Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 71: Der Regenmacher 7 ----------------------------- Während wir zum Krankenhaus unterwegs waren, informierte ich die Mädchen über die recht abenteuerliche Überwachungsmission, in derem Zuge auch Kozuko verletzt worden war. Allerdings war ich mir sehr bewusst, dass ein Kampf mit den Terroristen erheblich härter gewesen wäre als jener mit den Iwa-Nin und dass wir relativ gut bei weggekommen waren. Der alte Jounin, der mit mir verhandelt hatte, hatte vor allem seinen Leuten das Leben gerettet. Anmaßend von mir, das zu denken? Nein. Wir hatten sie getötet, nicht umgekehrt. Es war anzunehmen, dass eine Übermacht uns hätte auslöschen können. Aber der Preis für Iwagakure wäre hoch gewesen. Da stellte ich mir natürlich die Frage, warum die versteckte Stadt ausgerechnet diese Amateure ausgeschickt hatte, um Akazuki-Mitglieder zu verfolgen. Hatten sie keine fähigeren Leute mehr gehabt? Und der Tote, den sie fortgeschafft hatten, war es einer ihrer beiden Jinchuriki gewesen? Es war allgemein bekannt, dass der Uchiha-Verräter Itachi mit seinem Kiri-Kumpel Kisame hinter Naruto hergewesen war, um sein Biju in die Hände zu bekommen. Versuchten sie das Gleiche nun auch bei den anderen Jinchuriki? Unwillkürlich ging mein Gedanke voller Sorge in Richtung Yugito und Kirabi-sama. Was, wenn ihnen etwas passierte? Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten. Was, wenn Naruto etwas geschah? Ich spürte, wie meine Nägel mein Fleisch aufschnitten. Dies brachte mich wieder soweit zur Besinnung, dass ich den unheilvollen Gedanken abschütteln konnte. Dennoch, eine Warnung an die anderen versteckten Dörfer, ihre Jinchuriki betreffend, konnte sicher nichts schaden. Aber dafür war später Zeit. Bis dahin ließ ich mir von meinen Mädchen jede Kleinigkeit ihres Einsatzes genau schildern und sog die Eindrücke auf wie ein Schwamm. Vor dem Hospital trafen wir auf meine Genin und die Moerus, die von Hana-chan und Karin zwangsverpflichtet worden waren, um mich zu suchen. Sie hatten nun wirklich nicht so einen Aufstand machen müssen, ging es mir durch den Kopf. Solche Hysterie war mir vorbehalten. Nach einem kurzen Hallo in Richtung Kintaro betraten wir die Klinik und wurden rasch weiterverwiesen. Vor der Tür zu Roses Krankenzimmer standen meine Mutter und Tsunade-sama. Mom rauchte. Dieser Anblick verdutzte mich enorm. Ich wusste, dass sie früher geraucht hatte, vor allem im Einsatz, aber niemals Zuhause. Sie hatte das Laster schon über zwanzig Jahre aufgegeben. Und nun erwischte ich sie mit einem Glimmstengel in der Hand. Und was noch viel schlimmer war, sie teilte sich die Zigarette mit Tsunade-sama. "Keine Sorge, Mamo-chan, das ist nicht das, wonach es ausschaut", sagte die Hokage, als sie meinen entgeisterten Blick sah. "Wir rauchen nicht. Wir paffen nur." Ich sah zu meiner Mutter herüber, die müde abwinkte. "Es war eine anstrengende Geschichte mit Rose-chan. Hat uns beide viel Chakra gekostet. Die Zigarette wurde aus chakrabildenden Kräutern gedreht. Wenn man sie raucht, gelangen sie über die Mundschleimhäute schneller ins Blut." Und das war die Wahrheit. Das musste die Wahrheit sein, denn sie kam von meiner Mutter. "Verstanden?", fragte sie mit ernster Miene. "Verstanden, Yuria-sama!" Das waren so ziemlich alle gewesen. Und das Sama war vollkommen zu Recht gefallen. Mom konnte sehr energisch werden. Tatsächlich konnte ich mir gut vorstellen, wie zu ihrem Ruhestand etliche Glückwunschkarten der anderen Dörfer eigegangen waren - froh darüber, dass sie das Schlachtfeld verlassen hatte, kurz nach dem letzten Ninja-Krieg. Ich räusperte mich verlegen. "Wie geht es Rose?" "Wie ich schon sagte, es war kompliziert. Das verdammte Schwert ist gesplittert", sagte Tsunade und reichte Mom die Zigarette weiter. "Kleine und kleinste Teile haben sich an den unpassendsten Stellen in die Lunge gebohrt und waren teilweise schon überwuchert und verkapselt. Ein ganz schöner Scheiß war das." "Wir mussten jeden einzelnen Splitter suchen und entfernen, während Rose die ganze Zeit an der Grenze zum Kollaps stand. Sie schläft jetzt, weil sie es dringend nötig hat. Für sie war es noch anstrengender als für uns." Ihr missmutiger Blick traf mich. "Das heißt, du kannst alleine rein. Für eine Minute oder zwei. Wenn sie wieder wach ist, kannst du sie meinetwegen erneut besuchen." Ich verstand. "Danke, Mom." Mit einem Nicken verabschiedete ich mich von meinen Begleitern und betrat das Krankenzimmer. Das Fenster war geschlossen, obwohl draußen ein warmer Wind ging. Rose lag mit blassen, eingefallenen Zügen im Bett und wurde beatmet. Ihr Oberkörper war bar der üblichen Kleidung, aber sie war bandagiert worden. Die Bandage bedeckte ihre Blöße. Die Stelle, an der das Schwert ihre Lunge erwischt hatte, war noch einmal besonders bandagiert. Eine schwierige Geschichte. Wie verhinderte man, dass, wenn Blut austrat, es in die Lunge lief? Ich war mir sicher, Mom und Tsunade-sama hatten das bedacht. Ich war mir sicher, sie hatten das nicht zum ersten Mal gemacht. "Hey...", klang ihre Stimme leise auf. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Sie war wach. "Hey", erwiderte ich, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben sie. Der Herzmonitor piepte im Takt ihres Pulses in eintönigem Rhythmus. Sie streckte die rechte Hand aus und ich ergriff sie. "Wie fühlst du dich, Rose-sempai?" "Beschissen", gestand sie. "Denken Tsunade-sama und Yuria-sama, dass ich schlafe?" Ich nickte. "Ja. Sie sagten, die Behandlung war schwer für dich." "Ich werde wohl auch gleich schlafen... Wir haben das ohne Vollnarkose gemacht, weißt du? Damit mein Körper nicht noch mehr belastet wird. Yuria-sama hat dazu mein Schmerzempfinden abgeschaltet... Sehr effektiv. Ich fühle da immer noch nichts." Sie sah mich an, tief in meine Augen. "Werde ich sterben, Mamo-chan?" Das Gerät piepte etwas schneller. Das beunruhigte mich. "Irgendwann einmal, sicher. Jeder muss mal sterben. Aber sicher nicht in absehbarer Zeit. Und nicht wegen dieser Wunde." "Gut... Ich weiß, dass du mir die Wahrheit sagst. Du würdest mir nichts verheimlichen." "Weil du mir sonst den Hintern versohlst", schmunzelte ich. "Weil ich dir sonst den Hintern versohle..." Sie lächelte sanft. "Aber wenn ich mir das richtig überlege, würdest du das heute mit mir tun, ewiger Chunin. Du bist stärker als ich mittlerweile." "Vorsicht, klingen da unterschwellige Wünsche durch, Rose-sempai?", scherzte ich. "Worauf du dir immer gleich Hoffnungen machst. Mamoru, du bist manchmal so ein Kind", tadelte sie mich. Nicht ganz zu Unrecht. Betreten ließ ich den Kopf hängen. "Also kein Hintern versohlen?" "Mamoru Morikubo, du bist unmöglich", kicherte sie. Eine Zeitlang griff sie fester zu und starrte an die Decke. "Wir sind ein gutes Team, oder?" "Ja, Rose, das sind wir." "Ich weiß noch, damals im Land der Reisfelder, als wir alle glaubten, du wärst in der großen Chakra-Explosion umgekommen, die aus Otogakure einen See gemacht hat, da war etwas in mir, das sich geweigert hat, zu glauben, dass du tot bist. Frage mich nicht, wieso, aber ich wusste es einfach. Und ich habe dich gesucht." "Du hast mich gefunden. Etwas Gehirngewaschen, aber ansonsten noch ganz brauchbar." "Aber ich habe dich gefunden", schmunzelte sie. "Und du passt auf mich auf." "Ich bin hier", schmunzelte ich. "Als ein guter Freund." Sie sah mich an. "Mein guter Freund. Weißt du, früher gab es nie eine Zeit, in der ich dachte, wir... Dann waren da die letzten beiden Jahre, und ich glaubte..." Seufzend begann sie mit meiner Hand zu schaukeln. "Wir werden doch immer Freunde bleiben?" Ein mulmiges Gefühl erfasste mich. Irgendwas hatte ich nicht mitbekommen, das war mir klar. Aber im Gegensatz zu meinem früheren Ich war mein fast achtzehnjähriger Pendant etwas fixer in solchen Dingen. "Rose, du hast darüber nachgedacht, dass du... Dass wir... Du und ich..." "Nein! ...ja... Nein... Ja... Ach, weißt du, Mamo-chan, ich bin zehn Jahre älter als du. Das hätte doch nie funktioniert. Und du bist ja auch ganz süß und so und sowas von zuverlässig und gleichzeitig ein richtig guter Shinobi, eigentlich alles, was eine konservative Kunoichi sich erträumt. Aber ich bin eben nicht konservativ. Und ich habe absolut keine Lust, mich bei deinem Harem einzureihen. Daher: Nein." Das verwirrte mich etwas. Erst Hana-chan, und nun auch noch Rose? Ich meine, bis eben hatte ich es nicht gewusst, zugegeben, aber was passierte hier? Nicht, dass ich Lust auf einen Harem hatte, wie sie es ausdrückte. Aber die plötzliche Aufmerksamkeit würde mir fehlen. "Weißt du, als ich gemerkt habe, dass ich mich an deiner Mutter orientieren möchte und eine eigene Familie will, da warst du eben eine Zeitlang in meinem Visier. Aber ich war noch nie gut darin, die Nummer fünf zu sein." Sie stellte die wippende Armbewegung ein. Abrupt ließ sie meine Hand los. "So ganz wirst du mein Visier zwar nie verlassen, aber das ist rein freundschaftlich, Mamoru Morikubo. Und jetzt raus mit dir. Ich muss schlafen." Okay, sie hatte mich rausgeschmissen. Ich beugte mich über sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Erhol dich gut, Rose-chan. Vielleicht darfst du zu meinem Geburtstag schon wieder raus." "Das wage ich zu bezweifeln, aber schön wäre es. Gute Nacht, Mamo-chan." Demonstrativ schloss sie die Augen. Seufzend erhob ich mich und ging zur Tür. Das machte mir wieder einmal etwas klar. Ich sollte irgendwann einmal konkrete Tatsachen schaffen. Besser früher als später. Karins "Ich habe da ein wenig geflunkert und behauptet, wir sind verlobt"-Geschichte war genau das, wonach sie sich angehört hatte: Eine Beschwerde. Und das vollkommen zu Recht. Bevor ich die Tür öffnete, sah ich noch einmal zurück. "Ich habe dich lieb, Sempai." "Ja, ich weiß." Sie lächelte und wirkte seltsam zufrieden. "Ich... weiß..." Und dann war ihr Chakra plötzlich weg. Nein, ich korrigierte mich nach der ersten Panik. Sie schlief, und ihr Chakra-System war in äußerster Ruhe. Ich musste wirklich weniger empfindlich werden. Vor der Tür sah mich Tsunade-sama ärgerlich an. "Zwei Minuten habe ich gesagt." Dabei wälzte sie die Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen. Das musste schon die zweite sein. "Entschuldige, Tsunade-sama. Sie war wach. Wir haben uns unterhalten." "Ich wusste, sie macht uns nur was vor", sagte Mutter belustigt. "Schläft sie jetzt wenigstens?" "Tief und fest", versicherte ich. "Gut. Dann wird sie auch heilen", schloss die Hokage. Sie sah Mutter an und zwinkerte. "Lust auf einen entspannenden Drink, Yuria?" "Da sage ich nicht nein, Sempai. Mamo-chan, Kicchan, Shin-chan, wir sehen uns Zuhause. Mutter geht einen heben." "Viel Spaß, Mutter!" "Oh, wie schön. Im Chor geantwortet. Ich habe gute Söhne", gurrte sie in einem Tonfall, der bei ihr entweder baldige Gefahr, oder große Zufriedenheit verhieß. Ich ging von letzterem aus. Immerhin hatte sie geraucht und würde nun mit Tsunade-sama noch das eine oder andere Sake-Fläschchen leeren. Zusammen mit der Hokage ging sie an uns vorbei. "Und, wie war das Training nun?", fragte Mai neugierig. "Ich glaube, wir sollten einen Tee trinken