Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 77: Der Regenmacher 13 ------------------------------ "Mamoru." Ich schreckte auf, als die Stimme erklang. Ich war sensorischer Ninja. Selbst wenn ich wie ein Stein schlief, niemand dürfte sich an mich nahe genug heranschleichen können, dass mich erst seine Stimme weckte. Vor allem konnte und durfte das nicht passieren, wenn Kishio und Shinpachi nur drei Meter von mir entfernt schliefen. Ihre Moeru-Sinne waren noch schärfer. Erstes Tageslicht erhellte den Raum. Vor mir erkannte ich den Schattenumriss einer Frau. Die Stimme kannte ich, kannte sie nur zu gut. "Shizune-chan?" Der Schatten nickte. Okay, nun hatte ich eine Erklärung, wie jemand bis zu mir hatte vordringen können, ohne mich zu wecken. Tsunade-samas Sekretärin war auf Jounin-Level und verdammt gut in allen Dingen, die sie tat. Ich ließ mich auf meine Ellenbögen zurücksinken. "Was kann ich für dich tun?" "Ich habe wichtige Anweisungen von Tsunade-sama für das ANBU-Team von Kishio, die sofort ausgeführt werden müssen. Damit ich meinen Besuch auch überlebe, habe ich dich aufgesucht, damit du die Moerus aufweckst." "Ja, das klingt vernünftig", brummte ich und schwang mich aus dem Bett. Ein Frauenarm fiel dabei ins Leere und die Besitzerin grummelte etwas Unverständliches im Halbschlaf. Ich beugte mich vor und küsste ihre nackte Schulter. "Schlaf weiter, Schatz. Dringende Geschäfte, aber nichts tödliches. Denke ich." Wieder grummelte sie, drehte sich und sackte zurück in den Schlaf. Shizune wirkte verlegen. "Verzeih, ich wusste nicht, dass..." "Karin und ich sind fest zusammen, wollen heiraten. Damit hättest du rechnen können." Ich zog meine Shorts und meine Schlafanzughose über. "Gehen wir rüber." Ich konnte ihre Verlegenheit deutlich spüren, was die erfahrene und kampfgestählte Kunoichi seltsam unerfahren auf mich wirken ließ. Aber vielleicht hatte sie auf diesem Gebiet tatsächlich nur wenig Erfahrung... Die Arme. 'Aniki?', vernahm ich Kishios mentale Stimme. 'Was ist passiert?' 'Werde ich dir sagen. Ich komme rüber', antwortete ich. Seine Stimme war mir sehr leise vorgekommen. Es wurde wohl Zeit für eine weitere Infusion mit Moeru-Chakra bei mir. Shizune und ich nutzten den Durchgang zum Nachbarhaus. Dort ging ich zum Schlafzimmer meines Bruders und öffnete die Tür. Kishio erwartete mich bereits bei Licht, aber nackt, wie die Natur ihn geschaffen hatte. Neben ihm stemmte sich Shinpachi schlaftrunken von der Matratze. Shizune wirkte verlegen und wandte ihren Blick ab. "Ich bitte dich, Shizune-sempai. Wir sind hier alle Profis", sagte Kishio. "Was gibt es denn so früh am Morgen?" Die Sekretärin Tsunade-samas räusperte sich verlegen. "Dringender Befehl von Tsunade-sama. Das ANBU-Team Kishio muss sofort nach Süden aufbrechen und einen Treffpunkt zehn Kilometer südlich von Konoha aufsuchen. Geschwindigkeit ist hierbei der Trumpf. Und bevor du fragst, Kishio-kun, es hängt selbstverständlich mit eurer Mission im Yuki no Kuni zusammen." Kishio nickte. "Ich verstehe. Kin-chan! Aufstehen! Wichtige Mission!" "Ja, ja, bin schon dabei", klang es aus dem Nachbarraum. "Und jemand soll Hitomi Bescheid geben. Oder wird sie uns nicht begleiten?" "Das habe ich bereits erledigen lassen. Sie wird euch am Stadttor erwarten", sagte Shizune. Sie streckte die Hand aus und reichte Kishio eine Schriftrolle, ohne ihn anzusehen. "Hier sind deine Befehle sowie eine Beschreibung des Treffpunkts verzeichnet." "Danke." Als er die Schriftrolle entgegen genommen hatte, trat die Kunoichi beiseite, um den jungen Männern Platz zu schaffen. "Was soll das bedeuten?", fragte Kishio verwirrt, während er begann, sich anzuziehen. "Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, mit dir den Kampf mit den Doppelschwertern zu üben." "Tsunade-sama befiehlt, und wir gehorchen. Ist wahrscheinlich auch nicht schlecht, wenn du jetzt schon aus dem Blickfeld der ANBU-NE kommst, Kicchan", sagte ich. Aber es war eher unwahrscheinlich, dass das der Grund für den vorzeitigen Aufbruch von Team Kishio war. "Ja, wahrscheinlich schon." Er öffnete die Schriftrolle und überflog seine Anweisungen. "Hm, das könnte einige Zeit dauern, fürchte ich. Tsunade-sama schickt uns augenscheinlich in eine verdammt menschenleere Gegend." "Ach ja? Will sie dir einen Gefallen tun, kleiner Bruder?", scherzte ich, auf Kishios Problem mit Menschenmengen anspielend. Seine Moeru-Sinne waren dann problematisch genug. "Ha, ha, sehr witzig. Vielleicht will sie mir auch nur vor der eigentlichen Mission die Gelegenheit geben, meine Four Man-Cell in den Griff zu kriegen", erwiderte er belustigt, während er seine Ausrüstung anlegte. "Sie würde dich nicht rausjagen, wenn du sie erst in den Griff kriegen müsstest, Kicchan", sagte ich lächelnd. 'Du bist ein so verdammter Schleimer', tadelte er mich über die Moeru-Kommunikation. 'Hör damit bloß nicht auf, Aniki.' Ich unterdrückte ein Auflachen. Dann legte ich Kicchan eine Hand auf die Schulter. 'Du bist stark, kleiner Bruder. Du trägst Verantwortung. Mehr noch, du willst sie tragen. Du bist erfahren und du sorgst dich um die, die dir nahe stehen. Das wird dir durch vieles helfen. Nur eine Sache macht mir Sorgen.' 'Und zwar?' 'Du solltest Hitomi so schnell wie möglich zu den Menschen hinzufügen, um die du dich sorgst. Jeder ANBU ist eine wertvolle Münze. Sie kann oft benutzt, aber nur einmal ausgegeben werden. Verschwende sie nicht leichtfertig.' 'Der Tadel war jetzt nicht nötig, Aniki', antwortete er mürrisch. Er sah mich missmutig an, dann aber tätschelte er meine Hand auf seiner Schulter. 