Expect the unexpected von Aka_Tonbo (Steve/Bucky) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Sie hatten also diesen Deal.   Nichts mit Brief und Siegel, aber das war auch nicht das, was Steve wollte.   Es hatte sich nichts an seinem Bestreben geändert, Bucky einfach nur besser verstehen lernen zu wollen.   Bucky selbst hatte aufgehört zu hinterfragen, warum er dies und jenes für ihn tat, aber Steve glaubte dennoch nicht, dass Bucky weniger vorsichtig war ihm gegenüber.   Es brachte eine weitere Frage in ihm auf.   „Hast du nie die Sorge, dass ich dir im Schlaf etwas tun könnte?“ Bucky saß in Katzenform am Fenster und döste vor sich hin, öffnete aber einen Spalt die Augen, als er Steve diese Frage stellen hörte. Nicht, dass er sich die Mühe machte sich zu verwandeln, um sie zu beantworten. Steve schaute weiter auf Bucky, der ihm schließlich nur ein Gähnen zeigte und die Augen wieder schloss.   „Schon gut, ich verstehe. Diese Frage ist deiner Zeit nicht wert.“   Steve nahm es gelassen. Bucky hatte klar gemacht, dass er sich vorbehielt Antworten zu geben.   Doch ab und zu gab Bucky nach, und so wusste er schon einmal, dass dieser durchaus lesen konnte und dass eine Verwandlung einiges an Energie kostete und er es somit vorzog, in der Gestalt einer Katze zu bleiben.   Und da Bucky Menschenessen nicht mochte, hatte er auch nicht für eine Person mehr zu kochen, sondern es reichte, ihn weiterhin mit dem Einfachsten zu versorgen.   Er wolle auch nicht träge und unbeweglich enden, wie so viele der einfachen Hauskatzen.   Aber diese hatten auch keine Sorgen auszustehen und genossen die Zuwendung ihrer Menschen somit in vollen Zügen.   Außerdem ging es Bucky in Menschengestalt, wie den normalen Menschen auch, ohne den wärmenden Schutz seines Fells. „Es ist einfach nur nervig.“ Hatte er gemeint und Steve gefragt, wie er es nur aushalte sich ständig in all die Lagen an Stoff hüllen zu müssen.   Er hatte Bucky auch abringen können, dass er in Zukunft etwas mehr Respekt vor seinem Hab und Gut zeigte. Kratzspuren, Löcher und gezogene Fäden waren etwas, das Steve innerlich zu frustrieren wusste.       ***       „Warum gibt es hier nie Fisch?“ Es war eines Abends, als er Bucky diese Frage stellen hörte, während er in der Küche stand und sich sein Abendessen zubereitete, das aus einem Nudelgericht bestand. Aus dem Radio waren melodische Blues Klänge zu hören. Bucky saß auf einem der Stühle, wie gewünscht auch mit einer Hose bekleidet, und tippte mit seinem Zeigefinger im Takt der Musik auf die Tischplatte.   Steve stahl sich einen versteckten Blick mehr auf dessen freien Oberkörper. Er konnte sich manchmal einfach nicht helfen.   „Ich bin nicht der große Fischesser, war es schon als Kind nie. Aber ich könnte drüber nachdenken einen zu kaufen, wenn du dich gut benimmst.“ Ein pikiertes Schnauben von Bucky und Steve gab ein leises Summen von sich. „Ich habe gesehen, dass sie Lachs im Angebot hatten. Der sah wirklich gut aus. Nur wer soll schon einen ganzen Lachs allein essen?“, stellte er die Frage in einem gespielt unschlüssigem Ton und rührte weiter in seinem Topf herum.   „Na vielleicht hole ich doch einen und tu den Streunern in der Nachbarschaft damit etwas Gutes. Ich denke, sie würden sich freuen.“   Bucky grummelte hörbar, was Steve ein verstecktes Grinsen bescherte.   „Du hast also schon einmal Lachs gegessen, nehme ich an?“ Er schaute über die Schulter zu Bucky, der am Tisch lümmelte und seinen Kopf auf einer Hand abstützte.   „Die alte Frau, die erst hier wohnte, hat ab und an welchen gemacht.“ Er schenkte Steve einen abschätzigen Blick. „Sie war auch wesentlich freundlicher, als der Typ, der jetzt hier wohnt. Und sie stellte auch nicht so viele nervige Fragen.“   „Dann willst du also keinen Lachs von diesem unfreundlichen Typen, der nun dieses Haus besitzt? Nein warte, beantworte diese nervige Frage nicht.