Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 62: Der ewige Chunin 21 ------------------------------- Drei Tage später erwachte ich schweißgebadet. Mit japsendem Atem und dem Gefühl, irgendetwas Schweres würde auf meiner Brust hocken und mir die Luft abschnüren. Schon wieder. Immer noch. Resignierend fasste ich mir an den Schädel. Wie oft denn noch? Wie lange denn noch? Sadahara-sensei hatte versucht, mich darauf vorzubereiten, hatte etwas von der "Schuld des Überlebenden" erzählt und wie sehr es mir zu schaffen machen würde. Aber ich hatte mir relativ wenige Sorgen darum gemacht. Immerhin war es mir gelungen, meine Begleiter fortzuschicken, bevor sie hatten getötet werden können, und die Wachen des Verstecks hatte ich nicht persönlich gekannt, wenngleich ich ihren Tod bedauerte. Aber es hatte nichts genützt. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das Gefühl des Benutztwerdens war nicht mit meinen üblichen Versagensängsten oder meinen Minderwertigkeitsgefühlen zu vergleichen, in keinster Weise. Es war etwas vollkommen anderes. Ich zitterte vor Angst. Nicht weil ich den Tod an sich fürchtete. Sondern weil ich beinahe der Tod für meine Schüler und meine Kameraden geworden wäre, hätte Kishio nicht eingegriffen und mich aus dieser verdammten Sprengfalle herausgeholt. Und das, was der Raikage gestern mit mir besprochen hatte, Kishio und Shinpa-chan betreffend, hatte es auch nicht gerade einfacher oder leichter für mich gemacht. Im Gegenteil, es hatte die Schuld noch mehr getriggert und es half überhaupt nicht, dass Kishio von meiner Schuld an der Geschichte überhaupt nichts wissen wollte. "Aniki?", klang seine Stimme von der Tür meines Raums her auf. Natürlich, wenn man vom Teufel sprach... In diesem Fall wohl eher von einem Engel. Meinem Engel, der sich zudem extraponiert hatte, in Gefahr gebracht hatte, um mir das Leben zu retten. "Nichts... Es ist nichts, Otouto", sagte ich mit leiser Stimme, den alten Begriff für "kleiner Bruder" benutzend. Ich hatte ihn schon immer familiär ohne Suffix angesprochen, was ich mit jedem tat, der mir schnell sympathisch wurde. Aber nachdem er mich vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, sah ich ihn mehr und mehr als Teil meiner Familie. Seither nannte ich ihn meinen kleinen Bruder. Bisher hatte er nicht dagegen protestiert. Und von meinen Genin hatte es auch keine Einwände gegeben. "Es ist nichts", wiederholte ich. "Nur... Nur die Selbstzweifel, die Seelenpein und die tiefsitzende Angst, nicht mehr ich selbst zu sein." Kishio betrat den Raum und entfachte ein Licht neben meinem Futon. "Gut. Sadahara-sensei hat gesagt, dass du auf einem guten Weg der Besserung bist, sobald du einsiehst, was dein Problem ist, ne?" "Ach. Hat er auch gesagt, wie lange dieser Weg dauert?", fragte ich sarkastisch. "Hai. Aber das wird dir nicht gefallen. Du kannst es allerdings auch mal so sehen, Aniki: Ich war die letzten sechs Jahre meines Lebens ständig verzweifelt, alleine und mir vollkommen bewusst, wie sehr ich versagt habe. Nein, Aniki, lass mich ausreden. Man weiß nicht, was ich hätte ausrichten können, wäre ich im Dorf gewesen, ne? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich Orochimaru hätte besiegen können, war nicht besonders hoch, geschweige wahrscheinlich, dessu ne? Aber sie war da und ich hatte die Chance nicht, konnte nichts tun. Die letzten sechs Jahre waren Jigokou für mich, die Hölle. Nicht nur, weil ich überall vertrieben wurde, weil mich jeder hasste, sondern weil ich mich auch selbst gehasst habe. Ich, der ich leben musste, während alle anderen tot waren. Das, was du hast, die Albträume, das schweißgebadet Aufwachen, die Ängste, die Zweifel, das habe ich gelebt, alles gelebt, sechs lange Jahre lang." "Na, du machst mir ja Mut", murmelte ich. Es machte überhaupt keinen Spaß, nicht nur zu meinem alten Ich voller Ängste, Befürchtungen und Selbstzweifel zurückzukehren, sondern sogar noch tiefer zu gehen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass ich ernsthaft eine Gefahr für Konoha sein könnte. Was, wenn Kabuto und Orochimaru mir eine Gehirnwäsche verpasst hatten, die sich dann aktivierte, wenn es Konoha am meisten schadete? Diese Angst machte mir noch mehr zu schaffen als der Gedanke, meine Nachlässigkeit hätte Kishio oder meine Genin in den Tod reißen können. "Na, den Gedanken vergiss gleich mal wieder, Aniki", sagte Kishio streng. "Alles, was ich getan habe, habe ich freiwillig getan. Du hast mir freien Willen zugestanden, mir erlaubt, wie ein selbstständiger Shinobi zu denken und mich so zu verhalten, ne? Warum wirfst du es dir jetzt vor?" Noch immer tanzte der Albdruck vor meinem inneren Auge, noch immer hatte mich die Angst im Griff, noch immer sah ich die Bilder meiner gemordeten Genin vor dem geistigen Auge - so wäre es gekommen, hätten sie sich an den Fallen probiert. Gut, gut, es war nicht so gekommen, aber Ängste waren nicht rational und sie folgten auch keinen logischen Wegen. Je eher ich mich damit arrangierte, dass sie mich eine Zeitlang begleiten würden, desto besser für mich. "Liest du meine Gedanken, Otouto?", fragte ich. Kishio zögerte, dann ging er neben mir auf die Knie. "Ich habe viel Chakra aufgewendet, um dir zu helfen, Sensei. Es ist noch immer in deinem Körper. Daher fällt es mir leicht, deine besonders intensiven Gedanken wahrzunehmen, wenn ich in deiner Nähe bin." "Dagegen kann man wohl nichts machen. Abgesehen davon, dass ich ohnehin nicht wüsste, was ich vor dir würde verbergen wollen." "Oh, da gibt es immer ein paar Dinge." Übergangslos spürte ich einen fremden Gedanken in meinem Bewusstsein. Kishio hatte meine Schulter berührt und sandte mir ein Bild. Ein recht unanständiges, das P-chan darstellte. P-chan in einem wirklich hübschen Kimono in Rückenansicht. Allerdings hing der Kimono nicht um ihre Schultern. "Kishio!", tadelte ich den jungen Shinobi. "Was denn? Du hast sie geküsst, vor versammelter Mannschaft. Da dachte ich, du... Nun. NUN, eben." "Sie ist eine Affenkriegerin, Otouto", sagte ich leise. "Und?", fragte er offen. "Und ich werde sie immer lieben. Sie wird immer ein ganz besonderer Mensch für mich sein. Ich meine, ein ganz besonderer Affe. Aber..." "Aber?", fragte er lächelnd. "Aber ich kann von ihr doch nicht verlangen, dass sie ihr eigenes Leben versaut, indem sie was für mich ist?" Ich schüttelte den Kopf. "Das kann doch keiner von mir verlangen. Das kann keiner von ihr verlangen." "Das mag ja sein, Aniki. Aber warum schläft sie dann in deinem Bett?", fragte Kishio trocken. "Was redest du da? Sie schläft doch nicht in...", begann ich und wandte mich zur anderen Seite. Nur, um in Perines schlafendes Gesicht zu sehen, das einen Ausdruck vollkommener Seligkeit angenommen hatte. