Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 20: Feuerregen 10 ------------------------- Heute Hanako Yodama hatte den schwersten Auftrag ihres Lebens. Sie war schon öfters als Bodyguard eingesetzt worden, hatte oft mit unwilligen, störrischen Personen zu tun gehabt, die ihr ihre Arbeit unnötig schwer gemacht hatten, aber nichts davon war mit der jetzigen Situation zu vergleichen. Wie bewachte man jemanden, der einen mit absoluter Verachtung hasste? Und es stand außer Frage, dass Suzume Hanako dafür hasste, dass sie Akiras Tod hatte mitansehen wollen. Gerade so als hätte sie selbst das Schwert geführt. Das machte die Situation in mehrerlei Hinsicht schwierig. Niemand konnte sagen, wie lange sie unterwegs waren, wann Mamoru und die anderen aufholten, was zwischendurch passieren mochte. Durchaus möglich, dass die Mädchen von den Banditen vergewaltigt werden würden, eventuell auch die Jungen. Und dann war das Mädchen, für dessen Schutz Hanako besonders sorgen musste - das wusste sie auch ohne eine Anweisung von Mamoru - derart widerspenstig und abweisend, dass man verzweifeln konnte. Andererseits hätte sie im umgekehrten Falle das Biest, das Akiras Tod genussvoll mitverfolgt hatte, nicht mal eines Blickes gewürdigt. Suzume sah sie zumindest noch hasserfüllt an. Und dann waren da immer noch drei Mädchen und drei Jungen, die sie auch noch irgendwie beschützen musste. Und durch ihre taktische Lüge, die nötig geworden war, um in Akiras Nähe zu kommen, hatte sie sich vielleicht als Mädchen hingestellt, das leicht zu haben war. Das war sowohl von Seiten der Banditen als auch der drei Jungen, die mit ihnen gingen, ein nicht zu unterschätzendes Problem. Nun, nicht unbedingt während sie unterwegs waren. Aber eventuell schon bei der ersten Pause. Die acht Gefangenen aus Gentas Dorf waren an den Händen gebunden worden. Zwischen ihnen ging ein Seil entlang, das jedem einzelnen nur einen Meter Spiel ließ. Ein Pferd zog das Seil, und es lag an der Laune des Banditen, ob sie schnell laufen mussten, oder langsam trotten durften. Sie gingen mehrere Stunden lang, durchquerten in der stockfinsteren Nacht Wälder und Felder, ohne eine Pause einzulegen. Die Banditen führten keine Fackeln mit. Sie fanden ihren Weg auch so, und Hanako vermutete zu Recht, dass dies an der Anführerin lag. Die große Frau in der schweren Rüstung mit dem schlichten Stahlhelm bewegte sich so sicher, als wäre es hellster Tag. Später in der Nacht, es mochte drei Uhr morgens sein, ließ sich Hanako fallen. Dies brachte die ganze Reihe zum Stolpern, und schließlich lagen alle am Boden. Der Reiter bemerkte zum Glück schnell genug, was passiert war. Das verhinderte, dass sie vom Pferd mitgeschleift wurden. Hanako nahm das mit Genugtuung zur Kenntnis. Das bedeutete, dass sie einen Wert besaßen, der gemindert wurde, wenn die Ware beschädigt wurde. Das war ein Pfund, mit dem sich wuchern ließ. "Was soll der Mist? Auf die Beine, oder ich prügle euch hoch!", rief der Bandit, sprang vom Pferd, zog eine Gertenrute unter seinem Sattel hervor und schlug damit ein paarmal auf die Arme des vorne gehenden Jungen. Der sprang prompt unter den Schmerzen auf, und auch die anderen kamen wieder hoch. Nur Hanako blieb am Boden. Schwer atmend lag sie da. "Schlag mich ruhig, töte mich ruhig, aber ich kann keinen Schritt mehr gehen", japste sie. "Mädchen, ich werde dich...", drohte er und hob die Rute zum Schlag. Ängstlich quiekend hob Hanako die Arme zum Schutz hoch. Was tat man nicht alles, um als schwächstes Mitglied der Sklavengruppe zu gelten? Sie würde die Hiebe und die Schmerzen hinnehmen und später von Inari heilen lassen. Bis dahin würde sie mit den Striemen leben, als stolze Shinobi Konohas, einer Meisterin der Verstellung und des Kampfes in den Schatten. Bevor die Rute auf ihre nackten Arme schlagen konnte, ging ein gepanzerter Fuß dazwischen. "Iori, was soll das?", tadelte die Anführerin. "Sie will nicht aufstehen", erwiderte der Mann. "Ich bringe sie zum Aufstehen." Die Frau musterte Hanako. "Binde sie vom Seil ab." "Was?" "Ich sagte, binde sie vom Seil ab. Ich nehme sie auf meinem Pferd mit. Oder möchtest du vielleicht vor dem Daimyo gerade stehen, wenn du seine neueste Blüte blutig und mit Striemen ablieferst?", fragte die Frau spöttisch. Hanako wäre beinahe zusammen gezuckt. Der Daimyo? Was hatte er mit dieser Geschichte zu tun? "Jawohl, Terumi-sama!" Der Mann durchschnitt den Strick, der Hanako mit dem Führseil verband. "Hilf ihr auf", befahl die Frau. Barsch griff er in Hanakos Kragen und zerrte sie auf die Füße. Dort erwartete sie die dargebotene Hand der mysteriösen Frau. "Reiten ist besser als laufen, oder? Und es ist ja nicht mehr weit bis zu unserem ersten Halt." Zögerlich griff Hanako nach der Hand. Bevor sie sich versah, hatte die Frau sie schon auf den Pferderücken gezogen. "Halte dich fest, es könnte etwas schnell werden. Und du, Iori, bring den Rest auf die Beine. Sie können sich am Treffpunkt ausruhen." Der Wächter bog die Gerte durch. "Gerne doch, Terumi-sama." Das brachte alle, die noch nicht standen, schnell dazu wieder in die Höhe zu schnellen. Die Frau namens Terumi lachte dazu, gab ihrem Pferd durch Flankendruck das Zeichen zum Aufbruch und ritt wieder an die Spitze. Suzumes bösartige Blicke verfolgen Hanako. Mist, das war nicht so gelaufen, wie es hatte sein sollen. Sie hatte unterschätzt werden wollen, aber keine Extrabehandlung erwartet. Im Gegenteil, ein paar Schmerzen, ein paar Tränen und etwas Gewinsel hätten Suzume für sie vielleicht sogar weich gekocht. Nun aber war sie der neue Liebling der Anführerin, und das entfernte sie noch weiter voneinander, und das nicht nur körperlich. Hanako konnte nur hoffen, dass sie bei der Rast wieder bei den anderen Gefangenen sein konnte. Es wurde ein schneller, scharfer Galopp, und Hanako hielt sich angstvoll fest. Dazu kreischte sie leise. Als Tochter einer Bauersfamilie durfte man von ihr nicht erwarten, dass sie schon einmal geritten war, und das auch noch im Galopp. "Ist ja schon vorbei", murmelte Terumi und zügelte das Pferd wieder. Sie waren nun wieder an der Spitze der Kolonne. Mit Unbehagen bemerkte Hanako, dass sie sehr weit vor der eigentlichen Spitze ritten. Weit genug für eine ungestörte Unterhaltung. "Das