Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 18: Feuerregen 8 ------------------------ 5. Heute Am neunten Tag der Ernte kamen die Diener des Daimyos. Sie hatten nur wenige Wächter dabei, aber dafür viele Karren. Einige waren schon beladen, die Mehrzahl hingegen leer. Der Anführer, ein großer, bulliger Bursche, führte ein langes Gespräch mit Genta. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Er war ein alter, vernarbter Soldat namens Koji. Besonders beeindruckend war die Narbe, die senkrecht auf seinem blinden weißen Auge lag, und die Länge eines Kunais hatte. Ein Schwertstreich, wie mir einer seiner Männer erzählte, den ich in ein Gespräch verwickelte. Hanako tat das Gleiche bei den Beamten, die den zehnten Teil der Ernte berechneten und für den Daimyo requirierten. Es tat mir schon ein wenig weh, sie so offen flirtend zu sehen, und die bewundernden, aber auch begehrlichen Blicke der Beamten auf sich ziehend. Ikuko sprach mit den Kutschern und ließ sich Komplimente dafür geben, was für eine junge Mutter sie doch war. Sie quittierte das mit einem entzückenden Lächeln und Lauten des Entzückens. Inari hielt sich verärgert abseits und sagte jedem, der es hören wollte, was seine beiden "flirtenden Mädchen" daheim erwarten würde. Verärgert zu sein war natürlich nur seine Tarnung. Er prägte sich die Gesichter der Soldaten, Arbeiter und Beamten ein, sah sich die Karren und Pferde an, suchte besondere Merkmale an ihnen, die ihm leicht im Gedächtnis blieben. Schließlich war da noch Shino, der eine Horde Jungen dabei anführte, den Männern des Dorfes zwischen den Beinen herum zu laufen um ihre Arbeit zu stören. Das war natürlich hauptsächlich als Ablenkung für unsere Aktivitäten gedacht, und er handelte sich genug Tadel ein, dass es für eine Woche ohne Abendessen gereicht hätte. Oder anders ausgedrückt: Er machte seinen Job. Als die Wagen weiter fuhren, waren sie unter der Last der Ernte schwer beladen. Mit großem Bedauern hatten sie sogar einige Säcke zurücklassen müssen. Das Dorf produzierte wirklich gut, wenn das ein Zehner der Ernte war. Ich verstand, wieso der Verlust von fast einem Viertel des Reises Genta nicht so sehr aufbrachte wie die Entführung der Kinder. Nach dem Abzug traf ich mich heimlich mit meinen Leuten. Der nächste Tag würde der entscheidende Tag sein, und ich wollte sichergehen, das wir alle auf dem gleichen Wissensstand waren. Es begann damit, dass ich Hanako zu einem Spaziergang im Wald überredete, woraufhin ihr Vater und Mutter wutentbrannt folgten. Shino lief dem einfach hinterher. Soweit die Legende. Dass uns nicht viel Zeit blieb, sollte bei dieser simplen Lüge nicht verwundern. Als ich zu dem Baum kam, der mir schon einmal als Treffpunkt mit Hinata gedient hatte, erwarteten die anderen uns schon. Kaminari winkte zu uns herüber. "Gibt das nicht Ärger mit deinen Eltern, wenn du mit so einem Windbeutel ausgehst, Hana-chan?" "Ach, weißt du, Ryu-kun, ich bin sicher, wenn sie erst mal Akiras innere Werte kennen, gibt sich das wieder." "Oh, ich werde mir seine inneren Werte ansehen", sagte Inari. "Mit dem Messer." Kiba lachte. "Na dann viel Spaß. Dieser Akira sieht so aus als würde er mit einem Messer fertig werden." "Quatsch nicht, Kiba. Sind alle da?" Hinata kam aus der Baumkrone herab gesprungen. Karin folgte ihr dichtauf. Damit waren wir neun. Akamaru mitgerechnet zehn. "Gut, dann kann es ja losgehen. Wer ist auf Posten?" Kiba hob die Rechte. "Zwei meiner Schattenklone überwachen die beiden Routen, während ein Schattenklon von Hinata den Wagen nachschleicht, so weit wie es geht." "Gut", sagte ich. "Gibt es irgend etwas Besonderes bei den Wagen?", fragte Hinata. "Ja. Und auch wieder nein. Es ist nur ein Verdacht", sagte ich nachdenklich. "Oho, wenn Mamoru einen Verdacht hat, dann sind wir ja einer heißen Sache auf der Spur", sagte Inari. "Nur, was ist an der Steuererhebung des Daimyos so verdächtig?" "Genau hier liegt das Problem. Shikamaru würde sicherlich schon auf der Zunge liegen, was bei mir nur ein vager Gedanke ist. Aber ich bin sicher, sie lassen sich von den Banditen bestechen. Warum sonst sollten sie einen Tag vor dem Ende der Ernte kommen, lange bevor alles eingebracht ist? Damit mindern sie den Gewinn des Daimyos, denn sie können die nicht geernteten Felder nur schätzen. Und dann finde ich es auch noch sehr verdächtig, dass dieser Beamte nicht dabei war, der gestern versucht hat, Suzume zu vergewaltigen." "Du meinst, er könnte ein Späher der Banditen gewesen sein?", fragte Shino. Jetzt, außerhalb seiner Rolle, hatte er eine nichtssagende Miene aufgesetzt und seine Körpersprache auf ein Minimum reduziert. "Ja, das denke ich. Und wenn das der Fall ist, haben wir morgen ein Problem. Dann habe ich einen persönlichen Feind inmitten der Räuberschar. Und das kann übel ausgehen. Hana, wie gut waren deine Lehrstunden bei deinem Vater und bei Yuuhi?" "Yuuhi?", fragte sie indigniert und zog eine Augenbraue hoch. "Kurenai-sensei", korrigierte ich mich hastig. "Yuuhi?", kam es nun auch von Karin. "S-seit wann sprichst du sie mit dem Vornamen an?" "Seit wir verlobt sind, okay?" Das brachte Karin erheblich aus dem Takt. "M-m-m-m-mamo...." "Nur ein Witz. Hast du vergessen, dass du und Hana dabei waren, als sie mich gezwungen hat, sie beim Vornamen zu nennen? Mittlerweile ist es schon eine Gewohnheit. Das ist das ganze Geheimnis. Und mach nicht so ein Theater, Karin. Sieh dir Hanako an, die hat nicht mal reagiert. Also, Hana, wie gut waren deine Lehrstunden?" "Oh, ich glaube, sie kann dich nicht hören." Ikuko fuchtelte mit der Rechten vor ihren Augen herum. "Entweder hat sie ihr Jutsu benutzt und ihr Bewusstsein in einen anderen Körper transferiert, oder sie ist mit offenen Augen ohnmächtig." "Na, da habe ich ja was Schönes angerichtet", murmelte