Ende gut, alles gut? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Außer sich starrte er auf das kleine Display. Was war mit ihr? Sie hatte die Turnerin doch besiegt. Alles war gut. Und jetzt? Was war mit ihr los? „Mari... Steh doch auf … Plagg, warum steht sie denn nicht auf?“ Zitternd sah er zu seinem kleinen Kwami, der jedoch nur seinen Kopf schüttelte. „Ich … ich weiß es nicht.“ Sofort sah er wieder auf das Handy. Sie lag immer noch regungslos auf der Straße. Doch dann konnte er sehen, wie Nathaniel auf sie zu gelaufen kam und dann stand Alya plötzlich direkt im Bild. Was hatte das alles zu bedeuten?   „Haben Sie das gesehen? Ladybug war doch der Wahnsinn“, sprach sie direkt in die Kamera und man merkte, das die Person hinter der Kamera versuchte an ihr vorbei zu filmen, doch ständig stellte sie sich wieder direkt davor, „Sie können auch gerne auf meinen Ladybug-Blog vorbeischauen …“ Ohne Punkt und Komma sprach sie einfach weiter. Versuchte sie etwa das Fernsehteam abzulenken? Und dann mit einem Mal war das Bild weg. Mit großen Augen starrte er auf das Display. „Was ist denn jetzt los?“ Als nach wenigen Sekunden plötzlich Werbung eingespielt wurde, nahm er seine Arme herunter und ließ sie einfach neben seinen Körper hängen. „Ich muss zu ihr.“     Blinzelnd versuchte Marinette ihre Lider zu öffnen, doch gestaltete sich das schwieriger als gedacht. Sie waren schwer wie Blei und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf zerspringen. Was war überhaupt passiert? Das Letzte, an das sich erinnerte war, wie sie Gymnastia besiegt hatte, ihren Glücksbringer in die Luft warf und dann, dann nichts mehr. Dann wurde alles schwarz. Hatte sie sich etwa mitten auf der Straße zurückverwandelt? Ruckartig riss sie ihre Augen auf, richtete sich auf, nur um direkt darauf stöhnend zurückzukippen. „Langsam. Alles ist gut“, drang die Stimme ihrer Freundin in ihre Ohren und langsam drehte sie ihren Kopf zu der Stimme. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ja in ihrem Bett lag. „A-alya, was … was …“ „Keine Sorge. Alles ist gut. Nathaniel und ich haben dich nach Hause gebracht. Ich denke mal, du hattest nichts dagegen, dass ich mir deinen Schlüssel aus deiner Tasche genommen hab.“ Zwinkernd grinste ihr ihre Freundin zu und ein leichtes Schmunzeln huschte ihr über das Gesicht. Doch dann verzog sich sofort wieder ihre Miene und ernst sah sie Alya an. „Was ist passiert?“, krächzte sie mit heiserer Stimme und sah ihre Freundin fragend an. „Du bist zusammengeklappt. Mitten auf der Straße.“ Geschockt riss sie wieder ihre Augen auf. „Hab ich mich zurückverwandelt?“ Lächelnd schüttelte ihre Freundin den Kopf und hob ihren Zeigefinger in die Höhe. „Nicht direkt auf der Straße. Nein. Niemand weiß, dass du Ladybug bist. Als ich das Fernsehteam abgelenkt habe, hat dich Nathaniel in eine Seitenstraße gebracht und dort wurdest du dann wieder Marinette. Er hat sich mit dir dort versteckt, bis wir uns sicher waren, dass niemand mehr da war.“ „Ja, das stimmt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen Marinette. Du hast wirklich tolle Freunde“, mischte sie nun auch eine piepsige Stimme ein. „Tikki.“ Ihr kleiner Kwami setzte sich auf ihren Bauch und lächelte sie an. „Wie geht es dir?“ „Ehrlich gesagt ging es mir schon mal besser.“ Schwer atmend strich sie sich mit ihrer Hand über die Stirn. „Kein Wunder, du hast ja auch noch Fieber. Am Besten schläft du noch etwas. Ich bleib hier und passe mit Tikki zusammen auf dich auf.“ Nickend zog sie ihre Decke bis zu ihrem Kopf herauf. Schlafen war vermutlich wirklich eine gute Idee. „D-danke …“; flüsterte sie leise und merkte, wie ihr auch schon wieder die Augen zu fielen, „Auch fürs nach Hause brin...“       Nervös sah er aus dem kleinen runden Fenster heraus. Hoffentlich ging es Marinette gut. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, was passiert war. Unbemerkt krallte er seine Finger in die Armlehne des Sitzes. Nicht mehr lange und er wäre endlich wieder zu Hause. Er hätte nie gedacht, dass sein Vater ihm erlauben würde, vorzeitig nach Hause zu kommen. „Oh man, ich bin ja schon so aufgeregt. Ich war ewig nicht mehr in Paris. Haben wir nicht ein Glück, dass wir direkt heute Morgen noch einen Flug bekommen haben.