war ein ganz besonders feines Kawarimi", bemerkte Terumi amüsiert. "Dein Anführer hat ein großes Talent. Seid Ihr zusammen?" "I-ich weiß nicht, wovon Sie reden!", erwiderte Hanako. "Was ist Kawarimi? Kann man das essen?" Die Frau lachte. "Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Ich hätte Kuni niemals erlaubt, seinem Ego nachzugeben und diesen Burschen hinrichten zu lassen, wenn ich nicht sein fein eingestelltes Chakra bemerkt hätte. Und deines." Sie lächelte. "Du brauchst keine Angst zu haben. Und du brauchst mich nicht zu bekämpfen. Jedenfalls jetzt noch nicht." "Deine Worte sind ein wenig rätselhaft", stellte Hanako fest. "Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich mache. Einerseits habe ich einen Kontrakt zu erfüllen. Andererseits steht in diesem Kontrakt nichts darüber, dass ich mich um Shinobi kümmern muss, die das Heim meines Herrn infiltrieren wollen." Sie lachte leise. "Im Moment finde ich das noch recht amüsant. Vielleicht ist es auch nur ein Ausdruck meiner Hilflosigkeit." Terumi wandte sich halb im Sattel nach hinten. "Aus meinem Dorf werdet Ihr nicht sein, das hätte ich sofort gewusst. Und Kirigakure neigt nicht dazu, die eigenen Ninjas gegeneinander zu hetzen. Nun, zumindest nicht mehr in unseren Tagen. Woher kommt Ihr? Konoha? Suna?" Hanako überdachte ihre Optionen. Diese Frau hatte sie schon in Gentas Dorf enttarnt, sie aber nicht verraten. Sie hatte auch den Bluff von Mamorus Hinrichtung durchschaut, ja, ihn sogar erst hinters Haus geschickt, wo sich ein Shinobi leicht gegen zwei bewaffnete Männer hätte durchsetzen können. Hanako sah dies nun ganz klar. Auch die derbe Erlaubnis, mit der Hanako hatte "zusehen" dürfen, war nur erfolgt, weil Terumi es zugelassen hatte. "Warum?", fragte Hanako leise. "Dein Heimatort?" Sie zögerte. "Konohagakure." "Eine Neun Mann-Zelle?", fragte sie ernst. "Ja." "Endlich", zischte sie und trabte noch ein Stückchen weiter vor. "Mir sind die Hände gebunden, Hanako-chan. Ich bin durch Eid und Kontrakt an den Daimyo gebunden. Ich muss und werde ihn verteidigen, mit allem was ich habe, auch wenn ich das, was er tut, weder gutheiße noch liebe. Das bedeutet, das wir zwei womöglich kämpfen werden. Das könnte spaßig werden. Aber ich habe nichts davon, wenn ich euch verrate oder jetzt schon bekämpfe. Vielleicht gelingt es mir ja sogar, eure Anwesenheit in der Burg komplett zu verdrängen, oder?" Sie sah Hanako lange an und seufzte. "Nein, sicher nicht. Ihr werdet das Übel an der Wurzel ausrotten wollen. Das wird sicherlich ein guter Kampf. Euer Anführer ist Jounin?" Bei diesen Worten hätte das blonde Mädchen beinahe aufgelacht. "Er ist Chunin, und wenn es nach ihm geht, dann wird er das auch den Rest seines Lebens bleiben." "So?" Irritiert zog sie eine Augenbraue hoch. "Es ist sehr dumm, wenn man als Shinobi nicht auch jene Position bekleidet, die man erreichen kann. Es sind immer die Fähigeren, Klügeren, Schnelleren, Stärkeren, die vorne stehen und die anderen anführen. Wenn man sich nach vorne kämpfen kann und es nicht tut, dann wird man von schlechteren angeführt. Das solltest du deinem Chunin sagen." "Ich kann es gerne ausrichten, aber es wird nichts nützen", gab Hanako freimütig zu. "Er hat seine ganz eigene Sicht der Dinge." Terumi lachte. "Und, ist er ein guter Anführer?" Hanako lächelte. "Ja, das ist er. Und er kümmert sich gut um seine Leute." Sie zögerte einen Moment. "Er hat die Zerstörung Otogakures angeführt." "Was?" Entsetzt sah die Frau aus Kirigakure das Mädchen an. "Er ist hier?" Erst war es nur ein schwaches Zittern, doch dann wurde es stärker, bis Hanako begriff, dass die Frau von einem Lachanfall geschüttelt wurde. Schließlich lachte sie lauthals auf. Als sie sich beruhigt hatte, lag eine fiebrige Erwartung in ihrer Stimme. "Es tut mir leid, Mädchen. Ich hätte gerne ein Auge für euch zugedrückt, aber... Aber ein Kampf mit ihm, das muss ein Erlebnis sein. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Er kann Affenkrieger beschwören, nicht?" Hanako versteifte sich sichtlich. "Du wirst auf deine Kosten kommen, Terumi-sama. Auch ohne, dass er Affenkrieger beschwört", sagte sie trocken. Verdammt, die Frau war nicht nur eine Shinobi aus Kirigakure, so wie der Dicke wahrscheinlich auch, sie war auch mindestens auf Chunin-Level, wenn nicht gar ein Jounin. Das konnte ein Desaster werden. "Ich will hoffen, dass du Recht behältst. Vielleicht gelingt es ihm ja, mich von diesem vermaledeiten Kontrakt zu befreien." Sie lachte erneut auf. "Falls er überlebt." "Oh, er ist immer für ein Überraschung gut", versprach Hanako. Erleichtert atmete sie auf. Diese Frau würde sie nicht behindern, bis sie eine Möglichkeit fand, um mit Mamoru zu kämpfen. Und Hanako hatte nur wenige Möglichkeiten, um ihren Anführer und Freund vorher zu warnen. Verdammt. "So, da sind wir auch schon. Geh wieder zu den Gefangenen zurück. Ich lasse euch Wasser geben. Und komm nicht auf den Gedanken, mir den Spaß zu verderben, indem du eine Botschaft zurücklässt, oder den Genin kontaktierst, der deinen Bruder gespielt hat." Hanako sah sie erstaunt an, als sie vom Pferd rutschte. Das hatte sie auch rausgefunden? Terumi lächelte bestätigend. "Ohne die vermeintliche Hinrichtung deines Anführers hätte ich bereits mit zwei Shinobi zu kämpfen gehabt. Einen dritten wollte ich mir nicht antun, deshalb habe ich ihn zurückgelassen. Bei den Kleinen weiß man sowieso nie, woran man ist." Hanako erschauderte. Diese Frau war auf Jounin-Level, definitiv. Langsam schlenderte sie zwischen den Wachen und den Wagen hindurch, hin zu jenem Platz, an dem die anderen sieben Gefangenen zu Boden gesunken waren, um sich auszuruhen. "Hier. Nimm das mit, und bring mir danach den Beutel", sagte die Wache namens Iori und reichte ihr einen Trinkschlauch mit Wasser. Hanako nickte bestätigend. Sie trat zu den anderen. "Hier ist Wasser. Trinkt. Wir wissen nicht, wie weit es noch ist." Sie reichte den Schlauch herum, und die Gefangenen tranken was sie konnten. Nur Suzume verweigerte den Schlauch. "Ich nehme nichts von dir", zischte sie böse. Für einen Moment wurden ihre Augen traurig. "I-ich habe dich lachen gehört." Betroffen verharrte Hanako für einen Augenblick. Das tat ihr mehr weh, als Suzume überhaupt ahnen