'Oder vielleicht doch. Ich gebe mir Mühe.' Kintaro erschien neben Shizune in der Tür. Er trug seine Ausrüstung, aber nicht die ANBU-Maske. Wenn ich ihn mir so ansah, konnte er ohne weiteres ein ferner Verwandter von Kishio und den Moerus sein, so selbstverständlich hatte er sich im Haushalt und vor allem im Moeru-Teil eingelebt. Komisch, dass mir das gerade jetzt durch den Kopf ging. Allerdings widersprachen seine braunen Haare und sein stämmiger Körperbau den eher schlankem Grundtyp der Moerus, also schien es eher eine weitläufige Verwandtschaft zu sein. Nicht, dass Verwandtschaft wirklich etwas ausmachte, wenn man Bindungen einging. Eine andere Erkenntnis hingegen hatte ich wesentlich früher erlangt: Kintaro würde hier nicht wieder ausziehen wollen. Und Kishio hatte augenscheinlich nichts dagegen, geschweige denn Shinpa-chan. Zumindest nicht, dass ich es sehen konnte. "Abmarschbereit", meldete der ANBU. "Unsere Befehle?" "Wir treffen Hitomi am Tor und brechen zu einem Treffpunkt zehn Kilometer im Süden auf." "H-hitomi? Sie kommt mit? Geht sie nicht mit Mamo-sempai nach Norden?" "Sie gehört zu meinem Team, nicht zu seinem", sagte Kishio. "Du hast doch nichts gegen sie, oder?" "Nein!", beeilte sich der junge Shinobi zu versichern. "Nein, natürlich nicht!" "Okay, dann lasst uns loslegen." Kishios Doppelschwerter fanden ihren Platz in der Halterung auf seinem Rücken. Er war bereit. Shinpachi war ebenfalls fertig. "Auf zum Stadttor." Ich nickte, halb belustigt, halb besorgt. Wenn ein Konoha-Shinobi zu einer harmlosen Mission aufbrach, gab es keinerlei Garantie, dass die Mission harmlos blieb. Die meisten Shinobi starben, weil sie eine D-Mission erwarteten und in eine S-Mission gerieten. "Haut ab." Die drei Shinobi verschwanden per Step. Schließlich stand ich mit Shizune allein im Zimmer. "Willst du mir jetzt sagen, was das eigentlich soll?" Sie legte den rechten Zeigefinger an die Lippen und gebot mir zu schweigen. Erst nach einer guten Minute sagte sie: "Tsunade-sama wird dir Mittags alles erklären." "Mittags? Wieso..." Als mir die Erkenntnis dämmerte, bemühte ich mich verzweifelt, die entsprechenden Gedanken nicht auszuformulieren, nicht zu denken, was sich da mit Gewalt in mein Bewusstsein drängte. Nun, ich war ein trainierter Shinobi und ich war auch auf Genjutsu vorbereitet worden, geschweige denn mentale Überwachungstechniken und wie ich sie kontern konnte. Es gelang. Dennoch war ich auf das Treffen gespannt. *** Die drei Shinobi hetzten - ziemlich offen, aber immerhin waren sie ja noch in den sicheren Mauern Konohas - auf das Haupttor zu. Dort erwartete sie bereits ihr neues weibliches Teammitglied. Ihre ANBU-Maske war, wie das Klischee diktiert hätte, die einer Füchsin. Kishio erkannte sie bereits von weitem an ihrem Chakra. Und egal, wie er zu ihr stand, er fand ihren Wunsch, sich unter seinen Augen bewähren und ihren Fehler wieder gutmachen zu wollen, anerkennenswert und wollte ihr diese Chance einräumen. Neben ihr stand Morino-sensei. Die beiden sprachen kein Wort miteinander, sie sahen nur stumm zu den heraneilenden Shinobi. "Morino-sensei", sagte Kishio, als er direkt vor den beiden aus dem Step kam, legte die rechte Faust in die offene linke Hand und verbeugte sich. Shinpachi und Kintaro taten es ihm nach. Der oberste Ermittler Konohas erwiderte den Gruß mit einem deutlichen Kopfnicken, dann erst begrüßte Kishio Hitomi ebenfalls mit der Andeutung einer Verbeugung. "Hitomi." Sie bevorzugte eine deutlich formellere Art der Begrüßung. Aus der Hüfte verbeugte sie sich steif nach vorne und ging dabei fast mit dem Oberkörper in die Waagerechte. "Kishio-sama!" Hätte er zuvor noch Zweifel über ihre Entschlossenheit gehegt, so waren diese wie hinweggefegt. Diese Frau meinte es bitterernst. Sie würde sich zerreißen, um ihre Scharte wieder auszuwetzen. Dann verneigte sie sich nicht so tief, aber deutlich genug vor den anderen beiden Mitgliedern seines Teams. "Shinpachi-tono, Kintaro-tono, ich bin neu in der Truppe und hoffe, euch nicht aufzuhalten. Auf eine gute Zusammenarbeit." Wenn Kin-chan erstaunt darüber war, mit dem Suffix Tono belegt zu werden, einer sehr förmlichen Ansprache, zeigte er es nicht. Stattdessen verbeugte er sich ebenfalls, vielleicht eine Spur zu hastig. Shinpachi verbeugte sich ebenfalls und erwiderte die Grußformel, aber beides war neutral und verriet nicht viel über das, was in ihm vorging. Das jedoch konnte Kishio über die Moeru-Kommunikation ohnehin einsehen. Sein älterer Bruder war interessiert, auf eine professionelle Art. Und das war nichts Schlechtes. "Ihr habt Tsunade-samas Befehle erhalten." Das war eine Feststellung von Morino, keine Frage. Kishio nickte und zeigte ihm die Rolle. Dank seiner überragenden sensorischen Fähigkeiten konnte er sich sicher sein, dass die beiden Leute vor ihm die waren, die sie zu sein schienen. Komisch, dass ihm diese Selbstverständlichkeit gerade jetzt durch den Kopf ging. Wer wäre auch in der Lage gewesen, ihn zu täuschen? Tsunade-sama? Orochimaru? Ein Kage. Sicherlich. Darüber hinaus aber nur sehr wenige. "Führt die Befehle wortgetreu aus", mahnte Morino. Kishio bestätigte traditionell. "Ossu." Danach fragte er: "Morino-sensei, gibt es einen besonderen Grund für unser Zusammentreffen?" "Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass Ihr Teil einer größeren und extrem wichtigen Operation seid. Schnelligkeit ist hier der Trumpf, also zögert und hadert nicht." Die vier ANBU verneigten sich erneut. "Ossu!" "Kishio-kun, bring sie alle wieder heile nach Hause... Wenn es möglich ist." Das feine Lächeln auf Morino-senseis Zügen erinnerte ihn daran, was sein Aniki stets zu sagen pflegte: Nur, weil man eine D-Mission antrat, gab es keinerlei Garantien dafür, dass sie sich nicht zu einer S-Mission entwickelte. Kishio nahm sich ein Herz. "Morino-sensei, wie ist die Mission eingeteilt?" Die Frage verblüffte den Jounin sichtlich, aber er fasste sich schnell. "S-Klasse, Kishio-kun. Aber Ihr seid ein wenngleich wichtiger, so doch nur ein Teil der Gesamtmission. Ratet mal, warum wir ANBU aussenden." Das leuchtete ein. "Ossu!" "Also, dann ab mit euch." Sie nickten einander zu, danach verschwanden sie im Licht des beginnenden Morgens mit Step durch das Haupttor. Draußen wandten sie sich, ihren Befehlen entsprechend, sofort und so schnell sie konnten, nach Süden. "So schnell sie konnten" war dabei ein Tempo, von dem Kishio glaubte, Kin-chan und Shinpa-nii würden es für zehn Kilometer durchhalten. Hitomi war dabei eine Unbekannte, weil sie das erste Mal Seite an Seite stritten. Als er sie getestet hatte, hatte er keine Zeit gehabt, ihre Ausdauer zu testen, leider. Aber sie hielt das scharfe Tempo ohne Probleme durch. ANBU halt. Es machte Kishio schon ein wenig stolz, dass diese ANBU zu Konoha gehörten, dass er zu Konoha gehörte, auch wenn die verdammten ANBU-Ne sein Leben gerade