Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 35: Schneidender Wind 9 ------------------------------- 9. "Autsch." Ranko-sama sah mich amüsiert an. "Stell dich nicht so an, Konoha-Chunin. Du bist zwei Stunden mit der unbehandelten Verletzung rumgelaufen, und jetzt tut sie dir weh?" "War nur ein Reflex", erwiderte ich. "Hat nicht wirklich weh getan." Kritik, Widerworte oder Auffälligkeiten verboten sich gerade von selbst. Ranko-sensei war zu einhundert Prozent im Bemutterungsmodus, und damit einher ging ihr Dominanzverhalten. Entweder, man ordnete sich unter, oder man ging unter. Die Affenkriegerin war in ihrer menschlichen Gestalt erschienen, die sie etwas kleiner machte. Ihr langes, schwarzes, seidiges Haar fiel ihr lose über die Schulter, und sie trug wieder die übliche Felduniform der Konoha-Shinobi. Allerdings mit einem Unterschied. Statt eines Hemds hatte sie das bei Kunoichi recht beliebte Netzhemd unter gezogen, was den Anblick ihres Busens noch aparter machte. Auch ein Grund, sie nicht bei der Arbeit zu stören. "Starrst du mir etwa auf den Busen, Mamo-chan?", fragte sie amüsiert. "Äh...", machte ich verlegen. "Du bist verletzt, also darfst du das ruhig. Wenn ich etwas tun kann, damit es dir besser geht, leiste ich es gerne." Sie zwinkerte mir zu, und dieses Zwinkern ging mir durch Mark und Bein. "Ranko-sama, du solltest nicht so viel mit ihm spielen", mahnte Kaminari grinsend. "Der arme Junge mag mittlerweile das Konzept der Liebe begriffen haben. Aber das der Erotik ist für ihn immer noch ein Buch mit sieben Siegeln." "Oh, dem könnte abgeholfen werden", sagte sie mit einem Lächeln, das einen wohligen Schauder über meinen Rücken jagte. Begann sie etwa, mich als Mann ernst zu nehmen? Das war ironisch - ich selbst tat es nämlich nicht. "Aber davon abgesehen", sagte Kaminari, und hockte sich neben uns. "Wie geht es seiner Beinwunde?" "Du meinst, wegen seiner Verfolgungsjagd? Drei Tage, bevor er wieder Step einsetzen oder laufen kann. Hält er sich nicht dran, wird sich die Wunde entzünden, eitern, er wird Fieber kriegen und dann erst Recht ausfallen." "Drei Tage? Bis dahin ist Kabuto über alle Berge", murrte ich. "Ich kann ihn auch alleine verfolgen", sagte Kaminari gedehnt, "und Spuren hinterlassen, die Pakkun verfolgen kann." Der kleine braune Hund nickte leicht. "Das ist eine Möglichkeit." "Du könntest auch deine Affenkrieger die Verfolgung aufnehmen lassen", sponn er den Faden weiter. "Und wir ruhen uns hier drei Tage aus, und gehen ihnen dann nach." "Zwecklos. So lange hält der da nie durch", sagte Ranko-sama mit einem ironischen Lächeln. "Bereits heute nachmittag wird er nervöser sein als ein Bräutigam vor der Hochzeit, nur weil es nicht weiter geht." Das war, fand ich, eine sehr treffende Umschreibung meines derzeitigen Gemütszustands. Mist, war ich tatsächlich so einfach zu deuten? Ich blickte wieder auf meine Beinwunde, in die Ranko-sama ihr Chakra fließen ließ, um die Wunde zu schließen. Sie hatte nicht übertrieben, als sie sagte, nach drei Tagen Ruhe würde die Wunde geschlossen sein. Sie war eine exzellente Heilerin, die sich ohne Weiteres auf eine Stufe mit Tsunade-sama stellen konnte. Und dabei sollte man nicht die geschlagene Stunde untrschlagen, die sie zuvor aufgewendet hatte, um die mittlerweile schmerzenden und nässenden Verbrennungen in meinem Gesicht zu behandeln. Außerdem hatte sie Kahlschlag an meinen verbrannten schwarzen Haaren betrieben, und den Rest so weit wieder hergerichtet, das ich wieder unter Menschen gehen konnte. Zum Glück war mein Haar sehr dick und fest, sodass es meist nur kurz und dann hauptsächlich an den Spitzen gekokelt hatte. Verbrennungen im Gesicht hätte ich ertragen, oder einfach den Rest meines Lebens eine Maske getragen. Das machte mir nicht viel. Aber der Gedanke, kahle Stellen auf dem Kopf zu haben, weil die Verbrennungen meine Haarwurzeln irreparabel beschädigt hatten, erschreckte mich. Bei meinen Haaren war ich erschreckend eitel. Sehr erschreckend. Sehr eitel. Nicht, dass ich sie besonders pflegte. Nur da sein mussten sie. Ranko-sensei wusste das, und hatte sich ihnen mit Hingabe gewidmet. So wie sie sich nun meiner Beinwunde widmete, die in der Dringlichkeit auf den letzten Platz gerutscht war. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich Senseis Hilfe zu schätzen wusste. "Wie immer bin ich dir sehr dankbar für alles, was du tust, Ranko-sensei", sagte ich tief ergriffen. Ihr Antwortlächeln war voller Wärme und Liebe, wie Affen es bei Menschen zu tun pflegten, zu denen sie eine innige Beziehung aufgebaut hatten. Dieses Lächeln - und ihr wirklich schöner Busen, von der Weste nur halb verdeckt, machten die Heilung wirklich angenehm. "Du weißt, alles was ich für dich tue, tue ich aufgrund meiner großen Liebe zu dir, Mamo-chan." "Und ich bin dankbar. Dankbar, das es dich gibt, und dankbar, dass du mich liebst, Ranko-sensei. So, wie ich dich liebe." Sie lächelte mit zu Schlitzen verschlossenen Augen. "Danke. Das hört eine Frau doch immer wieder gerne. Aber versteif dich nicht darauf, sonst kommst du noch auf den dummen Gedanken, etwas mit mir alter Frau anzufangen, und das würde ja so gar nicht passen." "Sensei, du bist doch keine alte Frau. Im Gegenteil, seit ich dich kenne, bist du nicht einen Tag gealtert", erwiderte ich. Ihr Lächeln wich einem überraschten Gesichtsausdruck. Der widerum wich einer wehmütigen Miene. "Auch das hört eine Frau immer gerne", erwiderte sie keck. Sie schlug mir auf die Wunde, was mir wie zu erwarten gewesen war keine Schmerzen bereitete. "So, die erste Sitzung ist beendet. Deine Wundheilung wurde einhundertmal beschleunigt. Aber heute Abend müssen wir noch daran arbeiten, um ein paar hundert Muskelfasern zu kitten." "Darf ich aufstehen?", fragte ich hoffnungsvoll. "Aufstehen, herum gehen. Und ich betone ausdrücklich gehen. GEHEN, Mamo-chan. Schrittgeschwindigkeit. So wie ein gemächlicher Fußgänger. Wehe, ich sehe dich Step benutzen." "Du brauchst das nicht so zu betonen, Sensei. Ich habe das schon beim ersten Mal kapiert." Ranko-sensei sah amüsiert zu Ryu herüber, der auflachte. "Und akzeptiert hat er es eventuell bei "Fußgänger", würde ich sagen." Nun lachten beide, ganz klar auf meine Kosten. Ich ließ es über mich ergehen, denn vermutlich hatten sie Recht. "Ranko-sensei? Wie geht es Ryoga?" Damit war die Frage heraus, vor der ich mich gedrückt hatte, so lange ich gekonnt hatte. "Hibiki-tono geht es gut. Als er zurückgeschickt wurde, konnten wir zuerst mit seinem Zustand nichts anfangen. Dann fand ich bei einer ersten Untersuchung die Schnitte in seinem Innern, ohne äußere Verletzungen erkennen zu können. Kabutos Spezialität, wenn ich mich nicht irre. Ich konnte ihm erstmal das Leben retten, und habe