Hearts in a mirror cage von Aka_Tonbo (Steve/James/Bucky) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Steve hastete die Stufen zum Bahnsteig hinab und schaffte es gerade noch, sich zwischen den schließenden Türen hindurch zu drängeln. Er atmete erleichtert durch. Er war eh schon etwas spät dran gewesen zu seinen Treffen mit Sharon, dann hatte sich Muffin zu allem Übel auch noch großzügig übergeben müssen und er konnte die Sauerei nicht einfach ignorieren. Außerdem wollte er seinen Mops dann auch nicht einfach stehen lassen und hatte ihm noch ein paar Minuten zur Beruhigung Gesellschaft geleistet. Beim Überblicken des Abteils konnte er feststellen, dass es nur mit wenigen Personen besetzt war. Eine davon fiel Steve jedoch besonders ins Auge. James hatte wie so oft, wenn er unterwegs war, sein Basecap tief ins Gesicht gezogen und seinen Blick nach unten gerichtet. Hätte Steve ihn nicht schon ein paar Mal in dem armeegrünen Parka und mit seinem dunkelroten Rucksack gesehen, wäre auch er nur irgendwer für ihn gewesen. Ohne Eile begab er sich zum Ende des Wagons, wo James sich platziert hatte. „Ist der Platz hier noch frei?“, erkundigte er sich, was James leicht zusammenzucken ließ, bevor er seinen Kopf hob und durch das Abteil schaute. Steve konnte sich vorstellen, dass dieser sich gerade fragte, was das sollte, war doch ausreichend Platz woanders zu finden. Schließlich lenkte James einen kritischen Blick auf Steve, der sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, als sich dessen Augenbrauen nun nach oben schoben. „Ist das ein Ja oder Nein?“ James schüttelte leicht mit dem Kopf, was Steve schon mit Enttäuschung ausfüllen wollte, worauf er aber James Handbewegung erfasste, die andeutete, dass es ihm freistünde, sich zu setzen. „Vielen Dank, James.“ Es war das erste Mal, dass er diesen Namen auch an den Anderen gerichtet sagen konnte und es füllte seine Wangen mit einem winzigen Hauch Wärme. James indes schaute ihn erneut an und Steve fragte sich, ob dieser vergessen hatte, dass er ihm seinen Vornamen verraten hatte. „Immer der positive Nachbar, oder Steve?“ Nun musste Steve doch etwas lachen, als James seinen Namen extra offensichtlich betonte. „Ich tu was ich kann. Es gibt genug Momente, die einem das Lachen nehmen können, deshalb sollte man auch ruhig genießen, wenn es einem gut geht.“ James gab ein etwas zynisches Zischen wieder auf diese Worte, aber Steve beschloss, sich davon nicht mehr weiter irritieren zu lassen. Dass James ein eher distanzierter Charakter war hatte seinen Grund, und er würde auch nicht ungefragt nachbohren. Er wollte ihn nicht erneut verschrecken, aber er wollte ihn auch nicht einfach außer Acht lassen, nur weil er sich etwas unzugänglich zeigte. Er brauchte vor sich selbst nicht bestreiten, dass ihn James aus einem ganz bestimmten Grund nicht mehr in Ruhe ließ. „Wohin geht es denn?“ James schaute aus den gegenüberliegenden Fenstern, auch wenn dort nichts weiter zu sehen war außer der unterirdischen Nacht des U-Bahn Tunnels. „Irgendwohin.“, gab dieser recht kryptisch wieder und Steve verstand, dass er nicht weiter nachfragen sollte. Es blieb still darauf und Steve überlegte hin und her, ob er versuchen sollte, ein weiteres Gespräch zu beginnen. Die Bahn hielt an der nächsten Station und weitere Fahrgäste füllten das Abteil, was James seinen Blick wieder hatte senken lassen. Steve beschloss, es einfach darauf ankommen zu lassen und begann James von Muffins Malheur zu erzählen. Dieser hatte sich in einem unbeobachteten Moment die Cookies aus dem am Boden abgestellten Einkaufsbeutel gestohlen und sich daran überfressen. „Mir ging es als Kind einmal genau so.“, verriet Steve mit einem leichten Grinsen und fuhr fort, James genau von diesem Ereignis zu berichten. Steve erwartete nicht, dass James etwas dazu zu sagen hätte, aber es erfüllte ihn mit einem angenehmen Gefühl, ihm ein verstecktes Schmunzeln abgewonnen zu haben. Steve erzählte noch ein wenig von seiner Jugend in Marple Ridge, was James dazu brachte, ihn ungläubig anzusehen und sich zu erkundigen, warum um alles in der Welt er beschlossen hatte, British Columbia gegen New York zu tauschen. Steve kam ein spontaner Gedanke über die innere Freude, dass James Interesse an seinen Worten gezeigt hatte. „Das verrate ich gern. Soweit ich mich entsinnen kann, steht noch eine Zusage zu meiner Einladung zum Essen aus.“ Steve beäugte James mit einem spitzbübischen Grinsen, denn wenn er ehrlich war, hatte er jeden Tag darauf gewartet, dass James ihm eine Antwort darauf geben würde. Dieser gab ein gezogenes Seufzen von sich. „Sieht nicht so aus, als hätte ich tatsächlich eine Wahl, oder?