Expect the unexpected von Aka_Tonbo (Steve/Bucky) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Steve stand noch immer an die Hintertür gelehnt und versuchte den Drang, nicht einfach haltlos an dieser hinabzurutschen, zu ignorieren. Es wäre eine äußerst unvorteilhafte Höhe, sich einer nackten Person gegenüber zu sehen. War Person in diesem Falle überhaupt der richtige Begriff? Der Mann…Bucky? Hatte ein wenig Distanz zwischen sie gebrachte und schien sich nun auch wieder ein wenig beruhigt zu haben. Zumindest hoffte Steve das. Das Stechen in seiner Schulter war noch immer ziemlich präsent und er spürte einen erneuten Schmerzimpuls, als er einen flüchtigen Blick auf die Hände des anderen richtete und statt einfach Fingernägeln, tatsächlich Krallen ausfindig machen konnte. „Hör zu, ich hatte nicht vor, es soweit kommen zu lassen, aber…“ Steve kam dieser Satz recht bekannt vor. In Filmen war dies meist die Einleitung eines unschönen Szenarios und er musste zugeben, dass er sich noch immer recht benommen fühlte von dieser ganzen bizarren Situation. Vielleicht hatte er ja zu viel getrunken. Er wusste, dass er noch eine halbe Flasche von diesem selbstgebrannten Pfirsichschnaps hatte, die ihm Dum Dum letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Womöglich hatte er es übertrieben. Dieses Zeug war wirklich nicht zu unterschätzen. Oder er hatte sich irgendwo den Kopf geschlagen und das Bewusstsein verloren. Vielleicht bei dem Versuch, Chocolate einfangen zu wollen. Am Ende war dies alles nur wirres Hirngespinst, während er ausgeknockt am Boden lag. Denn die Option, dass es sich um einen verqueren Traum handelte, erschien auf paradoxe Weise immer realistischer. Nur war das unruhige Gefühl, das er verspürte so ungemein prägnant, dass er sich nicht darauf verlassen wollte, dass er im schlimmsten Falle schon wieder zu sich finden würde. „…ich werde dieses Haus nicht verlassen. Es ist mir egal, was du dazu sagst, aber ich brauche diesen Ort, als Unterschlupft.“ Bucky schaute ihn aus ernsten und kühlen Augen an, die ebenso die einer Katze waren, und in Anbetracht seiner nun doch eher menschlichen Gestalt, nur noch faszinierender wirkten. Steve rüttelte sich energisch aus diesem unangebrachten Gedanken. „Warum gerade dieses Haus?“, stellte er schließlich die etwas verzögerte Frage, was Bucky einen Stuhl heranziehen ließ, auf den er sich setzte. „Das geht dich nichts an. Fakt ist, ich bleibe und rate dir mir keine Schwierigkeiten zu machen.“ Dessen Augen zeigten ein eindringliches Funkeln, als er ihn weiter damit fixierte. „Man weiß nie, was einem im Schlaf so passieren kann.“ Bucky stütze über ein unmissverständliches Grinsen einen Arm auf dem neben ihm befindlichen Tisch ab und lehnte seinen Kopf gegen seine Hand. „Ich kann dir garantieren, dass, wenn du jemanden von mir erzählen solltest, dich eh alle nur für einen Spinner halten werden. Also lass es.“ Bei diesem Punkt konnte Steve keine Widerrede geben, denn er würde es ja selbst nicht glauben, würde man es ihm einfach so weiß machen wollen. „Und was heißt das jetzt? Dass ich in meinem eigenen Haus eine Geisel bin und zu machen habe, was mir ein merkwürdiger Typ mit Katzenfetisch vorgibt?“ Irgendwie machte ihn die selbstverständliche und arrogante Art dieser Kreatur hitzköpfig. Immerhin war es sein Haus und er würde sich nicht einfach so etwas verbieten lassen. Zu seiner Überraschung folgte nun jedoch keine Handgreiflichkeit oder ein ruppiger Kommentar über seine Aufmüpfigkeit. Stattdessen gab es ein erschöpft wirkendes Seufzen, gefolgt von einem ebenso müde wirkenden Augenreiben. „Ok, lass uns noch mal neu anfangen. Alles was ich will, ist hier zu bleiben ohne irgendwelches Aufsehen. Ich werde in meiner anderen Form verbleiben, solange ich keinen Grund sehe zu wechseln. Ich bin nicht auf Ärger aus, denn ich habe andere Probleme, die ich im Auge behalten muss. Unsere Wege müssen sich nicht kreuzen. Ich will nur in Ruhe gelassen werden.“ Steve ließ sich Buckys Worte durch den Kopf gehen, brauchte er erst einmal etwas Zeit das Ganze ein wenig in seinem Kopf zurecht zu ordnen. Dabei ließ er seinen Blick wieder über die Gestalt vor ihm schweifen, was ihn abermals mit Scham erfüllte über dessen so selbstverständliche Blöße. „Das Ganze ist kein Traum, oder?“ Er konnte seinen Geist nicht um diese Tatsache herumwickeln, dass Chocolate nun in Form eines Mannes vor ihm saß und auch noch mit ihm sprach, als wäre dies Alles völlig normal. „Wenn es dir hilft damit klar zu kommen, dann ist es ein Traum.