ihn dann Akari und Nabiki anvertraut." Ich stöhnte entsetzt auf. "Akari war eine gute Idee. Sie ist sehr fürsorglich und aufopfernd. Aber Nabiki ist sicher schon dabei und schreibt ihm eine Rechnung für all die Sonderleistungen, die sie erbracht hat." Ranko-sama lachte auf. "Später vielleicht. Als du mich beschworen hast, war sie jedenfalls noch viel zu hektisch, weil sie sich solche Sorgen um Ryoga gemacht hat. Die Wunden sind sehr schwer und sehr gefährlich. Kabuto weiß, was er tut und wie er es tun muss." Ich nickte. Genau deshalb hatte ich ihn auch mit viel Respekt behandelt. Sehr viel Respekt. "Gut zu wissen, das er es schaffen wird." "Wenn irgendjemand seine eigene Dummheit überleben kann, dann sind das Mamoru Morikubo, und Ryoga Hibiki", sagte Sensei schmunzelnd. Darauf konnte ich nichts erwidern. Sie hatte ja Recht. "Morikubo-tono?" Ich sah auf. "Jaro-tono", begrüßte ich den Kiri-Nin, den meine Affen aus dem Gefängnis befreit hatten. Der hochgewachsene Genin war ebenso wie Ryu in einem Gasthaus "geerntet" worden, indem man ihm Schlaftropfen in seinen Sake getan hatte. Anschließend war er hier wieder aufgewacht und hatte als Versuchskaninchen dienen müssen. Einer seiner Kameraden hatte sein Ende in den Labors gefunden, und er wäre für den heutigen Tag für eine Versuchsreihe vorgesehen gewesen. Wir hatten die Reste seines Kameraden gefunden - eine große, unförmige Masse Fleisch. Die Forscher hatten die Zellalterung stoppen wollen. Stattdessen hatten sie die Zellen zu ungezügelter Teilung angeregt. Ich konnte nur hoffen, das der Ninja schnell gestorben war. "Morikubo-tono, ich bringe Nachricht aus der Stadt. Die örtlichen Behörden sind eingetroffen. Hast du schon mal gesehen, wie eine ganze Stadt verhaftet wird? Es ist ein interessanter Anblick." Für einen Moment war ich erstaunt. Dann aber erkannte ich, das meine Botschaft an den nächsten Militärstützpunkt dem Verantwortlichen keine andere Wahl gelassen haben konnte, wenn er seinen Job ernst nahm. "Gut, ich werde mit ihrem Anführer sprechen, sobald er das Labor inspizieren will." Ich sah kurz zu Boden. "Um deinen Kameraden tut es mir leid." "Ja, mir auch. Aber... Nun, ich könnte jetzt auch tot sein, wenn du nicht gewesen wärst, Morikubo-tono. Ein Tag später, und..." Er schluckte trocken. "Ich verdanke dir und deinen Affenkriegern mein Leben." "Wenn das so ist, kannst du den Mizukage vielleicht dazu überreden, einen entsprechenden Bericht an den Hokage zu schicken, der mein doch eigenmächtiges Handeln vergessen lässt und den Erfolg in den Vordergrund stellt, wenn es Recht ist." Jaro grinste breit. "Ich glaube nicht, das ich Mei-chan... Ich meine, Terumi-sama, also ich glaube, ich werde sie dazu gar nicht groß anzustiften brauchen. Wenn es irgend etwas gibt, womit sie dir helfen kann, wird sie es von sich aus tun. Sie spricht nur lobend von dir, Morikubo-tono. Und wie ich in dieser Nacht gesehen habe, hat sie Recht damit." Ich sah ihn erstaunt an. "Terumi-chan erinnert sich an mich? Also, das ist ein großes Kompliment." "An dich erinnern ist ein wenig untertrieben. Sie sagt stets, sie hat den Yondaime Mizukage nur abgesetzt, weil du sie angestiftet hast. Seither hat sich vieles in Kirigakure verändert." Er kratzte sich verlegen am Haaransatz. "Und sie ist noch stärker geworden." "Das war zu erwarten gewesen", erwiderte ich trocken. "Sie war zwar schon Jounin, aber ihr Potential ist noch lange nicht erschöpft. Nutzt sie immer noch dieses Gekkai Kenkai mit der Lava?" Jaro lächelte verschmitzt. "Konohas Geheimdienstmühlen mahlen wohl langsam. Sie hat ein zweites entwickelt. Wohl ein Erbe ihres Urgroßvater mütterlicherseits, der vor neunzig Jahren in die Familienlinie eingeheiratet hat." Konsterniert sah ich ihn an. Es war eine Sache, ein Kekkai Genkai in der Familie, also im Erbgut zu haben. Es heraus zu arbeiten war bei vielen nicht leicht; ich selbst hatte nie mein Nara-Erbe, die Schattenkunst, erlernen können. Ich hatte einfach kein Talent dafür, obwohl es vielen Nara leicht von der Hand zu gehen schien. Aber ein zweites aus dem Erbgut heraus zu kristallisieren und zu nutzen, wow, das war eine Hausnummer. Das machte Mei-chan wahrscheinlich zu einer der stärksten Ninjas auf dieser Welt. "Keine Details, bitte. Ich werde sonst noch neidisch. Also abgemacht, du bequatschst Terumi-chan, damit sie einen positiven Bericht schreibt, der mich nach meiner recht eigenmächtigen Aktion hier am Stützpunkt gut aussehen lässt." Jaro schmunzelte mich an. "Sieh es als bereits erledigt an, Morikubo-tono." Dankbar lächelte ich. "Wann brecht Ihr auf?" "Sobald die Situation hier klar unter Kontrolle ist und wir nicht mehr gebraucht werden. Die anderen werden dann ebenfalls aufbrechen. Viele von uns sind schon Monate verschwunden. Wir müssen uns dringend in unseren Dörfern zurückmelden." "Die Pflicht eines Shinobi geht immer vor", dozierte ich. "Das hast du gut gesagt, Mamo-chan", sagte Ranko-sama. "Ein alter Ausspruch meines Senseis." Meine Miene verdüsterte sich leicht. "Hayate-senseis." Aber mit einem Lächeln sah ich wieder zu Jaro herüber. "Ich denke, so können wir es machen. Kabuto hat sich zwar sieben Kameraden zugelegt, aber ich habe meine Affenkrieger und Ryu. Wenn er also nicht allzu sehr im Weg herumsteht..." "Heyyyy", protestierte der Chunin lautstark. Ich grinste ihn frech an. "...dann ist auch Kabuto zu packen. Außerdem ergibt sich vielleicht eine Möglichkeit, an Verstärkungen zu kommen. Bisher flieht er in eine gefällige Richtung, nämlich nach Osten, in Richtung Land des Feuers." Jaro lachte. "Ich sehe schon, ich brauche mir keine Sorgen um dich zu machen. Allerdings habe ich das auch nicht erwartet." Er bot mir die Hand, um mich auf meine eigenen Füße zu ziehen. "Danke nochmal für die Lebensrettung, Mamo-chan." "Jederzeit wieder. Solange wir keine Gegner sind", erwiderte ich. "Davor möge das Schicksal mich behüten", lachte er und schüttelte meine Hand. Als er ging, konnten wir beide nicht wissen, dass wir uns nicht mehr als Gegner sehen würden, aber wohl als... Doch das führt zu weit. Auch die anderen Ninjas, die wir befreit hatten, würden sich verabschieden. Sie wussten, wem sie ihre Leben verdankten, und ich sah es als selbstverständlich an. Ich selbst hätte mich auf jeden Fall so verhalten, hätte Dankbarkeit gezeigt. Natürlich fühlte ich mich schon im Stich gelassen, da keiner von ihnen unsere Hatz begleiten würde. Aber ihre Argumente waren richtig und wohl durchdacht. Ich konnte nichts dagegen sagen. Gar nichts. Außer, ich missgönnte ihnen ihre Rettung, die es ihnen ermöglichte, ihre Pflicht wieder aufzunehmen. Aber noch waren sie nicht fort, noch halfen sie aus bei der Befreiung der anderen Gefangenen, bei der Rettung der Versuchspersonen aus den Labors, und bei der Bewachung der Gefangenen, von denen wir einige gemacht hatten. "Ach ja, bevor ich es vergesse", sagte Ranko-sama, schlang ihre langen, grazilen Arme um mich und drückte mich an sich. