Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 58: Der ewige Chunin 17 ------------------------------- Der vierte Kontrollposten. Wie oft war ich damals hier ein-, und ausgegangen, auf meinen vielen Jobs, die Uzuki-sensei mir aufgedrückt hatte, als Strafe dafür, dass Omoi mich mit ins Frauenbad genommen hatte? Dann der eigentliche Stadteingang. Auch hier, tausende Erinnerungen. Durchweg positive Erinnerungen. Ich war mir mehr als bewusst, dass ich und meine Mädchen damals von Ranko und Uzuki-sensei beschützt worden waren, dass wir laufende Zielscheiben gewesen waren, denn die Gruppe, die Ressentiments gegen Konoha gehabt hatte, war damals sehr stark gewesen. Aber ich hatte nur einmal überhaupt etwas davon mitbekommen. Damals, als ich Bodyguard für den Geldboten gespielt hatte. Ich hatte Ranko-sensei dabei erwischt, wie sie eine Horde Kumo-Nin windelweich geprügelt hatte. Und ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass der Raikage die Gelegenheit genutzt hatte, um die Reihen seiner Shinobi zu bereinigen. Mittlerweile sollte er das Problem der kriegswütigen Feuerland-Hasser im Griff haben. Ich betrachtete die Attacke auf meine Genin als letztes Aufgebot dieser Fraktion. Natürlich warf dieser Gedanke Fragen auf. Einige nicht sehr willkommene Fragen. Zum Beispiel, warum unser Empfangskomitee nicht vor Ort war, wohl aber unsere Angreifer. Und warum vier von ihnen in der Lage gewesen waren, die Kiri-Nin darzustellen, die uns bis an die Grenze begleitet hatten. Mein Blick ging über die Genin, die beiden Spinnenmädchen, meine Affenkrieger und Kishio. Keiner war unverletzt aus der Sache hervorgegangen. Und wenn es kein körperlicher Schaden gewesen war, dann war es nun die Angst und Sorge um die Kameraden, die ihnen zu schaffen machte. Natürlich, ich war stolz und zufrieden, dass meine Genin eine dritte Feuertaufe in so kurzer Zeit überstanden hatten. Ich konnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich es hier mit drei besonders guten Akademie-Abgängern zu tun hatten, die nicht nur ihr erlerntes Wissen über die Wege der Ninjas hervorragend einsetzten, sondern auch fixe Lerner waren. Alleine, wie schnell Shinji und Mai das Wind-Jutsu adaptierten und Kira Fortschritte im Raiton machte, war beachtlich. Von ihrer Warte aus betrachtet. Alleine hätten sie keine Minute durchgehalten, nicht gegen diese Übermacht. Ohne die Spinnen, Kishio und die Affenkrieger wären sie nun alle tot. Genau da setzte mein Ärger ein, denn der leise Verdacht, der Raikage könnte mich und meine Genin als gezielte Attentäter eingesetzt haben, um seine Rivalen um die Macht in Kumogakure ein für allemal zu eliminieren, wurde in meinen Gedanken immer mehr zur Gewissheit. Und dafür würde der alte Knacker ganz schön blechen müssen. Oh ja. "Meine Güte. Was ist denn mit dir passiert?", klang eine helle Mädchenstimme auf. Wir hielten und ich sah in Richtung der Stimme. Auf einer Mauer in etwa acht Metern Höhe saß ein blondes Mädchen, ihr Kumo-Stirnband um den rechten Bizeps gebunden, also eine von uns. Es war unübersehbar, dass sie Kira mehr als ein wenig ähnlich sah. Shinobu, höchstwahrscheinlich. "Tja, was soll ich sagen? Ihr Kumo-Shinobi habt uns angegriffen. Und das geht nun mal nicht ohne Scherben ab", konterte Kira großspurig. Das Mädchen verschwand von der Mauerkrone und tauchte direkt vor dem Medi-Nin auf, der Kira trug. "Echt jetzt? Wir? Aber warum sollten wir uns um so einen Floh wie dich kümmern wollen?" Ihr Blick ging zu mir. "Bei ihm könnte ich es mir noch erklären." Kirabi-sama räusperte sich. "Wir wissen noch nicht, wer die Angreifer waren. Offiziell haben sie sich als Kumo-Nin getarnt. Alles Weitere wird das Verhör unseres Gefangenen ergeben." Ich spitzte die Ohren. Sensei rappte nicht und gab die offiziellen Informationen weiter, unter denen der Fall gehandhabt und nach Konoha weitergemeldet werden würde. Es wurde Zeit, meine Karten auszuspielen. "Schlimm, wenn sich herausstellen würde, dass es sich bei den Angreifern wirklich um Kumo-Nin gehandelt hat. Schlimm für die Beziehung unserer beiden Städte." "Wir werden uns der Sache angemessen widmen und offen und direkt mit Konoha kommunizieren", sagte Kirabi-sama. "Dennoch, ein wenig guter Wille von Seiten Kumogakures wäre durchaus nicht verkehrt in dieser Situation", sagte ich gedehnt. "Was schwebt dir denn so vor als guter Wille Kumos, kleiner Bruder?", fragte Omoi grinsend. "Nun, es wäre ein großartiger Vertrauensbeweis, wenn sich nicht nur Kirabi beim Training meiner Genin einbringen würde. Ich stehe immer noch vor dem Dilemma, Kira Yamada nicht bei seiner Raiton-Ausbildung helfen zu können, weil ich ein Feuer-Typ bin und gerade erst an meiner Luft-Affinität feile. Ein fähiger Raiton-Nutzer wie der Raikage wäre da genau das Richtige." "Du hast ein zweites Element erlernt? Nicht schlecht, gratuliere", sagte Samui. Entgegen ihrer ansonsten recht unterkühlten Art zierte ein zartes Lächeln ihr Gesicht. "Aber du weißt schon, dass man sagt, dass ein zweites Element erforderlich ist, um in meine Liga aufzusteigen? Was wirst du tun, wenn das nun von dir erwartet wird, Mamo-chan?" Ich winkte ab. "Da sind immer noch ein paar erkleckliche Jährchen Aufstiegsverbot vom Rat, weil ich zwei bis drei Dutzend Konoha-Nin verkloppt und anschließend zur Desertation überredet habe. Aber zurück zum Thema: Wie sieht es denn damit aus, Kirabi-sama? Kann ich auf Kumogakures wohlwollende Unterstützung rechnen?" Verdrießlich sah mich der zweitstärkste Ninja Kumogakures an. "Du Dummkopf! Du Tölpel! Habe ich nicht schon gesagt, dass ich dich mag? Ich quatsche Aniki besoffen, dann kannst du drauf hoffen, dass er Kira-chan was lehrt. Und einen guten Lehrer stellt, der nicht verspricht, sondern hält." Ich konnte mir ein freches Grinsen nicht verkneifen. Noch vor einer halben Stunde war ich der Bittsteller gewesen. Aber mit ein paar Erkenntnissen und einfachen Worten konnte ich fordern. Umso mehr, je mehr Kirabi-sama über die tatsächlichen Umstände des Angriffs auf uns wusste. Allzuviel konnte es nicht sein, wie ich zugeben musste. Sonst wäre Sensei nicht ein paar Kilometer entfernt gewesen, sondern in direkter