“, murmelte er ergeben und Steves Grinsen wurde breiter. „Das wollte ich hören. Wie wäre es diesen Sonntagabend?“ James nickte nach kurzem Überlegen. „Sehr schön.“ Steve machte sich nicht die Mühe, seine Freude darüber aus seiner Stimme zu verbannen und knuffte James mit der Schulter, was diesen erneut etwas zusammenzucken ließ. „Sorry.“ Steve war dieser unbedachte Akt sofort unangenehm. Er musste sich wiederholt ermahnen, dass es nicht Bucky war, mit dem er hier saß und Kumpeleien austauschen konnte. Und genau dieser Gedanke ließ ein spürbares Gewicht in seinen Magen sinken. „Schon gut.“, gab James in einem gedrückten Ton wieder und noch bevor Steve etwas erwidern konnte, erhob sich dieser, was das Gewicht in Steves Bauch nur noch schwerer wiegen ließ. Hatte er es tatsächlich schon wieder vermasselt? „Das ist meine Station.“, klärte James ihn auf und zu Steves Erleichterung, erkundigte sich dieser noch, wann genau am Sonntag und verschwand mit einem „Bye“, aus dem Wagon, nachdem er 19 Uhr zugestimmt hatte. Sich plötzlich etwas erschöpft fühlend, lehnte sich Steve in seinem Sitz zurück. „Na, hier legt sich ja jemand ins Zeug.“, drang eine vertraute Stimme an seine Ohren und Steves Aufmerksamkeit rutschte auf Sharon, die ihm unerwartet gegenübersaß. „Sharon, hey.“ Diese trug ein wissendes Lächeln auf ihren leicht rosé glänzenden Lippen, als sie sich erhob und den Platz einnahm, den James zuvor besetzt hatte. Steve merkte, dass ihm darüber die Wärme ins Gesicht stieg. Er konnte diesen Zustand noch ein paar Sekunden verstecken, während er ihr zu Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. Dann spürte er aber auch schon ihren Blick auf sich gerichtet, den er aus gutem Grund nicht erwiderte. „Na dann mal raus mit der Sprache. Und erzähl mir nicht, dass es nichts weiter sei, immerhin sitze ich dir schon seit zwei Stationen gegenüber, ohne dass du mich bemerkt hättest.“ Sie lächelte kess und Steve ließ seinen Kopf ergeben hängen. Sie hatten sich für ihre Verabredung extra auf diese Bahn geeinigt, da Sharon noch etwas zu erledigen hatten und sie sich somit spätestens beim Ausstieg an ihrem Ziel finden würden. Dass er nun tatsächlich nicht mitbekommen hatte, dass sie bereits die ganze Zeit vor ihm gesessen hatte, war ihm doch recht peinlich und er wusste, sie würde ihn nicht mehr in Ruhe lassen, was den Grund dafür anbelangte. „Uhm, das war mein neuer Nachbar, Jam…Mr. Barnes. Wir haben uns hier zufällig getroffen und uns ein wenig unterhalten.“, erklärte er etwas kleinlaut, dem Sharon mit einem skeptisch klingenden „Uhuh“ begegnete. „Was? Glaubst du mir etwa nicht?“ Sharon tätschelte Steve beruhigend das Knie. „Kein Grund zu Aufregung, Honey. Nur erkenne ich Flirten, wenn ich es sehe. Und du mein Lieber, bist alles andere als subtil, wenn man dich schon so lange kennt.“ Steve zog ein überrumpeltes Gesicht. „Das mit dem Essen ist eine Entschuldigung von mir, nichts weiter. Wir…wir kennen uns sonst kaum.“, versuchte er zu retten, was noch zu retten war, auch wenn er nur zu gut wusste, dass Sharon eine viel zu clevere Frau war und er sich nur rauszureden versuchte, weil er sich ertappt fühlte. Und sie wusste das ebenso. „Du möchtest ihn aber näher kennenlernen. Und das nicht nur als Nachbarn. Hab ich recht?“ Steve biss sich unruhig auf seiner Unterlippe herum, auf diese Feststellung. „Ich weiß es nicht.“, gab er zögerlich zu und diesmal war es keine Ausrede. „Mir ist die Ähnlichkeit mit Bucky nicht entgangen.“ Und natürlich war ihr das auch aufgefallen. Steve fühlte sich plötzlich ziemlich lächerlich und durchschaubar. „Steve...“ Sie legte ihre Hand auf die seine und strich sanft mit dem Daumen darüber. „Tu dir das nicht an. Und auch nicht ihm, wenn du nur jemand anderen in ihm siehst. Es wäre unfair ihm gegenüber.“ Sein „Ich weiß“ war nicht mehr als ein Flüstern. Aber er wollte James dennoch besser kennenlernen. Alles andere erschien ihm wie das vorbeiziehen lassen einer unwiederbringlichen Gelegenheit. Er müsste einfach nur darauf achten, nicht zu viel von Bucky in James zu suchen, und bis jetzt war ja auch noch gar nichts passiert. Wer sagte denn, dass James überhaupt an Männern Interesse hatte? Vielleicht gab es sogar schon jemanden in dessen Leben. Vielleicht war er auch gar nicht an irgendwelchen Bindungen interessiert, sei es nun freundschaftlich oder intimerer Natur. All diese Dinge galt es doch erst einmal herauszufinden. Er musste eben nur vorsichtig genug sein. „Ich werde schon aufpassen.