Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 11: Prolog: Feuerregen ------------------------------ Prolog: Wenn ich über meine Jugend zurück sinne, lange bevor ich wirkliche Verantwortung für Konoha und mein eigenes Leben hatte übernehmen müssen, könnte ich von jedem Tag berichten. Allein, was interessiert es jene, die meinen Bericht lesen, um etwas über das Leben der Shinobi in jenen Jahren zu erfahren? Ich maße mir an zu wissen, was ein Leser für interessant hält, und was nicht. Deshalb springe ich in meiner Erzählung zwei Jahre in die Zukunft - und doch wieder nicht. Ich war sechzehn, vor mir lagen viele gefahrvolle Missionen im Dienste Konohas und des Landes des Feuers. Viele erfreuliche Ereignisse lagen vor mir, aber auch viele schmerzvolle Verluste. Meine Verantwortung, die ich für andere trug, wuchs mehr und mehr, und ich gewöhnte mich daran. Es war in jenen Jahren, in denen ich Ereignisse erlebte, die mir nahe brachten, wie die großen Schlachten im dritten Ninja-Weltkrieg gewesen sein mochten. Nur um wenige Jahre später eindrucksvoll belehrt zu werden, das nichts, was man kannte, einen Ninja-Weltkrieg glich. Und das waren nur einige der Probleme, mit denen ich mich konfrontiert sah. Ich will die Geschichte, die ich hier vor meinen Lesern ausbreite, in zwei Zeitebenen erzählen. Die eine, in der ich tatsächlich sechzehn bin, und jene Zeitebene, in der Konoha von der gemeinsamen Koalition aus Suna und Oto attackiert wurde, etwa ein Jahr nach der Chunin-Prüfung für Team drei. 1. Heute Eines habe ich gelernt, zweifellos. In meiner Tätigkeit als Aushilfslehrer in Kumogakure, im tägliche Umgang mit meinen Genin und meinen Vorgesetzten: Wer lehrt, lernt auch zugleich. Man kann Genin nicht über einen Kamm scheren oder gering schätzen, weil sie den eigenen Rang nicht erreicht haben. Im Gegenteil, jeder von ihnen verfügt über spezielles Wissen, das es zu erforschen und zu nutzen gilt. In den Tagen rund um meinen sechzehnten Geburtstag war ich meistens mit Karin und Hanako unterwegs, und es war selten, dass Hayate-sensei uns noch begleitete. Größere Missionen, die ich für Konoha erledigen musste, erforderten hingegen eine Neuner-Zelle, in der mir zwei Dreiergruppen Genin zugeteilt wurden, die von Hanako und Karin als meinen Stellvertretern koordiniert wurden, während ich die Gesamtlage im Auge behielt. Diese sechs Genin wechselten öfters, sehr zu meinem Verdruss. Kaum hatte ich ein reibungsloses Zusammenspiel der einzelnen Persönlichkeiten und Fähigkeiten erreicht, wurden diese Gruppen wieder aufgebrochen und neu durcheinander gewirbelt. Erst einige Jahre später sollte ich erfahren, dass der Sandaime Hokage, mein Sensei, dies in voller Absicht getan hatte. Er hatte mich benutzt, um den Genin-Gruppen die Grundlagen der Zusammenarbeit in größeren Teams näher zu bringen. Mit meiner Engelsgeduld und meinem scharfen Auge war ich dafür prädestiniert, könnte man sagen. Natürlich war ich nicht immer erfolgreich. Aber wir schlossen unsere Missionen ab, fast immer erfolgreich, und es herrschte ein gesunder Respekt füreinander. Gewiss, ich war nicht der erfolgreichste Anführer, sicher nicht, aber da es bei meinen Missionen bisher keine Verluste gegeben hatte, stand ich im Ruf, mich besonders für meine Leute einzusetzen, eher eine Mission abzubrechen als meine Leute zu verheizen. Besonders die älteren Genin honorierten das. Man konnte sagen, ich war beliebt. In einem gewissen Maße. Aber in jener Zeit lernte ich noch. Und es gab viel zu verstehen für mich. Eine dieser Lektionen war, dass die Taten der Vergangenheit irgendwann einmal Auswirkungen auf die Zukunft hatten. Vielleicht verstrichen Jahre, aber es gab diese Auswirkungen. So auch in diesem Fall. Als ich das Büro der Hokage betrat, war ich übermüdet, überstrapaziert und vollkommen verspannt. Vier Tage und Nächte ohne Schlaf und eine Hetzjagd, die mehr einem Puzzle geglichen hatte, hatten ihren Teil getan, um mich zu einem nervösen, herrischen und leicht aufbrausenden Wrack zu machen. Zudem war das Einzige was ich in dieser Zeit gegessen hatte, eine Soldatenpille gewesen. Zu mehr hatte ich keine Gelegenheit gehabt. Und so sehr man als Ninja, diese kleinen Dinger schätzen sollte, die einen für mehrere Tage mit allen notwendigen Nährstoffen und Kalorien versorgten - sie füllten nicht den Magen und ersetzten auch nicht den Genuss, den man beim Essen verspürte. "Morikubo-kun", fragte die Godaime Hokage, und faltete ihre langen, filigranen Hände vor dem Gesicht ineinander, während ihre Ellenbögen auf der Tischplatte des Schreibtischs ruhte, "das Missionsziel wurde erreicht?" Kurz blinzelte ich auf, um einen leichten Schwindelanfall zurückzudrängen. "Nein, Tsunade-sama. Das vierte Ziel ist uns entwischt. Ich entschuldige mich in aller Form für mein Versagen." Sie warf einen fragenden Blick zu ihrer Sekretärin herüber. Shizune warf einen Blick auf ihr Klemmbrett. "Aino ist entkommen." "So." Nachdenklich sah sie mich an. "Das wird unserem Auftraggeber nicht gefallen. Aber Takko Aino war nicht das wichtigste Ziel der Mission." "Dennoch. Ich bitte um die Erlaubnis, mich weiterhin um den Fall zu kümmern. Ein Mann, der kein Ninja ist, und mir dennoch entkommt, ist eine potentielle Bedrohung für uns." "Abgelehnt." Dieses eine Wort nur, und es zerstörte meinen Stolz und meine Ehre als Ninja. Ich stellte mir vor, der Sandaime würde noch leben und hier sitzen. Hätte er es hingenommen, dass meine Mission unvollendet blieb? "Tsunade-sama", begann ich. Doch die Hokage wischte meinen Einwand mit einem bissigen Knurren davon. "Es ist gut, habe ich gesagt. Wir setzen ihn aufs Bingo-Buch der Kopfgeldjäger und warten die weitere Entwicklung ab. Es gibt keinen Grund, warum ich einen Chunin weiterhin auf diesen kleinen Fisch ansetzen sollte." Ich spürte, wie meine Hände zu zittern begannen. "Tsunade-sama, ich..." "Außerdem