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem siebzehnten Geburtstag, Mamoru Morikubo." "Danke", sagte ich automatisch, aber es dauerte einige Zeit, bis die Information auch wirklich meinen Verstand erreichte. Richtig, ich hatte Geburtstag. Daran hatte ich nicht mehr gedacht seit... Teufel, ich hatte mich das letzte Mal vor den Kämpfen um Konoha selbst an meinen Geburtstag erinnert, als ich vierzehn geworden war. An meinen fünfzehnten und meinen sechzehnten hatten mich andere erinnert, und ich hatte beim Beginn der Mission überhaupt nicht daran gedacht, das ich durch meine Mission in Suna an meinem Geburtstag gar nicht Zuhause sein konnte. Auch meine Eltern hatten nichts gesagt, aber für sie ging die Pflicht ohnehin vor. Bestimmt planten sie aber schon eine Überraschungsparty für den Tag meiner Rückkehr. Und nun hatte mich doch jemand daran erinnert. "Danke", wiederholte ich, aber diesmal begreifend, was die Worte bedeutet hatten. Ich umarmte meinen Sensei im Gegenzug. Und sie fühlte sich gut an. Ein wenig peinlich war es mir aber schon, denn so umarmte sie mich, seit ich sie mit zwölf das erste Mal kennen gelernt hatte. Ich hatte ihr auf Anhieb gefallen, und ihr scherzhaft vorgetragener Vorschlag, ob ich nicht Kontraktträger der Affen werden könnte, hatte sowohl bei Hayate-sensei als auch bei Hiruzen-sama zuerst Heiterkeit, dann aber Zustimmung ausgelöst. "Und weil du jetzt fast ein großer Junge bist, kriegst du auch ein Geschenk für einen großen Jungen", sagte sie lächelnd, und küsste mich auf den Mund. Bei der Berührung durchfuhr mich ein kleiner Stromschlag. Ich hatte nicht gewusst, dass man Chakra auch in einen Kuss einfügen konnte. "Danke", wiederholte ich, vollkommen verblüfft. Ranko-sensei ließ mich fahren, offenbar sehr gut gelaunt. Aber irgendwie auch ein wenig peinlich berührt. Okay, ich war jetzt also siebzehn. Damit kam ich der Sex-Sache unaufhaltsam näher. Und auch dem Moment der Entscheidung, welche Frau ich an meine Seite nehmen würde. Eine aus dem Mamo-Pakt, oder doch jemand ganz anderen. Nebenbei bemerkt wusste ich noch immer die Identität von zwei Frauen aus diesem Pakt überhaupt nicht. Elektrisiert sah ich auf. War etwa eventuell ausgerechnet Ranko-sama...? Nein, das konnte nicht sein. Nicht eine klasse Frau wie sie. Und dann ein Bengel wie ich. Unmöglich. Aber was, wenn... Was, wenn doch? Ich seufzte leise. Dann würde ich mich aber noch mehr ins Zeug legen müssen, um für ihr Interesse überhaupt würdig zu sein. "Da kommen Akane und Hikari", sagte Kaminari. "Und sie bringen diese Rotzgöre mit. Hätten sie sie mal bei Kabuto gelassen." "Er hat also Wort gehalten", sagte ich zufrieden. "Du hast daran gezweifelt?", fragte Ryu verblüfft. "Nein, nicht wirklich. Aber dass er sein Wort wirklich gehalten hat, sagt einiges über ihn aus. Es ist eine Schwäche, die wir ausnutzen können." "Von dem Standpunkt hatte ich es noch gar nicht gesehen", sagte Kaminari. Die beiden Affen kamen schnell näher. Schließlich landeten sie direkt vor Kaminari, Ranko-sama und mir. Gosunkugi bückte sich, damit Anne von seinem Rücken steigen konnte. "Probleme?", fragte ich. "Nein, keine Probleme. Und er hat uns nicht entdeckt, aber aus unserer Deckung geblufft", sagte Akane mit Frustration in der Stimme. Ich deutete auf Anne, die verlegen zu Boden sah. "Hat sie ihren Arschvoll bekommen?" Die beiden Affenkrieger sahen sich an. "Äh...", begann Hikari gedehnt, "das ist Auslegungssache." "Also nicht", schoss ich ins Blaue. "Er hat mich kräftig geohrfeigt", sagte Anne, den Blick noch immer starr zu Boden gerichtet. "Und du hattest es verdient", sagte Akane ohne Mitleid in der Stimme. Trotzig sah die Getsu-Nin auf. "Aber..." "Keine Widerrede", sagte Akane mit strenger Miene. Sie brummelte etwas leise vor sich hin, und sah wieder zu Boden. "Es tut mir leid, das ich dich enttäuscht habe, Mamoru-sama. Und es tut mir leid, dass ich nicht wie abgesprochen bestraft wurde. Immerhin habe ich wirklich Selbstmord begehen wollen." "Entschuldigt uns kurz", sagte ich kurz angebunden, legte einen Arm um Annes Schultern und ging mit ihr ein paar Dutzend Meter. "Pakkun, lauschen ist eine schlechte Angewohnheit", tadelte ich einen Busch, der neben uns wuchs. Der Ninja-Hund kroch unter den Zweigen hervor und blinzelte missbilligend. "Ich habe nur den gleichen Weg gehabt, Mamo-chan." "Wie dem auch sei, zurück zu Ranko-sama." Brummige Worte murmelnd ging Pakkun zu den Affen herüber. "Also, Anne-chan, wir beide müssen mal reden." "Willst du mich jetzt selbst bestrafen?" Sie seufzte. "Ich verstehe das, schon gut. Wie willst du es machen? Nimmst du einen Gürtel?" "Ich glaube, du verstehst hier etwas falsch", sagte ich mit drohender Stimme, die sie zusammenzucken ließ. "Mamoru-sama..." "Um es kurz zu machen, erlasse ich dir deine Strafe. Wir werden schnell reisen müssen, und da kann ich einen lädierten Ninja nicht gebrauchen. Nicht noch einen, meine ich", sagte ich, und deutete auf mein verletztes Bein. "Ja, verstehe. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder?" "Lass es mich so sagen. Wenn du die Klappe hältst und Uzuki-sensei nicht verrätst, das ich dir auch mit Selbstmord gedroht habe, wenn du dich umbringst, dann haben wir einen Deal." "Ach ja, da war ja was. Auf dem Sportplatz, beim Kampf gegen Baki. Den hast du ja so richtig schön vermöbelt, und..." Sie sah mich erstaunt an. "Stimmt. Du hast ihr versprochen, nie wieder mit Selbstmord zu drohen. Wenn sie das erfährt, uiuiui." "Anne-chan..." Abwehrend hob sie beide Arme. "Ich könnte nie etwas tun, was dich gefährdet, Mamoru-sama. Jedenfalls nicht freiwillig." "Dann haben wir einen Deal?" "Sicher." Erleichtert atmete ich auf. Das war einfacher gewesen als ich gedacht hatte. "Und er hat dich geohrfeigt?" "Ja, und das tut ganz schön weh. Kabuto, du blöder Kerl. Er sagte, das ich die für meine Arroganz verdient hätte. Ich... Mamoru-sama, lachst du mich gerade aus?" Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Laut und kräftig. Ja, das war sehr passend formuliert gewesen. Bei unserem nächsten Treffen musste ich Kabuto unbedingt einen ausgeben, bevor wir versuchten, uns gegenseitig zu töten. "Ein klein wenig. Also, denk mal drüber nach, ob Kabuto nicht eventuell Recht haben könnte." "Mamo-chan, hör auf zu quatschen!", rief Kaminari zu uns herüber. "Kankurou-sama ist zurück aus der Stadt!" "Wir kommen!", rief ich, und wandte mich wieder den Freunden zu. Dabei nahm ich den Arm von Annes Schulter. Merkwürdig, war die nicht immer schmaler gewesen? Und hielt sie sich jetzt nicht viel aufrechter? Strahlte ihr Gesicht nicht geradezu vor Leben? Ach nein, das war der rote Fleck von Kabutos Schlag. Aber sie sah doch selbstbewusster aus als noch Tage zuvor. Ein gutes Ergebnis unserer bisherigen Reise. Kankurou traf mit einem Trupp berittener Soldaten kurz vor mir am Eingang an. Wenn ich daran dachte, das er ganz alleine die Hauptstraße der Stadt auf beiden Seiten gesperrt hatte, um die Flucht derjenigen zu verhindern, die mit Orochimaru paktiert hatten, wurde mir wieder einmal klar, welcher Unterschied zwischen mir kleinem Chunin und einem echten Jounin lag. "Ah, Mamo-chan. Du kannst ja wieder gehen." Er lächelte grimmig, und dabei wirkte er für die durchkämpfte Nacht, die hinter uns lag, auch noch viel zu frisch. Das Leben war manchmal ungerecht. Oder es lag an seiner Gesichtsbemalung, die er anscheinend vor kurzem frisch hatte auftragen können. "Ich darf langsam gehen. Mehr erlaubt mir mein Arzt nicht", erwiderte ich. "Und das vollkommen zu Recht", mahnte mich Ranko-sensei. "Ja, das kommt noch hinzu. Die Lage in der Stadt ist unter unserer Kontrolle?" "Unter meiner Kontrolle", sagte der Anführer der Reiterei, und stieg ab. "Ich bin Tai-sa Torani von der achten Brigade der Landesverteidigung. Ich bin mit eintausend meiner Männer aufgebrochen, als ich Ihre Nachricht bekommen habe, Morikubo-tono. Wir wussten schon länger, das hier Ungebührliches passierte. Die vielen Berichte über Menschen, die spurlos verschwanden, hatten uns bereits Investigationen vornehmen lassen. Leider verschwanden die Inspekteure meistens auch, so wie die Mehrzahl der Spione. Ihr Bericht hat dann alle Puzzleteile zusammen gefügt. Wir haben erst einmal die ganze Stadt verhaftet, und werden dann die Spreu vom Weizen trennen." Der große, im Dienst ergraute Soldat deutete auf die Gruppe unserer Gefangenen. "Ich nehme an, bei denen kann ich davon ausgehen, das sie definitiv schuldig sind?" "Es liegt nahe", sagte ich. "Jedenfalls hatten sie Zugang zu Orochimarus Stützpunkt und waren Teil seiner Experimente. Auf der Täter-Seite." "Wir werden auch über sie richten und ihnen ihre gerechte Strafe zukommen lassen", versprach der Tai-sa. "Will ich wissen, welcher Art die Experimente waren?" "Wollen, nein. Müssen, ja", erwiderte ich. "Ich hoffe, Sie haben einen starken Magen." "Ich wusste, dass ich das hier nicht mögen würde. Trupp, die Gefangenen übernehmen!", rief er seinen Leuten zu, die prompt und entschlossen reagierten. Ein Teil stieg ab, ein Teil blieb auf den Pferden in der erhöhten Position. Derart aufgestellt übernahmen sie die Positionen der Shinobi. Dann führten sie ihre Gefangenen in Richtung Stadt ab. Die nun freigestellten Shinobi kamen zu einer letzten Verabschiedung zu uns. Erneut wurden viele Hände geschüttelt, und ich rang jedem einzelnen Dorf das Versprechen eines Schreibens an meine Hokage ab, um meinen Hals weiter aus der Schlinge zu ziehen. Anschließend wollten die Shinobi zurückkehren. Doch Takemi-tono, einer der Ninjas aus Iwagakure, nahm mich kurz beiseite. "Ich glaube, wir haben noch nicht alle Ratten ausgeräuchert. Wir kennen die Struktur eines solchen Verstecks noch nicht gut genug, und jedes kann anders sein. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es gibt Fluchträume für den Fall einer Eroberung, die auch Chakra abschirmen. Jedenfalls habe ich eine Präsenz in der Luft gespürt, einen Geruch, der nicht hatte da sein sollen, als ich die Labors kontrolliert habe... Es ist einen Versuch wert, denke ich." Ich musterte die Gefangenen, die gerade abgeführt wurden, und tatsächlich vermisste ich ein paar Gesichter, die ich kannte. Das wiederum ließ mich grinsen. "Danke für den Hinweis, Takemi-tono. Ich kümmere mich darum." "Gut. Leider kann ich nicht länger bleiben. Aber vielleicht führt uns das Schicksal noch einmal zusammen. Vielleicht unter günstigeren Bedingungen." Ich nickte zustimmend. "Die Zeit wird es zeigen." Wir gaben einander die Hand, dann trat er zu seinen Landsleuten, und nach und nach verschwanden die Ninjas der verschiedenen Dörfer mit Step. "Was hat er gesagt?", wollte Kaminari wissen. "Das wir noch nicht alle erwischt haben. Die Schlausten, vermutlich." Ich lächelte sardonisch. "Aber ich weiß, wie wir sie kriegen können." "Immer, wenn du so lächelst, weiß ich nicht, ob ich grinsen oder mich fürchten soll", murrte Kaminari. "Du hast nicht von mir zu befürchten", erwiderte ich stirnrunzelnd. "Ja, behauptest du", erwiderte er säuerlich. "Ich für meinen Teil wäre Ihnen sehr verbunden, Morikubo-tono, wenn Sie den Stützpunkt komplett säubern würden. Es würde meine Aufgabe erheblich erleichtern", sagte der Tai-sa. "Genau das war mein Plan. Pakkun, ich brauche deine guten Augen." "Planst du das, was ich denke, das du planst?" "Eventuell ja." "Oh, gut. Das bedeutet dann nämlich, das du auch mal vernünftige, rationale Entscheidungen treffen kannst, Herr Chunin." Bei diesem Tadel verdrehte ich die Augen. "Alle meine Entscheidungen sind vernünftig und rational." "Behauptest du", konterte der braune Hund. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Mist. *** "Tsunade-sama?" "Tritt ein, Shizune." Vor der Hokage hatte sich ein beachtlicher Stapel Akten diverser Verwaltungsangelegenheiten angehäuft, den sie kontinuierlich abarbeitete. Aber irgend ein böses, heimtückisches Wesen schien zu verhindern, dass der Stapel weniger wurde. Misstrauisch beäugte Tsunade deshalb ihre Assistentin. Doch statt dem erwarteten Stapel Akten brachte sie nur eine einzige. Das ließ sie innerlich aufatmen. "Tsunade-sama, ich sollte sofort den Bericht unserer Mediziner über die Leichen aus dem Reich der Winde bringen." "Ah, der Kontra-Zwischenfall." Sie hielt die Hände nach der Akte auf. Shizune legte die Akte hinein und bückte sich dann nach Tonton, dem kleinen Haustier der Hokage. Das Schweinchen an sich gedrückt wartete sie, bis Tsunade mit der Lektüre der Akte fertig war. "Also ein vollkommen anderes System als jenes, mit dem Orochimaru meinen Großonkel und meinen Großvater kurzfristig in ein Pseudoleben geholt hat, als er gegen Hiruzen-sama gekämpft hat." "So sieht es aus. Als er den ersten und den zweiten Hokage für seinen Kampf missbraucht hat, war dies eine Beschwörung. Hier aber haben wir etwas völlig anderes vor uns. Zudem scheint es noch nicht perfekt zu sein, wenn ich das anmerken darf." "Noch nicht perfekt? Es ist so schon gruslig genug. Wie tötet man also einen Toten?" "Kakashi und seinen Leuten ist es augenscheinlich gelungen", erwiderte Shizune. Nachdenklich legte Tsunade beide Hände zusammen, und hielt sie, auf die Ellenbögen gestützt, vor sein Gesicht. "Müssen wir also von der Möglichkeit ausgehen, dass der Schüler den Meister zu überflügeln versucht, oder hat Orochimaru eine