Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Im Boot ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 40: Im Boot Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin - The Way We Are. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 40: Im Boot Draco war endlich eingeschlafen, nachdem er Ewigkeiten - wie es ihm schien - wach gelegen hatte. Er hatte gar nicht sagen können, woran er dachte oder was ihn beschäftigte. Es war alles gewesen - und nichts zugleich. Doch endlich, endlich war er eingeschlafen - nur um eine knappe dreiviertel Stunde später mit einem lauten Schrei wieder auf dem Schlaf hochzufahren. Böse Erinnerungen. Schweißgebadet hatte er auf seinem Bett gesessen und schließlich einen weiteren Versuch unternommen, Schlaf zu finden. Nach dem zweiten Albtraum hatte er genug. Er brauchte wirklich keine Todesangst mitten in der Nacht. Da konnte er doch garantiert etwas Besseres tun... Ja, zum Beispiel einen Zauberspruch einstudieren und den morgen anwenden. Er grinste. Aus seinem Nachttisch holte er das Buch mit den magischen Tricks und begann zu üben. Nur gut, dass er einen guten Reinigungszauber konnte... Sein Kopf pochte zwar und seine Augen protestierten dagegen offen zu bleiben, doch er kratzte all seine Disziplin zusammen und machte weiter. Solange, bis er hören konnte, wie Blaise sich regte und ins Badezimmer stolperte. Draco schlug die Vorhänge zurück und lugte hinaus. Einen Augenblick später ging Crabbes monströser Wecker los. Zeit für das morgendliche Lauftraining... Er hatte keine Ahnung, wie er dieses überstehen sollte, aber er würde es zumindest versuchen. Unter der Voraussetzung, dass Montague ihn nicht für die letzten zwei verpassten Trainingseinheiten gleich aus dem Team schmiss... Draco streifte sein Sportzeug über und verließ sein Himmelbett. „Ah, sieh an, der Herr hat heute sogar mal wieder in seinem Bett geschlafen...“ Blaise grinste anzüglich. Draco schenkte ihm nur einen kühlen Blick. „Muss auch mal wieder sein, ansonsten räumt ihr es noch weg.“ Blaise lachte leise. „Das wüsste ich zu verhindern...“ Draco gab ihm einen leichten Stups in die Rippen und gemeinsam verließen sie den Schlafsaal. Crabbe und Goyle taumelten ihnen mehr schlafend als wach hinterher. Am See wurden sie bereits von Montague, Pucey und Cassandra erwartet. Pucey wandte sich demonstrativ ab, als Draco näher trat. Vor Montague riss er sich offenbar zusammen, doch das unheilvolle Funkeln in seinen Augen verriet dem Blonden, dass er sich noch auf etwas gefasst machen konnte. Bitte. Er würde niemals eine Herausforderung ablehnen. „Sieh an, Draco Malfoy erweist uns die Ehre, auch wieder am Training teilzunehmen.“ Montagues Miene war undurchdringlich. „Aber solange du noch vorneweg läufst... Beweis uns das mal.“ Jetzt grinste er. Keine Minute später trabten die Slytherins los. Und Draco konnte - bemerkenswerterweise und zu seiner Erleichterung - die Führung halten. Auch wenn er sah, dass Blaise und Montague langsam zu ihm aufschlossen, was wiederum seinen Ehrgeiz packte. Er würde also zusehen, dass er das Training nicht mehr versäumte. Todmüde, mit noch immer hämmernden Kopfschmerzen, gegen die das frühe Laufen und die regelrechte Sauerstoffdusche nichts gebracht hatten, ging Draco an Blaises Seite zurück in den Gemeinschaftsraum. Er hatte das dumpfe Gefühl, nicht wirklich in der Welt zu sein und sich in seinen Gedanken zu verfangen. Er nahm alles wie durch Watte und Nebelschleier war. Die giftigen Blicke und die gemurmelten Bemerkungen und Beleidigungen ignorierte er, sie erreichten ihn ja noch nicht einmal wirklich. Hin und wieder legte Blaise ihm die Hand auf die Schulter, um etwaige Ausraster zu verhindern, doch die kamen zu der Überraschung des Schwarzhaarigen gar nicht. „Bist du sicher, dass du nicht in Trance bist?