“, ließ er Sharon wissen, die mit einem ahnenden Seufzen darauf antwortete. „Wann sagtest du, kommt deine Tante zurück?“, schwenkte Steve schließlich mehr als offensichtlich auf ein anderes Thema um, was ihm einem verstehenden Seitenblick von Sharon einbrachte. Doch sie war einsichtig genug, seine Ablenkung auch als solche zu akzeptieren. „In ungefähr drei Wochen.“ *** Steve spürte, wie ihm das anhaltende Lachen schon in den Wangen stach, während er sich Buckys kleine Story abermals vor Augen führte. Dieser hatte so empört geschaut über die Tatsache, was ihnen in diesem kleinen vietnamesischen Ort als einheimische Delikatesse vorgesetzt worden war. Und Steve hatte es bildlich vor sich, als man ihnen eine Suppe mit Hühnerfüssen brachte, die er nicht hatte anrühren können. Nur um daraufhin dem Irrglauben zu erliegen, dass man ihnen danach gekochte Eier auftische, in denen sich anstelle des für sie üblichen Inhaltes ein gegartes Küken befand. „Du hättest den armen Jaques sehen sollen und Monty war auch schon ganz grün im Gesicht. Gabe und Dum Dum haben sich natürlich schlapp gelacht. Kein Wunder, dass sie so darauf bestanden hatten, dass wir grade dort essen gehen sollten. Ich war selbst nahe dran, mich an Ort und Stelle übergeben zu wollen.“, hatte Bucky angefügt und seinen Ekel mit einen sinnierenden Schütteln seines Person, über diesen kulinarischen Horror unterstrichen. Nun allerdings schaute dieser mit einem Schmunzeln auf seinen noch immer vor Lachen bebende Freund und Steve erwischte sich in all der erheiterten Hysterie bei dem nicht unbekannten Gedanken, wie sehr er diesen Ausdruck auf Buckys Gesicht liebte. Dieses vorwitzige Lächeln, auf diesen so wohlgeformten Lippen. Das leichte Kräuseln der feinen Haut in dessen Augenwinkeln und diesen amüsierten Schein in seinen sturmgrauen Augen. Einen Sturm, den er in Steve ausgelöst hatte, seit er 14 Jahre alt war. Und so sehr Steve seinen besten Freund stets vermisste, so hatte die immer wieder aufkommende, geografische Distanz zwischen ihnen doch langsam die Akzeptanz untermauert, dass Bucky immer fern seiner Reichweite bleiben würde. Sie kannten sich, soweit Steve zurückdenken konnte und waren trotz diverser Gegensätze schnell unzertrennlich geworden. Steve war 14, als sein Vater in seinem Job versetzt wurde und er mit seinen Eltern in eine Kleinstadt namens Marple Ridge in Kanada zog. Die darauffolgende Zeit hatte ihm über so Manches Erkenntnis verschafft. Unter anderen, dass er jede neue Bekanntschaft mit Bucky verglich. Zuerst dachte er es liege einfach nur daran, dass er ihn vermisste. Er war schließlich sein bester Freund. Doch dann war da immer noch dieses andere Gefühl. Es war an einem Sommertag im August gewesen, als er Jack Fielding und Andrew Simons hinter der alten Schwimmhalle beim Knutschen gesehen und Glück hatte, nicht entdeckt zu werden. Er wusste, dass es sich nicht gehörte, die beiden zu beobachten, aber irgendetwas hatte ihn an diesem Anblick zu sehr fasziniert. Er selbst hatte keine Ahnung, was er wollte, wenn es um dieses Thema ging. Mädchen schüchterten ihn meist ein, weswegen er nie wirklich ein vernünftiges Gespräch mit ihnen zu Stande bekam. Und Bucky zog ihn nur zu gern damit auf. An Jungs hatte er noch nie weiter gedacht und Bucky schien nicht zu zählen, denn immerhin kannten sie sich schon ewig. Bis Bucky alles war woran er noch denken konnte, wenn er sich im Schutze seines Zimmers und unter seiner Bettdecke einen runterholte. Immer darauf bedacht, keinen Ton von sich geben, auch wenn ihm Buckys Name stets auf der Zunge lag. Und das tat er auch heute noch ab und an. Steve hatte lange gelernt, mit dieser Scham zu leben. Es war eh nichts weiter als seine Fantasie. Etwas, das genauso greifbar war, wie Bucky am anderen Ende der Welt. Und schließlich hatte Steve erkannt, dass es mit Distanz zwischen ihnen letztendlich um vieles einfacher war, Bucky ein guter Freund zu bleiben, ohne irgendwann doch noch alles zu ruinieren, weil er zu tief für ihn empfand. Auch wenn es dennoch nicht immer einfach war, sich nichts anmerken zu lassen. Er erinnerte sich nur allzu deutlich an das dumpfe Pulsieren in seiner Brust und das Brennen in seiner Kehle, als Bucky ihm voller Euphorie mitgeteilt hatte, dass er sich mit seiner Langzeitfreundin Debby verlobt habe. Debby, die Steve so unsäglich beneidete, seit Bucky ihm von ihr erzählt hatte. „Wenigstens eine Sache, die es wert gemacht hat, nach L.A. gezogen zu sein.