers wieder, unter den er sich vor gut zehn Minuten gestellt hatte. Zehn Minuten, in denen seine Gedanken sich in einem ziemlichen Durcheinander befanden, nicht eher hatte er zugelassen, sich mit ihnen zu befassen. Steve. Steve lag womöglich noch immer auf den harten Dielen seines Wohnzimmers, dort, wo auch er aufgewacht war. Es verging ein duseliger Moment, wo er glaubte, sich in einem seltsamen, aber doch so angenehmen Traum zu befinden, als ihn diese solide Wärme umgab, die seinem Geist all die scharfen Ecken und spitzen Kanten nahm. Sie zum Schmelzen brachte. Er fühlte sich wohl und er hatte sich gewünscht, er könnte dieses Gefühl mit in die Realität nehmen. Wenigstens einen Tag lang, davon zehren. Der Schleier seiner schläfrigen Benommenheit wurde jedoch immer lichter und James klammerte sich hilflos an seine Illusion. Nur… Ein kurzes Brummen hatte ihn irritiert blinzeln lassen, bis sich Farben und Formen soweit zurechtrückten, dass er sicher sein konnte, wach zu sein. Alles, was er darauf erfasste, schien jedoch ebenso unrealistisch. Er lag auf dem Boden, was an sich nichts Ungewöhnliches war. Manchmal brachten ihn schwere Träume und Panikattacken dazu, sich dort wiederzufinden, ohne dass es ihm wirklich bewusst gewesen wäre. Neu war allerdings, sich nicht allein dort zu befinden. Seinen Kopf auf einer viel zu breiten Brust ruhen zu haben, in welcher ein beständiger Herzschlag pulsierte. Sich von einem kräftigen Arm umfasst zu sehen, dessen Halt auch nicht nachließ, als er sich wagte, sich ein wenig dagegen zu lehnen. Im Gegenteil, man zog ihn nur noch näher. James konnte nicht sagen, wie lange er daraufhin bei Steve liegen geblieben war. Einfach weil…?Er gab ein frustriertes Grollen von sich. Es war niemand im Raum, der seine Beweggründe hinterfragen konnte, nur war er noch nie gut darin gewesen, sich selbst zu veralbern. Es hatte sich einfach wohlgefühlt. Trotz all der aufwühlenden Emotionen, die sich damit ebenso eingestellt hatten. Es war erstaunlich einfach gewesen, sich nur auf das Angenehme zu konzentrieren und nicht einfach nur aufgeschreckt das Weite zu suchen. Es war auch so ungemein lange her, dass er solch eine Art von Nähe akzeptieren konnte. Auch wenn es nur daran lag, dass Steve sich momentan seiner selbst gar nicht bewusst war. Und genau deswegen wagte er es auch, es auf sich einwirken zu lassen. Es half ebenso, sich einzureden, dass Steve, sollte er plötzlich aufwachen, ausreichend Verlegenheit für sie beide verkörpern würde. Immerhin war er es, der James in seinen Armen hielt. Die plötzliche Erkenntnis, warum sie hier lagen, legte sich allerdings viel zu schnell und viel zu heftig auf ihn nieder, was ihn letztendlich doch hatte die Flucht ergreifen lassen. Ein Grund, warum er es vermied, mit anderen zu tun haben zu wollen, war die unumstößliche Tatsache, dass er nicht in Ordnung war und er nie bestimmen konnte, wann genau sich dieser Zustand offenbarte. Allerdings schien Steve sich davon bis jetzt wenig abgeschreckt, was James unschlüssig auf seiner Unterlippe herumkauen ließ. Wäre Dr. Xavier nicht stolz auf ihn, wenn er ihm das nächste Mal erzählen könnte, dass er tatsächlich den Mut gefunden hatte, jemanden von sich zu erzählen? Sich nicht einfach nur wieder zu distanzieren, (nicht das Steve ihm dieses Vorhaben einfach gestaltete) und Willen zeigte für diesen einen großen Schritt hin zu seinem alten Ich? Wäre Becca nicht ebenso stolz auf ihn? Tief in seinem Inneren wusste er, dass er selbst