gehen, und ich erzähle alle Details über mein neues Jutsu", lachte ich. "Bei mir Zuhause. Wir müssen ja nicht gleich Konohas neueste Katon-Kunst in der Öffentlichkeit breit treten." Ich griff nach Karins Linker. "Lasst uns gehen." Verwirrt ließ sie sich mitziehen. "W-warte, nicht so schnell!" Richtig, das hatte ich vorher noch nie gemacht. Und ich wünschte mir, dass die alten Säcke im Rat es sehen würden, damit ihnen klar wurde, dass Mamoru Morikubo durchaus eigene Pläne mit sich, mit der Welt und mit den Frauen hatte... Es war nur die Frage, welche Pläne die Welt und die Frauen mit mir hatten. "Ich liebe es, wenn du errötest", neckte ich Karin. Daraufhin schoss ihr das Blut erst richtig in die Wangen. "Mamo-chan!" Ich lachte. Aber nur ein ganz klein wenig auf Karins Kosten. *** "Das ist eigentlich auch schon alles", erklärte ich und deutete auf das Geschirr und Besteck, das ich auf dem Tisch verteilt hatte, um mein neues Jutsu zu erklären. "Meine neue Aura liegt nicht mehr auf meinem Körper auf, sondern umgibt ihn wie einen Mantel. Ich muss mich also nicht mehr ausziehen, wenn ich die Technik anwende. Zudem ist mein Feuer schon da. Ich kann einige meiner Jutsu damit ausführen, ohne Fingerzeichen zu formen. Das ist ausbaufähig." "Ausbaufähig, nennt er das. Mamo-niichan, du bist ein Tiefstapler", tadelte Kishio grinsend. Ich grinste zurück. "Ausbaufähig und gefährlich?" Wir lachten. "Was mich zum Angriff mit den Fernkampfwaffen bringt. Shinpa-chan, hast du...?" "Ja, ich habe dran gedacht." Er stellte einen Beutel auf den Tisch und entleerte ihn. Neben dem Geschirr kamen nun ein Stapel Shuriken, Senbon und Kunai zum Liegen. Allen fehlte minestens die Spitze, bei den Shuriken eine oder zwei zugleich. "Das ist das Ergebnis des Angriffs mit Fernwaffen. Die Spitzen sind geschmolzen, bevor sie Mamo-chan verletzen konnten. Und hier, seht Ihr die Deformationen in der Mitte? Da haben die Shuriken noch einen mitgekriegt, weil sie bis da in seinem Feuer gesteckt haben. Das Ganze hat aber noch einen Nachteil." Ich nickte und schob den rechten Ärmel hoch. Ein Dutzend teilweise großer blauer Flecke bedeckte ihn. "Richtig. Einen Nachteil gibt es. Zwar verformen sich die Spitzen im Feuer, und Kira hat bewiesen, dass ich auch Schwertschneiden verforme, bevor sie mich treffen..." Ich deutete auf einen langen Striemen am Unterarm. "Aber mein Feuer ist nicht heiß genug, um das Metall zu verdampfen. Die kinetische Energie schlägt durch und tut mir weh. Aber das ist ein kleiner Preis, wenn man bedenkt, dass mich diese Treffer ansonsten verletzt oder gar getötet hätten." "So, so. Du bist also gegen stumpfe Angriffe immer noch empfänglich", sagte Hana-chan. "Ein Angriff mit einem Hammer dürfte dich also richtig schwer treffen, weil die volle Wucht durchschlägt, egal wie viel vom Hammer schmilzt." "Ja, das ist richtig. Stumpfe Angriffe sind mein Feind", sagte ich ernst. "Aber es gibt einen weiteren Vorteil", sagte Shinji schnell. "Den darf man nicht unterschätzen. Die wenigsten Angreifer werden Sensei mit Taijutsu attackieren, wenn das Higatsuku no Kara aktiv ist." "Ja, das verbuche ich mal als Vorteil. Aber wie verhindere ich, dass ich mit jedem Fehlschlag etwas anzünde? Letztendlich IST mein Feuer sehr heiß." Ich schluckte trocken, als ich mich daran erinnerte, dass ein einziger Faustschlag ausgereicht hatte, um den mittleren der drei Pfosten auf dem Trainingsgelände in Brand zu setzen. Ich war dazu verdonnert worden, ihn auf eigene Kosten zu ersetzen. Und ich hatte einen ausgiebigen Vortrag über "Tradition" und "Zerstörungswut" erhalten, ausgerechnet von Genma, der der Rauchsäule gefolgt war und den Haufen Holzkohle gefunden hatte, der von meinem Fehltritt übrig geblieben war. "Das heißt, du musst weiter an deinem Chakra-Fokus arbeiten", stellte Karin fest. "Du musst lernen, die Aura binnen weniger Augenblicke und scharf begrenzt abzuschalten. Und wieder zu aktivieren." "So? Heißt das, du gibst mir heute noch eine Lektion in Chakra-Fokussierung? Du bist da weit besser als ich, Karin." "Nun, vielleicht haben wir da heute Abend Gelegenheit zu." Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. "Können wir dabei sein und zuschauen?", fragte Shinji. "Wir können da sicher was lernen." Kira sah seinen Freund aus großen Augen an. "Ich denke nicht, dass wir bei dem Training dabei sein dürfen. Aber wir würden sicher was lernen." "Was? Aber wieso denn nicht? Wir... Oh. OH! Gut, vielleicht nicht bei diesem Training." Karin errötete erneut. "Ich habe ganz normales Training gemeint. Vorher." "Vorher?", echote Kuzomi-chan. "Ups." Mit bedauerndem Blick erhob ich mich. "Ob das heute Abend noch was wird, kann ich nicht versprechen. Ich weiß, du und Hanako seid gerade erst zurückgekommen, und wir sollten die Zeit nutzen, solange Ryu nicht wieder zurück ist und wie in alten Zeiten zu dritt bei Ichiruka essen, aber es gibt da etwas, was ich erledigen muss. Es kann sehr spät werden. Es tut mir leid." "Du hast etwas wichtigeres vor?", fragte sie mich erstaunt. "Mamoru, das ist nicht dein Ernst!", rief Hana-chan verblüfft. "Es war nur noch der Termin heute frei", sagte ich entschuldigend. "Shinpa-chan, du hast doch Zeit heute?" "Was? Zeit? Ich? Was? Ja, aber... Worum geht es?" "Vertrau mir einfach." "Oh-oh. Ich mag es überhaupt nicht, wenn mir jemand so etwas sagt. Das endet meistens in einer Katastrophe oder einer bösen Überraschung." "Shinpachi..." Er seufzte. "Gut, ich vertraue dir." "Soll ich mitkommen, Niichan?", fragte Kishio in beiläufigem Tonfall. Unwillkürlich sah ich zu Mai herüber. "Ich