konnte. Sie gab der Jüngeren eine kräftige Ohrfeige. "Autsch! Ich habe dir nichts getan!", beschwerte sie sich. "Und ob du das hast! Du versuchst hier zu verdursten! Aber du kannst es dir aussuchen. Entweder du trinkst jetzt, oder ich gebe dir so lange Ohrfeigen, bis du deine Meinung änderst." "Du hast mir gar nichts zu sagen... AUTSCH!" "Das war Nummer zwei", sagte sie drohend. Einer der Jungen, Seto, erhob sich halb. "Hanako-chan, lass sie doch in..." Die blonde Frau wandte sich ihm zu. In ihren Augen lag ein gefährliches Funkeln. "Hast du etwas gesagt, Seto-san?" Erschrocken ließ er sich wieder auf seinen Hintern fallen. "N-nein, natürlich nicht, Hanako-chan. Du solltest wirklich etwas trinken, Suzume-chan. Sie meint es nur gut mit dir." "Schön, dass du das so siehst, mein Bester", schnurrte sie. "Und, wie sieht es aus? Noch eine Ohrfeige, oder trinkst du jetzt?" "Vielleicht einen Schluck", murrte sie, sich die schmerzende Wange reibend. Tatsächlich aber trank sie fast den ganzen Schlauch leer. Für Hanako selbst blieb nur ein kräftiger Schluck übrig. Aber das war egal, denn als Kunoichi Konohas hatte sie gelernt, tagelang nichts zu trinken, ohne in ihrer Leistungsbereitschaft nachzulassen. Als aufgeregte Rufe durch das Lager klangen, suchte Hanako schnell die Quelle für die Unruhe und fand sie in einer nahenden Karawane, die von Soldaten mit Fackeln begleitet wurde. Doch nicht einer der Banditen wurde unruhig oder gar nervös. Es schien das Normalste von der Welt zu sein. Einige der Banditen begannen sich sogar umzuziehen. Hanako kannte die neue Kleidung. Die Wachen des Daimyos, die in Gentas Dorf den Tribut abgeholt hatten, trugen sie. Nun machte die Erwähnung des Daimyos durch Terumi mehr als Sinn. Seto wollte sich erheben. "Wenn sie anfangen zu kämpfen, sollten wir davonlaufen." Hanako drückte ihn wieder zu Boden. "Siehst du nicht, dass die Banditen ruhig bleiben?", zischte sie. "Die stecken unter einer Decke. Tue nichts, wofür man dir einen Pfeil in den Rücken jagen kann!" Sie deutete auf eine der Wachen, der einen gespannten Langbogen nebst Pfeileköcher an seinem Sattel aufgehängt hatte, während er seine Kleidung wechselte. "So viel zur guten Gelegenheit", murrte er. Hanako pflichtete ihm bei. Sie konnte nur hoffen, dass Mamoru und die anderen schon in Sichtreichweite waren und die richtigen Schlüsse zogen. In was für ein Wespennest hatten sie da nur rein gestochen? *** Am frühen Morgen wurde ich von Hinata geweckt. Das Mädchen hatte die Byakugan aktiviert und sah auf mich herab. Interessant daran war, dass sie kopfüber von einem Ast über mir herab hing. "Sie ziehen weiter, Mamoru-sempai." Ich schüttelte einen Augenblick den Kopf, um den letzten Schlaf zu vertreiben. Noch in der Nacht hatte ich einen Wachturnus aufgestellt und alle anderen zum Schlafen geschickt. Ich selbst hatte die erste Wache übernommen. Dem Sonnenstand nach war es jetzt fast neun Uhr. Das bedeutete mindestens zwei weitere Wacheinheiten. "Weck die anderen, Hinata-chan. Wir folgen ihnen mit der gebotenen Vorsicht." "Verstanden, Mamoru-sempai." Auf ihren Weckruf hin kamen die Shinobi Konohas aus ihren Erdverstecken, verließen die Kronen der Bäume, oder traten einfach wie hingezaubert mitten zwischen uns. Nur wenige Augenblicke nach dem Ruf waren wir abmarschbereit. "Also los, gleiche Formation wie gestern. Wir machen uns zuerst zum Rastplatz auf. Eventuell hat Hanako uns eine Nachricht hinterlassen. Danach folgen wir den Karren." "Verstanden!" Einer nach dem anderen nutzte Step und machte sich auf den Weg. Ich folgte als Letzter. *** "Verdammt", murmelte ich ärgerlich, während meine Rechte auf der verbrannten, nahezu kreisförmigen Fläche ruhte, auf der die Gefangenen geschlafen hatten. Also auch Hanako. Wenn sie uns eine Nachricht hinterlassen hatte, dann war sie mit Sicherheit verbrannt. "Das passt nicht zusammen, Mamo-chan", sagte Karin. "Wenn sie den Rastplatz der Gefangenen abbrennen, um zu verhindern, dass Hanako-chan uns eine Nachricht hinterlässt, betreiben sie einen unnötigen Aufwand. Sie hätten sie auch töten oder fesseln und auf die Wagen werfen können. Oder uns einen Hinterhalt stellen. Aber sie ging mit allen anderen weg, als wäre nichts geschehen. Erst als sie außer Sicht waren, kehrte ein Reiter zurück und zündete den Platz an." "Ein Reiter?", fragte ich leise. "Eine Reiterin. Die Anführerin", half Hinata aus. "Das ist ja auch eine Nachricht", sagte ich ernst. "So. Und was für eine?", klang neben mir die Stimme eines älteren Mannes auf. Ich zuckte furchtbar zusammen, als ich der Gestalt neben mir gewahr wurde. "Jiraiya-sama!" "Onii-chan!", hörte ich einen Ruf aus der Nähe kommen. Aus dem Gebüsch stürmte ein fröhlich winkender, blonder Ninja hervor. "Naruto!" Mehr entsetzt als erstaunt sah ich von einem zum anderen. "Wie...? Was...? Ikuko-chan?" Die junge Kunoichi hob abwehrend die Hände. "Ich habe nichts gespürt! Selbst jetzt ist da, wo Jiraiya-sama steht, für mich nichts zu erfassen!" Das klang logisch. Jiraiya-sama war auch ein Schüler des Sandaime und hatte den größten Teil der bekannten Welt bereist, um seine Ninja-Künste zu verfeinern. Und um seine Bücher zu schreiben, für die er über die Landesgrenzen des Reichs des Feuers bekannt war. Zudem war er einer der berühmten Sennin, zu denen neben ihm der desertierte Orochimaru und die Godaime Hokage gehörten, drei der mächtigsten Ninjas unserer Zeit. Wenn nicht er einen kleinen Chunin überraschen konnte, wer dann? Naruto grinste breit und legte den rechten Arm hinter den Kopf. "Wir sind gerade auf dem Weg ins Inselreich des Landes des Wassers und sind hier eher zufällig vorbei gekommen, weil in der Nähe eine wichtige Straßenkreuzung ist. In der Nacht fielen uns die Karawanen auf, die mit den Gefangenen und die mit den Soldaten. Ero-sennin wollte schon eingreifen, aber dann hat er unter den Gefangenen Hanako-oneechan erkannt. Also haben wir abgewartet." Ich stutzte. Jiraiya-sama wusste von Hanako? Der Ero-sennin, wie Naruto ihn genannt hatte, verfügte nicht nur über einen herausragenden Ruf als Autor und Ninja, er war auch, vorsichtig ausgedrückt, dem Fleische recht zugeneigt. Drei seiner Bücher, die berühmtesten, handelten von erotischer Literatur, und es hieß, dass sich Jiraiya-sama für die Feldrecherche ganz schön ins Zeug legte. Zwar hatte er auch hier einen tadellosen Ruf, aber irgendjemand hatte mir mal gesteckt, das der so unscheinbar aussehende, nicht besonders hübsche Mann ein Womanizer übelster Sorte mit einem Charme war, dem kaum eine Frau widerstehen konnte. Was, wenn er ein Auge auf Hanako geworfen hatte? Was, wenn er sich für Karin interessierte? Hm, wie nannte man dieses Gefühl? Eifersucht, ah ja, richtig. "Hm. Jiraiya-sama, Naruto-kun, ich führe euch mal schnell in den Hintergrund ein", begann ich. Kurz und bündig erzählte ich unsere Erlebnisse bis zu diesem Punkt. Jiraiya-sama sah mich aufmerksam an. "Und du denkst, Ihr schafft das alleine? Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir uns hier treffen, Mamoru-kun. Bedenke, was für eine Nachricht dir mit dem verbrannten Kreis gegeben wurde. Jemand weiß, dass Ihr kommt. Mit zwei weiteren Ninjas könnt Ihr das ausgleichen. Ich stockte sichtlich. "Jiraiya-sama, das ist eine große Ehre für mich. Wirklich, ich weiß Ihr Angebot zu schätzen. Aber ein Elite-Ninja wie Sie würde nie unter meinem Befehl dienen, und ich bin nicht bereit, meine Mission abzugeben." "So?" Der alte Mann musterte mich eine lange Zeit. "Woher nimmst du deine Zuversicht?" "Sarutobi-sensei hat mir einen Kontrakt mit den Affen verschafft, Jiraiya-sama", sagte ich ernst. "Mit den Affen? Ach ja, ich habe davon gehört." Sein Blick schien in alte Zeiten zu gehen. "Tsunade sollte damals Kontraktträgerin werden, aber sie hat sich für die Schneckenmagie entschieden, damals, weil sie nicht an etwas gebunden werden wollte, was sie zu oft an den Titel des Hokage erinnerte. Sie... Aber das tut jetzt hier nichts zur Sache. Mamoru-kun, tust du mir einen Gefallen?" "Jeden, Jiraiya-sama. Außer, Ihnen das Kommando zu geben." Kurz ging mein Blick zu Karin. Aber die junge Akimichi zeigte noch keinerlei Anzeichen von unendlicher Verehrung für den Sennin. "Kannst du bitte Enka O Enma beschwören? Ich kenne ihn schon eine sehr lange Zeit, und ich würde mich gerne mit ihm besprechen." "Natürlich, Jiraiya-sama. Kuchiyose no Jutsu!" Erst als der Rauch der Beschwörung verzogen war, schrak ich auf. Ich hatte gehandelt ohne nachzudenken. Dabei war es mir bisher nie möglich gewesen, den König der Affen zu beschwören. Ob sich Jiraiya-sama auch mit Ranko-sama oder Doktor Tofu zufrieden gab? "Enka O Enma ist angekommen!", hörte ich die kraftvolle, würdevolle Stimme des Königs sagen. "Wir haben uns lange nicht gesehen, Mamoru-tono." "Das haben wir wirklich nicht", erwiderte ich. Nur langsam überwand ich mein Erstaunen und mein Entsetzen darüber, was ich getan hatte. Ich hatte ihn tatsächlich beschworen. Mit dem gleichen Unglauben musterte ich meine rechte Hand. Woher hatte ich die Kraft dafür genommen? "Jiraiya-kun." "Enma-sama." Der Sennin neigte leicht das Haupt. "Es gibt da einiges, worüber wir sprechen müssen." "Natürlich, Jiraiya-kun. Entschuldigt uns bitte." Die beiden gingen in den Wald, uns zurücklassend. Naruto lachte schallend. "Dass wir uns hier treffen würden, hätte ich nie gedacht. Oder euch, Hinata-chan, Kiba." "Vergisst du da nicht jemanden?", fragte ich vorsichtig. "Wen sollte ich denn...? Oh, Shino, bist du schon lange hier?" Der Aburame seufzte deprimiert. "Ich stehe hier schon die ganze Zeit, Naruto-kun. Bin ich so leicht zu übersehen?" "Na, mach dir nichts draus", rief Kiba übermütig, und klopfte dem Käferbändiger auf den Rücken. "Die Stillen übersieht Naruto doch immer." Dies ließ Hinata aufschrecken. Sie warf einen erschrockenen Blick in Kibas Richtung, dann wandte sie sich Naruto zu. "G-gu-guten Morgen, Naruto-kun. D-das ist aber eine Überraschung, dich hier zu treffen." "Von wegen. Es ist eine Überraschung, euch hier zu treffen. Und Ihr habt ja richtig gut zu tun. Du machst dich ganz gut in dieser Gruppe, oder?", fragte Naruto noch immer grinsend. "Sie macht einen perfekten Job", sagte ich. "Na also!" Überschwänglich legte Naruto seine Rechte auf ihre linke Schulter. "Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Du hast versprochen nicht still zu stehen, und du wirst immer besser." "Das ist ja noch gar nichts. Wenn wir die Mission erfolgreich abschließen", sagte Kiba mit viel zu lauter Stimme, "wollen wir das Chunin-Examen nachholen." "Ich habe keine Zweifel, dass Ihr das schafft. Besonders bei dir nicht, Hinata." Mit einer Mischung aus Entsetzen, Panik, höchstem Glück und nahender Ohnmacht starrte sie ihn an. Ihre Wangen wurden puterrot, und für einen Moment wirkte es tatsächlich so, als würde ihr die zu Kopf gestiegene Hitze eine Emission in Form einer explosiven Dampfwolke bescheren. Als sie drohte umzukippen, griff Naruto auch noch mit der anderen Hand zu und stützte das Mädchen. "Hey, Hinata-chan, alles in Ordnung?" "D-danke, es geht. Ich war nur so überrascht, als du mich gelobt hast. Ich..." Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Naruto war anscheinend beliebter als ich dachte. Und wenn ich sein Gesicht musterte, hatte er nicht den Hauch einer Ahnung davon, dass dieses Mädchen zumindest gut von ihm dachte. Wenn das mal reichte. Die Rückkehr von Jiraiya-sama und dem König der Affen unterbrach ihre Unterhaltung. "Ich habe mich entschieden", verkündete der Sennin. "Ich werde mit Enma-sama auf einem nahen Berg ein paar Tage Training einlegen. Du musst die Beschwörung über diese Zeit aufrecht erhalten, Mamoru-kun." "Das wird schwierig", gestand ich. "Eventuell habe ich nicht mehr genügend Chakra zur Verfügung, um einen weiteren Krieger zu rufen, wenn ich ihn brauche." Der König und Jiraiya-sama wechselten einen amüsierten Blick. Der Affenkönig sagte: "Das war keine Bitte, Mamoru-tono. Das war ein Befehl. Es gibt einiges, was ich Jiraiya-kun von seinem alten Meister noch beibringen muss. Du weißt, dass er ebenso wie du ein Schüler Hiruzens war." Skeptisch nickte ich. Theoretisch stimmte das, auch wenn zwischen meinem und Jiraiya-samas Training knapp vierzig Jahre lagen. Als sein Kohai war ich ihm in mehr als einer Hinsicht verpflichtet. Als mein Sempai aber hatte er auch mir gegenüber Pflichten. "Als Ausgleich nimm das hier mit", sagte Enma O Enka, und drückte mir eine der schwarzen Soldatenpillen der Affen in die Hand. "Wenn du meinst, du