“ Bucky leckte sich leicht über die Lippen. „Soll ich dir vielleicht eine Reinhauen, damit du einen Grund zum Aufwachen hast?“ Steve konnte das breite Grinsen auf Buckys Lippen erkennen, was ihn einen trotzigen „Tsk“-Laut von sich geben ließ. „Tut mir leid, dass ich das Ganze nicht so einfach glauben kann. Immerhin passiert es nicht alle Tage, dass sich die Hauskatze in einen nackten Rüpel verwandelt.“ „Rüpel?“ „Rüpel.“ „Also können wir uns einigen? Auf deiner Seite gibt es so gesehen nichts zu verlieren.“ So gesehen hatte Bucky recht. Sollte er wirklich darauf bedacht sein, keine weitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen. Trotzdem würde er vorsichtig sein müssen, aber das war nichts, was er nicht schon anderweitig durchlebt hatte. Und am Ende war diese hier, doch nur eine abstrakte Illusion und seine Zustimmung nur in dieser unwirklichen Welt gefragt. „In Ordnung.“ *** Wie es sich herausstellte, war es keine Einbildung gewesen. Denn wie versprochen, ging ihm Chocolate…Bucky aus dem Weg. Und auch wenn Steve nun mit dieser übernatürlichen Tatsache konfrontiert worden war, so fand er es dennoch schade, dass sich ihre Mensch-Tier-Beziehung nun auf solch ein distanziertes Level begeben hatte. Er hatte sich wirklich schon zu sehr an ihre…seine Präsenz gewöhnt. Und deshalb hatte er auch nicht aufgehört wenigstens den Napf mit Milch nachzufüllen, wenn er abends ins Bett ging und früh in die Küche kam. Und es zeigte sich stets ein seichtes Lächeln bei ihm, wenn dieser auch geleert worden war. Auf der anderen Seite, hatte er sich angewöhnt, bestimmte Türen nun immer abzuschließen. Das Badezimmer war eines davon, sowie sein Schlafzimmer. So sehr er Chocolate auch vermisste, so war ihm Bucky in menschlicher Form doch ziemlich suspekt. Und er hatte dessen Drohung nicht vergessen. Eines Abends setzte sich Steve vor seinen Laptop, um sich schließlich über Wesen aus Mythen und Legenden zu belesen und kam zu dem Schluss, dass Bucky wohl ein Gestaltwandler oder wie man es pseudowissenschaftlich ausdrückte ein -Ailuranthrop- sein musste. Von Werwölfen hatte wohl jeder schon gehört, aber dass es auch Werkatzen gab, war ihm neu. Überhaupt war der Gedanke, dass er solch ein Wesen in seinem Haus beherbergte immer wieder aufs Neue unglaublich. Er hatte gelesen, dass es in vielen verschieden Kulturen diesen Mythos von Katzenmenschen gab, auch wenn bis dato keine wirklichen Beweise auf die tatsächliche Existenz solcher Wesen vorlagen. Man hatte diesen Wesen mit Ehrfurcht aber auch mit Angst gegenübergestanden. Die Zeit der Hexenjagd war wohl eine der schrecklichsten Epochen für diese Vierbeiner. Die Frage, was Bucky gerade hier verloren hatte und was diese Probleme waren, auf die er ein Auge haben musste, ließ Steve nicht mehr so recht in Ruhe. Er konnte sich vorstellen, dass die Aufdeckung seiner Existenz einen ziemlichen Tumult mit sich bringen würde. Und er zweifelte nicht daran, dass es Institutionen gab, die viel dafür geben würden, ihre Finger an solch ein Wesen legen zu können. Er wollte sich nicht vorstellen, was man alles tun würde, um ihrem Ursprung und ihrer Funktion auf dem Grund zu gehen. Und je mehr er sich mit diesem Thema befasste, umso neugieriger wurde er, was Bucky für ein Charakter war. Aber da er ihn kaum noch sah, konnte er ihn nicht fragen oder ihn bitten, ihn mehr über sich wissen zu lassen. Er wollte ihm auch nicht auflauern, denn er glaubte nicht, dass sich das positiv auswirken würde auf seinen Wunsch nach etwas Konversation. Schließlich kam ihm der Gedanke, dass er Bucky eine Nachricht schreiben und diese am Milchnapf hinterlegen könnte. Es war nicht so einfach die richtigen Worte zu finden, und ihm kam nicht nur einmal in den Sinn, dass Bucky womöglich gar nicht lesen konnte. Dennoch versuchte er sein Glück. Etwas nervös betrat er seine Küche, nachdem er am Vorabend seinen Brief zurückgelassen hatte und sah, dass dieser zerknüllt unter dem Tisch lag. Der Napf war wie immer leer und Steves Enttäuschung groß. Aber es war zu erwarten gewesen. Warum sollte Bucky sich mit ihm abgeben wollen, nach allem, was er diesem ungewollt zugemutet hatte. Dieser war offensichtlich nicht begeistert darüber gewesen, dass er ihn die ganze Zeit für eine Katzendame gehalten hatte. Aber woher hätte er es auch anders wissen sollen, hatte man ihm ja von Anfang an im Glauben gelassen ER wäre eine SIE. Letztendlich wusste aber auch niemand in der Nachbarschaft, dass es anders war. Gut