habe ich längst eine weitere Mission für dich. Sie ist zwar nur B-Rang, aber du wirst dich für sie wieder der Neuner-Zelle bedienen." "Was?", fragte ich überrascht. "Du wurdest persönlich angefordert, Mamoru Morikubo. Unser Auftraggeber will dich und niemand anderen für die Mission haben. Da die Missionsparameter mehrere Gruppen erfordern, habe ich mich für deine bewährte Neuner-Formation entschieden. Da sie nur B-Rang ist, wirst du die Mission leiten, wie üblich. Keine weitere Unterstützung durch Chunin oder Jounin." Ich blinzelte erneut. Das Zittern meiner Hände legte sich ein wenig. "Was ist das für eine Mission, Tsunade-sama?" "Kennst du den neuen Spielfilm der gerade im Kino läuft? Die Gerechten Sieben?" "Oh, ich habe davon gehört. Sieben herrenlose Shinobi werden von einem abseits gelegenen Dorf angeheuert, das periodisch von seinen Nachbarn geplündert wird. Wie der Film ausgeht weiß ich nicht." Die Godaime Hokage griente mich an. "Ist vielleicht auch besser so. Aber freu dich: Du hast nicht sieben, sondern acht Ninja zur Verfügung." "Eine Beschützer-Mission?" "Das ist richtig. Wir haben den Auftrag bereits angenommen. Er ist... Etwas delikat, weil du nach Mizu no Kuni musst. Aber ich erwarte keine Schwierigkeiten mit Kirigakure." "Warum hat unser Auftraggeber nicht einfach Kiri-Ninjas angeheuert?", fragte ich erstaunt. "Das kann uns völlig egal sein. Er will dich, und er kriegt dich auch, weil er dafür bezahlt." Tsunade-sama wirkte reichlich zufrieden mit sich und der Welt. Und ich selbst fühlte mich auch besser. Persönlich angefordert zu werden... Hatte ich mir bereits einen Ruf erworben? Die Hokage musterte mich von Kopf bis Fuß. "Aber jetzt solltest du erst mal was essen, ein Bad nehmen und ein wenig schlafen. Wir stellen dein Team zusammen. Du brichst in vierzig Stunden auf." Das erleichterte mich doch ein wenig. Für einen sofortigen Aufbruch fühlte ich mich zu ausgelaugt. Dennoch fragte ich: "Wäre es nicht angemessener, wenn wir..." "Das Dorf wird periodisch bedroht, Morikubo-kun. Du hast noch zehn Tage Zeit, bevor die Ernte beginnt. Erst dann ist das Dorf als potentielles Ziel gefährdet. Wenn du in zwei Tagen aufbrichst, kannst du in weiteren sechs Tagen dort sein. Die Ernte dauert eine Woche. Du hast also ein ausreichendes Zeitfenster für Vorbereitungen. Also ruhe dich erst einmal aus. Und sag das auch deinen Stellvertretern. Ich will keine Shinobi mit Augenringen sehen", mahnte sie. "Ich werde sie persönlich ins Bett stecken", versprach ich. "Das werden sie sicherlich zu schätzen wissen", murmelte Shizune vor sich hin. "Eventuell", sagte ich in ihre Richtung, und mit Genugtuung nahm ich zur Kenntnis, wie eine leichte Röte über ihre Wangen huschte. "Das ist dann alles, Morikubo-kun. In vierzig Stunden in diesem Büro. Du kannst gehen." "Hokage-sama", sagte ich in ihre Richtung und deutete eine Verbeugung an. "Shizune-tono." Sie erwiderten meinen Abschiedsgruß mit einem Nicken. Ich verließ das Büro mit einem breiten Gähnen. Himmel, war ich fertig. Etwas Schlaf war genau die richtige Idee. Ich konnte es kaum erwarten, endlich ins Bett zu kommen. Und anschließend würde ich mir etwas Zeit abzwacken, um ein paar Freunde aufzusuchen, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Aber zuerst musste ich meine Leute informieren und nach Hause schicken. Mit müden Schritten erklomm ich das Dach der Residenz. Welcher Trottel hatte das gleich noch mal angeordnet, angeblich um die warme Herbstsonne genießen zu können? Ach ja, das war ich selbst gewesen. Schließlich stand ich oben, mit schmerzenden Beinen und die Treppe verfluchend. Und was bot sich mir? Eine Horde sich entspannender, teilweise schnarchender Shinobi, die entweder tatsächlich die Sonne genossen, oder die Steinbänke als Schlafstätten requiriert hatten. Auf den ersten Blick war ich neidisch. "Mamo-chan!", sagte Karin hastig, als sie mich das Dach betreten sah. Als sie sich erheben wollte, winkte ich ab. "Bleib liegen. Ihr alle, entspannt euch." Vor meinen Leuten ging ich in die Hocke. Das würde sich noch rächen, wenn ich versuchte, wieder aufzustehen. "Tsunade-sama hat die Mission für beendet erklärt. Unser letztes Ziel setzt sie ins Kopfgeldjägerbuch. Für uns ist damit alles erledigt." Leises Gemurre klang auf. Ich konnte das verstehen. Alle Shinobi Konohas zogen einen gewissen Stolz aus ihrer Arbeit. Und eine nicht abgeschlossene oder abgebrochene Mission zehrte von diesem Stolz. "Es geht nicht anders, Leute. Ich wurde bereits der nächsten Mission zugeteilt. Sie startet in vierzig Stunden, und meine Anweisungen lauten, bis dahin ausgeruht zu sein. Ach kommt, Leute, macht nicht so ein Gesicht. Wir haben doch die Hauptziele erwischt und nach Konoha gebracht. Was interessiert uns so ein kleiner Fisch?" "Ein kleiner Fisch, der uns entkommen ist", merkte einer der Genin bissig an. "Es gibt immer eine weitere Gelegenheit, Shiro. Man trifft sich immer zweimal im Leben." Ich sah in die Runde. "Fragen? Wenn nicht, schicke ich euch jetzt in die Betten. Ja, Sara?" "Sempai, werden wir mit von der Partie sein?" "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Tsunade-sama stellt die Gruppe zusammen. Aber ich glaube eher nicht. Normalerweise kriegen Karin, Hanako und ich für neue Missionen immer andere Genin zugeteilt." Zustimmendes, teils spöttisches Gemurmel klang auf. Ich klatschte in die Hände. "Also, Herrschaften, wenn es das gewesen ist, dann habt Ihr jetzt Dienstschluss. Ab nach Hause, was Anständiges essen, baden, schlafen. Mürrisch erhoben sich die Genin. Shiro half Karin auf die Beine. Nur Hanako blieb auf ihrer Steinbank liegen, als ginge sie das alles nichts an. Ich kam wieder hoch, sehr zum Leidwesen meiner Beinmuskeln, und trat zu Hana herüber. "Du auch, Mädchen. Los, dein Bett ist doch viel bequemer als die Steinbank." "Ach, nur noch fünf Minuten", murmelte sie im