ich. Langsam stand ich auf und ging zu dem blonden Mädchen herüber. Ich schnippte vor ihren offenen Augen, aber es erfolgte keine Reaktion. "Vollkommen weggetreten, das Mädchen. Mit so einer Frau kann ich nichts anfangen. Karin, ich glaube, ich heirate dann lieber dich." "Häh? Was? Mamoru, das ist nicht dein Ernst!", rief Hanako. "Oh, du bist ja wieder unter uns", sagte ich grinsend. Ich glaube, in genau diesem Moment hatte ich das ewige Spielchen, das die beiden Mädchen mit mir gespielt hatten, endlich gedreht. Nun legte ich die Regeln fest und hatte den Spaß. "Also, Hana, wie waren deine Lektionen?" "Erwarte keine Wunder von mir. Aber für ein kleines Genjutsu wird es wohl reichen." "Gut zu wissen. Es kann sein, dass wir da morgen drauf zurückgreifen müssen. Ich gebe dir den Einsatz vor. Dein Stichwort lautet: Nicht geliebt." Skeptisch sah sie mich an. "Schlechte Scherze, wilde Sprüche, kryptische Anweisungen, wenn das die Welt eines Chunin ist, bin ich froh, dass ich noch keiner bin." Das brachte mich zum Schmunzeln. "Warte es ab. Wenn dieser ominöse Beamte nicht dabei ist, gehen wir nach Plan vor. Wenn wir improvisieren müssen, denkt immer daran, dass wir unbedingt jemanden in ihr Lager einschleusen müssen. Shino?" Der Aburame öffnete die rechte Hand. Ein Dutzend seiner Insekten flog auf und setzte sich auf Hinatas Hand. "Sie werden meiner Spur folgen. Sicherheitshalber werde ich auch einige der Säcke mit Pheromonen präparieren, für den Fall, dass wir aufgeteilt oder dass ich nicht entführt werde. Ich würde ja Hanako-sempai einen weiblichen Käfer mitgeben, damit Ihr ihr auf jeden Fall folgen könnt, aber sie hat dankend abgelehnt." "Tu-tut mir leid, Shino, nichts gegen dich, aber Käfer sind für mich... Sind für mich... Sie sind halt nicht meins", sagte sie mit einem Schauder in der Stimme. "Gut, dann ist das geklärt. Alle zurück auf ihre Positionen. Hana, Ikuko, Inari, Ihr geht zuerst raus. Ich schlage einen Bogen und suche mir eine andere Ecke, um den Wald zu verlassen. Vergesst nicht, ordentlich mit ihr zu schimpfen, weil sie mit diesem Windhund mitgegangen ist, der nur das Eine von ihr wollte. Und bitte macht es laut." "Gar kein Problem", versicherte Ikuko. "Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie mir meine Mutter im gleichen Alter diese Predigt gehalten hat." "Na, das wird ja ein heiterer Abend", seufzte Hanako. "Ihr geht wieder auf eure Positionen. Akamaru meldet die Banditen durch ein Wolfsheulen an. Ihr wartet einen halben Tag, wie abgesprochen, dann folgt Ihr der Pheromonspur der Käfer. Wenn alles läuft, ist Konoha morgen auf der Jagd. Ryu? Kiba? Hinata? Karin?" "Karin kann dich nicht hören", sagte Kaminari. "Sie ist weggetreten seit du gesagt hast, dass du sie heiraten willst." "Nicht auch das noch", stöhnte ich. "Kann mir mal jemand meine Wirkung auf diese beiden erklären?" "Erklären könnte ich es", sagte Ikuko schnippisch, "aber verstehen würdest du es nicht. Los, Familie, gehen wir. Und nicht vergessen, ordentlich streiten." "Ja, ja, Mama." Ich seufzte und wandte mich Karin zu. "Sie ist weg. Nun hör auf zu schauspielern, Karin." Die Akimichi erwachte aus ihrer Starre. "Ich wollte nur nett zu ihr sein", erklärte sie. "Wenn sie sich so sehr erschrickt, dass sie in Ohnmacht fällt..." "Und dass du ihr gegenüber einen Vorteil aufgibst, ist dir gar nicht bewusst?", tadelte ich grinsend. "Wieso? Solche Details interessieren dich an einem Menschen doch gar nicht, Mamoru", erwiderte sie mit einem wirklich lieben, aber irgendwie doch heimtückischen Lächeln. "Ich geb's auf", seufzte ich. Okay, vielleicht hatte ich nicht ganz das Oberwasser. "Ihr habt eure Anweisungen. Wenn alles gut geht, sehen wir uns morgen Abend im Versteck der Banditen. Und jetzt, wieder auf eure Positionen." Nacheinander sprangen sie davon. Ryu, Hinata, Karin, Kiba, Akamaru. Ich blieb allein zurück. Blieb mir nur noch, einen Bogen zu schlagen, ins Dorf zurück zu kehren, und mich schon mal auf die Beschimpfungen und fiesen Sprüche vorzubereiten, die mich nach der versuchten Verführung von Hanako erwarten würden. Eventuell auch Neid und etwas Lob, aber da war ich mir nicht sicher. *** Das Heulen eines Wolfs - ich wunderte mich gerade, wie der kleine Welpe diesen Laut überhaupt zustande brachte - kündigte die Banditen an, etwa eine halbe Stunde, bevor sie in das Dorf geritten kamen. Dabei waren sie nicht gerade zimperlich. Zwar verzichteten sie darauf, einige von uns zur Warnung der anderen zu töten, aber sie waren mit den stumpfen Enden ihrer Speere nicht gerade zurückhaltend. Einer von ihnen hatte eine Peitsche, die er effektvoll benutzte, um die Menschen von den Feldern zusammen zu treiben. Die Männer brachen mit gezückten Schwertern in die Häuser ein und trieben auch hier die Menschen hinaus. Ich hielt während der ganzen Zeit Suzumes Hand fest umschlossen, und wurde mit ihr an der Seite vor die Hütte geführt. Gegenüber Genta und Tsubasa war man erstaunlicherweise höflicher, sehr viel höflicher als ich erwartet hatte. Der Anführer der Banditen war tatsächlich eine Frau. Sie hatte ihr Gesicht hinter einer Ledermaske verhüllt, und nur ihre stechend blauen Augen blitzten hervor. Sie gab nur wenige Anweisungen, aber die Banditen führten sie ohne eine Sekunde zu zögern aus. Ein riesiger Kerl tat sich dabei besonders hervor. Ich wusste nicht, woher der Bursche seine Lederrüstung bekommen hatte, die sich über seinen fetten Wanst spannte. Wahrscheinlich war sie für ihn angefertigt worden, und er war ihr mit seiner Fettleibigkeit wieder entwachsen. Dennoch war er recht flink für sein Format. Wir wurden schnell separiert. Die Männer von den Frauen, um den Banditen die mitgebrachten Karren zu beladen; genau einer mehr als sie für einen Zehner der Ernte brauchten, wie ich registrierte, und die