Training im Schnee 1 oder Wie kriegen wir unseren Teamchef wieder? von Venka (Für alle Kommentar-Schreiber hier das angekündigte Bonuskapitel!!!) ================================================================================ Kapitel 8: Drawn to the Darkness -------------------------------- Training im Schnee oder Wie kriegen wir unseren Teamchef wieder? Hallo! Da sind wir wieder! Kai: Gleiche Welle, gleiche Stelle! Lillie: *Bratpfanne schwing* *knurrt* Kahai... Kai: *schock* schon gut... *schluck* *räusper* Venka: Lillie... - Wieso hast du Ray am Leben gelassen? Ray: Ja! - Wieso eigentlich? *nachdenk* Was rede ich denn da eigentlich? Lillie: Aaaaaaaaaalso: 1. Mal war Mariah dabei! Wir können doch das arme Mädchen nicht alleine lassen! und 2. *verträumter Blick* Ich hatte meine sentimentale Ader... Venka: Ach Lillie... Kai: Fragt sich nur was für ne Ader Venka hatte, als sie den Rest geschrieben hat... Venka: *böser Blick zu Kai* Legst du's darauf an, das am Ende doch noch einer stirbt??? Kai: Äh... Lillie: Na ja... *sich ans Kinn fasst* Keine schlechte Idee... Venka: *fg* Lillie: Venkaaa? - Ich hab ne Superidee!!! Ray + Kai: Och nöööööööö!!! In diesem Sinne: FF - Fiel Fergnügen! --------------------------------------------------------------- 08 – Drawn to the Darkness Ein durchdringender Schmerz in seiner Schulter und ein heftiges Pochen im Kopf ließen Ray vermuten, dass er doch nicht tot war. Langsam und vorsichtig öffnete er die Augen. Über ihm befanden sich ein paar zerfledderte Zweige eines Baumes und rings um ihn herum war nichts als Schnee. „Ich hasse Schnee!“ grummelte Ray während er sich versuchte aufzurichten, was aber nicht so einfach war, da seine Beine komplett unter der weißlichen Masse begraben waren. Ein heftiges Stechen in seiner rechten Schulter und im Oberarm ließ ihn wieder zusammen sinken. Als die Schwärze vor seinen Augen und die Übelkeit verschwunden waren, besah er sich die Verletzung. Die Kufe des Schneemobiles hatte ganze Arbeit geleistet und eine klaffende Wunde an der Schulter hinterlassen, die sich bis zum Oberarm nach unten zog. „Schöner Mist!“ stöhnte er vor Schmerzen, als er sich mit seinem Schal wenigstens den Arm verband. Da viel ihm plötzlich Mariah wieder ein. Wo sie wohl steckte und ob es ihr gut ging? Ray erhob sich mühevoll und musste sich erst einmal an den Resten des Baumes festhalten, um nicht gleich wieder umzukippen. Doch der Gedanke an Mariah ließ ihn wieder Kraft schöpfen. Er musste sie finden und hier weg bringen. Langsam und bedacht setzte er einen Fuß vor den anderen, um nicht zu stolpern oder gar einzubrechen. Er brauchte nicht lange zu suchen. Eine bleiche Hand, die aus dem Schnee schaute, zeigt ihm, dass er Mariah gefunden hatte. Jetzt hieß es sie ausgraben und hoffen, dass sie noch lebte. Er arbeitete so fieberhaft, dass er die Schmerzen in seiner Schulter total vergaß und nur wenige Minuten später hielt er das leblose Mädchen in seinen Armen. Ray atmete auf, sie lebte. Er versuchte sie wachzurütteln und tätschelte ihr erst liebevoll, dann etwas stärker das Gesicht. Doch vergebens. Mariah zeigte keinerlei Reaktion, so dass dem Jungen nichts anderes übrig blieb, als sie auf seine gesunde Schulter zu heben und zu tragen. Bis jetzt hatte er auf seinen Instinkt einigermaßen hören können, zumindest was das Finden von Mariah anging. So vertraute er nun wiederum seinem Glück und stapfte in irgendeine Richtung davon. Er war gerade eine halbe Stunde unterwegs, als sich Mariah auf seiner Schulter bewegte und aufstöhnte. Anscheinend hatte auch sie Schmerzen. Vorsichtig setzte Ray sie in den Schnee und strich ihr noch einmal zärtlich über das Gesicht. Sie schlug die Augen auf und sah ihn mit leerem Blick an. „Was ist passiert?