Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 10: Löse mir ein Rätsel ------------------------------- Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich Edward so weit entspannt hatte, dass er sogar langsam anfing, es zu genießen, Harley im Arm zu halten. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und er spürte ihren warmen Atem an seinem Hals. Eigentlich könnte diese Situation sehr schön und angenehm sein, doch immer wieder spukte das Konterfei des Jokers durch seinen Kopf. "Harley?", fragte der Riddler leise. Er wusste nicht, ob sie noch wach war, aber er ließ es darauf ankommen. Er musste das, was ihm durch den Kopf ging, unbedingt los werden. "Mhm ...", murmelte Harley schläfrig als Antwort und drehte ihren Kopf ein wenig, um Edward ins Gesicht sehen zu können. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die vorherrschende Dunkelheit gewöhnt, doch ohne sich aufzurichten, konnte sie nur sein Profil erkennen. Er atmete tief durch und starrte die Zimmerdecke an. Das, was er sagen wollte, fiel ihm unglaublich schwer und er wusste nicht, ob Harley seine Worte vielleicht in den falschen Hals bekam. "Das ... das ist nicht richtig ..." Erstaunt hob Harley den Kopf. "Was ist nicht richtig?", fragte sie und anhand ihrer Stimmlage wusste Edward, dass sie wirklich nicht wusste, was er meinte. "Das Alles ...", erwiderte er und versuchte ohne Erfolg, ihrem Blick auszuweichen, den er ganz genau auf sich spüren konnte. "Dass du hier bist ... In meinem Appartement ... In meinem Bett ..." Harley setzte sich neben ihm auf und ihre Blicke durchbohrten ihn beinahe. "Wenn Jack mitbekommt, dass du hier bei mir bist, wird er durchdrehen und so sehr ich dich auch mag, ich möchte das Risiko nicht eingehen, dass er plötzlich bei mir vor der Tür steht und mich einen Kopf kürzer machen will." "Mr. Jay wird es nicht mitbekommen", entgegnete Harley mit fester Stimme. "Ich werde ihm kein Wort sagen und es wird unser kleines Geheimnis bleiben. Das verspreche ich dir hoch und heilig." Ruckartig hob sie eine Hand und hielt Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. Edward seufzte lautlos. Er wusste natürlich, dass man sich auf ihr Wort verlassen konnte, wenn es um ihre Freunde ging. Wenn sie Poison Ivy, Catwoman oder ihm selbst ein Versprachen gab, dann hielt sie es auch. Doch er kannte auch die Fähigkeit des Jokers, jedes Geheimnis aus jeder beliebigen Person heraus quetschen zu können. Und da Harley Wachs in seinen Händen war, standen die Chancen eher schlecht dafür, dass sie es ihm nicht verriet. "Weiß du, Harl ...", begann er, brach den angefangenen Satz aber ab und erwiderte ihren Blick. Sein Herz verlangte, dass er ihr sagte, was gerade in ihm vorging und was er fühlte. Es schrie ihn geradezu an, es zu tun. Doch sein Kopf legte vehement Einspruch ein und argumentierte mit einer nicht gekannten Leidenschaft dagegen. Zwischenmenschliche Beziehungen jeglicher Art überforderten ihn oftmals, da er einfach nicht wusste, wie er mit den ihm entgegen gebrachten Gefühlen umgehen sollte – zumal er nicht in der Lage war, sie im gleichen Maße zurück zu geben. Doch bei Harley war das anders. Sie hatte es mit ihrer quirligen, verrückten und überaus anziehenden Art geschafft, was allen Frauen vor ihr nicht gelungen war: Sie hatte ein paar Steine in seiner unsichtbaren, emotionalen Mauer, die er um sich errichtet hatte, entfernt. So konnte sie ab und zu einen Blick hinter seine arrogante, egozentrische, besserwisserische, narzisstische Fassade werfen. Und da sie immer noch an seiner Seite war, schreckte es sie wohl nicht ab, was sich tief im Schatten hinter der Mauer verbarg. Da der Riddler seinen Satz nicht beendete, legte Harley den Kopf schief und musterte ihn so genau, wie es die Lichtverhältnisse zuließen. Er wusste, dass sie jetzt am liebsten drauf los geplappert hätte, doch sie verkniff sich jeden Kommentar, was er ihr hoch anrechnete. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine Diskussion mit ihr. Stattdessen legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, ganz so, als wollte sie ihm etwas von ihrer Zuversicht und ihrem Mut abgeben. Edward nahm das dankend zu Kenntnis, auch wenn ihm ihre Berührung im ersten Moment unangenehm war. Doch er konnte der Versuchung erfolgreich widerstehen, mit einer unwirschen Bewegung ihre Hand fortzuschlagen. "Löse mir ein Rätsel, Harley ...", sagte Edward schließlich mit ernster, aber brüchiger Stimme, die sich in seinen Ohren nicht wie seine eigene Stimme anhörte. Aber er musste da durch, ansonsten würde er ihr wohl nie mehr in die Augen sehen können. "Man kann es nicht hören und man kann es nicht sehen. Es tut oft weh und es ist doch schön. Es ist kein Wein, doch es geht ins Blut. Es ist kein Gold, doch es macht reich. Ein Herz aus Eisen wird davon weich. Es ist kein Feuer, aber es brennt. Sag mir, wie man das nennt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)