brauchst mehr Chakra, dann iss sie." "Außerdem wird Naruto mit euch gehen", fügte Jiraiya-sama an. "Ihr werdet ihn brauchen können." "Super!" Naruto riss beide Arme in die Höhe. "Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so bald wieder was zu tun geben würde! Ist das nicht toll? Chiba? Hinata-chan? Ich darf euch begleiten!" "Glaub ja nicht, dass du mir wieder das Rampenlicht klauen kannst!", verkündete Kiba lachend. Akamaru bellte bestätigend. "D-das ist eine tolle Nachricht, Naruto-kun", haspelte Hinata. "A-aber k-kannst du mich wieder los lassen?" Naruto spritzte von ihr davon, als hätte er etwas Heißes angefasst. "Tu-tu-tu-tut mir leid, Hinata-chan!" "Das muss es nicht. Du hast es ja gut gemeint", erwiderte die junge Hyuuga mit peinlich gesenktem Blick. Naruto lachte. Er wandte sich dem dritten Mitglied von Team acht zu. "Ach, nun hör auf den Deprimierten zu spielen, Shino. Ich habe doch nur so getan, als würde ich dich ignorieren." Der Aburame schnaubte verächtlich. "Hinterher kann man das immer sagen." "Gut. Ich sehe, Ihr versteht euch", sagte Jiraiya-sama. "Wir gehen dann mal. Und vergiss nicht, Mamoru-kun, du musst die Beschwörung aufrecht erhalten." "So vergesslich bin ich nicht", beschwerte ich mich. "Gut zu wissen, Mamoru-tono." Die beiden nickten noch einmal in die Runde, dann waren sie auch schon verschwunden. Ich sah Ikuko-chan fragend an. Sie schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht mal die Richtung bestimmen, in die sie verschwunden sind." "Das ist also das Kaliber eines Sennin", sagte Kaminari tief beeindruckt. "Okay, wir disponieren leicht um. Naruto, du gehst in Team acht. Shino, du übernimmst das Kommando." "Verstanden." "Ryu, Inari, Ikuko-chan, wie gehabt, zweites Team. Karin, du führst sie an." Die vier nickten zustimmend. Ein wenig ratlos betrachtete ich die Soldatenpille des Affenclans. Das letzte Mal, als ich sie gegessen hatte - lediglich ein Fünftel - da hatte ich über enorme Chakra-Reserven verfügt. Aber ich war auch relativ schnell in ein richtig tiefes Loch gefallen und war hilflos wie ein Neugeborenes gewesen, was mich... Nun, daran dachte ich nicht so gerne zurück. Es war erschreckend, sich auszumalen was passieren würde, wenn ich eine Ganze essen würde. "Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren. Wir folgen wieder deinen Käfern, Shino." "Geht klar." Der junge Genin sprang als erster davon, wir folgten ihm nach und nach, bis wir schließlich alle durch den Wald hetzten, von Ast zu Ast springend. So, so, jemand aus der Karawane wusste also, dass es uns gab, und dass wir Ninjas waren. Und er hatte uns keine Falle gestellt. Noch nicht. Ich wusste, das würde eine wirklich interessante Mission werden. Wobei sich interessant und lebensgefährlich im Leben eines Shinobi eher selten ausschlossen. *** Damals Es war geradezu gespenstisch, mit welcher spielerischen Sicherheit Maria die Fallen deaktivierte. Sie tat das mit einer Fröhlichkeit, die an ein Spiel denken ließ. Und dabei hatte sie auch noch die Frechheit, nebenbei fröhlich zu summen. "Falls du dich wunderst, Mamoru-chan, warum ich die Fallen so einfach deaktiveren kann... Ich war für ihre Wartung eingeteilt. Als Strafe für mein Versagen beim Chunin-Examen." "Mich wundert eigentlich die schlichte Anzahl der Fallen." Ich wechselte einen Blick mit Neji Hyuuga, der Maria und den Gang mit seinem Byakugan weiterhin im Auge hielt. "Ach, das hat einfache Gründe. Orochimaru-sama ist kein Mann großer Worte. Er hat den Dorfbewohnern genau einmal befohlen, dass sie nicht hier runter kommen dürfen. Wer es doch getan hat, hatte nicht einmal die Zeit, um es zu bereuen. Wir anderen wissen, wie wir uns hier unten bewegen müssen, um keine der Fallen auszulösen. Und es sind deshalb so viele, um einen Massenandrang einerseits und einen Massenausbruch der Specismen andererseits zu verhindern." "Mamoru!", blaffte Neji, die Etikette vollkommen missachtend. Ich zögerte nicht eine Sekunde, griff Maria in den Kragen. "WHOA!" Ich riss sie einen Schritt nach hinten. Gleichzeitig klappten drei Steine in der Wand auf und entließen einen Schauer an Pfeilen. Nur einen Gedanken später sah die gegenüberliegende Wand aus wie ein Nadelkissen. "Die Falle hast du anscheinend nicht gewartet", spottete ich. "Nein, die muss neu sein. Kabuto war neulich hier, und ich war mit anderen Dingen beschäftigt." Erstaunt sah sie mich an. "Du hast mir das Leben gerettet, Mamoru-chan." Ich ließ sie wieder los und gab ihr einen Schubs. "Weil du die Fallen entschärfen sollst. Weiter geht es im Text." "Isjagutichmachjaschon", murrte sie. Meine Nackenhaare richteten sich auf. Maria war viel zu selbstsicher. Erst ließ sie sich ohne Gegenwehr gefangen nehmen, obwohl sie wusste, dass ich ihr versprochen hatte, sie umzubringen, dann half sie mir bereitwillig, die Fallen in Orochimarus unterirdischer Anlage zu entschärfen. Was zugegeben ziemlich schnell ging. Wir hatten schon über fünfzig Gangmeter in der gleichen Zeit geschafft, in der Neji vier geschafft hatte. "Da kommt eine Tür", rief jemand hinter mir, während wir Falle für Falle vordrangen. "Das sind nur die Aufenthaltsräume für Orochimaru-samas Leutnants. Es könnte interessant sein, sie zu durchsuchen, falls sie dort etwas lagern. Aufzeichnungen, persönliche Gegenstände, Waffen..." Ich öffnete nach Nejis Nicken die Tür. Er trat an mir vorbei in den Raum, sah sich gründlich um. "Sicher." "Ryu." "Schon dabei, Chef." Mit zwei weiteren Ninjas drang Kaminari in die spartanische Zelle ein und begann sie zu durchsuchen. Wir gingen weiter. Schritt für Schritt, Falle für Falle. Wir erreichten weitere Räume, die Neji kurz einsah, bevor weitere Ninjas sie kontrollierten. "Gleich kommen die ersten Labors." Maria sah zu mir zurück. "Du hast doch hoffentlich einen guten Magen, Mamoru-chan?" "Kannst du dieses Chan nicht mal sein lassen? Ich brauche zwar dich, aber den Hintern versohlen kann ich dir trotzdem." Sie sah mich an, den rechten Zeigefinger an den Mund gelegt und die Wangen gerötet. "Den Hintern versohlen? Ist das deine Art von Vorspiel, Mamoru-chan? Macht dich das scharf?" Von einem Moment zum anderen glaubte ich, die Blicke aller anderen auf mich zu spüren. Das, und die stetige Röte, die mein Gesicht erfüllte. Ich