unnötig schwer machten, nachdem er endlich wieder eines hatte. Der Gewaltmarsch zum Treffpunkt würde jedenfalls eine recht kurze Reise werden. *** Fünf Stunden, nachdem Kishio und sein Team aufgebrochen waren, machte ich mich auf den Weg zu Tsunade-sama. Ich wurde sofort vorgelassen, obwohl es noch nicht Mittag war. Doch statt gleich zur Sache zu kommen, erhob sie sich von ihrem Schreibtisch und nahm mein Gesicht in beide Hände. Schließlich nickte sie zufrieden. "Das Moeru-Chakra ist auf ein Maß gesunken, sodass niemand auf dich Zugriff nehmen kann, der dir nicht näher als ein Dutzend Meter ist." Bei diesen Worten fühlte ich mich unwohl. Unwohl? Ich machte mir Sorgen. Auch, dass Hitomi nun dabei war, eine ANBU, eine Hana, half nicht gerade, mich zu beruhigen. "Sind Kishio und die anderen in Schwierigkeiten?" "Ja", sagte Tsunade-sama schlicht und setzte sich wieder. "Und wir sind jetzt dabei, die Wurzel dieses Übels auszurotten." Ich war gefangen zwischen meiner Sorge für Kishio und meiner Loyalität meiner Hokage gegenüber. So wie das klang, war es nicht gut für Kishio. Und das gefiel mir gar nicht. "Welches Übel, Tsunade-sama?", fragte ich geradeheraus. Sie lächelte. "Es ist schön, dass du das fragst. Sicher erinnerst du dich an den Zwischenfall, bei dem Kishio-kun von einem Moeru-Kind aufgespürt wurde, das augenscheinlich aus Orochimarus Labors stammte. Es war recht jung." Ich nickte. Und verstand. "Es gibt ältere Kinder." "Ja, davon gehen wir aus. Das erste Kind wurde als Testobjekt geopfert und um uns abzulenken. Das oder die älteren Kinder hingegen wurden in Stellung gebracht, um... Nun, ich bin sicher, Orochimaru hätte gerne, dass sie in Kishios Gedankenwelt einbrechen und sein Wissen über Konoha rauben können, aber dafür ist der Junge in jeder Beziehung zu stark. Daher gehen wir davon aus, dass das oder die Kinder versuchen werden, seine Bewegungen zu orten und ihn zu verfolgen. Außerdem sind wir uns sehr sicher, dass etwas über deine Mission ins Yuki no Kuni durchgesickert ist und Orochimaru die Chance nutzt, um an weitere Exemplare des Moeru-Clans heranzukommen. Ihr solltet ihn quasi direkt an die Quelle führen." "Wie sicher ist das?" Tsunade-sama faltete ihre Hände vor dem Gesicht ineinander. "Es gibt Gerüchte und eine bestätigte Sichtung über ein rothaariges Kind in Begleitung einiger Personen, von denen sicher keiner freiwillig mal ein Elternteil werden wird. Wir haben das erwartet. Ich würde es genauso machen, wäre ich am anderen Ende dieser Geschichte." 'Ich ebenso', ging es mir durch den Kopf. "Gut. Kann ich teilnehmen?" "Teilnehmen woran?", fragte sie amüsiert zurück. "Teilnehmen an der Mission, das oder die Moeru-Kinder aufzuspüren. Es ist offensichtlich, dass Kishio und Shinpachi als Köder dienen. Die schnelle Reise zehn Kilometer nach Süden, offensichtlich als Teil der Mission, die anderen Moerus zu finden, wird die Agenten Orochimarus vor genau zwei Möglichkeiten stellen: Verfolgen oder bei Konoha abwarten, ob Kishio und die anderen wiederkommen. Wenn sie sich für verfolgen entscheiden, werden sie der schnell reisenden Truppe Kishios nicht mit der nötigen Vorsicht hinterher kommen. Die Shinobi und sicherlich ein paar ANBU, die auf der Lauer liegen, werden sie entdecken, identifizieren und, so der Zeitpunkt gekommen ist, abfangen. Aber dabei gibt es ein weiteres Problem: Die ANBU-Ne", sagte ich. "Danzou Shimura wird die Gelegenheit nutzen wollen, um sich seinen Moeru zu sichern, dazu in einem sehr guten Alter für eine Rekrutierung, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt." Nun juckte es mir noch mehr in den Fingern, meinen Brüdern zu Hilfe zu kommen. "Richtig. Wer die Moeru-Kinder zuerst aufspürt, die Begleiter besiegt und sie lebend in die Hände kriegt, entscheidet, wie das Spiel ausgeht. All das steht auch in Kishios Befehlen, die er lesen wird, wenn es für seine Verfolger - hoffentlich - bereits zu spät ist. Aber das ist nicht deine Aufgabe. Du wirst mit deinem fliegenden Zirkus noch heute abreisen und deine Mission antreten." Meinen Protest würgte sie mit einer Handbewegung ab. "Es gibt einen Treffpunkt mit Kishios Team im Land der Reisfelder. Sobald die Moeru-Geschichte erledigt ist, wird sein Team ein paar Haken schlagen und euch einholen. Ab hier aber müsst Ihr ständig damit rechnen, von weiteren Moeru-Kindern und den Agenten Orochimarus belauscht zu werden, so es diese Kinder gibt und er sie wie das erste Kind verwenden kann. Orochimaru kennt dein Ziel." "Das war mir klar. Kakashi-sempai hat mit mir ebenfalls darüber gesprochen. Und deshalb habe ich einen Teil seiner Haare erhalten. Von wo, sagtest du, hat er sie sich entnehmen lassen, Tsunade-sama?" Sie öffnete den Mund, verschloss ihn aber sofort wieder verdutzt. "Junge, Junge, da hättest du mich ja beinahe drangekriegt, Mamo-chan. Sagen wir einfach, dass es seine Haare sind, und gut ist." "Mittlerweile will ich es auch gar nicht mehr wissen", sagte ich schaudernd beim Gedanken daran, wo am Körper eines erwachsenen Mannes überall Haare wachsen konnten. Was, wenn sie vom Rücken waren? Aus der Achselhöhle? Aus den Ohren? Aus der Nase? Oder gar... Vielleicht war es doch eine sehr gute Idee, sich nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen. "Dann ist alles gesagt. Nekozumi-san wird dich wie abgesprochen begleiten. Im Land der Reisfelder werden seine Agenten dich zum Thema Moeru instruieren, Kishio-kun wird mit seinen ANBU hinzu stoßen, und Ihr übernehmt eure "Ausbildungsmission" im Yuki no Kuni, wobei Haru als Vertreter Kirigakures agieren wird." Ach ja, da war ja noch was. Der ehemalige Harusame, der mich und mein Team als Chunin Kirigakures begleiten sollte, um mit seinem Wissen über das Land zu helfen. Und um ausgerechnet meine liebe süße Hanako zu beeindrucken, der er irgendetwas angetan oder abgeluchst hatte, als sie seine Burg infiltriert hatte, damals im Mizu no Kuni. Kurz bevor wir seine Burg zerstört hatten. Ach, und dann war da noch die Information, dass er bald sterben würde. Auch nicht gerade die besten Nachrichten. Warum? Woran? Wieso? Alles Fragen, über die er hinweg ging, als würden sie mich nicht interessieren. Vielleicht gingen sie mich auch einfach nur nichts