Nähe, um rechtzeitig eingreifen zu können. "Das ist mehr, als ich mir wünschen kann, Sensei." Kirabi-sama sah mich kurz über den Rand seiner Sonnenbrille an, bevor er sich grummelnd umwandte. "Die Verwundeten ab ins Lazarett, und du, Mamoru kommst mit mir mit. Du Dummkopf! Du Tölpel!" "Ihr habt es gehört. Ab ins Krankenhaus mit euch. Du auch, Kuzoko. Der Schnitt ist zwar zu, aber noch nicht verheilt. Und wir wollen doch nicht, dass eine Narbe auf deinem hübschen Gesicht zurückbleibt." "Ich weiß nicht so recht. Eine Narbe an der Stelle macht mich doch bestimmt verwegen, oder?", konterte sie lax. "Keine Widerrede. P-chan, Ryoga, Kuzomi, Ihr geht mit ins Krankenhaus. Alles klar soweit?" "Ich komme auch mit", sagte das blonde Mädchen. "Schlimm genug, dass Ihr nicht mal eine Stunde in unserem Land sein könnt, ohne verletzt zu werden. Da werde ich besser auf euch aufpassen." "Guckt mal, wer da spricht", spottete Kira. "Hat gerade erst die Akademie verlassen, will aber ausgerechnet Mamo-chans Gruppe beschützen." Er räusperte sich vernehmlich. "Äh, Mamoru-senseis Gruppe, wollte ich sagen." Ich unterdrückte ein Glucksen. Natürlich wusste ich, dass sie mich Mamo-chan nannten, wenn sie glaubten, ich könne es nicht hören. Alle nannten mich so. Aber diese kleinen Genin mussten sich das Recht, mich so anzusprechen, trotz allem erst noch verdienen müssen. "Ich komme euch sobald ich kann besuchen", versprach ich, nicht weiter auf Kiras Versprecher eingehend, was ihn ungemein erleichterte. "Samui, Karui, begleitet sie. Omoi, mit mir", sagte Kirabi-sama. "Verstanden!" Wir trennten uns. Und mich beschlich die Ahnung, dass das Abenteuer noch nicht vorbei war. Besonders nicht für einen gewissen Raikage. Andererseits... Konnte und wollte ich ausgerechnet so über A-sama denken. Klar, er war der hiesige Kage und er musste das Wohl seiner Stadt über alles andere stellen. Aber die Illusion, als Teil der Stadt, als Freund behandelt zu werden, war schwerlich loszulassen. Doch wenn ich diesen Gedanken durchdachte, dann war mir auch etwas anderes klar: Yugao Uzuki hatte mich damals nicht durch die vielen Jobs in Kumo gehetzt, damit ich genug Geld für mein Bankett verdiente, sondern damit ich die Stadt, ihre Shinobi und ihre Bewohner kennenlernte. Für den Fall eines Krieges. Ich wäre dann Teil der Speerspitze jedes Angriffs, der direkt auf Kumogakure zielen würde, weil ich die Stadt wie meine Kunai-Tasche kannte. Wäre ich überhaupt in der Lage, Kumogakure anzugreifen? Ein noch unerfreulicherer Gedanke. Aber führte ich beide zusammen, dann blieb mir wohl nichts anderes übrig, als A-sama zu vergeben. Immerhin war ich die größere Gefahr für das Versteckte Dorf in den Wolken. Und das nur, weil ich die Stadt kannte und liebte. A-sama musste sehr gut von mir denken, wenn er mich in den letzten Jahren nie als die Gefahr eingestuft hatte, die ich tatsächlich für Kumo war. Ich lebte immerhin noch. Die Residenz des Raikages zu betreten hatte etwas Nostalgisches, fand ich. Und ich hatte immer noch die gleiche Schwellenangst wie damals, wie ich feststellen musste. "Wenn wir schon mal hier sind, Omoi, wo sind wir denn diesmal untergebracht?" Mein selbst ernannter großer Bruder wandte sich zu mir um, gut gelaunt wie stets. "Eigentlich wollte die Familie Yamada euch aufnehmen. Du weißt schon, wegen Kira-kun. Aber sie haben nur mit vier Gästen gerechnet, nicht mit elf." "Hm?" Komisch, Akane und Ranma waren doch gar nicht mehr dabei. Was mich daran erinnerte, dass ich dringend auf dem Affenberg nachfragen musste, wie es der niedlichen Akane-chan ergangen war. Ich zuckte die Achseln. Dieses Missverständnis würde sich alsbald von selbst klären. Wir hielten vor der Bürotür des Raikages. Alte Erinnerungen wurden wach. Wie oft hatte ich hier gestanden? Wie oft war ich im Büro gewesen? Selbst der Geruch von neuer Farbe an den Wänden konnte die Erinnerungen nicht verdrängen. Ich seufzte leise. "Mamo-chan, sein ein Mann und geh voran", sagte Kirabi-sama. Ein Dreifachreim. Langsam aber sicher begann mir sein Hobby auf die Nerven zu gehen. Hatte Samui ihm diesen Quatsch nicht abgewöhnen können? Anscheinend nicht. Ich klopfte an. "HEREIN!" Unverkennbar die Stimme des Raikages. Beinahe freute ich mich auf sein stets verdrießliches Gesicht und seinen viel zu lauten Tonfall. Und Mabui-chan musste mittlerweile hauptberuflich seine Sekretärin sein. Ihr angenehmes, freundliches und sanftes Wesen hatte mir tatsächlich gefehlt. Ich öffnete die Tür. "Papapapapapapapa!" Sofort schloss ich sie wieder. Ich spürte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. Erneut öffnete ich die Tür. "Papapapapapapapa!" Wieder schloss ich sie. Nun begann mein Herz bis zum Hals zu klopfen. Wartete im Büro des Raikages etwa tatsächlich... Akira-chan? Was hatte das zu bedeuten? "Nun komm endlich rein, du kleiner Feigling!", donnerte die Stimme des Raikages durch die Tür. "Ja-jawohl!" Während meine Freunde grinsten wie Honigkuchenpferde, riss ich die Tür auf und trat ein. Die Szene hätte kaum skurriler sein können. Akira, der Sohn von Maria, saß auf dem Schoß des Raikages hinter dessen Schreibtisch, liebevoll betüttelt von Mabui-chan und flankiert von... Anne-chan? "Papa?", fragte der Kleine, von meiner Reaktion verunsichert. "Überrascht?", fragte der Raikage. "Ich für meinen Teil war es. Anne-chan, dein Teil." Ich hätte sie kaum wiedererkannt. Anne war ein Stück gewachsen, und dabei hatten wir uns bestenfalls drei Wochen nicht gesehen. Oder kam sie mir einfach größer vor? Oder war es nur ihr ernster Gesichtsausdruck? Sie kam um den Schreibtisch herum und reichte mit wortlos eine Schriftrolle. Dabei liefen ihr Tränen aus den Augenwinkeln. Hikari Gosunkugi lehnte im Hintergrund an der Wand und winkte mir zu. Eine beachtliche Leistung, einen Krieger von seinem Format zu beschwören. Ich nickte als Antwort und widmete mich der Schriftrolle. Es war eine Botschaft des Tsukikages an mich. "Mutter vermisst... Gilt als verschollen... Arbeiten dran... Wiederzufinden. Hassin auch... Bis dahin... Beim Vater... Oder für immer..." Ich schnaubte leise und rollte die Schriftrolle wieder ein. Na, da hatte ich es ja