neue Version seiner Beschwörung erfunden?" "Wie dem auch sei, wir werden uns mit Sicherheit in naher Zukunft erneut mit diesem Jutsu auseinander setzen müssen. Es wäre ratsam, auch in Zukunft Exemplare von Kabutos Wiedererweckungskünsten untersuchen zu können, wenn es uns schon nicht gelingt, ihn auszuschalten." "Apropos ausschalten. Hast du Neuigkeiten über unseren letzten Jounin, der an Kabutos Spur klebt?" "Unser Chunin Mamoru Morikubo", sagte sie, und betonte den Rang nachdrücklich, "hat seinen letzten Brief aus einem Dorf im Reich der Steine abgeschickt, so ziemlich an der Grenze. Dort beschreibt er die grobe Fluchtrichtung Kabutos als Nordost. Die Nachricht ist zwei Tage alt. Er hat sie per Express verschicken lassen und als Nachnahme versendet." Mit einer gewissen Empörung räusperte sie sich. "Fünfhundert Ryou hat der Bote verlangt." "Wenn unser Jounin auf seiner Spur bleibt, dann ist diese Nachricht fünftausend, was sage ich, fünfzigtausend Ryou wert, Shizune." "Tsunade-sama, wir haben doch besprochen, das wir Mamo-chan nur als..." "Himmel, siehst du ihn hier irgendwo? Hältst du mich für so alt und senil, dass ich mich ausgerechnet vor ihm derart verplappere?", erwiderte sie ärgerlich. "Wenn wir unter uns sind, sollten wir schon mal die Wahrheit aussprechen, oder? So viele hochklassige Ninjas vom Jounin-Kaliber nennt Konoha nun auch nicht sein eigen, da können wir dem einen oder anderen schon mal extra den Bauch pinseln, so wie Morikubo-tono. Wenn er denn unbedingt glauben will, nicht das Zeug zum Jounin zu haben, dann lassen wir ihn in diesem Glauben, solange es seiner Entwicklung gut tut. Aber deshalb müssen wir das nicht mit einem Schweigegelübde belegen." "Natürlich, Tsunade-sama. Du hast ja Recht, Tsunade-sama", antwortete die getadelte Assistentin. "Nein, du hast Recht, wenn du mich an meine eigene Entscheidung erinnerst", gab die Hokage zu. "Ich habe wohl einfach etwas überreagiert. Aber wenn ich daran denke, das ich für diesen verdammten Lausebengel so eine Scharade abhalten muss, bei der ich auch noch halb Konoha einbeziehe, dann platzt mir der Kragen! Wann wird der Junge endlich erwachsen?" "Vielleicht nie", entfuhr es Shizune, was ihr einen entsetzten Blick ihrer Chefin einbrachte. "Nur ein Scherz!" Tsunade atmete für den Moment auf. "Einen zweiten Jiraiya würde Konoha auch nicht aushalten, glaube ich. Es ist schlimm genug, das wir all diese Probleme mit dem jungen Uchiha und mit Naruto haben, vom Neunschwänzigen einmal vollkommen abgesehen." "Denkst du denn, Mamo-chan könnte auf ein Niveau kommen, das einem Sannin entsprechen könnte, Tsunade-sama?" "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Aber ich bin mir sehr sicher, das er eines nicht allzu fernen Tages durchaus mit Asuma und Kakashi mithalten können wird. Wenn er das nicht schon längst tut. Teufel auch, er ist dafür geboren worden, um in den Jounin-Rängen mitzuspielen, und seine Teamgefährten, Hana-chan und Karin-chan, sehe ich auf einem guten Weg mindestens zum spezialisierten Jounin. Wir brauchen diese guten Leute, und zwar dringend. Der Angriff auf Konoha hat uns gezeigt, wie verwundbar wir sind. Ohne unsere Besten kommen wir nicht weiter. Wir... Aber genug davon. Spielen wir ihm so lange die Schmierenkomödie vom Chunin vor, bis er abgeklärt genug ist, um es zu akzeptieren. Der Bengel ist in mancher Beziehung unreifer als Naruto, und in anderer Beziehung erfahrener, als sein Alter vermuten lässt." Tsunade sah zu ihrer Assitentin herüber. "Sagt er etwas in seinem Brief über seine Begleiter?" "Ja, Tsunade-sama. Der Suna-Ratsherr Kankurou ist immer noch bei ihm, ebenso die Genin aus Getsugakure, Anne. Außerdem begleiten ihn zwei Affenkrieger, Akane Tendo und Hikari Gosunkugi." "Die beiden sind zu jung, als das ich sie kennen kann", sagte Tsunade nachdenklich. "Aber wenn die Affen den beiden erlauben, mit ihrem einzigen Kontraktträger mitzugehen, müssen sie sehr fähig sein." "Mamo-chan bezeichnet sie als Taktiker und Scout." "Tendo wird der Taktiker sein. Soun, ihr Vater, wird dieses Talent in der Familie weiter vererbt haben. Und Gosunkugi sagt mir gar nichts. Andererseits ist es eine gute Eigenschaft für einen Scout, nicht bemerkt zu werden." Sie nahm die Hände wieder ab, und legte sie auf den Schreibtisch. Nervös trommelte ihre Rechte einen Takt auf dem Holz. "Wie können wir ihn unterstützen?" "Solange wir nicht wissen, wo er sich jetzt befindet, können wir nur auf gut Glück handeln, Tsunade-sama", gab Shizune zu bedenken. "Wäre er Naruto, bräuchten wir nur den Rauchwolken zu folgen. So aber dürfte es schwieriger werden. Mamo-chan hinterlässt weniger Schutthaufen als Naruto-kun. Er ist ein klein wenig eleganter." Sie lächelte. "Außer, sie haben sich ausgetauscht. Man sagt, sie sind gute Bekannte." "Der Morikubo-Haushalt ist einer der wenigen Orte, an denen Naruto voll akzeptiert wird. Das ist traurig, vor allem wenn man bedenkt, was Naruto schon für Konoha geleistet hat und noch leisten wird", sagte Tsunade knurrig. "Hiruzen-sama hat die Zügel hier eindeutig schleifen lassen, und das auf Kosten von Narutos Gefühlen. Ich werde das mit ihm ausdiskutieren, sollte ich ihm noch einmal dank Orochimarus Wiedererweckungs-Jutsu begegnen." "Die Götter mögen uns davor bewahren, gegen den Professor antreten zu müssen", sagte Shizune schaudernd. "Oder gegen den Yondaime", fügte die Hokage hinzu. "Aber in einem Punkt hast du Unrecht. Auch Morikubo-kun hinterlässt deutliche Rauchwolken, wo er geht und steht. Erinnere dich an Otogakure, an die Burg Harusames, an die Chunin-Prüfung. Wo der Mann geht und steht, hinterlässt er Trümmer. Aber Verwüstungen anrichten erschöpft mit der Zeit... Hm, haben wir nicht einen ANBU mit Flugeigenschaften?" "Du meinst Sai. Er erweckt seine Malereien mit seinem Jutsu zum Leben. Diese haben dann alle Fähigkeiten, die das gemalte Wesen haben sollte. So können seine Vögel tatsächlich fliegen und ihn transportieren." "Na, dann soll er besser mal nicht in einen Regen geraten. Benachrichtige Sai. Er soll mit einem ANBU-Team an der Grenze zum Reich der Steine nach Feuer Ausschau halten und Morikubo finden. Findet er ihn, soll sein Team ihm volle Unterstützung gewähren." "Uzuki-tonos Team käme in Frage. Sie sind gerade ohne ihre Anführerin und wurden in die Nachschulungsseminare transferiert." "Das würde ein volles ANBU-Team bedeuten. Und wenn wir sie automatisch Morikubo unterstellen, kann es auch keinen Streit um den Posten als Anführer zwischen ihnen und Sai geben." "Und wer hat das Sagen, bis sie Mamo-chan gefunden haben?" Tsunade lächelte. "Natürlich der, der fliegen kann. Setz einen entsprechenden Befehl auf, Shizune. Ich habe so ein Gefühl, dass Kankurou-tono und Morikubo diese Unterstützung werden