Kinder von den Jugendlichen. Ich fand mich schnell mit Suzume an der Hand neben Hanako und Shino wieder, die sich halbherzig gegen die grobe Bewunderung eines stinkenden Bastards verteidigte. Als er ihr verärgert über seine Ablehnung in die Haare griff und zu sich her zog, gab die Frau einen scharfen Befehl, der den Mann erbleichen ließ. Seine Hand öffnete sich, Hana konnte sich von ihm befreien. Mit einer Entschuldigung setzte er sein Pferd in Bewegung und trabte zu den Männern, die bereits die Karren beluden. Die Frau kam nun, begleitet vom Dicken, auf uns zu. Wir waren weit über dreißig im Alter über vierzehn. Sie musterte uns mit hohem Interesse. Ihr erster Blick galt mir, dann sah sie zu Hanako herüber. Schließlich gab sie dem Mann mehrere Anweisungen in leisem Ton, den ich nicht verstehen konnte. Der Mann grunzte bestätigend und schickte über die Hälfte der Jugendlichen zu den Frauen. Darunter war auch Shino. Er machte kurz Theater, schrie etwas davon, "bei Oneechan bleiben" zu wollen, aber ein angedeutetes Kopfschütteln beendete seinen Widerstand. Jeder Zoll ein Rotzlöffel hatte er die Arme hinter den Kopf gelegt und drohte den Banditen mit Tod und Verderben. "Was hast du gesagt, du Rotzlöffel?", rief einer von ihnen und zog sein Schwert. "Bengel, ich sollte dich..." Ikuko stürzte vor und riss Shino an sich. "Bitte, Herr, er ist doch nur ein kleiner Junge, und er und seine Schwester sind alles was wir haben!" Das schien den Mann nicht wirklich zu beruhigen. "Bitte, Herr, tun Sie ihm nichts!", flehte Ikuko. Also, die Mutterrolle hatte sie wirklich gut drauf. "Zurück ins Glied, Inamo!", zischte die Frau. Der Mann warf ihr einen verärgerten Blick zu, aber gehorsam steckte er das Schwert wieder fort und zuckelte mit seinem Pferd auf seinen Platz zurück. Nun ging es anders herum. Von den vierzehn Jugendlichen, die noch beisammen standen, musterte die Frau fünf Mädchen aus, darunter Hanako. Sie wurden nach links gewunken. Das letzte der fünf Mädchen sollte Suzume sein. Doch sie wollte meine Hand nicht loslassen. "Weißt du", raunte ich ihr zu, "Träume gehen manchmal in Erfüllung, Suzume-chan. Geh, geh ohne Angst." Zu einer Antwort kam sie nicht mehr, denn meine schlimmste Befürchtung trat ein. Der Beamte war unter den Räubern. Ich hatte ihn schon früher erkannt, aber bisher hatte er sich im Hintergrund gehalten. Nun ritt er auf uns beide zu und versperrte Suzume den Weg zu Hana und den anderen Mädchen. "So sieht man sich wieder", brummte er. "Wie erfreulich." "Ach, der falsche Beamte", sagte ich grinsend, um seine Aufmerksamkeit abzulenken. "Der Straßenjunge. Du hast etwas, das mir gehört. Das hier habe ich mir schon selbst genommen", sagte er und ließ das Kunai, das ich ihm abgenommen hatte, um den rechten kleinen Finger wirbeln. "Jetzt gib mir mein Siegel." "Kuni!", zischte die Frau. "Er hat mich bestohlen und gedemütigt", zischte er zurück. "Es ist mein Recht, seinen Kopf zu fordern!" Er sprang vom Pferd. Er streckte die Hand aus. "Gib mir mein Siegel." "Ich habe es nicht", erwiderte ich. "Ich habe es!", sagte Suzume hastig und holte die silberne Scheibe hervor. Demütig hielt sie ihm das Siegel hin. "Na so was, eine tolle Überraschung!" Er griff nach den Händen, die ihm das Siegel anboten, und zerrte sie zu sich heran. "Dann muss ich dich wohl töten, oder?" Sie quiekte erschrocken auf. Ihr flehentlicher Blick traf mich. "Lass sie gehen. Ich habe es ihr gegeben, also ist es meine Verantwortung", sagte ich mit ruhiger Stimme. "Weißt du, was du da sagst?", höhnte der Mann. "Gerade bist du dem Tod von der Schippe gesprungen, und nun willst du wieder rauf? Was bist du doch für ein Idiot." "Ich..." Mein Zögern war Kalkül, ebenso wie das leichte Zittern meiner Hände, die ich zur Faust krampfte und wieder öffnete. "Ich..." "Genug!", klang wieder die Stimme der Frau auf. "Lass das Mädchen rüber gehen und nimm dein Siegel an dich! Den da..." Sie deutete auf mich. "Tötet ihn." "Das nenne ich mal eine sinnvolle Anweisung!", rief der Mann, den sie Kuni genannt hatte. Er zog sein Schwert. "Nicht du. Du bringst es fertig und verfehlst ihn", sagte die Frau mit Spott in der Stimme. Zwei ihrer Männer ergriffen mich rechts und links. "Tötet ihn hinter dem Haus. Ich kann keine aufgebrachte Menge gebrauchen", befahl die Frau. Unsere Blicke begegneten sich. War sie Maria, meine Nemesis, mein ewiger Feind? Die Frau, der ich noch etliche Revanchen versprochen hatte? Nein, entschied ich, nichts deutete auf meine Oto-Rivalin hin. Oder Maria tarnte sich mit einem exzellenten Jutsu. "Akira...", klang Hanas ungläubige Stimme auf. "Du wirst dich doch nicht für dieses Gör töten lassen!" Beinahe hätte ich bei diesen Worten gelächelt. Hanako eröffnete mir eine goldene Brücke. "Sie ist sowas wie eine kleine Schwester für mich. Sie bedeutet mir jedenfalls mehr als du, meine Schöne. Ich wollte nur zwischen deine Beine kommen. Ich habe dich nicht geliebt." Das war das Codewort gewesen, und ich konnte nur hoffen, dass ihr Improvisationstalent sie nicht verlassen hatte. Hanako begann wütend zu fauchen. Sie hatte die Hände zu Krallen verkrampft und fluchte. Zwei der Mädchen hielten sie zurück. "Ich bringe dich um! Oh, ich bringe dich um, Akira!" "Keine Sorge, das besorgen wir schon für dich, Mädchen", sagte die Anführerin und lenkte ihr Pferd näher an den Pulk heran. Hana sah die Frau an, und von ihr zu mir. "Ich will es sehen!", verlangte sie. "Ich will sehen, wie er getötet wird!" "Du hast Temperament. Das gefällt mir. Aber warum willst du etwas so Schreckliches sehen?" "Es ist mein Recht!", rief Hana wütend. "Als Ausgleich für das, was er mir... Was er mir..." Sie senkte peinlich berührt den Kopf. "Oho, er war also schon zwischen deinen Beinen?" Die Frau lachte. "Diese Jugend. Keine Moral und keinen Anstand