Expect the unexpected von Aka_Tonbo (Steve/Bucky) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Steve war gerade aus der Dusche gestiegen, nachdem er seine morgendliche Joggingrunde hinter sich gebracht hatte, als sein Handy mit dem Refrain von Uptown Funk auf sich aufmerksam machte. Sam. Etwas zögerlich griff er das Telefon auf und atmete noch einmal tief durch, bevor er schließlich das Gespräch annahm. „Hey, Sam.“ Steve wusste genau, was dieser Anruf zu bedeuten hatte, aber er würde nicht von selbst darauf zu sprechen kommen. „Guten Morgen, Steve. Also ich sitze hier mit einer Tasse guten Kaffees und hab die Zeitung schon durch, und da mir noch immer der Sinn nach etwas Unterhaltung steht, dachte ich, ich lasse mir mal deine kleine Story zu deinem Untermieter erzählen.“ Sam betonte das Wort Untermieter gekonnt und Steve rieb sich etwas hilflos über seine Stirn. Sam war der Typ, der nicht lange um etwas drum rum redete, zu Steves derzeitigem Verdruss. Was er jedoch begrüßte, war, dass dieser keinem seiner Freunde davon erzählte, nachdem er ihn nach Buckys plötzlicher Offenbarung darum gebeten hatte. Das Problem war nicht, dass er den anderen nicht vertraute oder sie aus seinem Leben ausschließen wollte. Das Problem bestand ganz einfach darin, dass man ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen würde, sobald Peggy oder Tony Wind davon bekamen, dass er mit jemandem zusammen wohnte. Und schon gar nicht, wenn sie auch nur einen winzigen Blick auf Bucky erhaschen sollten. Er wusste, sie meinten es nur gut. Wollten nicht, dass er allein seinen Alltag fristete, aber auf das Chaos, das sie anrichten konnten, würden sie versuchen, ihn und Bucky irgendwie zu verkuppeln, hatte er weiß Gott keine Lust. Am Ende wäre Bucky der Rummel so unangenehm, dass er sich von Steve wieder vollkommen zurückziehen würde. Jetzt jedoch musste er sich erst einmal überlegen, was er Sam erzählen sollte. Er musste lügen, und das war etwas, das er stets zu vermeiden versuchte. Vor allem, wenn es um seine Freunde ging. Also versuchte er es irgendwie so wahrheitsgemäß wie möglich zu halten, ohne aber zu sehr ins Detail zu gehen. „Ok.“ Sam klang noch immer etwas zweifelnd, aber er bohrte glücklicherweise auch nicht weiter nach. Steve hatte ihm erzählt, dass Bucky quasi vor seiner Tür gestanden habe, auf der Suche nach einem Zimmer. Sam wusste, dass Steve ein Gästezimmer besaß, das durchaus zum Vermieten geeignet war, hatte man nicht zu große Ansprüche. Bucky hatte in seiner Geschichte, ein spontanes Jobangebot in der Gegend bekommen und war deswegen auf der Suche nach einer Unterkunft gewesen. Er erzählte Sam, dass er mit Tieren arbeiten würde, dass er sich um sie kümmerte. Außerdem sei Bucky etwas exzentrisch und kein Typ für große Gespräche. Ein recht leiser Zeitgenosse, der seine Ruhe mochte und auch mal die Abgeschiedenheit suchte, weswegen er manche Tage nicht zu Gegen war. „Na ich hoffe, er macht dir nicht doch noch Ärger.“, fügte Sam an, ließ das Thema aber schließlich fallen. Sie unterhielten sich noch ein wenig, bevor Sam angab, dass er los müsse und das Gespräch mit einem „Wir sehen uns.“ beendete. Steve atmete durch. Das lief doch besser als gedacht. Das leise Knarren vor seiner Zimmertür ließ ihn jedoch aufstehen und er war etwas verwundert, als er beim Öffnen Bucky davor stehen sah. Dieser schaute ihn mit großen, unsicheren Augen an. Steve spürte wieder dieses innerliche Flattern. Bucky war wirklich ein hübscher Kerl und wenn er ihn so unschuldig ansah, kamen die verschiedensten Impulse in Steve zum Vorschein. Aber keiner davon war auch nur ansatzweise unschuldig. Bucky hatte seinen Blick nicht von ihm genommen. „Kann ich dir helfen?