Ein Dezember voller Malfoy von Thoronris (Thoronris Adventskalender 2014) ================================================================================ Kapitel 18: Das 18. Türchen --------------------------- Schuldbewusst öffnete Hermine ein Türchen ihres Adventskalenders nach dem anderen. Sie hatte in den Tagen zuvor so viel um die Ohren gehabt, dass sie einfach nicht daran gedacht hatte, die Schokoladenstückchen aus dem Kalender zu sammeln. Auf der anderen Seite bedeutete das, dass sie nun zum Frühstück sehr viel Schokolade hatte, was wiederum ihre Laune deutlich hob. Der unbedachte Hinweis von Lydia, dass Draco einen Ausdruck im Gesicht hatte, als sei er verliebt, war ihr schwer auf den Magen geschlagen. Was sollte sie tun, falls da tatsächlich etwas dran war? Sicher, er löste in ihr auch eine nur allzu bekannte Nervosität aus, aber gewiss wusste er genauso gut wie sie, dass zwischen ihnen niemals irgendetwas sein konnte, schon weil sie Schülerin und Professor waren? Sollte sie ihm vielleicht besser aus dem Weg gehen, damit aus ihrer unbedeutenden Schwärmerei - so viel musste sie sich inzwischen tatsächlich eingestehen - nicht irgendetwas ernsteres wurde? oOoOoOo Draco konnte sich nicht daran erinnern, die Kantine jemals so voll gesehen zu haben. War etwa der heftige Schneesturm draußen verantwortlich dafür, dass all jene, die sonst mittags auswärts aßen, heute auch hier waren? So, wie es aussah, hatte er keine andere Wahl, als den einzigen freien Platz an einem Tisch zu nehmen, der direkt neben dem von Hermine war. Er wusste nicht, woher es kam, aber es wäre ihm lieber gewesen, entweder gleich mit ihr an einem Tisch zu sitzen oder gar nicht in Hör- oder Blickreichweite zu sein. So jedoch würde es gewiss unangenehm sein. Vorsichtig näherte er sich dem Platz so, dass Hermine ihn nicht bemerken konnte. So leise wie möglich ließ er sich nieder, warf den Kollegen, die am Tisch saßen, ein grüßendes Nicken zu, und wandte dann seine Aufmerksamkeit dem Essen zu. Das hielt jedoch nicht lange, bis er einen Satzfetzen von dem Tisch hinter sich aufschnappte. "Ist was dran an den Gerüchten über dich und Professor Malfoy?", hörte er eine männliche Stimme sagen, die ihm sehr bekannt vorkam. Vermutlich ein Schüler aus seinem Kurs. "Bitte?", kam es ebenso schockiert von Hermine, wie er sich fühlte: "Welche Gerüchte?" "Ach, komm schon. Meinst du, wir sind alle blind? Wie ihr euch da gestern im Unterricht angestarrt habt. Und letztens beim Mittagessen. Und außerdem meinte irgendwer, dass ihr vor kurzem zusammen im Café drüben wart. Also?" Unsicher blickte Draco seine Kollegen an. Diese lauschten dem Gespräch am Tisch hinter ihnen offensichtlich genauso gespannt wie er. Großartig. Er konnte nur hoffen, dass der junge Mann nicht zu tief nachbohrte und dass Hermine bei klarem Verstand blieb. Das letzte, was er so kurz vor Weihnachten brauchte, waren misstrauische Kollegen, die ihn vielleicht seinem Vorgesetzten meldeten. "Du weißt schon, dass ich mit ihm zusammen in Hogwarts war, ja?" "Das weiß doch jeder", gab der neugierige Mann zurück: "Aber ich habe nie gehört, dass ihr befreundet seid oder so. Eher im Gegenteil." "Man wird halt erwachsen. Und da kann man alte Streitigkeiten hinter sich lassen und vernünftig miteinander reden. Mehr tun Draco Malfoy und ich nicht." "So?", hakte er nach: "Und wie erklärst du dir dann, dass du direkt in der ersten Klausur bei ihm die volle Punktzahl hattest? Niemand sonst hatte das, nur zufällig die Schülerin, die sich auffällig gut mit unserem Professor versteht." Draco erbleichte. Nun hörten die Kollegen nicht mehr nur interessiert