“   Steve hörte Bucky ein mürrisches Fauchen von sich geben, und hatte schon die Befürchtung, dass sein kleiner Spaß zu ernst genommen wurde. Aber Bucky blieb, wo er war. Steve schaute erneut zu ihm und sah wie dieser sich über seine Lippen leckte und schließlich unter einem weiteren mürrischen Laut, Steve aufforderte, ihm eine seiner endlosen Fragen zu stellen. Oder auch ein, zwei mehr. Ein schmollender Menschen-Bucky hatte definitiv etwas, das Steves Herz zum Höherschlagen brachte.   „Dann verrate mir, wie lange du schon hier in diesem Haus bist.“, nahm Steve die Gelegenheit wahr, was Bucky leicht mit den Schultern zucken ließ. „Ich habe viele Monde gesehen.“ Das machte irgendwie Sinn, ging es Steve durch den Kopf, hatten Katzen wohl keinen Gebrauch für einen Kalender.   „Aber ich war noch jung, als ich das erste Mal hierhergebracht wurde.“, setzte Bucky fort, und Steve ließ den Gedanken sich laut formulieren, der ihm dazu unweigerlich einkam.   „Wer hat dich hierher gebracht?   Buckys Antwort kam rasch und etwas schneidend.   „Das geht dich nichts an.“   Ok, das war wohl eines der Themen, wo er keinen Erfolg mit haben würde, sie ergründen zu wollen.   So gesehen würde Bucky ihm wohl auch nicht sagen können, wie alt er eigentlich war. In Menschform würde Steve schätzen, dass er nicht so viel älter war, als er selbst.   „Uhm…, hast du eine Familie? Frau oder Kinder?“ Er hatte Bucky bis jetzt nur allein hier gesehen, doch erinnerte er sich daran, dass er mit dieser roten Katze unterwegs gewesen war. Vielleicht ein Freund? Vielleicht eine Freundin oder eben sein Weibchen? Dies brachte auch unwillkürlich die Frage nach deren Fortpflanzung mit sich. Katzendamen konnten immerhin einige Kinder auf einmal zur Welt bringen. Was bei einer Menschenfrau höchst selten der Fall ist.   „Ich bin allein hier. Keine Eltern. Keine Nachkommen.“ War die knappe Erklärung und Steve merkte, dass Bucky versuchte, nichts weiter durchdringen zu lassen, wenn es um die Seinen ging. Bucky hatte schon von Ihnen gesprochen, aber wo diese anderen sich aufhielten, war in diesem Falle eines dieser Geheimnisse, die Bucky seiner Fantasie überließ.   Also bohrte er nicht weiter nach, wenn offensichtlich war, dass er nicht mehr preisgeben wollte.   „Verstehe.“ Die Stimmung hatte dennoch etwas Drückendes angenommen. „Und danke.“ Steve meinte es ehrlich. Selbst wenn ihre Unterhaltung etwas spärlich ausgefallen war, so hatte Bucky immerhin etwas verraten.   Bucky schien erneut etwas irritiert über Steves einsichtige Art, sagte aber nichts dazu.       Am nächsten Tag kaufte Steve den größten Lachs im Angebot.       ***   Etwas schwerfällig stieg Steve aus seinem Wagen und verriegelte ihn. Er hatte seinen Kurs heute nur mit Mühe mitmachen können und alles, was er nun wollte, war in sein Bett zu fallen. Er hatte schon heute Morgen bemerkt, dass er sich etwas merkwürdig fühlte, doch sich am Ende nichts weiter dabei gedacht.   Jetzt jedoch waren die Anzeichen, dass er sich einen Virus eingefangen zu haben schien doch recht offensichtlich.   Irgendwann musste seine gesundheitliche Glückssträhne ja ihr Ende finden.   Hoffentlich konnte er dem mit etwas Erkältungsmedizin und ausreichend Schlaf noch entgegenwirken, bevor es sich zu etwas Akuterem entwickelte.   Träge befreite er sich von Jacke und Schuhen und machte sich sofort auf den Weg in sein Schlafzimmer. Im anliegenden Bad fand er die gesuchte Medizin und nahm sie der Verpackungsbeilage entsprechend ein.   Nun wollte er nur noch schlafen.   Doch auch wenn er sich angeschlagen fühlte, wollte sein Körper es ihm nicht so leicht machen, zur Ruhe zu kommen, was ihn frustriert in sein Kissen murren ließ, als er sich abermals von einer Seite auf die andere drehte.   Ein Bild schob sich in seinem Kopf zusammen über seine im Unwohlsein eingesponnenen Gedanken.   