an. "Hai, Tsunade-sama." "Gut, dann sieh zu, dass Morikubos Wanderzirkus auf den Weg kommt." "Jawohl, Tsunade-sama." Endlich, der Startschuss zur Mission war gegeben worden. Wir konnten nun die anderen Moerus suchen. Wenn es denn noch welche außer Kishio und Shinpachi gab, die nicht aus Orochimarus Labor stammten. Ich verneigte mich vor meiner Hokage. Diese Frau war ein dämonisches Wesen. Es gehörte schon einiges dazu, nicht nur darauf zu kommen, dass Kishio überwacht wurde, sondern auch einen Plan auszuhecken, um seine Verfolger einzufangen - ohne, dass der Moeru davon überhaupt etwas mitbekam. Als ich das Büro verließ, hatte ich ein Gefühl der Wärme in mir, das ich ansonsten nur von Gesprächen, Vorab-Briefings und Nachbesprechungen mit meinem Sensei Sarutobi kannte, ein wohliges Gefühl, verstanden und beschützt zu sein. Ich verstand, dass Tsunade-sama eine der Frauen war, für die ich sterben würde. *** "Kishio ist nicht da?", fragte Mai sofort, kaum dass wir uns am Haupttor trafen. Der Aufbruch, zwei Tage zu früh, hatte meine Genin verwundert, aber nicht überrascht. Sie waren abmarschbereit. "Sein ANBU-Team hat eine Spezialaufgabe erhalten. Sie werden später zu uns stoßen, im Land der Reisfelder", berichtete ich wahrheitsgemäß. "Eine Spezialaufgabe? So eine ANBU-Sache mit finden und eliminieren, ohne jede Rücksicht und ohne Mitleid?" Das fasste das Aufgabengebiet der ANBU recht gut zusammen, fand ich. Einer der Gründe, warum ich selbst nie zu den ANBU gewollt hatte und warum ich sie trotz Yugao-chan - seltsam, wann hatte ich angefangen, meine Sensei so zu betiteln? - immer ein wenig argwöhnisch betrachtete, obwohl ich für das ANBU-Team Suzuki immer so etwas wie ein Maskottchen gewesen war. Einmal hatte ich sie sogar als eine Art Geburtstagsgeschenk erhalten... "Und? Was stört dich daran?", fragte Shinji. "Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Aufgabe für ihn ist", gestand sie. "Da haben wir ein Jahr damit verbracht, ihm Vertrauen zu zeigen und seines zu verdienen, ihm das Leben in der Zivilisation schmackhaft zu machen, und nun zieht es ihn wieder in die Barbarei hinab." Kira runzelte die Stirn. "Seit wann bist du zu solchen Wortgebilden fähig, Mai-chan?" Das Mädchen ging nicht darauf ein. "Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles. Du weißt, wie scheu und unsicher er war, als Mamo-chan ihn eingefangen hat." "Ach, stimmt ja, Kicchan und ich sind quasi zusammen zum Team gestoßen", sagte Kuzomi unvermittelt. Das Mädchen vom Spinnenclan, Kiras ständige Begleiterin - und ich wollte gar nicht wissen, wie ständig ständig war - gestattete sich ein zaghaftes Lächeln. "Es ist so verdammt viel passiert in einem Jahr." "Ja, und es verspricht keinesfalls ruhiger zu werden. Die Gerüchte über Akatsuki verdichten sich, und den Ärger, den wir auf der Mission ins Yuki no Kuni haben werden, kann ich jetzt schon riechen", pflichtete Shinji bei. "Allerdings sollte ausgerechnet Mamo-chans Wanderzirkus dieser Aufgabe gewachsen sein. Wenn uns nicht gerade der Tsuchikage auflauert, um uns für unsere Störung der Mission seines Dorfes gegen Akatsuki zu bestrafen." Als er sah, wie die anderen ihn entsetzt ansahen, grinste er schief und legte eine Hand hinter den Kopf. "War doch nur Spaß." "Das sollte es aber nicht sein", sagte ich ernst. "Als Shinobi musst du diese Möglichkeit in Betracht ziehen und deine Abwehr vorbereiten. Falls sie eintritt." Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Bevor Konoha gegründet wurde, bevor die anderen versteckten Dörfer gegründet wurden, lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines Ninjas bei etwa elf Jahren. Das ist eine Folge dessen, dass viele Ninja-Clans jedes ihrer Mitglieder in den Kampf warfen, sogar Sechsjährige. Diese Kämpfe waren absolut. Es wurde keine Gnade erwartet und es wurde keine Gnade gewährt. Die Kinder waren meist die schwächsten Shinobi auf dem Schlachtfeld und starben daher als erste. Als die Stadt gegründet wurde, haben nicht nur eine ganze Reihe Ninja-Clans alte Fehden abgelegt und einen großen Neuanfang gestartet. Es wurden Kräfte gebündelt, die uns damals in die Lage versetzt haben, die Kinder mit zwölf statt mit sechs in tödliche Missionen zu schicken. Ausnahmen gab es dabei immer, aber die konnten durchaus auf sich selbst aufpassen." Kakashi zum Beispiel war in so jungen Jahren zum Jounin befördert worden, als ich gerade mal als Genin unterwegs gewesen war. "Aber es ist keine Garantie dafür, dass dein oder euer Überleben in irgendeiner Form garantiert ist. Also rechnet immer damit, dass das Schlimmste passiert. Und habt dafür einen Ausweichplan parat. Ich meine, wir sind Iwagakure verdammt hart auf die Zehen gestiegen. Es ist möglich." "Hängt das vielleicht mit Kishios Mission zusammen?", fragte Mai. "Du kannst ihn selbst fragen. Wenn wir einander im Land der Reisfelder treffen", sagte ich lächelnd. Halb wandte ich mich um, dabei die Hand von Shinjis Schulter nehmend. "Anne, willst du mit, oder bist du nur hier, um uns zu verabschieden?" Beinahe direkt vor meiner Nase entstand aus dem Nichts die schlanke junge Shinobi, die über das beste Tarntalent verfügte, das ich bisher hatte kennenlernen dürfen. "Was hat mich verraten?" "Nichts. Ich dachte mir nur, dass du da bist", entgegnete ich grinsend. "Allerdings hättest du auch einfach fragen können, ob du uns begleiten darfst. Aber nicht mich, sondern deine Vorgesetzten." "Aber Tsukigakure und Konoha sind doch eh Verbündete", begehrte sie auf. "Geh Maria fragen. Wenn sie dir die Erlaubnis gibt, nehme ich dich mit, okay?" Mürrisch sah das Mädchen mich an. "Aber wenn..." "Maria." "Doch wenn sie..." "Maria." "Aber was ist, wenn..." "Maria." Sie ließ die Schultern sacken. "Aber Ihr seid noch hier, wenn ich sie gefragt habe?" Das ließ mich schmunzeln. "Du hast fünf Minuten." "Das reicht massig!", rief sie und verschwand per Step in Richtung des Nara-Viertels. Kurz darauf sah ich sie über die Dächer Konohas huschen. Ja, vielleicht war es eine gute Idee, jemanden zusätzlichen mitzunehmen, der Affen beschwören konnte. Shinji hatte sich als talentierter Kontraktpartner erwiesen, aber er hatte noch einen langen Weg zu gehen, bis er die wirklich talentierten Kämpfer der Affen für einen adäquaten