“, hatte dieser damals mit einem liebevollen Lächeln gemeint. Er war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er Bucky gänzlich an jemand anderen verlor. Somit war Steve auch nichts weiter übrig geblieben, als die Säure, die sich über diese Nachricht so unerbittlich in ihm nach oben gekämpft hatte, wieder herunterzuschlucken. Was folgte war ein Gefühl, das dem Stolpern über loses Geröll glich, als er ihm mit einem breiten Grinsen sagte, dass es ja auch endlich Zeit wurde. Dass er es nicht doch noch vermasseln sollte und dass er ihm alles Gute wünschte. Er hatte diesen Akt aufrecht halten können, solange er Bucky im Videochat vor sich hatte, doch sobald das Fenster sich wieder verdunkelte, waren auch die Tränen und der Schmerz von Verlust über ihn hereingebrochen und er hatte sich nicht dagegen gewehrt. Das war vor einem halben Jahr gewesen, und Steve wartete mit jedem erneuten Videochat darauf, das ihn der zu erwartende Erdrutsch, in Form eines Datums für ihre Hochzeit, schließlich vollends mitreißen und verschlucken würde. Aber solange Bucky sich auf seinem Abenteuer befand, hoffte er, sich dieser Nachricht weiterhin entziehen zu können. Am Ende war diese Reise nur noch einmal ein letztes Aufbäumen, bevor sich Bucky einem Leben als braver Ehemann hingab. Aber egal was Bucky nun damit für sich verwirklichen wollte, Steve wünschte sich am Ende nur, dass dieser glücklich wurde. „Du hättest wirklich mitkommen sollen.“ Es war nicht das erste Mal, dass Bucky dies mitteilte, was Steve wieder diese Wärme spüren ließ, auf die er sich nicht einlassen durfte. „Ich weiß schon, damit du mir dein Küken und die Hühnerfüße hättest unterjubeln können. Nein Danke, Buck.“ Bucky schaute nun tatsächlich verletzt über Steves Worte. „Stevie, was denkst du nur von mir?“ Steve gab ein wenig bewegtes Schnauben von sich, über diesen Unschuldsakt. „Dass du mich in alle möglichen peinlichen Situationen bringen würdest, nur um dich dann ebenso schlapp zu lachen.“ Bucky legte sich eine Hand auf seine Brust. „Uhhh Stevie, deine Worte treffen mich zutiefst.“ Und rutschte theatralisch in sich zusammen. „You're a Jerk.“ feixte Steve nun, was Bucky sich wieder straffen ließ. „Und du liebst mich dafür.“, witzelte Bucky und Steve hoffte inständig, dass sein Gesicht nicht wiedergab, was er gerade an aufgewirbelten Emotionen empfand. „Sorry Buck, aber das ist nur ein Mythos.“, konterte er so nonchalant wie es ihm möglich war und atmete innerlich erleichtert aus, als Bucky ohne irgendein Zeichen von Skepsis, das etwas an Steves Verhalten plötzlich seltsam erschien, einen abtuenden Tsk-Laut von sich gab. „Sag das noch mal, wenn ich dir das Foto vom Yeti zeige, dass ich geschossen habe.“ Steve fehlten auf diesen Verweis kurz die Worte, erlag er einen Augenblick der Wunschvorstellung, dass Bucky seine Feststellung rigoros bestätigt sehen wollte. Steve versuchte ein amüsiertes Lächeln. Natürlich war es für Bucky nur die übliche Witzelei zwischen ihnen. „Da bin ich mal gespannt.“, setzte er nach, was Bucky ein überzeugtes „Wart's nur ab!“ von ich geben ließ. Mit der Erinnerung, dass er seine Fotos wieder in seine Cloud laden würde, zu der er Steve Zugang gewährt hatte, verabschiedete sich Bucky kurz darauf wieder. Es würde wohl nun erst einmal wieder eine Weile dauern, bis zum einem nächsten Gespräch. *** „Was hat es nur mit diesem Grinsen auf sich?“ Steve lächelte weiter vor sich hin, als er in seine Stiefel fuhr und dieser Feststellung über seine Gedankengänge gar keine Aufmerksamkeit schenkte. Erst als er Sams Hand auf seiner Schulter wahrnahm und dessen 1000 Watt Grinsen ihn beinahe zu blenden wusste, hatte er das Gefühl, dass ihm etwas entgangen sein musste. „Keine Geheimnisse vor Onkel Wilson.“, forderte Sam ihn interessiert auf, der immer noch oberkörperfrei im Raum stand, als Steve ihn fragend anschaute. „Huh?“ Sam machte sich die Mühe enttäuscht zu erscheinen, über Steves Unwillen sich mitzuteilen. „Du hast es schon getan, als wir uns auf dem Parkplatz getroffen haben.“ Sam rückte näher an Steve heran und legte ihm in einer Sam typischen Manier den Arm über die Schultern. „Also, was treibt unserem lieben Steven solch einen beschwingten Ausdruck ins Gesicht?“ Steve brauchte nicht darüber nachzudenken, aber er hatte dennoch nicht vor, Sam alles zu verraten. „Ich freue mich einfach, dass wir wieder einmal zusammen trainieren konnten.