gebrauchen können. Nicht nur wir können Verstärkung schicken." Nachdenklich tippte sich die Hokage gegen die Nase. "Bleibt noch eine wichtige Frage. Wie sind die toten Oto-Nin überhaupt ins Land geschmuggelt worden? Was sagt unsere Grenzwache dazu, was unsere Spione in den anderen Ländern?" "Es liegen mir keine Nachrichten über größere Bewegungen vor, Tsunade-sama." "Eventuell sind sie dann übers Meer gekommen", sagte sie nachdenklich. "Dann würde Kabuto bei seiner Flucht am ehesten den Südwesten unseres Landes tangieren. Instruiere Sai entsprechend, Shizune." "Verstanden, Tsunade-sama. Ach, eines ist da noch." Die Assistentin schmunzelte. "Mamo-chan hat heute Geburtstag. Mit einem ANBU-Team als Unterstützung hast du ihm gerade unwissentlich ein Geburtstagsgeschenk gemacht." "So, habe ich das?" Sie lachte auf. "Na, umso besser. Mal sehen, was er aus diesem Geschenk machen wird." Die Hokage sah zufrieden zu ihrer Assistentin herüber. "Ich habe da noch eine Frage, Shizune. Seit wann nennst du Morikubo bei seinem Kosenamen Mamo-chan?" Die junge Frau errötete und hob in abwehrender Geste beide Hände. "A-aus keinem besonderen Grund. Es machen einfach alle, und es passt so gut zu ihm." Diese Antwort ließ die Hokage auflachen. "So? Sollte ich es dann auch damit versuchen? Mamo-chan, ja, das geht locker über die Zunge." "Tsunade-sama!", rief Shizune entrüstet. Die Godaime Hokage seufzte. "Ja, du hast Recht. Wenn ich ihn Mamo-chan nenne, wird er eventuell größenwahnsinnig. Dabei habe ich ihn mir gerade so schön erzogen." Erneut seufzte sie. "Also los, bring Morikubo sein Geburtstagsgeschenk." Shizune lächelte. "Bin schon auf dem Weg." "Und lass Tonton hier." Für einen Moment schien die Assistentin verwirrt. Dann starrte sie auf das Schweinchen in ihren Armen. "Ach so, ja." Behutsam setzte sie es ab. "Bleib brav, Tonton. Ich bin auf dem Weg, Tsunade-sama." Als sich die Tür hinter der Assistentin geschlossen hatte, erhob sich Tsunade und blickte auf Konoha hinab. "Ich will wirklich hoffen, dass du dich dem ganzen Aufwand, den wir wegen dir betreiben, als würdig erweisen wirst, Mamo-chan. Ich habe große Erwartungen in deine Arbeit als Jounin. Nicht unbedingt weniger als Kakashi oder Asuma. Oder dein eigener Onkel." Kabuto zu erwischen war eine riesige Chance für Konoha. Die Chancen standen gering, Orochimaru wirklich zu schaden, aber der Versuch alleine war einen riesigen Aufwand wert. Vielleicht sollte sie zwei ANBU-Teams ausschicken... Nein, das wäre Morikubos Ego nicht gut bekommen. Sie seufzte, wandte sich ab und setzte sich wieder. Ihre Arbeit wurde nicht weniger. Sie wurde nie weniger. Und hatte nicht jemand heimlich den unerledigten Aktenstapel wieder erhöht? Sie seufzte erneut und ergab sich in ihr Schicksal. *** "Hör auf, dich zu verstellen, Ryoga. Ich weiß, dass du seit zwei Minuten wieder wach bist", tadelte Ranma Saotome den Kampfgefährten. Zögerlich öffnete Ryoga Hibiki die Augen. "Ich habe nicht damit gerechnet, zu überleben." "Du hattest sehr viel Glück. Mehr Glück, als du verdient hast, nachdem du Kabuto Yakushi frontal angegriffen hast", sagte Ranma in tadelndem Tonfall. "Ich weiß ja, ich weiß. Ich habe nur die günstige Gelegenheit gesehen, und... Sag mal, schläft da Akari auf meinen Beinen?" "Ja. Sie hat dich bis zur eigenen Erschöpfung betreut und sich dabei vollkommen verausgabt. Nabiki liegt im Nebenraum und schläft ebenfalls. Aber nur, weil ich sie fast mit Gewalt da rein gesteckt habe. Da du übern Berg bist, reiche ich vollkommen aus, um deine Genesung zu überwachen." Ryoga hob eine Hand an die Stirn. "Danke, Alter. Ich werde mich auch bei den Mädchen angemessen bedanken, sobald sie wieder aufgewacht sind." Er sah zu Ranma herüber. "Ich habe Mist gebaut, richtig?" Ranmas Wangenmuskeln arbeiteten. Er griff zu Boden und hob einen Schirm auf. "Hier, den soll ich dir geben. Dein Reserveschirm. Dein Vater bestand darauf, das du ihn noch am Krankenbett bekommst." "Und du hast ihn tatsächlich mitgebracht. Ich danke dir." Ryoga griff nach dem Schirm und stellte ihn neben sich ans Bett. Nur mit der stahlverstärkten Waffe fühlte er sich vollständig. "Wie schlimm ist es für mich?" "Oh, lass mich nachdenken. Das war dein zweiter Patzer, aber diesmal hast du nur dich selbst gefährdet. Wenn ich daran denke, dass du letztes Mal bei den Kämpfen in Harusames Burg erst dein Leben und dann das von Kasumi-chan und auch das von Mamo-chan gefährdet hast, dann..." "Ja, schon gut", stieß Ryoga hervor. "Sag mir geradeheraus, was mich erwartet!" "Lass mich das übernehmen", bat Dr. Tofu, während er eintrat. "Ono, ich weiß nicht, was..." "Mein Vater kam zurück und hat über den weiteren Verlauf der Kämpfe berichtet. Demnach haben sie mit den Gefangenen, die du befreit hast, den kompletten Stützpunkt erobern können. Dabei hättest du eine wertvolle Hilfe sein können, Ryoga." "Ich weiß ja, ich weiß. Und ich habe Strafe verdient", gab er kleinlaut zu. "Chakra-Skalpelle, die im Innern des Körpers eingesetzt werden, wer rechnet denn mit sowas?" "Jeder, der aufmerksam zuhört, wenn der König spricht", erwiderte Ono mit kräftigem Tadel in der Stimme. "Andererseits hätten wir dich bei deiner schlechten Orientierung garantiert nach den Kämpfen in den Tiefen des Verstecks suchen müssen." "Eventuell", gab Ryoga zu. "Wie schlimm ist es also?" "Ziemlich schlimm. Dir wird das Privileg entzogen, dich beschwören zu lassen." Äußerlich blieb Ryoga ruhig. Nur seine zuckenden Augenbrauen verrieten, was in ihm vor sich ging. "Nicht mal, damit ich mich bei Mamo-chan entschuldigen kann? Für wie lange?" Dr. Tofus Miene wurde noch härter. "Auf unbegrenzte Zeit." Ryogas stoische Miene zerbrach. Er fasste sich an die Stirn, und eine einzelne Träne lief seine linke Wange herab. "Das ist eine gerechte Entscheidung", sagte er mit stockender Stimme. "Du wirst neu trainiert werden. Mein Vater wird deine Neu-Ausbildung persönlich leiten. Und wenn er meint, dass er alle deine dummen Fehler aus dir raus gekriegt hat, dann vielleicht, und auch wirklich nur vielleicht, wird dir wieder erlaubt werden, dich beschwören zu lassen. Es liegt also an dir, ob du..." "Onoooooo!", rief Ryoga vollkommen aufgelöst, und umarmte den Sohn des Königs erleichtert. Beinahe hätte er angefangen, den Älteren abzuküssen vor lauter Erleichterung über die zweite Chance. "Na, na, na", sagte Dr. Tofu überrascht und seltsam zufrieden. "Aber versprich dir nicht zuviel. Wir diskutieren einen neuen Kontraktnehmer, und es kann sein, dass du für eine sehr lange Zeit ihm zugewiesen wirst." "Anne-chan?", argwöhnte er. "Anne-chan", bestätigte Dr. Tofu. "Anne-chan", sagte nun auch Ranma. Nun begann der gestandene Affenkrieger erst Recht Rotz und Wasser zu heulen. "So viel Gnade habe ich gar