einen Erfolg ersehnte, ihn brauchte um seinen Kopf wieder ein Stück heben und nach vorn blicken zu können. Nicht nur auf den Boden direkt unter seinen Füßen. Dr. Xavier hatte Recht, denn so kam er nicht voran. Stieß nur weiter auf unerwartete Hindernisse, die ihn nach und nach dazu brachten, einfach nur stehen zu bleiben, um sich mit nichts konfrontieren zu müssen. Und wenn Steve auch jetzt noch nicht davongelaufen war, bestand doch eine Chance, dass es ihm wahrscheinlich wirklich nicht abschreckte, sich mit ihm befassen zu wollen. Selbst nach all den Ungeschicktheiten, die Steve selbst schon zum Besten gegeben hatte. Mit einem Schmunzeln schüttelte James seinen Kopf über die eine oder andere Erinnerung dieser Art. Nach einem tiefen Durchatmen stellte er das Wasser wieder ab und stieg aus der Dusche, um sich abzutrocknen und frische Sachen anzuziehen. Ein letzter zusprechender Blick in den Spiegel und er machte sich zurück ins Wohnzimmer. Er würde Steve alles erklären und hoffen, dass es die richtige Entscheidung war. Jedoch durfte er feststellen, dass Steve verschwunden war. Die Decke wieder ordentlich zusammengelegt und sich auf ihrem üblichen Platz auf der Couch befand. James Entschlossenheit sank zunehmend, je länger er auf die leere Stelle starrte, wo er Steve zurückgelassen hatte. Womöglich hatte dieser die Befürchtung, dass es ihm eh nur wieder unangenehm sei, wenn er hier auf ihn warten würde. Und eigentlich hätte er auch recht damit. Antriebslos ließ er sich auf sein Sofa sinken, seinen Blick wie gewohnt zu Boden gerichtet. Was wenn Steve nun doch das Ende seiner Geduld erreicht hatte und deswegen verschwunden war? Wie sollte er sich dann verhalten, wenn er ihn das nächste Mal zu Gesicht bekam? Sollte er ihn ansprechen? Darauf warten, dass Steve auf ihn zukam? Oder war die Nachricht, ihn in Zukunft in Ruhe zu lassen mit seinem Verschwinden übermittelt worden? Er wollte sich nicht schon wieder blamieren, nur weil er Steves Hinweis nicht kapiert hatte. James ging in ein frustriertes Haare raufen über. Er hasste diese Selbstzweifel. Selbst wenn Steve nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, dann wäre dies nicht das Ende der Welt. Das Surren seines Handys lenkte ihn vorerst ab von seinen Gedanken und er griff es von Couchtisch auf. „Willst du mit mir frühstücken?“, entnahm er der Nachricht einer ihm unbekannten Nummer, von der er annahm, dass sie sich einfach nur vertan hatte. Schon dabei es wieder zur Seite zu legen, erhielt er eine weitere Nachricht. „Ich hoffe das ist ok, dass ich mir deine Nummer habe geben lassen?“ „Wenn nicht dann lösche ich sie wieder.“ „Ich dachte nur“ „Also wenn du Lust hast natürlich“ „OH warte, du weißt gar nicht“ „Verdammt“ „Steve“ „Hier ist Steve“ James konnte sich ein Feixen über die Flut an SMS nicht verkneifen. Wirklich, das war so „Steve“. Er hatte ihn also nicht vergrault und es versah ihn mit einer willkommenen Erleichterung, die seine Courage ebenso zurückholte. Dies war seine Chance. „Warum nicht. Ich könnte einen Kaffee vertragen.“, sendete er als Antwort, auch wenn dies bedeuten sollte, dass er seine Geschichte entweder in einem hektischen Café oder in Steves Apartment aufrollen musste, um alles loswerden zu können. Nicht unbedingt ideal, aber er würde es schon irgendwie hinbekommen. „Fantastisch. Würdest du mir dann deine Tür öffnen?