um nur noch mehr von sich ablenken zu können. Steve verzog etwas peinlich berührt sein Gesicht, als er daran dachte, dass er Bucky dieses bunte Katzenbett gekauft hatte. Nun war es kein Wunder, das er so wirsch darauf regiert hatte. Es war gut eine Woche nach seinem Brief vergangen, doch Bucky hatte sich ihm nicht wieder gezeigt, und Steve gab die Hoffnung schließlich auf. Trotzdem vermisste er die gewohnte Gesellschaft. Nur stand die Option, sich eine neue Katze oder gar einen Hund zuzulegen, nun auch außer Frage. Bucky würde beides sicherlich nicht begrüßen, und er wollte kein unnötiges Unheil heraufbeschwören. Es war an einem Nachmittag, als er sich zu einem kurzen Nickerchen in sein Schlafzimmer zurückgezogen hatte, als ihn wieder einer dieser Albträume heimsuchte, die ihm das Atmen schwer und seinen Körper unruhig machten. Ein Schleier aus Farben und Geräuschen umgab ihn, doch war es nicht möglich eine feste Form oder einen der Töne mit etwas Vertrauten oder Bekannten zu verbinden. Das Einzige, was er sah, war er selbst, zurück in dem schmalen und zu kurz geratenen Körper, den er als Kind so oft verflucht hatte. Etwas veranlasste ihn, sich eiliger durch diese unbeständige dahin fließende Kulisse zu bewegen, bis sie plötzlich ein deutliches Bild ergab. Er fand sich in einer Gasse wieder, wie sie hinter manchen Geschäften oder Lokalen zu finden war, stapelten sich Kisten und Kartons neben einem Haufen an prallen Müllsäcken. Er fühlte die Unruhe, sich weiter voranbewegen zu müssen, als habe er keine Zeit oder als liefe er vor etwas…jemanden davon. Doch seine Atmung ging zu schwer und zwang ihn dazu, sich erst einmal wieder sammeln zu müssen. Somit pirschte er sich weiter in die schmale, schummrige Enge. Ein Poltern ließ ihn jedoch erschrocken innehalten. Ein leises Scharren drang hinter einer der Abfalltonnen hervor. Vorsichtig und mit ewigem mutigem Trotz ging er darauf zu und lugte dahinter. Zwei Augen leuchteten ihn verschreckt an und er atmete automatisch durch. „Hey.“, gab er ruhig von sich und die Augen bewegten sich leicht. Er lächelte sachte und streckte seine Hand aus. „Ich tu dir nichts…“ Ein scharfer Schmerz durchzog mit einem Mal seinen Arm und er war zurück in einem Gefecht. Er hörte seine Stimme Kommandos zuweisen über das Lärmen von Gewehrfeuern, von dem er nicht wusste, ob es das ihre oder das ihrer Gegner war. Sein Herz schlug mit derartiger Wucht über das beständige Anschwellen der Schreie, bis er es nicht mehr ertragen konnte und sich seine blutigen Hände auf seine Ohren presste. Ein weiterer beißender Schmerz ließ ihn schließlich ruckartig aufwachen. Verschwommen nahm er eine Gestalt über sich wahr. „Man weiß nie, was einem im Schlaf passieren kann.“, hallte es durch seinen immer noch etwas taumeligen Geist, und aus einem Überlebensreflex heraus, den er sich in einer Gefechtssituation hatte aneignen müssen, versetzte er der Gestalt einen Hieb und rollte etwas ungelenk zur Seite. Direkt von seinem Bett herunter, was einem dumpfen Aufprall nach sich zog und ihn leidlich stöhnen ließ. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er wie sich Buckys menschlicher Kopf über die Bettkante schob und ihn fragend anblickte. Er hatte vergessen die Tür abzuschließen. „Menschen.“, gab Bucky missmutig von sich und zog seinen Kopf wieder zurück. „Huh?“ Steve rappelte sich auf und sah, dass Bucky noch immer auf dem Bett saß. Seine Pose, mit den knienden Beinen und den davor aufgestützten Armen hatte etwas Untypisches für einen Mann dieser Erscheinung. Doch entsann sich Steve, dass Bucky kein typischer Mann war. Mit kritischem Blick schaute er auf Steve. Und Steve wurden ein paar Details bewusst, als er Bucky ebenso anschaute. Das Erste war, dass er heute weder Katzenohren noch einen Katzenschwanz zeigte. Heute sah er aus wie ein ganz einfacher Mensch. Zweitens, ein völlig nackter Mensch und Steve erwischte sich beim Starren. Bucky war definitiv nicht unattraktiv in dieser Form. Drittens, nachdem er seine Aufmerksamkeit doch wieder in dessen Gesicht gelenkt hatte, dessen Augen waren immer noch die einer Katze und sie faszinierten ihn, wie am ersten Tag. Bucky veränderte nun seine Position und Steve wurde merklich wärmer im Gesicht. Buckys Arme hatten dessen Mitte bis jetzt verdeckt, aber nun hatte er Sicht auf…Alles. Rasch wendete er sich ab. „Was willst du?“, brachte er etwas brüsk hervor, um seine Verlegenheit wenigstens etwas überspielen zu können. „Ich habe dich gehört. Dein Schlaf bringt dir diese Schmerzen. Deshalb habe ich dich aufgeweckt.