“ Das war auch nicht gelogen. Es war in letzter Zeit seltener geworden, dass sie zusammen das Fitness Studio besuchen konnten, was eigentlich zu einer liebgewonnen Routine geworden war. Doch ihr Job hatte es ihnen über die letzten Wochen schwer gemacht, die nötige Zeit oder auch den nötigen Elan aufzubringen. Steve fühlte sich somit auch durch ein ausführliches Training positiv gestimmt. Es tat einfach gut. Sam jedoch begegnete seiner Aussage nur mit einem „Pfff“ war deutlich, dass er diese Antwort nicht als den Hauptgrund für Steves gute Laune anerkannte. „Das ist lahm Rogers, auch wenn ich verstehe, dass du die Zeit mit einem so knackigen Typen wie mir so hoch schätzt.“ Sam winkelte seine Arme an und ließ selbstsicher seine Muskeln spielen, was Steve mit einem amüsierten Kopfschütteln sich wieder seinem Spind widmen ließ, aus dem er seine Jacke und seine Sporttasche herausnahm. Sam war noch immer am Posen, als Steve sich ihm wieder zuwendete. „So Leid es mit tut, mein lieber Sam, aber du bist leider nicht mein Typ.“ Nun war es Steve, der an Sam heranrückte. „Aber dem Blonden dort scheinst du zu imponieren.“, merkte er mit einem leichten Kopfzeig in besagte Richtung an, was Sam sich auch sofort umdrehen ließ. Und tatsächlich zwinkerte ihm der Unbekannte zu. „Danke Mann, wenigstens einer, der all die Arbeit zu schätzen weiß.“, begrüßte er dessen stummen Zuspruch und erntete dafür ein festes „Immer doch.“ von seinem Umkleidekabinen-Fan, der sich mit dem verabschiedenden Heben einer Hand nun in Richtung Duschen begab. Sie hatten das Gebäude gerade verlassen, als Sam plötzlich inne hielt und Steve mit einem lautstarken „Rogers, hast du etwa ein Date?!“ dazu gebracht wurde, ungewollt an Farbe dazu zugewinnen. „Oh Gott, es ist ein Date!“ Sam schlug nachtrüglich mit dem Handrücken gegen Steves Brust. „Und du hast mir nichts davon erzählt.“ „Es ist kein Date! Er ist mein Nachbar und ich schulde ihm eine Entschuldigung, das ist alles.“ „Uhuh.“ Steve war danach, seine Hände gottergeben gen Himmel zu heben. „Was hab ihr nur alle!? Man möchte ja fast glauben, ich trage ein Schild um den Hals, mit dem Hinweis 'Steht auf seinen neuen Nachbarn'" „Steve, nimm es mir nicht übel, aber warum trägt jemand so ein Grinsen auf seinem Gesicht, nur weil er sich mit seinem Nachbarn trifft, von dem er rein gar nichts will?“ Sam schenkte ihm den Ich-hab-doch-Recht-Blick, was Steve mit einen frustrierten Murren weiterlaufen ließ. „Du streitest es nicht ab!“ Und auch hier schwang das unterschwellige Ich-hab-also-doch-Recht nur zu deutlich mit. Nicht dass Steve nun verärgert war über Sam, aber es beunruhigte ihn, dass seine Freunde ihm viel zu schnell auf die Schliche kamen, wo er selbst doch angenommen hatte, dass er sich geglückt neutral gab, wenn es um James ging. Anscheinend lag er da mehr als falsch und es trübte die Vorfreude auf den morgigen Sonntagabend ein wenig ein. „Hey sorry. Ich wollte dir da nicht zu nahe treten.“ Sam war wieder an seiner Seite und klang deutlich entschuldigend. „Nein, schon gut. Ich bin ja selbst schuld.“ Damit beließ es Steve dabei und Sam hakte auch nicht weiter nach.Auf dem Heimweg fragte sich Steve jedoch ständig, ob er nicht doch zu viel riskierte was James betraf. Sollte er das Essen doch absagen? James wäre am Ende ganz froh drüber, so konnte er sich vorstellen. Das Vibrieren seines Handys ließ es ihn aus der Jackentasche holen, wo er eine Nachricht von Rebecca vorfand, die bewirkte, dass seine Zweifel sich wieder ein wenig legten. *** „Becca, warum bist du überhaupt hier? Hast du nicht…“ James wedelte erfolglos nach Worten suchend mit einer Hand in der Luft herum. „Oder irgendsoetwas?“ Rebecca indes ignorierte seine Frage gekonnt, stand weiter nachdenklich vor dem Kleiderschrank ihres Bruders und beäugte sich nun wohl schon das fünfte Shirt, welches sie ebenso mit einem Kopfschütteln wieder zur Seite legte, wie die ersten vier. James gab ein trotziges Murren von sich. Es waren noch gut drei Stunden bis zu Steves Einladung und eigentlich hatte er nicht vor gehabt, sich dafür großartig rausputzen zu wollen. Warum auch? Er hatte diese Einladung nur angenommen, weil er das Gefühl nicht loswurde, dass Steve ihn nicht einfach so davon kommen lassen würde, sollte er nie wieder etwas dazu sagen. So wie er es eigentlich vor gehabt hatte. Aber Steve war wohl einer dieser Charaktere, die nicht im Stande waren, ruhig zu schlafen, wenn sie ihr Gutmensch-Image durch etwas befleckt sahen und er deswegen so auf dieses Entschuldigungsessen drängte. Somit war es besser, es hinter sich zu bringen, damit Steve seinen Seelenfrieden und er seine Ruhe wiederfinden