Eine schmale Hand, die ihm liebevoll über den Kopf strich und ihm den Schweiß von der Stirn wischte. Eine Melodie schweifte um diese Szene und er sah das liebevolle Lächeln auf den Lippen seiner Mutter, als sie ihm diese vorsummte. Steve wünschte, er könnte seine Hand nach ihr ausstrecken, so wie er es in diesem Gedankennebel tat. Es war ein wager Augenblick, der ihm hier gegönnt wurde, und doch wusste er tief in seinem Inneren, dass es eine Erinnerung war, die bestand hatte. Die ihre Wurzeln tief in sein Ich geschlagen hatte und sich wie frisch austreibende Blätter vor ihm entfaltete.   Zu seinem Verdruss merkte er wie die Tabletten anschlugen und wie ihn der Schlaf nach und nach abdriften ließ.   Das leise Knarren der Zimmertür entging ihm somit gänzlich.       Das unangenehme Kratzen in seinem Hals, zwang Steve langsam aber sicher wieder zu sich zu finden. Er hatte nicht daran gedacht, sich etwas zu trinken mit ans Bett zu bringen, was bedeutete, dass er aufstehen würde müssen. Ein unglückliches Raunen zog durch den Raum. Das Erste, was sein noch etwas schläfriger Blick erfasste, waren braune Haare direkt vor ihm und ohne dass er sich dem so recht bewusst war, schob er sein Gesicht in die weichen Fluten. Es folgte ein leises Schnurren, was Steve weiter heranrutschen und ihn schmunzeln ließ.   Mit einer Hand strich er über Buckys Kopf, weiter entlang über dessen Oberarm und dessen Seite hin zu…   Steve war mit einem Mal hellwach und schaute erschrocken auf den Körper vor sich, was ihm augenblicklich ein trockenes Wimmern entlockte. Bucky war nicht in Katzenform und natürlich, natürlich war er nackt.   Und Steve? Steve war spürbar hart unter dem Schutz seiner Bettdecke.   „Oh mein Gott!“, brachte er kaum hörbar hervor, als er eilig von Bucky wegrutschte, was diesen sich in einer behäbigen Drehung zu ihm umwenden ließ.   `Oh mein Gott´, ging es Steve erneut durch den Sinn, als seine Erektion ein Zucken wiedergab, als Bucky ihn noch deutlich verschlafen anblinzelte. Steve fand es unangebracht sexy und rutschte noch etwas weiter zurück.   „Warum…Warum bist du hier?“ Steve schüttelte seinen Kopf, um sich zu sammeln. „Ich meine, warum…so?“ Er deutete mit einer Hand über Buckys menschliche Form, was diesen abermals blinzeln ließ, als könne er diese Frage nicht nachvollziehen.   „Weil du mich in meiner anderen Form beinahe zerquetscht hättest mit deinem wuchtigen Körper, deshalb.“, meinte er ungemein gelassen, und Steve wünschte, er könnte es ebenso beiläufig handhaben.   Bucky streckte sich genüsslich, was Steve eine gute Aussicht auf dessen sehnige Form und die gut definierten Muskeln verschaffte, die Steve unter dieser Art von Bewegung beinahe einen weiteren überforderten Laut entlockten.   Wäre Bucky ein richtiger Mensch, er würde…   Über seine Gedankengänge selbst perplex, schüttelte er erneut entgeistert seinen Kopf.   „Was ist los mit dir? Warum gibst du diese ungleichmäßigen Schwingungen wieder? Bist du verletzt?“, erkundigte sich Bucky plötzlich und Steve kam der Horror ein, dass Bucky genau wusste, was in seinem Kopf und unter der Bettdecke vor sich ging.   Bucky musterte ihn eindringlich.   „Es hilft, wenn man die Wunde leckt. Zeig sie mir einfach.“, bot er Steve an, was Steve sein Gesicht in einer mädchenhaft verlegenen Geste in die hochgezogene Bettdecke vergraben ließ.   Ja, er hatte definitiv ein kleines, penetrantes Problem zwischen seinen Beinen, nur würde Buckys Vorschlag da nicht viel bringen.   Steve riss seine Augen auf. `Oh mein GOTT!´, es würde etwas bringen und nun, wo er dieses Bild im Kopf hatte, würde er es wohl nie wieder loswerden.   Und dann traf es ihn wie ein Schlag.   Bucky hatte ihn gesehen!   Bucky hatte ihn gesehen, als er sich…als er sich selbst befriedigt hatte.   