Halbschlaf. "Gut, dann bleib liegen. Ich gehe mit Karin vor." Urplötzlich war sie wach und schoss in die Höhe. Bevor ich es verhindern konnte, hatte ich sie am rechten Arm hängen. "Haha. Ahahaha. War doch nur ein Witz. Ich bin wach, wirklich!" Die Gegenreaktion ließ natürlich nicht lange auf sich warten, und keine Sekunde darauf hing Karin an meinem anderen Arm. "Bringst du mich nach Hause, Mamo-chan? Choji würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen." Ich seufzte ergeben. Seit ein paar Monaten, genauer gesagt seit der letzten Chunin-Prüfung in Konoha verstand ich, was in den beiden Mädchen vorging, was sie für mich empfanden, und was das ganze Theater eigentlich sollte, das sie um mich veranstalteten. Sie waren beide in mich verliebt, und das schon seit der Schule. Ich hätte lügen müssen, hätte ich behauptet, ich würde nichts für die beiden empfinden. Ja, vielleicht liebte ich eine der beiden, ich konnte es nicht sagen. Aber ich hatte ein ernsthaftes Problem. Ich verstand nicht, warum die beiden in mich verliebt waren. Ausgerechnet in mich. Bevor ich diese sich selbst widersprechende Frage nicht geklärt hatte, ihre Motive erkannt hatte, konnte ich mich mit dem Thema Liebe nicht weiter beschäftigen. Aber wenn ich ehrlich war, dann steckte ich, seit ich verstanden hatte was überhaupt passierte, in einer Zwickmühle. Die eine zu wählen würde bedeuten die andere zu enttäuschen. Keine zu wählen würde sie langfristig von mir forttreiben. Beide zu wählen hingegen mochte der Traum jedes Pubertierenden sein, aber diese Option stand mir nicht offen. Ich war nicht soweit, um eine Entscheidung zu treffen. Noch lange nicht. Zwar neckte ich die beiden mit ihrer Leidenschaft, von der sie immer noch dachten, sie wäre vor mir geheim. Aber ich war noch nicht bereit, mich für eine zu entscheiden und die andere aufzugeben. Ich wusste ja noch nicht einmal, für welche der beiden ich mich entscheiden sollte. Aber immerhin fiel es mir seither leichter, mich aus ihrem Spiel um mich auszuklinken. Und ihre Reaktionen waren vorhersagbar, weshalb ich Vorbereitungen treffen konnte. "Aber natürlich bringe ich dich nach Hause, Karin. Euch beide. Ich... Ja, hallo, ist das nicht Kou Hyuuga? Kumpel, was machst du denn hier?" Der groß gewachsene Shinobi zeigte mir seine ernsteste Miene. Mit der weißen Iris, typisch für die Hyuugas, wirkte es gleich bedrohlich. "Ich würde dich gerne sprechen, Mamoru." Er taxierte die beiden Mädchen, die meine Arme festhielten. "Privat." Widerstrebend ließen sie meine Arme fahren. "Du kommst doch vorbei, wenn du ausgeschlafen hast, ja, Mamo-chan?", fragte Hanako drängend. "Versprochen", sagte ich und legte beiden Mädchen einen Arm um die Schultern. "Lasst uns morgen essen gehen. Nur wir drei. Ich bezahle." Nun, das machte sie glücklich genug, um mir den Freiraum zu erkaufen, den ich nun brauchte. Nachdem Hana und Karin mit einem letzten Winken vom Dach verschwunden waren - immerhin überließen sie mich einem Mann, keiner Rivalin - atmete ich erleichtert auf. "Danke, wie immer." Kous ernste Miene verschwand und machte einem verlegenen Lächeln Platz. "Ach, da doch nicht für, Mamo-chan. Das mache ich doch gerne als dein Freund. Ich frage mich nur manchmal, wie lange Karin und Hanako auf diese Scharade noch reinfallen." Sein Lächeln verblasste ein wenig. "Noch Lust auf was zu trinken, bevor du dich aufs Ohr haust?" "Ich denke, ein Bier kann nichts schaden." "Gut. Obwohl, wenn ich mir die Ringe unter deinen Augen so ansehe, wäre es vielleicht doch keine schlechte Idee, wenn du gleich ins Bett gehst." "Diese eine Stunde kann ich auch noch wach bleiben." Ich klopfte Kou auf die Schulter. "Und läuft alles? Flirtest du auch weiterhin eifrig mit meiner Schwester?" "Oh, man tut was man kann. Was bei dir in Sachen Liebe los ist, weiß ich ja jedes Mal, wenn ich dich aus deinem Liebesdreieck raus hauen muss. Warum machst du der Sache nicht endlich mal ein Ende und entscheidest dich?" "Viel zu anstrengend", erwiderte ich. "Jetzt klingst du wie dein Cousin. Hast du übrigens gehört, das im Gespräch ist, ihn zum Jounin zu machen?" "Warum nicht? Shikamaru ist ein heller Kopf. Außerdem hält ihn das auf Trab." Ich grinste. "Und besser er als ich." Kou lachte leise. "Ich werde nie verstehen, was Ihr Nara-Männer für ein Problem mit Verantwortung habt." Er schwieg für einen Moment, und sein Blick ging an mir vorbei. Ich wusste, wohin er sah: Hoch zu den Gesichtern der vorigen Hokage. Jener Hokage, die für Konoha gestorben waren, auch Sarutobi-sensei. "Denkst...", begann er, brach ab und setzte erneut an. "Denkst du noch daran?" "Jeden Tag", gestand ich. Ja, jeden Tag dachte ich daran, wie ich in eine Stadt zurückgekehrt war, die unter einer unglaublichen Attacke gestanden hatte. Jeden Tag dachte ich daran, ob es etwas geändert hätte, wenn ich Sarutobi-sensei hätte zur Seite stehen können. Dieser verdammte Orochimaru. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Das waren keine guten Tage gewesen. Sicherlich keine guten Tage. Langsam öffnete ich meine Fäuste wieder. "Lass uns trinken gehen, Kou." "Okay, ich bezahle." Ich lächelte schmallippig. "Du wusstest schon immer, wie du meine Stimmung bessern konntest." Er klopfte mir auf die Schulter. "Okay, gehen wir." Ein letzter Blick von ihm ging nach oben, dann wandte er sich ab. Stattdessen wandte ich mich um und sah zu den fünf Gesichtern hoch; Tsunade-samas Antlitz war dort bereits verewigt worden, seit ausgerechnet Naruto Uzumaki sie dazu überredet hatte, ihre Verantwortung gegenüber Konoha anzunehmen. Eine verrückte Geschichte. Aber es passte zu dem Ruf, den der junge Genin nach und nach um sich aufbaute. Mein Hauptaugenmerk aber galt Sarutobi-sensei. Hätte ich wirklich etwas ändern können, wenn ich hier gewesen wäre? Diese Frage verunsicherte mich seit dem Überfall auf meine Heimatstadt. Und ich