Zeitraum beschwören konnte. "Warten wir wirklich auf sie, oder hauen wir heimlich ab?", fragte Shinji. "Nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass Ryoga mit im Team ist." "Das werden wir Anego ja wohl kaum antun", sagte Mai resolut. Aber etwas unsicher war ihr Blick schon, als sie mich ansah. "Richtig, Sensei?" Ich lachte. "Richtig, Mai-chan. Wir warten tatsächlich." Keine Minute später kam Anne auch schon wieder zurück. Vollkommen außer Atem landete sie direkt vor mir. "Maria... hat nichts... dagegen, aber... in drei Wochen... muss ich nach... Tsukigakure zurück... hat sie gesagt... Puuuuuh!" Drei Wochen. Hm, das könnte zeitlich ungefähr mit der Mission passen. "Na, dann lasst uns aufbrechen." Ich öffnete die permanente Wunde auf meinem Daumen, die ich als Beschwörer trug, um ständig an mein eigenes Blut kommen zu können, presste einen Tropfen hervor und drückte das Blut in den Dreck der Straße. Dass Beschwörer-Shinobi nicht schon längst an Blutvergiftungen ausgestorben waren, war mir manchmal echt ein Rätsel. "Kuchiose no Jutsu!" Auch Anne und Shinji bissen sich in die Daumen und drückten das Blut auf den Boden. "Kuchiose no Jutsu!" "Kuchiose no Jutsu!" Kurz darauf standen drei Affenkrieger vor uns. In meinem Fall war es natürlich P-chan. "Mamo-chaaan!" Und natürlich fiel sie mir sofort um den Hals. "Oh, ich habe dich soooo vermisst!" Um ihre Worte noch zu unterstreichen, rieb sie ihre Wange an der meinen. "Soooo vermisst." Dabei war sie auf meinem Geburtstag gewesen. Shinji, der Hikaru Gosunkugi beschworen hatte, besah sich die Szene und dann den Affenkrieger in seiner menschlichen Tarngestalt als schmächtiger Hänfling. Er breitete die Arme aus. "Falls du mich auch vermisst hast, nur zu, mein Freund, nur zu." "Sehr witzig", brummte der Affenkrieger. "Kriegst du nicht genügend Zuneigung von Shinobu?" An seine Freundin, Kiras Cousine aus Kumo, erinnert, hielt Shinji kurz inne und ließ die Arme etwas sacken. "Mir mangelt es nicht an zusätzlicher Liebe für all meine Teamkollegen", sagte er und hob die Arme wieder. "Wie ich schon sagte, sehr witzig", sagte Gosunkugi und tätschelte dem Blondschopf die quirligen Haare. "Wir haben uns doch erst auf Mamo-chans Geburtstag gesehen. Meine Bedürfnisse nach Umarmungen von dir sind also nicht so groß. Außer natürlich, du gewöhnst dir an, endlich mal ein Deo zu benutzen." Erstaunt hielt Shinji inne und begann, unter seiner Achsel zu riechen. "Da ist nichts." "Seinen eigenen Schweiß riecht man auch nicht so gut", erwiderte der Affenkrieger grinsend. Der Affe und der Genin sahen sich an, dann begannen sie beide zu lachen und sich dennoch zu umarmen. "Ich habe dich zwar nur zwei Tage nicht gesehen, Großer, vermisst habe ich dich aber wirklich." "Und ich habe dich vermisst, Kleiner. Siehst auch nicht mehr so müde aus. Hey, Ryoga, findest du nicht auch..." Der Scout verharrte mitten im Satz. Sein Freund und Kampfgefährte befand sich, kaum entstanden, in einer prekären Situation. Anne war ihm um den Hals gefallen, kaum dass er aus dem Nebel getreten war. Und so hing sie an ihm und zwang ihn zu einer gebeugten Haltung. "Anne-chan, das ist mir ein wenig peinlich", raunte er. "Wieso? Darf ich dir nicht mal meine Zuneigung zeigen?", beschwerte sie sich. "Oder schadet es deinem Image als großer böser Affenkrieger, wenn ein kleines, unansehnliches Mädchen wie ich dich umarmt?" "Nein, es geht mir mehr um die Witze und Sticheleien, die ich jetzt von Mamo-chan und den Genin kassieren werde." "Und? Das können wir eh nicht mehr ändern, Ry-o-ga-sa-ma..." Ich lachte kurz auf. "Genug gespielt. Lasst uns aufbrechen." Kurz ging mein Blick zu Kuzomi. "Deine Schwertwunde?" "Vollkommen verheilt, der Spinnenseide sei Dank." Sie legte den Kopf schräg. "Onee-chan braucht noch drei Tage, dann ist sie wieder fit für den Einsatz." "Das sind gute Nachrichten über jemanden, dem fast ein Arm abgetrennt worden ist", sagte ich zufrieden und innerlich aufatmend. Zugleich fühlte ich Phantomschmerzen in der alten Wunde im rechten Bizeps. Ich hatte damals keine Unterstützung durch Ärzte der Spinnen gehabt, die mit Hilfe der Spinnenseide sogar einzelne Muskelfasern wieder miteinander verbinden konnten. Meine Qualen wären auf wenige Tage reduziert worden anstatt auf zwei Monate. Außerdem freute ich mich darauf, die Spinnenkriegerin wiederzusehen. Wir waren Kampfgefährten, Freunde, vielleicht mehr als das, Familie. Ich vermisste sie sehr. Aber Spötter behaupteten ohnehin, ich würde jeden sehr vermissen, den ich jemals kennengelernt hatte... Orochimaru-sempai vermisste ich jedenfalls nicht, und das aus gutem Grund. Eine neue Präsenz in meinem Rücken aus Richtung des Stadttors fiel meinen sensorischen Fähigkeiten auf. Genauer gesagt machte der "Neue" mit seinem Chakra sehr deutlich, dass er da war. Er klopfte quasi bei mir an. Ich wandte mich um und sah meinen alten Freund Ryuji Nekozumi. Neben ihm aber stand Haru, der Regenmacher. Seine Präsenz spürte ich nicht. Er unterdrückte sie, und ausgerechnet ich, ein spezialisierter Jounin mit dem Ortertalent, konnte ihn nicht erfassen, so als wäre er nur ein Trugbild. Das machte mir zu schaffen, zeigte aber, dass Haru nicht umsonst Chunin war. "Okay, wir sind vollständig. Morikubos Wanderzirkus rückt aus." Meine Genin rissen die rechten Fäuste hoch. "Oooo!" Dann schlossen wir zu Ryuji und Haru auf und verließen die Stadt. *** Tsunade beobachtete von ihrem Fenster aus die Stadt. Sie konnte das Stadttor nicht sehen, geschweige denn die Aufbrechenden, aber sie wusste, dass sie da waren. Es war eine sensible Mission, in die sie den ewigen Chunin hetzte, aber hoffentlich eine, der er gewachsen war. Er und sein Team. Wenn alles klappte, hatte sie vor, Mai-chan, Kira-chan und Shinji-chan für die nächste Chunin-Prüfung zuzulassen. Das hatten sie sich verdient. Und sie hatten bewiesen, dass sie die Beförderung zum Chunin verdient hatten. Aber waren sie den Aufgaben eines Chunin gewachsen? Manche Shinobi versuchten es ein Leben lang, aber hatten einfach nicht das Talent zum Anführer. Wenn sie an Narutos Team Sieben dachte, fühlte sie Bedauern. Alle drei hatten großartige Veranlagungen und die Fähigkeit, bis zum Jounin aufzusteigen. Und Sakura hatte die