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie am Daumen genuckelt hätte, um das absolute Abbild tiefempfundener Zufriedenheit darzustellen. Sie grummelte leise im Schlaf. Ihre Linke tastete nach etwas und als sie meine Taille fühlte, griff sie zu. Mit einem Laut des Behagens zog sie sich näher an mich heran und kuschelte sich an mich. Gut, gut, wenigstens einer meiner Begleiter, den ich nicht damit verschreckt hatte, schreiend oder schluchzend aus dem Schlaf hochzuschrecken. "Soll ich dann besser wieder gehen, Aniki?", fragte Kishio grinsend. "Du...", sagte ich drohend. "Ich warne dich, nicht mehr Witze als üblich." "Aber ich doch nicht, Sensei!", sagte Kishio in vollkommen übertriebenem Tonfall. Er erhob sich lächelnd. "Ich weiß, ich bin so ziemlich der letzte Mensch auf der ganzen Welt, der im Thema Beziehung was zu sagen hat. Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet waren eher... Schmerzhaft bis unerwünscht, aber... Bei allem Respekt, Aniki, es geht nicht nur darum, was du willst. Es geht auch darum, was sie will. Und es ist überhaupt nicht nett, einen Menschen, der dir so nahe ist, vier Jahre lang auf eine Antwort warten zu lassen, oder?" "Wessen Gedanken liest du jetzt? Meine oder ihre?", murrte ich. "Meine eigenen", sagte er lächelnd. Leise ging er zur Tür und zog sie halb zu. "Gute Nacht, Sensei. Ryoga wird sich morgen zusammen mit Kuzoko wieder um die Genin kümmern und sie durch Kumogakure hetzen, damit du für deine Besprechung mit dem Raikage fit bist." "Gute Nacht, Kishio", brummte ich als Erwiderung. Die Tür schloss sich und ich löschte das Licht. Na toll, auch keine schlechte Idee. Menschen, die nicht schliefen, hatten auch keine Albträume. "Und du?", fragte ich. "Wie lange willst du noch vorgeben, im Tiefschlaf zu sein?" Ihre Linke krallte sich in den Stoff des Shirts, in dem ich zu schlafen pflegte. "Ist es so offensichtlich?" "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand direkt neben mir weiterschlafen kann, wenn ich schreiend aufwache", sagte ich tadelnd. Sie zog mich näher zu sich heran. "Mamo-chan, ich... Ich will, dass du weißt, dass ich keine Angst habe. Vor deinen inneren Dämonen. Vor deiner Schwäche. Vor deiner Angst, Orochimaru könnte dir etwas Schlimmes angetan haben. Die kenne ich ja nur zu gut und ich habe mich trotzdem in dich verliebt. Dazu muss man nicht deine Gedanken lesen, man muss dich nur kennen. Und eventuell lieben." Beinahe hätte ich etwas sehr dummes gesagt, ihr Absolution erteilt, die ihr erlaubt hätte, meine Ängste als validen Grund zur Flucht anzunehmen. Aber sie kannte mich bereits schwach, selbstzweifelnd und verletzlich. Sie hatte einmal geholfen, mich aus diesem Keller herauszuholen, ich hatte keine Zweifel, dass sie es auch ein zweites Mal machen würde. Ich strich mit meiner Rechten über ihr blondes Haar. "Womit habe ich dich überhaupt verdient, Perine?" Sie griente hocherfreut. "Die richtige Frage lautet: Womit hast du uns fünf verdient? Keine von uns hat vor, dich jemals aufzugeben. Und stellvertretend für die anderen vier bin ich jetzt da, an deiner Seite und helfe dir. Jeder hat mal eine scheiß Zeit, und im Gegensatz zum armen Kishio hast du mich an deiner Seite." Ich küsste sie sanft auf die Stirn. "Ich habe dich nicht verdient." "Doch, hast du. Mehrfach. Mit Aufschlag. Zumindest hat das Ranma-chan immer gesagt. Meistens in einem wirklich wütenden Tonfall, wenn ich mich recht erinnere." Ich unterdrückte ein Auflachen. So konnte man die Dinge auch sehen. Ich küsste die Affenkriegerin erneut, diesmal auf den Mund. "Ich liebe dich, Perine." "Was uns zum nächsten Thema bringt, Mamoru-sama." Ein erschrockener Laut entkam meiner Kehle, als ich ihre rechte Hand an meinem Körper fühlte. Nun, in dieser Nacht würde ich wohl tatsächlich keinen Schlaf mehr finden. "P-chan, ich will dich nicht ausnutzen." "Wo denkst du hin, Mamo-chan? Ich nutze dich aus. Und jetzt halt die Klappe und küss mich." Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf stimmten diesem Vorschlag zu, während die zehnte sich entschloss, auf eine Cheerleadertrommel zu schlagen und mich anzufeuern. *** Etwa sechzig Meter höher, auf dem Dach des Familienhauses der Yamadas, kam eine Gestalt in einer weißen Kutte aus dem Step, die Kapuze hochgeschlagen. Das Gesicht wurde von einer gehörnten Oni-Maske verborgen: Es wäre übertrieben gewesen, anzumerken, dass hinter der Maske kein Hiesiger steckte. Die Gestalt ging in die Hocke, berührte mit der rechten Hand den Boden. Ein leises, zufriedenes Glucksen erklang. "Beide Moerus auf einen Streich. Habe ich euch. Hat sich die kleine Falle ja doch noch richtig gelohnt." Als etwas Schnelles, unglaublich Scharfes auf ihn zuraste, zerbrach die Maske und offenbarte ein hämisch grinsendes Gesicht. Doch das Grinsen schlug in verzerrten Hass um, als die Gestalt aufsprang. "Bist du sicher, wer in wessen Falle ist, du Idiot, du Terrorist?" Kirabi-sama zog den Tentakel des Achtschwänzigen wieder ein, mit dem er der Gestalt in der Kutte die Maske zerschlagen hatte. "Yo, Kabuto." Der weißhaarige Gefolgsmann Orochimarus sah den Elite-Krieger Kumogakures hasserfüllt an. "Das ändert gar nichts! Wenn wir sie jetzt nicht holen können, dann ein andernmal! Oder später! Und wieder und wieder, wann immer wir wollen und solange sie leben!" Kabuto sprang nach hinten, und während er langsam fortschwebte, verblassten seine Konturen. "Sie sind nie wieder sicher! Hahahahaha!" Nun, das dauerte in etwa so lange, bis ihn etwas sehr nachdrücklich und sehr hart im Rücken traf. Hinter ihm stand Yugito Nii. Und es wäre eine hoffnungslose Untertreibung gewesen, hätte man gesagt, sie sei gerade nicht besonders erfreut gewesen. "Und wer hat behauptet, du seist sicher?", zischte sie. "Schlimm genug, was du mit Mamo-chan gemacht hast. Aber dass du jetzt auch noch Kishio-kun und Shinpachi-tono attackierst, ist unverzeihlich!" Kabuto wurde kreidebleich. Vor ihm stand die Jinchuriki des Zweischwänzigen, hinter ihm der Träger des Achtschwänzigen - und beide waren stinksauer. "W-wartet! Wartet, wir...!" Zu einem