mehr. Aber..." Sie sah zu mir herüber und lenkte ihr Pferd in meine Richtung. Langsam beugte sie sich herab und betrachtete mich aus nächster Nähe. "Oh, irgendwie kann ich dich ja verstehen. Ein hübscher Bengel. Auf den fallen wohl auch noch ganz andere Mädchen herein. Es tut mir ja schon richtig in der Seele weh, dass ich Kuni seinen Willen lassen muss." Sie sah wieder zu Hanako herüber. "Sieh es dir an, wenn es deinem Seelenfrieden nützt." "Ha!" Hanako riss sich von den Mädchen los. Sie folgte den Männern, die mich hinter Gentas Haus schleppten. "Akira!", rief Suzume verzweifelt. "Denk an deine Träume, kleine Schwester! Manchmal werden sie wahr!", rief ich. Dann waren wir hinter dem Haus. Einer der Soldaten drückte mich zu Boden, zwang meinen Kopf nach vorne. Hanako trat hinzu und sah den Männern in die Augen. "Kö-könnt Ihr es langsam machen? So das er leidet?", verlangte sie. Der andere Soldat zog sein Schwert. "Wenn du den Anblick ertragen kannst, sicherlich." "Verdammte Scheiße", fluchte ich und schloss die Augen. Dann sauste das Schwert herab. Es traf meine Schulter. Dies war der richtige Zeitpunkt, um vor Schmerzen aufzuheulen, hatte der Bursche mir doch das Schulterblatt durchschlagen. "Hör auf zu spielen. Egal wie hübsch sie ist", mahnte der andere. "Bring es zu Ende, oder ich tue es für dich." "Du bist ein ewiger Spielverderber", murrte der mit dem gezogenen Schwert, nahm die Klinge wieder hoch und ließ es erneut niederfahren. Es trennte meinen Kopf sauber vom Rumpf. Bemerkenswert war dabei, dass er meinen Hals nicht ganz durchschlagen hatte. Er war noch durch Haut und Sehnen mit dem Körper verbunden. Das war eine Samurai-Technik, wie ich nicht besonders erstaunt registrierte. Mein Körper fiel zu Boden. Hanako begann irgendwie gleichzeitig zu lachen wie zu weinen. "Er ist tot", gluckste sie. "Er ist tot, tot, tot." Der Bandit, der mich gehalten hatte, gab ihr eine schallende Ohrfeige. "Das war doch das was du wolltest. Nun siehst du was passiert, wenn sich Wünsche erfüllen!" Er griff hart zu und zerrte sie an der rechten Hand wieder zur Gruppe der Mädchen vor dem Haus. Dort hatten sich mittlerweile drei Jungen hinzugesellen müssen. Eine Stunde später brachen die Banditen wieder auf, mit der Reisernte, mit ihren acht Gefangenen. Genta kam herbei gestürmt, um zu sehen, was passiert war, aber er fand nur noch meine geköpfte Leiche vor. *** Vier Stunden später kleidete ich mich an. Die zweite Gruppe hatte sich ins Dorf geschlichen, um uns unsere Ausrüstung zu bringen, und ehrlich gesagt fühlte es sich sehr gut an, wieder die Einsatzkleidung zu tragen, die ich gewohnt war. Als ich den Stirnschutz befestigte, fühlte ich mich endlich wieder vollständig. Ich sah entschuldigend zu Tsubasa und Genta. "Es tut mir leid. Der Plan hatte vorgesehen, dass ich bei Suzume bleiben kann, um sie notfalls zu verteidigen." Tsubasa starrte mich an wie einen Geist. "Ich wusste, dass du etwas Besonderes bist. Und ich dachte, du wärst tot, als ich deine Leiche sah. Aber dass du ein Ninja bist, ein Chunin..." Ich legte einen Finger an meine Lippen und deutete ihr damit an, leiser zu sprechen. Zwar war niemand in Hörweite in der Nähe, aber ich wollte, dass das Dorf glaubte, dass ich getötet, und von Inari und Genta in einem schmucklosen Grab bestattet worden war. Angeblich hatte sich Inaris Familie, um ihre Perle von Tochter beraubt, zum Klagen und Trauern zurückgezogen. In Wahrheit legten sie jedoch ihre Ausrüstung an, so wie ich. Ich lächelte schmallippig. "Ich muss wohl doch das eine oder andere schauspielerische Talent haben. Was meinst du, Kiba?" Der Hundejunge grinste breit. "Ich wäre nicht drauf reingefallen. Ein Kawarimi, ein Körpertausch gegen ein Stück Holz, dazu ein Genjutsu von Hanako, das die beiden glauben ließ, sie würden tatsächlich dich töten, und nicht einen Kanten Baumaterial, und dann der Bunshin, den du über das Holz gezaubert hast, das war ja gute Arbeit. Aber wie du Hanako-chan dazu gereizt hast, bei deinem Tod zu zu sehen, das war mies gemacht. Dafür hat sie die eifersüchtige Furie gut gespielt. Äh, sie hat doch gespielt, oder, Akamaru?" Der weiße Welpe bellte bestätigend. "Es ist etwas schwierig zu erklären. Hätte Hanako die beiden nicht in ihr Jutsu ziehen können, hätte ich mein Leben retten müssen. Das hätte bedeutet, die Anführerin als Geisel zu nehmen und so weit wie möglich weg zu kommen. Das hätte viel ruiniert. Und da Hana nicht das ganze Dorf beeinflussen kann, und dazu auch noch die Banditen, musste ich uns irgendwie isolieren und Hana dazu kriegen, dabei zu sein." "I-ich verstehe nicht so viel davon. Aber ich verstehe, dass meine kleine Schwester entführt wurde! Und ich verstehe, dass du hier bist, um sie zu retten. Du, Inari, seine Frau, seine Tochter, sein Sohn... Dazu der Junge da mit dem Hund... Seid Ihr alle Ninja?" Ich nickte. "Wir sind alle stolze Shinobi Konohagakures, Tsubasa-sama. Allerdings haben wir auch den Auftrag, die Kinder zu retten, die letztes Jahr entführt wurden. Und dazu müssen wir den Banditen zu ihrem Stützpunkt folgen." "Aber wie wollt Ihr das tun? Sie sind seit fünf Stunden weg! Selbst mit Pferden könntet Ihr sie nicht mehr einholen!", rief sie verzweifelt. "Einer meiner Leute verfolgt sie. Er macht uns Zeichen, damit wie wiederum ihm folgen können. Und wir Shinobi wissen diese Zeichen zu lesen." Ich legte die Tasche mit den Kunai um. "Fertig?", fragte Kiba. "Fertig", bestätigte ich. Langsam ging ich auf Tsubasa zu. "Ich verspreche dir, deiner Schwester wird nichts passieren. Hanako passt auf sie auf, so gut sie kann. Und glaube mir, Hanako hat genügend Reserven, um auf sich selbst und eine zweite Frau aufzupassen. Was den Rest angeht, so hoffe ich, dass wir schnell genug sind. Ich..." Langsam ballte ich die Hände zu Fäusten. "Ich