“, erkundigte er sich bei ihm, was Bucky rasch blinzeln ließ, als müsse er sich erst einmal wieder zurechtrücken. „Der ist leer.“ Bucky hielt ihm einen, in der Tat, leeren Milchkarton vor. Steve zog nachdenklich seine Augenbrauen zusammen. „War der nicht gestern Abend noch unangerührt und voll?“ Er wusste, dass er noch einen Karton im Kühlschrank hatte, und heute Nachschub holen wollte. Bucky schaute zur Seite. Und Steve meinte, so etwas wie Verlegenheit erkennen zu können. Einer dieser Impulse piesackte ihn erneut. Steve musste dennoch lächeln. „Schon Ok. Ich werde später neue holen. Hältst du es solange aus?“ Und Oh Gott! Nun schmollte Bucky ihn auch noch an. Steves nächste Aktion war es, seine Hand auszustrecken und sie an Buckys Wange legen zu wollen. Er hielt die Luft an, als er diese fast berührte und sich seiner unbedachten Handlung bewusst wurde. Und dann erstaunte ihn Bucky erneut, indem er sich seiner Handfläche leicht entgegenbrachte. So wie es eine Katze tun würde, wenn sie auf Streicheleinheiten aus war. Steve hielt weiter den Atem an, über diese unwirklich erscheinende Regung der Vertrautheit. Doch dann schien sich Bucky zu besinnen und wirkte selbst verwirrt. Steve senkte seine Hand wieder. „Verdammt.“, zischte Bucky leise und fuhr sich in einer recht menschlichen Geste durch seine dunklen Haare. Unter beständigem Murren wendete er sich von Steve ab und verschwand wieder nach unten. Steve spürte noch immer das Kribbeln, das seiner Hand nach dieser Berührung innewohnte. *** Es war der perfekte Tag um Bucky sein Versprechen einlösen zu lassen, sich von ihm zeichnen zu lassen, sollte dieser gerade in der Stimmung dazu sein. Die Sonne fiel in einem weniger harschen Winterlicht durch die Fenster in den kleinen Raum, den er sich zu einem gemütlichen Atelier hergerichtet hatte und ließ sich verschiedene Schatten über den Raum verschmelzen. Er hatte auf solch einen Tag gewartet. Und Bucky war das perfekte Modell für solch ein Projekt. Steve holte seinen Block und Zeichenutensilien hervor und platzierte sie auf dem runden Tisch vor sich. Dann machte er sich auf den Weg nach unten, um nach Bucky zu suchen. „Bucky?“ Er hatte ihn heut noch nicht gesehen, aber es war auch noch nicht so weit in den Tag hinein, dass es verwunderlich erscheinen müsste. Kurz darauf sprang Bucky in seiner Katzenform auf die Rückenlehne der Couch und schaute Steve abwartend an. „Hey.“ Steve hatte immer ein Lächeln übrig, wenn er Bucky zum ersten Mal am Tag zu Gesicht bekam. „Wenn du nicht grad etwas zu tun hast, würdest du mir den Gefallen mit dem Modell liegen erfüllen? Das Licht ist wirklich ideal und ich würde es gern nutzen wollen. Bucky schaute ihn weiter an. Nicht, dass Steve in dieser Form eine akustische Antwort erwartet hätte. Dieser verließ seinen Platz auf der Couch und trappte in die Küche, um kurz darauf in seiner menschlichen Gestalt zurückzukommen. Steve schmunzelte über die Tatsache, dass Bucky nun wirklich darauf achtete nicht mehr vollkommen nackt aufzutauchen. Doch für sein Vorhaben heut, hätte er die Hose ruhig wieder einmal weglassen können. „Die brauchst du nicht.“ Steve deutete auf besagtes Kleidungsstück, das er für Bucky immer über einem der Küchenstühle bereit gelegt hielt. Dieser zog nicht unerwartet seine Augenbrauen zusammen. „Es war deine Idee.“, gab er irritiert zurück, was Steve nun die Anfänge eines Rotschimmers auf seinem Gesicht spüren ließ. „Ja, das stimmt. Und es ist auch nur eine Ausnahme für das, was ich vorhabe.“ „Das macht keinen Sinn.“ Steve schluckte etwas nervös. „Das ist so eine Künstlersache, wenn wir ein bestimmtes Motiv vor Augen haben, dann…“ „Ja schon gut, mir ist es egal. Ich war es ja nicht, der sich so angestellt hat.