Steve war schon lange nichts mehr dermaßen peinlich, dass er nicht mehr wusste, wohin mit sich. Und deswegen tat er das Einzige, was ihm einfiel, worauf er sich unter einem pathetischen Wimmern einfach unter seiner Decke verkroch und soweit zusammenrollte, wie es ihm nur möglich war.   Bucky hatte ihn gesehen.       ***       Nach dieser Sache war es Steve unmöglich Bucky ins Gesicht zu sehen, selbst wenn er sich in Form einer Katze befand. Alles, was Steve durch den Kopf ging, war endlose Scham. Somit hatte er sich auch nicht gewagt, Bucky zu fragen, warum er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, in der letzten Nacht neben ihm geschlafen zu haben.   Hatte er sich womöglich Sorgen um ihn gemacht?   Dennoch wollte er diesen ganzen Vorfall einfach nur wieder vergessen. Dass es eine Weile dauern würde, sah Steve als ein vorübergehendes Übel an.   Irgendwann würde er nur noch drüber lächeln.   ...   Unsinn!   Es würde ihn ein Leben lang verfolgen! Was versuchte er sich da schön zu reden!   „Ich werde mich heute mit einem Freund treffen. Es wird also später.“, informierte er Bucky, der in Katzenform gerade in den Flur geschaut kam, als er sich zum Ausgehen anzog.   Ihm ging es wieder besser, was er wohl der Medizin zu verdanken hatte. Ein Glück. Er wollte Sam nicht absagen müssen, wo sie diesen Abend doch schon länger geplant hatten.   Außerdem hatten sie extra Karten für diese Ausstellung.   Steve wartete auch nicht auf eine Antwort, als er zu seinen Schlüsseln griff, doch dann nahm er wahr, dass sich Buckys Präsenz geändert hatte. Er drehte sich nicht um, das hatte er nun gelernt, um sich nicht ständig peinlich berührt zu sehen.   „Hast du nun doch das Interesse verloren?“ Steve hob fragend die Augenbrauen. „Was meinst du?“   „Mein Abendessen. Du hast es gestern schon ignoriert, deshalb kam ich auch in dein Zimmer.“   „Oh.“, rutschte es Steve heraus. Nicht weil er sich bewusst wurde, dass er es tatsächlich vergessen hatte, sondern weil er deutliche Enttäuschung verspürte. Aber nun kannte er wenigstens den Grund, für Buckys nächtliches Erscheinen.   „Uhm, ich denke, du brauchst mich nicht dazu. In dieser Form kannst du selbst an den Kühlschrank.“, gab er knapp zu verstehen und mit einem ebenso knappen „Bye.“ machte er sich auf den Weg.           „Also ich weiß nicht, Mann. Einige der Kunstwerke sehen aus, wie von einem Vierjährigen im Zuckerrausch. Dass Leute dafür noch Geld ausgeben wollen, ist mir unbegreiflich.“ Sam schaute in seine Broschüre, als sie den nächsten Raum der Galerie betraten.   „Ah, damit kann ich schon eher etwas anfangen.“, grinste dieser breit, als eine lebensgroße Plastik zweier sich umschlingender, hüllenloser Frauen in ihr Sichtfeld kam, die sich augenscheinlich im Ansatz zu einem Kuss befanden.   „Für 200.000 Dollar gehört sie dir.“ Sams Gesicht nahm einen entgeisterten Ausdruck an und er trat automatisch davon zurück. „Nicht, dass sie gerade uns vor die Füße fällt.“   Steve schob ihn mit einem Feixen zum nächsten Exponat weiter.       „Wie geht es denn deiner haarigen Freundin?“ Sie hatten sich in ein gemütliches Lokal zurückgezogen, nachdem sie die Galerie verlassen hatten und ließen den Abend in entspannter Atmosphäre ausklingen. Steve schaute von seinem Roast Beef auf.   Wenn Sam wüsste.   „Gut.“, gab er kurz aber nicht gelogen wieder, da alles andere als Erklärung, womöglich noch dazu führen würde, dass er sich unbewusst verplapperte.   „Ich habe übrigens ein paar Sachen aussortiert, die du für euren Wohltätigkeitsbazar haben kannst, wenn du willst.“ Das Thema zu wechseln, schien angepasst, glaubte Steve eh nicht, dass Sam sich nun ausführlicher über Bucky, oder für Sam immer noch Chocolate, unterhalten wollte.   „Das freut mich zu hören. Wäre eine gute Sache, wenn wir ein paar Dollar mit dieser Aktion zusammenbekämen.