weiteren Wort kam er nicht mehr, denn beide Jinchuriki griffen zugleich an. Bevor Kabuto sich versah, war er auf mehr als zwanzig Arten zugleich getötet worden. Wobei der Abriss beider Beine definitiv in den Bereich absoluter sinnloser Übertreibungen gehörte. Er war bereits tot, bevor die Tentakel des Hachibi ihn zu Boden fallen ließen. Yugito Niis Blick ging wütend und schnell durch die Dunkelheit. "Da muss noch einer sein! Findet ihn!" "Hai!" Sechzehn ziemlich angepisste ANBU tauchten auf dem Dach auf und sprangen in alle Himmelsrichtungen davon, um den potentiellen zweiten Mann zu suchen. Und wenn es ihn gab, dann würden sie ihn finden, denn man konnte vielleicht einmal die Kumo-ANBU verarschen, aber sicher kein zweites Mal, ohne die Tat furchtbar zu bereuen. Nii-sama und Kirabi-sama traten an den Toten heran. Seine Miene war vor Überraschung und Angst verzerrt. Eine Schlange, die sich unter dem Umhang hervorschnellte, um sich über den Dachrand in Sicherheit zu stürzen, kam nicht weit, als ein Tentakel des Hachibi dafür sorgte, dass sie einen bleibenden Eindruck auf dem Dach hinterließ. Ziemlich exakt achtundsechzig Zentimeter tief im Gestein. "Das ist nicht Kabuto, der Schuft, der Idiot", sagte Kirabi-sama mit ernster Miene. Er ergriff das Gesicht des Toten und drehte es in seine Richtung. "Kai!" Das Gesicht mit Kabutos Zügen zerfloss. Darunter kam ein anderes zum Vorschein. "Zuuto", sagte Yugito Nii verärgert. "Kabutos erster Gefolgsmann." Sie schickte einen Fluch hinterher, der undamenhaft und ziemlich sexistisch war. "Yugito-chan..." "Ja, ich weiß! Das ist auch ein guter Fang. Und wir haben unsere Freunde aus Konoha beschützt, und so. Aber trotzdem, ich hätte lieber Kabuto erwischt." "Wer hätte das nicht, du dummer Wicht? Aber man nimmt was man kriegt, und wir haben gesiegt." "Ich weiß ja, ich weiß. Aber Kabuto zu zerquetschen wäre viel befriedigender gewesen." Sie biss ihre Zähne derart heftig zusammen, dass sie knirschten. "Hat leider nicht sein sollen." Sie sah wieder auf. "Erzählen wir Mamo-chan hiervon?" "Dass Zuuto da war, ja. Mehr ist nicht passiert, klar?" "Betonung auf war, was, Kirabi-sama?", fragte sie mit einem winzigen Anflug guter Laune. "Korrekt." Die beiden lächelten einander an. Den Kampfplatz überließen sie den Spezialisten, die anrückten, um Orochimarus Vasall Zuuto so viele Geheimnisse wie möglich zu entlocken, die sein Körper bergen mochte. *** "Uuuuffff!" Das war der einzige Laut, denn Shinji machte, als er die Trainingsmatte unfreiwillig verlassen hatte. Genauer gesagt machte er das Geräusch, als er auf dem Hallenfußboden aufschlug. Beinahe sofort war Shinobu an seiner Seite. "Geht es dir gut, Shinji-sama? Bist du verletzt?" "Nein, nur mein Stolz", ächzte er, während er sich wieder aufrappelte. "Das war viel zu doll, Shinn-nii!", beschwerte sie sich bei ihrem älteren Bruder mit zornblitzenden Augen. Shinn Yamada grinste sie bösartig an. Er war das älteste Kind der Familie und damit der potentielle neue Clanschef. Aber vor allem war er ihr großer Bruder und hatte ihr gegenüber einen ausgesprochen großen Beschützerkomplex. "Shinji ist ein Shinobi. Wenn er Techniken dieser Stärke nicht handhaben kann, hat er vielleicht den falschen Beruf ergriffen." "So! Soll er vielleicht mal Dr. Tofu beschwören? Einfach so, weil es zu seinen Fähigkeiten gehört?" Shinn wurde ein wenig bleich. "Wir wollen ja nicht gleich übertreiben. Außerdem muss er sein Taijutsu trainieren. Du hast seinen Sensei gehört." "Ja, ich weiß. Taijutsu verinnerlichen, damit die Gedanken fürs Ninjutsu frei bleiben", murrte sie. "Aber das geht doch auch sanfter." "Natürlich geht das sanfter", erwiderte ihr Bruder, immerhin seit Jahren ein Chunin Kumogakures. "Aber Shinji macht es mir recht schwer, sanft mit ihm umzugehen." Der junge Konoha-Genin stand wieder. "Geht schon, Shinobu-chan." Er trat wieder auf die Matte. "Noch eine Runde bitte, Sempai!" "Sempai? Ich bin genauso alt wie dein Sensei. Wie wäre es also mit etwas Respekt, Kurzer?" Shinji grinste frech. "Du hast keine Genin-Gruppe, oder, Shinn-sempai?" Eine Zornesader begann auf seiner Stirn zu pochen. Mit der Rechten winkte er Shinji heran. "Komm schon, Kleiner." "Hai, Sempai!" Etwa zwanzig Sekunden später: "WHOAAA!" Wieder sah Shinobu ihren Bruder böse an, während sie erneut zu Shinji eilte, der wieder von der Matte geworfen worden war. "Nicht so fest, habe ich gesagt! Shinji-sama, kannst du mich hören?" "Autsch. Ich glaube, diesmal habe ich mir was getan. Dabei bin ich doch an der Stelle immer gut gepolstert gewesen." Mai, die zusammen mit Kuzoko auf die Shuriken-Zielscheiben warf, wandte sich in seine Richtung um. "Sieh es ein, Kleiner, du hast die letzten drei Wochen mächtig abgenommen. Trotz all der Süßigkeiten, mit denen Shinobun dich füttert." Sie zwinkerte dem blonden Mädchen verschwörerisch zu. "Wenn du so weitermachst, sieht Kira neben dir noch fett aus." "Das habe ich gehört!", beschwerte sich der dritte Genin von Team dreizehn lautstark. "Autsch!" Jardin Nabara nahm das Shinai wieder herab, mit dem er Kira auf den Schädel geschlagen hatte. Schmerzhaft, aber nicht zu hart. "Hier spielt die Musik, junger Shinobi. Das hier hätte auch ein Katana sein können. Und dann wärst du jetzt tot." "Aber wir trainieren doch bloß, Nabara-sempai!", protestierte der blonde Genin und rieb sich den schmerzenden Schädel. Jardin griff nach seinem Kragen und hob ihn daran hoch, damit der Konoha-Nin ihm in die Augen blicken konnte. "Kerl, du bist auf dem Weg, in meiner Liga zu spielen. Und in meiner Liga kann jeder Fehler dein letzter sein, hast du verstanden? Dein Sensei hat mir gesagt, ich soll dich trainieren, und das tue ich auch! Jetzt denk mal zurück an die erste Trainingsstunde, die der Raikage dir gegeben hat. Was ist da dein erster Gedanke?" "Äh, autsch?" "Richtig!" Jardin ließ den Kragen los. Kira, so plötzlich befreit, landete auf seinem Hintern. Was lautstarken Protest bei Kuzomi, seiner Spinnenkriegerin, auslöste. "Schon gut, schon gut, er hat ja Recht, Kuzomi-chan. Hättest du mich nicht vorher eingewiesen, Nabara-sempai, dann hätte der Raikage mich bereits auf kleinster Stufe zerpflückt. Stimmt es eigentlich, dass er früher regelmäßig ein halbes Dutzend Raiton-Nutzer frisch von der Akademie verschlissen hat, bevor er Kirabi-sama getroffen hat?" "Ja, das ist die Wahrheit. Meistens haben diese Raiton-Nutzer weniger an den Schmerzen zu leiden