wusste, es gab keine Antwort, so wie ich es auch nicht ungeschehen machen konnte. Blieb nur noch die Rache. "Kommst du, oder muss ich mein Bier allein trinken?", rief Kou herüber. "Wenn du schon mal bezahlst...", erwiderte ich und wandte mich von den Steingesichtern ab. Es blieb nur noch die Rache, aber das war immerhin etwas. *** Damals Damals, das war ein Jahr nach der Chunin-Prüfung in Kumogakure gewesen. Ich hatte mich längst als Chunin bewährt, und mit Hana und Karin als meinen Leutnants hatte ich ein effektives System aufgebaut, um die Genin, die mir für die verschiedenen Missionen zugeteilt wurden, zu führen. Achtzehn Missionen hatten wir mittlerweile erfüllt, die meisten B- und C-Rang. Zwei hatten A-Rang gehabt, eine weitere war nachträglich auf A-Rang gehievt worden. Eine S-Rang-Mission hatte ich bestritten, allerdings nur als Unterführer in einer Gruppe von siebenundzwanzig Genin und Chunin, mit einem Jounin als Kommandeur. Das war eine sehr interessante Erfahrung gewesen - wenn man nichts dagegen hatte, permanent an der Schwelle des Todes zu schweben. Natürlich bestritt ich nicht nur diese Missionen. Es kam auch vor, dass wir wie in alten Zeiten mit Hayate-sensei als Drei Mann-Zelle unterwegs waren. Eine Mission hatte ich alleine ausgeführt, und ich hatte auch schon Sechsergruppen angeführt. Es war nicht schwer, ein Team zu führen, wenn man die Stärken und Schwächen der Mitglieder kannte. Wenn sie auf einen hörten, musste man dazu sagen. Anfangs war es nicht leicht gewesen; ich hatte erkennen müssen, dass vor allem ältere Genin ihre eigenen Erfahrungen hatten und oftmals danach handelten. Dass ich mir bei meiner Planung etwas gedacht hatte, und das ihre Handlungen die Leben ihrer Kameraden gefährden konnten, mussten sie dann halt auf die harte Tour lernen. Ich hatte es mir angewöhnt, diese "erfahrenen" Genin schnell heraus zu sortieren, die Art ihres Vorbehalts oder ihres Überlegenheitsdenkens herauszufinden, und das dann entweder insgeheim für meine Pläne zu verwenden, oder sie an ihrer eigenen Arroganz scheitern zu lassen. Eine rechtzeitige Rettung in letzter Sekunde half meistens mehr als stundenlange Überzeugungsversuche. Als mein Neunerteam diesmal heimkehrte, hatten wir zum Glück keine besonderen Schwierigkeiten gehabt. Es war um das Übliche gegangen; eine Gruppe ausländischer Nukenin, also Ninjas, die aus ihren Dörfern geflohen waren, hatten gedacht, sich in einer dünn besiedelten Ecke des Feuerlandes ihr eigenes kleines Reich des Terrors und der Unterdrückung zusammen zu stellen. Wir waren ausgezogen, um sie davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee war. Um es abzuschließen, wir hatten gesiegt, und als Zeichen des guten Willens hatten wir die Deserteure aus Kumogakure direkt an eine Einheit Kumo-Nin überstellt, auf die wir ein paar Tage hatten warten müssen. Bei der Gelegenheit hatten wir Omoi wiedergesehen, und das war die Sache wert gewesen. Auch die Kiri-Deserteure hatten wir aus Gründen der Diplomatie an ihre ehemaligen Kameraden übergeben. Es hatte mich nicht überrascht, dass die Kiri-Nukenin schon kurz nach der Übergabe exekutiert worden waren und man dafür gesorgt hatte, dass nicht genügend von ihren Körpern übrig bleiben würde, um irgendjemanden Rückschlüsse auf ihre Jutsu zu erlauben. Kirigakure war ein Dorf, das sich vor allem durch Härte gegen sich selbst auszeichnete. Es hieß, die Akademieabgänger würden in Zweierkämpfen auf Leben und Tod entscheiden, wer ein Genin werden durfte. Der andere war tot. Ich persönlich hielt das für Verschwendung von guten Shinobi; andererseits hatten die Kiri-Nin bereits getötet und die Hemmungen überwunden, ihre Bekannten zu töten, vielleicht sogar Freunde. Das machte sie unglaublich gefährlich, geradezu monströs. Und deshalb gingen sie mit Deserteuren äußerst brutal um. Jemand aus ihrem Kreis, der sich allen Härten gestellt hatte, einer der ihren, der seinen Dienst für das Dorf mit Blut besiegelt hatte, durfte nicht fliehen, sich nicht der Aufgabe entziehen. Solch ein Verrat traf die Kiri-Leute doppelt und dreifach. Deshalb hatte ein Kiri-Nukenin für die ehrlose Flucht den Tod vor sich. Ursprünglich hatte ich die Hoffnung gehabt, zur Chunin-Prüfung, die diesmal in Konoha stattfinden würde, wieder daheim zu sein, aber die Warterei auf die Abordnungen aus Kiri und Kumo, und der Wiederaufbau der von den Nukenin brutal kontrollierten Dörfer und Höfe, hatte viel mehr Zeit verschlungen als ich gedacht hatte. Dementsprechend hetzte ich meine Truppe, so weit ich es verantworten konnte, um nach Hause zu kommen. Die letzten Gefangenen, einen Suna-Genin und einen Deserteur aus meiner eigenen Stadt, nahmen wir dabei mit; die letzten Depeschen hatten davon gesprochen, dass der Kazekage, der Oberhaupt der Versteckten Stadt im Sand, mit einem großen Gefolge anreisen würde, um die Endrunde der Prüfung zu beobachten. Es würde einfacher sein, den Suna-Nukenin Zuhause zu übergeben anstatt auf eine Suna-Abordnung zu warten. Und unser Gefangener, nun, Konoha hatte für solche Zwecke ein Gefängnis. Pragmatisch wie wir Konoha-Shinobi nun mal waren, behielten wir es vor, seine Fähigkeiten in Zukunft für Konohas Nutzen aufzubewahren. Es mochte die Zeit kommen, in der er sich bewähren konnte und die Schande der Desertation und seiner unwürdigen Aktionen mit den anderen Nukenin mildern, wenn nicht ganz fortwaschen konnte. Das ging natürlich nicht, wenn wir ihn töteten. Insoweit hatte er Glück gehabt. Nach den Kämpfen gegen die Nukenin hatte es nur neun Überlebende gegeben. Er hätte auch durchaus unter den dreizehn Toten gewesen sein können, und das wäre im Anbetracht der Verbrechen, die seine Gruppe begangen hatte, und im Angesicht von über dreißig toten Dorfbewohnern nicht einmal ungerecht gewesen. Und sein Suna-Kumpel... Sie waren halt kleine Fische, was man auch daran hatte erkennen können, wie