“ Sam engagierte sich mit Hingabe für Leute, die Hilfe gebrauchen konnten. Steve war gern bereit, ihm dabei etwas zu unterstützen. Und wenn es die Zeit zuließ, ihm auch aktiv dabei zur Hand zu gehen. Er konnte selbst nachvollziehen, wie es sich anfühlte, sich in der Gesellschaft verloren vorzukommen. Leute wie Sam waren deswegen ein wirklicher Segen.   „Du kannst es gleich mitnehmen, wenn du mich zu Hause absetzt.“, ließ er ihn wissen und widmete sich wieder seinem Essen.       Sam parkte den Wagen vor Steves Haus, wo sie zusammen ausstiegen. „Wir nehmen gleich den Hintereingang, da wir eh in den Keller müssen.“ Sam nickte und folgte Steve um das Haus herum. „Sag mal, was ist eigentlich aus der Sache mit dem nackten Landstreicher geworden.“, kam Sam die Frage ein, bevor sie an der Hintertür ankamen und Steve sie aufschloss. Steve war gerade dabei, Sam sagen zu wollen, dass er keine Ahnung habe, als er das Licht anschaltete und sie beide die unbekleidete Gestalt von Bucky vor sich hatten, der am Kühlschrank stand und einen Milchkarton in der Hand hielt. Er schaute etwas überrascht, aber nicht so überrascht wie es Steve tat, hing ihm der Mund etwas offen und sein Gesicht gab so etwas wie bleichen Schrecken wieder.   „Uhm, ist das die Antwort auf meine Frage?“, gab Sam etwas unsicher wieder und Steve musste erst einmal aus seiner Starre wieder zu sich finden.   „Oh, das…das ist Bucky. Er…er ist mein…mein Untermieter. Uhm, genau mein Untermieter. Also Sam, das ist Bucky. Bucky, das ist Sam.“ Steve war danach die Flucht ergreifen zu wollen, aber das hätte die Sache nur noch merkwürdiger erscheinen lassen.   „Okaaayyy.“ Sam klang wie zu erwarten nicht sehr überzeugt und Steve fuhr sich angestrengt mit einer Hand über sein Gesicht, hatte er selbst keine Idee, wie er Buckys Präsenz noch plausibler erklären könnte. Schon gar nicht, wenn dieser nackt in seiner Küche stand.   Bucky indes schaute sie beide nur abwartend an. Steve hoffte inständig, dass dieser die Lage deuten konnte. Er glaubte nicht, dass er erklären könnte, wenn Bucky nun seinen Napf füllte und dieser ihn in jener Form aber katzenartig wieder leerte. Er hatte selbst keine Ahnung, ob Bucky in Menschengestalt auch wie ein Mensch trank.   Zu seiner Erleichterung, nickte er Sam nun aber einfach nur zu und stellte den Karton zurück in den Kühlschrank. Dann zog er in Richtung Wohnzimmer ab.   „Ich glaube, darüber müssen wir uns noch einmal ausführlicher unterhalten, Rogers.“ Steve konnte sich eine leidlich verzogene Miene auf Sams Bemerkung nicht verkneifen.       ***       Seit Bucky wütend und hüllenlos in seinem Leben erschienen war, hatte Steve nun schon einige verrückte Dinge über sich ergehen lassen müssen. Und so wie es aussah, würde dies auch nicht so schnell ein Ende nehmen.   Er saß am Küchentisch, bei seiner früh morgendlichen Tasse Kaffee, die er nicht genießen konnte, da er mit seiner Stirn auf der Tischplatte ruhte und er seinen Blick rigoros auf das dunkle Holz gerichtet hielt.   Nicht zu vergessen, dass er glaubte, irgendwann an Verlegenheit zu Grunde zu gehen, so oft wie er dieses Gefühl in der letzten Zeit hatte durchleben müssen.   Vor nicht knapp zwei Minuten hatte er Besuch bekommen. Er hatte noch kurz erkennen können, dass es sich um eine rote Katze handelte, bevor sich diese ebenso in menschlicher Form vor ihm zeigte.   Und diesmal war es eindeutig ein weibliches Exemplar.   Das Zurückziehen eines Stuhls zeigte an, das diese sich wohl gesetzt haben musste. Steve behielt seine Position weiterhin bei.   „Du bist also dieser Mensch, der uns verraten wird.“, klang eine weiche aber dennoch abwertende Stimme an Steves Ohren. Er empfand es plötzlich nicht mehr als die beste Option, sein Gegenüber nicht im Blick zu haben.   Wenn Bucky gefährlich werden konnte, dann sicherlich auch jeder andere seiner Art.   