denke, wir brauchen da keine Verstärkung, Otouto. Aber wenn du unbedingt möchtest, kannst du gerne mitkommen." "Gut. Dann tue ich das doch. Worum geht es überhaupt?" "Wir gehen zu Puny-sama. Sie hat sich extra für mich den Abend freigehalten." "Puny-sama?" Hana-chan sah mich entsetzt an. "Du gehst zu Puny-sama? Ich meine, du..." Irgendetwas in ihrem Kopf machte klack. "Es geht um eine neue Technik?" Dann machte noch etwas klack. "Oder es geht... Okay, ich verstehe... Puny-sama also. Aber wehe, du schleppst meinen Ryu da mal mit hin." "Keine Sorge, Hanako-sama, das werde ich nicht. Im Gegenteil, er schleppt mich immer hin." Ärgerlich öffnete Hana-chan den Mund und schnappte dabei wie ein Karpfen auf dem Trockenen mit den Lippen. Aber es kam kein Laut dabei heraus. "Neck sie doch nicht immer, Mamoru", tadelte Karin mich und legte einen Arm um ihre beste Freundin. Das beruhigte das blondhaarige Mädchen wieder etwas. "Das war doch ein Witz, oder?", vergewisserte sie sich. Ich kicherte leise. "Natürlich war das ein Scherz." "Mamoru, sag mir die Wahrheit, ich..." "Das ist doch egal. Es ist Puny-sama, und wir vertrauen ihr. Gerade wir. Gerade du, Hana-chan." Für einen Moment wirkte sie verblüfft, dann aber nickte sie. "Ja, das tue ich." Karin lächelte sie an, bevor sie zu mir herübersah. "Sieh zu, dass es nicht zu lange dauert, ja? Vielleicht reicht die Zeit dann noch für ein Chakra-Fokustraining, Mamo-chan." Ich lüftete meinen Kragen etwas. "Ich tue, was ich kann." "Gut so, Mamoru Morikubo." Karin gab mir einen Kuss. "Und viel Spaß." "Also, was ist denn mit dieser Puny-sama nun eigentlich los?", fragte Kishio und kratzte sich verlegen am Kopf. "Du hast noch nicht von Puny-sama gehört?", fragte Mai verdutzt. "Nein. Tut mir leid, da klingelt nichts." "Aber warum willst du dann hingehen?" "Weil Shinpachi hingeht. Einer muss auf ihn aufpassen, finde ich." "Kishio-sama", raunte Shinpachi ehrfurchtsvoll. "Und was ist nun mit ihr? Wer ist Puny-sama?" "Puny-sama", dozierte Mai, "ist eine ehemalige Kunoichi. Eine spezialisierte Jounin, und die Beste in ihrem Gebiet. Noch immer. Jede Kunoichi lernt sie mindestens einmal kennen. Sie ist eine großartige Frau mit großem Können und großer Erfahrung. Sie ist der gute Geist aller weiblcihen Ninjas Konohas und..." Sie stockte. Um ihre Hand flammte Chakra auf. "Halt mal gegen", forderte sie Kishio auf. Der junge Moeru folgte ihrer Bitte, ließ sein Chakra rund um die Hand entstehen und hielt sie neben Mais Hand. "Sieht sich ähnlich, nicht wahr?" Mai sah zu mir. "Sensei, wenn ich ernsthaft eine Kommando-Funktion ausüben soll, will ich in die Moeru-Kommunikation eingebunden werden. Was muss ich dafür machen?" "Nun", sagte Shinpachi, "Mamo-chan ist sensorischer Ninja, bei ihm war es leicht, eine kompatible Chakra-Basis zu finden und ihn partizipieren zu lassen. Bei dir aber geht das nicht, Mai-chan. Du bist kein Sensoriker." "Gibt es trotzdem einen Weg?" Der ältere Moeru grinste. "Aber ja. Den gibt es. Da eure Chakra-Farbe schon recht nahe beieinander liegt, könnt Ihr euch synchronisieren. Durch Gewöhnung." Für einen Moment zögerte er, dann aber lächelte er und beugte sich vor. "Durch Körperkontakt. Je mehr Körperkontakt Ihr haltet, desto eher werdet Ihr kompatibel. Und desto schneller kannst du an der Kommunikation teilnehmen." "Na, das ist ja einfach." Bestimmt sah sie zu Kishio herüber. "Also Körperkontakt. Ab morgen. Und heute gehst du zu Puny-sama." "Ich weiß immer noch nicht, was an ihr so besonders ist...", beschwerte sich Kishio. "Oh, das wirst du merken", orakelte Hanako-chan. Die Tür der Küche öffnete sich und Vater trat ein. "So, Aki-chan schläft. Uff. Und ich hoffe, deine Mutter macht keinen Lärm, wenn sie nach Hause kommt. Das letzte Mal, als sie mit der Hokage getrunken hatte, war sie laut genug für ein Regiment Samurais." "Ich denke, sie erinnert sich daran, dass Akira schon schläft", erwiderte ich. "Na, hoffen wir es. Und, was steht noch an heute Abend?" "Wir besuchen Puny-sama, Paps." "Ah, da will wohl jemand noch ein paar Tricks lernen. Verstehe." "Nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig." Ich grinste schief. "Kishio, Shinpa-chan, trinkt aus. Wir wollen los. Kin-chan, willst du auch mit?" "Oh, danke, nein, danke. Verzichte gerne. Mein letztes Treffen mit ihr steckt mir noch in den Knochen, Mamoru." "Gut, dann nicht. Kommt, Jungs." "Und was ist nun so besonderes an dieser Kunoichi?", fragte Kishio erneut. *** Ich blieb Kishio die Antwort schuldig. Noch. Er würde früh genug merken, was es mit Puny-sama auf sich hatte. Wir spazierten in ruhigem Tempo durch das abendliche Konoha. Es war wie immer viel los auf den Straßen, und die Bürger gingen gut gelaunt ihren Beschäftigungen nach. So wie immer, wenn Frieden herrschte. Frieden, was für ein schönes Wort. Ich mochte es sehr, und auch das, wofür es stand. Leider war es ein gefährdeter Zustand, wenn ich an die jüngsten Spannungen mit Iwagakure dachte, an denen ich selbst nicht ganz unschuldig war. Aber noch standen keine allzu finsteren und auch keine besonders zahlreichen Wolken am Horizont. Daher konnte man den Menschen ihren Frieden und ihren Spaß gönnen. Krieg würde es schon noch wieder früh genug geben. Der Gedanke ließ mich schaudern. Krieg war gar kein schönes Wort... "Aniki", hallte Kishios Stimme durch meinen Geist. Ich sah zurück und erkannte seinen Zeigefinger, den er mir in die Seite drückte, um mit mir Kontakt aufzunehmen. "Ja?" "Was ist denn nun mit Puny-sama?", flüsterten seine Gedanken in meinem Verstand, während sein Gesicht eine Maske der