“ fragte sie verstört. „Eine Lawine.“ antwortete ihr Ray. „Wir haben Glück, dass wir noch leben!“ fügte er hinzu und nahm neben dem Mädchen Platz. Mariah hatten diese Worte gereicht, um wieder zu wissen, was geschehen war. Nach einem kurzen Aufatmen, darüber dass sie noch lebten, kamen allerdings die Schmerzen und Mariah fasste sich mit einer Hand an ihren Arm. In dem Moment wie sie ihn aber berührte stieß sie einen müden Schmerzensschrei aus und Ray zuckte zusammen. „Was ist?“ frage er besorgt. „Tut dir was weh?“ „Ja, mein Arm!“ schluchzte sie. „Und außerdem habe ich das Gefühl, als ob mein Kopf gleich zerspringt.“ „Du hast bestimmt eine Gehirnerschütterung und der Arm sieht gebrochen aus!“ stellte Ray fest, als er vorsichtig den Ärmel nach oben schob. „Ich denke da dürfte eine einfache Schiene fürs erste reichen.“ Mit diesen Worten erhob er sich und ging zu einem Strauch. Mariah hörte es zweimal Knacken und Ray kam mit zwei Stöcken in der Hand wieder. Behutsam, damit er seine verletzte Schulter nicht anstrengte, wickelte er seine Handgelenksbandagen ab. Dann legte er die beiden Stöcke vorsichtig an Mariahs Arm und band sie mit dem Band fest. Als er fertig war hellte sich ihr Blick sofort auf. Es tat gut diese Stütze am Arm zu haben, wenn jetzt auch noch die Kopfschmerzen und die leichte Übelkeit weggingen, wäre sie dankbar. Doch dem war leider nicht so. Mariah konnte kaum Stehen, geschweige denn Laufen. Ray wusste, dass sie irgendwo eine Unterkunft finden mussten, also nahm er das Mädchen wieder auf seine Schulter und trug sie Meter für Meter. Er wusste nun überhaupt nicht mehr, wo sie sich befanden und in welche Richtung er gehen sollte, doch er vertraute seinen Füßen, die ihn noch trugen. Mariah war in der Zwischenzeit wieder weggetreten. Es hatte sie anscheinend doch schlimmer erwischte, als er anfänglich gedacht hatte. Nun war es das Wichtigste, dass er sie so schnell wie möglich hinlegen konnte, denn eigentlich brauchte sie unbedingte Ruhe. In seinen Gedanken versunken und die Schmerzen vor Kälte schon nicht mehr spürend, setzte er wie automatisch immer wieder einen Fuß vor den anderen. Dann konnte Ray nicht mehr und brach mitten im Gehen zusammen. Er versuchte sich wieder aufzurichten, doch vergebens. Er war völlig erschöpft. ,Ray, wenn du jetzt aufgibst, sind wir verloren und was wäre dann mit Kai?’ schoss es ihm durch den Kopf. Durch diesen Gedanken angeregt schaffte er es, seine Kräfte noch einmal zu mobilisieren. Er holte tief Luft und stemmte sich dann vom Boden weg, um sich aufzurichten. Trotz, dass es ihm diesmal gelang, musste er schnell einen Unterschlupf finden, denn lange würde er das nicht mehr durch halten. Als ob sein Flehen erhört wurde, tauchte nur wenige Augenblicke später ein großer Steinbrocken vor ihm auf. Ray betrachtete sich die zwei Büsche am Fuß des verschneiten Felsens genau und entdeckte, zu seiner großen Freude, dass sich dahinter ein Hohlraum befand. Sacht legte er Mariah vor die Büsche. Dann kroch er hindurch und zog sie in den Schutz der kleinen Höhle. Mit einem Seufzer der Erleichterung sank der Junge neben dem bewusstlosen Mädchen zu Boden und fiel in einen tiefen und traumlosen Schlaf. Zaghaft blinzelnd begann Mariah die Umgebung zu beäugen. Sie lag auf dem kalten