Chunin-Prüfung bereits erfolgreich abgelegt, während sie auf Naruto noch wartete... Nur Sasuke Uchiha, der dritte im Bunde, würde als Deserteur nie die Ränge aufsteigen und Chunin sowie später Jounin werden. Was für eine Verschwendung eines vielversprechenden Ninjas. Ein Grund mehr, Orochimaru zu grollen. Eines aber stand außer Frage: Wenn sich Kishio bewährte, würde sie ihn und natürlich Shinpachi ebenfalls zur Chunin-Prüfung anmelden. Und bis die Mission erfolgreich abgeschlossen war, hatte sie auch den dritten Mann für sein Team gefunden. Sie lächelte bei diesem Gedanken. Die Dinge wurden nicht leichter für Team Morikubo. Vielleicht sollte sie den Schritt, Kishios provisorisches ANBU-Team aus der Gruppe zu lösen und selbstständig einzusetzen, früher tun, als sie eigentlich vorgehabt hatte. Sehr viel früher. Die familiären Bande konnte sie damit jedenfalls nicht zerreißen. *** Kishio nieste heftig. "Da denkt wohl jemand an dich", scherzte Kintaro. "Nein, das sind die Pollen", erwiderte er verschnupft und deutete auf die Wiese zurück, die sie gerade durchquert hatten. "Muss eine Pflanze bei sein, die ich nicht vertrage." "Oder es denkt jemand an dich", beharrte Kintaro. Kishio wollte antworten, sagen, dass NATÜRLICH jemand an ihn dachte, weil sich immer jemand um ihn Sorgen machte - Aniki zum Beispiel, Mai-chan, Shinji und Kira, Otoo-sama und Okaa-sama oder die Hokage, um nur die wichtigsten zu nennen. Da dämmerte ihm, was er gerade hatte sagen wollen und welche Bedeutung dies für ihn hatte. Eine wohlige Wärme erfüllte ihn bei diesem Gedanken und der Erkenntnis, wie tief er bereits in die Familie Morikubo und Konoha selbst eingebettet war. Und Shinpachi fühlte genauso. Sie tauschten einen stummen Blick und ein Lächeln. "Ja, da denkt wohl jemand an mich", gab sich Kishio mit einem Seufzer geschlagen. "Du hast Recht, und ich habe meine Ruhe." Kintaro machte einen nachdenklichen Laut. "Fühlt sich nicht so an, als würde ich Recht haben, Kishio-sama." "Und auf dein Gefühl ist Verlass, Kin-chan", sagte Kishio. "Niederlage akzeptiert", erwiderte er generös. "Also lass uns die Blumen schnell hinter uns bringen." Sie gingen alle vier wieder in den Step, in fester Formation, verschwanden im nahen Wald. "Stop!", sagte Kishio. Seine sensorischen Fähigkeiten hatten jemanden entdeckt, was hier, mitten in der Wildnis, schon ungewöhnlich war. Er sah zu Shinpachi herüber. Der nickte. "Drei Personen. ANBU aus Konoha, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. Sie haben sich gerade erst für uns sichtbar gemacht. Bis dahin war ihr Chakra unterdrückt." "Das heißt, sie rechnen jetzt mit uns", sagte Kishio. Er stoppte die Unterdrückung des eigenen Chakras und war nun für sensorische Ninjas gut sichtbar. In die drei Personen kam Bewegung. Sie bewegten sich auf ihn zu. "Yugao-sensei ist bei ihnen", stellte Kishio fest. "Yugao-sensei?", fragte Hitomi verwundert. "Ich hatte gehört, dass sie ihren Abschied bei den ANBU genommen hat. Das ist ungewöhnlich." "Die anderen sind Okami-san und Nekohime-chan." "Dann sind die anderen beiden auch nicht weit." Shinpachi fuhr sein Kanshi hoch, aber er konnte Kuma-san und Kitsune-san nicht entdecken. Es dauerte nicht lange, dann hatte Yugao Uzuki sein Team erreicht. Sie lüftete ihre Maske. "Kishio-kun." "Yugao-sensei. Es freut mich, dich zu sehen. Du wirst uns Einzelheiten über die Mission mitteilen?" "Während wir unterwegs sind. Wir brechen sofort in Richtung Norden auf. Shinpachi und du werdet eure Kanshis so weit hochfahren, wie es euch möglich ist. Ziel ist es, jemanden zu finden, bevor es die ANBU-Ne tun." "Wen?", fragte Kishio. "Eins oder mehrere Kinder von Shinpachi aus Orochimarus Labor." Sie setzte die Maske wieder auf. "Los jetzt, ich erkläre alles weitere unterwegs." Einen guten Kilometer weiter nickte Kishio verstehend. "Gut, das macht Sinn. Aber wir haben keine Nachricht der Verfolgerteams erhalten?" "Nur, dass sie Kontakt mit dem Begleitschutz gehabt haben und es zum Kampf gekommen ist. Sie haben ein etwa fünfjähriges Kind identifiziert, wohl einen Jungen." Eine Welle aus Frust rollte über die Moeru-Verbindung von Shinpachi zu Kishio herüber. Anscheinend war sein großer Bruder mit der Gesamtsituation nicht sehr zufrieden. "Mir geht es gut", wiegelte Shinpachi ab. "Ich könnte Orochimaru nur langsam auf einem Röstspieß braten, bis seine blasse Haut eine schöne, knusprige Färbung angenommen hat, und dann..." "Ach, hör auf", beschwerte sich Hitomi. "Da kriegt man ja Hunger." Sie lachten, und es nahm viel von der Spannung, die Yugao Uzukis Erklärung in den beiden Moerus aufgebaut hatte. Vor allem in Shinpachi. "Wo war das?" "Ganz zu Anfang der Hatz, ungefähr auf Kilometer drei", sagte Yugao. "Wie geplant fielen sie unseren Häschern auf, als sie versuchten, euch zu folgen. Zwei seiner Begleiter stellten sich zum Kampf, die anderen beiden und der Junge flohen weiter. Ob sie noch auf deiner Spur sind oder sich bereits abgesetzt haben, können wir mangels Kontakt nicht sagen. Aber wir wissen definitiv, die ANBU-NE sind ebenfalls hier. Vielleicht sind sie sogar näher dran, deshalb habe ich mich dazu entschlossen, dich und Shinpachi aktiv mitsuchen zu lassen." Kishio nickte. "Shinpachi." "Ich nehme Kintaro mit, und, wenn du es erlaubst, Yugao-sama, Nekohime-chan." "Wir erweitern unseren Suchradius. Shinpachi wird am Rand meines Suchradius suchen, so decken wir einen größeren Bereich ab", erklärte Kishio. "Zwei ANBU dürften für seinen Schutz reichen, wenn er seine volle Aufmerksamkeit seinem Kanshi widmen muss. Das Gleiche wird bei mir der Fall sein." "In Ordnung." Nekohime kam zu Shinpachi herüber. Kurz darauf trennten sich die beiden und Kintaro von der Gruppe, um den notwendigen Abstand aufzubauen. 'Alles in Ordnung, großer Bruder?', sendete Kishio. 'Keine Beeinträchtigungen. Du kommst mit Hitomi klar?' Er warf einen amüsierten Blick auf die ANBU. 'Sie gibt sich Mühe. Das erkenne ich an.' 'Gut. Ich melde mich, wenn ich etwas finde.' 