würde. Er wollte einfach nicht mehr in diese Sache hinein interpretieren, denn er wusste, die meisten sahen in ihm doch nur einen Mitleidsfall. Und zugegeben war es ihm noch immer recht unangenehm, dass Steve ihn damals hatte in seine Wohnung schleifen müssen, nach seiner aufgekommen Panikattacke, die er ein paar Kids mit Böllern zu verdanken hatte. Es hatte ihn zu der Zeit auch nur noch mehr aufgebracht, dass Steve nicht wieder verschwinden wollte, als er ihn vor dem Haus angetroffen hatte. Er wollte nur in seine Wohnung und den Rest dort fern jeglicher Blicke ausstehen. Am Ende hatte ihn der so intensive Geruch von Feuer, der an Steve festhing, jedoch noch den letzten Rest an Form verlieren lassen und es ärgerte ihn noch immer, dass er auch jetzt bei dem Gedanken daran mit den Zähnen knirschte. „Yasha.“ James schaute seine Schwester etwas irritiert an, als sie ihm mit einem dieser sanften aber dennoch besorgten Blicke bedachte. Er war wohl wieder einmal in seine Gedanken abgedriftet, worauf er sich durchringen musste, sich wieder zu entspannen. „T'schuldige.“ Er setzte ein seichtes Lächeln nach. Er wusste, dass er seiner Schwester viel zu viele Sorgen machte. Er versuchte, das nagende und nur zu bekannte Gefühl der Nutzlosigkeit zu übergehen, schließlich war sie hier, um ihm zu helfen. Sie hatte sich deutlich angetan gezeigt, als er ihr von Steves Einladung erzählt hatte, und er wusste, dass sie sich wünschte, dass er wieder etwas mehr unter Leute kam und sich nicht nur zu Hause verkroch. Deswegen hatte er Steve letztendlich auch zugesagt. Er wollte für seine Schwester nicht nur eine ständige Besorgnis sein. Becca lächelte ihn zufrieden an, als er ihr in dem für ihn ausgewählten Outfit gegenübertrat und sich etwas genervt an seiner schwarzen Jeans herumzupfte, die reichlich eng anlag. „Nicht schlecht.“ Sie rückte ihm das dunkelraue Hemd, unter dem ein dunkelgrünes Shirt zu sehen war, noch etwas zurecht. Er musste zugeben, er hatte schon so gut wie vergessen, dass er diese Sachen überhaupt in seinem Schrank hatte. Es war zu lange her, dass er sich danach gefühlt hatte, sich herausputzen und ausgehen zu wollen. Nicht nachdem… James versuchte seine linke, unnatürliche Hand im Ärmel des Hemdes zu verstecken, als er auch schon die sanfte Berührung der Finger seiner Schwester wahrnahm, die über seinen linken Arm strich. „Es ist ok. Es ist nichts, wofür du dich schämen musst, und jeder, der das anders sieht, ist ein Idiot.“ Sie griff ohne Scheu nach der silbernen und in ihrer Funktion perfekt entwickelten Hand, die James trotz allem nicht als etwas von sich vorzeigen konnte. Er wünschte wirklich, es wäre so einfach. Auch wenn dieser bionische Arm ihm den Verlorenen auf einem höheren Level ersetzte, so ertrug James die neugierige oder fragwürdige Aufmerksamkeit dennoch nicht, die dieses Stück Technik heraufbeschwor. Es folgten meist Fragen, die er nicht beantworten wollte. Fragen, unter deren Antwort er sich Elend fühlte. Antworten, die seine häufigsten Alpträume darstellten. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden. „Yasha.“ James seufzte erschöpft und je näher 19 Uhr rückte, umso weniger wollte er seine Wohnung verlassen. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Becca. Was, wenn ich wieder eine Phase habe? Ich brauche nicht noch mehr peinliche Zwischenfälle mit ihm.“ Becca zupfte abermals an seinem Hemd. „Ich möchte dich auch nicht dazu zwingen. Ich weiß, es ist schwer für dich, zurück zu finden…“ Ihre Stimme wankte etwas und sie senkte ihren Kopf. „Ich wünschte nur, ich könnte mehr für dich tun. Es wäre schön, dich auch wieder einmal in Gesellschaft zu sehen und Steve scheint ein verständnisvoller Kerl zu sein. Ich glaube, er würde dir gut tun als Freund.“ James sagte vorerst nichts dazu. Aber er verstand, auf was seine Schwester hinaus wollte. Sie wollte nicht, dass er auf ewig allein in seiner Wohnung hockte und mehr und mehr den Bezug zur Außenwelt verlor. Auch wenn ihn der Gedanke selbst nicht störte. Doch damit würde er sich nur noch mehr zur Bürde für sie machen und das wollte er auf keinen Fall. „In Ordnung. Ich versuch, mich zusammen zu reißen. Hoffen wir nur, dass er auch was vom Kochen versteht.“ Er hörte das erleichterte Kichern von Becca, die sich nun wieder einen Schritt von ihm entfernte und dabei versuchte, sich flüchtig über ihre Augen zu wischen. Er hatte sie eindeutig schon zu oft zum Weinen gebracht in der letzten Zeit. „Ich hoffe Mr. Rogers hat auch an ein Dessert gedacht. Sonst muss ich ihm leider Punkte abziehen.