Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 4: Edwards kleines, wohlgehütetes Geheimnis --------------------------------------------------- Normalerweise konnte den Riddler so schnell Nichts überraschen und aus der Fassung bringen, doch die Neuigkeit, die ihm Harley gerade offenbart hatte, machte ihn wirklich sprachlos. Sein Gesicht musste ein einziges Fragezeichen sein, als er sie perplex anstarrte. "Du hast den Joker verlassen?", fragte Edward langsam, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. Das bestätigende Nicken von Harley ließ ihn fassungslos den Kopf schütteln. "Ich kann kaum glauben, was ich da höre." Der Riddler löste sich vom Fensterbrett, an dem er bis eben gelehnt hatte und tigerte in der Küche herum. Das sich wiederholende Stirnrunzeln und die angespannten Kiefer zeigten deutlich, dass er angestrengt über ihre Worte nachdachte. Harley folgte ihm mit den Augen, schwieg aber. Nachdem er den Tisch mehrmals umrundet hatte, blieb er gegenüber von Harley stehen, stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab und sah seine langjährige Freundin durchdringend an. "Versteh mich jetzt nicht falsch, denn ich befürworte es, dass du von diesem Freak weg bist, aber hast du auch an die Konsequenzen gedacht, Harl?" Wieder ließ er Harley nicht zu Wort kommen und setzte seinen Monolog ungerührt fort. "Der Joker ist Niemand, der daneben steht, wenn etwas, was ihm gehört, einfach so verschwindet. Er wird nach dir suchen. Und wenn er dich nicht bei Ivy findet, wird er nach mir suchen. Pamela ist neben dir die einzige Person, die weiß, wo ich wohne." Edward ließ sich auf einen Stuhl fallen und raufte sich kurz die Haare, ehe er Harley ansah. "Weiß er wenigstens, dass du gegangen bist oder war es eine Kurzschlussreaktion von dir?" "Ich habe ihm einen Zettel hinterlassen", gab Harley kleinlaut zur Auskunft, was Edward dazu veranlasste, frustriert den Kopf in den Nacken zu legen und die Zimmerdecke anzustarren. "Ich wollte einfach nur noch weg ...", fügte Harley leise hinzu und senkte den Blick, als ihr Gegenüber sie skeptisch mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Er hat wieder die Hand gegen dich erhoben." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Harley mit einem kaum sichtbaren Nicken beantwortete. "Wie oft haben Pam und ich dir eigentlich schon gesagt, dass es absolut nicht in Ordnung ist, wie er dich behandelt?" "Deswegen bin ich doch hier!", konterte Harley und in ihren Augen schimmerten Tränen. "Genau deswegen bin ich abgehauen und ich hatte eigentlich erwartet, dass wenigstes du mich verstehen würdest, Eddie!" Schlagartig verstummte der Riddler, ließ seinen Blick ruhelos durch den Raum schweifen und vermied den direkten Blickkontakt mit Harley. Seit er sie kannte, wunderte er sich darüber, dass sie es bei dem psychopathischen Clown aushielt. Er und Poison Ivy hatten schon oft versucht ihr klar zu machen, dass er nicht gut für sie war und manchmal hatten sie auch Erfolg damit. Doch sie war immer wieder zu ihm zurück gekehrt und so hatte Edward es mittlerweile aufgegeben, Harley davon überzeugen zu wollen, sich zu trennen. Dass sie es nun getan hatte, war ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont, doch der Riddler war mehr als skeptisch, dass es dieses Mal von Dauer sein sollte. Bisher war Harley immer wieder eingeknickt und hatte sich wieder in die Arme des Jokers geworfen, obwohl er sie wie Dreck behandelte. Aber dass sie bei seinen Worten, die vielleicht für ihre Ohren etwas hart wirken – als notorischer Einzelgänger war Edward kein Meister wenn es darum ging, Jemanden die Wahrheit schonend beizubringen -, in Tränen ausbrach, zeigte zumindest, dass es ihr anscheinend wirklich ernst damit war. "Ich verstehe dich ja", murmelte Edward. Er konnte Harley nicht ansehen, denn er ertrug es nicht, sie in Tränen aufgelöst zu sehen. Generell hatte er Schwierigkeiten damit, wenn eine Frau weinte. Er fühlte sich dann komplett hilflos und er wollte um jeden Preis verhindern, dass diese Schwachstelle bekannt wurde. "Ich habe Mr. Jay nie gesagt, dass ich weiß, wo du zu finden bist und Red wird es ihm sicherlich auch nicht verraten", sagte Harley und sah den Riddler bittend an. "Du wirst kaum merken, dass ich hier bin, Eddie." Edward seufzte lautlos. Er konnte Harley noch nie etwas abschlagen und auch nie lange böse sein – ganz besonders dann nicht, wenn sie ihn mit ihren großen blauen Augen beinahe flehend ansah. Ob sie überhaupt wusste, was sie für eine Wirkung auf ihn hatte? Es war schon einige Zeit her, seit er Harley das erste Mal gesehen hatte – an der Seite des Jokers. Schon damals war er überrascht gewesen, wieso der verrückte Clown, der bis dato nur allein gearbeitet hatte, plötzlich einen Komplizen hatte. Als er später die Clownspinzessin des Jokers durch Zufall kennen lernte, wurde dem Riddler Einiges klar. Harley war mindestens genauso verrückt wie der Clown. Und sie war hoffnungslos verliebt in ihn. Warum wusste wohl nicht einmal sie selber. Sie war regelrecht besessen davon, dem Joker jeden Wunsch von den Augen abzulesen, dass sie sich selber vergaß. Und je länger Edward sie kannte, desto mehr war er überzeugt, dass Harley immer tiefer in den Wahnsinn gezogen wurde, aus dem sie alleine nicht mehr heraus finden konnte. Deswegen war er irgendwann mit Poison Ivy darüber übereingekommen, dass sie, was Harley betraf, zukünftig zusammen arbeiten würden. Zum Glück hatte Ivy nie nachgefragt, warum er sich überhaupt mit Harley angefreundet hatte, schließlich hatte Edward den Ruf, vollkommen autark zu arbeiten und zu leben. Und selbst wenn Ivy gefragt hätte, hätte sie keine zufriedenstellende Antwort erhalten. Es war Edwards kleines, wohlgehütetes Geheimnis, dass er sich mehr als nur freundschaftlich zu Harley hingezogen fühlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)