bin leider nur ein Shinobi, kein Gott." Tsubasa riss mich übergangslos an sich und drückte mich fest. "Ich bin dir dankbar dafür, dass du nicht gestorben bist", hauchte sie mit tränenschwangerer Stimme. "Und ich bin dankbar dafür, dass du meine Schwester retten wirst. Danke, Akira. Danke." "Nicht Akira", sagte ich lächelnd. "Mein Name ist Mamoru Morikubo." Entsetzt entließ sie mich aus ihrem Griff und trat einen schnellen Schritt zurück. "Morikubo-sama?" "Sama?", fragte ich überrascht. "M-mein Mann hat mir alles über Sie erzählt. Aber er hat Sie immer kleiner geschildert. Und mit einem Affen auf der Schulter. Dennoch, er hat mir gesagt, das Sie ihm den Rat gegeben haben, der ihn dazu brachte, dieses Dorf zu gründen, das für so viele von uns... Es tut mir leid, wenn ich die letzten Tage ungebührlich gegenüber Ihnen war, Morikubo-sama!" "Langsam, langsam", sagte ich hastig und wedelte mit den Armen. "Ich bin immer noch der Gleiche wie bei meiner Ankunft, Tsubasa-sama. Und ich bin nur ein Chunin, nicht der Hokage. Außerdem bist du die Frau meines Auftraggebers, und das macht dich für eine Zeitlang zu meinem Boss." "D-das kann ich so aber nicht hinnehmen. Und so kann ich Sie nicht sehen", erwiderte sie. "Aber ich sehe es so." Nun schloss ich sie meinerseits in die Arme. "Ich bringe sie zurück, versprochen." Dann reichte ich Genta die Hand. "Ich bringe sie alle zurück." "Ich weiß", sagte er und packte fest zu. "Ich habe volles Vertrauen zu dir, Morikubo-sama." Hinter uns ging die Tür einen Spalt weit auf. Die anderen Mitglieder meines Teams huschten herein, nun in voller Kampfmontur. Hinata Hyuuga. Inari Asa. Ryu Kaminari. Shino Aburame. Ikuko Kenda. Karin Akimichi. Dazu kamen ich selbst und Kiba Inuzuka. Wir waren auf dem Weg, um Hanako und Suzume zu retten. Und mit ihnen die Zukunft eines gesunden Dorfes. "Wir sind abmarschbereit, Mamo-chan", sagte Ryu grinsend. Tsubasa blies empört die Wangen auf. "Du sprichst aber sehr respektlos mit deinem Anführer", sagte sie empört. "Weil ich ihn kenne", erwiderte er grinsend. "Wie ich schon sagte, ich bin nur ein Chunin", wiegelte ich ab. "Wir marschieren los", befahl ich. Nacheinander schienen die Ninjas von Konoha zu verschwinden. Der Letzte, der ging, war ich. Ein letztes Nicken, dann machte auch ich mich auf den Weg. *** Damals Bis zur Grenze des Feuerlandes marschierten wir als eine einzige große Kolonne. Wir wurden flankiert von zwei ANBU-Teams, die anschließend die Grenze zusammen mit den regulären Truppen verteidigen würden, nur für den Fall, dass Otogakures Shinobis eine neue Dummheit versuchten, während wir sie im Dorf glaubten. Sobald wir die Grenze übertraten, würden wir selbst für unseren Schutz sorgen müssen. Und ich hatte einen Haufen Genin mit sensorischen Fähigkeiten dabei. Darum machte ich mir weniger Sorgen als über die Absichten unserer Gegner. Ein Gegenschlag dieser Größe war kaum zu verheimlichen. Und spätestens wenn wir in das Land der Reisfelder einrückten, würde irgendeine Meldung bis nach Otogakure vordringen. Otogakure, das noch immer über Genin, Chunin und Jounin in unbekannter Zahl verfügte. Dem hatte ich nur Masse entgegen zu setzen. Und - zugegeben - die Affenkrieger, die ich beschwören konnte. Und wenn ich ehrlich war, fand ich die Idee, alleine gegen Oto vorzugehen und meine Kontraktpartner zu nutzen, im Sinne der Shinobi, die ich anführte, gut. Andererseits war die Entschlossenheit, war der Zorn dieser Männer und Frauen groß; sie wollten diesen Angriff, sie brauchten ihn, nachdem ihre Familien gefährdet worden waren, nachdem etliche ihrer Kameraden gestorben und verletzt worden waren. Nachdem der Hokage getötet worden war. Ich durfte ihnen das nicht nehmen. Abgesehen davon, dass der Gedanke an sich schon Hybris war. Das Land der Reisfelder war seit dem letzten Krieg ein wenig in Unordnung, konnte man sagen. Ninja-Clans in dem Sinne existierten nicht mehr. Wer sich nicht Orochimaru angeschlossen hatte, lebte als versprengte Horde irgendwo im Land. Das Land selbst war unter den lokalen Herrscherclans aufgeteilt. Gemein war ihnen nur der Wille, ihr Land gegen Invasoren zu verteidigen. Um das kleine, schwache Land nicht noch mehr zu schwächen, indem sie auch noch seine Soldaten dezimierten, hielt sich ein unsicherer Friede zwischen den lokalen Herrschern. Ideales Gebiet für Orochimaru, um ungestört sein eigenes Shinobi-Dorf aufzubauen. Zumindest bis jetzt. Einer dieser Clans, die Aozora-Gumi, beherrschte jenes Gebiet, welches mit dem Feuerland eine Grenze bildete. Sie würden "Experten" aussenden, die uns bei "unserer internen Angelegenheit" begleiten würden, und darauf achten, dass "wichtige Werte des Landes auch im Land blieben". Was bedeutete, wir durften töten und zerstören, aber nicht eine einzige Münze als Reparation mitnehmen. Aber es ging uns eh nicht um Reparation, es ging um Rache. Taktisch abgewogen waren diese Aufpasser für uns nützlich, auch wenn sie potentielle Agenten Otogakures waren. Sie kannten das Gelände, und dieses Wissen würden wir nutzen. An der Landesgrenze hatten wir ein letztes Mal Gelegenheit, durchzuschnaufen. Ich rief meine acht Chunin zu mir, darunter meine Mädchen, die als Chunin-Anwärter ebenfalls je eine Gruppe übernommen hatten. Die Genin unter unserem Kommando bekamen die Gelegenheit sich auszuruhen und zu fokussieren. Sobald wir über den Fluss schritten, der dem Feuerland und dem Land der Reisfelder als Grenze diente, befanden wir uns im potentiellen feindlichen Gebiet. Die Grenztruppen des Land des Feuers stellten uns für die Besprechung ein Zelt zur Verfügung. Ihr Oberbefehlshaber, ein respektabler General und Befehlshaber über sechstausend Mann, begrüßte uns freundlich, wohnte unserer Besprechung bei, hörte aber nur zu, ohne sich einzumischen. Der Grund hierfür lag auf der