gehabt, dafür aber umso mehr an den Schäden an ihrem Stolz und an ihrem Selbstverständnis." Jardin schüttelte den Kopf."Sicher, es ist lehrreich, von A-sama trainiert zu werden, aber bevor er den Raikage dazu erpresst hat, hätte dein Sensei daran denken sollen, wie groß der Unterschied zwischen euch beiden ist. Mit einer unbedachten Bewegung könnte der Raikage dich töten." "Das können Frauen mit einer unbedachten Bemerkung auch", murrte Kira. "Unangebrachte Kommentare?", fragte Jardin drohend. "Äh..." Kira verbeugte sich, die recht Faust mit der linken Hand fest umschlossen. "Nabara-sempai, ich bitte um eine weitere Trainingsrunde!" Jardin lächelte auf eine äußerst irritierende Art, nämlich erfreut. "Sollst du kriegen. Und wappne dich besser schon mal auf nachher, wenn dein Sensei von der Besprechung mit dem Rat zurückkommt und A-sama für dein Training mitbringt." "WHOAAA!" "Shinn-nii! Du sollst das doch lassen!", rief Shinobu bestürzt. Kira war versucht, hinter sich zu schauen, aber er unterdrückte die Regung. "Ich werde bereit sein. Dank dir, Nabara-sempai." "Gute Antwort", murmelte der Kumo-Chunin. *** Zur gleichen Zeit fand eine Sitzung beim Raikage statt. Das, was dort besprochen wurde, hatte eine Brisanz, wie sie einem Sprengtag gleichkam. Eventuell war es auch gefährlicher. Die sieben Kumo-Nin, die mit dem Raikage im Raum waren, hatten äußerst ärgerliche Mienen aufgesetzt, um den Ernst der Situation zu unterstreichen. Das war gut, denn die Miene A-samas war immer ärgerlich und kein Gradmesser für seine Emotionen. Unter ihnen waren Kirabi-sama, Omoi, Karui und Samui, Yugito-chan und zwei Shinobi, die ich nicht kannte. Die ich aber auch nicht kennenlernen würde, denn sie trugen ANBU-Masken. Die letzte in der Runde war A-samas Sekretärin Mabui. Ich hatte sie einige Zeit nicht gesehen und ich musste ehrlich sagen, sie war ernster, aber auch hübscher geworden in den letzten drei Jahren. Mit mir waren Ryoga, P-chan, Kishio, Shinpa-chan und Kuzoko erschienen. Sozusagen mein Führungsteam. Nach einer mehr als knappen Begrüßung hatten die Enthüllungen begonnen, und keine davon hatte mir besonders gefallen. "...haben wir die vier toten ANBU in den Abwasserkanälen gefunden", referierte der linke ANBU. "Sie wurden aus nächster Nähe getötet. Die Art, wie sie getötet wurden, verrät uns, dass sie bis zum Zeitpunkt ihres Todes keinerlei Argwohn gegen ihre Mörder verspürt hatten. Sie wurden vollkommen überrascht. Seither gehen wir von Verrätern aus, die in Kumogakure für Orochimaru tätig sind. Kein sehr erfreulicher Umstand." "Ähnliches", nahm der andere ANBU den Faden auf, "gilt für die Truppe, die am Versteck Wache hielt. Auch hier wurde die Wachmannschaft von einigen der Ihren ermordet. Wir haben einige Leichen finden und identifizieren können. Andere fehlen ganz, was uns vermuten lässt, dass sie zu Orochimarus Agentennetz gehören. Jetzt, im Nachhinein, stellt sich das Geschehen für uns so dar: Orochimaru hat das Versteck geopfert, um Shinpachi no Moeru in unsere Hände zu spielen. Warum, ist uns ein Rätsel, aber ich bin mir sehr sicher, dass es so ist." A-sama nickte mit starrer Miene. "Dazu kommt, dass heute Nacht auf dem Dach des Yamada-Hauses ein Nukenin gestellt wurde, den wir zuerst für Kabuto gehalten haben. Es war aber Zuuto, einer seiner Gefolgsleute, in perfekter Verkleidung." "Was Zuuto betrifft", sagte ich. "Er ist tot. Mein Bruder und Yugito-kun haben sich um ihn gekümmert." Das machte eine Informationsquelle weniger, okay, aber es machte auch einen Gefahrenherd weniger, deshalb nickte ich bestätigend. "Was uns auch gleich zu Kishio-kuns Aussage bringt", nahm Yugito-chan den Faden auf. "Kishio-kun, du sagtest, die Falle, in der dein Sensei steckte, war komplex aufgebaut, eine echte Herausforderung, aber du hattest sie selbst in deinem erschöpften Zustand meistern können." Irritiert sah der junge Mann die Jinchuriki an. "Richtig." "Nun, wir halten es für möglich, dass wir Orochimaru eine wirklich große Operation verpfuscht haben. Es ist im Bereich des Wahrscheinlichen, dass Orochimaru und Kabuto die Gelegenheit genutzt haben, als sie deinen Sensei in ihre Gewalt bekommen haben, um deine sensorischen Fähigkeiten als Moeru zu testen. Eventuell war alles, von der Entdeckung des Verstecks über dessen Eroberung bis hin zu der Falle, in der dein Sensei lag, Teil eines großen Ganzen, das für Orochimaru nun unbefriedigend ausgegangen ist." "Dazu hätte er doch damit rechnen müssen, dass ich nach Kumogakure komme. Und das hätte bedeutet, dass er mein Treffen mit Mamoru-sensei hätte herbeiführen müssen. Denn das erfolgte nachdem der hiesige Stützpunkt Orochimarus aufgebracht wurde." "Ja, aber die Rückeroberung des Stützpunkts durch Orochimaru erfolgte erst, nachdem Ihr in Kumogakure angekommen wart", wandte sie ein. "Ein paar Zufälle zuviel, wie ich finde. Ich sage jetzt nicht, dass alles zusammenhängt, aber sicher vieles. Und ich bin mir sehr sicher, dass die Falle ein Test war, den du bestanden hast. Nur hat Orochimaru keine Möglichkeit des Zugriffs, solange wir derart scharf auf euch aufpassen. Die Tatsache, dass wir mehrere hundert Shinobi hinter ihm her gehetzt haben, bedeutet übrigens nicht, dass wir die Verteidigung der Stadt vernachlässigt hätten. Diesem Irrtum ist er aber auch nur einmal aufgesessen." Ich muss gestehen, ich war schockiert. Die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, die sich für mich, meine Familie, Konoha und nicht zuletzt für die Moerus ergaben, waren kaum abzusehen. Und Kishio und Shinpa-chan hatten sehr wohl verstanden, was gesagt worden war. "Ich sehe, Ihr versteht", sagte Yugito-chan. "Und genau deshalb möchten wir euch, Kishio-sama und Shinpachi-tono, anbieten, bei uns in Kumogakure zu bleiben. Damit ist kein Zwang verbunden, in unseren Streitkräften zu dienen, obwohl uns zumindest eine Hilfe bei der Ausbildung unserer sensorischen Ninjas sehr gelegen kommen würde." Okay, es gab nicht vieles, was ich vor Kishio und Shinpachi verheimlichen wollte oder musste. Aber in diesem speziellen Fall, als Yugito Nii das Angebot Kumogakures an die Moerus überbrachte, gab ich mein Bestes, um ein paar Bruchrechnungsaufgaben zu lösen, damit ich nicht aus Versehen an etwas dachte, Yugito-chan betreffend, das... Nun, Kishios Meinung beeinflusst hätte. Der junge Moeru schmunzelte und berührte meinen Oberarm. 