leicht es mir gefallen war, sie auszuschalten. Der Kampf gegen die Rädelsführer war von einem anderen Kaliber gewesen und hatte uns mehrere Verletzte und einen Toten gekostet. Es war eine wichtige Lektion für mich gewesen, dass eben nicht immer alles nach der Planung ging, und das auf der eigenen Seite Menschen sterben konnten und es auch taten. Ich zermarterte mir seither den Kopf, welchen Fehler ich begangen hatte, um den Tod von Akio zugelassen zu haben, denn es musste mein Fehler gewesen sein. Und wenn er doch an der eigenen Waghalsigkeit gestorben war, dann war es mein Fehler gewesen, dies nicht rechtzeitig zu erkennen. Letztendlich war er von der Hand des Anführers gestorben, einem bulligen Erdjutsu-Nutzers ohne die Abzeichen eines versteckten Dorfes. Wir führten die toten Nukenin und Akios Leichnam mit uns; eine Abart des Beschwörungsjutsu erlaubte es uns, die Leichen noch auf dem Schlachtfeld per Schriftrolle in eine Tierdimension zu bannen, und in Konoha wieder zu beschwören. Unsere Medi-Ninjas würden versuchen, anhand der toten Körper mehr über die Jutsu heraus zu finden. Nicht verkehrt, vor allem weil einer der Nukenin über ein Blutlimit verfügt haben musste, also eine spezielle Ninja-Kunst, die nicht erlernt, sondern nur vererbt werden konnte. Oder gestohlen. Andererseits war der Kerl Genjutsu-Nutzer gewesen. Es konnte auch nur eine vorsichtige Illusion gewesen sein, sanft eingebettet in die Realität. Blut als Waffe, es hatte etwas Monströses. Letztendlich waren wir nur noch acht, und wegen der Verletzten, die ich nicht einmal auf dem Gebiet des Feuerlands zurücklassen wollte, kamen wir nicht so schnell voran wie wir gekonnt hätten. Und das ausgerechnet am Tag des Finales. Ich hätte schon gerne zugesehen, immerhin sollte Naruto gegen Neji Hyuuga kämpfen, und Kou selbst hatte gesagt, dem jungen Ausnahmetalent seines Clans würde eine Überraschung bevorstehen, wenn er sich nicht auf Naruto einstellte. Dann war da noch der Kampf vom jungen Uchiha gegen einen Suna-Genin, der sich nach dem Hörensagen durch unglaublichen Killerinstinkt und grenzenlose Brutalität durch das bisherige Examen gekämpft hatte. Dann kämpfte mein Cousin Shikamaru gegen einen weiteren Suna-Nin, und den Kampf wollte ich zu gerne sehen. Wenngleich ich nicht besonders gerne daran dachte, was danach anstand: Ausgerechnet der jüngste Aburame-Ninja würde gegen einen weiteren Suna-Nin antreten. Und diese Insektenbändiger, bei aller Toleranz, verursachten mir doch einen kalten Schauder auf dem Rücken. Immer wieder sah ich auf meinen Chronometer. Wenn das Finale pünktlich angefangen hatte, dann hatte ich den Kampf des kleinen Uzumakis bereits verpasst, und ich fragte mich ehrlich, ob Kou Recht behalten hatte. Mehr als einmal hatte er mir vorgejammert, was für eine arrogante Einstellung das herausragendste Talent der Nebenfamilie an den Tag legte, und wie überheblich er seine Schutzbefohlene Hinata behandelte. Bei der dritten Vorrunde im Duell-Modus hatte er sie sogar schwer verletzt. Wobei selbst Kou zugeben musste, dass ihre Sturheit, die verhindert hatte das sie einfach aufgab, bewundernswert gewesen war. Es schien so, als hätte sie den Mut, der ihr lange Jahre gefehlt hatte, nun mit beiden Händen aus einer unbekannten Quelle geschöpft, um es bildlich auszusprechen. Leider war ihr Können dem nicht nachgekommen, aber es hätte immer noch gereicht, um jeden Genin Konohas, und wohl auch etliche Chunin hinweg zu fegen. Das Byakugan war ein ernster Gegner, und jeder entschlossene Shinobi, der über Technik und dieses Bluterbe verfügte, war ein noch ernsterer Gegner. Der zweite Kampf war für mich auch nicht so interessant wie der Shikamarus; eigentlich hatte ich vorgehabt, im Publikum zu sitzen und ihn anzufeuern. Aber wenn ich einigermaßen gut schätzte, dann waren diese drei Kämpfe schon lange beendet. Und wenn ich mal nicht versuchte, den Optimisten heraus zu kehren, war wahrscheinlich schon die ganze Veranstaltung beendet, standen die Sieger fest, und man beriet gerade in Konoha, welchen Genin man zum Chunin machen würde. Ich seufzte leise. All die Mühe umsonst. Aber ich konnte nicht anders; ich wollte meine Leute, vor allem die verletzten, nicht einfach zurücklassen, nur weil ich meinem Egoismus nachgeben wollte. Und das, wo ich bereits die vertraute Anhöhe über Konoha sehen konnte. So nahe dran, und doch zu spät. Ikuko seufzte neben mir erleichtert auf. Das kam selten vor. Die sensorische Ninja war meistens noch verschlossener als Karin am Anfang ihrer Karriere als Kunoichi und stellte sich gerne nach hinten, weil sie von ihren eigenen Fähigkeiten als Kämpferin nicht überzeugt war. Ich hatte versucht das abzustellen, und ihr besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, um ihr Ego zu stärken. Dummerweise hatte sie das als Annäherungsversuch interpretiert, ebenso wie Hana und Karin. Und noch dümmer daran war, dass ich, hätte ich das tatsächlich versucht, bei ihr offene Türen eingerannt hätte. Sie hatte anscheinend keine Probleme mit einem zwei Jahre jüngeren Mann als Partner. Noch etwas was meinen beiden Leutnants überhaupt nicht gepasst hatte. Aber es bot mir die Gelegenheit, die beiden ein wenig zu necken, weshalb ich zu Ikuko herüber sah. "Was ist los, Ikuko-chan?" Verlegen sah sie zu mir herüber. Aufmerksamkeit von mir machte sie immer ein wenig nervös. "Es ist nichts, Mamo-chan. Ich war nur etwas nervös, weil ich niemanden auf dem äußeren Patrouillengürtel entdecken konnte. Aber im Mittleren habe ich eine Gruppe auf Patrouillenkurs erspürt." "Das sind dann wohl eher nicht die ANBU", klang es von hinten auf, und wir lachten. Einen ANBU, so sagte man, bemerkte man erst, wenn er vor einem stand. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass Ikuko am äußeren Ring niemanden entdeckt hatte. Ungewöhnlicher war es da schon, dass sie sich uns gegenüber nicht zu erkennen gegeben hatten. Immerhin führten wir Gefangene mit uns. "Merkwürdig", murmelte sie wieder. "Sie scheinen uns zu folgen..." "Das Ganze Halt. Voraussichtlich werden wir inspiziert." Dies rief wieder Heiterkeit hervor. Zumindest bis zu dem Moment, der mein Leben und das aller Shinobi Konohas von einem Moment zum anderen vollständig veränderte. Zuerst war es nur der Schrei eines Bussards, der die Shinobi der Stadt zu Phase drei aufrief - und jeder wusste, was das bedeutete. Dann landete etwas Großes, Schweres in mehreren Kilometern Entfernung auf dem Boden und löste eine Druckwelle aus, die sogar bei uns noch zu spüren war. "Was zum...?", fragte Inari, unser Medi-Nin, ungläubig und starrte in die Richtung, aus der der Lärm zu uns herüber gehallt war. "Gama Oyabun... Ist Jiraiya-sama...?" "AUSEINANDER!", brüllte ich und wirbelte herum. Die Shinobi spritzten vor mir davon und schufen mir eine Gasse. "Katon! Dai Endan!" Ich spie einen großen Feuerball aus meinem Mund, jagte ihn in den Wald, den wir gerade erst passiert hatten, mitten in die Gruppe, die uns folgte. Ninjas blieb eher wenig Zeit, um Entscheidungen zu treffen. Aber in unserem Gewerbe konnte eine halbe Sekunde des Zögerns schnell den eigenen Tod oder den eines Kameraden bedeuten. Shinobi sein bedeutete auch Risiken abschätzen und eingehen zu können. In diesem Fall nahm ich das Risiko auf mich, gerade vier Ninjas von Konoha zu rösten, und das war mir wirklich nicht leicht gefallen. Andererseits gab es da dieses spöttische Sprichwort, das besagte, es sei oftmals einfacher um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis. Ich hörte einen Schrei und sah danach einem Menschen, brennend wie eine Fackel, aus dem Gehölz stürzen. Drei weitere Schemen kamen hervor. Ihr Anführer landete links von meiner Gruppe. Mit Entsetzen sah ich auf seinem Stirnschutz das Symbol Konohas. "Seid Ihr verrückt geworden?", herrschte er mich an. "Könnt Ihr Freund von Feind nicht mehr unterscheiden?" "Doch, können wir", sagte Karin, Augenblicke bevor sie ihr Baika no Jutsu einsetzte, um den Fremden zu treffen. Der sprang nach hinten weg, sein Verwandlungsjutsu aussetzend. Nun stand uns ein maskierter Ninja in der Kleidung der Oto-Nin gegenüber. Auch die anderen beiden Ninjas nahmen ihre eigentliche Form an. Man musste Karins gutes Gedächtnis für Gesichter einfach lieben. Das bedeutete nur für den Moment ein Aufatmen, denn es musste einen Grund dafür geben, dass sie bei dem Missverhältnis drei gegen acht nicht stiften gingen. Es musste ihnen klar sein, dass ein Chunin zur Gruppe gehörte. War einer von ihnen auch Chunin, vielleicht Jounin? Erwarteten sie Verstärkung? "Mist, ich dachte, das funktioniert", murrte der Oto-Nin. "Ich wollte ihm eigentlich keine Lorbeeren überlassen." Ich kniff die Augen zusammen und fixierte den Kerl. "Wem?" "Mamo-chan, oh, oh...", hörte ich einen meiner Genin, Tetsuo, sagen. "Das sieht nicht gut aus." "Was sieht nicht gut aus?" Ich fuhr herum, nur für einen Moment, um anschließend die drei überlebenden Oto-Nin wieder ins Blickfeld zu kriegen. Aber was ich gesehen hatte, gefiel mir gar nicht. "Eine Schlange. Ich hasse Schlangen. Vor allem so große Schlangen." "Das ist noch nicht das Schlimmste. Der Kerl, der auf ihr steht, muss ein Chunin sein", sagte Tetsuo pessimistisch. Na, das war wunderbar. Wer jetzt noch daran zweifelte, dass in Konoha etwas nicht stimmte, dem war nicht zu helfen. Eine beschworene Riesenschlange in unserem Gebiet, dazu Ninjas eines fremden Ortes auf unseren Patrouillenwegen, wir steckten garantiert bis zur Halskrause in der Scheiße. Und Otogakure war definitiv daran Schuld. "Karin, deine Gruppe übernimmt die Gegner in Frontrichtung. Hanako, deine Gruppe unterstützt mich." "Verstanden!" Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. War ich in die Rückseite der Front geraten? Wie tief war die Frontlinie, wie weit waren die Oto-Nin vorgedrungen? Steckten wir bereits zu tief drin und würden von überlegenen Feindkräften ausradiert werden? Es war natürlich klar, dass wir die Stadt erreichen mussten, aber sicher nicht um jeden Preis. Ich hatte keine Ahnung von den Gegenmaßnahmen, die in Konoha ergriffen worden waren. Ich wusste dank des Bussards nur, dass überhaupt Abwehrmaßnahmen angelaufen waren. Aber der Feind war hier, wir waren hier. Es war pragmatisch, den Gegner hier erst einmal zu besiegen und dann das weitere Vorgehen zu planen. Hanas Team war durch Akios Tod auf Ikuko und Tetsuo zusammen geschmolzen, was Karin mit Inari, Makiko und Kano einen Shinobi mehr ließ, als sie für die Abwehr der übrigen drei Gegner brauchte. Je nach ihren Stärken und Talenten. Das machte vier Shinobi gegen einen Menschen und die Riesenschlange. Und ich war der Einzige in meiner Gruppe, der Kontraktträger war. Mein Gegner schien das zu ahnen; der erste Angriff der Schlange bestand aus einem Schwall hochtoxischem Gift auf meine Position. "Hanako, du nimmst dich des Chunin an, wenn er die Schlange verlässt. Tetsuo, Ikuko, deckt mich für mindestens drei Sekunden!" "Verstanden!" Die Schlange schnellte näher, zumindest bis zu dem Moment, als Tetsuo mit seinem Ninjutsu einen Erdwall beschwor. Dies schien die Schlange nicht weiter zu stören. Ich war ihr erstes und gefährlichstes Ziel, und sie stieß ungeachtet der Gefahr weiter vor. Dies war der Moment für Ikuko, um zu brillieren. Sie setzte ihr Wasser-Jutsu ein, und machte aus dem Erdwall und dem Boden unter der Schlange einen mittleren See. Tetsuo vervollständigte die Sache, und der See wurde ein Schlickteich, der die Riesenschlange nach unten saugte. Das war die kombinierte Technik von Katou und Lian. Danke für diese Idee. Wie ich voraus gesehen hatte, sprang der Oto-Nin vom Rücken der Schlange und raste auf mich zu. Er schleuderte Shuriken, um meine Konzentration zu unterbrechen, und mir blieb nichts anderes