Hand. Die Alternative zu unserem Gegenschlag war offener Krieg, und ein offener Krieg gegen das Land der Reisfelder würde als Eroberungsversuch angesehen werden; ruckzuck konnte da die ganze Region in Flammen stehen, denn keines der mächtigen Nachbarländer würde dabei zuschauen, wie das Feuerland sein Gebiet vergrößerte. Ein Ninja-Krieg war furchtbar, und durch die Macht, die jedem einzelnen von uns Shinobi innewohnte, erschütternd in seinen Konsequenzen. So wurde beispielsweise das Land des Regens im letzten Ninja-Weltkrieg verwüstet. Aber ein Kampf Armee gegen Armee, womöglich noch mit Ninja-Unterstützung, würde alle beteiligten Länder nicht nur erschüttern, sondern auf Jahrzehnte zeichnen. Es gab zwei Regeln für den Einsatz von Shinobi außerhalb des eigenen Landes. Diese lauteten: Musst du gegen Shinobi vorgehen, setze selbst Shinobi ein. Und: Ein Shinobi ersetzt fünf Soldaten. Setze sie ein, wenn äußere Umstände wie Versorgung, Missionsziel oder Entfernung des Ziels eine kleine Gruppe Kämpfer bevorzugen. Shinobi erledigten daher viele Auslandsmissionen, weil sie schlicht günstiger waren als eine Armee auf dem Marsch. Die eigentliche Armee zur Landesverteidigung einzusetzen machte auch dahingehend Sinn, weil ihre Soldaten ihre Heimatregionen besser kannten als jeder Angreifer und die Versorgungswege kurz waren. Es kam auch nicht selten vor, dass Shinobi reguläre Armeeverbände unterstützten, gerade in Situationen, die wiederum den Einsatz von Soldaten bevorzugten, so wie die Belagerung einer Burg oder die Durchsetzung einer Handelssperre. Shinobi bildeten dabei deutlich die Minderheit, aber sie konnten mit ihren besonderen Fähigkeiten effektiv unterstützen. Ansonsten herrschte eine wohlmeinende Rivalität zwischen Soldaten und Shinobi. Doch davon war heute nichts zu merken, denn wenn die Shinobi oder die Armee des Feuerlandes angegriffen wurden, griff sie immer beide Institutionen an, und beide militärische Arme des Daimyo reagierten dann als eins. Dankbar nahm ich vom General das Kartenmaterial entgegen und breitete es auf dem Tisch aus. Es war von den ANBU, welche die Oto-Nins verfolgt hatten, aktualisiert worden. Ich seufzte leise, als ich die häufigsten Symbole erkannte: Zeichen für Ninja-Fallen. Ich winkte die anderen heran und deutete auf das Kartenmaterial. "Seht euch das an. Es scheint so, als hätten die Oto-Nin ganze Arbeit geleistet. Dies sind alles verminte Gebiete. Sie sind Otogakure übrigens nur bis auf fünf Kilometer nahe gekommen. Das heißt, der Rest der Strecke ist unbekannt und für uns potentiell gefährlich. Uns stehen zwei Optionen zur Auswahl. Entweder wir versuchen es mit einem schnellen Durchmarsch und erobern Otogakure im Sturmangriff, oder wir nehmen uns Zeit, suchen gezielt nach Fallen, vernichten diese und arbeiten uns so nach und nach an das Ninja-Dorf heran. Meinungen?" Tonari hob eine Hand. "Da wir eine große Anzahl an sensorischen Ninjas haben, bietet sich ein schneller Vormarsch an. Wir haben drei bis vier sensorische Ninjas mit teilweise exzellenten Fähigkeiten in jeder Gruppe. Da die Spreng-Tags meistens mit Chakra aufgeladen sind, werden sie für unsere sensorischen Ninjas gut zu finden sein. Und was der eine übersieht, entdecken dann die anderen beiden." Fei Long hob ebenfalls die Hand. "Ich widerspreche, Tonari. Wir treten hier nicht gegen Genin an, sondern auch gegen ihre Chunin und ihre überlebenden Jounin. Gut, gut, sofern Orochimaru sie noch nicht abgezogen hat, was wohl auch für das ganze Dorf gilt. Aber wenn wir schnell vorpreschen, setzen wir uns nicht nur der Gefahr von Sprengfallen aus, sondern auch normalen Fallen, die rein mechanisch arbeiten. Hast kann uns Shinobi kosten, die wir im eigentlichen Kampf brauchen. Vergiss nicht, wir haben die zahlenmäßige Übermacht. Das heißt, wir hoffen, dass wir sie haben." "Guter Einwand", sagte Tonari. "Allerdings haben wir fünf Tage für die Vorbereitungen gebraucht. Ich denke, wenn wir noch irgendjemanden in diesem Dorf stellen wollen, müssen wir schnell sein." Den nächsten Sprecher kannte ich nur vom Sehen. "Hiro Nakakura, Morikubo-sama", stellte er sich vor. Verhöreinheit. Ich stimme Tonari-kun zu. Eine schnellere Vorbereitung war uns bei der Mobilisierung von zweihundert Ninjas nicht möglich, wäre sogar fahrlässig gewesen, aber jetzt sollten wir aufs Gas treten." "Weitere Meinungen?", fragte ich, während ich mich noch über das Suffix Sama wunderte, mit dem mich Nakakura angesprochen hatte. Eine Frau meldete sich. Ihrer Kleidung nach gehörte sie eindeutig zu den Medi-Nins Konohas. Das hieß aber keinesfalls, dass sie als Ninja unterschätzt werden durfte. "Rei Hanabi, Morikubo-sama. Ich bin eine Kohai Ihrer Mutter", sagte sie. "Ich denke, wir haben Oto hart getroffen, als wir ihren Angriff zurückschlugen. Wir waren in der Lage, nur fünf Tage nach dem Angriff einen Gegenschlag vorzubereiten. Egal, was Orochimaru angeordnet hat - und ich erinnere daran, dass der Sandaime ihn schwer verletzt hat, bevor er getötet wurde - ich bezweifle, dass bereits alle Shinobi diese Anweisungen ausgeführt haben. Somit haben wir das Glück, oder vielleicht eher das Pech, dass unsere Chancen, auf Chunin und Jounin zu treffen, höher sind, je schneller wir einrücken. Andererseits bin ich ein entschiedener Gegner der Idee, vermeidbare Verluste für einen schnellen Vormarsch in Kauf zu nehmen. Ich denke, wir könnten Bunshin benutzen, um die Fallen auszulösen. Oder auch Kage Bunshin." "Du bist ein kleiner Scherzkeks, Rei-chan", tadelte Rose. "Wie oft willst du denn Bunshin oder Kage Bunshin durchführen lassen? Willst du, dass wir nach dem zehnten oder elften Schattenklon ohne Chakra da stehen?" "Ich bin ebenfalls für einen schnellen Anmarsch", meldete sich Hanako nach Handzeichen zu Wort. "Orochimaru werden wir auf