endlich schriftlich. Ich war Akiras Vater. Ich, nicht Khal. Meine Rechte krampfte um die Schriftrolle. Na, da hatten meine Mädchen, halb Tsukigakure und vor allem Anne meinen guten Willen ja schön ausgenutzt. An Marias Tod glaubte ich nicht eine Sekunde, aber an das Schicksal. Und das hatte gewollt, dass die Wahrheit endlich ans Licht kam. In Konoha kannte ich zwei Mädchen, die sich besser warm anzogen. Eigentlich wäre das die richtige Gelegenheit gewesen, um Anne als Mitwisserin und Mitverschwörerin ordentlich zusammenzustauchen. Aber das Mädchen war fertig genug. Sie verehrte Maria mehr als jeder andere, und das ungewisse Schicksal ihrer Sensei musste ihr enorm zugesetzt haben. Statt sie zu tadeln nahm ich sie in die Arme und drückte sie fest an mich. Sofort begann sie zu schluchzen. "Es tut mir leid, Mamo-chan. Es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen..." Mamo-chan, aha. Das letzte Mal hatte sie mich noch Mamoru-sama genannt. Zum Glück waren meine Genin nicht hier, um die Szene zu sehen. Ich ließ sie wieder los und strich ihr über den blonden Haarschopf. "Es ist gut, Anne-chan. Es ist schon gut. Ich habe es gewusst. Ich bin schließlich kein Idiot. Es hat alles viel zu gut gepasst." Ich ging zum Raikage und kam um seinen Schreibtisch herum. Ich streckte beide Hände nach meinem Sohn aus. "Darf ich?" "Natürlich." "Papa?", fragte der kleine Mann, noch immer verwirrt. Ich nahm ihn vom Schoß des Raikages, was dieser wie ein Mann hinnahm. Mabui hingegen vertrug die Lageänderung nicht wirklich gut. Zuerst war da grenzenlose Enttäuschung in ihrem Gesicht, als ihr der kleine Schatz entzogen wurde. Dann traf mich ein Blick, den ich bei der sanftmütigen und zarten weißhaarigen Frau nie erwartet hätte. Er war hart genug, um in mir den Fluchtreflex auszulösen. Dementsprechend hatte ich bereits eine Hand an der Kunai-Tasche, bevor ich wieder bewusst agieren konnte. Ich ließ das Kunai, das ich in der Tasche bereits umfasst hatte, langsam wieder los und zog die Hand wieder hervor. Dann setzte ich Akira-chan auf meine rechte Hüfte und unterstützte ihn mit dem rechten Arm. "Na, Aki-chan? Hast du Papa vermisst?" "Ja. Papa weg. Papa da." Der Kleine strahlte. Und ich ahnte, wer noch bald mächtig strahlen würde. Allerdings war dies etwas, was ich gerade jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte. Wie sollte ich meine Arbeit und meinen Sohn unter einen Hut bekommen, zumindest solange, bis Maria - hoffentlich - wieder unter den Lebenden auftauchte? Und falls nicht, was tat ich dann? Wie zog ich ihn groß? Würde er mal ein Ninja werden, oder würde er sich für einen anderen Beruf entscheiden? Ich küsste ihn auf die Wange. Endlich durfte ich das auch, offiziell als Vater bestätigt. "Ein niedliches Kind", sagte Omoi. Er trat neben mich und hielt die Hände auf. "Bist du dir da sicher? Kannst du überhaupt mit Kindern umgehen?" "Omoi!" Akira strahlte den Kumo-Nin an. "Rate mal, wer sich um ihn gekümmert hat, seit er mit Anne-chan und Gosunkugi-san hier eingetroffen ist." "Gut. Aber nur solange die Besprechung dauert", sagte ich und reichte meinen Jungen weiter. Ich streichelte ihm über die schwarzen Nara-Haare und eine Welle väterlichen Stolz überkam mich, zusammen mit dem nagenden Zweifel, ob ich überhaupt als Vater taugte. Wieder ein Problem mehr. Aber immerhin, nicht das unangenehmste. Omoi zwinkerte mir zu und trat ein paar Schritte zurück. Damit kam Akira in Reichweite von Karui und Samui, die darüber höchst erfreut waren. Okay, nun kannte ich die ganze Wahrheit. Und ich wusste, dass mein Sohn im Alter von einem Jahr ein ziemlicher Frauenmagnet war. Wirklich, ich musste mit Hana-chan und Karin ein mehr als ernstes Wort wechseln. Ich wandte mich dem Raikage zu. Mabui hatte sich mittlerweile gefangen. Ihre Wangen waren von zarter Röte überzogen, die bewies, wie peinlich ihr ihr eigenes Verhalten war. Zu Recht. Aber ich war nicht nachtragend. "A-sama, du hast mich rufen lassen?" "Tatsächlich. Zuerst einmal bitte ich um Verzeihung für die Umstände, unter denen du das Land betreten musstest, Mamoru-tono." "Ach, das macht überhaupt nichts. Es gab nur zwei überlebende Angreifer, und die Verletzungen in meinem Team sind nicht lebensgefährlich. Natürlich gehe ich davon aus, dass meine Genin die bestmöglichste Behandlung bekommen, die Kumogakure zu bieten hat, so wie ich damals." "Selbstverständlich. Sollten es tatsächlich Kumo-Nin gewesen sein, werde ich zusätzlich ein Entschuldigungsschreiben an Tsunade-sama verfassen." "Und für einen meiner Genin ein oder zwei Trainingsstunden in Raiton-Ninjutsu." Ich sah, wie die Zornesröte in sein Gesicht stieg. Wie konnte ich es wagen, den Raikage selbst derart in die Enge zu treiben? Nun, das ging zumindest mir durch den Kopf, während ich mir vorstellte, wie der Raikage im Zorn an mir einen Mord beging. Aber entgegen meiner Erwartungen beruhigte er sich sofort wieder. "Wenn Kira Yamada wieder vollständig genesen ist, werde ich mir ansehen, was er kann und daran feilen. Und mit gesund meine ich auch eine vollständige Genesung seines Nervensystems." Ich zog die Stirn kraus. Hatte A-sama etwa von vorne herein vorgehabt, Kira etwas beizubringen und war er nur sauer geworden, weil ich ihn so offensichtlich erpresst hatte? "Genesung des Nervensystems?", fragte ich erstaunt. "Das Raiton, das er benutzt, setzt vor allem am Anfang dem Nervensystem zu, über das er seine höhere Geschwindigkeit zu erlangen versucht. Es muss von Fachleuten repariert werden, bis es die Belastung gewöhnt ist. Über kurz oder lang hätte Kira Yamada ohnehin nach Hause kommen müssen." Eine interessante Information, die ich mir für später merkte. Eventuell bestand die Chance, dass P-chan bei der Heilung zusah und das Verfahren lernte, damit wir Kira in Zukunft selbst behandeln konnten. "Ich danke für deine weise Voraussicht, A-sama." Ich ging wieder um den Schreibtisch herum und stellte mich vor dem Raikage auf. "Verfüge über mich, A-sama." "Du bist in letzter Zeit kess geworden, wie es scheint", sagte der Raikage. Ein Grinsen spielte um seine Mundwinkel, das ebenfalls das Attribut kess verdient hätte. "Aber das steht dir besser