'Das Gleiche hier, großer Bruder.' Laut sagte er: "Shinpachi ist in Position. Wir können beginnen." "Beeilen wir uns", sagte Yugao. Etwa auf Kilometer acht, von Konoha zu jener Stelle gesehen, an der sie die anderen ANBU getroffen hatten, spürte Kishio Kontakt. Mehrere Personen, ein Chakra erlosch, und dazwischen war ein... Ein sehr vertrautes Chakra, das ihm dennoch unbekannt war. Das musste das Kind sein, das Orochimaru mit Shinpachis Genen produziert hatte. Ja, produziert hatte. Der arme Bursche. Ob er genauso leer und willenlos wie das Mädchen war, das ihn damals aufgespürt hatte? "Ich habe sie. Einen Kilometer voraus. Jemand ist bei ihnen." "Schneller!", kommandierte Yugao. Sie beschleunigten ihre Bewegungen. Hitomi ging automatisch in die Vorhut, um Kishio zu schützen, Okami ging nach rechts hinten, Yugao nach links hinten. Kishio bildete die Mitte eines gedachten gleichseitigen Dreiecks. Sie kamen sehr gut voran, aber sie blieben nicht unentdeckt. Einer der Angreifer bewegte sich auf sie zu. Es war das Chakra eines ANBU-Ne, das er kannte. "Feind nähert sich." "Ich übernehme." Yugao drängte sich nach vorne. "Ihr holt das Kind." "Lebend?", fragte Kishio. Die Frage schien Yugao zu verwirren, ihr Chakra wurde für einen Moment konfus. "Wenn es machbar ist, ja." Mit anderen Worten, sollte er in die Hand der ANBU-Ne zu fallen drohen, war es besser, den Jungen zu töten. Kishio bedauerte, diese Frage gestellt zu haben. Verdammt. Nicht, dass er zögerlich oder nicht in der Lage war zu tun, was notwendig war, aber bereits das leere Mädchen hatte ihm so leid getan, und der Junge war fast so verloren wie er damals, als sein Clan vernichtet und er allein auf der Welt gewesen war. Kishio versuchte, diese unnützen Gedanken abzuschütteln. So kurz vor einem Kampf bedeutete Mitleid einen Nachteil. "Ich tue es!", rief Hitomi ihm zu. "Wenn du musst!", rief er zurück. Sie schlugen einen Bogen, um Yugao bei ihrer Konfrontation mit dem ANBU-Ne Platz zu machen. Dieser stieß kurz darauf vor ihnen aus dem Step hervor und griff sofort Kishio und seine Begleiter an. Allerdings hatte Yugao damit gerechnet und attackierte den Feind sofort, sodass dieser seine Attacke abbrechen und sich der ANBU-Squadführerin voll widmen musste. Kishio und seine Begleiter brachen durch. Als sie am Ort des Geschehens auftauchten, starb gerade der letzte Begleiter. Der Junge, der ihr Ziel war, stand von ihnen aus gesehen hinter den Konoha-ANBU, mit dem Rücken an einem Baum, das Gesicht angsterfüllt. Es waren zwei ANBU-Ne, deren Chakren Kishio noch nicht kannte. Einer von ihnen machte eine herrische Geste. "Euer Auftrag ist abgeschlossen. Wir schließen hier unseren ab, Kishio-san!" Hitomi verschwand neben ihm. Als sie aus dem Step kam, wurde ihr Kunai Zentimeter vor der Brust des Jungen von einem ANBU-Ne mit seinem Sai abgelenkt. "Nun, wenn Ihr darauf besteht, die Sache hässlich werden zu lassen..." sagte der Erste. Kishio erkannte schnell zwei Dinge an ihm, nämlich, dass sein Chakra merkwürdig fragmentiert erschien und dass er Affinitäten mit den Chakras der Aburame hatte, die er kannte. Das erklärte das fragmentierte Chakra. Es war nicht zerstückelt, sondern teilte sich auf den ANBU-Ne auf... Und auf ein paar Millionen Insekten, mit denen er in Symbiose lebte. Diese Insekten schossen nun wie eine Flutwelle auf ihn und Okami zu; aber auch auf Hitomi, die, mit dem Rücken zum Aburame stehend, die Welle nicht kommen sah. Kishio wich aus, Okami ebenso, und noch während er das tat, rief er: "Ausweichen!" Hitomi reagierte sofort und sprang in die Luft. Der ANBU-Ne, mit dem sie gekämpft hatte, behielt seine Position bei, auf seinen Kameraden vertrauend. Tatsächlich spaltete sich die Insektenwelle vor ihm und dem Jungen und berührte ihn nicht. Diese Insekten, erkannte Kishio, waren winzig, und darin lag ein Großteil ihrer Gefährlichkeit. Sie waren so winzig, dass er einzelne Exemplare nicht mal mit seinen scharfen Moeru-Augen erkennen konnte. Sie mussten das Format von Hautmilben haben. Dementsprechend war ihre Zahl riesengroß, wenn man sie als Welle erkennen konnte. War es möglich, dass der ANBU-NE tatsächlich nur aus diesen Insekten bestand? Eine schauerliche Vorstellung. Kishio schmiedete Öl und sammelte es in seinem Mund. "Katon: Dai Endan!" Er blies den Feuerball auf den Aburame. Dieser ließ die Insekten einen Schild um sich bilden, um dem Feuerball zu widerstehen. Das funktionierte, aber das heiße Feuer Kishios hatte große Lücken in seine Insektenarmee gerissen. Hitomi versuchte wieder, den Jungen zu töten, aber der zweite ANBU hielt sie erneut auf. "Das kann den ganzen Tag so gehen, bis einer stirbt!", rief der Aburame. "Zieh dich einfach zurück, Kishio-san! Du hast deine Aufgabe erfüllt, der Beobachter ist fort! Mach dich auf und folge Morikubo!" "Was ich mache und was nicht, ist nicht deine Angelegenheit!", erwiderte Kishio ärgerlich. Das Feuer hatte geholfen, gut geholfen. Er konnte gewinnen, wenn er Distanz wahrte und seinen Gegner mit Katon attackierte. Allerdings war ihm klar, dass die kleinen Mistviecher hochgefährlich waren. Wahrscheinlich reichte schon eine Berührung, um ihn in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Aber bis dahin war es ein Patt. Ärgerlich, aber wahr. Die Seite würde gewinnen, die zuerst Verstärkung heranführen konnte. Und sie... 'Hilfe!' Kishio erstarrte. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, Shinpachi hätte ihn gerufen. Aber nein, das war... 'Hilfe! Papa, hilfe!' Das war der Junge gewesen. Zweifellos. Er hatte über die Moeru-Kommunikation um Hilfe gerufen. Und das hatte etwas in Kishio berührt. Etwas, das... Nun, zumindest war dieser Junge nicht leer wie das Mädchen, das einer Marionette gleich nur Befehle ausgeführt hatte. 'Bleib ruhig', dachte Kishio. 'Wir helfen dir.' 'Papa?', fragte der Junge. Konsterniert hielt Kishio inne. 'Papa?' 'Mama hat gesagt, wenn ich nicht mehr im Labor bin, wird Papa mich finden und retten.' 