“ Damit streifte sich Bucky die Hose wieder von den Beinen und schaute erneut abwartend zu Steve, der nun noch röter wurde. „Uhm, wir müssen nach oben in den linken Raum neben der Treppe. Leg…leg dich dort einfach auf das Sofa, wie es für dich am bequemsten wäre.“ Bucky tat wie ihm geheißen und Steve folgte mit gesenktem Kopf, auch wenn die Verlockung Buckys Rückansicht so großzügig präsentiert zu bekommen, wirklich groß war. Im Zimmer angekommen, setzte sich Steve der Couch gegenüber. Bucky legte sich einfach ausgestreckt auf die Seite, ließ seinen Kopf auf seinem rechten Oberarm ruhen und hielt den anderen etwas angewinkelt vor seiner Brust. Sein linkes Bein winkelte er ebenso an und schloss dann einfach seine Augen. Gut, dass dieses Möbelstück groß genug war, um dessen gesamte Person fassen zu können. Steve betrachtete sich Bucky mit den Augen eines Künstlers. Zumindest redete er sich ein, dass es ausschließlich der Künstler in ihm war, der sich die Person vor sich eingehend verinnerlichte. Mit einem Räuspern brachte er sich schließlich selbst wieder zur Räson und begann mit seiner Arbeit. Es waren gut drei Stunden vergangen, die Steve über sein Tun kaum mitbekommen hatte. Aber so war es immer, wenn er sich besonders von einem Projekt motiviert sah. Er vergaß einfach alles andere. Bucky hatte die gesamte Sitzung über geschlafen. Und das tat er immer noch. Ab und an war ein leichtes Zucken durch seinen Körper gegangen, aber er war davon nicht aufgewacht. Zufrieden betrachtete sich Steve sein Werk. Er war noch nicht fertig damit, aber für den Rest bedurfte es keiner Vorlage mehr. Erst jetzt bemerkte Steve wie verspannt seine Glieder sich anfühlten und er trat hinter der Staffelei hervor. Er streckte sich erst einmal ausgiebig. Sein Magen knurrte in die Stille des Raumes, was ihn daran erinnerte, dass er heute nicht einmal gefrühstückt hatte. Sein Eifer war einfach zu drängend gewesen und zum Glück hatte Bucky ihm sein Anliegen nicht verwehrt. Ein leichtes Murren ging nun von Bucky aus, das Steve nicht so recht deuten konnte. Mit Bedacht ging er zu Bucky hinüber, der abermals einen angespannten Laut von sich gab. Träumte dieser womöglich schlecht? Er hatte sich nie gefragt, ob es für Bucky ebenso wie für Menschen sei, wenn er schlief. Buckys Gesicht nahm etwas Verbissenes an, und Steve sah, dass dessen Körper erneut zu zucken anfing und seine Augen sich unruhig hinter dessen Lidern bewegten. Ein Blick auf dessen vor der Brust ruhenden Hand zeigte, wie er diese in einer kratzenden Geste über den Stoff der Couch zog. Und dann kamen Buckys Krallen zum Vorschein, traten seine Zeißzähne hervor, während er seine Oberlippe zu deren Präsentation nach oben raffte, als würde er sich auf einen Kampf einstellen. Ohren und Schwanz rundeten das Bild eines aufgebrachten Werkatzen Mannes ab. Und doch wachte Bucky nicht auf. Steve kannte diesen Prozess nur zu gut, sich in seinen Träumen gefangen zu sehen. Und es mochte wahrlich nicht die cleverste Idee sein, aber Steve hatte Bucky etwas zurückzuzahlen. Schließlich hatte dieser ihn schon ein paar Mal aus solch einem Zustand befreit. Wenn auch nicht immer mit Samthandschuhen. Vorsichtig legte er seine Hand auf Bucky Kopf, was dessen Katzenohren zum Zucken brachte und ein Wegrucken des Kopfes folgen ließ, was darauf hindeutete, das diese Berührung nicht erwünscht zu sein schien. Somit versuchte es Steve mit dessen Schulter, was Bucky ein Knurren entlockte. Anscheinend waren Berührungen in diesem Zustand nichts was ihm gut tat. Dennoch zog Steve seine Hand nicht zurück, sondern ging dazu über Bucky leicht zu