'Du kannst damit aufhören, Aniki. Ich habe bereits mit Nii-sama... gesprochen. Ich... Habe mich dazu entschlossen, ihr zu vergeben. Aber ich habe ihr auch... Klargemacht, dass sie mir wehgetan hat. Und dass sie mich in meiner Verzweiflung zurückgelassen hat, ohne eine Chance auf ein besseres Morgen. Aber ich habe ihre Erklärung, den Rat Kumogakures betreffend, verstanden und akzeptiert. Es wird nichts mit meiner Entscheidung zu tun haben.' Für einen Moment hielt ich die Luft an. Nur um zu merken, dass ich das schon die ganze Zeit getan hatte. Als ich heftig ausatmete, griff ich in meine Weste und zog eine Schriftrolle hervor. "Konoha bietet euch ebenfalls Zuflucht an. Ich habe in eurem Namen abgelehnt." "Was? Aber Sensei...", begehrte Shinpachi auf. "Ihr braucht keine Zuflucht von Konoha. Wenn Ihr nicht in Kumo bleiben wollt, werde ich euch mit nach Konoha nehmen. Ihr werdet als meine Vasallen in meinem Clan registriert und akzeptiert werden. Zumindest solange, bis Ihr euch wieder den Status eines selbstständigen Clans erworben habt. Bis dahin aber werden die Nara euch in ihre Mitte aufnehmen und von euch nicht mehr verlangen, als sie selbst euch zu geben bereit sind. Dabei bin ich immer und jederzeit die Schnittstelle zur Hokage und zum Rat. Natürlich sehen die das auch gerne, wenn Ihr euch in den Reihen der Shinobi engagiert, sogar die ANBU sind im Gespräch, aber ich habe sehr deutlich gemacht, dass erst einmal Shinpa-chans Rekonvaleszenz vorgeht." "Einen Moment, Mamoru-sensei. Warum benutzt du bei mir eigentlich immer das Suffix Chan?" "Stört es dich, Shinpa-chan?", fragte ich betroffen. "Nein, das ist es nicht. Ich will es nur verstehen." "Öh... Weil ich dich mag?" Shinpachi no Moeru blinzelte einen Moment überrascht. "Wakata. Solange es einen guten Grund gibt... Weiter im Text. Wie sieht es denn mit den ANBU für Kishio-sama aus?" "Nun, ich gebe zu", sagte ich erleichtert, "die ANBU scheinen für Kishio die natürliche Wahl zu sein. Aber das ist seine Entscheidung. So wie es deine Entscheidung sein wird, was du tust, sobald du wieder genesen bist, Shinpa-chan. Und deshalb werden die einzigen Missionen, die du, Kishio, bestreiten wirst, unter meinem Kommando sein, bis du etwas anderes entscheidest. Ich habe das Tsunade-sama unmissverständlich klargemacht. Wenn Ihr in den Einsatz geht, dann weil ich euch an Konoha verleihe. Und ich werde genau entscheiden, wann das sein wird. Natürlich werden wir drei das diskutieren." "Oi, oi, Sensei, das hat die Hokage mit sich machen lassen?", fragte Kishio irritiert. "Ja, das hat sie mit sich machen lassen", erwiderte ich stolz. "Dabei habe ich vollen Rückhalt von Shikaku-sama, meinem Onkel, dem Vorsteher des Nara-Clans." Ein wenig kleinlauter fügte ich hinzu: "Was aber mich angeht, ich stehe unter der Befehlsgewalt Konohas. Ich fürchte, wenn ich Tsunade-sama zu sehr auf die Füße getreten bin, wird sie sich rachsüchtig zeigen und mich ein paar nicht ganz so nette Missionen ausführen lassen." "Du meinst, Missionen, wie sie deine Genin gerade in Kumogakure erfüllen?", spottete P-chan. "Den Kindern in der Akademie Unterricht geben, Geldboten eskortieren, Unkraut jäten, Lebensmittel kaufen, Dienstbotengänge erledigen... Habe ich was vergessen?" "Shinji hilft am Ramen-Stand beim Touro-Haus aus", sagte Kuzoko. "Das macht er ziemlich gut, finde ich." "Und Kira wird von seinem Großvater und seinem Onkel in jeder freien Minute herumgescheucht. Wenn er nicht gerade in den Genuss der herausragenden Lehrer kommt, die Mamo-chan ihnen besorgt hat", warf Ryoga grinsend ein. "Ja, so etwas schwebt mir ungefähr vor. Sie wird gnadenlos sein, fürchte ich." "Nimm es locker", sagte P-chan und klopfte mir auf den Rücken. "Eventuell hast du Glück und sie lässt dich nur ein kleines Land erobern. Das macht doch bestimmt mehr Spaß." Sie lächelte die beiden Moerus an. "Alles in allem ist das aber harmloser als das, was sie machen wird, wenn Mamo-chan euch nicht nach Hause bringt." "Perine! Das ist unfair!", begehrte Yugito auf. "Schon gut, schon gut." Kishio räusperte sich. "Als Clanoberhaupt des fast nicht mehr existierenden Clans der Moerus obliegt es mir, eine Entscheidung zu fällen. Ausnahmsweise habe ich mich dazu mit meinem ganzen Clan besprochen." Kishio und Shinpachi Moeru stießen ihre Fäuste gegeneinander, um ihr gegenseitiges Einverständnis zu unterstreichen. "Das Ergebnis war vollkommen eindeutig. Ich bin eine Verpflichtung gegenüber Mamoru-sensei eingegangen. Nicht, weil er mein Leben gerettet hat, sondern weil er für mich da ist. Diese Erfahrung habe ich sechs Jahre vermisst und ich will sie nicht mehr hergeben. Deshalb folge ich dir durch Himmel und Hölle, Sensei. Gib es vor, ich werde dort sein." Shinpachi räusperte sich. "Und ich... Nun, ich bin nicht gerade der Fitteste. Aber da du ein Glückspilz bist, habe ich keine Vorbehalte, dir das Kommando zu geben, Mamoru-chan. Und du bist verflixt noch mal ein Chunin Konohas, ne?" "Danke. Das habe ich erw... Wieso Glückspilz?" "Ach, weißt du, Mamoru-sensei, ich habe nachgedacht. Als ich Orochimaru in die Hände gefallen bin, war ich so alt wie du jetzt. Ich denke, du hast sehr viel Glück gehabt, dass er dich in eine Falle als Köder gesteckt hat, anstatt dich für seine finsteren Pläne in eines seiner Verstecke zu verschleppen. Immerhin sollst du eines der heißesten Feuer von Konoha haben. Die Chancen standen nicht unbedingt für dich. Und stell dir vor, er hätte dich verschleppt. Wir Moeru hätten dich gesucht und wären für ihn frei Haus gekommen. So gesehen hast du sehr viel Glück." Eine schauderhafte Vorstellung, die mir die Luft abschnürte. Ich kämpfte mit einem Würgereiz. Wenn ich mir ausmalte, ich würde erleben müssen, was Shinpa-chan erlebt hatte, und dies sechs lange Jahre oder noch länger, wurde mir übel. Panik kochte in mir hoch, aber mit gesteuerter, ruhiger Atmung bekam ich sie in den Griff und drängte sie zurück. Diesmal. "Danke für diese unerfreulichen Gedanken, Shinpa-chan. Also stelle ich fest, dass die Moerus uns nach Konoha begleiten." "Tja, da kann man wohl nichts machen." Der Raikage erhob sich. "Wollen wir dann los? Sonst schließt sich das Zeitfenster für mein Training mit Kira-chan." "Eines noch, A-sama", sagte ich schnell. "Was unsere Bezahlung für das Attentat angeht, das keines war, so würde ich gerne eine weitere Bedingung stellen." Der Raikage runzelte die Stirn. "Konoha erhält die Bezahlung einer S-Rang-Mission, Kumogakure finanziert dir