“, versuchte er die Stimmung wieder zu heben, was ihm auch das gesuchte Lächeln von Becca einbrachte. „Wir müssen noch was mit deinen Haaren tun.“, setzte sie an und James fügte sich mit einem innerlichen Aufseufzen. Hoffentlich war dieses Essen den ganzen Aufwand auch wert und verlief ohne unschöne Ausrutscher. Punkt 19 Uhr stand er dann auch vor Steves Wohnung und wollte gerade noch einmal tief durchatmen, als er auch schon das gedämpfte Bellen von Muffin auf der anderen Seite der Tür vernahm. Er wurde wohl schon erwartet und irgendwie vergaß er darüber, dass er trotzdem noch den Klingenknopf betätigen sollte, galt Muffin wohl nicht als die ultimative Weissagung, dass jemand vor der Tür darauf wartete, hereingebeten zu werden. „Was ist denn los, Großer?“, hörte er nun auch Steves Stimme, die sich nun ebenso unmittelbar hinter der Tür befand und James dazu brachte wieder kehrt machen zu wollen. Was, wenn er sich wirklich wieder blamierte? Oder Steve dazu brachte, sich unwohl ihm gegenüber zu fühlen, da er so kläglich eingerostet war was Konversationen betraf, was ihn letztendlich immer nur das Nötigste hervorbringen ließ? Und er generell auch nichts zu erzählen hatte, was er auch würde erzählen wollen. Er sollte wirklich wieder umdrehen und sich mit einer Ausrede entschuldigen. Das Dumme war nur, dass er Steves Nummer nicht besaß und Becca konnte er nicht fragen, da sonst alles auffliegen würde. „Verdammt.“, murmelte er frustriert, als sich die Tür vor ihm plötzlich auftat und niemand anderes als Steve mit Muffin im Arm vor ihm stand und ihn etwas unsicher anlächelte. „Hey.“, begrüßte er James der sich kurz räusperte und ein eigenes „Hey“ beisteuerte. So viel dazu, sich nicht schon wieder als merkwürdiger Freak zu outen. „Alles ok?“ Erst jetzt bemerkte James, dass er seine Hände zu krampfhaft geballt hielt und starr auf Steves Füße blickte, welche in rot,-weiß-blauen Ringelsocken steckten. James blinzelte sich zurück. „Ja, sorry, alles ok. Nur etwas…“ Jedes ihm passende Wort schien unangebracht. „Verstehe. Trotzdem danke, dass du es bis hier her geschafft hast.“ James rutschte ein kurzer, amüsierter Laut hervor über Steves Auslegung. „Ja, wenn wir jetzt noch zwischen Tür und Angel essen, dann kann ich richtig stolz auf mich sein, länger als fünf Minuten einen sozialen Kontakt gehegt zu haben, der nicht dafür studiert hat und dafür bezahlt wird.“ Der Ausdruck, den Steve ihm auf seinen Sarkasmus präsentierte, gab etwas Unschlüssiges wieder. James schüttelte ergeben mit den Kopf über sein eigenes Verhalten. Steve entfernte sich nun wortlos von ihm und James hatte keine Ahnung, was dies zu bedeuten hatte. Also blieb er einfach wo er war. Er hörte, dass dieser irgendetwas tat, doch noch bevor er sich großartige Gedanken darüber machen konnte, tauchte Steve wieder auf. Er fasste einen flachen quadratischen Tisch in beiden Händen, auf dem sich zwei Sitzkissen befanden, deren farbenfrohe Muster an den Orient erinnerten. Steve platzierte den Tisch genau im Türrahmen und legte die Kissen so, dass sich eines vor ihm und eines vor James befand, der das ganze irritiert verfolgte. Als nächstes legte Steve eine Art Tischdecke auf und verschwand erneut. „In Ordnung. Ich glaube ich habe an alles gedacht.“, meinte er schließlich zufrieden, als er sich den zurechtgemachten Tisch begutachtete. „Also dann.“ Steve zeigte mit einer Hand an das James sich setzten sollte und da dieser reichlich perplex war über Steves Aktion, folgte er wortlos. Steve folgte ihm in den Schneidersitz, worauf auch schon Muffin an seine Seite eilte, den er ermahnte, dass er sich zu benehmen hatte. Muffin gab ein enttäuscht klingendes Schnaufen von sich. „Ich hoffe, Steak ist ok?“ James schaute auf den Teller vor sich und nickte weiterhin stumm. Keiner von beiden ging dazu über, zu essen. Das leichte Seufzen von Steve ließ James zögerlich zu ihm schauen. „Hab ich es wieder übertrieben? Ich meine…ich dachte nur wenn du dich unwohl fühlst in einer anderen Wohnung oder mit jemandem, den du nicht weiter kennst, gibt dir diese Variante vielleicht etwas mehr Sicherheit und auch eine bessere Möglichkeit, die Flucht zu ergreifen, sollte es dir zu viel werden.“ Steves Lachen lag deutliche Unsicherheit innen. James konnte nicht abstreiten, dass ihn Steves Umsicht ein warmes Gefühl bescherte, das er jedoch nicht zu sehr aufkommen lassen wollte. Dennoch fühlte er sich nun schon etwas entspannter, als vor wenigen Minuten. „Es ist schon etwas schräg.