nicht verdient." "Ja, was zum... Was ist denn hier los?", rief Akari entrüstet, nachdem Ryogas Stimme sie aus ihrem Erschöpfungsschlaf gerissen hatte. Ihr Blick ging von einem zum anderen und blieb bei Ryoga hängen, dem Tränen die Wangen und Rotz die Nase herab liefen. Für einen Moment wirkte sie, als wolle sie einen Mord begehen. Besser gleich zwei. "Ihr beiden", sagte sie mit einer Stimme, die so schneidend war, als könne sie allein Stahl zerteilen, "raus, aber sofort!" "Aber wir haben gar nichts gemacht!", rief Ranma zur Verteidigung. "Ihr beide habt Ryoga-kun zum weinen gebracht!", rief sie ärgerlich. "Raus mit euch zwei, bevor ich grob werde!" "Rückzug ist hier die bessere Taktik", sagte Dr. Tofu. Er klopfte Ranma auf die Schulter. "Komm, mein Großer." "Vielleicht hast du Recht. Wir kommen später noch einmal wieder, Ryoga." Sein Abschiedsgruß ging vollkommen unter, denn Dr. Tofu hatte den Krieger und sich selbst bereits durch die Tür bugsiert. Akaris Wut verrauchte sofort. "Ryoga-kun!" Sofort rückte sie zu ihm auf, zog ein Tuch aus ihrer Kitteltasche und begann sein Gesicht zu reinigen. "Diese hinterhältigen... Diese idiotischen... Diese fiesen... Was haben sie dir angetan, Ryoga-kun?" "Sie haben mir gesagt, das ich eine zweite Chance kriege..." "Tatsächlich?" Ihre Augen begannen zu strahlen. Sie umarmte Ryoga aus Leibeskräften. "Das freut mich so für dich, Ryoga-kun." Leise begann sie vor lauter Erleichterung selbst zu weinen. "Ich bin so glücklich." Ryoga, etwas perplex und überfordert, schloss seinerseits die Arme um die junge Affenkriegerin. Das fühlte sich unerwartet gut an. Ebenso wie ihre Sorge sich unerwartet gut anfühlte. Und ihre Stimme klang so angenehm in seinen Ohren. Bisher hatte er nur Augen für Akane gehabt, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Aber hier, in diesem Moment, erwachte da etwas in seinem Magen. Ein Brennen, ein Kitzeln. Ein Gefühl für Akari. Ein gutes, aufschäumendes Gefühl. "Danke, dass du für mich da warst, Akari-chan", flüsterte er. "Das war doch selbstverständlich", erwiderte sie. Ryoga hielt sie einen Arm weit von sich ab. "Nein, das war es nicht. Das, was du geleistet hat, geht weit darüber hinaus." Sanft küsste er sie einmal kurz auf die Lippen. Die junge Kriegerin sah ihn erstaunt an, fragend, schien den Moment für einen Traum zu halten. Doch dann lächelte sie. "Noch einen", sagte sie. "Zu Befehl." *** Eigentlich war im Versteck einiges los. Nach den Shinobi wimmelten nun an jeder Ecke die Soldaten, und durchsuchten die weitläufige Anlage Orochimarus. Inmitten des Gewimmels versuchte eine einzelne Gestalt, ein großer, bulliger Kerl, zu einem der Nebeneingänge zu kommen, die hoffentlich noch nicht entdeckt oder nicht bewacht waren: Umato. Dabei schleppte sich der offensichtlich verletzte Bursche mühsam voran und stützte sich des öfteren an einer Mauer ab, und murmelte in seiner Erschöpfung Namen vor sich hin. So sah zumindest mein Plan aus. Dank Pakkuns gutem Gedächtnis hatte ich meine Umato-Verkleidung so gut es nur ging wieder hergestellt, inklusive eines gebrochenen Knöchels und eines aufgeschlitzten Arms. Die Soldaten waren natürlich eingeweiht, und hatten den klaren Befehl, mich nicht zu finden, mir aber immer wieder nahe zu kommen. Einige der Gewitzteren liefen vor mir durch den Bereich, in dem der Iwa-Nin das Versteck vermutet hatte, und murmelten Dinge von "wandernden Schatten" oder "da war doch jemand, oder?". All das sollte helfen, sollte Druck aufbauen. Nicht für mich, sondern für meine neuen besten Freunde. Als ich mich wieder einmal gegen eine Wand lehnte, und wie im Fieberwahn murmelte: "Kabuto-sama, wo bist du?", öffnete sich vor mir die fugenlose Wand und gab einen breiten Raum frei. Nicht schlecht, uch hatte die Geheimtür nicht erkannt. Und erst jetzt, als sie offen stand, konnte ich die drei Personen erspüren, die sich im Raum befanden. Einer von ihnen, Toko, das kleine Frettchen, winkte mir mit mürrischer Miene, näher zu kommen. Ich stieß mich mit einem Laut der Erleichterung von der Wand ab und taumelte ihm entgegen. Um der Show die Krone aufzusetzen, ließ ich mich in seine Arme fallen. Toko wich mir mit angewiderter Miene aus und ließ mich zu Boden fallen. Ruppig schob er meine Beine soweit in den Raum, damit die Geheimtür sich schloss. Ich blieb am Boden liegen, und japste nach Luft, stöhnte vor Schmerz. Niemand half mir auf. "Umato-tono, kannst du mich hören?", klang Gimas Stimme auf. "Du bist vorerst in Sicherheit." "Kabuto-sama", haspelte ich hervor. "Wo ist Kabuto-sama?" "Hat einen Deal mit dem verrückten Konoha-Shinobi gemacht, der den Laden hier ausgehoben hat", murrte Toko, und trat mir, als er an mir vorbei ging, auf das gesunde Bein. "Freier Abzug für ihn und eine Handvoll seiner Shinobi. An uns hat er nicht einmal gedacht." Er grinste hämisch. "An dich anscheinend auch nicht." "Das tut jetzt nichts zur Sache", sagte der Dritte, der greisenhaft kleine Temmat. "Umato-tono, wenn du versprichst, uns zu unterstützen und zu unseren Gunsten bei Orochimaru-sama vorzusprechen, damit er uns erneut aufnimmt, werden wir dir hier raus helfen." Aha, so lief der Hase. Sie wussten nur zu gut, das sie besser nie wieder in die Stadt zurück kehren sollten. Also wandten sie sich in die Richtung mit der vielversprechendsten Alternative: Orochimaru. "Das ist doch ein Plan", erwiderte ich, und ließ meine Worte in einem Hustenanfall enden. "Aber ich fürchte, er ist undurchführbar." "Keine Sorge, dieses Versteck ist sicher. Und die Vorräte reichen mehrere Tage", sagte Gima. "Wir haben Zeit, um auf unsere Gelegenheit zu warten." "Ihr versteht nicht", erwiderte ich. "Dieses Versteck ist nicht sicher. Der verrückte Konoha-Shinobi weiß bereits, wo es ist." "Was?" Entsetzt kam Gima zu mir herüber. Selbst Temmat wirkte erschüttert. "Woher soll er das wissen, Umato? Antworte mir." Ich richtete mich auf, stand auf den Knien und kam dann taumelnd auf die Beine. "Weil..." "Weil?" "Weil..." "Weil?" Ich grinste frech, und löste meine Verwandlung auf. "Weil ich der verrückte Konoha-Shinobi bin." Genüsslich knetete ich mit der Linken meine rechte Faust. "Soviel dazu. Ihr seid übrigens festgenommen. Oh, bitte, sagt mir, das Ihr Widerstand leisten werdet." Ich wurde enttäuscht. Sie wollten nicht. Nach diesem Erfolg machten wir uns schnell an die Abmarschvorbereitungen. Ich hatte Gosunkugis Vorschlag, mich zu tragen, angenommen. Das war besser als hier drei Tage zu warten, und Hikari Gosunkugi war ein verdammt zäher Kerl, der mich tagelang tragen können würde. "Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe, Morikubo-tono, Kankurou-sama, Kaminari-tono, meine Damen und mein Herr Affenkrieger. Und unser kleiner Genin und der Ninja-Hund. Unser Land