rütteln. „Hey Bucky. Wach…“ Ein energisches Fauchen folgte, und Steve fand sich von einer Sekunde auf die andere mit dem Rücken auf dem Zimmerboden wieder, ohne dass er etwas dagegen hätte ausrichten können. Bucky war schneller und kräftiger als er bis jetzt angenommen hatte. Somit verwunderte es auch nicht, wenn er sich recht sicher schien, dass er ihm so schnell nichts würde tun können. Auch nicht, wenn er schlafen sollte. Dessen drohende Gestalt befand sich weiter über ihm, verbunden mit dessen Hand, die gerade zu einem Hieb ausholte. „Woah, Bucky! Ich bin´s, Steve.“, brachte er etwas heißer hervor, während er sich auf Abwehr vorbereitete. Glücklicherweise, schien Bucky sich über diese Worte zu besinnen, verharrte seine Hand in angesetzter Position, während er leicht seinen Kopf schüttelte. Wohl um wieder gänzlich zu sich zu kommen. „Du…bist es?“, es war nur ein leises Erfragen, was Steve jedoch mit Erleichterung ausfüllte. „Ja, Bucky, ich bin´s.“ Buckys Arm senkte sich und durch den Vorhang an langen Haaren, konnte Steve in das gequälte Gesicht von Bucky blicken, der erneut so ungemein jung und verloren wirkte. Als verstünde er seine eigne Existenz nicht. Und da es Steve das Herz brach, legte er beide Hände an Buckys Gesicht, um ihm hoffentlich etwas Bodenhaftung zurückgeben zu können. Diese Berührung bewirkte, dass Bucky sofort seine Augen schloss und seinen Kopf fast haltlos in die ihm umrahmenden Hände legte. „Kann ich etwas für dich tun, damit es dir wieder besser geht?“ Bucky sagte nichts, sank nur weiter auf Steve nach unten, bis er auf ihm zu liegen kam, und Steve dessen rasch schlagendes Herz gegen seine eigene Brust wahrnehmen konnte. Und dann versuchte Bucky, so wie er war, sich auf ihm zusammen zu rollen, was unmissverständlich das katzenhafte in ihm wiedergab. Es hatte etwas Herzerweichendes, kannte er die innere Verwirrung und den nachklingenden, dumpfen Schmerz, der einen nach solch einem aggressiven Erwachen gefangen nehmen konnte, nur zu ausführlich. Deshalb zögerte er auch nicht seine Hand nach Buckys Kopf auszustrecken und ihm sanft darüber zu streichen. Zuerst schien Bucky diese Berührung gar nicht wahrgenommen zu haben. Doch dann hörte Steve das leise Schnurren und spürte, wie sich Bucky seiner Hand leicht entgegen brachte. Er bewegte seinen Kopf, so dass Steve sich verschiedenen Punkten zuwenden konnte und da Bucky es zu genießen schien, ging sein Streicheln in ein Kraulen über. Das hörbar laute Aufschnurren, das darauf folgte, ließ Steve angetan Schmunzeln. Es war ein ungemein, angenehmes Gefühl, Bucky so zutraulich zu erleben und auch zu sehen, dass er ihm wohl doch mehr vertraute, als er zugeben würde. Steve machte sich dennoch keine Illusionen. Aber er würde Bucky nicht zurückweisen, wenn dieser auch in Zukunft seine Zuwendung suchen würde, wenn es ihm half, sich wieder etwas besser fühlen zu können. *** Steve hatte ein neues und doch altbekanntes Problem. Genau deswegen, befand er sich an einem Freitagabend, allein an der, in schwarzem Glas gehaltenen Theke einer dieser Bars, in der Hoffnung, sich von dieser Last wenigstens vorübergehend befreien zu können. Die Atmosphäre war entspannt, und die leicht rockige Musik, die sich durch den Hintergrund zog, angenehm. Er hielt sich noch immer an seinem ersten Getränk auf, das man ihm als -Godfather- angepriesen hatte und trotz, dass es ein Cocktail war, nicht zu bunt daher kam. Aber das war Steve auch ziemlich egal. Hauptsache es machte ihn etwas lockerer, ohne dass er zu erpicht erschien, gerade das erreichen zu wollen. Denn es mangelte nicht an Interesse an ihm, das spürte er und fing auch den ein oder anderen aufmerksamen Blick ein, den