“, erkundigte er sich schließlich, nachdem Draco das Bad verlassen hatte und sein feuchtes Haar trocken rubbelte. „Nein. Ich habe kaum geschlafen... Mein Kopf explodiert gleich.“, gab der Blonde zurück. „Oh, das klingt nach einem Besuch bei Madam Pomfrey...“ „Hm... Sie wird mich umbringen. Deswegen war ich ja gestern schon bei ihr.“ „Diesmal kommst du aber zum Unterricht, oder?“ „Klar.“ Draco grinste. „Bring mir was vom Frühstück mit, ja? Beides schaffe ich nicht...“ Während er sprach, zog er sich sein Hemd über und knöpfte es zu. Dann folgte die Krawatte, die er mittlerweile mit geschlossenen Augen hätte binden können. Blaise nickte nur. „Und nimm dir heute irgendwann Zeit für Pansy. Bitte.“ „Versprochen.“ Der Blonde lächelte. „Mir liegt auch etwas daran, dass diese... Dummheit aus der Welt geschafft wird. Pansy ist mir wichtig.“ „Wirklich? Das schaffst du dann aber gekonnt zu verbergen...“ Blaise verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Vertrauensschüler prüfend. Draco seufzte leise. „Ist sie aber. Ansonsten hätte ich gar nicht mit ihr gesprochen...“ „Sag ihr das, Draco. Sag es ihr. Das wird es ihr vielleicht ein bisschen leichter machen...“ Der Blonde nickte knapp, hangelte nach seiner Tasche und war mit einem kurzen „Bis gleich.“ aus der Tür. Auch Blaise musste sich nun beeilen, um noch zum Frühstück in die Große Halle zu kommen. ~*~*~*~ Am nächsten Morgen, als Harry erwachte und aus dem Raum der Wünsche kam, erblickte er etwas weiter auf dem Gang Hermione, die eilig auf ihn zu strebte. Er lächelte erfreut, und lief auf sie zu, seine Tasche hastig unter den Arm klemmend und winkend. „Morgen, Mione!“, rief er und sie sah von ihrer Hand auf. Was lag da? Ihr Zauberstab? „Morgen, Harry.“ Sie sah ein wenig enttäuscht aus, aber sie lächelte. „Wo kommst du denn her?“ Harry hakte sich bei ihr unter. „Wir haben hier unsere Zentrale für den Felix Felici.“, erklärte er leichthin. „Ist er auch hier?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein.“ Etwas erstaunt hob sie eine Augenbraue. „Du warst ganz alleine hier?“ „Sieht so aus.“, gab er lächelnd zurück. „Hedwig war bei mir.“ „Die zählt nicht.“, murrte Hermione, dann blickte sie ihn an. „Liegt es daran, dass sie das Passwort geändert haben?“ „Welches Passwort?“, fragte Harry irritiert, bevor ihm aufging, welches sie meinte. Er schüttelte lachend den Kopf. „Nein. Ich hab mich entschieden, hier zu schlafen, bevor ich feststellen konnte, dass es nicht mehr aktuell ist.“ „Du wusstest davon?“ „Nein, du hast es grad gesagt.“ „Oh.“ Hermione seufzte, gerade als sie die letzte Treppe zur Großen Halle hinuntergingen. „Und ich dachte schon… Dir traue ich grade eine Menge zu.“ Harry drückte sachte ihren Arm. „Du traust mir eindeutig zuviel zu.“ „Das sagst du.“ Sie betraten die Große Halle und gingen gleich zu ihren neuen Plätzen ganz am Ende, um gar nicht erst darüber streiten zu müssen, wohin sie sollten. Es war doch eh egal. „Gestern… war Draco nicht auf dem Rundgang.“, stellte das Mädchen fest und Harry lachte. „Das ist wahr. Wir haben die Zeit total verpennt…“ Er schüttelte den Kopf, noch immer fassungslos über sein Zeitempfinden. „Gerade wart ihr zwei weg, da war es auch schon zu spät.“ „Und… seid ihr jetzt offiziell zusammen?