“ Steve schenkte ihm daraufhin einen leichten Seitenblick. Bucky strich sich in einer Katzengeste mit dem Handrücken über seine etwas gerötete Wange. „Deine Dankbarkeit lässt zu wünschen übrig.“ Ein Zwicken in seinem rechten Unterarm lenkte Steves Blick darauf. Vier tiefere Zahnabdrücke waren dort zu sehen, wie auch ein akkurater länglicher Kratzer. „Du hast mich dafür gekratzt UND gebissen?“ Ob er dafür tatsächlich dankbar sein sollte, war fraglich. „Hätte ich dir das Gesicht lecken sollen? Ihr Menschen seid ständig am Jammern. Lächerlich.“ Steve fehlten kurz die Worte. „Ok, tut mir leid. Ich…“ er machte eine hilflose Geste mit der Hand und hielt seinen Kopf weiter gesenkt. „Ich dachte, du willst mir etwas tun. Du hattest die Andeutung gemacht. Deshalb…uhm ja, sorry.“ „Eigentlich bin ich auch aus einem anderen Grund hier.“, hörte er Bucky sagen, was ihn beinahe dessen Blick suchen ließ. „Die Milch schmeckt widerlich. Warum hast du die Sorte gewechselt? Ist das deine Revanche, weil ich deinen albernen Zettel nicht ernst genommen habe?“ Auf diese Anschuldigung hin, hob Steve verwundert seine Augenbrauen, war dies nun wahrlich nicht das, womit er gerechnet hatte. Und es nervte ihn ein wenig, das Gespräch auf so einer ungeeigneten Ebene führen zu müssen, zumindest was seine Person betraf. „Gut, ich…also…“, er drehte sich um und ging zu der Kommode, wo er einen der Schieber aufzog und eine seiner Trainingshosen hervorholte. „Würde es dich stören, die anzuziehen?“ Er hielt sie Bucky entgegen und schaute nur flüchtig auf ihn. Bekam aber dennoch mit, dass dieser das Kleidungsstück skeptisch anschaute. „Warum?“ „Weil ich es nicht gewöhnt bin, nackte Männer in meinem Haus zu haben, deshalb.“ Dass dies nur eine allzu traurige Wahrheit war, verdrängte Steve gekonnt. „Lächerlich, einfach nur lächerlich.“, murrte Bucky verdrossen und riss ihm die Hose aus der vorgehaltenen Hand. Da Bucky daraufhin nichts weiter sagte, hoffte Steve, dass dieser die Hose auch wirklich trug, als er sich nun zu ihm umdrehte, um ihn anzuschauen. Bucky lag auf der Seite auf dem Bett und schaute abwartend zu ihm. Er trug die Hose, wenn auch verkehrt herum. Was aber nichts daran änderte, dass Steve etwas angestrengt schluckte, bei dem Bild; das dieser bot. Er war eindeutig schon zu lange nur für sich gewesen. Dennoch wollte er sich nicht abermals blamieren und atmete tief durch, um sich zu sammeln. „Danke.“, meinte er ehrlich, was Bucky aber keine Reaktion abrang. „Also wegen der Milch. Das lag daran, dass die übliche Sorte ausverkauft war und ich nicht ohne zurückkommen wollte.“ Dass er Bucky nicht enttäuschen wollte, behielt er für sich. „Und wegen der Nachricht. Ich wollte einfach nur…ich war einfach etwas neugierig, das ist alles.“ „War?“, kam es knapp von Bucky, der seine Aufmerksamkeit keine Sekunde von Steve nahm. Fast als wäre er ein Stück Beute. „Naja, wenn du nicht darüber reden willst, werde ich dich nicht zwingen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist für dich…“ „Du hast KEINE Ahnung, wie es für uns ist!“, fauchte dieser plötzlich und war dazu auch in eine angriffsbereite Position gewechselt, was Steve einen Schritt zurück weichen ließ. „Ihr Menschen seid der Grund, warum wir uns seit Jahrhunderten verstecken müssen! Also wage es nicht, dich zu erdreisten mir zu sagen, dass du etwas verstehen würdest!“ Steve schluckte bei Buckys erzürntem Anblick erneut, zeigten sich nun auch wieder Ohren, Krallen und nicht zuletzt gefährliche Zähne bei ihm. „Ich…Du hast recht, ich…ich hab keine Ahnung, und genau deshalb wollte ich mehr wissen. Ich möchte dich…euch? gern besser kennen- und verstehen lernen.“ Steve versuchte so einfühlsam wie möglich zu klingen über den inneren Aufruhr, der sein Herz kräftiger pulsieren ließ. „Erwartest du ernsthaft, dass deine Neugier und dein guter Wille Grund genug sein sollten, um meine Instinkte völlig außer Acht zu lassen, wenn es um euch Menschen geht?! Wie arrogant bist du?!“ Buckys Krallen gruben sich tiefer in die Bettdecke, und sein Gesicht verzog sich noch mehr im Zorn. Steve suchte aufgewühlt nach den richtigen Worten, bis ihm ein entscheidender Punkt einfiel. „Wenn du wirklich derart an meinen Absichten zweifelst, verstehe ich nicht, warum du mir dennoch mit deiner Verpflegung vertraut hast. Ich hätte dich doch vergiften können, oder nicht? Außerdem schien dich meine Gegenwart nicht mehr so zu stören, seit du wieder zurückgekommen bist. Warum?