als die aufgesetzte Bescheidenheit von damals. Mabui-kun?" "Ja, Raikage-sama." Sie kam um den Schreibtisch herum und reichte mir eine Mappe. "Das komplette Dossier, eine Anzahl an Fotos und Berichte über die Fundstücke, sowie ein Querschnitt des ganzen Systems, Mamoru-tono." "Danke, Mabui-tono." Ich nahm die Mappe aus ihrer Hand entgegen und öffnete sie. Die ersten Fotos zeigten Teile der dort geleisteten, höchst illegalen Forschungsarbeit. Ich sah schnell, dass die Versuchsanordnungen dieses Mal nichts mit dem zu tun hatten, was im Land der Steine passiert war. Die Ausrüstung deutete auf wesentlich kleinere Studienobjekte hin. Elektronenmikroskope, Zellkulturen, DNS-Modelle... "Hat Orochimaru an der Innenstruktur der Zellen herumgepfuscht?", dachte ich laut. "Ja, das hat er. Und wir haben jemanden gefunden, der von sich behauptet, das Untersuchungsobjekt gewesen zu sein. Allerdings ist es etwas unwahrscheinlich, dass er genau just dann seine Wächter überwältigen und als Oto-Nin verkleidet entkommen konnte, während wir angegriffen haben." "Und wenn es hier wirklich um DNS-Experimente geht, reicht auch ein Vergleich mit den DNS-Exempeln aus der Forschung nicht, denn sie könnte ihm aufgeprägt worden sein, richtig?" "Unwahrscheinlich, denn das Ziel der Forschung waren Teilaspekte, nicht die komplette DNS. Ich möchte, dass du dir die Person nachher ansiehst und uns hilfst, sie einzuschätzen. Du kennst Orochimarus Leute." "Gottseidank Orochimaru nicht", entgegnete ich, schon tief im Dossier versunken. "Wieso?", fragte der Raikage. "Weil ich keinerlei Zweifel daran habe, dass er mich umgebracht hätte. Er spielt in einer vollkommen anderen Liga als ich. Nennen wir sie die Kage-Liga. Da habe ich wirklich nichts zu suchen." "Noch nicht." "Bestimmt nicht." Ich grinste dünnlippig. "Das ist merkwürdig. Es sind viel zu wenige Räume. Und den Raum unter dem Gefängnistheater scheint es auch nicht zu geben. Oder habt Ihr ihn nur nicht gefunden?" "Es geht schon los. Ist er nicht famos?", witzelte Kirabi-sama. "Tatsächlich dachte ich, dass du nach dem Gefangenenbesuch einen Blick in das Versteck werfen würdest, Mamoru-tono. Nachdem wir es komplett geräumt haben, wird es lediglich von einem Team ANBU überwacht, für den Fall, dass einer von Orochimarus Schergen noch nichts davon gehört hat, dass es erobert wurde." "Ist es in der Nähe?", fragte ich leise, während ich den Bericht überflog. Wie, keine Gefangenen im Zellentrakt? "Nahe genug, um uns Bauchschmerzen zu machen. Orochimaru hat beinahe unter unseren Nasen gearbeitet, wie es scheint." Der Raikage ließ einen Laut des Missmuts hören. "Und wie ich sehe, war die Entscheidung, dich kommen zu lassen, richtig. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass das Versteck für uns noch einmal interessant werden könnte. Wenn es wirklich noch Räume gibt, die wir nicht entdeckt haben, könnte es sich lohnen, die Untersuchungen wieder aufzunehmen." "Eventuell. Es ist nicht gesagt, dass alle Verstecke Orochimarus bis in alle Details gleich angelegt sind, Raikage-sama", wandte ich ein. Ich schlug die Mappe wieder zu. "Gehen wir uns diesen Überlebenden ansehen." "Du und B. Ich habe noch andere Dinge zu tun." Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. "Zum Beispiel in meinem Terminplan Platz für ein paar Trainingsstunden mit einem vielversprechenden Zögling zu schaffen." Ich stockte. Die angemessene Reaktion in diesem Fall war Dankbarkeit, also verneigte ich mich. "A-sama." "Ja, ja, schon gut. Bis du wieder zurück bist, werden wir geklärt haben, ob wir dich und dein Team immer noch bei den Yamadas unterbringen können. Und Team Samui wird sich wie vorher um Aki-chan kümmern." "Ich nehme Anne und Hikari-kun mit", sagte ich. "Sie kennen das Versteck Orochimarus im Reich der Steine und werden mir hilfreich sein." "Anne-chan?" "Ich habe Anweisungen, meinen Sempai in jeder möglichen Beziehung zu unterstützen." Okay, nun wusste ich, warum Omoi von elf Gästen gesprochen hatte. Außerdem wusste ich meinen Jungen bei ihm in den besten Händen. Aber es war schon ironisch, dass ich ihn schon wieder verlassen musste, kaum dass ich endlich die volle Wahrheit erfahren hatte. Ich musste dringend einen Brief nach Hause schreiben. "Gehen wir, Sensei." Kirabi-sama nickte mir zu und begleitete mich. Ich war neugierig auf diese Versuchsperson. *** "Nun lass dir doch nicht jeden Rotz einzeln aus der Nase ziehen", klagte Shinobu. "Kannst du nicht einfach erzählen, was du erlebt hast? Immerhin sind wir eine Familie, richtig?" Kira Yamada, ihr Cousin, der gerade der leicht schmerzhaften Behandlung unterzogen wurde, seinen Oberschenkelknochen zu schließen, grunzte unwillig. "Hat das nicht Zeit, Shinobu-chan? Spiel doch solange mit Shinji, während man mir lebendig die Haut vom Leib zieht." "Man kann sich auch anstellen, Kira-kun", sagte Sadahara-sensei. "Warte erstmal ab, wie sich die Behandlung deiner lädierten Nervenbahnen anfühlen wird. Da ist nämlich nichts mit Betäubung." Entsetzt sah der Junge den Arzt an. "Bitte, was?" "Eine Nervenrestauration. Entweder das, oder nie wieder Raiton-Jutsu." "Ich wusste, die Sache hat einen Haken", murrte Kira. "Aber da ich vermutlich bald zu sehr beschäftigt sein werde, um mit dir zu reden, Cousinchen: Darf ich dir Kuzomi vorstellen? Sie ist vom Spinnenclan und hat einen provisorischen Kontrakt mit mir." "Und deshalb weicht sie dir nicht von der Seite?" "Nein, das tue ich, weil ich es kann", gab sie schroff zurück. Abwehrend hob Shinobu die Hände. "Ruhig, Spinnchen. Ich bin seine Cousine, keine Konkurrentin." Kurz entschlossen streckte sie dem Spinnenmädchen die Hand hin. "Sag Shinobu zu mir, bitte, Kuzomi-chan." "Shinobu... Chan?" Es dauerte einen Moment, dann aber gab sie sich einen Ruck und ergriff die Rechte von Kiras Cousine. "Wie er schon gesagt hat, ich bin seine provisorische Kontraktträgerin. Provisorisch deshalb, weil meine doofe große Schwester glaubt, er könnte nicht dazu in der Lage sein, mit uns zu arbeiten. Na, das sollte sich erledigt haben." "Ja, Kira kann ab und an schon mal eine Überraschung sein, nicht?" Sie griente ihren Cousin an. "Und manchmal sogar eine