stand kurz vor einer Explosion. "Was macht wen scharf?", rief Shampoo, und ließ ihre Hand mit brachialer Gewalt auf meine Schulter krachen. "Mann, Mann, Mann, Ihr seid aber schon weit gekommen. Interessant, so sieht also ein Schlupfwinkel von Oro... Oro... Von diesem Schlangenmann aus." "Shampoo-sempai? Was machst du denn hier?" Shampoo griente mich an. "Mousse kommt auch gleich. Draußen wir fertig sind. Deshalb dachten wir, wir schauen mal, ob nützlich wir hier sein können." "Ihr seid draußen fertig?", hakte ich nach. "Draußen kämpft keiner mehr. Alle sich ergeben haben. Wenn sie noch leben, heißt das. Und die ersten Gefangenen verlassen das Dorf. Also: Fertig. Da dachten wir, gehen wir dir noch zur Hand ein wenig." Gönnerhaft klopfte sie mir auf die Schulter. "Bei allem, was anliegt jetzt noch. Bei allem, Mamoru-chan..." "Na, du gehst mir aber ein wenig zu vertraut mit meinem Mamoru-chan um", beschwerte sich Maria. "Ach ja? Ich mit ihm gehe so vertraut um wie ich will. Was dagegen?" Die beiden Frauen standen nun Gesicht an Gesicht. "Allerdings, Affe. Ich..." Hastig griff ich ein, schob Shampoo hinter mich und Maria wieder in Richtung Gang. "Labor. Jetzt." "Isjagutichgehjaschon", murrte sie erneut. "Mamoru-kun! Wir haben gewonnen!" Nun war es Mousse, der meine Schulter traktiere. "Hat stellenweise sogar richtig Spaß gemacht, vor allem als wir an den letzten Jounin geraten sind. Der Halunke hat so ein ekliges goldenes Zeug versprüht und ist dann stiften gegangen. Hat ihm eine halbe Sekunde eingebracht, bis ich es zerstören konnte. Aber die hat er genutzt. Na, man trifft sich immer zweimal im Leben." Mousse hob fragend eine Augenbraue. "Irre ich mich, oder ist die Stimmung hier gerade ein wenig... Gereizt?" Anklagend zeigte Maria auf Shampoo. "Sie baggert Mamoru-chan an!" Shampoo wies ihrerseits auf Maria. "Sie lässt mich Mamoru-chan nicht anbaggern!" Mit Mousse ging eine erschreckende Veränderung vor. "Ah, so." Seine Brillengläser wurden erst blind, dann lag ein goldener, blendender Schimmer auf ihnen. "Shampoo....", grollte er leise. Die Affenkriegerin quiekte erschrocken. "Ja?" Im nächsten Moment hatte er ihren Kopf zwischen seinen Fäusten und drehte sie auf ihren Schläfen. "Was hat Ono dir gleich noch mal gesagt? Was sollst du auf keinen Fall mit Mamoru-tono machen?" "Auuuuuutsch! Das weh tut, du gemeiner Kerl! Ist ja gut, ich lasse es! Aber hör auf!" Mousse ließ von ihr ab, und Shampoo stürzte theatralisch zu Boden. "Du bist soo fies, Mousse. War doch nur Spaß, ein wenig." "Deinen Spaß kenne ich aus erster Hand", knurrte der Affenkrieger. "Versuch es wieder, wenn du es ernst mit ihm meinst. Da müssen wir also hin? Wir..." "Nicht!", rief Maria, aber es war schon zu spät. Gleich der erste Schritt von ihm löste eine Falle aus. Ein unteramdicker Speer schoss aus der Wand hervor und nagelte den Affenkrieger an die gegenüberliegende Wand. "Mousse!", schrie Shampoo erschrocken auf und eilte zu ihm. "Mousse!" "Keine Sorge, mir ist nichts passiert", ächzte er, und offenbarte die Schwertklinge, mit der er den Speer daran gehindert hatte, ihn zu durchbohren. "Aber erschrocken habe ich mich. Tüchtig erschrocken." "Heißt das, ich darf wieder voran gehen?", erkundigte sich Maria sarkastisch. "Danke." Als wir das erste Labor erreichten und geöffnet hatten, wünschte ich mir, wir hätten diese verdammte Tür niemals geöffnet. Es war eine Sache, Krieg und Tod zu erleben, im Schlachtgetümmel zu stecken und Kameraden sterben zu sehen. Es war eine ganz andere Sache, eine Versuchsanordnung zu sehen, in der menschliche Körperteile die Grundlage bildeten. Zumindest hielt ich es für äußerst falsch, dass sie alle vom Blut, das sie durchfloss, pulsierten, und hin und wieder zuckten. "Unglaublich!", rief Rei Hanabi, während sie sich hinter mir in den Raum drängelte. Sie sah reichlich lädiert und bandagiert aus. Ihr rechtes Auge war unter einer dicken Schicht Mull verschwunden und der halbe Schädel bandagiert. Aber augenscheinlich hatte sie es überlebt, direkt in die Oto-Jounin gelaufen zu sein. Viele ihrer Leute hatten das Glück nicht gehabt, aber es wäre kleinlich gewesen, ihr ihr Überleben vorzuwerfen, wenn die Schuld doch bei mir lag, nicht bei ihr. Sie ging die Versuchsreihen entlang und musterte die Anzeigen. "I-ich sage das nicht gerne, Morikubo-sama, aber wir sollten diese Präparate mitnehmen. Sie könnten uns entscheidende Hinweise bei der Transplantation von Körperteilen geben!" Sie stutzte und strich gedankenverloren über den Rahmen eines Versuchs, in dem ein rotes Auge steckte, das uns einzeln zu mustern schien. "Zumindest werden dann die, die für diese Präparate sterben mussten, nicht vollkommen umsonst gestorben sein. Wir werden bessere Verwendung für diese Ergebnissen finden." Mein erster Reflex war, Feuer an das ganze Teufelsding hier zu legen und zusehen das wir alle raus kamen. Aber dann winkte ich Neji zu mir. "Das sind einfach nur Organe und Körperteile", teilte er lapidar mit. "Und sie leben." Diese drei Worte erschraken mich mehr als alles andere. Ich zögerte, einige bange Sekunden lang. "Nehmt sie mit", entschied ich schließlich. Ich hatte mich schon durch fehlerhafte Planung in die Bredouille gebracht, Dutzenden Kämpfern Konohas den Tod und schwere Verletzungen eingebracht. Was brauchte ich jetzt noch meine Ehre, die ich kompromittierte, indem ich Orochimarus Versuchsanordnungen stahl? "Danke, Morikubo-sama!", rief Hanabi überglücklich. Sie rief ein paar der anderen Ninjas zu sich und begann die Anlagen abzubauen. "Zehn Minuten, dann ist hier alles leer!" "Weiter", befahl ich. Weitere Labors kamen, die aber nicht ganz so interessant gefüllt waren. Meistens nur bizarr oder mit merkwürdig verstümmelten Toten. Ich ahnte, wo Orochimarus Testobjekte hergekommen waren. Ich sah auch einen Menschen in einem Tank schwimmen. Als ich an die Scheibe klopfte, schreckte er hoch. Er sah mich an, aus allernächster Nähe. Und er atmete unter Wasser. Er rief etwas, aber ich konnte ihn kaum verstehen. "Ryu, mach ihm auf." "Hey, der kann unter Wasser atmen, ist dir das schon aufgefallen?" "Wir haben hier Shampoo und Mousse bei uns. Was könnte uns schon passieren?", rief ich barsch. "Also gut, du bist der Chef." Kaminari zog sein Schwert