Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 7: Griff zur Axt ------------------------ Wie lange sich Edward in seinem Arbeitszimmer verschanzt hatte, wusste er nicht. Wenn er sich in seine Arbeit vergrub, vergaß er jedes Zeitgefühl. Es passierte öfters, dass er bei einer Pause überrascht war, dass die Sonne schon aufgegangen war und er die ganze Nacht vor dem Computer verbracht hatte. Als er leise durch den Flur ging, lag die vor ihm liegende Wohnküche im Schatten. Die Neonleuchte über der Spüle war ausgeschaltet worden, aber hinter den Bücherregalen konnte man das Flackern des Feuers im Kamin erahnen. Wenn ihn jetzt Jemand sehen könnte, wie er durch sich eigenes Appartement schlich, dann durch eine schmale Lücke zwischen den Büchern hindurch spähte und Harley beobachtete, wie sie auf seiner Couch saß, eines der Zierkissen fest im Arm hielt und gedankenverloren ins Feuer starrte, würde dieser Jemand mit Sicherheit denken, dass er zu feige war, um mit ihr zu sprechen. Und so falsch war diese Annahme auch nicht. Er traute sich nach dem Fauxpas, den er sich geleistet hatte, einfach nicht, ihr unter die Augen zu treten. Das Feuer im Kamin prasselte fröhlich – Harley hatte anscheinend Holz nachgelegt - vor sich hin und immer, wenn eines der Holzscheite knackte, stoben kleine Funken nach oben in den Schornstein. Der Feuerschein, der sich in Harleys Gesicht widerspiegelte, zeigte, dass ihre Tränen getrocknet waren, sie aber immer noch traurig aussah. Wieder verspürte der Riddler den Drang, etwas zu tun, was bei Anderen nur ein mitleidiges Kopfschütteln ausgelöst hätte: Holz hacken. Der Kamin war die einzige Wärmequelle in seinem Appartement und deswegen hatte Edward in der alten Fertigungshalle, über der er lebte, einen großen Vorrat an Holz angelegt. Die meisten Holzscheite waren bereits in einem Kamin-tauglichen Format, aber mit voller Absicht lagerte er auch große Holzstücke, die erst noch gehackt werden mussten. Und immer dann, wenn er sich richtig mies fühlte, einen beschissenen Tag hatte oder sehr frustriert war, griff er zur Axt und hackte Holz. Es war eine Tätigkeit, die ihn beruhigte und auf andere Gedanken brachte. Nebenbei tat er auch gleich etwas für seine Fitness, was nicht das Schlechteste war. Mit einem lautlosen Seufzen wandte Edward den Blick ab. Insgeheim war er natürlich froh darüber, dass Harley noch da war und nicht Hals über Kopf nach draußen in die regnerische Nacht aufgebrochen war. Doch gleichzeitig fühlte er sich unwohl mit der Tatsache, dass sie die Nacht bei ihm verbringen sollte. Zum einen Teil lag es daran, dass er einfach nie gelernt hatte, mit Frauen umzugehen. Eine richtige, lange, intime Beziehung konnte er, trotz dass er bereits über Dreißig war, nicht vorweisen. Natürlich wusste er, dass man sich Frauen gegenüber höflich, charmant und zuvorkommend zu verhalten hatte, was er so gut es ging auch beherzigte. Trotzdem hatte es bisher nur zu kurzen, unbedeutenden, rein sexuellen Affären gereicht. Ganz unrecht war ihm das nicht, da er sich zu keiner der Frauen so hingezogen gefühlt hatte, dass er seine Mauer einreißen wollte. Zum anderen Teil lag es daran, dass er es unbedingt vermeiden wollte, dass der Joker wieder auf ihn aufmerksam wurde. Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis Edward so tief untertauchen konnte, dass der Joker nicht mehr nach ihm suchen ließ. Er hatte dem Clown einmal unabsichtlich einen Plan vereitelt und seitdem waren die Beiden wie Hund und Katze. Der Joker wusste zwar, dass der Riddler und Harleys eine platonische Freundschaft unterhielten, aber wenn herauskam, dass sie bei ihm übernachtete und er mehr als freundschaftliche Gefühle für sie hegte, dann rückte er auf der Abschussliste des Jokers ziemlich weit nach oben. "Die Couch kannst du dir ausziehen", sagte Edward, als er aus dem Schatten des Bücherregals trat, was Harley dazu veranlasste, erschrocken den Kopf zu heben. Sie hatte ganz offensichtlich nicht damit gerechnet, ihn diese Nacht noch einmal zu Gesicht zu bekommen. "Kissen und Decke findest du im Schrank am Ende des Flurs", fügte er hinzu, ohne auf ihre Reaktion einzugehen. Da sie noch nie hier übernachtet hatte, hielt er es für seine Pflicht, ihr zumindest das Nötigste zu erläutern. Harleys Antwort bestand nur aus einem stummen Nicken und für Edward war das Thema damit eigentlich erledigt. Er drehte sich um und wollte nur noch in sein Bett. Doch das leise "Danke ...", was sie ihm hinterher rief, ließ ihn sich noch einmal umdrehen. Unter ihrem aufmerksamen Blick fühlte er sich ein wenig unwohl, trotzdem gelang es ihm, ihr ein vorsichtiges, aufmunterndes Lächeln zu schenken. "Du kannst so lange hier bleiben, wie du möchtest", war das Letzte, was ihm über die Lippen kam, ehe er endgültig hinter den Bücherregalen verschwand und Harley mit ihren Gedanken alleine ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)