“ Huh? James erhob sich, um Steves Bitte nachzukommen, und er ihn schließlich vollgeladen vor sich stehen hatte. Erneut zuckte ein Grinsen an seinen Mundwinkeln über dieses Bild. Steve meisterte eine große braune Papiertüte, die unter seinem Arm klemmte und sein Handy, das er in der dazugehörigen Hand hielt. In der anderen zwei To-Go-Becher des Cafés ein paar Blocks von hier. Muffin zerrte unterdes eifrig an seiner Leine, die Steve ebenso noch um sein rechtes Handgelenk trug. Steve selbst sah etwas zerzaust aus. Als habe er nicht viel Zeit damit verschwendet, vom Schlafen störrisch, abstehende Haarsträhnen zu bändigen, bevor er das Haus verlassen hatte. „Uhm…“, hörte er diesen etwas unsicher von sich geben, was James aus seiner Beobachtung riss und er Steve und Muffin hineinließ. „Ich hoffe, er stört dich nicht? Es war nur Zeit für seine Runde und ich hatte es gestern Abend schon ausgelassen, deswegen…“, rasselte Steve herunter, während er alles abstellte und Muffin sofort auf James zuhastete, um ihn endlich richtig begrüßen zu können. James kraulte den Mops liebevoll hinter den Ohren, was diesen wieder zufrieden grunzen ließ. „Ich hab kein Problem damit.“ James tätschelte Muffin über den Kopf. „Außerdem bin ich ja auch schuld, dass er gestern nicht noch einmal raus kam.“, fügte er mit hoffentlich genug Nonchalance an, auch wenn er sich nun wieder deutlich aufgeregter fühlte, über dieses Opening zum vergangenen Abend und dem Ende auf seinem Wohnzimmerfußboden. „Uhm ja das…ich…“ James spürte Steves Unsicherheit daraufhin nur noch mehr und es tat irgendwo gut, dass er nicht der einzige war, der sich deswegen aufgewühlt zu fühlen schien. „Ich denke, es ist Zeit etwas zu erklären.“, nahm er Steve das Wort, worauf ihn dieser unschlüssig anschaute. „James. Du musst das nicht tun, wenn du nicht möchtest.“, bot er ihm einen Ausweg, aber James war es selbst leid, ständig eine Konfrontation zu scheuen. „Ich will es aber. Also hör mir bitte zu, bevor ich doch wieder den Mut verliere. OK?“ Daraufhin ließ Steve erst einmal vom Auftischen ihres Frühstücks ab und nickte James verstehend zu. „In Ordnung.“ Zurück auf der Couch, brauchte James einen Moment, sich zu sammeln, bevor er schließlich mit seiner Erklärung anfing. „Ich war Ermittler beim Police Department in Chicago. Ich und mein Partner hatten überwiegend mit Drogen und Raubdelikten zu tun. Nicht unbedingt mein Traumjob, aber ich sah die Notwendigkeit unserer Arbeit. So viele Kids, die einfach nur nach nem Kick suchten und nie wieder davon loskamen. Eltern, die ihre Kinder vernachlässigten oder sogar zur Prostitution zwangen, weil sie Geld für den nächsten Schuss brauchten. Ich hatte einen taffen Start. Mein Boss Fury hätte sicherlich graue Haare bekommen, wenn er denn welche gehabt hätte. Ich scheute keine Auseinandersetzung, was oft haltlose Beschwerden nach sich zog. Aber Fury meinte, er sehe Potenzial und schätze meine Einsatzbereitschaft. Und je länger ich dabei war, umso mehr rückte mein Job in den Vordergrund. Es wurde mein komplettes Leben, bis…“ James hob seinen linken Arm und streifte sich zögerlich den Handschuh ab, der für ihn seine zweite Haut geworden war. Unschlüssig huschte sein Blick von seinem Arm zu Steve, dessen Augen sich deutlich geweitet hatten. James konnte es ihm nicht verübeln, auch wenn es ihm danach verlangte, seine Hand sofort wieder verstecken zu wollen. Aber nun hatte er es angefangen, nun wollte er es auch zu Ende führen. „Es ist ein Prototyp.