Steinfußboden einer kleinen Höhle und neben ihr lag, immer noch schlafend, Ray. Langsam richtete sie sich auf und begann die Gedanken und Erinnerungen in ihrem Kopf zu ordnen. Nach und nach fügte sich alles zu einem Bild zusammen: Die Lawine, dass Ray sie gefunden und schließlich getragen hatte, bis in diesen Unterschlupf. Ein kurzer Seitenblick auf den schlafenden Jungen, zeigte ihr, dass er eine Verletzung haben musste, denn an seiner Kleidung befand sich eine gar nicht mal so kleine Blutspur. Vorsichtig, um Ray nicht zu wecken, lockerte sie den Schal, den er um den Arm trug, und schob das zerrissene Oberteil an der Schulter bei Seite. Sie zuckte unwillkürlich zurück, als sie die Wunde sah. Wie hatte er sie nur mit dieser Verletzung so weit tragen können! Behutsam drehte sie Ray auf die nicht verletzte Seite. Dann wickelte sie ihren Schal ab und bandagierte damit erneut seinen Oberarm. Anschließend setzte sie den Jungen sachte auf und begann mit dem anderen Schal die Wunde an der Schulter zu verbinden. Da der Schal aber nicht ausreichte, riss sie sich von ihrem T-Shirt, dass sie unter dem Schneeanzug trug, ein Stück ab. „Nicht schön, aber selten!“ sagte sie zufrieden zu sich selbst, als sie ihr Werk betrachtete. Sie brauchte nicht lange zu warten und Ray fing an sich zu strecken, wie er es jeden Morgen nach dem aufwachen gewohnt war. Doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne und stieß einen gequälten Seufzer aus. „Tut es so schlimm weh?“ erkundigte sich Mariah besorgt. „Es ist auszuhalten, denke ich.“ Mit einer Hand seine Schulter haltend stand er auf. „Warst du das?“ fragte er und deutete auf den Verband. „Ja, ich hatte zwar gehofft, dass es etwas besser aussehen würde, aber...“ zögernd blickte sie ihn an. „...besser als gar nichts. Danke!“ vollendete Ray ihren angefangenen Satz und lächelte sie an. „Wie geht es dir? Haben die Kopfschmerzen nach gelassen? Meinst du, dass du laufen kannst?...“ „Moment.“ unterbrach sie unterstützend mit ihren Händen seinen Fragenschwall. „Mir geht es gut, die Kopfschmerzen sind fast weg und ja, ich denke, dass ich Gehen kann.“ „Wir sollten aufbrechen, die anderen werden sich schon Sorgen machen.“ Mit diesen Worten drehte er sich zum Ausgang und verschwand hinter den Büschen. Mariah folgte ihm. Zusammen stapften sie in irgendeine Richtung davon, in der Hoffnung jemanden zu finden, der ihnen weiter helfen könnte. Mariah ging es zwar wieder viel besser, doch dieser lange Fußmarsch machte sie schnell müde, so dass sie viele Pausen einlegen mussten. Diese war innerhalb der letzten zwei Stunden die Vierte und auch Ray begann langsam, aber sicher wieder müde zu werden. Er hatte sich auf einen kleinen Hügel begeben um sich die Gegend etwas genauer an zu sehen, während Mariah in einem kleinen Waldstück auf ihn wartete. Mit freudestrahlendem Gesicht kam er nun den Hügel herunter gelaufen, denn er hatte in der Nähe ein paar kleine Häuser entdeckt. Dort würden sie bestimmt Hilfe finden. Doch er hatte gerade den Rand des Waldstückes erreicht, als er einen kräftigen Schlag im Genick spürte und ohne einen Ton von sich zu geben in den Schnee fiel. Er hörte Mariah kreischen und wollte sich aufrichten, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Ray wurde plötzlich Schwarz vor Augen und er sank in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Kai keuchte auf, als er von Spencer auf den Boden geschleudert wurde und er durch die Wucht einige Meter über die Steinfliesen rutschte. Schwer atmend blieb er sitzen und unterdrückte mit aller Macht das Verlangen, aufsehen zu müssen. Er wollte seinem Peiniger, von dem er genau wusste, dass er vor ihm stand, auf keinen Fall in die Augen sehen. „Nun Kai...