zu, sondern schauten ihn auch direkt an. Wer hätte gedacht, dass es eines Tages einmal schlecht sein könnte, dass Hermine so eine Streberin war? "Oh, ich bitte dich!", gab diese empört zurück: "Die Klausur war doch schon fast beleidigend leicht. Dass nicht jeder die volle Punktzahl hatte, ist eher der Faulheit aller anderen zuzuschreiben. Oder willst du mir ernsthaft unterstellen, ich hätte unseren Professor bestochen? Womit denn überhaupt?" Am liebsten hätte Draco sie geschlagen. Als ob ihr nicht klar wäre, was genau ihr Mitschüler ihr da gerade vorwarf. Musste sie ihn dazu animieren, noch tiefer zu stochern? "Womit wird eine Frau wie du wohl einen Mann wie ihn bestechen können, mh, liebste Hermine? Soweit ich weiß, hat unsere gute Lydia das ja auch versucht, aber ihre Dienste waren offensichtlich nicht ... befriedigend, sonst hätte sie nicht so wenig Punkte erzielt. Was ist deine Stärke?", fragte der Mann nach und plötzlich wurde sein Tonfall leiser und verschlagener: "Du hast kleine Hände. Frauen mit kleinen Händen sagt man nach, dass sie ..." "George!", schnitt ihm Hermine entrüstet das Wort ab: "Ganz ehrlich, was soll das? Denkst du wirklich, ich habe es nötig, mir meine guten Noten zu erkaufen? Ausgerechnet ich? Und dann auch noch mit ... mit Sex?" Erleichtert sah Draco, dass seine Kollegen zustimmend nickten. Immerhin diese Menschen wussten offenbar, dass Hermine nicht umsonst in dem Ruf stand, die fleißigste und intelligenteste Hogwarts-Absolventin der letzten Jahre gewesen zu sein. Trotzdem, die Unterstellungen des jungen Mannes, den er inzwischen als George Whickham identifiziert hatte, nagten an ihm. Mit einem entschuldigendem Nicken stand er auf und trat mit aller Arroganz und Autorität, die er Aufbringen konnte, an den Tisch von Hermine. "Ich kam leider nicht umhin, Ihrem Gespräch zu folgen, Mr. Wickham, Miss Granger", begann er und genoss es zu sehen, wie der junge Mann schlagartig käseweiß wurde: "In Ihre Beziehung zu Miss Granger möchte ich mich gar nicht einmischen, dennoch denke ich, dass ich das Recht, nein, die Pflicht habe, zu Ihren Vorwürfen gegen meine Person Stellung zu nehmen. Es betrübt mich, dass bei Ihnen der Eindruck entstanden ist, ich sei ein Professor, den eine junge Frau alleine mit ihrem Aussehen und gewissen Gefälligkeiten zum Vergeben von guten Noten animinieren könnte. Und noch mehr betrübt es mich zu hören, dass Sie diese Unterstellung ausgerechnet gegen unsere geschätzte Miss Granger richten, die, wie jeder meiner Kollegen hier", dabei zeigte er auf seinen Tisch," bestätigen kann, ein außerordentlich gewissenhafte Schülerin ist. Ein Gentleman würde es nicht wagen, solche Unterstellungen im Angesicht einer Dame zu äußern. Als Ihr Professor sehe ich mich gezwungen, von Ihnen eine Entschuldigung bei Miss Granger und mir zu verlangen." Draco genoss es, wie Mr. Wickham bei jedem Wort noch weißer wurde, ebenso wie er mit einem innerlichen Grinsen registrierte, dass Hermine zunächst große Augen machte und ihm dann ob seiner Eloquenz anerkennend zunickte. Sein Schüler sprang auf, entschuldigte sich umständlich und suchte dann peinlich berührt das Weite. Hermine deutete mit einem Lächeln und einem Nicken ihre Dankbarkeit an, doch Draco hielt es für besser, diesen Gerüchten gar keine weitere Nahrung zu geben und sich nicht zu ihr zu setzen. Als er sich wieder zu seinen Kollegen begab, empfingen diese ihn herzlich, gratulierten ihm zu seiner eleganten Lösung der Situation und alles wirkte, als ob niemand ihm oder Hermine mehr irgendeine ungehörliche Beziehung vorwerfen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)