deine Affenparty und mein persönlicher Dank ist dir gewiss. Was kannst du da noch wollen?" Ich straffte mich. "Was einen der Lehrer meiner Genin angeht, Jardin Nabara, und auch seinen Clan, so würde ich mir wünschen, dass Kumogakure ausnahmsweise... Gewisse Aktivitäten des Clans übersieht. Zumindest jene, die in der Vergangenheit liegen." Verblüfft sah der Raikage mich an. Yugito-chan sackte die Kinnlade herab und Mabui verbarg ihr Gesicht hinter der Rechten. Ein undefinierbarer Laut kam von ihr. Kirabi-sama zog seine Sonnenbrille ein Stück nach vorne. "Du Tölpel, du Dummkopf, Jardin Nabara und sein Clan sind..." A-sama gebot seinem Bruder mit einer Handbewegung, innezuhalten. Er musterte mich ernst und streng. "Was versuchst du hier? Einem deiner Todfeinde zu helfen?" "Ich denke nicht, dass wir noch Todfeinde sind. Jedenfalls vorerst nicht. Und er ist ein zu guter Shinobi, um ihn Kumogakure vorzuenthalten", erwiderte ich trotzig. "Meine Shinobi haben ihr Blut vergossen! Ich habe ein Recht..." A-samas leises Lachen ließ mich innehalten. Als er laut auflachte, sodass es in seinem Büro wiederhallte, hatte ich das ungute Gefühl, zu hoch gepokert zu haben. "So, so. Forderst du nicht etwas zuviel, junger Morikubo?" Er strich sich über seinen Bart. "In der Tat, du verlangst zuviel. Aber ich will mal nicht so sein. Ich denke, dass wir tatsächlich ein blindes Auge auf den Nabara-Clan haben können, wenn du... Nun, du sagstest, die Moeru-Brüder würden als deine Vasallen in Konoha eingeführt, richtig? Es wäre also kein Verrat, wenn du sie ab und an für Ausbildungszwecke an Kumogakure geben würdest. Zumindest solange wie wir Verbündete sind. Natürlich vergüten wir das angemessen." Erleichtert atmete ich auf. "Ich bin einverstanden, A-sama." "Gut. Dann lass uns zum Training aufbrechen. In zwei Tagen ist ja auch die Party, nicht wahr?" "Ja, A-sama. Ein großes, rauschendes Fest, das Kumogakure finanziert", stichelte ich. "Deine Feste sind immer sehr unterhaltsam, Mamoru-tono. Dieses wird nicht anders sein", schmunzelte der Raikage. "Also los, danach habe ich gleich wieder einen Termin. Mabui-tono?" "Wir haben achtundsiebzig Minuten Zeit bis dahin." "So, haben wir." Der Raikage ging an mir vorbei und lächelte. Das kam selten genug vor. Hatte ich es doch übertrieben? Mist. Ihm folgte Kirabi-sama mit seinem Team. Er sah mich an und schüttelte nur den Kopf. "Mamo-chan. Du Tölpel. Du Dummkopf." "Eh?" Omoi legte mir einen Arm um die Schulter und grinste. "Schon gut, brauchst du nicht zu wissen. Sei einfach froh, dass alles so gut gelaufen ist, auch wenn du draufgezahlt hast." "Eh?" "Ist doch egal. Holen wir Aki-chan aus der Krabbelgruppe und schauen wir bei Kiras Training zu, einverstanden?" "Aki-chan abholen. Eine sehr gute Idee", sagte Karui mit strahlenden Augen. Samui hüstelte verlegen und tat desinteressiert. "Na, wenn es auch auf dem Weg liegt. Da kann man wohl nichts machen." "Du darfst ihn schon mal nicht halten", murrte Karui böse. "Häää? Aber warum denn nicht?" "Wenn das für dich Arbeit ist, musst du es nicht tun, Samui." "Aber so habe ich das doch gar nicht gesagt. Mamo-chan, hilf mir!" Ich seufzte laut. Was immer ich draufgezahlt hatte, für Kumogakure und meine Freunde war es mir das wert. *** Indigniert stand Shinji nach dem harten Training vor dem mannshohen Spiegel direkt neben dem Schwimmbecken im Familienhaus der Yamadas. "Bin das noch ich?", fragte er beinahe mürrisch. "Will ich das überhaupt sein?" "Was denn, was denn?", rief Kira gutgelaunt, als er an seinem Kameraden vorbeiging und ihm kräftig auf den Hintern klopfte. "Steht dir doch gut, der Gewichtsverlust. Oder wolltest du in deinem Leben den Akimichi Konkurrenz machen?" Shinji schüttelte sich, als er das hörte. "Den Akimichi?" Es war allgemein bekannt, dass der Akimichi-Clan nicht einfach nur aus fettleibigen Personen bestand - das, was sie an überschüssigem Körpergewicht mit sich herumschleppten, war essentiell für die meisten Formen ihrer Jutsu. Gleichzeitig bildete die Masse an sich eine Reserve für ihre fortgeschrittenen Jutsu, die einen Menschen ohne Reserven getötet hätten. Fazit: Akimichi bemühten sich stets, ihr Körpergewicht zu erhöhen. Dafür nahmen sie, nun, eine gewisse Unförmigkeit in Kauf. "Das ist es nicht. Kein Bock, ein Akimichi zu werden. Ihre Jutsu beherrsche ich sowieso nie. Aber wenn ich schlank werde, was unterscheidet mich dann noch von dir, Kira? Blond sind wir beide auch noch. Dann sind wir ja rein optisch nicht mehr auseinander zu halten." "Oh, glaub mir, euch beide kann man nicht verwechseln", sagte Mai, als sie überraschend gut gelaunt in Begleitung von Anne ebenfalls in die Schwimmhalle trat. Sie lächelte, obwohl ein Großteil ihrer Arbeit an diesem Tag aus schweren Erdarbeiten bestanden hatte. Sprich, sie hatte einen knappen Hektar Gartenland umgegraben und deshalb die Finger voller Blasen. Aber das schien sie nicht zu stören. Anne, die nicht zu Mamorus Genin gehörte, hatte ihr geholfen und sah ähnlich blessiert aus. Das hatte nur dazu geführt, Mais gute Laune zu steigern und die junge Frau mehr in ihr Herz zu schließen. Und die gute Laune ließ sie auch die anderen spüren. "Du, mein süßer kleiner Shinji, bist immer noch das Frohgemut vor dem Herrn, der Herzliche, Lebensfrohe und Freundliche." "Also alles, was du nicht bist, Mai-chan", rief Kira spöttisch. Anne kicherte bei diesen Worten und setzte sich an den Beckenrand. "Lass das nicht auf dir sitzen, Mai-chan." Die Konoha-Kunoichi verzog keine Miene, als sie sich Kira zuwandte. "Und du, du nörglerischer, besserwisserischer, stets ärgerlicher, ständig unter Strom stehender missmutiger Angeber, dich kann man auch in zehntausend Jahren nicht mit Shinji verwechseln." "Autsch." Depressiv sah Kira zu Boden. "Musst du mir es gleich richtig geben?" Anne und Mai tauschten einen Handschlag aus. "Ich wollte nur sichergehen, dass du den Unterschied auch siehst. Und ich bin überhaupt nicht das Gegenteil von lebensfroh", murrte sie. "Ja, nicht mehr, seit du dich mit Kishio zoffst, oder?", meinte Shinji grinsend. "Oder ist das mehr als zoffen? Du sagst ja immer, dass wir kleine Brüder für dich mehr Kinder als ernst zu nehmende Kollegen sind - was ich dir ein klein wenig übel nehme. Aber Kishio ist ja schon in einem anderen Alter und..." "I-ist ein vollkommen anderes Thema!", haspelte sie. "Wie, ein anderes Thema?", fragte Anne verwundert. "Ich dachte eigentlich, du