“ Langsam drehte er seinen Kopf herum. Gut, zum großen Teil war es wohl ihr Verdienst. Nachdem er wieder zum Essen zurückgekehrt war, hatte sie sofort bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte und so lange nachgebohrt, bis er erzählt hatte, dass er unbedingt nach Hause musste. Warum verschwieg er ihr aber. Lediglich, dass es irgendetwas mit Marinette zu tun hatte, hatte er ihr erzählt. Daraufhin hatte sie ihren Vater so lange bequatscht und ihm erzählt, was für ein Heimweh er doch haben würde, woraufhin ihr Vater mit seinem Vater gesprochen hatte. Jetzt durfte er zwar nach Hause, doch die Bedingung dazu war, dass Celina mitkommen würde und sie ihre Shoots in Paris beenden würden. Das konnte ja noch etwas werden. Leise seufzte er dann aber auf und versuchte Celina zu zulächeln. Er sollte sich nicht beschweren. Immerhin konnte er wegen ihr nun wieder nach Hause. „Wie lange warst du denn schon nicht mehr in Frankreich?“ „Drei Jahre.“ Nickend schenkte er ihr noch ein kurzes Lächeln, wandte sich dann wieder dem Fenster zu und sah schweigend heraus.       Langsam öffnete Marinette ihre Augen und brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie war. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Niemand hier. Wie lange hatte sie geschlafen? Fragend kratzte sie sich an ihrem Kopf und rutschte mit ihren Beinen über die Bettkante. Das Schwindelgefühl war zwar besser, trotzdem fühlte sie sich immer noch fürchterlich. Wie zur Bestätigung musste sie niesen und schniefend stand sie auf. Sie brauchte dringend etwas zu trinken. Ihre Kehle war staubtrocken. Stutzig blickte sie dann aber auf ihr Bett. Neben ihrem Kopfkissen lag ja ihr Handy. Vermutlich hatte Alya es dorthin gelegt. Mit großen Augen starrte sie auf die Uhrzeit. Es war acht Uhr in der früh? Sie hatte einen halben Tag geschlafen? Doch traurig entsperrte sie dann das Display. Sie hatte keine Nachrichten oder Anrufe oder irgendetwas. Er hatte sich somit nicht bei ihr gemeldet. Schwer atmend presste sie ihre Lippen aufeinander. War es das jetzt? Bekam sie nicht mal mehr eine Erklärung? Wütend warf sie das Smartphone auf ihr Bett, drehte sich herum und ihr Blick wanderte durch ihr Zimmer. „Tikki?“ Wo steckte sie bloß? Wackelig auf den Beinen stieg sie eine Stufe nach der anderen herunter und steuerte die Bodenluke an. Sie war offen. Und dann hörte sie ein Klirren von unten. So schnell sie konnte, stieg sie die Treppe hinab und kaum hatte sie die letzte Stufe erreicht, entdeckte sie Alya und Tikki, die laut polternd in der Küche hantierten. „Hey.“ Erschrocken drehte Alya herum, begann dann aber zu lächeln. „Gute Morgen Schlafmütze. Wie geht es dir?“ Schulterzuckend lief sie zu ihrer Freundin herüber und setzte sich schnell, da ihr doch wieder etwas schwindelig wurde und sie merkte, wie ihre Beine zu Pudding wurden, auf einen Hocker. „Es geht … Was macht ihr hier überhaupt?“ „Frühstück.“ Kurz nickte sie, senkte dann ihren Kopf und blickte auf das Amulett herunter. „Ich hab kein Hunger“, murmelte sie leise, doch sah sie dabei nicht auf. „Ach Süße. Du denkst an Adrien oder?“ „Er hat sich nicht mal mehr bei mir gemeldet. Keine Nachricht, kein Anruf, nichts. Das sagt doch alles.“ Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und verstohlen wischte sie sie aus ihrem Gesicht. Alya musste es aber dennoch bemerkt haben, denn abrupt stellte sie die Schüssel, die sie gerade in der Hand hielt, beiseite, eilte zu ihr und nahm sie in den Arm. „Dafür gibt es bestimmt eine einfache Erklärung. Er meldet sich noch bei dir. Da bin ich ganz sicher. Er liebt dich doch … Viel wichtiger ist jetzt aber erst mal, dass du wieder zu Kräften kommst. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du plötzlich bewusstlos auf der Straße lagst.“ Langsam löste sich ihre Freundin wieder von ihr und sah sie besorgt an. „Ihr habt mir echt den Arsch gerettet.“ Mit großen Augen sahen sie Alya und Tikki an. „Was ist?