“ James bewegte die silbernen Fingerglieder nicht weniger agil, als wenn es eine echte, gesunde Hand wäre. Steve schaute noch immer sprachlos. James schob den mulmigen Gedanken, dass Steve eher aus einer bizarren Neugier, als aus reiner Faszination so fixiert wirkte, soweit zurück, dass er nicht vergaß, was er eigentlich erklären wollte. Dennoch konnte er die Unruhe die sich in ihm zusammenbraute nicht gänzlich ausblenden. „Jedenfalls…“ „Kann…, darf ich sie berühren?“, hörte er Steve plötzlich fragen, was James jede Scheu nahm, diesen direkt anzusehen. Steves Wangen gewannen beständig an Farbe und er senkte seinen Kopf beschämt, während er sich hektisch entschuldigte. „Sorry, ich wollte dich nicht unterbrechen. Gott, denk jetzt bitte nicht, dass mich deine Erklärung nicht interessiert. Es war eindeutig taktlos… Ich war nur…“ Steve rieb mit beiden Händen über sein Gesicht und gab dabei einen verdrossenen Laut von sich. „Ich bin so ein Idiot. Tut mir leid.“ James schaute den Mann neben sich für einen Augenblick prüfend an. Normalerweise verschloss er sich bei solchen aufdringlichen Aktionen sofort wieder. Das Letzte, was er wollte war, dass man an ihm wie an einer Freak Attraktion herumfummelte. Bei Steve allerdings flammte dieser Impuls von Ablehnung und Abwehr nicht auf. Womöglich lag es daran, dass er Steve und seine tollpatschige Art schon recht gut kannte und es Steve meist peinlicher war als allen anderen. Steve hielt sich noch immer hinter seinen Handflächen versteckt, womöglich aus der Befürchtung heraus, dass man ihn nicht zum ersten Mal der Wohnung verweisen würde über solch einen Ausrutscher. James erlöste ihn aus seiner Starre, indem er ihm seine linke Hand mit der Handfläche nach oben auf das Knie legte. Bis jetzt hatte er nur Becca aus freien Stücken an seinen Arm herangelassen. Es dauerte einen Moment, bis Steve es wagte sich wieder zu zeigen und er mit einem scheuen, entschuldigenden Lächeln erst zu James und dann auf dessen Hand blickte. Zaghaft, als würde er ein wertvolles Artefakt vor sich haben, streiften Steves Fingerspitzen über die glänzende Oberfläche der einzelnen Handpartien. James hatte alle Mühe, ein wohliges Seufzen zu unterdrücken, was ihn erschrocken seinen Hand ein Stück wegziehen ließ. Steve folgte seinem Beispiel ebenso abrupt. „ War das zu viel?“, erkundigte er sich mit besorgter Miene. James brachte ein Kopfschütteln zu Stande. „Nur ungewohnt. Ich vermeide Berührungen meist, es sei denn ich muss zur Kontrolle. Steve nickte verstehend. „Du kannst also damit fühlen?“ „Schon. Es ist aber dennoch etwas anders, als wenn es ein normaler Arm wäre. Es ist mehr wie winzige, elektrische Impulse die man spürt.“ „Und du kannst damit alles tun?“, fragte Steve nun deutlich neugieriger, als unsicher. „Ja. Vom Geschirr waschen, bis hin zum Panzer aufhalten.“ James konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen über Steves perplexen Ausdruck. „Das mit dem Panzer was ein Scherz. Es würde meine Chance, in einem Zirkus auftreten zu können, jedoch ziemlich erhöhen.“, scherzte er, etwas das er äußerst selten tat, wenn es um seinen…diesen Arm ging. Daraufhin blieb es still zwischen ihnen und es machte James wieder etwas zappelig. „Es ist bei einer Explosion passiert.“, brachte er diese Erklärung etwas hastig hervor, um es endlich hinter sich zu bringen. „Es war ein simpler Untersuchungseinsatz. Eine Lagerhalle, wo man angeblich illegale Waren gebunkert hatte.