“ James musste nun selbst etwas schmunzeln, über den Aufwand, den Steve für ihn betrieben hatte. „Aber auf jeden Fall mal etwas anderes.“ Er ließ das Lächeln nicht erlöschen, als er Steve bestätigend anschaute, um ihm zu zeigen, dass er seine Mühe zu würdigen wusste. Dass Steve daraufhin rot werden würde, war unerwartet. Steve hatte wieder alles an Ort und Stelle gebracht und erlaubte sich erst jetzt, den Abend noch einmal komplett durch seinen Kopf gehen zu lassen. Er gab zu, dass er fast schon damit gerechnet hatte, dass James ihm doch noch absagen würde und dieses Gefühl hatte sich verstärkt, als er ihn derart unentschlossen vor seiner Tür vorgefunden hatte. Es war seine Intuition gewesen, die ihn diese nach Muffins Gebärden hatte öffnen lassen. Steve spürte, wie sich seine Wangen abermals aufwärmten, als er daran dachte, wie unsäglich aufgewühlt er sich bei James Anblick gefühlt hatte. Denn Wow! Dieser hatte wirklich gut ausgesehen außerhalb des ihm bekannten Erscheinungsbildes und es hatte ihn vollkommen unvorbereitet getroffen. Zum Glück hatte er sich rasch daran erinnert, dass er sich zusammennehmen musste, denn immerhin war es eine Entschuldigung, die er hier versuchte, zu unterstreichen, und nicht der nächste Anlass, sich zu blamieren. Und eigentlich hatte er sogar schon mit dem Gedanken gespielt, James die Last, die er ihm mit seiner Einladung auferlegt zu haben schien, wieder zu nehmen, indem er ihm zu sagen gedachte, dass es in Ordnung sei, wenn er lieber wieder gehen wolle. Dass er ihm dies auf keinen Fall übel nehmen würde, nachdem dieser sich so zynisch sich selbst gegenüber gezeigt hatte. Aber dann war ihm diese Idee gekommen und er froh, dass er es durchgezogen hatte. Denn am Ende war er wieder ein kleines Stück zu James vorgedrungen, zeigte sich dieser doch etwas unbefangener über ihr Essen hinweg. Es erfüllte Steve mit Zuversicht. Vielleicht sollte er sich eine Liste anfertigen was James betraf, damit er nicht vergaß, was dieser mochte oder zu mögen schien und was nicht. Es wäre auf jeden Fall von Vorteil, um Stolpersteine zu beseitigen. So konnte er auch schon einmal notieren, dass James etwas von Wein verstand. Bucky hatte keine Ahnung davon. Und das er eine Vorliebe für Schokolade besaß. Genau wie Bucky. Steve hatte auch sein Versprechen eingehalten und James vom Grund für seinen Umzug nach New York erzählt. Er hatte ihm damit gleich noch verraten, dass sein eigentlicher Beruf Holzfäller gewesen war. Doch studiert hatte er Kunst. Er hatte ein Jahr an einer High School unterrichtet. Dann erfuhr er von seinem Kumpel Logan, dass sie neue Leute suchten und er hatte sich den Gedanken eine Weile durch den Kopf gehen lassen. Die Bezahlung war gut und er wollte seine Eltern schon immer gern etwas mehr unterstützen. Außerdem verlange es ihm nach etwas mehr Einsatz, als jeden Tag nur vor einem Schreibtisch zu sitzen oder vor einer Tafel zu stehen. Nun, wo er seinem Körper auch endlich etwas abverlangen konnte, was den größten Teil seines Leben so nicht möglich gewesen war. Und da es jedes Jahr auch nicht zu unterschätzende Waldbrände in ihrer Region gab, hatte er sich über die Saison darin ebenso nützlich gemachte. Mit der Zeit hatte sich dann der Gedanke gefestigt, dass er in diesem Beruf mehr bewirken konnte und hatte schließlich einen weiteren Neustart gewagt. In New York suchte man stets neue und gewillte Feuerwehrleute und er wollte eh eines Tages zurück zu seinen Wurzeln. Nicht zuletzt auch wegen Bucky. Aber Steve hatte sich im letzten Moment dazu entschlossen, dieses Detail für sich zu behalten. Es mochte seltsam sein, aber Steve erschien es nicht angebracht, von Bucky zu erzählen, so wie es ihm auch nicht angebracht erschien, Bucky von James zu erzählen. Es war ein schwer zu beschreibendes Empfinden und deswegen schob er es auch so weit in sich zusammen, dass es ihn nicht weiter belästigte. Auf jeden Fall waren kleine Anekdoten günstig, um sich nicht in unsicherem Schweigen zu verlieren. Also erzählte er James einfach von ein paar Erlebnissen und dieser hatte ihn gelassen, ohne sich genervt zu zeigen. Im Gegenteil. Ab und zu hatte er auch etwas hinterfragt oder konnte eine bestimmte Sache nachvollziehen. Es hatte Steve vollkommen zugereicht. Es war mehr als er erwartete hatte. Der Abend mochte verhältnismäßig kurz ausgefallen sein, aber Steve sah es im Großen und Ganzen doch als einen Erfolg an, wo sich das Risiko, es darauf ankommen zu lassen, gelohnt hatte. Und vielleicht sah es James ja genauso. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)