positive." "Ach, ich BITTE dich. Bist du immer noch sauer wegen meinem Sieg damals?", erwiderte Kira. "Es war ein Unentschieden. Wir haben beide getroffen, nicht? Weißt du noch, der Ärger, den wir kassiert haben?" "Ja, diese Aufregung wegen der beiden kleinen Schnitte auf den Rippen. Unglaublich, wie überbeschützend die Erwachsenen manchmal sind." "Die, wenn die Klingen nicht abgeglitten wären, durchaus bei euch beiden dazu geführt hätten, jeweils den unteren Beutel des linken Lungenflügels zu durchschneiden und eure Leben zu bedrohen", warf Sadahara-sensei ein. "Und wie ich feststellen muss, habt Ihr beide immer noch nicht verstanden, wie ernst die Sache damals war." Er wandte sich an das Spinnenmädchen. "Kuzomi-chan, kannst du bitte Perine-sama suchen? Sie wollte die Technik erlernen, mit der man die Nervenbahnen eines exzessiven Raiton-Nutzers wiederherstellt. Und wir wollen doch, dass sie es so lernt, dass es möglichst wenig schmerzt, oder? Auch wenn es auf diese Weise auch funktioniert." "Ich gehe sie holen!" Kuzomi riss die Tür auf und war verschwunden. "Eifriges Mädchen", stellte Shinobu anerkennend fest. "Sie mag dich, eh?" "Ja, und ich liebe sie." Entgeistert sah Shinobu ihren Cousin an. "Bist du dir im Klaren darüber, was du gerade gesagt hast?" "Ja. Ich bin mir da ziemlich sicher. Deshalb werde ich auch mein Bestes geben, um einen permanenten Kontrakt zu erhalten, damit wir den Rest meines Lebens zusammen sein können. Äh, Shinobu, bist du weggetreten? Shinobu?" "I-ich glaube, dieser Tag lohnt sich, rot im Kalender angestrichen zu werden. Und zwar als der Tag, an dem mein Cousin Kira beschlossen hat, kein Kind mehr zu sein." Kira winkte ab. "Ach, das habe ich schon längst hinter mir. Spätestens seit ich mit Shinji gewettet habe, wer schneller Jounin wird." "So, da bin ich. Wer will hier Schmerzen haben?", fragte Perine-sama vom Eingang her. Sie lächelte das blonde Mädchen an. "Würdest du bitte draußen warten, Shinobu-chan? Und dir am Besten die Ohren zuhalten?" "Hey, hey...", protestierte Kira leise, immer bleicher werdend. "I-ich glaube, ich gehe zum Spinnenmädchen." Sie trat auf den Gang hinaus und schloss die Tür hinter sich. Gerade noch rechtzeitig, damit sie Kiras Schmerzenslaut und den darauffolgenden derben Fluch eben so verstehen konnte. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Plötzlich fand sie es überhaupt nicht mehr unfair, dass Großvater Kira das Raiton zur Beschleunigung der Körperbewegungen gezeigt hatte, aber nicht ihr. Andererseits aber, wenn es die Schmerzen wert war... Sie würde mit Opa sprechen, wenn sie wieder zuhause waren. "Hey", sagte sie zu Kuzomi. "Hey", antwortete sie ängstlich, während sie auf jeden Schmerzenslaut Kiras achtete. "Au, das muss wehgetan haben." "Ist nicht mehr als der gerechte Preis dafür, das er mal wieder Erster sein will, oder?", fragte Shinobu wissend. Kuzomi versuchte es, aber auch sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "J-ja, a-aber ich denke, das ist Teil seiner guten Seite." "Oh, durchaus, durchaus." Ein neuer Schmerzensschrei klang auf, gefolgt von einem Fluch, die weibliche Anatomie zur Fortpflanzung betreffend, der sich gewaschen hatte. Beide Mädchen wurden rot und sahen sich an. "S-sowas kennt er? Was lernt man denn bei euch in Konoha?" "Keine Ahnung. Ich habe Kira-sama und Mamoru-sensei unterwegs kennengelernt. Wollen wir vielleicht die anderen besuchen, solange er behandelt wird?" "Ja, ist vielleicht besser. Zu wem zuerst?" "Zu meiner Schwester. Sie hat ein blaues Auge und einen Schnitt darunter. Sie hat Angst, dass eine Narbe bleibt, seit Sensei ihr Gesicht hübsch genannt hat." Kuzomi lächelte verschmitzt. "Sie sagt zwar immer, Mamo-chan interessiert sie nicht, aber das glaube ich nicht. Auf jeden Fall mag sie ihn." "Auf mich wirkt er nett. Gar nicht so der Ladykiller. Wusstest du, dass er seinen eigenen Harem hat? Und als er hier in Kumogakure war, um seine Chunin-Prüfung abzulegen, hat er das Frauenbad unsicher gemacht. Mehrmals." "Oh, das erklärt einiges", murmelte Kuzomi. "Was hast du gesagt?" "Äh, ich sagte, das sieht Sensei gar nicht ähnlich. Aber wenn sich die Frauen um ihn reißen, wundert mich das nicht. Für einen Mann ist er recht hübsch, finde ich." Sie öffnete die Tür zu einem anderen Behandlungsraum. Ihre große Schwester saß auf einem Behandlungstisch, während ein Medi-Nin ihre Wunde versorgte. Man konnte dabei zusehen, wie der Schnitt verschwand und das Auge abschwellte. "Raus. Ihr stört." Die beiden Mädchen warfen sich einen vielsagenden Blick zu und kehrten wieder um. "Sie hat wahrscheinlich gehört, wie wir über Sensei gesprochen haben, und das war ihr peinlich." "Ist es nicht!", klang Kuzokos Stimme durch die Tür. "Uh-oh. Wer ist der Nächste?" "Shinji-kun. Ein netter Kerl. Außer, du bist sein Gegner. Kira-sama und ich hatten einen tollen Trainingskampf gegen ihn und Mai-chan." "Äh, sind Mai und er... Du weißt schon..." "Nein, soweit ich das beurteilen kann, sind sie nur Freunde. Außerdem scheint Mai irgendwas mit Kishio zu verbinden. Die gucken sich manchmal so an, als würden sie ein Geheimnis teilen, wenn du verstehst, was ich meine." "Ich denke schon." Sie klopften an und betraten das Behandlungszimmer. Zwei Medi-Nin waren gerade dabei, den Arm zu richten. Shinji winkte ihnen fröhlich zu. "Hi, Kuzomi-chan. Hi, Cousine von Kira. Sie mussten mir den Arm nochmal brechen. Also, die Elle jetzt, weil die Bruchstücke nicht richtig gelegen haben, als der Knochen provisorisch zum Wachstum angeregt wurde." "Ach du grüne Neune. Ist der Arm wenigstens betäubt?", rief Shinobu entsetzt. "Ach, Quark. Das Zusammenpfriemeln tut mehr weh als der Bruch." "Und es würde schneller gehen, wenn du stillhalten würdest, Shinji-kun", mahnte einer der Medi-Nin. "Tschuldigung. Ich bemühe mich. Ich glaube, es ist besser, wenn Ihr wieder raus geht, damit die Herren arbeiten können. Wir reden später noch. Vor allem freue ich mich, mit dir zu reden, Shinobu-chan." Er zwinkerte verschmitzt. "Na, dann gehen wir zu Mai-chan weiter. Wir... Warum ziehst du denn so, Shinobu-chan?" "Komm einfach mit." Auf dem Flur, nachdem die Tür geschlossen war, lehnte