würdest ihn zumindest mögen. Ist was passiert? Hat er was Schlimmes gesagt?" "Er nicht", sagte Mai betreten. Geknickt sah sie zu Boden. "Als ich in Genta-no-Son ganz miese Laune hatte, habe ich alles an ihm ausgelassen. Das hat er sich zu Herzen genommen und das tut mir leid. Deshalb versuche ich jetzt einfach nur, das wieder gutzumachen. Das ist doch schon alles." Kira lachte laut und ließ sich nach hinten ins Becken fallen. Als er wieder aus dem Wasser auftauschte, fragte er grinsend: "Und sein gutes Aussehen spielt da keine Rolle?" Mai sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Kira runzelte die Stirn. "Was ist?" Stumm deutete sie neben ihn. "Wie?", fragte er verständnislos. "Vermisst du nicht was, Konoha?", fragte Anne amüsiert. Kira sah neben sich und erkannte seine Schwimmshorts, die gemächlich neben ihm her trieb. "HUCH!" Erschrocken legte er beide Hände über seinen Schritt, obwohl er bis zum Hals im Wasser steckte. "N-nicht gucken, Ihr zwei!" "Als wenn ich freiwillig schauen würde", erwiderte Mai bissig. Nun, das war eine Sekunde, bevor ihr Blick etwas schelmisches bekam. Sie legte beide Hände trichterförmig an ihren Mund und rief in Richtung der Kabinen: "Oh Elend, Kira hat seine Badehose verloren!" "WAS?" Kuzomi stürzte in den gekachelten Raum, das Oberteil ihres Bikinis in der Hand, aber noch immer in ihr Shirt aus Spinnenseide gekleidet. "N-natürlich muss ich sofort meinem Herrn zur Seite eilen und ihm suchen helfen! A-aber ich habe natürlich kein Interesse, aus seinem Dilemma einen Vorteil zu ziehen und ihn nackt zu sehen! Andererseits kann ich ihn aber auch nicht im Stich lassen... Ich darf ihn aber auch nicht übervorteilen! Aaah, immer diese Entscheidungen!" "Schon gut, Kuzomi-chan. Ich habe meine Shorts schon wieder angezogen", sagte Kira fröhlich. "Och nööö..." Mit einer Miene voller Herzensleid sackte sie auf die Knie. Mai unterdrückte ein Auflachen. "Kuzomi, willst du dich nicht vollends umziehen und schwimmen kommen?" "Oh, da war ja noch was. Richtig, Anego!" Das Spinnenmädchen erhob sich wieder und lief in Richtung der Kabinen zurück. "Und du bist dir sicher...?", fragte Mai halb zu Kira gewandt. "Sicher bei was? Hey, okay, ich bin zwölf und ich habe noch einen langen Weg vor mir. Aber ich bin schon alt genug, um zu erkennen, wann mich jemand liebt und wann ich jemanden liebe. Das ist bei mir und Kuzomi-chan nun mal so. Oder bei dir und mir, Mai-chan." Das Mädchen wurde rot. "D-das kannst du wohl kaum vergleichen." Kira winkte gönnerhaft ab. "Du weißt doch, wie ich das meine. Unsere Liebe ist mehr geschwisterlich, nicht?" Er grinste das braunhaarige Mädchen an. "Übrigens, schöner Bikini, den du trägst. Das Oberteil mit den Fransen kaschiert sehr gut, dass du keine..." "Bei aller Liebe, kleiner Bruder...", sagte sie drohend und hob eine Faust. Kira schluckte trocken. "...keine Probleme hast zu tragen, was immer du willst." "Besser", sagte sie zufrieden und ließ die geballte Hand wieder sinken. Anne setzte sich an den Beckenrand und ließ ihren Blick zwischen Kira und Mai schweifen. "Hm. Ich glaube, ich hätte es wesentlich schlechter treffen können." "Schlechter womit?", fragte Kira interessiert. "Schlechter mit meinen Kohais", erwiderte die Tsuki-Nin und ließ sich ins Wasser gleiten. "Ihr seid ein recht annehmbarer Haufen. Und Ihr macht Mamoru-sama nicht mehr Ärger als notwendig. Wirklich, ich weiß das zu schätzen." "Ach, dafür sind wir dir aber sehr dankbar, Anne-chan", brummte Kira. Aber seine Miene strafte den mürrischen Tonfall Lügen. "Also, was ist denn nun? Soll ich nicht besser wieder zunehmen?", nörgelte Shinji. "Helft mir doch mal dabei." "A-auf keinen Fall!", klang eine weitere Stimme auf. Shinobu eilte zu Shinji und dem Spiegel und hakte sich bei ihm ein. "Schau doch mal, Shinji-sama, wie gut wir zusammenpassen, wenn du dieses Gewicht hältst. Und unser Haarton ist auch fast gleich. Wir sehen so gut zusammen aus." Shinjis Ohren wurden rot, als er Kiras Cousine neben sich im Spiegel sah. Sie trug ebenfalls einen Bikini und traf damit den Geschmack des Shinobis mehr, als gut für ihn war. "S-sehr gut. Ich meine, du siehst sehr gut aus, Shinobu-chan, aber was habe ich da zu suchen?" "Hrmpf, Shinji-sama! Du bist beinahe so wie Mamo-chan damals, als er das erste Mal in Kumogakure war! Sowas von ängstlich und nicht von dir überzeugt. Hättest du schwarze Haare, könnte man dich für seinen Bruder halten", tadelte sie ihn. "Dabei hast du absolut keinen Grund, dich zu verstecken." Hilflos warf Shinji ihrem Cousin im Schwimmbecken einen Blick zu. Die Antwort des Yamadas bestand aus einem nicht weniger hilflosen Schulterzucken. "Äh, hör mal, Shinobu-chan, ich verstehe, dass ich dir letzte Woche ganz recht kam, als dich diese Idioten angebaggert haben, aber du musst das nicht weiterspielen. Ich werde Kumogakure eh bald verlassen, und dann..." Entsetzt sah sie den Konoha-Nin an. "Zweifelst du etwa an meiner Liebe, Shinji-sama? Glaubst du denn, das war alles nur Show? Niemals hätte ich so etwas gesagt, wenn ich es nicht auch gefühlt hätte, Shinji-sama! Ich weiß nicht, was noch in Zukunft passieren wird, was mit uns geschehen wird, aber hier und jetzt weiß ich ganz genau, dass ich dich liebe, Shinji-sama. Liebst du mich denn nicht? Nicht mal ein bisschen?" Kira verdrehte im Schwimmbecken in komischer Verzweiflung die Augen. "Gib lieber auf, Shinji. Sie meint das todernst. Das ist exakt der gleiche Blick, mit dem sie mich zum Schwerttraining überredet hat. Und was passiert? Hätten wir die Klingen quer statt hochkant gehalten, hätten wir uns gegenseitig durch die Rippen gestoßen und einander getötet. Und das ist auch Teil ihres Wesens. Immer konsequent." "Ah, da ist ja auch die Narbe von damals, Shinobu-chan", sagte Shinji hastig. Auf dem rechten Rippenbogen erhob sich der wulstige, etwa vier Zentimeter lange Schnitt. "Haben die Ärzte dir nie die Narbe entfernt?" "Du findest die Narbe nicht etwa abstoßend?", fragte sie leise. "Nein, natürlich nicht." Er hob den rechten Oberarm und zeigte ihr ein ähnliches Prachtexeplar, diesmal jedoch aus zwei Schnitten bestehend. "Wir sind Shinobi. Sowas gehört dazu. Hier, die hat mir Kira beim Kunai-Training verpasst. Seitdem hat er mich nicht mehr geschnitten, und dabei bleibt es auch." Ein böser Blick ging zum Jungen im Schwimmbecken, der, auf dem Rücken schwimmend, eine Fontäne Wasser ausspuckte. "Wenn du das sagst..." "Du