“ James spürte seinen raschen Puls, je mehr er sich die Ereignisse wieder vor Augen führte. Das Schlucken fiel ihm schwer und seine Finger verkrampften sich eisern im Stoff seiner Trainingshose. „Ich hatte einen neuen Partner zugeteilt bekommen, nachdem Clint in eine üble Schlägerei geraten war und er deswegen im Krankenhaus landete. Als wir an dieser Halle ankamen, sagte mir meine Intuition, dass etwas nicht stimmte. Dafür, dass sie illegale Waren verstecken sollte, war sie nicht einmal gesichert. Rumlow, mein neuer Partner, meinte jedoch, dass ich mit meinem Bedenken überreagieren würde. Da ich mit meinen Gedanken zu sehr an dem Vorfall mit Clint hängen würde. Und zu diesem Zeitpunkt fand ich, dass Rumlow womöglich Recht hatte. Am Ende war es tatsächlich nur eine Halle voller Schrott, der längst keinen Wert mehr hatte. Zuerst dachten wir, es wäre einfach nur eine falsche Information, was Rumlow den Stand der Dinge übermitteln ließ, während ich mich etwas weiter umsah. Ich ging der Eingebung nach, auch das Gelände unter die Lupe nehmen zu wollen, als es passierte…“ James verzog sein Gesicht zu einer leidlichen Grimasse. „Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen.“ James biss die Zähne so hart aufeinander, dass es in seinem Unterkiefer schmerzte, bevor er mit zittriger Stimme fortfuhr. „Ich habe nicht einmal für voll genommen, dass mir ein Arm fehlte, vor lauter Entsetzen, dass Rumlow sich noch immer in dieser Halle befand.“ Seine Stimme wurde kratzig und das Brennen in seinen Augen penetranter. „Das Feuer hat nichts übrig gelassen.“ Mit immer noch zittriger Hand fuhr sich James durch seine Haare und ließ sie dort vergraben. Das merkliche Ziehen, dass er damit dort anrichtete, half ihm, sich auf etwas anderes zu fokussieren, als auf das unerbittliche Lodern der Feuerwand, dass er noch genau vor Augen hatte. Wie auch das unruhige Wippen seiner Beine den intensiven Stress kompensieren sollte, den er wieder zu spüren begann. Er musste sich zusammenreißen! Er hatte Steve schon oft genug diese desolate Seite an sich gezeigt. Er musste sich... zusammenreißen… Er musste… „…ms…ames…James…hey…mich an…den Gefallen…“ Steve? Das Gesicht des anderen trat wieder in seinen Fokus. „Atme mit mir. Tut einfach was ich tue, ok?“ James verstand nicht ganz. Was…? Doch dann merkte er den immensen Druck in seiner Brust und es erfüllte ihn schlagartig mit Panik. „Schau zu mir und tu was ich tue, verstanden?“ Steves Hände legten sich zurechtweisend auf seine Wangen, während er ihn mit fester Stimme dazu aufforderte, seinem Atemmuster zu folgen. Steve nahm seinen Blick die gesamte Zeit über nicht von ihm und dessen blaue Augen hatte etwas Erdendes. „Gut so.“, drang es zu ihm durch und er merkte, dass der Druck in seine Brust sich wieder löste. „Gut so.“ Steve lächelte erleichtert. James allerdings fühlte sich alles andere als erleichtert. „Ich bin einfach nur noch erbärmlich.“, gab er mit einem humorlosen Auflachen von sich und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich in eine dunkle Ecke verkriechen und dort zusammenrollen zu können. Er war es so leid. Steves Ausdruck nahm etwas Mitfühlendes an und es nährte ein flaues Gefühl in seinem Magen. Er wollte kein Mitleid. Davon war er selbst voll genug. Mitleid für sich selbst. „Als ich ein Kind war, war ich wohl das kränklichste Ding, was man sich vorstellen konnte. Ich hatte so viele Leiden, dass die Ärzte meinten, ich würde keine 20 werden. Meine Eltern versuchten dennoch, mir mein Leben so normal wie nur möglich zu gestalten, denn sie glaubten nicht, dass die einzige Lösung ein Daueraufenthalt in einem