und zog es in vier schnellen Hieben über das Glas. Es geschah nichts. "Zielen musst du schon, Kaminari", spottete jemand in der hinteren Reihe. "Ich habe gezielt. Gut gezielt, denke ich", erwiderte Kaminari ruhig. Vor uns war plötzlich ein mannhohes Viereck sichtbar, das langsam aus dem Tank glitt. Dann fiel es raus, und mit ihm kam ein Schwall des brackig riechenden Wassers - und der Mann, der unter Wasser atmen konnte. Er stürzte zu Boden, in einer Lauge aus Wasser und Dreck, hustend, niesend und würgend. "Danke", ächzte er, kaum dass er wieder richtig atmen konnte. "Ich weiß nicht, wie lange ich da drin war, aber diesmal haben sie die Filter und den Sauerstoff abgeschaltet. Ich dachte, ich sterbe." "Wie ist dein Name?", fragte ich. Er sah zu mir auf. "M-mein Name? Keine Ahnung, echt. Ich weiß nur, dass dieser bleiche Schwarzhaarige diese merkwürdigen Experimente an mir durchgeführt hat, diese... Diese... Oh Gott, wie lange bin ich denn schon hier?" Ich überlegte. Der Mann war nackt, erschöpft, halb erstickt und unbewaffnet. "Bringt ihn raus. Verhört ihn, und anschließend kommt er in den Treck nach Konoha." "Bist du sicher?", fragte Kaminari zweifelnd. Ich sah zu Neji herüber. Der Hyuuga nickte mir zu und bestätigte so meinen Verdacht. Sein Chakra war nahezu verbraucht. Dieser Mann würde so schnell keine Gefahr sein, für niemanden. "Ich bin sicher." Kaminari seufzte und griff dem Mann unter die Achsel. "Na, dann komm mal hoch. Oben geben wir dir was zum anziehen und was zu essen. Ich nehme an, zu trinken brauchst du erstmal nichts?" "Ha, ha, sehr witzig. Steck du erstmal in so einem Tank." Willig ließ er sich auf die Beine ziehen. Aber sie konnten ihn nicht tragen, deshalb stemmte sich Kaminari unter seinen Arm. "Ich werde Hanabi mal von ihrem Labor los reißen, damit sie ein Auge auf ihn wirft, Chef." "Ist gut. Wir anderen machen weiter." Irgendwann erreichten wir die Verliese, nach Dutzenden leeren Räumen, Laboren mit merkwürdigen Versuchsanordnungen und etlichen Metern Gang. Es war eine Kaverne, einer Arena nicht unähnlich. Sie erstreckte sich über drei Etagen und war übersät mit vergitterten Zellen. Sie waren nur schwach belegt, und die meisten, die hier eingesperrt waren, hatten das Schlimmste bereits hinter sich. Merkwürdigerweise lag keinerlei Verwesungsgeruch in der Luft. Ich tippte auf Orochimarus Experimente. "Lasst sie raus", befahl ich, "und bringt sie an die Oberfläche. Sie kommen mit nach Konoha." Niemand reagierte. Wir hatten alle schon viel gesehen, zu viel gesehen. "Ich sagte: Lasst sie raus!" "Verstanden!" Erst jetzt spritzten die Genin auseinander, um meine Befehle auszuführen. Ich sah Maria an, mit einem Blick, der sie einen Schritt zurück machen ließ. "Welcher Wahnsinnige hat das hier veranstaltet? Wie konntest du ihm dabei auch noch helfen? Was...?" "Plustere dich hier mal nicht so auf!", erwiderte sie barsch. "Gegenüber den Ninja-Weltkriegen ist das hier gar nichts, verstehst du? Gar nichts! Außerdem hast du absolut keine Ahnung davon, wenn du keine andere Wahl hast als in Otogakure Ninja zu werden, oder dreckig auf der Straße zu sterben! Dir ging es immer gut im Leben, du bist in deinem friedvollen Konoha aufgewachsen, wo alle lieb und nett zueinander sind! Aber hier draußen in der Welt sieht es ein wenig anders aus! Hier wird nicht auf dem Dorfplatz abends Gruppengekuschelt! Hier sterben selbst die Kinder, wenn niemand für sie sorgt, oder wenn sie das nicht alleine schaffen!" Natürlich erschraken mich ihre Worte. Sie waren nur allzu berechtigt, denn unsere Verhörexperten hatten aus unseren Gefangenen herausgeholt, wie Orochimaru sie rekrutiert hatte. Einen Teil der Berichte hatte ich gelesen, und ich wusste, dass sie die Wahrheit sprach. Aber dennoch, den Tod von Katou und die Angriffe auf Tooma und Lian konnte ich ihr nicht vergeben. Niemals. Aber ich verstand. Ein wenig. "Gut. Geht es hier noch tiefer?" Sie sah mich wütend an. Im Hintergrund wurden die Zelltüren geöffnet, und kurz wurde es laut, als wir einen vermissten Konoha-Shinobi lebend retten konnten. Ich hielt ihrem Blick nicht stand. Sie hatte ja Recht. Ich war in Konoha aufgewachsen, und sie nicht. Konoha kümmerte sich auch um seine Waisen, wie Naruto einer war. Auch wenn er äußerst stiefmütterlich behandelt wurde, er musste nicht hungern. Vor allem nicht, wenn wir uns im Ichiraku Ramen trafen, und ich die Rechnung beglich. "Geht es noch tiefer, Maria?", wiederholte ich. "Es gibt noch einen Raum. Aber den willst du nicht sehen, glaube mir. Wenn du reingehst, dann erlebst du eine wirklich böse Überraschung." "Was ist in diesem Raum?", hakte ich nach. "Eine von Orochimaru-samas neueren Erfindungen. Und vertrau mir, du willst da nicht rein." Damit hatte sie zweifelsohne Recht. Aber es ging ja auch nicht darum, was ich wollte. Es ging darum, was ich zu tun verpflichtet war. "Zeig ihn mir." Sie seufzte, auf eine seltsame, erfüllte Art. "Wirf mir das bitte niemals vor. Ich habe dich gewarnt." Ohne ein weiteres Wort schritt sie voran, während die Überlebenden den Weg nach oben antraten. Dank der Deaktivierung der Fallen würden sie nur wenige Minuten brauchen, während wir Stunden zugebracht hatten. Sie führte mich zu einer Tür, die anstelle eines vergitterten Verlieses in der Wand eingelassen war. Dahinter war ein weiterer Gang, der allerdings nicht mit Fallen gespickt war. Kurz sah ich zu Neji herüber, der beruhigend den Kopf schüttelte. Tenten ging knapp hinter ihm, jederzeit bereit, ihre Waffen einzusetzen. "Also, jetzt ist echt das erste Mal, dass mir hier die Nackenhaare zu Berge stehen", sagte sie mit einem Schauder in der Stimme. "Jetzt erst?", spottete Neji. "Mir geht das schon so, seit wir das erste Labor gefunden haben." Ich verzichtete darauf, zu sagen, seit wann mir die Nackenhaare zu Bergen standen. Maria öffnete eine Tür. Die einzige Möglichkeit, weiter zu kommen. "Wir sind hier unter dem absoluten Zentrum von Otogakure. Etwa fünfzig Meter tief", erklärte sie. "Diesen Raum dürfen nur autorisierte Oto-Nin betreten, oder die ganze Stadt vergeht in einer gewaltigen Explosion." Ich hielt inne, gerade auf dem Weg, den entscheidenden Schritt zu tun. "Neji!" "Ich sehe ein weiteres Labor. In einem großen Glasbehälter ist ein Mensch