“ Harry blickte sie an. „Hermione.“, sagte er ernst. „Wir werden niemals zusammen kommen, denn er ist nicht schwul. Das habe ich damals nur gesagt, um ihn zu ärgern.“ „Also warst du das doch.“ Sie seufzte. „Ich hab mir das schon fast gedacht.“ „Klar hast du das.“ Theatralisch stemmte er die Hände in die Hüften. „Ich wäre auch enttäuscht gewesen, wenn nicht.“ Das braun gelockte Mädchen lachte. „Aber es ist schon seltsam, dass er dir das so einfach verziehen hat.“, sagte sie. „Hätte ich so gar nicht erwartet, wo er noch immer so massive Probleme mit den anderen hat.“ Nickend schob sich Harry eine Gabel Rührei in den Mund, antworten tat er nicht, denn sie redete einfach weiter. „Also frage ich dich, ob da nicht doch etwas ist. Nach gestern bin ich fest davon überzeugt.“ Harrys Blick wurde gequält. „Du bist gemein.“, sagte er leidend. „So was zu sagen ist Folter.“ Sie lächelte. „Tut mir leid, aber…“ In diesem Moment schwirrten die Eulen herein. Die eine schneeweiße fiel sofort auf, als sie quer durch die große Halle flog und direkt bei Dumbledore auf dem Teller landete. Gezielt. Harry hatte sie extra drum gebeten. Sie hielt dem Schulleiter einen kleinen Brief hin, winzig, den dieser mit einem schiefen, tadelnden Blick auf den Absender entgegennahm und las. Auch McGonagall blickte pikiert zu ihnen. Hermione hob die Augenbrauen. „Hedwig?“ „Klar Hedwig.“, lachte Harry. „Welche Eule wäre passender, um einen Dank zu überbringen, ein Bote des Friedens. Bei der Farbe.“ „Dank?“ „Dumbledore hat uns gestern erwischt.“ Kurze Antwort, aber sie verstand trotzdem. Vor allem, als sie das leichte, fast glückliche Lächeln auf Dumbledores Lippen sah. War wohl doch noch ein bisschen mehr gewesen als Dank… „Da ist Dank auch angemessen, wenn er euch keine Strafe gegeben hat.“ Das Mädchen klang schnippisch und Harry lachte, als Hedwig wenig später neben ihm landete und gefüttert werden wollte, was er auch gern tat. Sie musste ja nicht wissen, dass das Danke eher auf die Klarstellung seiner Lebenseinstellung bezogen war, denn dann hätte er ihr erklären müssen, welchen Plan – abgewandelter Art – er noch immer verfolgte. Und er war froh, dass sie nicht mehr nachfragen konnte, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von der eintretenden Pansy beansprucht. Ihr Gesicht zeigte deutlich Sorge. Harry beobachtete wie Hermione, wie das Slytherinmädchen zu ihrem Platz ging und dort lustlos zu frühstücken begann. Wirklich essen tat sie offenbar nicht, aber immerhin versuchte sie es. Und sie schien gefasst. „Sie tut mir Leid.“, murmelte er und starrte auf seinen Teller. „Für sie hatte er gestern keine Zeit.“ Hermione musterte ihn, ersparte sich aber ein Kommentar bezüglich der Szene am Abend. Stattdessen erwiderte sie: „Ich glaube nicht, dass sie ihm wirklich eine Chance gegeben hätte. Er hat sie, laut Blaise, wirklich verletzt.“ „Ich kann es mir vorstellen.“, sagte er noch immer leise. „Wie war das? Wir treffen uns heute Abend wieder zum Picknick?“ Sie nickte und schon hatte er einen Zettel und eine Feder in der Hand. Und Hermione staunte nicht schlecht, als sie das Monogramm auf der silbernen Spitze erkannte. DM. Draco Malfoy. „Hat er dir die geschenkt?“ Harry sah auf, lächelte schief und nickte glücklich. „Ganz am Anfang.“ „Die muss unglaublich…“ „Er hat darauf bestanden.“, verteidigte er sich, bevor sie noch etwas sagen konnte. „Und ich will sie auch nicht wieder hergeben.