man in seine Richtung schickte. Sein Körper stand unter Spannung. Nichts, was er sonst nicht zu Hause in seinem Bett und mit Routine wenigstens zum größten Teil beheben konnte. Aber nun, wo er Bucky zu Hause hatte, stellte das einfach keine Option mehr da. Bucky mochte es vielleicht egal sein, wenn Steve sich selbst seine Befriedigung suchte, aber ihm war es alles andere als gleich. Er würde sich nicht entspannen können, wenn er stets davon ausgehen musste, dass Bucky in sein Zimmer kam und ihn erneut dabei erwischte. Zwar könnte er sein Schlafzimmer abschließen, aber das hatte er schon seit geraumer Zeit nicht mehr getan, um Bucky eben offenen Zutritt dazu zu gewähren. Dieser schlief nun fast jede Nacht bei ihm. Meist in seiner menschlichen Form, um nicht von ihm im Schlaf überrollt zu werden. Und eben diese Uneingeschränktheit, machte es ihm nun immer schwerer, sich zusammen zu reißen. Er hatte Bucky in seinem Bett und doch stand außer Frage, ihm irgendwie auf intimere Art und Weise näherzukommen. Für Bucky war das Suchen nach Nähe einfach ein Instinkt, von dem er wusste, dass das ihm Folgen etwas Angenehmes für ihn bereithielt. Für ihn hatte es rein gar nichts mit sexueller Anziehung zu tun. Und Steve kämpfte immer ein Stück mehr mit seiner Enttäuschung über sich selbst, wenn er sich dennoch mehr vorstellte, lag Bucky neben ihm und ließ sich von ihm kraulen. Und weil er sich selbst nicht mehr vertraute, nicht irgendeine Dummheit zu begehen in dessen Gegenwart, war er nach langen Hadern hierhergekommen. Er hatte zuvor noch einmal an Clint gedacht, und ob er nicht versuchen sollte, ihn zu einem Drink einzuladen, schien er doch nicht ganz abgeneigt von ihm. Aber er erinnerte sich ebenso daran, dass Bruce dies wohl nicht sonderlich begrüßen würde. Aus welchem Grund auch immer. Und so hatte er von dieser Eingebung wieder abgelassen. Das Letzte, was er wollte, war irgendwelche Schwierigkeiten heraufzubeschwören. Und nun war er hier. Es hielt ihn dennoch nicht davon ab, sich unwohl in seiner Haut zu fühlen, bei dem Gedanken daran, was sein Ziel für diesen Abend war. „Hallo. Ist der Platz hier noch frei?“ Steve schaute den Mann neben sich an und setzte bei dessen Erscheinung ein leichtes Lächeln auf. Es konnte also losgehen. Der Fremde hatte sich ihm als Thor vorgestellt und auf Steves hoch gezogene Augenbrauen ein kräftiges Lachen gezeigt, war er diese Reaktion auf seinen Namen wohl schon ausgiebig gewöhnt. Aber es half Steve dabei, sich etwas zu lockern. Selbst wenn Thor, ihm einen falschen Namen genannt haben sollte, er war nicht hier um Freundschaften zu schließen. Aber es war ein eindeutiger Vorteil, dass er bei Thor ein gutes Gefühl hatte. Er war optisch, in vielen Dingen das komplette Gegenteil von Bucky und Steve begrüßte dies. Es würde ihm nicht helfen von Bucky loszukommen, wenn er sich heute Nacht mit einer vergleichbaren Person einlassen würde. Zu hoch war das Risiko, dass sein Geist, seine Fantasie nur noch mehr belebte, wenn er Bucky wieder vor sich haben würde. Nein, Thor war kräftig, wo Bucky geschmeidig sehnig war. Thor umgab ein warmes Glühen, wenn er lachte. Er hatte Bucky nie Lachen sehn. Nur zwei Mal flüchtig Lächeln, etwas, das er sich in sein Gedächtnis eingraviert hatte, um es nicht wieder zu verlieren. Und Thor war jemand, den Steve sich über ihm vorstellte. Jemand, der die Führung ohne Probleme übernehmen und ihn zum Betteln nach mehr bringen konnte. Nicht, dass er vorhatte, sich derart gehen zu lassen, aber es ließ dieses Kribbeln in seine Lenden ziehen, und er erlaubte es sich zu genießen. Mit Bucky hingegen waren seine Fantasien ganz andere. Steve raunte etwas zurechtweisend in seinen Drink. Er war hier, um Bucky aus seinem Kopf zu bekommen und nicht, um ständig an ihn zu denken. Er spürte Thors aufmerksame Augen auf sich und er lächelte ihn entschuldigend an. „Sorry, ich weiß, ich bin nicht gerade der unterhaltsamste Typ.