“ Bucky gab ein katzenartiges Grollen wieder, schaute dann jedoch zur Seite weg, als versuche er etwas zu verbergen, das sein Gesicht verraten könnte. Doch dann lockerte sich seine Haltung. Die nach hinten gelegten Ohren richteten sich auf und die Krallen zogen sich zurück. Einzig der unruhig schlagende Schwanz, der sich unter dem Hosenbund hervor gezwängt hatte, zeigte dass noch Anspannung vorhanden war. „Deswegen.“ Es klang mehr wie ein leises Zischen, während Bucky seinen Kopf ein Stück nach hinten legte und auf seinen Hals deutete. Steve folgte der Bewegung und trat automatisch wieder etwas näher an das Bett heran. Buckys Finger verwiesen auf eine feine helle Linie, die sich um seinen Hals zu ziehen schien, zumindest soweit er es erkennen konnte. Eine Narbe. „Oh.“ Unbewusst streckte Steve seine Hand danach aus, konnte er sich noch gut daran erinnern, was diese verursacht hatte. Doch Bucky wich hastig zurück, als er Steves Hand auf sich zukommen sah. „Uhm…entschuldigte.“ Das Letzte, was er wollte, war Bucky nun wieder die Flucht ergreifen zu lassen. Aber dieser schaute ihn nur aus großen Augen an. Ein wiederholtes Déjà-vu-Empfinden ging damit bei Steve einher, was ihn irritiert den Kopf schütteln ließ. Bucky legte eine seiner Hände über die Narbe an seinem Hals. Steve betrachtete sich Bucky etwas genauer und ihm fiel auf, dass dies nicht die einzige Narbe war, die dieser trug. Die Male verteilten sich über dessen Oberkörper und in verschiedenen Mustern und Größen und Steve fragte sich, woher diese alle stammen mochten. Hatte man Bucky vorsätzlich einmal Wunden zugefügt oder waren es nur Zeichen, die im Laufe eines Lebens hier und da zu Stande gekommen waren? Die Fragen, die er Bucky gern stellen wollte, ergaben schon eine gut gefüllte Liste, aber er behielt sie dennoch für sich. Er wollte vermeiden, dass er sich auf zu dünnes Eis damit begab, konnte es gut sein, dass er etwas zu Persönliches anstach. Er war schon froh darüber gewesen, dass Bucky in der letzten Zeit keine neuen Verletzungen erlitten hatte. Auch wenn er davon ausgehen musste, dass dieser ihm darüber auch nicht in Kenntnis setzen würde, sollte es so gewesen sein, oder wieder dazu kommen. „Ich dachte damals, es wäre schon zu spät gewesen, als du einfach so verschwunden bist.“ Steve lächelte etwas betrübt über diese Erinnerung. „Ich war erleichtert zu sehen, dass es dir wieder gut ging.“ Bucky indes schien nicht nachvollziehen zu können, warum Steve so denken mochte, blieb er weiter auf Distanz und vorsichtig. „Warum?“ Diese Frage entlockte Steve ein ungläubiges Seufzen. War es denn so unvorstellbar, dass er sich tatsächlich Sorgen gemacht hatte? War es Bucky vollkommen fremd, dass jemand so wegen ihm dachte? Je mehr solcher Fragen in Steve aufkamen, umso mehr wollte er Bucky kennenlernen. Ihn und die Geschichte seiner Art. „Weil es menschlich ist, Mitgefühl zu zeigen.“ „Das ist eine Lüge!“, fauchte Bucky erneut, und Steve konnte in dessen Gesicht ablesen, dass er diese wohl schon oft genug hatte erfahren müssen. „Es stimmt, manche Menschen kennen diese Emotion nicht, aber das gilt nicht für mich und ich weiß, dass auch andere in der Nachbarschaft sich um dich gekümmert haben. Mrs. Parker zum Beispiel. Sie war ebenso entsetzt zu hören, was mit dir passiert war. Aber du hast Recht, man sollte vorsichtig mit seinem Vertrauen sein. Deshalb möchte ich dir beweisen, dass ich dir nichts tun werde.“ Bucky schwieg über diesen Beitrag, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. „Wer sagt dir, dass du mir vertrauen kannst? Es wäre ein Leichtes dich zu überwältigen, wenn ich es wollte. Du bist anfällig im Schlaf und deine Neugier macht dich naiv.“ Steve verschränkte die Arme vor der Brust. Es mochte wohl sein, dass er nicht immer die klügsten Entscheidungen traf, aber er fühlte sich dennoch etwas provoziert von Buckys Worten zu seiner Person. Er war nicht umsonst Captain geworden, aber woher sollte Bucky das auch wissen. „Heißt das, ich bekomme eine Chance?“ Der Ausdruck, den Bucky nun präsentierte, sagte deutlich, dass er ihn für einen Einfaltspinsel hielt. Steve schenkte ihm ein selbstsicheres Lächeln. „Ihr Menschen seit alles Idioten.