“ Verstehend nickte sie. Für ihn war der materielle Wert sicherlich nicht von großer Bedeutung. Es war ihr ideeller Wert, der es ihm angetan hatte. Eine Feder seiner heimlichen Liebe. Was musste ihm das bedeuten… „Was schreibst du denn da.“ „Für Pansy.“ Er war auch schon fertig, faltete die Notiz und stupste Hedwig an, die noch immer auf seinem Tisch hockte und immer mal wieder einen Bissen von ihm oder Hermione zugesteckt bekam. „Wärst du so lieb?“, fragte er und sie schaute ihn aus großen Augen an, bevor sie die Nachricht in den Schnabel nahm. „Für Pansy Parkinson.“ Es war schön, dass sie nicht nachfragen konnte, dass sie einfach ihre Schwingen ausbreitete und losflog. „Und was hast du ihr geschrieben?“ „Dass sie zum Picknick kommen soll.“ Hermione blickte ihn kritisch an. „Wenn sie kommt, dann solltet ihr eine Aktion wie die gestrige aber vermeiden.“, sagte sie. „Damit würdet ihr sie nur noch mehr verletzen.“ Der Schwarzhaarige nickte. „Versprochen.“, sagte er und hob die Hand wie zum Schwur. „Ich werde mich bemühen!“ „Ich werde dich daran erinnern.“, gab sie ungerührt zurück. ~*~*~*~ Pansy entfaltete den Brief stirnrunzelnd. Was zur Hölle sollte Harry von ihr wollen? Denn dass es Harrys Eule war, die gerade zu ihr geflogen war, war wohl kaum für irgendjemanden zu übersehen gewesen. Und was nur noch mehr verstärken würde, dass die Slytherins auf ihr herumhackten. Die ätzenden Kommentare waren ja jetzt schon kaum zu ertragen, doch nach außen hin, ließ sie diese abprallen. Es war vor allem ihr Stand als Vertrauensschülerin, der ihr jetzt Schutz gab. Zum Picknick? Na, warum nicht? Schlimmer als es jetzt war, konnte es ja auch nicht mehr kommen, oder? Sie hob den Kopf und nickte zu den beiden Gryffindors hinüber. Dann blickte sie wieder Richtung Tür. Sie wartete weniger auf Draco - der konnte zur Hölle gehen! - als vielmehr auf Blaise... Der Schwarzhaarige war schließlich in dem Slytherinhexenkessel der einzige Freund, den sie noch hatte... Aber Blaise ließ sich Zeit. Erst kurz vor Ende der Frühstückszeit tauchte er auf. „Hey...“ Er umarmte Pansy zur Begrüßung und schnappte sofort nach zwei Äpfeln, die in seiner Tasche verschwanden. „Wo hast du ihn gelassen?“, erkundigte sich Pansy betont desinteressiert. „Krankenstation. Hat tierische Kopfschmerzen und lässt sich helfen...“ „Aha.“ „Hey... Es tut ihm Leid. Wirklich...“ Pansy blitzte Blaise nur an und dieser beschloss augenblicklich das Thema ‚Draco Malfoy’ in Pansys Nähe großräumig zu umfahren. War wahrscheinlich derzeit das Beste. „Komm... Wir müssen zu Kräuterkunde.“ Während er schon wieder aufsprang, kaute Blaise auf seinem Brötchen. Noch nicht einmal Frühstücken war in Ruhe... Madam Pomfrey war wenig begeistert, Draco erneut auf der Matte stehen zu sehen. „Was ist es diesmal, Mr Malfoy?“, fragte sie höflich. Ihre Stimme drückte jedoch deutlich aus, dass sie es lieber gehabt hätte, ihn zur Abwechslung mal gesund zu wissen. „Kopfschmerzen, Ma’m.“ Draco schnitt eine Grimasse. „Und Schlafmangel...“ „Sie sollten wirklich besser aufpassen... Das ist nicht gesund.“ Ihr Blick war streng, während sie den Zauberstab schwang und ihn augenblicklich von seinem Leiden erlöste. „Ich weiß...“ Er seufzte leise. „Lernen Sie im Moment viel?“ Die Miene der Medihexe machte deutlich, dass sie auf keinen anderen Grund hoffte. „Nein...“ Draco zögerte einen Augenblick. „Albträume.“ Sie nickte verständnisvoll. „Schlimme, wie ich vermute?“ „Sehr schlimme...“ Der blonde Junge senkte den Blick. „Gut, dann sollten wir eine andere Möglichkeit finden, als dass sie jeden Morgen vor der Tür stehen. Ich schlage einen Trank vor, der sie traumlos schlafen lässt... Allerdings wird es eine Weile dauern, bis Professor Snape ihn hergestellt hat.