keinen Fall erwischen, aber unser Auftrag lautet ohnehin, Otogakure die Möglichkeit zu nehmen, jemals wieder Krieg zu führen. Wir werden umso mehr ihrer Shinobi erwischen, je früher wir eintreffen. Außerdem werden sie ihre Kriegslager und Produktionsstätten zum großen Teil noch nicht verlagert haben. Zumindest hoffe ich das." "Danke. Und was meinst du, Karin?" Die junge Akimichi hielt meinem Blick stand. Noch vor der Schlacht um Konoha wäre sie zuerst erschrocken zusammengezuckt, wenn sie angesprochen wurde. "Ich denke, die ANBU haben eine gute Vorarbeit geleistet und uns Wege eröffnet, über die wir sicher bis auf fünf Kilometer an Otogakure heran kommen können. Ab da beginnen unsere Probleme. Und ab da müssen wir unsere schiere Zahl ausnutzen." "Ich fasse das mal zusammen", sagte ich ernst und sah ins Rund. "Wir werden schnell vorstoßen, indem wir die Gebiete, die Oto vermint hat, umgehen. Die Zeichen auf der Karte sind unmissverständlich, alle anderen Gebiete sind Fallenfrei. Das gilt aber nicht für den Fünf Kilometer-Radius um Otogakure, der von den ANBU nicht betreten wurde. Wir werden bis zu diesem Punkt südlich von Oto als Kolonne vorstoßen, natürlich mit unseren sensorischen Ninjas an der Spitze, in der Flanke und als Nachhut. Einen Schlag in unseren Rücken halte ich nicht für wahrscheinlich, aber hinnehmen müssen wir ihn auch nicht. Hier an diesem Punkt teilen wir uns in acht Gruppen auf. Ich werde mit den ANBU vor Ort reden und dafür sorgen, dass sie euch durch das Gebiet scouten. Wir werden Oto dann in acht Positionen einschließen. Wichtig dafür sind der kleine Flusslauf, der hier am Dorf vorbeifließt, sowie dieser Weg in Nord-Südwest-Richtung, und dieser Weg in Ost-West-Richtung. Die letzten beiden Positionen liegen hier und hier, bei den beiden Hügeln, welche das Dorf umgeben. Sie erlauben uns eventuell einen ersten Blick in den Ort. Um die restlichen fünf Kilometer bis zum Dorf zu überwinden lassen wir uns Zeit. Zwar steigt dadurch die Gefahr, das wir entdeckt werden, aber dank unserer sensorischen Ninjas reduzieren wir die Gefahr, dass uns jemand unerkannt entwischt, weil wir den Ring um Oto mit jedem Meter, den wir überwinden, enger ziehen. Wenn wir das Dorf selbst erreichen, gibt es keine Lücken mehr in unserer sensorischen Erfassung. Und ich bezweifle, dass die Oto-Nin das eigene Dorf vermint haben. Wichtig ist folgendes: Trefft Ihr an irgendeinem Punkt der Aktion auf einen oder mehrere Jounin, meldet mir das sofort. Ich werde in dem Fall Affenkrieger beschwören, die sich der Oto-Jounin annehmen werden. Ihr müsst sie hinhalten, aber Ihr dürft sie nicht ernsthaft bekämpfen. Selbst für fünfundzwanzig Konoha-Genin kann das sehr leicht tödlich enden. Soweit alle einverstanden?" Laute der Zustimmung erfüllten das Zelt. "Gut. Ich verteile die Positionen. Rose-chan, du übernimmst den südlichen Punkt, den Ausgangspunkt unseres Angriffs hier am Unterlauf des Flusses. Ich selbst werde bei dir bleiben." Die Shinobi nickte verstehend. "Fei-chan, du beginnst hier, am Süd-West-Punkt der Straße." "Gut." "Nakakura-kun, Sie kriegen den Westen mit der Straße." "Ein gutes Anmarschgebiet mit wenigen Möglichkeiten, uns einen Hinterhalt zu legen, Morikubo-sama." "Äh, ja. Karin, Nord-West ist deine Position. Der Oberlauf des Flusses." "In Ordnung, Mamo-chan." "Hanako, du übernimmst den Norden mit der Straße." "Verstanden." "Hanabi-kun, der Hügel im Nordosten gehört Ihnen." "Ich werde Sie nicht enttäuschen, Morikubo-sama." "Okay... Tonari, die Oststraße." "Geht klar, Mamo-chan." "Bleibt der Hügel im Süd-Osten. Und es bleibt nur noch ein Chunin übrig." Fragend sah ich die junge Frau an, die bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt hatte. Ihr Blick irritierte mich ein wenig. Er hatte etwas fanatisches und passte so ganz und gar nicht zu ihrem verzückten Lächeln. Ich räusperte mich vernehmlich. War sie eventuell stumm? Taub? Beides waren kein Hindernis, um ein begabter Ninja zu werden. Im Gegenteil, körperlich eingeschränkte Shinobi waren zu teilweise größeren Leistungen fähig als ein normaler Ninja. Ich kannte einen blinden Shinobi, der allein durch seine sensorischen Fähigkeiten die Umwelt erfasste und seine Kämpfe bestritt. Er war so gut, dass er selbst mittlerweile Chunin war. "Kennt sie jemand?", wandte ich mich aus Mangel an Reaktion an die Umstehenden. Das nahm Rose zum Anlass, um der jungen Frau einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. "Autsch! Wofür war der denn, Sempai?", maulte sie. "Wach mal wieder auf, Anna. Der freundliche Chunin hat dich was gefragt", sagte sie ohne den üblichen amüsierten Ton in der Stimme. "Du musst meinen Kohai entschuldigen, Mamo-chan. Normalerweise ist sie ein fähiger Chunin, aber heute ist sie so verdammt merkwürdig." "Ist es besser, sie zu ersetzen?", fragte ich Rose. Das brachte die junge Frau auf Touren. Sie wedelte mit beiden Händen abwehrend und rief: "N-nein, keine Sorge, ich bin jetzt voll da! Ich war nur etwas in Gedanken versunken, weil ich Ihre Art, wie Sie diese Besprechung geführt haben, so bewundere, Morikubo-sama! Anna Moriyama, Chunin, Scoutteam, Morikubo-sama. Den Süd-Osten mit dem Hügel, ja, habe ich verstanden. Ich werde Sie um keinen Preis enttäuschen, Morikubo-sama! Aha. Hahahahaha. Versprochen!" Ich sah wieder zu Rose herüber, die ratlos die Schultern hob. Also war Anna Moriyama normalerweise nicht so... Wie sollte ich es in Worte fassen? Fixiert? "Hier und hier werden wir nach jeweils einem Tagesmarsch rasten", sagte ich und zeigte die Positionen auf der Karte. "Dann beginnen wir mit der Aufteilung der Kolonnen. Ihr habt eine Stunde, um eure Positionen zu erreichen, dann zwei weitere Stunden, um bis auf Rufweite an Oto heran zu kommen. Lasst niemanden entkommen, aber behandelt sich ergebende