Ratlosigkeit war. "Das wirst du noch früh genug sehen. Nicht schmulen", sagte ich, drängte den Jüngeren aus meinem Geist und unterbrach den Körperkontakt durch einen halben Schritt zur Seite. Kishio sah mich fassungslos an. Er konnte nicht verstehen, warum ich um die Geschichte so ein Geheimnis machte. "Shinpa-chan", sagte ich und klopfte dem älteren Moeru auf den Rücken. "Wie geht es dir?" "Gut", erwiderte er und lächelte zaghaft. "Eure Ärzte in Konoha sind erstaunlich. Sie haben mich fast wieder auf den alten Stand gekriegt. Den Rest werde ich durch Training ausgleichen, aber... Nun, ich bin einsatzbereit und fast wieder fit." "Das meinte ich nicht. Die andere Geschichte." "Welche andere Geschichte? Ach, du meinst die Geschichte." Er runzelte die Stirn. "Nun, DEN Vorfall habe ich immer noch nicht verdaut. Das werde ich wohl auch nie. Ich meine, ich hätte nie gedacht, dass Orochimaru so skrupellos ist, dass er ein Kind von vielleicht vier Jahren als Attentäter auf Kishio-sama hetzt." "Verstehe. Und wie stehst du mittlerweile zum Verwandtschaftsverhältnis? Unser Ärzte haben ja festgestellt, dass sie genetisch deine Tochter war." So, damit war es mal ausgesprochen. Orochimaru züchtete mit Shinpachis Samen und mehr oder weniger willigen Leihmüttern selbst kleine Moerus. "Nicht gut. Ich meine, ich habe für das Kind nichts empfunden, weil ich nicht mal von seiner Existenz wusste, aber es betrübt mich, wenn ich an sein Schicksal denke. Das hatte sie nicht verdient. Das hatte keiner verdient. Noch ein Grund mehr, Orochimaru in kleine Fetzen zu zerreißen." "Meinst du, sie war die einzige?" Verdutzt sah er mich an. "Oh. Das habe ich vollkommen verdrängt. Denkst du, dass...? Natürlich denkst du das, Otouto. Sonst hättest du es nicht ausgesprochen." Ich lächelte innerlich. Es kam nur selten vor, dass er mich Otouto nannte, Kleiner Bruder. Meistens gab er sich viel respektvoller als er wirklich war und nannte mich Sama. Oder Sensei. Aber bei diesem Thema waren seine automatischen Floskeln deaktiviert. "Ich denke, wo es eines gibt, wird es vielleicht noch mehr geben. Und alle sind sie in Orochimarus Hand und ihm ausgeliefert." "Worauf willst du hinaus?", fragte er, stutzig geworden. "Nun, du bist der genetische Vater. Du bist das, was bei diesen Würmern einer Familie noch am Nächsten kommt. Angenommen, ich sage wirklich nur angenommen, es gelingt uns, das Labor zu finden, in dem die Schlange Moerus züchtet, und wirklich nur angenommen, es gelingt uns, die Kinder in unsere Hand zu kriegen und eventuelle Programmierungen in ihren jungen Köpfen wieder geradezubiegen, was soll dann mit ihnen geschehen?" Verdutzt wechselte Shinpachi einen schnellen Blick mit Kishio. Der war vom Thema nicht weniger überrascht als sein großer Bruder und Leibwächter. "Es sind Moerus. Wir haben die Pflicht, ihnen durch die Leben zu helfen, in die sie ohne ihr Wollen gerufen wurden", sagte Shinpachi schließlich. "Ich... Ich weiß nicht, ob ich ein guter Vater sein werde. Mein eigener hat es mir nie besonders gut vorgemacht, wie man ein guter Vater ist. Aber ich kann mir Kenshiro als Vorbild nehmen. Er ist ein sehr guter Vater." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Und an dir, Otouto. Du bist auch ein guter Vater." Nun war ich verblüfft. Dieses Lob hatte ich nicht erwartet. "Kein sehr guter wie Paps?", scherzte ich, um meine Rührung zu überspielen. "Sehr gut wärst du, wenn der Junge seinen Vater und seine Mutter immer hätte, anstelle von diesem Herumreichen", tadelte er. Und Kishio, der Verräter, nickte gewichtig dazu. Eine Verschwörung. "Gut, gut", sagte ich, mich leise räuspernd, "ich persönlich hätte ja vorgeschoben, dass sich Konoha prinzipiell um die jungen Moerus kümmern muss. Alleine schon, weil ihre Fähigkeiten nicht noch einmal einem Feind in die Hände fallen dürfen. Daher werden die Nara tun, was in ihrer Macht steht, um diese Kinder groß zu kriegen. Immerhin hat der Nara-Clan Verantwortung für die Moerus übernommen. Egal, wie viele es gibt. Solange das Oberhaupt der Moerus das will." Ich sah Kishio ernst an. "Du weißt, dass Clanangelegenheiten der Moerus etwas sind, wo ich dir nicht dreinzureden habe." "So hart würde ich es nicht formulieren, Mamo-chan", erwiderte Kishio stockend. "Aber ich nehme deinen Rat jederzeit an." Ich nickte ihm zu und verfluchte mich gleich dafür, dass ich so ein Feigling war. Nun hatte ich einen potentiellen Clan auf seine Schultern abgeladen. Ich hätte mich ohne Weiteres zum Kommissar über die Moerus aufschwingen können, alleine über die Verbindung zwischen Kishio und mir, und wahrscheinlich wäre daraus mehr Gutes entstanden als Schlechtes. Aber ich selbst war kein Moeru. Und ich hatte Kishio nie in meiner Schuld gesehen. Nicht in dem Maße. Die Konsequenz? Kein Clanführer Morikubo für Clan Moeru, aber ein großer Bruder, der Kishio bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen würde, wie immer er konnte. Und der hoffte, trotz allem Autorität über die Moerus zu gewinnen. Bis zu einem gewissen Maße, als eine Art Sempai. Alleine schon, weil Konoha das von mir erwartete. Zudem war da die Mission, von der wir uns weitere Informationen über eventuelle Überlebende des Clans erhofften. Bevor wir uns versahen, konnte es recht eng Zuhause werden. Aber das war Zukunftsmusik, und ich bediente die Probleme in der Reihenfolge, in der sie auftraten. Außerdem würde Mutter da mehr als ein Wort mitreden. Aber hier und jetzt hatte ich Kishios Autonomie bestätigt. Und er hatte im gleichen Atemzug um meine Hilfe gebeten. Hilfe, nicht Führung. Mehr hatte ich