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Zu verlieren habe ich ja nichts, oder?“ Außer deinen Stolz, indem du nicht selbst damit klar kommst. Und indem du wieder wegläufst... Die Medihexe lächelte ihn an. „Gut... Und bis dahin... Kommen Sie her, wenn Sie Hilfe brauchen.“ Der Slytherin nickte und verabschiedete sich. Jetzt wurde es auch höchste Zeit für Kräuterkunde... ~*~*~*~ Hermione und Harry passten ihren Aufbruch exakt so ab, dass sie die beiden Freunde erreichten. Das Mädchen legte Pansy sofort einen Arm um die Schultern, während sich Harry schuldbewusst zurückhielt, ihr nur eine Geste schenkte, die sowohl entschuldigend war und ausdrückte, dass er für sie da war, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie dieses Angebot noch annahm. Nicht nach dem Vorwurf, den Blaise Draco am gestrigen Abend gemacht hatte. …weil du konsequent genug bist, deine bescheuerten Ideen bei mir und Pansy durchzuziehen, aber bei Harry nicht… Es war nicht fair, das wusste er. Aber… war sie nicht zumindest teils mitschuldig, weil sie es nicht geschafft hatte, ihn zur Vernunft zu bringen? Er bedeutete ihr doch mindestens genauso viel wie ihm selbst. Da hätte sie doch alles tun müssen, was sie gekonnt hätte. … Oder? Er wollte sich nicht anmaßen, besser zu sein als sie, aber… sie war mitschuldig in seinen Augen. So ging er schweigend neben ihnen her, während Hermione ihnen einen Vortrag darüber hielt, was am heutigen Tag alles anstand. Seine Freundin war sichtlich nervös. Rons Rückkehr machte sie fahrig und ließ sie reden wie einen Wasserfall. Niedlich… oder auch nicht, wenn er den Grund dafür näher unter Betracht zog… Mit Sicherheit rührte ihre Angst daher, dass es durchaus sein konnte, dass er sich wie alle anderen gegen sie beide entschied. Harry glaubte nicht daran, dass es dauerhaft war, aber selbst ein Tag würde dem Mädchen nicht gut tun. Jemand außer ihm und den neuen Freunden, jemand, der sie besser kannte als andere, würde ihr gut tun… Als sie das Gewächshaus erreichten, waren noch längst nicht alle da. Aber Draco konnten sie sehen. Besorgte Blicke legten sich auf Pansy. Harry wusste wirklich nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte… Dazu kam seine Unsicherheit wegen gestern Abend… Er war weggelaufen. Der Gedanke war ihm ja gekommen, mehrere Male, als er wach gewesen war, aber als er geträumt hatte, hatte ihm sein Unterbewusstsein Dinge gezeigt, die er bis jetzt entschieden von sich gewiesen hatte. Er hatte sie verdrängt, doch nun, wo er den blonden Haarschopf im Morgenlicht schimmern sah, waren diese Ängste wieder da. Dass er sauer war, dass er ihn ebenfalls schnitt, dass alles Mögliche war… In einem der Träume hatte er sich rächen wollen und war zu seinem Vater zurückgegangen… Es war so dumm. Er vertraute ihm, hatte er gesagt. Er tat es auch, aber das schüttelte dieses miese Gefühl nicht ab. Warum musste er so einen Schwachsinn träumen? Das konnte doch gar nicht wahr sein! Nicht nach gestern! Leise lächelnd hob er die Hand. Man sah ihm sein schlechtes Gewissen schon an. ~*~*~*~ Draco war zu seinem eigenen Erstaunen bei weitem pünktlich gewesen. Er hatte sich an den Rand der Schülergruppe verzogen und gewartet. Schlichtweg einfach gewartet, dass die anderen - seine Freunde - kamen. Kaum zu glauben, aber seine Menge an Freunden hatte sich wirklich vergrößert. Damit hatte er selbst kaum gerechnet. Er erwiderte Harrys Winken und schritt zu der Gruppe hinüber. Deutlicher konnte er seine Position kaum noch machen. Er konnte ein leises Tuscheln von Nott hören, das sofort dafür sorgte, dass er aufmerksam wurde. Allerdings konnte er nicht hören, was sein Mitschüler gesagt hatte. „Hey...