“, gab er etwas verlegen zu, was ihn erneut darüber nachdenken ließ, ob er nicht doch lieber wieder gehen sollte. „Das ist nichts, was mich verstimmt. Ich bevorzuge deine Gesellschaft einer zu aufdringlichen Person, alle mal. Und mir schien es eine Verschwendung, mein Glück nicht wenigstens zu versuchen.“ Thor zwinkerte ihm aufmunternd zu, was Steve tatsächlich etwas rot werden ließ. Aber vielleicht ging es an Thor vorüber im etwas schummrigen Licht, das den Raum ausfüllte. Sie unterhielten sich noch eine Weile und Steve konnte feststellen, dass er sich in dem blonden Hünen nicht getäuscht zu haben schien. Seine Präsenz blieb ungemein angenehm und sie fanden sich zu diversen Themen in einem interessanten Gespräch wieder. Deshalb hatte es Steve auch nicht gestört, als Thors Hand irgendwann auf der seinen lag und sie ein wenig näher aneinandergerückt waren. Und je länger sich der Abend erstreckte, umso sicherer fühlte sich Steve, dass er es wollte. Dass er diese Nacht mit Thor verbringen wollte. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, als sie die Bar gemeinsam verließen und er sich mit Thor auf dem Weg zu dessen Apartment befand. Und er verschwendete auch keine Gedanken mehr daran, seit er sich auf dem Rücksitz eines Taxis befand und man ihn energisch am Kragen seines Hemdes in einen passionierten Kuss gezogen hatte. Und auch nicht, als sie in das Gebäude stolperten, wo Thor wohnte, und nicht voneinander abließen, bis sie schließlich vor dessen Wohnungstür standen und dieser, um aufzuschließen, sich wohl oder übel von ihm lösen musste. Das nächste Mal als Zeit für Steve wieder eine Rolle spielte, war es bereits sechs Uhr am Morgen, worauf er sich etwas desorientiert, umschaute. Ein kräftiger Arm zog ihn über sein leichtes Bewegen wieder enger an den hinter ihm liegenden Körper, dem ein kurzes Brummen folgte. Steve blinzelte sich vollends munter. Etwas kratzte leicht über seine Schulter und ein paar Strähnen von langen, blonden Haaren fielen ihm ins Gesicht, gefolgt von Lippen, die sich seiner Halsbeuge widmeten. Der Sex mit Thor war wirklich mehr als befriedigend gewesen, mehr als Steve für sich erhofft hatte und das brachte ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht, als er nun langsam auf den Rücken gedreht wurde und man ihn aus fast ebenso blauen Augen wie die seinen anschaute. Steve strich Thor sein Haar etwas zurück. Es war nicht das typische Szenario, das sich nach einem One Night Stand abspielte, aber keiner von ihnen schien sich daran zu stören. Und Thor folgte Steves Aufforderung, als dieser ihm eine Hand in den Nacken legte und mit etwas Druck andeute, dass er sich zu ihm herunterbeugen solle. Und es brauchte auch nicht viel, um sie beide wieder vollkommen hart werden zu lassen. Ihre Becken in einem frenetischen Treiben gegeneinander zu reiben und den Raum erneut mit lusterfüllten Klängen zu füllen. Es war so nicht geplant gewesen, aber Steve nahm mit, was man ihm zu geben bereit war. Er würde danach wieder lange genug darauf verzichten müssen. Es war acht Minuten nach zehn, als er sich vor seiner Veranda wiederfand, high an fantastischem Sex, der ihn heute Morgen noch zwei Mal zum Höhepunkt hatte kommen lassen. Er hatte Thors Handynummer und die Aussicht auf die Wiederholung dieser Nacht, setzte dieses zufriedene Grinsen auf seine, vom Küssen noch immer etwas strapazierten, Lippen. Seine Hand streifte gedankenverloren über das Holzgeländer