Also richtete er sich wieder auf und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass sie zwar noch immer unbekleidet war, aber dadurch, dass sie saß und ihre roten Haare über ihre Brüste fielen, es nicht mehr ganz so unangenehm für ihn sein musste.   Ihre Augen waren grün, wie man es bei Katzen gewöhnt war, und ihr Gesicht, das einer attraktiven Frau. Aber ihr Blick gab eindeutig Zorn wieder.   „Ich bin hier, um etwas klar zu stellen. Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, werde ich dich in Stücke reißen.“ Steve hatte das untrügliche Gefühl, dass er diese Drohung lieber ernst nehmen sollte.   „Ich…“   „Es interessiert mich nicht, was du dazu zu sagen hast. Es sind eh alles nur Lügen!“, fauchte sie plötzlich und Steve erkannte ihre spitzen Reißzähne und ihre Krallen. Im Gegensatz zu Bucky, wenn er verärgert war, zeigte sie aber weder Ohren noch Schwanz.   „Wenn du ihn uns nimmst, dann werden wir dich jagen, das verspreche ich dir.“   „Tasha!“ Bucky stand im Kücheneingang und schaute grimmig auf die Frau mit den roten Haaren.   Ein Knurren war von Bucky zu hören.    „Du hast hier nichts zu suchen!“   Ein ebenso angespanntes Knurren von Tasha? folgte   „Sei nicht so dumm. Er wird dich hintergehen!“   Steve hatte keine Ahnung, was dieser Austausch von aggressiven Lauten zu bedeuten hatte, aber es bedeutete sicherlich nichts Gutes.   „Ich werde ihn nicht anerkennen. Nicht einmal für dich!“   Tasha schenkte ihm noch einen feindseligen Blick, verbunden mit einem Fauchen, bevor sie als Katze wieder verschwand.   Bucky wechselte nun ebenso wieder in Katzenform und folgte Tasha nach. Steve überkam ein ungutes Gefühl.   Zwei Werkatzen, die Zugang zu seinem Haus hatten und eine davon schien mehr als erpicht, ihm an die Kehle zu wollen.       ***       Bucky war daraufhin vier Tage verschwunden, was Steve dieses ungute Gefühl nicht abschütteln ließ. Er hoffte, Bucky war in Ordnung. Er selbst hatte sich nur unruhig gefühlt. Sein Schlaf war kurz und stets mit einen fahrigen Aufwachen verbunden. Er rechnete mit einem Angriff. Eine Situation, die sein Geist und sein Körper nur zu gut kannten. Nur hatte er nicht gedacht, dass es ihm in seinem eigenen Haus, in einer Großstadt wieder bewusst werden müsste.   Auf was hatte er sich da nur eingelassen?   Er besaß eine Waffe, wie wohl fast jeder amerikanische Haushalt, aber er wollte wirklich davon Abstand halten, sie als einzige wirkliche Sicherheit anzusehen. Für ihn war es die allerletzte Option und er wusste auch, dass es zu einem Tick werden konnte.   Nein, er würde versuchen, es irgendwie anders zu regeln.   Und es gab immer noch diesen Teil in ihm, der Bucky zeigen wollte, dass er hier nichts zu befürchten hatte.   Es hatte sich eine etwas chaotische Dynamik zwischen ihnen entwickelt, aber Steve sah es dennoch als einen positiven Fortschritt an.   Nun jedoch hatte er keine Ahnung, wie es angebracht wäre sich zu verhalten. Ob er seine eigne Sicherheit über ihren Bund des miteinander Zurechtkommens setzen sollte. Es würde sich nicht vermeiden lassen, Bucky auszugrenzen. Ihm klar zu machen, dass er hier nicht mehr willkommen sei. Er hatte nicht das Gefühl, es übers Herz zu bringen.   Bucky hatte seine Gründe an diesem Ort festzuhalten, das wusste er, wenn auch nichts Genaueres. Und es schien schon Jahre so zu sein.   Er fand einfach keine zufriedenstellende Lösung für das alles.   Wenn er nur wenigstens mit jemanden darüber reden könnte.   Aber er hatte Bucky versichert, dass er ihm vertrauen konnte, dass er nichts über ihre Existenz preisgäbe.       Am fünften Tag war Bucky zurück. Ungewohnt vorsichtig, als habe er die Befürchtung, dass ihm etwas bevorstand, dem er lieber aus dem Weg gehen wollte. Er hatte Steve nicht überrascht, indem er urplötzlich vor ihm auftauchte, sondern hatte vor dem Haus auf ihn gewartet. Wie am ersten Tag, als man ihn ihm als Chocolate vorgestellt hatte. Und erst als Steve ihm sagte, dass er mit hineinkommen solle, betrat er das Haus.   