“ begann sein Großvater zu sprechen. „Hast du es dir noch einmal überlegt?“ Der Junge behielt den Kopf unten und verweigerte jede Antwort. „Kai! Hörst du, was ich sage?“ „Du kennst meine Antwort und ich denke nicht, dass ich sie noch einmal wiederholen muss!“ knurrte Kai schließlich. „Wie war das gerade? Ich hoffe doch, dass ich mich gerade verhört habe, oder?“ Man konnte die Überraschung und den Unglauben in der Stimme Voltaires ganz deutlich hören. Kai hob den Kopf und erwiderte trotzig: „Ich mach es nicht! Nicht noch einmal!“ Nur ein paar Hundertstel später klatschte es und sein Kopf zuckte, von einer Ohrfeige getroffen, beiseite. „Verfluchter verbohrter Bengel!“ zischte Voltaire ungehalten. „Hoch mit ihm!“ schrie er, als Kai auch darauf keine Reaktion zeigte. Spencer griff ihm roh in die Schulterblätter und zwang den Jungen aufzustehen. „Mach ihn los!“ Auch der nächste Befehl wurde befolgt und Kais Fesseln fielen zu Boden. Endlich befreit von den lästigen Stricken, die ihn gezwungen hatten, die Nacht mit seinem schlimmsten Alptraum zu verbringen, nahm Kai alle noch verbliebene Kraft zusammen und schleuderte den Black Dranzer zu Boden. Anschließend verschränkte er demonstrativ die Arme vor der Brust. Sein Großvater musterte ihn scharf. „Du meinst das ernst, nicht wahr?“ „Noch mal zum Mitschreiben! Ich mach es nicht! Für nichts auf der Welt! – Und schon gar nicht für dich!“ zischte Kai und der drohende Unterton war auch seinem Großvater nicht entgangen. „Wir werden ja sehen, Kai. Wir werden sehen! – Bryan! Sei doch so gut und bring unseren anderen >Gast< herein.“ Kai horchte auf. Es war noch jemand hier? Und auch noch die Bezeichnung Gast zu verwenden, das grenzte ja schon an Unverschämtheit. Schließlich war zumindest er hier ein Gefangener und er schätzte, dass es dem anderen ähnlich ging. „Sieh mal, wer unsere Gastfreundschaft noch genießt, Kai...“ sagte Voltaire und zeigte in Richtung des Eingangs zu den Katakomben der Kathedrale. Obwohl er noch versuchte, desinteressiert zu wirken, siegte die Neugier doch bei Kai und er blickte in Richtung des Eingangs. Doch was er sah, ließ ihn seine Augen aufreißen. „RAY!!! – Was habt ihr mit ihm gemacht?“ fragte er aufgebracht, nachdem er gesehen hatte, dass der Freund halb bewusstlos war. „Nichts haben wir mit ihm gemacht. Wir haben ihn draußen in einem Schneesturm gefunden und dachten, es wäre besser ihn hierher zu bringen, bevor er da draußen noch erfriert.“ erklärte Kais Großvater. Kai knirschte mit den Zähnen. Was bezweckte der Großvater damit? Wollte er ihn milde stimmen, nur weil er Ray gerettet hatte? Oder hatte er ihn gar nicht gerettet, sondern wollte Kai das nur glauben machen? „Es geht ihm gut...“ begann Voltaire wieder und der warnende Unterton in seiner Stimme entging Kai nicht. „Es geht ihm gut. Noch allerdings... – Wie lange, das hängt ganz von dir ab...“ ‚Also doch als Druckmittel!’ schoss es Kai durch den Kopf. „Erpresser!“ knurrte er schließlich. „Ich würde es eher als faires Geschäft sehen, Kai. Du startest das Blade und wir lassen dafür deinen kleinen Freund in Ruhe. Was hältst du davon?“ „Ich...“ begann Kai, aber Ray, der inzwischen zu sich gekommen war und das Beyblade auf dem Boden entdeckt hatte, unterbrach den Freund: „Tu es nicht Kai! Du weißt doch am besten, was passieren wird, wenn du ihn startest!