“ *** Was folgte, war nicht unbedingt, was Steve sich vorgestellt hatte. Bucky war ein wirklich eigenwilliger Charakter, ob nun in Menschenform oder eben als pelztragender Vierbeiner. Eigentlich hatte Steve gehofft, dass Bucky ihm ein paar Fragen beantworten würde, wenn er zeigte, dass er keine Gefahr darstellte. Er hatte noch so viele Dinge im Kopf. Bucky hatte ihm nicht geantwortet, warum er keine Gefahr darin zu sehen schien, sich von ihm versorgen zu lassen. Oder die Frage, warum Bucky angefangen hatte, nach einer Alptraumphase, an seiner Seite zu bleiben und ihn mit seiner Anwesenheit den nötigen Halt zu bieten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Er hatte von Buckys Verweis auf die Narbe an seinem Hals herausgenommen, dass dieser ihm entweder dankbar war oder aber eine Schuldigkeit begleichen wollte. Was wohl eher der Realität entsprach. Katzen waren stolz und das traf auch hundertprozentig auf Bucky zu. Er tauchte auf, wann immer es ihm passte und wechselte nur in seine Menschgestalt, wenn er sich über etwas zu beschweren hatte. Natürlich hatte er immer noch genauso wenig Sinn für Scham, denn wenn er etwas zu bemängeln hatte, dann stets nackt. Es machte Steve das Konzentrieren auf die eigentlich anliegende Thematik nicht gerade einfach. Steve hatte das Gefühl, dass Bucky mit seinen Meckereien und Forderungen einfach nur seine Friedfertigkeit auf die Probe stellen wollte. Als wolle er testen, wie viel er sich erlauben könne, bis es Steve zu bunt wurde. Womöglich war dies ein Plan um beweisen zu können, dass Steve am Ende seiner Geduld, nach der von Bucky erwarteten, menschlichen Aggressionen handeln würde. Und Bucky gab sich auch alle Mühe in seinem Vorhaben. Doch Steve ließ sich nicht so einfach in diese stereotype Charakterrolle zwingen. Und nicht alles, was Bucky tat, war grundlegend provokativ, auch wenn dieser das nicht so empfinden mochte. Zum Beispiel zog es Bucky vor, auf frischer Wäsche zu schlafen, und dazu gehörte das Ritual, sich erst einmal darauf herumzurollen, was ausreichend Haare hinterließ. Es sollte ihn reizen, das war offensichtlich, doch auf der anderen Seite fand es Steve ungemein drollig, ihm dabei zu beobachten. Es war ein derartiger verspielt wirkender Kontrast zu dem Charakter, den Bucky sonst darstellte, dass Steve über diese Angewohnheit ab und an versteckt schmunzeln musste. Eine andere Marotte war, ihm nun stets und ständig beim Essen machen auf die Finger zu schauen. Steve hatte es schon richtig gedeutet, dass Bucky etwas für sich beanspruchte, aber erst wenn Steve selbst etwas davon probierte. Doch da er kein Freund von rohem Fleisch war und es auch unter Buckys Aufsicht so nicht zu sich nehmen würde, musste dieser sich solange gedulden, bis es auch für ihn servierfertig war. Buckys eindringlicher Blick, der zu mehr Eile aufforderte, hatte ihn nicht nur einmal mit den Augen rollen lassen, was die Entspannung, die das Kochen sonst für ihn mit sich brachte, deutlich abschwächte. Das eine Mal hatte er ihm etwas von seinem Terriyaki abgeben wollen, was darin endete, dass er sich in Buckys nackten Glanze anhören durfte, dass er ihn wohl tatsächlich vergiften wolle. „Wer tut so etwas!?“, hatte er auf die Erklärung, dass es eine bestimmt Art von Würzung sei gemeint und war schmollend und auf vier Pfoten wieder abgezogen. Und Steve nahm all diese Eigenarten und Launen auf sich, weil er hoffte, dass Bucky vielleicht irgendwann seinem Wunsch, über etwas mehr Einblick in seine Existenz, belohnen würde. Aber dieser schien keinen Gedanken daran zu verschwenden. Und das zeigte sich auch gerade wieder darin, dass er sich auf der Couch ausgestreckt hatte und mit den Krallen seiner Vorderpfoten behäbig aber nachdrücklich an deren Stoff herumkratzte. Er wirkte entspannt und sich keiner Untat bewusst. Aber letztendlich war es wieder nur eine weitere Aktion um ihn zu nerven. Steve spürte nun doch ein wenig Frustration in sich aufkommen. „Dankbarkeit ist auch nicht grad einer deiner Stärken.“, murrte er verdrossen, als er an der Couch vorbeiging, um sich ein Buch aus dem Regal zu holen, dass er gedachte im Bett lesen zu wollen. Sich jetzt hier hin zu setzen, würde ihn nur noch missgestimmter werden lassen. Hin oder Her, er wollte trotz allem keine Auseinandersetzung heraufbeschwören und zog sich somit lieber zurück. Am nächsten Tag musste er das Haus für einige Zeit verlassen. Er hatte einen Termin mit Bruce und Peggy versprochen, bei ihr in der Firma vorbeizusehen. Dann brauchte er neue Farben und Papier, für seinen Kurs. Außerdem musste er wieder einkaufen. Die letzte Milch hatte er heut Morgen unter Buckys kritischem Blick in dessen Schale gefüllt und somit darauf verzichtet, etwas davon in seinen Kaffee zu bekommen. Es war Januar und somit war es noch immer unangenehm