“ Der Blonde lächelte in die Runde. Seit er seine Kopfschmerzen los war, fühlte er sich sogar einigermaßen entspannt und gut gelaunt. Pansy warf ihm einen giftigen Blick zu, der ihn nur allzu deutlich daran erinnerte, dass ein Gespräch mit ihr sicher nicht leicht werden würde... Er seufzte leise. Blaise drückte ihm noch zwei Äpfel in die Hand, dann tauchte auch schon Professor Sprout auf und verlangte Aufmerksamkeit. „Schön, dass wir jetzt alle versammelt sind. Also, heute gehen wir zum See hinunter. Und dort werden wir uns die Wasserpflanzen ansehen. Das bedeutet: Immer zwei von ihnen werden in einem Boot sitzen und mit einem Kescher die Pflanzen aus der Tiefe holen. Los, folgen Sie mir!“ Fröhlich wackelte die Lehrerin vor ihnen den Pfad zum See hinunter. Wasserpflanzen. Na, großartig. Draco zog die Schultern hoch. Kräuterkunde war wirklich das letzte Fach für ihn. Keine fünf Minuten später waren sie am See angelangt und Sprout sprach weiter. „Also bitte, immer zwei in ein Boot. Mr Potter und Miss Parkinson. Miss Granger und Mr Zabini. Mr Malfoy und Mr Thomas. Mr Longbottom und Miss Patil…” Eindeutig teilte sie die Pärchen spontan nach Gefühl zu. Aber bitte... In Dracos Augen blitzte es auf. Er und Thomas in einem Boot. Das konnte nun wirklich interessant werden... ~*~*~*~ Harry blicke zu Pansy hinüber, die noch immer neben Hermione stand, dann lächelte er sie an, als er zu ihr ging. Jetzt kam er um dieses Gespräch nicht mehr herum. Während Hermione nach einem letzen aufmunternden Wort an das Slytherinmädchen zu Blaise hinüberging, näherte er sich Pansy. Das schlechte Gewissen machte sich augenblicklich in seinem Bauch breit. Sie sah so überhaupt nicht gut aus. Wahrscheinlich hatte auch sie nicht gut geschlafen… „Bist du mir böse?“, fragte er und blickte hoffnungsvoll in ihr Gesicht. ~*~*~*~ Pansy seufzte leise. Das Schicksal konnte wirklich gemein sein... Ausgerechnet Harry... „Sollte ich dir böse sein?“, gab sie zurück und deutete ihm an, mitzuhelfen das Boot anzuschieben. Kaum war es auf dem Wasser, planschte sie kurz hinein und stieg dann ein. Sie hielt die Nussschale gerade, damit Harry ebenfalls einsteigen konnte. „Weil er mit dir redet?“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige seufzte ebenfalls, als er das Boot mit einem kräftigen Schub ins tiefere Wasser beförderte und sich dann hinaufzog. „Zum Beispiel.“, sagte er. „Aber auch, weil, seit ich da bin, sich wirklich alles geändert hat.“ Er zauberte mit einem kurzen, stummen Spruch ihre Schuhe trocken, dann seine eigenen. Er hatte diese Art Zauber ziemlich vernachlässigt, wie ihm aufging. Das sollte er schnellstens ändern. „Und irgendwie hab ich das dumme Gefühl, dass ich schuld bin. Mione hat da so was angedeutet…“, spielte er auf Pansys Gefühle an, ohne sie wirklich anzusprechen. Das wollte er ihr nicht antun. Sie damit bloßstellen, als wolle er sich darüber lustig machen… ~*~*~*~ Pansy seufzte leise und griff nach einem der Ruder und hielt Harry stumm das andere hin. „Warum solltest du schuld sein? Nicht du hast mir Dracos Freundschaft aufgekündigt. Er hat es getan. Er.“ Ihre Augen blitzten zornig auf, dann wurde sie wieder ruhiger. „Weißt du... Du hast viel für ihn getan. Wirklich viel. Aber... ich bin eifersüchtig auf dich, okay? Und ich weiß, dass ich nicht mit dir konkurrieren kann. Ich kämpfe um Dracos Aufmerksamkeit und seine Liebe, seit ich ihn kenne... Wenn ich sie jetzt nicht gewonnen habe, dann werde ich es niemals.