Krankenhaus sei. Damals war es mir nicht klar, aber heute bin ich ihnen wirklich dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit gewährten. Es änderte jedoch nichts daran, dass mein Körper zu schwach war und ich viel zu oft krank wurde. Ich habe stets verflucht, dass ich trotz aller Mühe nicht wirklich gesund werden konnte. Nicht kräftiger. Ich wollte keine Last mehr für meine Eltern sein. Man kann sagen, ich war ein recht verbittertes Kind und tat gerade deswegen oft Dinge die meinen Eltern nur noch mehr Kummer machten. Manchmal… Manchmal, wenn es mir zu schlecht ging und meine Mutter deswegen nicht aufhörte zu weinen, dachte ich es wäre besser, wenn ich sterben würde. Es wäre für alle eine Erleichterung, sagte ich mir. Doch dann gab es immer etwas, das mich schließlich stur bleiben ließ. Mom erzählte mir, dass sie mich an meinem ersten Schultag sehen wolle und Dad hörte nicht auf, davon zu reden, dass er mit mir Fischen gehen würde. Er habe sogar schon eine Angel für mich. Dabei konnte ich Fisch überhaupt nicht leiden.“ Steve lachte etwas betrübt aber mit einem warmen, sinnierenden Schein, der seine Augen ausfüllte. „Ich wollte sie nicht enttäuschen, deswegen…“ Steve senkte verlegen seinen Kopf und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. „Was ich damit sagen will ist, ich weiß, für jeden kann es Gründe geben, zu glauben, dass man nicht genug ist, oder eine Last für andere. Aber nicht jeder um einen herum denkt das ebenso. Meine Familie hat mich nie aufgegeben und später als ich Buc…, meinen besten Freund kennenlernte, sah ich ein, dass man anderen nicht aufzwingen kann, wie sie einen beurteilen sollten.“ Steve schaute noch immer mit roten Wangen zu ihm auf. „Ok, ich rede wohl zu viel. Aber…ich möchte, dass du weißt, dass ich es schön finden würde, wenn wir Freunde sein könnten. Nicht einfach nur Nachbarn.“ James fühlte sich noch immer etwas benommen, aber er wusste trotzdem, dass er Steve richtig verstanden hatte. Freunde? Er gab zu, dass es ein angenehmes Gefühl auslöste, das Steve, nun da er seine Geschichte kannte, dennoch diesen Wunsch äußerte. „An manchen Tagen kann ich ziemlich schwierig sein. Ich habe Stimmungsschwankungen. Manchmal kommen sie ohne Vorwarnung. Ich bin auch nicht die aufregendste Person. Ich schätze meine Ruhephasen und…“, rasselte James unsicher herunter, denn es wäre besser, wenn Steve genau wusste, auf was er sich einließ. „James, das ist schon in Ordnung. Wirklich. Ich verstehe, wenn dir einiges nicht leicht fällt oder du gern auch mal allein sein willst. Außerdem bin ich auch nicht immer einfach.“ James musste auf diesen Hinweis leicht lächeln, bevor er seine Gedanken rotieren ließ. Auch wenn er noch so viele Gründe aufbringen könnte, um Steve zu verdeutlichen, dass er ihn womöglich früher oder später enttäuschen würde, so wollte er es trotzdem darauf ankommen lassen. Steve brachte dieses Empfinden einfach in ihm zum Vorschein. Und ja, Steve war attraktiv und ein Softie wo es angebracht war, wie er auch Konsequenz zeigen konnte, wenn er nicht gerade über seine eigenen Füße stolperte. Nur hatte er unseligerweise genug andere Probleme, als sich an einem Flirt zu versuchen und Steve damit doch noch zu vergraulen. „Ich kann nicht viel versprechen.“, kam er Steve Freundschaftsanfrage entgegen, was diesen jedoch schon zu reichen schien, schenkte er ihm wieder eines dieser sonnigen Lächeln. „Das ist auch nicht nötig.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)