kalt, auch wenn kein Schnee lag. Steve zog sich seine Jacke wie auch Stiefel an und setzte eine Wollmütze auf. Er war schon lange nicht mehr richtig krank gewesen, aber das war kein Grund es darauf ankommen zu lassen. Bucky saß im Türrahmen der Küche und schaute ihm zu. Er wartete sicherlich nur darauf, dass er endlich abhaute. Steve unterdrückte den Verweis an Bucky, dass dieser keinen Unsinn anstellen sollte, denn er war sicher, dass dieser dann genau das tun würde. Somit öffnete er wortlos die Haustür, nur um mit schreckgeweiteten Augen auf seine Türschwelle zu schauen. Zwei tote Tiere lagen darauf, vom Frost der Jahreszeit steif gefroren. Das eine war ein recht großer Vogel, den er aber nicht benennen konnte. Das andere konnte ein Frettchen oder Marder sein. Er kannte sich auch da nicht so gut aus. „Zufrieden?“, vernahm er unerwartet Buckys Stimme, der nun im Türrahmen stand. Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er auf Bestätigung wartete, nur konnte Steve gerade nicht so recht Schritt halten mit der Situation. Doch dann fiel ihm wieder ein, was er einmal gelesen hatte. Das Katzen ihrem Versorger ab und zu Präsente in Form von gefangen Tieren machten, um zu zeigen, dass sie es irgendwo doch zu würdigen wussten, dass man sich um sie kümmerte. Ein holpriges Lächeln ergänzte Steves Mimik, als er sich die beiden Tiere erneut ansah. „Hab sie draußen gelassen, damit sie essbar bleiben.“ Steve musste nun doch etwas für sich kichern, klang Buckys Stimme tatsächlich etwas unsicher, ob dies auch die richtige Entscheidung gewesen war. Und weil Steve nun einfach nicht wusste, was er dazu sagen sollte, wendete er sich mit einem anerkennenden Lächeln zu Bucky. „Danke für die Mühe.“ Es war das erste Mal, dass Buckys Gesicht so etwas wie ein Lächeln widerspiegelte, welches ihm einen fast kindlichen Ausdruck verlieh. Doch dann straffte sich Buckys Züge wieder, als habe er sich zu seinem Entsetzen, eine unerlaubte Schwäche in seinem sonst so taffen Auftreten erlaubt. Er nickte schließlich nur und verschwand wieder in der Küche. *** Nach diesem Ereignis war Bucky spürbar distanzierter geworden und Steve hatte keine rechte Ahnung, wie er dessen Verhalten deuten sollte. Es waren vier Tage vergangen, seit er Bucky zuletzt in Menschengestalt gesehen hatte. Generell hatte er ihn nur noch selten zu Gesicht bekommen. Einzig die leere Schale deutete darauf hin, dass er aktiv war und es ihm gut zu gehen schien. Dabei hatte er angenommen, dass sie sich vielleicht auf dem Weg zu einem besseren Verständnis untereinander befanden. Auf einem Weg, wenn auch nur einem schmalen, der ihnen das Miteinander harmonischer gestalten würde, nach Buckys eigenwilligem Versuch, ihn wieder versöhnlich stimmen zu wollen. Aber nun war das Gegenteil der Fall und Steve fand dies sehr bedauerlich. Ihm war in den Sinn gekommen, dass Bucky womöglich verärgert sei. Womöglich hatte er wirklich erwartet, dass er die Tiere auch verzehrte und das hatte er natürlich nicht getan. Er wusste um den guten Willen hinter der Geste, aber diese Art von Nahrung war wirklich nur etwas, das man im Notfall zu sich nahm. Er hatte es schon einige Male mitgemacht, wenn sie eine besonders heikle Mission bestritten hatten und sie gezwungen waren, sich durch so etwas am Leben und Funktionieren zu halten. Aber in der Zivilisation mit gefüllten Geschäften und der unendlichen Auswahl an Fast Food Tempeln und Lokalen aller Art, sah er nur zu gerne davon ab. Aber nun hatte er Bucky damit wohl gekränkt, denn für ihn war dies anscheinend eine Selbstverständlichkeit davon zu leben. Eine Frage, die Steve auch brennend interessierte war, welcher Teil von Bucky der dominante war. War er mehr Katze oder doch mehr Mensch? Oder glichen sich diese beiden Hälften aus? Ergeben raunte er in die Stille seines Wohnzimmers. Das Skizzenbuch, das nun auf seiner Brust lag gänzlich vergessen. Wenn er nur wüsste, wie er Bucky wieder gnädig stimmen konnte. Über seine Gedanken drifte Steve in einen leichten Schlummer, bis er schließlich gänzlich einschlief und das Herabrutschen des Buches gar nicht mehr mitbekam. Etwas benommen drifte Steve aus seinem traumlosen Schlaf wieder zurück, fühlte er sich doch seltsam eingeschränkt in seinen Möglichkeiten sich bewegen zu können. Sein Dusel war jedoch im Nu verflogen, als er erkannte, dass niemand geringerer als Bucky auf seinen Oberschenkeln saß und ihn mit einem unbestimmten Ausdruck zu mustern schien. Steve trat ebenso schlagartig die Hitze in die Wangen, denn natürlich hatte Bucky nichts an und diese Position war einfach nur verfänglich für seine Hormone. Steve versuchte durch das leichte bewegen seiner Beine anzudeuten, dass er es bevorzugen würde, wenn Bucky seinen Platz darauf aufgeben würde. Aber wie die Katze, die er nun einmal auch war, blieb er trotzig, darauf sitzen. „Versteh schon.