von dieser Situation nicht erwarten können. Also war ich zufrieden. "Dann ist das geklärt. Wann wollen wir das alte Uchiha-Anwesen kaufen, um deinen Clan unterzubringen, Kicchan?" Der junge Shinobi errötete ein wenig. "Ist das nicht etwas übertrieben, Mamoru?" "Etwas vielleicht", erwiderte ich lächelnd. Ich hielt an. "Wir sind da. Willkommen bei Puny-sama und ihren Schülerinnen." Die beiden Moerus sahen auf, als würden sie aus einem Traum erwachen. Vor ihnen erstreckte sich, etwas abseits der eigentlichen Stadt, eine hohe Steinmauer und ein gewaltiges Holztor, bestehend aus zwei Flügeln, die jeder für sich eine Tonne wiegen mochte. Rechts war eine kleine Tür für Personen eingelassen. Dahinter erkannte man den ersten Stock eines recht großen und recht weitläufigen Gebäudes. Und die Mauer ging etliche Meter in beide Richtungen. "Hier?", fragte Kishio verdutzt. "Wer ist diese Puny-sama? Ich habe mich immer gefragt, wer hier lebt, aber nie eine Antwort darauf gefunden." "Oh, Puny-sama empfängt nicht jeden. Beileibe nicht." Ich grinste und legte beide Hände als Trichter vor den Mund. "Jemand Zuhause?" "Wer ruft?", klang eine helle Mädchenstimme auf. "Mamoru Morikubo!" "Wir kaufen nichts! Vor allem nicht um diese Uhrzeit! Troll dich wieder!" Ich grinste schief, während Kishio und Shinpachi ungläubig zwischen mir und dem Tor hin-, und hersahen. "Aber... Aber... Das können sie doch nicht machen!", stammelte Kishio. "Ich meine, du sagstest doch, du hast einen Termin, nicht, Aniki?" "Genau! Ich habe einen Termin! Und wenn ich dazu das Tor eintreten muss!", rief ich mit gespieltem Pathos. "Ha! Das will ich sehen! Da hat wohl jemand von Kraft geträumt!", neckte die Mädchenstimme. "Na, und ob das." Ich nickte Kishio zu. "Zeig ihr, wie stark ich bin." "Was, bitte?" "Also, du jetzt, für mich. Das Tor. Ne?" "Ach so." Unwillkürlich ging sein Blick die drei Meter hohen Flügeltüren hoch. "Das Ganze?" "Ja, bitte." "Ich glaube, das geht nur mit einem Dai Endan." "Ich bitte darum, Kicchan." In diesem Moment huschte ein Schatten über das Tor hinweg, sprang auf uns hernieder. Ein Fuß sauste auf meine Kehle zu. Ich blockte mit meinem Arm und wischte ihn fort. Die Gestalt drehte sich durch die Bewegung in der Luft und streckte beide Arme aus. Als diese sich um meinen Nacken gelegt hatten, ergriff ich den herumwirbelnden Körper und brachte die Bewegung zur Ruhe. "Hallo, Fei Long", sagte ich zu dem Mädchen auf meinen Armen. "Hallo, Mamo-chan." Sie blickte sich um. "Shinpachi-kun, hi. Ah, Kishio-sama ist ja auch dabei. Guten Abend." "Soll ich dich runterlassen?" "Wieso? Bin ich dir zu schwer?", neckte sie. Ich schmunzelte. "Nein, ich trage nur ungern faules Fleisch." "Ha, sehr witzig, Baka. Ja, du darfst mich runterlassen." Entgegen der harschen Worte lächelte sie. "Schön, dich wiederzusehen. Du hattest Ärger mit Iwa, habe ich gehört?" "Mehr als genug. Und dann gibt es an der Heimatfront auch noch soviel zu tun." Ich seufzte. "Ja, verstehe. Aber du kannst das nicht ändern, ich kann das nicht ändern. Vielleicht schafft es Torako-sama." "Torako-sama? Wer ist denn das jetzt wieder?", fragte Kishio verwirrt. "Und warum wolltest du uns nicht reinlassen, Fei-tono?" "Oh, du kennst sie sicher unter dem Namen Puny-sama, wie ich Mamoru kenne." Sie glitt von meinen Armen und schlug mich gespielt. "Böser, böser Junge." "Autsch", sagte ich pflichtschuldig. "Du wirst gleich sehen, warum man sie Puny-sama nennt", sagte die Kunoichi mit einem Blick voller Bewunderung. "Und warum ich euch nicht reinlassen wollte... Gönn mir doch auch mal ein wenig Spaß." Sie zwinkerte Kishio und Shinpachi zu. Anschließend wandte sie sich dem Tor zu und begann zu drücken. Scheinbar problemlos schwangen die Flügel nach innen. "D-das ist... Beeindruckend, Fei-tono!", rief Kishio. "Oh, das. Ein wenig tägliches Training, und man kriegt das hin." Sie grinste. "Allerdings ist der elektrische Tormechanismus für den Motor, der die Flügel bewegt, auch recht hilfreich." Vor Enttäuschung wäre den beiden Moerus fast das Kinn abgesackt. "Los, kommt, mir nach", rief Fei unbeschwert und schritt voran. Ich legte je einem Moeru eine Hand auf die Schulter und zog sie mit mir. "Kommt, Jungs. Der Abend beginnt." Hinter dem Tor wartete ein großer Aufgang. Ein Dutzend Kunoichi, teils in normaler Ninja-Kleidung, teils in Kimonos, erwarteten uns mit Lampions. "Konban-wa, Morikubo-sama! Konban-wa, Moeru-sama! Konban-wa, Moeru-tono!" "Euch auch einen schönen Abend, meine Hübschen", sagte ich lächelnd. "Wie immer seid Ihr ein Anblick, der die Sterne verblassen und den Mond neidisch werden lässt." "Mamoru, du bist so ein Flirter", warf mir eine der Damen vor, während die anderen über das Kompliment miteinander raunten. "Ich bin nur ein gelehriger Schüler meiner Meisterinnen", erwiderte ich galant und nickte den Damen zu. Das Nicken wurde erwidert. Die beiden Moerus mehr schiebend, schritt ich durch das Spalier hindurch. Im Hauseingang wartete Fei Long auf uns. Es war ein klassisch eingerichtetes Konoha-Haus, allerdings mit festen Wänden. Aber die Türen sahen wenigstens so aus, als wären sie aus Papier gemacht worden. "Hier entlang. Puny-sa... Ich meine Torako-sama erwartet euch im großen Saal." "Und wo genau sind wir hier? Und was ist diese Puny-sama oder Torako-sama nun?" "Unsere Sensei", erwiderte Fei schlicht und schritt voran. Hinter uns kamen die Damen mit ihren Lampions herein. Fei öffnete eine Schiebetür und trat noch vor uns ein. Sie hockte auf einem Knie inmitten des Saals, eine Faust auf den Boden gestemmt. "Torako-sama, ich bringe dir