Er hatte in seine menschliche Form gewechselt, sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war und mit einem resoluten Ausdruck versichert, dass er die Sache mit Tasha geregelt habe und sie ihn nicht noch einmal aufsuchen würde. Steve war es gewöhnt, dass Bucky in seinen Emotionen recht starr erschien, und er versuchte auch in diesem Falle daran festzuhalten. Aber Steve kam nicht umhin sich einzubilden, dass hinter seiner nachdrücklichen Fassade, ebenso etwas Schutzloses zu liegen schien.   Sollte er es wirklich darauf ankommen lassen?   Sollte er Bucky diese mehr als gefahrvolle Chance auf sein Vertrauen schenken?   Ein nachdenklicher Moment verstrich, als er ihm direkt in die quecksilberfarbenen Augen blickte.   „In Ordnung. Ich vertraue dir.“       ***       Dieser eine Satz hatte etwas bewirkt, von dem Steve die ganze Zeit nicht gewusst hatte, wie er es hätte anstellen sollen.   Bucky zeigte sich wesentlich umgänglicher ihm gegenüber und es wärmte Steve von innen heraus.   Natürlich hatte er immer noch einen eigenwilligen Charakter, aber er nahm es Steve weit weniger übel, wenn er versuchte, mit ihm lockerer umzugehen. Zuvor schien er sich meist nur provoziert davon.   Bucky verbrachte nun auch mehr Zeit bei ihm. Nicht zum Reden, sondern um ihm einfach nur bei diesem und jenen zuzusehen oder wenn er sich besonders neugierig zeigte, um sich etwas erklären zu lassen.   Den heutigen Abend verbrachten sie vor dem Fernseher. Sie hatten zusammen gegessen und es sich daraufhin im Wohnzimmer gemütlich gemacht, wo Steve ein ganz bestimmtes Utensil herzuholte. Er war sich nicht ganz sicher, ob Bucky Interesse daran zeigen würde, aber er hatte die verwaiste Katzenbürste in seinem Schrank wiedergefunden, die er nicht mehr hatte ausprobieren können, nachdem Chocolate sich als Bucky entpuppt hatte.   Bucky war, wie den ganzen Tag über schon, in Katzenform und lag neben ihm auf der Couch.   „Vielleicht gefällt es dir ja. Ich werde auch vorsichtig sein.“ Was bei Buckys langem Fell wohl auch angebracht war.   Dieser sagte natürlich kein Wort und schaute von Steve auf die Bürste und wieder zu Steve, der ihn mit großen, erwartungsvollen Augen anblickte.   Schließlich erhob sich Bucky und kletterte auf Steves Oberschenkel, um sich dort wieder lang zu machen.   Mit Bedacht und einem freudigen Grinsen, machte sich Steve an die Arbeit.   Nach einer Weile schaute Steve auf das Knäul an Wolle, das er aus Buckys Fell hatte bürsten können, der sich nach einem unberührten Start, dem entstehenden Wohlbefinden schließlich doch nicht weiter widersetzt hatte und nun immer noch entspannt vor sich hinschnurrte.   Ein plötzlicher Gewichtswechsel brachte Steve jedoch zum Japsen, worauf die Bürste zu Boden fiel und er reichlich entgeistert auf den hüllenlosen Körper starrte, der sich über seinem Schoß ausgebreitet befand und er partout nicht wusste, wohin nun mit seinen Händen. Er legte seine Arme letztendlich auf sicherem Abstand entlang der Rückenlehne der Couch.   Zum Glück lag Bucky auf dem Bauch, aber es reichte dennoch zu, Steve vollends rot werden zu lassen.   „Warum tut ihr Menschen das?“, hörte er ihn fragen, was Steve dazu veranlasste, ihn etwas konzeptlos anzusehen. Bucky deutete auf den Bildschirm.   Ein Mann und eine Frau waren zu sehen. Beide in Mitten von winterlicher Natur und sie küssten sich. So wie es frisch Verliebte gern taten, mit treuen Blicken zwischen einem Lippenbekenntnis und leisem Lächeln über ihr Glück.   Steve war sich nicht ganz sicher, wie er ansetzen sollte. Oder ob er überhaupt einen Ton vorbringen würde können.   „Sie…sie küssen sich. Uhm…Menschen tun das, wenn sie sich gern haben.“ Es war eindeutig nicht das vorteilhafteste Thema, in solch einer, doch recht verfänglich angelegten Position.   „Wir haben ein ähnliches Ritual dafür.