gefangen. Keine Absonderlichkeiten. Keine Fallen. Keine Sprengvorrichtungen und dergleichen." Ich zögerte. Maria hatte so überzeugt geklungen. Andererseits erkannte ausgerechnet das Byakugan keine Gefahr, und ich vertraute dem Augen-Jutsu der Hyuuga. Und, dessen war ich mir sicher, ich konnte gar keine schlimmere Entscheidung mehr treffen. Entschlossen trat ich ein. "So", sagte Maria neben mir trocken. "Wir haben jetzt genau noch zwei Minuten, um einen Kilometer weit fort zu kommen." "Wovon redest du?", fragte ich. Der Mann im Glasgefängnis wandte sich uns zu. Er musterte mich mit einer Intensität, von der ich sicher war, dass sie mir Löcher in die Haut brannte. "Konohagakuregllllllllllll...!" Seine Stimme ging in einem Gurgeln unter. Er streckte seine Zunge so weit heraus, dass ich glaubte, sie müsse herausfallen. "Der Feiiiiiiiind!" Wieder gurgelte er. Auf seiner nackten linken Schulter flammte ein schwarzes Siegel auf. Es begann sich zu drehen, Ableger zu bilden und auf seiner Schulter zu wachsen. Die Ausläufer rasten den Arm hinab und den Hals hoch. "Das ist nicht gut! Er verdreifacht sein Chakra!", rief Neji. "Er vervierfacht! Versechsfacht!" "Darf ich vorstellen? Guin, die lebende Selbstzerstörungseinrichtung von Otogakure", sagte Maria. "Sobald Guin jemand anderen als einen autorisierten Oto-Nin zu sehen bekommt, erwacht Orochimaru-samas Siegel und potenziert sein Chakra ins Unermessliche. Sobald sein Körper das Chakra nicht mehr halten kann, vergeht er in einer Explosion. Und alles, was sich in seiner Nähe befindet, vergeht ebenfalls." Sie neigte den Kopf zur Seite. "Ihr habt jetzt noch eine Minute, um der Explosion zu entkommen." Ich ergriff sie am Kragen, während Guins Körper mehr und mehr vom Siegel bedeckt wurde. "Gibt es einen Weg..." "Um ihn zu stoppen?" Sie lächelte sardonisch. "Nein. Um ihn zu bremsen? Ja. Aber das hat seinen Preis. Wer immer ihn bremst, muss bei ihm bleiben, oder Guin geht hoch." "Wie?", fragte ich. "Wie stoppt man ihn?" "Du musst ihn mit deinem eigenen Chakra eindämmen. Du musst sein Chakra daran hindern, das Glasgefängnis zu füllen. Das ist ein Kampf des Willens, Mamoru-chan." Ich stürzte an den Alkoven, legte beide Hände darauf. Die schiere Kraft von Guins Chakra schien mich davonspülen zu wollen, aber ich ließ mich nicht irritieren. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem ich mich an der nächsten Wand wiederfand. "Wir helfen!", rief Mousse. Er und Shampoo stürzten zum Glas, legten beide Hände darauf und produzierten Unmengen an Chakra. "Geht! Wir halten ihn auf! Wir brauchen nur den Kontrakt zu lösen und sind in Sicherheit!", rief er den Konoha-Ninjas zu. Ich wusste, das war eine Lüge. Die Zeit, den Kontrakt zu lösen, würden sie niemals bekommen, und hier unten mit Guin vergehen. Es gab nur eine Lösung, die ich wählen konnte, ohne noch mehr Unheil anzurichten. Ich richtete mich wieder auf. "Alle verlassen das Dorf!", blaffte ich. "Ihr müsst mindestens einen Kilometer entfernt sein, wenn Guin hoch geht!" Einige Ninjas eilten davon. "Was ist mit Ihnen, Morikubo-sama?" "Ich tue hier meine Pflicht", knurrte ich. "Jetzt geht! Das ist ein Befehl!" Nach und nach lösten sich die Shinobi von der Tür und eilten davon. Hektische Befehle klangen auf, und Dutzende Sohlen ließen Laufgeräusche vernehmen. Dem Himmel sei Dank hatte ich Hanako und Karin bereits zuvor aus der Stadt rausgeschickt. Ich tastete meine Kampfweste ab, bis ich fand, was ich gesucht hatte. Ranko-samas Soldatenpillenfünftel. Ich schluckte sie, und fühlte beinahe sofort den Effekt auf mein Chakra. Es war ein wenig so, als wäre mein bisheriges Leben auf Leerlauf gewesen, und jetzt hatte jemand in den höchsten Gang geschaltet. Ich stürzte neben Shampoo und Mousse an den Tank, half das Chakra von Guin zurück zu drängen. "Ihr werdet Zeit brauchen, um die Beschwörung zu lösen! Die wird euch Guin nicht lassen!" "Mamoru-tono, du hast ja keine Ahnung, was Ranko machen wird, wenn wir zulassen, dass du hier stirbst. Geh, ich bleibe hier und lasse Shampoo den Vortritt!" "Keine Chance", erwiderte ich. "Denkst du ich kann es ertragen, wenn ich an deinem Tod Schuld sein werde, Mousse-sempai?" Ich lächelte verzerrt, während ich mehr und mehr Chakra in den Alkoven pumpte. "Außerdem ist das hier meine Aufgabe. Versuchen wir den anderen, so viel Zeit wie möglich zu erkaufen." "Und das könnten jetzt lockere drei Minuten werden", klang hinter mir Marias Stimme auf. Ich sah sie an. "Warum bist du noch nicht weg?", schrie ich. "Lauf, du dummes Mädchen!" "Ich denke, ich bin alt genug um selbst zu entscheiden, wann ich wo sein möchte", sagte sie. Ihr Lächeln hatte etwas Diabolisches. "Und jetzt gibt es keinen besseren Ort als diesen für mich." Ich schnaubte aus. Also würde sie mit mir sterben. "Tu was du willst." "Wie immer." Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als Mousse an sein Limit geriet. Aber ich wusste, dass Shampoo nicht viel länger durchhalten konnte. Für mich bedeutete das, für die entscheidenden Sekunden Guin alleine in Zaum zu halten. Aber für das Wohl der Affenkrieger musste ich das! Es ging nicht anders. "Geht!", rief ich. "Geht beide! Jetzt!" "Mamoru-chan, ich..." "GEHT!" Die beiden Affenkrieger sahen mich an, mit eine Freundlichkeit, ja, Zärtlichkeit, die ich so nie in ihren Augen gesehen hatte. Shampoo beugte sich herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. Mousse klopfte mir auf die Schulter. Pathetisch, bedauernd, endgültig. Dann lösten sie die Beschwörung und verschwanden. Derweil stemmte ich mich mit aller Kraft gegen die immer stärker werdende Kraft von Guins Chakra. Eine verdammte menschliche Chakra-Bombe. Was diesem Verrückten nur alles einfiel... "Das sind sie also, die letzten Sekunden meines alten Lebens?", fragte ich sarkastisch in den Raum. Langsam begann mich Guins Chakra zurückzudrängen. Ich spürte, bis zu seiner Explosion waren es nur noch Sekunden. "Dann lass mich diese Sekunden doch ein wenig angenehmer machen", hauchte Maria. Sie drängte sich zwischen meine Arme, nahm meinen Kopf zwischen beide Hände, und zwang mir einen Kuss auf. Danach wurde es hell, so unglaublich strahlend, gleißend hell. Und danach... Wurde es dunkel. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)