pünktlich Mamoru Morikubo, Kishio Moeru und Shinpachi Moeru." Als wir ihr in den Raum folgten, spürte ich, wie die beiden Moerus kurz zögerten. "Ach, deswegen Puny-sama", klangen Kishios amüsierte Gedanken zu mir herüber. Vor uns, auf einem Podest, saß eine Frau mit langen, schwarzen Haaren, die ihr, zum kunstvollen Zopf geflochten, vom Rücken hingen. Ihre Augen waren blau, ihr Gesicht weiß. Eine kleine Nase, hohe Wangenknochen, volle rote Lippen, ein passendes Kinn und ein Grübchen auf der rechten Wange machten aus ihr eine wahre Schönheit. Das, und die übrigen Proportionen. Sie war, nun, gut gebaut und noch besser bestückt. Ihr Busen drohte jede Sekunde aus dem viel zu kleinen Kimono zu fallen, oder ihn zumindest bersten lassen zu wollen. Der große Busen, der Tsunade-sama Konkurrenz machte, war beeindruckend, wenn man ihn das erste Mal sah. So wie die Moerus. Ich schob sie beide weiter in den Raum hinein. Fei machte Platz und deutete auf drei Matten, die vor dem Podest ausgelegt waren. Davor standen drei flache Tische, auf denen sich nichts befand. Noch nicht. Ich zweifelte nicht daran, dass noch Getränke und ein Snack serviert werden würden. "Mamoru in die Mitte. Kishio-sama rechts und Shinpachi-tono links", dirigierte Fei uns. Während wir uns niederließen, richtete Torako-sama das linke Bein auf. Bei der Bewegung rutschte der Kimono teilweise herab und entblößte fast das ganze hübsche, weißhäutige Frauenbein. "Wie viel hast du Shinpa-chan schon gesagt, Mamo-chan?", fragte sie amüsiert. "Nichts, Puny-sama", erwiderte ich grinsend. "Ach, aber diesen unpassenden Spitznamen, den hast du ihm verraten?" "Man tut, was man kann, Puny-sama. Und ich finde ihn keineswegs unpassend." Ich deutete vor meiner eigenen Brust ihre beachtliche Fülle an. "Nur kein Spott, Morikubo-sama", erwiderte sie lächelnd. Ihr Blick ging zu Kishio. "Ist er...?" "Nein, er hat sich nur angehängt. Es wird sich zeigen, was... Ah, heute Abend passiert." Ich grinste noch immer, aber Torako-sama lächelte nur feinlippig. "Dann seid erstmal willkommen, meine Herren. Fei-chan, etwas zu trinken für meine Gäste." "Natürlich, Torako-sama." Sie wandte sich der Tür zu. "Tragt auf." Vier Kunoichi traten ein, die nicht draußen gewesen waren. Sie waren jünger, teilweise so alt wie Kishio. Ihre Tischchen waren beladen mit Sake für Puny-sama und Shinpachi und Bier für Kishio und mich sowie einem kleinen, leichten Snack aus eingelegtem Obst und Brotchips. Nachdem sie uns und Puny-sama bedient hatten, zogen sie sich manierlich wieder zurück. "So", machte die große, hübsche Frau, "Mamoru hat euch also nichts erzählt, dieser Halunke?" "Nicht ein Wort", bestätigte Kishio. Puny-sama kicherte amüsiert. "Na, dann will ich euch mal aufklären. Ich bin Konohas Kunoichi-Trainerin und eine hochrangige Medi-Nin. Ich trainiere unsere jungen Kunoichi in... Nun, Künsten, die sie als Frauen brauchen da draußen. Und ich unterrichte sie auch in anderen Disziplinen, wenn sie die Neigung zum Thema zeigen. Diese werden unsere wertvollsten Agentinnen." Ihr Blick ging vorwurfsvoll zu mir. "Ich hatte ja immer große Hoffnungen auf Hana-chan gesetzt, Mamoru." "Das sagst du aber auch nur, weil sie ein goldenes Juwel ist. Nicht, weil sie den Job mag", konterte ich. "Sie mag vor allem dich, und das war ja das Problem. Das Gleiche gilt für Karin. So ein hübsches, unschuldiges Ding. Bis du unter die Oberfläche schaust." "Oh ja", sinnierte ich. "Oh ja..." "Was ist das für ein Training, Puny... Ich meine, Torako-sama?", fragte Kishio unvermittelt. "Ich bilde die jungen Kunoichi darin aus... Ihre Körper als Waffe zu verwenden." "Sind Ninjas nicht immer Waffen?", fragte Shinpachi. "Ja und nein." Sie wurde für einen Augenblick ernst. Sehr ernst. "Weißt du, Shinpa-chan, durch meine Hände gehen alle weiblichen Ninjas Konohas. Den meisten bringe ich bei... Nun, ich bringe ihnen bei, wie sie sich bei Übergriffen schützen, wie sie sich in den unmöglichsten Situationen effektvoll wehren können. Und ich bringe ihnen bei, wie sie die Begierde eines Mannes oder einer Frau in ihrem Sinne lenken können, um ihre Ziele zu erreichen. Und jede dieser Frauen lernt bei mir, was man tut und was man lässt, wenn es... Zu spät ist. Wenn man nur noch ertragen kann." "Wenn sie vergewaltigt werden", sagte ich mit einem Seitenblick auf Kishio, dem das Thema nicht fremd war. "Auch wir Männer erhalten dieses Training. Äh, es ist ein mentales Training, kein körperliches. Im letzten Ninja-Krieg hat es immer wieder Übergriffe gegeben, von allen Fraktionen, von allen Ninjas, Frauen wie Männer an Frauen wie Männer. Torako-sama war damals auch eines der Opfer..." Ich schwieg einen Moment, um die Worte wirken zu lassen. "Aber anstatt sich auch wie ein Opfer zu geben, hat sie sich durchgebissen, ihren Moment abgewartet und zurückgeschlagen." Genau wie du, Kishio. Ich hatte es nicht aussprechen wollen, aber ich war mir sicher, er wusste, dass ich es dachte. "Und seither sieht sie es als ihre Aufgabe an, Shinobi beiderlei Geschlechts auf diesen Missbrauch vorzubereiten. Denn letztendlich kann ein lebender Ninja zurückkehren. Ein toter aber nicht." "Verstehe", murmelte Kishio. "Sind wir deshalb hier? Ist Shinpa-chan deshalb hier?" "Ein klein wenig mehr ist da noch", sagte Puny-sama. "Die Frauen, die Talent zeigen, bilde ich darin aus, ihre Gegenüber zu verführen. Sich als Sex-Gespielinnen anzubieten und damit Kontrolle zu erlangen und damit in Bereiche einzubrechen, die uns Shinobi sonst verwehrt bleiben. So nutzen sie ihre Körper als Waffen. Auf eine andere Art als sonst, aber