'Und das wird er auch!', klang Shinpachis kräftige mentale Stimme auf. Sekundenbruchteile darauf tauchten er, Kintaro und Nekohime neben ihm aus dem Step auf. Von der anderen Seite kam Yugao heran, den besiegten ANBU hinter sich herschleifend. Die erste Gruppe, die Verstärkung erhielt, würde gewinnen. Sah ganz so aus, als wäre dies seine Truppe. "Ich denke, es ist an der Zeit, die Mission als gescheitert anzusehen, Mushi-san", sagte Kishio. "Ich..." Einen Moment des Wunderns, des Innehaltens, war alles, was Hitomi benötigte. Sie kam am zweiten ANBU-NE vorbei, hob ihr Kunai und stieß zu. "WARTE!", rief Kishio, aber da war schon alles geschehen. Sie hatte ihr Kunai in etwas hinter dem Jungen gerammt, das sich als Shinobi-Puppe herausstellte, ihn ergriffen und war mit ihm fortgesprungen, noch bevor Kishio seinen Ruf beendet hatte. "Keine Sorge, du bist jetzt in Sicherheit", sagte sie zu ihm. Er nickte zaghaft, aber ganz wohl war ihm nicht in Hitomis Armen, denn vor wenigen Minuten hatte sie noch versucht, ihn zu töten. "Alles klar, alles klar", seufzte der Aburame. "Alle Trümpfe sind aus unserer Hand. Kriegen wir unseren Kameraden wieder?" Yugao brummte unwirsch und warf dem ANBU-Ne seinen bewusstlosen Kameraden zu, so als wäre er nur eine leichte Strohpuppe, und kein ausgewachsener Mann. "Ihr wisst, dass das in Konoha noch ein Thema werden wird", sagte der Aburame schließlich. Er nickte seinem Kameraden zu, legte sich den Bewusstlosen über die Schultern und verschwand dann mit Step. Kishio verfolgte die drei mit Step, bis er sicher war, dass sie nicht überraschend Verstärkung erhielten oder zurückkehrten. "Das war's", sagte er zufrieden. "Papa!", rief der Junge, riss sich aus Hitomis Armen los und lief auf Shinpachi zu. Die Sinne beider Moerus waren in diesem Moment bis aufs Maximum hochgefahren. Shinpachi war bereit, den Jungen beim geringsten Anzeichen von Feindseligkeit oder einer versteckten Programmierung sofort zu töten, aber sie entdeckten weder einen hypnotischen Befehl in seinem Geist, noch eine verräterische Bewegung. Zudem glaubte der Junge, was er sagte. "Papa." Zögerlich ging Shinpachi in die Hocke und ließ sich von dem Jungen umarmen. Er zitterte am ganzen Leib. "Mama hat gesagt, dass du mich findest. Ich musste nur ruhig sein und alles tun, was die Männer von Orochimaru-sama mir sagen. Du würdest dann den Rest machen." Zögerlich umschloss Shinpachi den Jungen. "Es ist in Ordnung. Du bist in Sicherheit." Bilder gingen ihm durch den Kopf, die ihn an jene Zeiten erinnerte, als er einen vierjährigen Kishio beaufsichtigt hatte. Kishio konnte nicht anders, bei diesen Bildern lachte er mental. Eine stumme Frage stand in Shinpachis Gesicht geschrieben. 'Ich weiß leider auch nicht, was Tsunade-sama ab hier geplant hat', dachte Kishio bedauernd. 'Aber eines ist sicher. Einen Moeru sollte auch ein Moeru aufziehen.' Sein großer Bruder schluckte trocken. Vielleicht wurde ihm gerade bewusst, was für eine Verantwortung auf ihm ruhen würde. Kishio wandte sich Hitomi zu. "Für einen Moment hast du mir Angst gemacht, muss ich zugeben." "Wieso?", fragte sie leichthin. "Als wir in der Überzahl waren, bestand keine Notwendigkeit mehr, den Jungen zu töten. Stattdessen habe ich die Falle entschärft, die sie hinter ihm aufgebaut haben und den Jungen aus der Gefahrenzone gebracht. Es tut mir leid, dass ich nicht auf deine Anweisungen warten konnte, Kishio-sama." Kishio hob die Hand, hielt sie unschlüssig in der Luft und tätschelte schließlich die Schulter der ANBU, wenn auch nur zweimal. "Das hast du gut gemacht, Hitomi." Die junge Frau schob die Maske hoch. Ihre Miene war ernst, aber man konnte sehen, mit welchem Kraftakt sie sich zu beherrschen versuchte. "Ich versuche nur, ein wertvoller Teil des Teams zu sein, Kishio-sama." Kishio drückte ihre Schulter. "Du bist auf einem guten Weg", lobte er. "Kishio." "Yugao-sensei." Er gab Hitomi einen letzten Klaps, übersah die eine Freudenträne, die das rechte Auge hinablief und wandte sich der ANBU-Anführerin zu. "Wie geht es weiter?" "Wir drosseln die Moeru-Fähigkeiten des Jungen erst einmal stark, sodass er quasi ein ganz normaler Junge und von Orochimaru nicht so leicht wiederzufinden ist. Dann übergeben wir ihn dem Morikubo-Haushalt. Wenn Ihr von eurer Mission zurück seid, werden wir alles wissen, was er weiß, und er wird hoffentlich bereits in Konoha integriert sein." Sie räusperte sich. "Es ist Tsunade-samas ausdrücklicher Wunsch, dem Jungen eine Kindheit zu ermöglichen." Eine Kindheit, die Kishio nicht gehabt hatte. Es gab keinerlei Grund, diese dem Kind zu versagen. Falls Orochimaru nicht doch noch eine Schweinerei mit dem Jungen angestellt hatte, hieß das. Aber Okaa-sama und die ANBU würden das schon noch herausfinden. Kishio nickte. "Und unsere Befehle?" "Ihr brecht auf und begebt euch zum Treffpunkt mit Mamoru." Shinpachi löste sich vorsichtig aus der Umarmung des Jungen. "Geh mit Uzuki-sensei mit. Sie bringt dich zu deiner Großmutter nach Hause. Dort tust du alles, was sie dir sagt. Dein Vater hat etwas wichtiges zu erledigen, aber in ein paar Wochen werden wir uns wiedersehen." "Das ist in Ordnung", sagte der Junge freudestrahlend. "Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, dich zu sehen, Papa. Das ist jetzt passiert. Ich bin zufrieden. Ich kann warten." Shinpachi schluckte einen dicken Kloß im Hals runter und umarmte den Jungen erneut. "Wie heißt du denn eigentlich?", fragte er, von den neuen Eindrücken zunehmend irritiert. "Shintaro, Papa." "Shintaro. Ein guter Name." So beließen sie es, warteten fünf Minuten, zehn, dann fünfzehn, bevor Kishio befand, dass es Zeit für den Aufbruch war. "Shintaro-chan, wir müssen jetzt los." "Das verstehe ich. Du bist Onkel Kishio, nicht? Ich habe von dir gehört." Die beiden Moerus wechselten einen erstaunten Blick. Das war eine gewichtige Information für sie. Gab es jemanden in der Zuchtstation Orochimarus, der ihn von früher kannte? Oder waren Informationen über ihn durchgesickert, nachdem er sich Konoha angeschlossen hatte? "Ich hoffe, nur Gutes", scherzte Kishio. "Nur Gutes", bestätigte der Junge. Yugao trat heran und nahm das Kind auf den Arm. "Wir bringen dich nach Hause." Sie nickte Kishio und den anderen zu. Dann verschwand sie, den Jungen an sich gedrückt, mit Step. Ihre ANBU folgten ihr fast zeitgleich. "Na, das kann ja was werden", murmelte Shinpachi. Schalk glomm in seinen Augen. "Andererseits habe ich ja Erfahrung darin, Kleinkinder groß zu ziehen, nicht, Otouto?" "Keine Sorge", sagte Kishio generös, "wenn die Erfahrung nicht mehr weiterhilft, helfe ich dir stattdessen." Es schien, ihr Leben in Konoha hatte gerade eine riesige Veränderung erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)