“ Kais Blick wandte sich seinem Teamkameraden zu, doch gleich darauf schlossen sich seine Augen. Voltaire hatte Spencer ein kurzes Zeichen gegeben und dieser hatte Ray daraufhin einen Faustschlag in die Magengrube verpasst. Keuchend ging der Schwarzhaarige zu Boden. „Nun Kai...“ begann Voltaire wieder. „Willst du das Beyblade nicht wieder aufheben?“ Kai antwortete erneut nicht. Er stand nur da, die Augen dem Boden zugewandt und versuchte verzweifelt, das zu ignorieren, was die beiden Mitglieder der Demolition-Boys da mit seinem besten Freund anstellten. Ray kassierte einen Schlag nach dem anderen, sagte dabei aber kein einziges Wort und gab auch keinen Laut des Schmerzes von sich. „Der Junge ist zäh Kai, sehr zäh! Aber sehr lange wird er diese Behandlung nicht mehr aushalten!“ warnte der Großvater erneut. Kai knirschte mit den Zähnen. Er rang mit sich selbst um das, was es zu tun galt. Entweder das Blade aufheben und starten oder zusehen, wie Ray weiter gequält wurde. Wieder war es Ray, der Kais Handlungen erst einmal dirigieren konnte, denn er rief: „Kai! Kümmere dich nicht um mich! Aber lass die Finger von diesem verdammten Blade!“ „Wie niedlich!“ schnarrte plötzlich eine Stimme, die Kai sehr bekannt vorkam. Er verengte die Augen und blickte die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Tala...“ knurrte er fast unhörbar. Der rothaarige Junge, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte und nun neben Voltaire auftauchte, legte den Kopf schief. „Da hat wohl einer Angst, dass Kai was anstellen könnte!“ stellte er fest. Das war Ray zuviel. Er rappelte sich auf und schlug nun das erste Mal zurück. Der Fausthieb traf Bryan genau in die Magengrube und dieser ging in die Knie. „Idiot!“ zischte Ray sauer; seine Augen funkelten Tala wütend an. „Ich habe nur Angst um Kai!“ Doch für diese Frechheit kassierte der junge Chinese einen derben Schlag von Spencer zwischen die Schulterblätter und ging erneut zu Boden. Gleich nach dem darauf folgenden Tritt ertönte ein hässliches Knacken; ein eindeutiges Zeichen, dass gerade in diesem Augenblick mindestens eine von Rays Rippen gebrochen worden war. Tala verzog das Gesicht. „Sehr überzeugend, mein lieber Ray...“ lachte er, was auch die beiden anderen Jungen zu hämischem Gelächter anregte. Es war kein echtes Lachen. Alle drei, Tala, Spencer und Bryan waren Marionetten; gesteuert durch den Hauptcomputer der Biovolt Corp.; unter Kontrolle gehalten durch Chips, welche direkt in ihre Nervenzentren implantiert waren. Ihr Bewusstsein war ausgeschaltet. Kai wusste, dass ihm das gleiche Schicksal blühte, wenn er den Black Dranzer startete, denn auch er trug einen solchen Chip im Nacken. Aber was sollte er machen...? – Zusehen, wie Ray mit jedem Schlag dem Tod näher rückte und sich selbst damit retten, oder Ray helfen und dann Gefahr laufen, ihn selbst verletzen zu müssen, weil Biovolt und sein Großvater es so wollten...? Schließlich lag Ray schwer atmend und mindestens eben so schwer verletzt auf dem Boden und Bryan holte schon zum nächsten Schlag aus, der für Ray höchstwahrscheinlich der letzte gewesen wäre, doch da... „AUFHÖREN!!!“ Auf ein Zeichen Voltaires hin ließ der lilahaarige Junge die Hand sinken. Langsam drehte sich der alte Mann zu seinem Enkel um und blickte den Jungen an. „Was war das gerade?“ „Lasst ihn in Ruhe!“ Kais Stimme zitterte vor Wut und Angst um das Leben des Freundes. „Er hat damit nichts zu tun und ihr wollt doch nur mich, also lasst ihn aus dem Spiel!