“ Steve brachte es ebenso wenig übers Herz Bucky nun zu sagen, er solle von ihm runter, aus Angst er würde ihn damit wieder verscheuchen. Bucky schien doch unberechenbar sensibel sein zu können. Demnach legte sich Steve einen Arm über das Gesicht, um es darunter etwas verbergen zu können und auch, um sich vom unangebrachten Starren abzuhalten. „Alles in Ordnung mit dir? Du warst recht ruhig die letzten Tage.“, begann er das Gespräch, auch wenn er nicht sagen konnte, ob Bucky deswegen aufgetaucht war, weil ihm gerade nach reden der Sinn stand. „Bist du verärgert? Bist du frustriert? Enttäuscht?“ Buckys Stimme klang ruhig und doch lag ihr ein unangenehmer Unterton bei, der Steve dazu brachte, sich leicht anzuspannen. Dennoch behielt er seine ungeschützte Pose bei. „Wie kommst du darauf?“ Bucky bewegte sich nun ein wenig auf ihm, und Steve biss sich zurechtweisend auf seine Unterlippe. „Weil dir all deine Geduld noch nichts gebracht hat. Weil all dein fürsorgliches Getue nicht überzeugend genug war.“ Steve gab ein leises Brummen von sich über Buckys Worte. Es war also doch ein Test gewesen. „Warum lässt du dir das von mir bieten? Warum strengst du dich so an, wenn deine Absichten nicht mein Verderben sein sollen?“, fuhr Bucky weiter fort. „Willst du mich in Sicherheit wiegen, um mich dann zu verraten? Willst du mich verkaufen, so wie es deine Rasse schon früher tat, damit man uns auseinanderreißen kann, um euch zu verbessern?“ Steve wagte einen Blick in Buckys Gesicht, das trotz seiner Worte keine Rage zeigte, dafür aber ungemein intensive Augen, die allein schon das Gefühl von Gefahr vermittelten. Bucky streckte eine Hand nach ihm aus und ließ demonstrativ die Krallen an seinen Fingern erscheinen. Einen Finger setzte er direkt in die Mitte von Steves Brustkorb, sodass er den Druck der Kralle auch spürte. „Was ist dein wirkliches Ziel?“ Der Druck erhöhte sich und entlockte Steve ein Zischen, als Bucky die Kralle langsam nach unter zog. Selbst durch sein Shirt konnte Steve das Brennen spüren, dass diese beim Aufritzen der Haut auslöste. Und doch ging er in keine Defensive oder einen Angriff über. Buckys Misstrauen war begründet und Steve hielt noch immer daran fest, wenigstens ein Stück zu beweisen, dass er keine schlechten Absichten verfolgte. Bucky schien seine passive Haltung auch weiterhin zu verwundern, legte er seinen Kopf leicht schief und studierte sein Gesicht eingehend. Der Stoff des Shirts verhinderte, dass er noch weiter kratzen konnte, was aber nicht bedeuten musste, dass Bucky es dabei beließe. „Ich sagte dir, dass es mich interessiert, wer du bist. Ich möchte dich weder verletzten noch verkaufen, noch sonst irgendetwas.“ Steve versuchte so viel Überzeugungskraft wie möglich in seinen Ausdruck und seine folgenden Worte zu legen. „Ich denke, du hast jeden Grund misstrauisch gegenüber den Menschen zu sein. Wir sind eine egoistische Spezies und viel zu oft ohne Gewissen. Ich selbst habe genug Schuld meiner eigenen Rasse gegenüber zu tragen. Aber ich habe nicht vor, es auf dich auszuweiten. Es mag anmaßend sein, dich verstehen zu wollen. Zu erwarten, dass du mir meine Fragen beantwortest. Und selbst wenn du mir meine Bitte nicht erfüllst, möchte ich dich wissen lassen, dass ich dir dennoch meine Hilfe anbiete, solltest du sie brauchen.“ Buckys Blick wechselte unerwartet von kalt und berechnend, zu verloren und fern in Gedanken. Steve ließ ihm die Zeit, die er brauchte, egal was der nächste Schritt auch sein sollte. „Ihr seid euch ähnlich.“, meinte Bucky kryptisch und stieg daraufhin von Steve herunter. „Stelle deine Fragen, aber erwarte nicht auf jede eine Antwort. Sehe es als eine Gegenleistung an oder lass es.“ Steve war nun doch etwas perplex über den Verlauf, aber er war ebenso erfreut, dass Bucky es anscheinend mit ihm versuchen wollte. „Nein, nein, ich würde das Angebot gern annehmen. Und wenn wir schon dabei sind, auch gleich eine Frage vorbringen.“ Bucky schaute Steve abwartend an, worauf sich dieser kurz über den Hinterkopf strich. „Könntest du wenigstens ab und an Hosen tragen, wenn wir uns unterhalten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)