der Veranda, als ihn ein unangenehmes Stechen diese zurückziehen ließ. Steve rollte ergeben mit den Augen, als er den Holzschiefer sah, den er sich in seinen Handballen gezogen hatte. Dieses Haus war wirklich eine Eigenheit für sich. Schließlich betrat er sein zu Hause, nur um sich daraufhin gleich mit den kühlen Augen in Buckys menschlichem Gesicht konfrontiert zu sehen, der ihn vom Boden des Flures her anschaute und etwas mitgenommen wirkte. Hatte er etwa auf ihn gewartet? Hatte Bucky womöglich wieder schlecht geschlafen und sah deswegen so erschöpft aus. Dieser war es nun gewöhnt gewesen, sich mit ihm das Bett zu teilen, wenn ihn ein Alptraum heimgesucht hatte. Das Gefühl von Zufriedenheit wich übergangslos einem schlechten Gewissen. Er hatte Bucky sagen wollen, dass er die Nacht womöglich erst recht spät oder gar nicht nach Hause kommen würde, aber es über seine Aufregung dann total vergessen, auch weil er Bucky nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. „Uhm hey.“, brachte er ihm etwas zögerlich entgegen, was Bucky nun aufstehen ließ und er auf ihn zukam. „Du riechst seltsam. Anders.“, hörte er diesen sagen, während er ihm unverhoffte nahe kam, um seine Nase weiter über ihn wandern zu lassen. Steve hielt wie so oft die Luft an, wenn Bucky ihm so selbstverständlich auf den Leib rückte und lenkte seine Aufmerksamkeit überall hin, nur nicht auf die Person, ihm gegenüber. So schnell konnte seine, erst aufgefrischte Fassade doch nicht wieder zum Abbröckeln gebracht werden. Und weil Steve versuchte, sich in seinem Kopf so weit weg wie möglich von Bucky zu bringen, entging ihm, wie er seine Hände, um Fassung bemüht, zu Fäusten ballte. Erst als er wieder dieses nervige Stechen in seiner Handfläche wahrnahm, lenkte er seinen Blick darauf. Diese innere Unruhe, wann immer Bucky sich um ihn herum befand, hatte er nun für wenige Stunden in einen schlafähnlichen Zustand zwingen können. Doch nun spürte er, wie sie sich wieder zu regen begann. Sich hin- und herwälzte und es nicht mehr lange dauern würde, bis sie ihre Augen wieder aufschlug. Bucky schaute ihn erneut an, als er schließlich etwas von diesem zurücktrat, worauf sein Ellenbogen ungeschickt mit der auf dem Schuhschrank stehenden Vase zusammentraf und diese zu Boden beförderte. Steve konnte das instinktive Zusammenzucken von Bucky ausmachen, das der Lärm des aufschlagenden Glases bei ihm auslöste. Und auch wenn es lächerlich war, so war Steve dankbar für die Ablenkung, auf die er somit ausweichen konnte, indem er sich von Bucky abwendete und sich den Scherben zuwandte. Mit einem Seufzen streckte er sich auf der Couch aus. Von Bucky war keine Spur mehr zu sehen. Steve hatte sich etwas mehr Zeit zum Duschen genommen, als es nötig gewesen wäre, um sich wieder etwas sammeln zu können. Und auch weil ihm Buckys Feststellung zu seinem Geruch, nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte. Eigentlich hatte er gehofft, dass es nun etwas einfacher für ihn werden würde. Nun, wo er sich von diesem einen Drang doch recht ausgiebig hatte befreien lassen. Aber er musste feststellen, dass es nicht halb so effektiv war, wie er es sich noch auf dem nach Hause Weg hatte einreden können. Bucky so im Flur sitzen zu sehen. Ihn so nahe an sich zu spüren, hatte einen guten Teil sich wieder in Luft auflösen lassen. Und das Beunruhigende war, dass er nicht das Gefühl hatte, dass es sich ausschließlich um seine sexuellen Triebe handelte, die sich ihn nun so zwiegespalten fühlen ließen. Das Ertönen seines Handys ließ Steve vorerst wieder von seinen Gedanken abkommen. Es war Bruce, den das Display ihm anzeigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)