übrig, als auszuweichen. Mittlerweile hatte Tetsuo in einem wahren Kraftakt einen weiteren Erdwall beschworen, der sich über die Schlange neigte und drohte, sie lebendig zu begraben. Mit Ikukos Wasser-Jutsu wurde es ein schlackiger Tsunami, der das Tier weiter in den Sumpf drückte. Hanako griff ein, versuchte den Oto-Nin, mit ihrem Genjutsu zu fangen. Für eine bange Sekunde verharrte der Ninja, bevor er ihren Körpertausch abschüttelte wie ein nasser Hund Wasser. Er sprang weiter auf mich zu, und ich sah in seinen Augen den Hass und die Wut auf mich aufblitzen. Doch dieser Moment Verzögerung hatte mir gereicht. "Kuchiose no Jutsu!" Es gab den obligatorischen Knall und die Rauchwolke, der meine Hoffnung auf einen starken Affen im Ungewissen hielt. Zwar war ich das letzte Jahr über immer besser darin geworden, meine Partner gezielt zu beschwören, aber mir unterliefen unter Druck immer noch Patzer. Es wäre genau in diesem Moment sehr fatal gewesen, hätte ich Enma O beschwören wollen, und stattdessen Perine bekommen. Der fremde Chunin stoppte ab. Hinter ihm wühlte sich die Schlange brüllend aus dem Schlamm hervor, doch Ikuko und Tetsuo attackierten sie erneut mit Erde und Wasser. Wenn es mir gelang, nahe genug heran zu kommen, konnte ich den ganzen Schlammpfuhl unter Strom setzen. Dann gab es überbackene Schlange satt für alle. Doch dafür war es zu früh. Aus dem Nebel schälte sich die Gestalt von Ranko-sama. Okay, es hatte geklappt. Mit ihr als meiner Verstärkung würde die Schlange nicht länger ein Problem sein. "Mamo-chan", sagte sie ernst, "sind die mit den Musiknoten die Gegner?" Es war etwas in der Art, wie sie diese Frage gestellt hatte, etwas in ihrer Wortwahl, etwas in ihrer Körperhaltung. Es war etwas in ihrer Chakra-Ausstrahlung, eine unglaubliche Drohung, die sogar den Oto-Nin verharren ließ. "Ja, Ranko-sensei." "Bist du sicher?" Ich merkte auf. "Wie?" "Bist du sicher, dass ein kleines Dorf wie Otogakure das große Konoha allein angreift?" Nein, natürlich war ich mir nicht sicher. Im Gegenteil, ich hatte ja noch nicht mal einen Hauch an Informationen. Ich wusste nur, dass die Oto-Nin uns attackiert hatten, und dass Konoha zum Gegenangriff aufgerufen hatte. Genau in diesem Moment würden die Ninjas meiner Heimatstadt wieder in die Offensive gehen, mit gebündelten Kräften. Und es würde sich schnell zeigen, ob es reichen würde. Das war Phase drei. Phase eins bedeutete, den Feind zu stellen und abzuwehren. Phase zwei setzte ein, wenn eins nicht gelang. Dann wurden die Zivilisten evakuiert, um uns Shinobi genügend Freiraum zu geben, um unser ganzes Können zu entfalten. Und ausgerechnet Otogakure sollte Konoha dazu gezwungen haben? "Nein, das bin ich mir nicht", sagte ich ernst. "Dann solltest du jeden Ninja, der nicht aus Konoha kommt, vorerst als Feind betrachten." Sie wandte sich dem Chunin und der Schlange zu. "Ich übernehme diese beiden. Beschwöre Ranma und die anderen." "Was?" Irritiert sah ich Senseis Rücken an, sah, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten, wie sich ihre ganze Gestalt kampfbereit anspannte. Sie war auf Blut aus. "Ich kann nicht kämpfen und eine Beschwörung aufrecht erhalten, Mamo-chan. Das könnt Ihr Menschen." Ich sah, wie ihre Schultern unter einem kalten Schauder erbebten. "Der Sandaime hat Enma O beschworen. Er ist noch nicht wieder zurückgekehrt." Das bedeutete, das der König der Affen im Kampf stand. Und es bedeutete auch, dass der Kampf andauerte, und die Affen keine weiterführenden Informationen hatten. Enma O Enka konnte sogar tot sein. Ich verstand nur zu gut, was in Ranko-sama vorging. "Bin schon dabei!" Beinahe meinte ich Rankos burschikose Grinsen zu sehen, als sie mit der Rechten die linke Faust drückte, bis die Knöchel knackten. "Gut. Ich mache mich derweil etwas warm." Wer noch nie einen Affen hatte kämpfen sehen, der hatte keine Ahnung von der Flexibilität, der Geschwindigkeit und der überragenden Kraft, die ein Kämpfer erreichen konnte. Gerade ein Affe mit der Erfahrung und der Stärke von Ranko-sama war ein Erlebnis. Als Sensei vor den Augen des Oto-Chunin verschwand, sah ich als Einziger, dass sie fast im gleichen Moment hinter dem Schlangenmonster wieder auftauchte. Die Schlange sah sie nicht. Ihr Pech. "Kuchiose no Jutsu!" Erneut drückte ich meinen blutig gebissenen Daumen auf den Boden, beschwor einen weiteren Affen. Ranma-sama stand vor mir, musterte mich einen Moment. "Otogakure also?" Er drückte den Rücken durch, was ein unheilvolles Knacken ertönen ließ. "Dein Limit sind drei Beschwörungen, habe ich Recht, Mamo-chan?" Wenn ich noch Chakra haben wollte, um selbst zu kämpfen, ja. Ich nickte ernst. "Gut. Doktor Tofu steht bereit. Beschwöre ihn bitte." Ich erschrak. Die Affen nannten Ono, den ältesten Sohn des Königs, Doktor, in Anlehnung an den Sandaime Hokage, der wegen der vielen von ihm gemeisterten Künste Professor genannt wurde. Man sagte, Dr. Tofu beherrschte mittlerweile zumindest fünfhundert Ninjutsu und Genjutsu. Tofu riefen sie ihn, weil er sowohl in seiner Affen-Gestalt als auch in seiner menschlichen Verkleidung als harmloser, kraftloser Brillenträger daher kam. Meistens war es auch die letzte Fehleinschätzung im Leben seiner Gegner. Ich kannte Dr. Tofu kaum, hatte ihn nie selbst beschworen. Aber ich wusste, dass der Hinweis ein Befehl gewesen war. "Kuchiose no Jutsu!" Selten hatte ich so viel Kraft in die Stimme gelegt, soviel Chakra konzentriert, mich selbst konzentriert. Als die Nebel der Beschwörung verflogen waren, stand er da, in seiner menschlichen Verkleidung, naiv durch die großen runden Gläser in die Welt schauend, und wie immer mit dem schlichten Trainingsanzug der Karate-Sportler bekleidet. "Hallo, Mamo-chan!", rief er fröhlich, und winkte in meine Richtung. Dann legte er eine Hand über seine Brille, um die Sonne abzuschirmen und linste in die Ferne. "Oh, da geht