steht in Ihrer Schuld. Wie tief, kann ich jetzt noch gar nicht sagen." Er deutete auf Toko, Gima und Temmat, die gerade abgeführt wurden. "Und es wird mit jeder Minute mehr." "Es war in beiderlei Interesse", erwiderte ich. "Orochimaru einen Stützpunkt abzunehmen nützt Konoha sicher mehr als dem Reich der Steine." "Dennoch. Wie versprochen werde ich der Godaime Hokage einen lobenden Brief schreiben, um Sie zu unterstützen, Morikubo-tono. Obwohl ich nicht glaube, das ich Ihre Leistungen auch nur annähernd würdigen kann." "Danke. Das wird mir wahrscheinlich den Hals retten." Ryu und ich gaben dem Tai-sa die Hand, verabschiedeten uns ein letztes Mal, und ich kletterte auf Gosunkugis Rücken. Er hatte seine Affenform angenommen, und so wirkte es auf mich, als müsste ich einen Hügel erklimmen. "Sitzt du gut?", fragte er. "Ja. Wir können dann. Los, nach Südost!" Mit einem letzten Winken in Richtung der Soldaten verabschiedeten wir uns, dann brachen Kaminari, Kankurou, Anne, Hikari mit mir auf dem Rücken, Akane, Ranko-sensei und Pakkun auf, um Kabutos Spur wieder aufzunehmen. Diesmal würde er nicht entkommen. Diesmal nicht. *** Der junge ANBU-NE Sai war mit dem derzeitigen Arrangement nicht besonders zufrieden. Er hätte nicht sagen können, warum genau. Vielleicht war es das Wissen, das man sich in ein bestehendes Team nicht binnen fünf Minuten einfügen konnte. Vielleicht mochte er es nicht, das der Teamleiter nicht dabei war, und er während des Flugs die Verantwortung für die anderen vier ANBU-Mitglieder des Uzuki-Teams hatte. Vielleicht kam er auch einfach nicht damit klar, dass diese ANBU keine ANBU-NE-Mitglieder waren wie er selbst. Nicht, das er glaubte, sie würden schlechter sein als er selbst. Sie waren halt anders. Ja, das war es wohl, das ihn so irritierte. Aber Befehl war Befehl, wenn er von der Hokage kam. Nicht einmal Danzou-sama konnte dem widersprechen. Also flog er jetzt auf einer seiner Vogelzeichnungen die Grenze zum Land der Steine ab, die drei ANBU-Mitglieder hinter sich, und suchte nach Rauch. Vielleicht nahm er die Hokage dabei aber auch einfach zu wörtlich. Vielleicht musste es nicht unbedingt rauchen, wenn dieser Morikubo in der Nähe war. Vielleicht war er aber auch in einer ganz anderen Richtung unterwegs, und sie suchten umsonst. "Da ist tatsächlich Rauch", sagte Nekohime, die einzige Frau der Gruppe. "Wo?" Kuma-san, der riesige, bärenhafte ANBU, versuchte Nekohimes Entdeckung zu erkennen. "Da, etwas dreißig Kilometer hinter der Grenze." "Mit deinen Falkenaugen kann ich nicht mithalten, Hime-chan", seufzte Kuma-san. "Gehen wir nachsehen, Sai-kun? Laut Befehl sollen wir dort nachsehen, wo Feuer ist." "Es wird zumindest nicht schaden", erwiderte er, und lenkte den Vogel über die Grenze zum Reich der Steine. Als sie über dem Rauch kreisten, hatten sie eine kleine Stadt erreicht. Die Rauchwolke stammte von einem großen Gebäude, das heftig in der Nacht gebrannt haben musste. Merkwürdigerweise wimmelten alle Straßen von Soldaten, die die Bewohner zusammentrieben. "Was geschieht hier?", fragte Kitsune-san, der schlanke Spezialist für Sprengtags der Gruppe. "Das sind Soldaten des Reichs der Steine. Fallen sie über eine ihrer eigenen Städte her? Aber von Rebellion und dergleichen war doch in letzter Zeit keine Rede." "Wir wurden entdeckt", sagte Sai, und zog seinen Vogel zur Seite. "Aber wir werden nicht beschossen." Nekohime musste schmunzeln. "Einer der Offiziere deutet die Anhöhe hoch, in Richtung Wald. Es scheint, als will er, das wir dort landen. Und wir haben keinen Krieg mit ihnen. Wir sollten es riskieren." Die anderen ANBU stimmten zu, also tat Sai, was die Mehrheit wollte. Sie erreichten schnell eine Art Lagerplatz, der sich um einen Bunker gruppierte. Dutzende Soldaten marschierten ein und aus. Die, die raus kamen, brachten ihre Beute in die Zelte. Einige der Beutestücke sahen merkwürdig aus. "Das sind Menschenteile", sagte die Frau stockend. "Mamo-chan, der Kabuto verfolgt, ein Versteck in der Erde, aus der Menschenteile abtransportiert werden... Ein Versteck Orochimarus?" "Also, das ist doch etwas gewagt als Spekulation", brummte Okami-san, der letzte Mann der Runde. "Wir wissen, dass Mamo-chan schon mal Pech im Leben hat. Aber so viel Pech?" "Ich lande jetzt", verkündete Sai. Sie gingen direkt neben dem größten Zelt nieder, und wurden sofort vorgelassen. "Ah, Konoha-ANBU. Ich bin Tai-sa Torani von der achten Brigade." "Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Verzeihen Sie mir, aber ANBU tragen keine Namen", sagte Nekohime. "Und ich möchte mich für das Eindringen in Ihr Gebiet entschuldigen." Torani lachte. "Konoha-Shinobi haben, glaube ich, die nächsten Wochen und Monate Narrenfreiheit in unserem Land. Wir verdanken ihnen viel zu viel. Zum Beispiel die Aufdeckung des Komplotts dieser Stadt mit Orochimaru. Wir erforschen gerade seinen Stützpunkt." "Mamo-chan", sagte Kitsune-san mit einem Seufzer. Aber es klang durchaus amüsiert. "Mamoru Morikubo, der Suna-Ratsherr Kankurou, und eine junge Genin aus Getsu, begleitet von drei Affenkriegern", bestätigte der Tai-sa. "Sie haben den Stützpunkt quasi im Alleingang ausgehoben und die Stadt abgesperrt. Bei Kankurou-sama kein Wunder, aber... Ist Morikubo wirklich nur ein Chunin?" Diese Frage brachte die Mitglieder von Uzukis Team dazu, laut zu lachen. Sie kannten die meisten Macken des jungen Shinobi. "Sagen wir es so, es hat seine Gründe, warum er Chunin bleiben will", erwiderte Nekohime. "Also, wo ist er, unser Held?" "Schon wieder auf Kabutos Spur. Er hat uns erst geholfen, die letzten Verstecke im Stützpunkt auszukundschaften, dann ist er auf dem Rücken eines riesigen Affen zurück auf Kabutos Fährte. Er darf nicht laufen, weil er eine Beinwunde hat." "Wie lange ist das jetzt her?", fragte Kuma-san. "Eine gute Stunde etwa." Die ANBU sahen sich an. "Wir folgen ihnen zu Fuß. In der Luft laufen wir Gefahr, sie zu übersehen", sagte Okami-san. Er sah zu Sai herüber. "Einwände?" "Wir sollten uns kombinieren. Ich fliege, Ihr sucht am Boden." "Gut, das ist ein Plan." Okami-san wandte sich dem Tai-sa zu. "In welche Richtung sind sie aufgebrochen?" "Sie gehen direkt nach Südosten." Der ANBU verneigte sich. "Danke, Tai-sa Torani. Sie haben uns sehr geholfen." "Findet ihn schnell. Ich denke, er wird jede Hilfe gebrauchen können, die er kriegen kann." Die ANBU nickten, dann verschwanden sie mit Step. Sai runzelte unter seiner Maske die Stirn. Er spürte eine Emotion in sich, die er nicht kannte, oder lange vergessen glaubte. Nach einiger Zeit, als er sich auch verabschiedet hatte und wieder auf seinen Vogel stieg, erkannte er es: Neugier. Neugier auf Morikubo-kun. Hosted by Animexx e.V. 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