sich das blonde Mädchen gegen die nächste Wand. "Haaaaaa... Ist er immer so?" "Wie, so?" "So... Interessant. Furchtlos. Schmerzfrei." "Oh, ich glaube, er hatte kräftig Schmerzen. Seine Stirn war Schweißbedeckt." "Aber er hat die Schmerzen nicht gezeigt. Und wir haben auf dem Flur auch nichts gehört. Ist er so hart?" Kuzomi zuckte mit den Achseln. "Kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass er nicht geklagt hat, nachdem die Angreifer ihm den Arm gebrochen haben. Im Gegenteil, er hat noch weitergekämpft, so als gäbe es den Bruch gar nicht. Er ist natürlich nicht so hart wie Kira-sama, aber ich verstehe schon, warum sie in einem Team sind." "Aha." Sie lächelte verlegen. "Ist Mai-chan auch so? Ich meine hart gegen sich selbst?" "Oh, Mai-chan ist eine Abteilung für sich. Sie hat ständig Unterzucker, weißt du? Aber trotzdem geht sie immer bis ans Limit. Da kennt sie keine Rücksichtnahme auf sich selbst. Aber sie ist auch ein echt nettes Mädchen und betrachtet sich als große Schwester von Kira-sama und Shinji-kun. Sie..." Beide Mädchen erstarrten, als sie die Tür zu ihrem Behandlungsraum öffneten. Auch Mai wurde wegen Armbruchs behandelt, aber der behandelnde Medi-Nin hielt ihr eine Predigt, die sich gewaschen hatte. "Nicht jetzt!", sagte er in Richtung der beiden Mädchen. Hastig schlossen sie die Tür wieder. "War das richtig? Mai hat fast geweint!", beschwerte sich Kuzomi. "Ich sollte Mamo-chan holen, damit er..." "Warte. Hast du ihren linken Arm nicht gesehen?" "Die Schnitte? Ja, die haben mich verwundert. Die sahen nicht so aus, als hätte sie die heute erst bekommen. Aber die sehe ich zum ersten Mal. Mai-chan muss die mit einer Körpertäuschung verborgen halten." "Dann ist sie eine fähige Kunoichi. Das Jutsu quasi nebenbei aufrecht zu erhalten, sogar beim Schlaf und im Bad, das steht für eine Frau mit Power." Shinobu nickte gewichtig. "Na ja, so kann man das natürlich auch sehen. Aber Mamo-chan sollte davon erfahren." "Das wird er schon durch den Arzt erfahren." "Es wundert mich ein wenig, dass Perine-sama nichts gesagt hat. Eigentlich sollte sie so etwas leicht durchschauen." "Dazu muss man es aber erwarten", erklärte Shinobu. "Und jetzt zu Kishio?" "Ja. Ein ganz interessanter Bursche. Mamo-chan hat ihm das Leben gerettet, und jetzt fühlt er sich durch Lebensschuld verpflichtet und begleitet uns. Er und meine große Schwester haben ein verdammt gutes Team abgegeben, als sie uns in der letzten Schlacht kommandiert haben." Kuzomi zwinkerte. "Er hat ein beschworenes Rhino getötet." "Nicht schlecht." "Und es hat ihm wohl ein paar Rippen gebrochen. Außerdem hat er fast sein ganzes Chakra aufgebraucht und ist zusammengebrochen. Wahrscheinlich wird er apathisch sein oder tief und fest den Schlaf der Erschöpften schlafen, und wir können nicht mal mit ihm reden..." "Äh, dafür, dass er erschöpft ist, ist er aber ganz schön aktiv." Shinobu deutete den Gang hinab, wo besagter Kishio stand und mit zwei ANBU diskutierte, die ein Treppenhaus bewachten. "Nur ein Blick! Ein einziger Blick! Ich bitte euch! Mehr will ich doch gar nicht!" "Versteh doch, Kleiner, selbst wenn du der Hokage wärst, ohne schriftliche Erlaubnis von A-sama oder in Begleitung eines Ratsmitgliedes Kumogakures kommst du hier nicht durch! Nicht mal, wenn es um Leben und Tod geht!" "Aber ich muss da runter! Es geht ja um Leben und Tod! Ich meine, es geht um Tote. Um jemanden, von dem ich gedacht habe, er..." "Kishio, was ist denn?", fragte Kuzomi. Der rothaarige Shinobi wandte sich zu ihnen um. Verzweiflung stand in sein Gesicht geschrieben. "Ich habe es gespürt! Nur ganz schwach, aber ich habe es gespürt! Es war eine ganz sanfte, unbewusste Berührung, aber... Ich bin mir ganz sicher, da unten ist jemand aus meinem Clan! Ich dachte, ich wäre der Letzte, doch jetzt..." Die Mädchen tauschten einen irritierten Blick aus. "Kleiner, da unten ist das Gefangenenhospital. Haben wir vielleicht einen Grund, deinen Clan zu inhaftieren?", fragte einer der beiden ANBU und trat drohend vor. Kuzomi trat schnell vor und ergriff die Rechte Kishios. "Lass doch den Quatsch! Wenn du schon wieder genug Kraft hast, um mit einem ANBU zu streiten, dann geh doch besser zu Sensei und sieh zu, was du mit seiner Hilfe erreichen kannst." "Genau", sagte Shinobu und ergriff die andere Hand. Gemeinsam zerrten die Mädchen den plötzlich so willenlosen jungen Mann hinter sich her. "Suchen wir Mamo-chan." "Natürlich... Natürlich! Er kennt doch den Raikage persönlich!" Nun war es Kishio, der voranschritt, die überraschten Mädchen hinter sich herziehend. *** Der Markt war belebt wie immer, wenn das Wetter gut war. Aber wehe, dieser eiskalte Wind wehte oder der noch eisigere Regen Kumogakures fiel. Dann waren die Stände aber ruckzuck wieder in den großen, mehrstöckigen Gebäuden. "Kennst du den Weg, mein Freund, oder hast du versäumt, es dir zu merken und dein Wissen zu stärken, du Tölpel, du Dummkopf?" Ich schmunzelte. "Ich kenne hier jeden einzelnen Meter Weg, Sensei. Wenn ich du wäre, würde ich im Falle eines Krieges eine Gruppe Attentats-ANBU auf mich ansetzen." Entsetzt sah Sensei mich an. "Wie kannst du nur denken, die ANBU würden den Tod dir schenken?" Okay, seine Reimerei ging mir definitiv auf die Nerven. Aber es rührte mich, was er implizierte. "Danke, Kirabi-sama." "Das würde ich selbst erledigen. Anders könnte ich dir nicht in die Augen sehen." Kleiner emotionaler Rückschlag. "Danke, Sensei. Denke ich." Er klopfte mir auf die Schulter. "Das war nur Spaß, du Tölpel, du Dummkopf." "Das will ich dir mal glauben, Kirabi-sama", erwiderte ich säuerlich. "Hey, das sind doch Kishio, Kuzomi und Shinobu. Sollte Kishio nicht noch im Bett bleiben? Hey Kishio!" Das war ungefähr eine Sekunde, bevor meine Welt einen Salto zu schlagen wagte. Ich sah das Geschoss, das auf Kishio zuflog, wie in Zeitlupe. Als ich nach meinem Kunai gegriffen und es geworfen hatte, wunderte ich mich mehrfach. Darüber, dass Kishio das Objekt nicht selbst bemerkte. Aber er war wohl wirklich erschöpft. Noch immer. Darüber, wohin es fliegen würde, aufgespießt von meinem Kunai. Darüber, wer es wohl geworfen hatte. Und warum es