“ „So kennt man dich gar nicht“, kicherte Tikki, woraufhin sich Alya offenbar das Lachen auch nicht mehr verkneifen konnte. „Ehrlich. Wenn ihr nicht gekommen wärt, ich habe keine Ahnung, was dann passiert wäre. Bei Nathaniel muss ich mich auf jeden Fall auch noch bedanken.“ „Das kannst du ja dann nachher machen.“ Schwungvoll drehte sich Alya herum und nahm wieder die Schüssel in die Hand. „Wie nachher?“ „Ich muss nachher auf meine Schwestern aufpassen. Nathaniel löst mich ab.“ Seufzend sah sie ihre Freundin an. „Das ist wirklich nicht nötig. Außerdem geht es mir schon viel besser“, log sie schnell. Sie wollte die beiden doch nicht weiter da mit hineinziehen. „Und was ist, wenn du wieder umkippst? Deine Eltern sind nicht zu Hause.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen trat Alya nun wieder direkt vor sie, legte ihre Hand auf ihre Stirn und schüttelte dann, Arme vor der Brust verschränkend, ihren Kopf. „Du glühst immer noch, wie ein Backofen. Los. Leg dich hin. Ich bring dir das Essen.“ „Aber-“ „Nichts aber.“ Stöhnend rutschte Marinette vom Hocker herunter und schlurfte zur Treppe herüber. Wenn Alya sich erst mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sowieso nicht locker.   Unbemerkt blickte sie ein weiteres Mal auf ihr Handy. Immer noch nichts. Als sie vorhin noch mal probiert hatte, ihn zu erreichen, da sie ihn zur Rede stellen wollte, war sein Handy immer noch ausgestellt. „Feigling“, murmelte sie leise, worauf sich Nathaniel verwundert zu ihr drehte. „Hast du was gesagt?“ „Nein. Schon gut.“ Schulterzuckend sah er daraufhin wieder zum Fernseher. Jetzt war sie doch ganz froh, nicht alleine zu sein. Wurde sie dadurch immerhin etwas abgelenkt. Schnell hatten die beiden, nachdem sie sich tausend Mal bei ihm für die Hilfe bedankt hatte, entschieden einfach einen Film zu gucken. Nun saßen sie hier auf dem Sofa und aus dem einen Film waren mittlerweile vier geworden. Doch langsam aber sicher merkte sie auch, wie sie die Müdigkeit überrollte und ohne, dass sie es wollte, fielen ihr langsam die Augen zu.     Stöhnend warf Adrien seine Tasche auf sein Bett. Endlich war er alleine. „Meine Güte. Ich dachte, die hören nie wieder auf“, jammerte Plagg und schwebte durch das Zimmer. Nachdem er endlich zu Hause angekommen war, wurde er direkt von seinem Vater zum Essen mitgeschleppt. Damit Celina nicht langweilig werden würde, wenn sich die Alten unterhielten, äffte er seinen Vater in Gedanken nach. So kannte er ihn gar nicht. Er war irgendwie so anders in der Gegenwart seines Freundes. Kurz schnaufte er auf. Celinas Eltern begleiteten sie immerhin. Er durfte mit der Assistentin in ein fremdes Land reisen. Doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er hatte jetzt wirklich Besseres zu tun, als sich über seinen Vater aufzuregen. Zum Glück konnte er sich mit der Ausrede, dass ihm der Jetlag zu schaffen machen würde und er gerne schlafen würde, endlich für heute zurückziehen. Rasch lief er zurück zu seiner Tür und verriegelte diese. „Plagg, lass uns los.“ Nickend schwebte seiner kleiner Freund vor ihm und wartete wohl darauf, dass er die entsprechenden Wörter aussprach. Ein kleinen Moment sah er den Kwami erstaunt an. Kein Gemecker oder Genörgel? „Wartest du auf besseres Wetter?“ „Was? Nein. Plagg verwandle mich.“   Hastig sprang er über die Dächer von Paris und erblickte kurze Zeit später das Haus mit der Bäckerei. Mit einem weiteren Satz sprang er auf das nächste Dach und blieb verdutzt stehen. Ihr Zimmer war ganz dunkel. War sie nicht zu Hause? Warum war sie um die Zeit nicht zu Hause? Angespannt sprang er auf den Balkon, blickte durch die Dachluke, doch sie war nicht da. Sofort beschleunigte sich sein Herz. Hieß das etwa … Tief atmete er durch. Er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren. Saß sie vielleicht mit ihren Eltern noch zusammen? Er hatte gesehen, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Ohne Zeit zu verlieren, hüpfte er auf die Brüstung und machte einen weiteren Sprung herunter zum Fenster. Vorsichtig, damit ihre Eltern ihn nicht sehen würden, blickte er durch die Scheibe. Marinette war tatsächlich hier, doch, als er bemerkte, mit wem sie da überhaupt zusammensaß, wurden seine Augen immer größer.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)