“ Ray keuchte auf, als er Kais Worte hörte. Der junge Chinese ahnte schon, was nun folgen würde. Voltaire hatte Kai genau dahin getrieben, wo er ihn hatte hinhaben wollen. „Du kannst mit einer einzigen Aktion sein Leiden sofort beenden.“ bot Voltaire seinem Enkel an. Kai knirschte mit den Zähnen. Er wollte nicht, doch er sah keinen anderen Ausweg. „Starte das Beyblade!“ Der befehlende Ton in der Stimme seines Großvaters ließ den Jungen zusammenzucken und es war, als würde sein Körper ohne sein Zutun reagieren, als er sich hinunterbeugte und zögerlich nach dem Beyblade griff. Jetzt war es nur noch drei kleine Schritte bis zum endgültigen Ende. Und Kai machte gleich den Nächsten, als er mit zitternden Händen den Blade-Shooter von seinem Großvater entgegennahm. „Kai... – Nein... – Tu das nicht!“ keuchte Ray, doch ein sanftes Klicken deutete das an, was der Junge nicht wahrhaben wollte: Kai handelte wie mechanisch, als das schwarze Blade in den Shooter einrastete. „Sehr gut Kai...“ lobte Voltaire den plötzlichen Gehorsam. „Und jetzt los!“ Zögerlich legte Kai den Shooter an und ergriff die Rip-Cord. Dann schweiften seine Augen erneut zu Ray hinüber, der wieder nur den Kopf schüttelte und dafür einen erneuten Tritt in die Magengegend kassierte. Das war Kai zuviel. Kraftvoll riss er an der Rip-Cord und der schwarze Blade zischte in rasender Umdrehung davon. Leise sirrend drehte er sich vor Kai auf dem Boden. „Nein...“ war alles, was Ray noch flüstern konnte, dann verlor er das Bewusstsein. „Verzeih mir Ray...“ flüsterte Kai. „Aber ich konnte nicht zulassen, dass sie dich meinetwegen noch weiter quälen...“ Dann wandte er sich seinem Großvater zu. „Da hast du dein gestartetes Beyblade! Bist du jetzt zufrieden?“ fragte er wütend. Kai bekam keine Antwort. Sein Großvater sah nur zu dem sich rasend schnell drehenden Blade und rief: „Erscheine! BLACK DRANZER!“ Das Bit in der Mitte des Blade begann augenblicklich hell zu glühen. In derselben Sekunde zuckte ein stechender Schmerz durch Kais Nacken. ‚Nein, nein, nein, nein!’ schoss es ihm immer wieder durch den Kopf, doch jetzt war es zu spät, noch etwas zu tun, was das Unvermeidliche hätte doch noch verhindern können. Er konnte fühlen, wie sich sein Bewusstsein trübte und wie die Schmerzen in seinem Nacken stärker und stärker wurden; wie sie auf seinen Kopf übergriffen und sich dort blitzschnell ausweiteten. Doch es wurde noch schlimmer, als das Bit-Beast, ein pechschwarzer Phoenix, schließlich erschien. Black Dranzer war von beinahe unheimlicher Schönheit, doch er war so gefährlich, wie er stark und schnell war. Seine rotglühenden Augen blieben an Kai hängen, der seine Handflächen an die Schläfen presste um mit dem immer stärker werdenden Schmerz besser fertig zu werden. Aber es half nichts. Black Dranzer hatte seinen Counterpart gefunden. Den Menschen, den zu beherrschen er geschaffen worden war. Und nun würde er ihn sich holen; von nichts würde er sich jetzt noch aufhalten lassen. „Gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!“ Das alte Kirchenschiff mit seiner starken Akustik ließ Kais lang gezogenen Schmerzensschrei tausendfach wiederhallen. Hilflos sank er zwischen den Kirchenbänken in die Knie und starrte dann noch ein letztes Mal mit leeren Augen auf den Phoenix, bevor er das Bewusstsein verlor und auf dem Boden aufschlug. Der Blade kreiselte schließlich aus und kam neben Kais Kopf zum Liegen. Voltaire lachte. „Sehr gut... – Jetzt gehörst du mir, Kai! Und diesmal wird dich nichts und niemand mehr retten...