als Waffen." Sie lächelte unvermittelt. "Natürlich bringe ich ihnen auch bei, sich vor Krankheiten und vor einer Schwangerschaft zu schützen, aber das nur nebenbei. Was mich gleich zum wichtigsten Punkt meiner Arbeit bringt. Ich bin Sexualtherapeutin." "Sexu-was?", fragte Kishio erstaunt. "Da ich selbst sehr negative Erfahrungen gemacht habe, voller Gewalt, Herablassung und Kontrollverlust, worüber ich dank Tsunade-sama hinweg kommen konnte, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, anderen zu helfen. Vergewaltigten Menschen. Betrogenen Menschen. Oder einfachen Bürgern Konohas, bei denen es Zuhause im Bett nicht mehr läuft. Simpel ausgedrückt." "Sehr simpel ausgedrückt." "Also können betroffene Personen mit dir reden?", fragte Shinpa-chan geradeheraus. "Ihre negativen Erfahrungen loswerden? Bei dir Hilfe finden?" "Nun, nicht nur. Wenn sie dafür bereit sind und wenn sie es wünschen, helfe ich ihnen auch dabei, zum Beispiel Berührungsängste zu überwinden." Sie beugte sich zu Shinpachi herüber. "Dein Fall interessiert mich sehr, Shinpa-chan. Vor allem als Mensch. So lange Zeit gefoltert zu werden, so lange Zeit misshandelt zu werden ist eine sehr, sehr schlimme Sache. Sie erinnert mich an das, was ich ertragen musste. Darum will ich dir helfen." Kurz ging ihr Blick zu Kishio. "Und wenn du reden willst, Kishio-sama..." "N-nicht im Moment, danke", sagte der junge Moeru hastig. "Was hast du vor, Torako-sama?" "Dir wieder Vertrauen in Berührungen zu geben. Und zwar in dem Tempo, das du vorgibst, Shinpa-chan. Das ist wichtig für die Heilung. Wenn du es wünschst, werden wir uns heute Abend nur kennenlernen und ein wenig zusammen essen und trinken. Aber wenn du dich bereit dazu fühlst, werde ich dich in einem Nebenraum sanft massieren, um deine Muskeln zu lockern. Wohlbefinden ist ein wichtiger Schritt in Richtung Heilung. Sowohl der körperlichen, als auch der geistigen Narben." Für einen Moment wurde Shinpachis Miene verschlossen. Dann aber seufzte er und setzte sich ein Stückchen weiter auf. "Na ja, wir können es versuchen, oder?" "Na, dann komm und setz dich zu mir, Shinpachi no Moeru." Sie lächelte, als sie ihm ihre Seite anbot. Der ältere Moeru nahm sein Tischchen auf und betrat das Podest und setzte sich im Saizen neben Konohas berühmteste Therapeutin. Berühmt vor allem für... Nun, man nannte sie nicht umsonst Puny-sama. Sie klatschte in die Hände. "Unterhaltung für meine Gäste." Erneut traten Kunoichi ein. Fei-chan ging vorweg. Sie gesellte sich zu Kishio, stellte ihr Sake-Kännchen neben ihn und schenkte sich ein. Dann prostete sie ihm zu. Links von mir setzte sich eine weitere Kunoichi nieder, die ich noch nicht kannte. Auch sie schentke sich Sake ein und animierte mich dazu, mit ihr anzustoßen. Als ich ein Lächeln auf Shinpachis Lippen sah, wusste ich, es war eine gute Idee, hergekommen zu sein. *** Das leise Stöhnen wirkte unwirklich in einer Welt, die aus Ruhe bestand. Heißer Wasserdampf erfüllte die Luft. Ein heiseres Seufzen zeugte von Wohlbehagen. Shinpachi no Moeru lag die Brust voran auf einer Bank, nur mit seiner Unterhose bekleidet, und ließ sich von Torakos zarten, aber kraftvollen Händen massieren. Etliche Liter Öl mussten dabei ihre Anwendung gefunden haben, denn er glänzte wie frisch lackiert. "Oh, das tut gut", murmelte er. "Keine Assoziationen? Keine Gedanken an deine Peiniger?", fragte sie. "Doch, aber es ist so fern, so weit weg. Ich denke, der Sake tut da einiges. Aber ich mag dich und ich vertraue dir, Puny-sama. Oh, entschuldige, Torako-sama." "Ist schon gut. Sag ruhig Puny zu mir", erwiderte sie lächelnd. "Dreh dich bitte um." "Äh." "Hm?" "Gomen, Torako-sama, aber das ist gerade eine ganz schlechte Idee..." "Wieso? Genießt du meine Berührungen nicht etwa nur, sondern haben sie dich erregt?", fragte sie schmunzelnd. Wobei ihr bewusst war, dass zuviel Amüsiertheit den jungen Mann in ein bodenloses Loch werfen konnte. Aber in diesem einen Moment entschied sich so viel. Für ihn, für sein Leben. Für seine Gesundheit. Er stockte kurz, bevor er leise seufzte. "Ja. Ich habe eine Erektion. Entschuldige das ungebührliche Verhalten, Torako-sama." "Aber, aber. Das ist eine vollkommen normale Reaktion auf meine Massage. Ich hätte mich eher gewundert, wenn du nicht erregt worden wärst, Shinpa-chan", sagte sie mit weicher, heller Stimme, die fast mädchenhaft klang. "Tut das gut?" "Oh ja, das tut sehr gut. Fast wünsche ich mir, dass..." "Was denn, Shinpa-chan?" "Nein, schon gut, Torako-sama. Das ist ungebührlich von mir." "Nichts ist hier ungebührlich. Genau für so eine Aussprache bin ich doch da." "Aber es ist ungebührlich von mir, dass ich denke, ich könnte hier und jetzt von dir verlangen... Nun... Wenn ich schon mal könnte..." Ein helles, mädchenhaftes Lachen klang auf, schöner als Glockenklang. Warme, zarte Lippen drückten sich zwischen Shinpachis Schulterblätter und verschafften ihm eine Gänsehaut des Behagens. "Nichts ist ungebührlich, wenn wir beide es zugleich wollen, Shinpachi no Moeru. Also dreh dich um, wenn du mir vertraust." Der junge Moeru drehte sich auf den Rücken. "Ich vertraue dir, Torako-sama." "Gut. Ich vertraue dir auch, Shinpa-chan." Mit diesen Worten ließ sie ihren Kimono vom Körper gleiten. "Lass uns schauen, wie weit wir kommen." "Ich bin im Himmel!", stieß Shinpachi hervor. "Noch nicht, aber bald. Versprochen." Ihre Lippen verschlossen die seinen. Dabei drückten sich ihre großen, weichen Brüste auf seinen nackten, eingeölten Körper. Und dies war nur der Anfang... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)