eine Tomate war. Dann ging alles ganz schnell. Das Kunai erwischte die Tomate etwa einen Meter vor Kishios Kopf, riss sie davon und landete schließlich schlitternd auf dem Boden des Marktplatzes. Etwa zugleich schrie eine hysterische Stimme: "MONSTER!" Ein nicht besonders großer Mann stand inmitten der Menge, die Hand erhoben, den Zeigefinger auf Kishio zeigend. Wieder rief er: "MONSTER! EIN MOERU!" "Okay, irgendwann habe ich das erwartet", brummte ich missmutig und ging in den Step. Das heißt, ich versuchte es, aber Kirabi-sama hielt mich mit einem seiner Tentakel fest. "Warte ab, was passiert. So etwas hat Kishio-kun sicher nie gespürt." "Hä?" Inzwischen waren die Geschäftigkeiten weitestgehend zum Erliegen gekommen und Kishio stand zwischen den beiden Mädchen mit einem Blick, der unsäglichen Schmerz verhieß. Kuzomi schnaubte wütend und stellte sich schützend vor den rothaarigen Jungen. "Na und?" Nun hatten sie die Aufmerksamkeit der ganzen Menge. Der Mann sah sich selbstgefällig abschätzend um. "Er ist ein Moeru und er ist gefährlich!" Shnobu hob in einer Geste der Gleichgültigkeit beide Hände. "Offensichtlich ein Verrückter. Kommt, Kishio-kun, Kuzomi-chan, suchen wir euren Sensei." Sie griff nach Kishios Linker und zog ihn fort. "A-aber... Lasst ihn nicht entkommen! Er ist eine gefährliche Bestie!" Jemand aus der Menge begann prustend zu lachen. "Seit wann fürchtet sich ein Kumo-Nin vor einem Konoha-Nin? Ehrlich, ein guter Witz." Die Menge lachte verhalten. Der Mann sah sich verunsichert um. "A-aber er ist ein Monster von den Moerus! Sie können nur mit ihren Gedanken töten!" "Oh, das kann ich auch!", rief Kuzomi begeistert. "Bin ich dann auch ein Monster? Das wäre sooo cool!" "Äh, das kriege ich auch noch hin. Aber ich muss Fingerzeichen benutzen. Zählt das?", fragte Shinobu. "Außerdem sind wir alle gefährlich. Dies ist eine Ninja-Stadt, nur falls dir das noch keiner gesagt hat, alter Mann." "Aber... Ihr versteht nicht! Man muss die Moerus töten oder wenigstens verjagen, wenn sie kein Unglück bringen sollen!" Eine ältere Frau wandte sich ihm direkt zu. "War das gerade ein Aufruf dazu, einen Lynchmob zu bilden? Gefährdest du die öffentliche Sicherheit Kumogakures, Händler?" "N-neinneinnein, so habe ich das nicht gemeint", erwiderte der Mann verdattert. "Aber man erzählt sich doch, wo ein Moeru ist, da folgt dieser Orochimaru, und dann tötet und vernichtet er alles und jeden!" Die Menge verharrte atemlos. Die Stille war so allgegenwärtig, das man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Ein recht junger Shinobi kam zu Kishio. "Hey, Konoha, stimmt das mit Orochimaru?" Etwas hilflos hob Kishio die Schultern. "Mir ist er noch nie gefolgt, aber so erzählen es sich die Leute." Der Shinobi ballte beide Hände zu Fäusten und reckte sie hoch. "Oh, wenn das wahr wäre, das wäre doch sowas von cool! Stellt euch das doch mal vor, Orochimaru gegen Kirabi-sama oder gleich gegen den Raikage!" Zustimmendes Gemurmel klang auf. "Aber es wird zivile Verluste geben!", begehrte der Händler auf. "Und da wo ich herkomme, haben wir besser damit gelebt, die Moerus wegzujagen!" "Dann habt Ihr da wo du lebst alle keine Eier!", rief der junge Shinobi. "Und zivile Verluste wird es solange geben, wie Orochimaru frei herumläuft. Besser ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende!" Das zustimmende Gemurmel wurde lauter. "Genauer gesagt würde ich sofort mein Leben in seinen Giftfängen freiwillig aushauchen, wenn das bedeuten würde, das Bleichgesicht wäre endlich weg vom Fenster! Man stelle sich das mal vor, wie tief Konoha dann in unserer Schuld stehen würde! Jeder Kumo-Nin in Konoha wäre fast schon ein Gott! Wir schaffen das, was sie zehn Jahre lang nicht hingekriegt haben! Ach, wäre es doch nur wahr..." Der Ninja seufzte. "Aber ich sage dir was, Alter. Du und deine Leute, Ihr seid einfach nur feige und hysterisch. Oder hat Orochimaru auch nur einen eurer Orte plattgemacht?" "Nein", erwiderte er trotzig. "Weil wir Leute mit roten Haaren immer fortgejagt haben!" Ein alter Mann mit ehrwürdigem weißem Bart trat neben Kishio. "Der Junge ist keine sechzehn Jahre alt. Du und deine Leute, könnt Ihr nicht mal ein Kind beschützen? Was seid Ihr nur für Feiglinge. Das hätte mal einen stolzen Shinobi Kumogakures einfallen sollen. Klar, im Krieg kämpft man mit harten Bandagen und auch mit Sprengfallen und Gift. Aber wie kann Orochimaru einem Kind den Krieg erklären?" Er klopfte dem vollkommen verdutzten Kishio kräftig auf die Schulter. "Bleib mal ruhig in Kumogakure, junger Mann. Falls dieser Orochimaru auftaucht, kümmern wir uns angemessen um ihn. Und der Rotzbengel da hat vollkommen Recht. Es wäre jeden Toten wert. Und es wäre eine Riesenshow, wenn A-Sama ihn auseinandernimmt." Wieder wurde zugestimmt, teilweise gejubelt. "Aber... Aber... Aber...", stammelte der Mann, der die Tomate geworfen hatte. "Aber Ihr könnt doch nicht... Ihr könnt doch nicht eure Leben und die eurer Familien riskieren für einen dahergelaufenen..." "Und genau das ist der Unterschied zwischen den Feiglingen, die du deine Leute nennst, und den Menschen von Kumogakure", sagte der Alte. "Ja, Ihr seid ja auch Shinobi." "Nur ein Teil der Menschen hier ist ein Shinobi. Aber unsere Herzen schlagen alle gleich. Uns würde es nie einfallen, jemanden in Not davonzujagen, wenn er unsere Hilfe braucht, egal wer hinter ihm her ist. Der Raikage würde ansonsten mit uns ganz schön Schlitten fahren." Die Zustimmung in der Menge war allgegenwärtig. "So, nachdem das geklärt ist, denke mal über deine Position nach, Händler. Ansonsten fürchte ich, kannst du dir in Zukunft den Weg nach Kumogakure sparen", sagte die alte Frau von vorhin. "Denn wenn wir etwas noch weniger in Kumogakure mögen als Feiglinge, dann sind es die, die andere ausgrenzen, aus welchen Gründen auch immer." Verstohlen wischte ich mir eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Wirklich, ich war gerührt. "Kumogakure ist doch immer wieder beeindruckend", sagte ich mit Stolz in der Stimme. "Die Menschen sind zwei Jinchuriki gewohnt", sagte Sensei. "Dein Kishio ist jemand, der sie da eher schont." Er winkte mir, ihm