“, ließ ihn Bucky wissen. „Bedeutet das, dass du diese anderen Menschen, die dich manchmal besuchen kommen, nicht gern hast? Ich habe nie gesehen, dass du Das mit ihnen tust.“   Ein etwas verschämtes Lachen rutschte Steve hervor über Buckys Beobachtung. „Na, wir Menschen haben verschiedene… nun ja sagen wir mal, Kategorien dafür.   Diese Art...“ Steve zeigte auf das sich noch immer küssende Paar. „…ist nicht direkt für Freunde gedacht.“   „Für wen dann?“ Steve musste unweigerlich Lächeln über diese Frage und Buckys leicht konfusen Ausdruck. Er erinnerte Steve abermals an ein Kind, das neugierig nach Antworten verlangte, zu den alltäglichen Dingen, des sich vor ihm ausbreitenden Lebens.   „Uhm, es ist für besondere Personen. Personen, die ein ganz spezielles, gutes Gefühl in einem auslösen und wenn dieses Gefühl stark bleibt, dann sind diese Personen auch über eine lange Zeit zusammen und gründen vielleicht sogar eine Familie.“   Bucky schwieg zu dieser Erklärung und schaute wieder zum Fernseher. Das Paar war abgelöst worden von der hektischen Kulisse einer Großstadt.   „Ich denke, ich verstehe. Familie ist etwas Wichtiges. Ich möchte auch nicht mehr ohne sie sein.“   Dies war wohl das offenste Geständnis, dass er Bucky je zu diesem Thema hatte sagen hören. Und Steve erkannte wie viel Zuneigung und Fürsorge in Buckys Worten steckten. Es zeigte erneut eine andere Facette an ihm, was Steve es nicht bereuen ließ, dass er ihn weiter um sich hatte haben wollen.   „Du passt auf sie auf?“ Diese Frage rutschte ihm schneller heraus, als er darüber nachgedacht hatte, aber Bucky zeigte sich wider Erwarten nicht angegriffen.   Bucky nickte. „Ich und Tasha.“ Dieser kleine Einblick warf weitere Fragen in Steve auf, aber er besann sich eines Besseren. Es zeigte sich, dass er mit kleinen Schritten in Buckys Falle schneller vorankam, als mit hastigen und unkoordinierten Sprintversuchen.   „Das ist großartig von euch.“, meinte er schließlich, was Bucky abermals nicken ließ, während er etwas gedankenverloren wirkte.   Steve verharrte etwas unsicher hinsichtlich der aufgekommenen, melancholischen Stimmung. Seine Verlegenheit war zu einem guten Teil abgeklungen, auf Grund des tieferen Themenverlaufes, als sein Blick auf seinen Skizzenblock auf dem Couchtisch fiel.   „Wäre es für dich in Ordnung, mir einmal Modell zu sitzen?“ Es war kein plötzlicher Gedanke, aber er hatte bis jetzt nicht gewagt zu fragen. Und da er gerade jetzt das Bedürfnis verspürte, Bucky diesen nachdenklichen und schwermütigen Ausdruck ablegen zu lassen, brachte er es zur Sprache.   Erleichtert sah er zu, wie Bucky ihn wieder anschaute.   „Was heißt das?“   „Na ja, es heißt, dass du dich irgendwo hinsetzt oder legst und ich dich zeichne, so wie ich dich sehe.“   Bucky erschien abermals etwas gedankenverloren über Steves Bitte, was Steve schon dazu veranlasste, sie wieder zurücknehmen zu wollen.   „Ich kann dabei schlafen, nicht wahr?“ Bucky musterte ihn, als hoffe er auf ein Lob für seinen Gedanken.   „Wenn es dir so am liebsten ist, natürlich. Es ist immer gut, wenn sich das Modell nicht zu sehr bewegt.“   Steve fiel noch etwas Wichtiges ein.   „Kannst…kannst du dafür in dieser Form bleiben?“ Er war sich nicht sicher, ob Bucky sich dabei wohlfühlen würde. Er hätte ihn aus dem Gedächtnis zeichnen können, hatte er sich vieles von ihm eingeprägt über ihre Interaktionen der letzten Wochen. Aber eben nicht alles.   Außerdem wollte er nicht ungefragt handeln, egal wie sehr es ihm auch in den Fingern juckte.   Er wollte nichts verstecken müssen und Bucky die Möglichkeit der Wahl lassen.   „Wenn ich dabei schlafen kann.“, zuckte Bucky ungerührt mit den Schultern, was Steve mit einem vorfreudigen Kribbeln ausfüllte.   Er würde dafür seinen großen Block verwenden. Solch einem Motiv gebührte mehr, als eine Skizze in einem Buch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)