findest also nicht, dass die Narbe mich hässlicher macht?", hakte Shinobu nach. "Mädchen, dazu gehört ja wohl eine Menge mehr als eine dämliche Narbe. Bevor du als hässlich gelten kannst, musst du deinen Kopf unterm Arm tragen. Falls das mal reicht." Das blonde Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Shinji einen Kuss auf die Lippen. "Danke, Shinji-sama. Es gibt zwei Gründe, warum ich die Narbe behalten habe. Einerseits, weil Opa darauf bestanden hat, damit Kira und ich uns immer an unsere Leichtfertigkeit erinnern und andererseits, weil ich mir immer dachte, dass jemand, der die Narbe als Teil von mir akzeptiert, mich niemals nach meinen Äußerlichkeiten beurteilt, sondern für das, was ich bin." Sie lächelte den größeren Genin hingebungsvoll an. "Shinji hat 'ne Freundin", sang Mai spöttelnd. "Und du hast dafür Ki...", begann Shinji, wurde aber von Mai unterbrochen. "Gar nicht wahr!" Ihr Kopf sackte fast auf die Brust. "Dafür habe ich ihn wohl zu sehr geärgert. Er spricht kaum noch ein Wort mit mir, und dabei habe ich mich entschuldigt. Aber Sensei hat gesagt, er hat so viel Schmerz erfahren und so viel Leid in seinem Leben, sodass er immer noch ängstlich ist und misstrauisch und vorsichtig, und dass jeder Rückschlag ihn noch vorsichtiger macht..." "Das kannst du ihm ja wohl kaum verdenken, Mai-chan", sagte Kuzomi, als sie wieder eintrat. Sie legte der Älteren eine Hand auf die Schulter. "Denk doch mal nach. Als er neun war, wurde sein ganzer Clan ausgelöscht. Danach war er sechs Jahre auf der Flucht, ständig von irgendjemandem verfolgt und immer in Gefahr, getötet zu werden. Natürlich ist er ängstlich, vorsichtig und all das. Aber ich kenne einen Weg, auf dem du dich entschuldigen kannst, und bei dem es nicht mal den Hauch einer Chance gibt, dass er es missverstehen oder überhören kann." "Wirklich?", rief Mai erstaunt. Sie ergriff die Hände des Spinnenmädchens und drückte sie fest. "Was immer es ist, verrate es mir! Ich mach's." "Es ist ganz einfach. Du bittest ihn zu einer kurzen Unterhaltung unter vier Augen und... *whisperwhisper* Und dann *whisperwhisperwhisper* ...und *whisperwhisper* Klar?" Mais Wangen bekamen einen sehr gesunden Rotton - für jemanden kurz vor dem Herzinfarkt. "Aber... A-a-aber... D-das geht doch nie gut!" "Na ja, du musst da schon etwas Herz reinlegen. Aber ich garantiere dir, es funktioniert. Natürlich nur solange er noch nicht nach Konoha zurückgekehrt ist und dort mit den Frauen des Nara-Clans zu tun hat. Also, bist du ein Mann oder eine Memme?" "Ich wäre lieber eine Memme...", murmelte Mai deprimiert. "Aber?" Langsam löste sie ihre Hände aus Kuzomis Griff. Verlegen drückte sie die Fingerspitzen aneinander. "A-aber ich würde mich wahrscheinlich den Rest meines Lebens schämen, wenn ich es nicht wenigstens versuchen würde. Immerhin habe ich unnötigerweise meinen Frust an Kishio ausgelassen und so. Dabei hatte er es viel schwerer als ich. Auch wenn das kaum vorstellbar ist..." "Ha, hast du gehört, Kira? Sie hat seinen Namen ausgesprochen", rief Shinji grinsend. "Also, ich weiß nicht, ob wir ihn zu nahe an Mai-chan ran lassen sollten", sagte der Raiton-Nutzer skeptisch. "Sicher, wir beide sind Freunde und trainieren zusammen und ich würde wieder und wieder mein Leben für ihn riskieren. Aber hey, wenn man zwei traumatisierte Pessimisten in einen Raum sperrt, kommt doch nur noch mehr Pessmismus bei raus." "Ich bin aber gar kein Pessimist!", begehrte Mai auf und berührte wie versehentlich ihren linken Unterarm. "Vielleicht untermotiviert, aber kein Pessimist. Außerdem bin ich mir sicher, Sensei stärkt mir den Rücken und heitert mich auf." "Ja, auf Mamo-chan ist Verlass", sagte Shinji. Er runzelte die Stirn. "Aber wir haben immer noch ein Problem, Shinobu-chan. Ich gehe wieder nach Hause, und du..." "Aber Shinji-sama, glaubst du nicht, unsere Liebe überdauert auch eine lange Trennung?" "Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, sieh dich an. Du hast doch Dutzende Verehrer, und ich..." "Ja, mir ist natürlich klar, dass dir die Mädchen in Konoha auch nachlaufen", sagte sie deprimiert. "Aber das macht überhaupt nichts! Ich komme dich die Sommerferien besuchen! Was sagst du dazu, mein verkappter Zwilling?" Kira tauchte unter und kam wieder hoch. "Ich sage, wir sollten langsam mal alle schwimmen gehen. Und du, Mai-chan, du musst halt diesmal den Mund aufkriegen, wenn dich was bedrückt. Vor allem, wenn du auch noch anfangen willst, Kishios Lasten zu schleppen. Vergiss nicht, du musst ihn in jedem Fall mit uns teilen. Und mit uns meine ich mich, verstanden? Was uns zu Shinobu-chan bringt. Klar, komm den Sommer rüber. Versuch, in ein Austauschprogramm zu kommen. Wenn es was mit dir und Shinji werden soll, dann wird es das auch werden. Und dann unterstütze ich dich auch." "Wie? Mich nicht?", fragte Shinji. "Verlang mal nicht zuviel auf einmal", murrte Kira. "Juchuu!" Kuzomi sprang ins Becken, tauchte unter und kam neben Kira wieder hoch. "Hört auf ihn. Er ist zwar ein Dummkopf, aber mein Dummkopf. Und manchmal hat er echt was zu sagen." "So denkst du über mich, Kuzomi-chan?" Mit wehleidigem Welpenblick sah er sie an. "Psst. Wenn du zu perfekt rüberkommst, blockieren sie vielleicht deine Weisheit, Kira-sama", raunte sie ihm zu. "Oh. Gutes Argument. Also, Leute, wer kommt jetzt noch ins Wasser? Morgen müssen wir Kumogakure Tschüss sagen und dies ist das beste Schwimmbecken, in dem ich je war." "Arschbombe!" Shinji krachte mit angewinkelten Beinen ins Wasser, direkt neben Kira, der unter der Flutwelle verschwand. "Einen haben wir ja schon", rief er lachend. "Juhuuu! Shinji-sama, ich komme!" Mit einem Lachen sprang auch Shinobu ins Wasser. "Die Letzten sind die, die am längsten drin bleiben können!", rief Mai und sprang hinterher. Daraufhin kletterte Anne wieder auf den Rand. "Ich bin gar nicht reingesprungen, fällt mir gerade ein. Und das gehört für Konoha-Nin wohl zum guten Ton. Banzai!" Dies war der Auftakt für über eine Stunde, in der die fünf Genin ausgelassen miteinander tobten. Das kleine Äffchen, das, eine Banane mümmelnd, auf einer Bank saß und die Szene beobachtete, wurde von den Genin gar nicht wahrgenommen. Dafür nahm das Äffchen umso mehr wahr. Und der Haupttenor war, dass es zumindest diesen Genin richtig gut ging. Das Äffchen grinste zufrieden. Das würde auch so bleiben. Garantiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)