“ Als Ray wieder aufwachte, befand er sich in irgend einem Keller; wahrscheinlich unterhalb der Kathedrale. Es war dunkel; nur eine einzelne Fackel neben der Tür beleuchtete den Raum. Wie viele Stunden vergangen waren, wusste er nicht, doch er spürte, dass es schon eine Weile her sein musste, dass er in der Kathedrale das Bewusstsein verloren hatte. „Die Kathedrale! – Kai!“ Ray war sofort hellwach, sämtliche Schmerzen und Müdigkeit schien verflogen; er sprang auf, zumindest versuchte er es, denn die Ketten an seinen Hand- und Fußgelenken hinderten ihn daran, sich von Boden zu lösen. Vor Schmerzen in seinen gebrochenen Rippen und an seiner Schulter aufkeuchend, fiel Ray zurück auf den Boden und blieb schwer atmend sitzen. Er war gefangen, einen Ausweg gab es wohl erst mal nicht. Zeit genug um sich in dem Gefängnisraum umzusehen hatte er nun allerdings zur Genüge. Er entdeckte Mariah nur wenige Meter neben sich. Sie war noch bewusstlos aber so wie es schien war sie unverletzt. ‚Wenigstens sie haben sie in Ruhe gelassen... – Verdammte Demolition-Boys!’ dachte Ray wütend. Seine scharfen Augen suchten die Wände nach einem Hinweis auf die genaue Lage des Gefängnisraums ab und sein Blick blieb schließlich an einer auf dem Boden liegenden Gestalt hängen. Es war im Halbdunkel nicht genau zu erkennen, wer da lag, doch der lange Schal verriet Ray sofort, wer der dritte im Raum war. „Kai...“ Ray schüttelte verwundert den Kopf; er glaubte zu träumen Kai hier vorzufinden. Hatte er sich doch geweigert, den Befehl auszuführen? Hatten sie ihn nicht unter ihre Kontrolle bekommen? Vorsichtig versuchte der junge Chinese auf allen vieren zu seinem Freund zu gelangen, doch er wurde enttäuscht. Seine Ketten waren nicht lang genug und so musste er sich damit begnügen, Kai aus ein paar Metern Entfernung zu beobachten. ‚Ob sie ihn schwer verletzt haben?’ Ray ließ seinen Blick nachdenklich über Kai schweifen. Da entdeckte er etwas, was ihn stutzen ließ und er warf einen raschen Blick zu Mariah um sich zu vergewissern, dass er sich nicht täuschte. Doch es stimmte: Kai trug keine Fesseln, während Ray und Mariah mit soliden Ketten an den Wänden des Raumes festgebunden waren. „Ray?“ Die leise Stimme ließ den Angesprochenen herumzucken. Mariah sah ihn ängstlich an, während sie sich langsam aufrichtete. „Ray, wo sind wir? Was ist passiert?“ „Was genau passiert ist, weiß ich auch nicht, aber wir sind definitiv eingesperrt. Und wenn ich mich richtig erinnere befinden wir uns unterhalb einer Kathedrale.“ „Kathedrale? – Ray, sprich mal bitte Klartext! Wieso sind wir gefesselt?“ „Biovolt...“ Mehr brauchte Ray nicht zu sagen, denn Mariah kannte den Schrecken dieser Organisation ganz genau so gut wie er selbst. „Was glaubst du, wollen die von uns?“ wollte das Mädchen ängstlich wissen. „Wenn alles gegen uns ist, dann haben die es schon...“ murmelte Ray. „Was?“ Mariah richtete sich ganz auf und blickte Ray an. Er schien ihre Anwesenheit nicht wirklich für voll zu nehmen; er starrte nur auf eine bestimmte Stelle im Raum. Neugierig folgte Mariah mit ihren Augen Rays Blick und dann weiteten sich ihre Augen. „Das ist ja Kai...“ murmelte sie. Ray nickte, sagte aber kein Wort. „Er ist nicht gefesselt, so wie wir... – Ray, was geht...“ Mariah brach ab, als sie merkte, dass Kai sich bewegt hatte. Langsam richtete sich der Junge auf und schüttelte den Kopf, anscheinend um ihn klar zu bekommen. „Kai?