nachzugehen. "Ist ein Argument." Noch immer lächelnd folgte ich Sensei. Als wir die drei Shinobi erreicht hatten, war der Tumult vollkommen auf den Händler konzentriert und unzählige Stimmen hielten ihm Vorträge über Toleranz. Wahrscheinlich lernte man sowas, wenn man Jahrelang erlebte wie der Hachibi ausbrach, und dann war dank Kirabi-sama endlich Ruhe im Karton und man lernte wieder, den Jinchuriki hinter dem Biju zu sehen. Allerdings gab es nicht wenige Bürger und Shinobi Kumogakures, die dem wie betäubt dastehenden Kishio versicherten, dass nicht nur alles gut war, sondern dass sie eher den Händler als ihn aus der Stadt jagen würden. Nun, seine Augen waren reichlich feucht. So etwas hatte er sicher noch nie erlebt. Er bedankte sich mit gebrochener Stimme bei jedem Einzelnen. "Mamo-chan!", rief Kuzomi, als sie mich erkannte. "Kishio-kun, Sensei ist da!" "Und Kirabi-sama auch!", rief Shinobu hocherfreut. "Wa-was? Mamoru-sensei..." Er wischte sich über die Augen. "Geht gleich wieder." "Kishio, wir müssen Sensei doch wegen dem Gefangenentrakt im Krankenhaus sprechen!", erinnerte Shinobu. "Was? Ach ja. ACH JA!" Er trat an mich heran und legte beide Hände auf meine Schultern. "Sensei, ich habe im Krankenhaus..." Er stockte für einen Moment, als er überlegte, was er in der Menschenmenge sagen konnte. "Was dringendes von dir zu erbitten!" Zugleich aber flüsterten seine Gedanken in mir: "Sensei, kannst du mich hören?" "Klar und deutlich, Kishio. Was ist denn los?" "I-ich habe die Gedanken einen Moerus gehört! Im Krankenhaus! Irgendwo aus dem Gefangenentrakt!" Natürlich, jetzt machte vieles Sinn. Die DNS-Versuchsanordnung, der Gefangene, der vorgab, geflohen zu sein... Kishios Gedanken stockten, als er meine Erinnerungen erfasste. "Wer ist es?", fragte ich auf dem gleichen Wege. "Ich weiß es nicht! Aber es ist auch egal! Es kann irgendjemand sein, hauptsache, ich bin nicht mehr allein! Ich..." Nun legte ich eine Hand auf seine Schulter. "Du begleitest uns, Kishio. Und Ihr zwei kommt ebenfalls mit zurück, Shinobu-chan, Kuzomi-chan. Kirabi-sama, ich glaube, uns steht eine Riesenüberraschung bevor." Etwa fünf Minuten später und ohne Diskussion mit den ANBU auf der Treppe und im Gang, standen wir vor dem Zimmer, aus dem Kishio die Gedanken eines Verwandten spürte. Die Mädchen hatten wir oben gelassen. Dies waren Angelegenheiten von Kumogakure, Konoha und dem Clan der Moerus, und zwar auf der allerhöchsten Ebene. Nicht jeder Genin musste darin involviert werden. Noch einmal legte ich meine Hand auf Kishios Schulter, aber ich sprach laut. "Die Akte spricht von einem Mann, ungefähr zwischen zwanzig bis vierzig. Er hat eine Menge mitgemacht und sieht älter aus als er eigentlich ist, steht da. Du wirst ihn vielleicht nicht gleich erkennen. Und es tut mir leid, dass es nicht deine Schwester ist." Für einen Moment legte sich ein Schatten auf Kishios Gesicht. "I-ich schraube meine Hoffnungen überhaupt nicht hoch. Mir reicht es schon vollkommen, dass ich nicht mehr alleine bin. Ich... Ich will es auch gar nicht wissen. Wenn er mich nicht sehen will und fortschickt, ist mir das Recht. Aber dann bin ich nicht mehr der letzte Moeru." Der behandelnde Arzt trat vor die Tür. "Ich habe nach ihm gesehen. Er wacht gerade auf. Seien Sie behutsam. Er hat viel mitgemacht. Wenigstens der Teil seiner Geschichte stimmt." "Ki... Kishio-sama?", hörte ich einen fremden Gedanken über die Verbindung zu Kishios Körper rufen. "Kishio-sama, bist du das? Oder träume ich wieder?" "Ja! Ja, ich bin es! Bist du etwa... " Ob Kishio wusste, dass er laut gesprochen hatte? Na, da würde ich ja einiges zu erklären haben, denn Kirabi war nicht dumm genug, um nicht zu merken, dass hier gerade etwas Ungewöhnliches geschehen war. Er riss die Augen auf, unnatürlich groß. Dann drängelte er sich am Arzt vorbei, öffnete die Tür so heftig, dass sie gegen die Wand geschleudert wurde und rannte in den Raum. "Shinpa-chan!" Halb auf dem im Bett liegenden, halb auf dem Fußboden stürzte er nieder. "Shinpa-chan! Du bist es! Du bist es wirklich!" "Kishio-sama! Dir geht es gut! Oh, was habe ich dafür gebetet, dass du nicht mitten in die Zerstörungswalze geraten bist, die uns... Was bin ich froh, dass es dir gut geht." "Shinpa-chan..." Kishio schluchzte. "Ich dachte, ich wäre allein. Ich dachte, es wäre keiner mehr da! Ich war so einsam und hätte ich Sensei nicht getroffen..." "Du bist nicht allein, Kishio-sama!" Der andere Moeru schlug sich mit der Linken gegen die Brust, während er den Jungen mit der Rechten fest umklammert hielt. "Ich lebe und ich bin bald wieder fit wie eine Laufsandale!" Ich sah kurz zum Arzt, der zustimmend nickte. "Und das ist noch nicht alles! Ich habe Gerüchte gehört, dass Orochimaru nicht nur mich gefangengenommen hat. Ich weiß nicht, ob sie noch leben, aber ich weiß, dass deine Schwester auf jeden Fall noch lebt!" "Sie... Tama-chan lebt?" "Ja, sie lebt. Für diese Information habe ich beinahe teurer bezahlt als für den Beweis, den man mir gebracht hat, aber... Es hat sich gelohnt. Sie ist aber nicht mehr wie früher, Kishio-sama." Kishio sah auf. "Shinpachi. Drei Dinge solltest du wissen. Erstens, hör auf, mich Sama zu nennen. Du bist der Ältere, und den Clan der Moerus gibt es nicht mehr. Zweitens möchte ich dir Mamoru-sensei vorstellen. Er hat mir das Leben gerettet und in seine Dienste aufgenommen." Shinpachi Moeru nickte mir anerkennend zu. Ich erwiderte das Nicken. "Und drittens: Erzähle mir alles. Von Anfang an der Reihe nach." Ich sah Kirabi-sama herüber. "Und spätestens jetzt sollte jemand Protokoll führen, Kirabi-sama. Eine Abschrift bitte für Konoha." "Ich denke, das ist eine gute Idee", murmelte er. "Wartet bitte noch einen Augenblick." "Nach all der Zeit", sagte Shinpachi und lächelte wie ein Wahnsinniger, "kommt es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an. Nicht, kleiner Bruder?" "Nein, da hast du vollkommen Recht, Shinpa-chan. Darauf kommt es nicht mehr an." Ich lächelte. Was wäre mir auch anderes übrig geblieben? Tatsächlich aber hatte meine Welt wieder mal ein wenig Geschwindigkeit zugelegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)