es aber heftig her. Ist das der Neunschwänzige, der sich mit dem Einschwänzigen balgt?" "Der Neunschwänzige?" Erschrocken fuhr ich herum. Der Fuchsdämon mit den neun Schwänzen war so etwas wie die Nemesis von Konoha. Er hatte beinahe die ganze Stadt zerstört, und nur der Yondaime Hokage hatte ihn besiegen können, und dafür das eigene Leben gegeben. Doch nein, noch immer sah ich in der Ferne Gama Oyabun, den Kontraktpartner Jiraiya-Senseis. Allerdings kämpfte er wirklich mit dem Einschwänzigen Biju. "Ups." "Sieht so aus, als würden wir gerade noch rechtzeitig kommen, um etwas vom Spaß mitzukriegen", sagte Dr. Tofu mit heiterer Stimme. Aber selbst ich hörte das leise Zittern der Anspannung heraus, das in seiner Stimme mitschwang. Er wandte sich zu mir um und musterte mich lange. Mir wurde klar, dass er sich die Zeit dafür nahm, weil keine Notwendigkeit für ihn bestand, in die anderen Kämpfe einzugreifen. Hinter mir hörte ich einen letzten, dumpfen Schmerzenslaut, bevor Ranma-sama fragte: "Seid Ihr unverletzt, Leute?" Vor mir sah ich, was Ranko-sama mit der Schlange angestellt hatte, und das in der halben Minute, die seit der Beschwörung von Dr. Tofu vergangen war. Dazwischen steckte der Oto-Chunin, plötzlich erheblich in der Unterzahl, vor der bitteren Erkenntnis, dass Hanako mehr als ausreichte, um ihn zu stellen. Zwischen Ranko und Dr. Tofu zu stecken war wohl auch keine besonders angenehme Erfahrung, wenn man sie zu Feinden hatte. "Wir brauchen Informationen", sagte Dr. Tofu nur, und Hanako nickte viel sagend, während Ranko-sama durch die blutigen Überreste der Riesenschlange auf den Ninja zustapfte. "I-ich gebe auf", sagte er hastig, die Hände hebend. Ranko fixierte ihn in einem Klammergriff. Ich bezweifelte, dass sie das tun würde, wenn sie ein Explosionstag oder eine andere Falle befürchtete. Hanako ging ihn von vorne an. Ihr Lächeln hatte etwas Dämonisches. "Es ist mir eine Freude, dich in eines der Geheimnisse des Yamanaga-Clans einzuweihen, mein Freund. Und keine Angst, es tut nicht weh. Nicht sehr, jedenfalls." Der gespenstische Schrei der Angst und der Schmerzen, den der Chunin hören ließ, als Hanako in seinen Geist eindrang, sprach jedoch eine andere Sprache. Dr. Tofu übersah meine Truppe. Ich hatte jetzt vier Verletzte. Zu Kanou und Mikako gesellten sich nun ausgerechnet Inari, unser Medi-Nin, und Ikako, unser sensorischer Ninja. "Die zwei?", fragte er, auf unsere Gefangenen deutend. "Nukenin", sagte ich schlicht. Der Konoha-Nin hielt mir seine Arme hin. "Lass mich frei, Morikubo-san. Wenn Konoha angegriffen wird, will ich kämpfen. Hinterher kannst du mich gerne wieder in Gewahrsam nehmen, wenn ich dann noch lebe." "Oh, das lässt sich sicher einrichten." Dr. Tofu grinste wölfisch. Der Mann zuckte zurück, hielt aber weiterhin die Arme oben. Ich nickte und durchtrennte seine Fesseln. "Die Verletzten bleiben hier. Ich kann euch nicht mitnehmen", bestimmte ich und deutete auf den Konoha-Nukenin. "Kaminari, du bleibst an meiner Seite. Hier, nimm das." Wortlos reichte ich ihm meine Kunai." "Danke." Er steckte die Waffen ein. Für einen Moment schien er im Zweifel zu sein, doch dann sagten mir seine Augen, dass er sich entschlossen hatte. Die Frage war nur, wie dieser Entschluss aussah. Wir würden sehen. "Mamo-chan!", rief Hanako aufgeregt. Ich fuhr herum. "Hana-chan?" "Sie haben das Chunin-Finale ausgenutzt, um Konoha zu infiltrieren! Aber es sind nicht nur die Otogakure-Shinobi! Wir werden auch von Sunagakure angegriffen!" "Oh, das trifft sich gut", sagte der gefangene Suna-Ninja und hielt ebenfalls seine gefesselten Arme hoch. "Was dagegen, wenn ich mich am Spaß beteilige? Im Gegensatz zu diesem Trottel hier -" er deutete auf Kaminari "- habe ich genug Grund, um meinen Heimatort zu hassen!" Dr. Tofu nickte, also durchtrennte ich auch seine Fesseln. "Waffen?", fragte er und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. "Es liegen genügend rum, oder?" Ich deutete auf die toten Shinobi, um die sich erst Karin, und danach Ranma-sama gekümmert hatte. Hanako fragte: "Mamo-chan, wer ist Orochimaru?" "Wer ist... Was? Wieso willst du das wissen?" "Ich meine nur, weil unser neuer Freund hier daran gedacht hat, dass dieser Orochimaru Otogakure in die Schlacht führt und in diesem Moment gegen den Hokage kämpft." "In Geschichte warst du noch nie besonders gut, oder?", fragte ich mit Zweifel in der Stimme. "Er ist der berühmteste Nukenin Konohas. Er war einmal einer der Sannin, bevor er desertierte und seine eigene Organisation aufmachte." Ich schluckte hart. "Wenn der gefährlichste Gegner, den wir kennen, S-Rang hat, so muss Orochimaru S-Rang mit zwei bis drei Pluszeichen kriegen." Verlegen schlug sie sich eine Hand vor die Stirn. "Ach, DER Orochimaru. An den hatte ich gar nicht gedacht." "Es wird also nicht langweilig", schloss Dr. Tofu. "Was hast du über die Aufstellung des Gegners erfahren, Hanako-tono?" "Genug, um angreifen zu können", sagte sie entschlossen. "Dann tun wir das. Ikaku, du übernimmst unseren Gefangenen und das Kommando. Haltet euch versteckt und vermeidet Kämpfe, so gut Ihr es könnt. Zeigt euch erst, wenn Ihr Konoha-Ninjas seht, die Ihr persönlich kennt." Die junge Frau nickte ernst. "Tetsuo, du bildest mit Hanako und Karin ein Team. Kaminari und der Suna-Nin gehen mit mir. Dr. Tofu, ich gehe davon aus, dass Sie und meine Sensei ein eigenes Team bilden." "Das hast du gut erkannt. Wir werden der Wellenbrecher für euch sein, und Ihr räumt hinter uns auf." Bei drei der mächtigsten Affenkrieger war das keine Übertreibung. Ich nickte. "Wir kümmern uns um die Kontraktträger, und um große Trupps, die noch nicht in die Stadt eingedrungen sind. Hanako, du führst." "Verstanden!" Eine Sekunde später nutzten wir Step und machten uns auf den Weg in Konohas schwersten Kampf seit Jahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)