Shinobi und Zivilisten bestimmt, doch freundlich. Wer sich wehrt, sollte allerdings schnell einsehen, dass das eine dumme Idee ist. Wir koordinieren uns mit Hilfe eines Roten Milans aus Konoha, der von den ANBU zur Beobachtung Otogakures eingesetzt wird. Der erste Schrei bedeutet vorrückten. Der zweite Schrei bedeutet angreifen. Solltet Ihr vorher entdeckt oder gar angegriffen werden, brecht die Funkstille und informiert mich sofort. Während des Kampfes um die Stadt will ich ständig über eure Gegner und eure Verluste informiert werden. Ich werde bereits einen Affenkrieger beschwören, bevor der Kampf beginnt. Aber mein Limit sind drei, und das verkürzt die Zeit für die anderen Kontraktpartner beträchtlich. Das heißt, ich werde meinen Kontrakt sehr dosiert einsetzen müssen. Dazu brauche ich exzellente Informationen. Alle verstanden?" Leise Bestätigungen hallten durch das Zelt. "Welchen Affenkrieger werden Sie denn beschwören, Morikubo-sama?", fragte Moriyama mit leuchtenden Augen. "Ranma-sensei? Doktor Tofu? Oder gar Enka O Enma persönlich?" "Ich gebe zu, ich kann meine Beschwörungen nicht in dem Maße steuern. Wir werden sehen, wen ich kriege. Aber je mehr Chakra ich in die Beschwörung lege, desto mächtiger ist der Affenkrieger." "Ooooh, ich kann es gar nicht erwarten, einen zu sehen. Oder sogar drei!" Vor lauter Begeisterung hatte sie die Hände vor der Brust gefaltet und sah mich mit einem Blick an, den ich ansonsten nur von Hunden kannte, die gleich ihr Leckerli bekommen würden. "Du wirst einen Teufel tun!", fluchte Rose wütend, und versetzte ihr noch einen Schlag. "Du wirst gefälligst deine Aufgabe erfüllen! Und du wirst nicht mitten in der Schlacht nachsehen gehen, welche Affenkrieger Mamo-chan beschworen hat. Hast du das verstanden, Anna?" "Keine Sorge, ich werde mich doch ausgerechnet von Morikubo-sama nicht blamieren", erwiderte sie beleidigt. "Und außerdem, musst du so hart zuschlagen, Sempai?" "Kleine Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen, Anna", sagte Rose bestimmt. "Wie dem auch sei!", sagte ich mit lauter Stimme, um anzudeuten, dass die Besprechung noch nicht beendet war. "Drei Schreie des Milans bedeuten Abbruch der Mission. In diesem Fall ziehen wir uns zwanzig Kilometer zurück, jeder in die Richtung, aus der er gekommen ist. Anschließend schlagen wir uns zum ersten Rastpunkt durch, hier, wo wir uns wieder sammeln. Entweder versuchen wir es dann erneut, oder wir ziehen uns zurück, je nachdem welcher Umstand einen Missionsabbruch erforderte. Ich sage das vorsichtshalber, nicht weil ich glaube, dass Orochimaru oder sein Leutnant Kabuto in der Stadt sein werden. Ich sage es, weil ich für jede Option gerne eine Lösung habe. Wenn das alle verstanden haben, dann ist die Besprechung beendet. Frischt eure Vorräte auf und macht euch und eure Leute bereit. Wir ziehen in einer Stunde weiter." Zustimmendes Gemurmel antwortete mir, und nach und nach verließen die Chunin das Zelt. Rose ging mit ihrer Kohai und redete wütend auf sie ein, weil sie sich von ihr blamiert fühlte. Zu Recht, wie ich damals fand. "Aber er ist doch noch so jung, und dabei schon so cool! Kannst du das nicht verstehen, Rose-sempai? Er ist was ganz besonderes!" Ich erstarrte, als ich diese Worte hörte. Anna konnte doch unmöglich mich gemeint haben, oder? Ich war angemessen irritiert. Andererseits war die Mission wichtiger, also begann ich meine Arbeit zu machen und das Kartenmaterial einzurollen. Es würde uns noch gute Dienste erweisen. "Herr General, ich bedanke mich für die Möglichkeit, meine Besprechung hier abzuhalten." "Kein Problem, Morikubo-tono. Immerhin ist ein Angriff auf einen Diener des Landes des Feuers ein Angriff auf alle Diener des Landes des Feuers", sagte er freundlich. "Gehen Sie raus, und reißen Sie den Oto-Idioten mächtig den Arsch auf." "Das war der Plan", erwiderte ich grinsend. "Ach, und noch etwas. Seien Sie umsichtig mit Ihrem großen Problem. Ein abgelenkter Offizier macht leicht ein paar Fehler, die seinen Leuten oder gar sich selbst das Leben kosten können." "Abgelenkter Offizier? Ach, Moriyama-kun. Ich werde sie rechtzeitig austauschen, wenn sie sich als Nachteil erweisen sollte." "Das ist nicht das Problem mit ihr, Morikubo-tono." "Aber ich glaube doch, dass es die Lösung ist, Herr General", beharrte ich. Der erfahrene Mann musterte mich einige Zeit. Dann seufzte er und erhob sich, um mir die Hand geben zu können. "Ich wünsche Ihnen viel Glück, Morikubo-tono. Sie werden es brauchen." "Danke, Herr General. Mit ein wenig Glück bringen wir die Mission schnell hinter uns." Er öffnete den Mund, so als wolle er noch etwas sagen, aber dann ließ er es doch. "Ist noch etwas?", fragte ich neugierig. "Nichts, nichts", antwortete er und klopfte mir auf die Schulter. "Ich bin sicher, Sie werden schon von selbst darauf kommen. Sie sind ja noch jung." "Worauf kommen?" "Ich sagte schon, das kriegen Sie selbst raus. Irgendwann." Er reichte mir die Karten und komplimentierte mich aus dem Zelt. Ich lief dabei in Kaminari, der mich wissend angrinste. "Ich übernehme wieder deine Rückendeckung, wenn es dir recht ist. Bei dem anderen Problem kann ich dir allerdings nicht helfen." "Welchem Problem? Dem mit Moriyama?" "Genau", sagte er, noch breiter grinsend. "Und warum nicht? Weil du es nicht kannst, oder weil du es nicht darfst?" "Weil ich es nicht will. Ist lustiger so." "Ich verstehe kein Wort", beschwerte ich mich. "Ja, ich weiß", sagte er und klopfte mir auf die Schulter. "Wird bestimmt lustig zu beobachten sein." "Ryu, du steigst im Moment nicht gerade auf meiner Beliebtheitsskala." "Oh. Ich werde es überleben." "Na klasse." Ich schob den Gedanken beiseite. Schließlich hatte ich gut zu tun. Ich musste ein Ninja-Dorf zerstören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)