“ Auf Mariahs Rufen hin erfolgte jedoch keine Reaktion. Kai schien nur mit sich selbst beschäftigt zu sein; die zwei Anderen im Raum nahm er gar nicht für voll. „Kai? – Kai, kannst du mich hören?“ Langsam stand der grauhaarige Junge auf und blickte schließlich nach ein paar Sekunden Pause doch noch zu Mariah hinüber. Diese seufzte glücklich auf. „Gott sei dank, du hast mich gehört! Du musst uns helfen!“ rief sie und hob ihre Arme um Kai zu zeigen, wo genau eigentlich ihr Problem lag. Eine eindeutige Reaktion, die über Kais nächste Handlung Aufschluss hätte geben können, erfolgte nicht. Der Junge verengte nur seine Augen und verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. „Kai?“ Mariahs Stimme verriet nun doch langsam die Panik, in die das Mädchen geriet. Sie war gefangen und vor ihr stand jemand, von dem sie dachte, er sei ihr Freund und der ihr aus dieser Situation raushelfen könnte, doch der stand nur da und grinste? – Irgendwas stimmte nicht, das wurde nun auch Mariah klar. Und dieser Verdacht bestätigte sich auch sofort, denn Kai drehte sich um und verließ wortlos das unverschlossene Zimmer. Er blickte nicht zurück. „Kai? – Kai, was soll das?“ rief ihm Mariah hinterher. „Vergiss es...“ flüsterte Ray mit tränenerstickter Stimme. „Vergiss was?“ „Er wird dich nicht mehr hören...“ „Ray! Was zum Henker ist los mit ihm?“ Doch sie erhielt auch von Ray keine Antwort mehr. Er schlug nur mit der Faust auf den kalten Steinboden und wischte sich mit dem Handrücken der anderen Hand die Tränen aus den Augen. „Verdammt!“ fluchte er leise. „Das hätte niemals passieren dürfen!“ Beinahe andächtig betrachtete Voltaire oben im Kirchschiff das auf dem Altar ruhende Beyblade, die Heimat des schwarzen Phoenix mit Namen Black Dranzer. Fast unhörbare Schritte auf dem Boden ließen den alten Mann herumfahren. „Ah! Kai!“ rief er. Es klang erfreut; erfreut darüber, dass der Enkel erwacht war und ihm nun als willenloser Diener zur Verfügung stand. Kai erwiderte nichts. Es wäre auch ohne die Kontrolle nicht seine Art gewesen, jetzt einen Kommentar abzugeben, doch dadurch, dass er sein wahres Ich verloren hatte, war er noch schweigsamer geworden. Er verzog keine Mine, als ihm sein Großvater das tödliche Beyblade und dessen Starter in die Hände legte „Ich habe einen kleinen Auftrag für dich, mein Junge.“ „... – Der wäre?“ Es klang gelangweilt. „Du wirst jetzt sofort und ohne Umwege ins Schloss der Familie Ljubow zurückkehren! Dort wirst du dir dein altes Blade holen und Dranzer vernichten! – Und ich meine hiermit nicht, dass du nur das Blade zerlegen sollst; nein, der Bit-Chip darf nicht länger existieren! – Du wirst Dranzer töten, ist das klar?“ Kai senkte den Kopf. „Ich habe verstanden, Großvater... – Ich werde den Auftrag sofort erfüllen.“ gab der Junge zurück. „Wunderbar! – Geh!“ Dem befehlenden Ton in der Stimme sofort Folge leistend, drehte sich Kai um und rannte aus der Kathedrale. Der schwarze Blade und der Shooter hingen an seinem Gürtel und bewegten sich im Takt seiner Schritte auf und ab. Krachend schloss sich das Kirchentor. Wie auf Kommando tauchte Tala aus dem Schatten des Altars auf. „Können wir ihm denn wirklich vertrauen, Gaspadin?“ fragte der rothaarige Junge. „Mach dir keine Sorgen, Tala. Wie du ja selbst weißt, ist die Macht des Black Dranzer ungeheuer groß. Er trägt ihn bei sich und ist damit vollkommen unter unserer Kontrolle. Und wenn Dranzer erst einmal vernichtet ist, gehört Kai voll und ganz uns. Dann rettet ihn nichts und niemand mehr...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)