“ Sie lächelte traurig. „Und je eher ich mich damit abfinde, desto besser...“ Das Mädchen blickte zur Seite und hob dann eine Hand, um sich die ungeweinten Tränen aus den Augen zu wischen. „Und du zeigst mir, dass da mehr ist. Dass er mehr zu geben hat, mehr geben kann. Aber nicht für mich.“ ~*~*~*~ Das tat weh. Sie tat ihm Leid. Und er litt mit ihr. Er konnte es so gut nachvollziehen… Wie würde er an ihrer Stelle handeln? Wäre er in der Lage, Eifersucht zuzugeben? Wahrscheinlich nicht. „Du bist stark.“, sagte er, nahm das Ruder, ihres auch und bedeutete ihr, dass sie sich einfach ins Heck setzen sollte. Er würde für sie mitrudern. „Stärker als er. Stärker als ich.“ Er lächelte wehmütig und sah auf das gekräuselte Wasser. Anstatt seine Liebe einfach zuzugeben, verschwieg er sie und verbarg sie tief in seinem Herzen. Die Dunkelheit von gestern war noch immer da. Sie war nicht verschwunden… „Du bist stärker als wir beide zusammen, weil du trotzdem durchhältst, obwohl er dir so etwas Schreckliches gesagt hat...“ Wenn er da an sich dachte, der schon mit dem Gedanken gespielt hatte, einfach zu sterben, gleich, seine Rache wegzuwerfen… Oder an Draco, der sich selbst zurückgezogen hatte, weil er das Gefühl hatte, allen nur wehzutun, ohne das Selbstbewusstsein, das er sonst allen vorspielte… ~*~*~*~ „Stark...“ Pansy war ins Heck gerutscht und schüttelte nun den Kopf. „Welche Wahl habe ich denn schon? Er hat mich immer dazu gezwungen stark zu sein. Und vielleicht ist das jetzt auch gut so...“ Sie fuhr sich durch die Haare und ließ die Augen über den See wandern. Nein, mit Draco war es niemals leicht gewesen. Für ihn vielleicht, aber nicht für sie... Abrupt wandte sie den Kopf und sah Harry an. „Nicht nur er hat sich gegen seine Eltern entschieden. Er hat für mich gleich mit entschieden. Denn was der gute Draco Malfoy bei seiner Aktion vergessen hat, ist, dass mir meine Eltern unglaublich im Nacken sitzen - wie ein paar wild gewordene Imps - und auf diese Beziehung pochen...“ Sie schnitt eine Grimasse. „Glaub mir, er wird sich verdammt viele gute Worte überlegen müssen, um das alles wieder gut zu machen. Und von Schmerz wollen wir jetzt gar nicht reden. Wir sprechen jetzt nur über Anmaßung seinerseits und Wut meinerseits.“ ~*~*~*~ Fast erschrocken hatte sich sein Blick wieder auf sie geheftet. Sie auch? Hatte sie auch solch penetrante Eltern, die alles dafür tun würden, damit Voldemort zufrieden war? Waren sie auch bereit… ihr Kind zu opfern? Seine Hände hielten inne, ließen die Ruder durch das Wasser ziehen, ohne dagegenzuhalten. Was hatte er da nur angerichtet? Warum hatte er gleich zwei… Nein, drei Menschen, die ihn für einen Freund hielten, gegen ihre Eltern aufgebracht? Wieso hatte er nur nicht vorher nachgedacht? Warum war er immer so verdammt blind? „Pansy, wenn ich dir jetzt verspreche, dass sie… dir nichts tun können, dass ich dafür sorgen werde, dass sie nicht an dich rankommen, dass du… vor ihnen sicher bist, bevor dieses Schuljahr vorbei ist… Ich meine…“ Er stockte. Was redete er hier nur? Es war schon wieder so. Er begann seinen Plan zu verraten… Aber… es war doch richtig so, wenn er ihr damit helfen konnte, nicht? Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Ich werde sie davon abhalten, dass sie dir etwas tun. Ich möchte dich nur darum bitten, stark zu bleiben, um genug Kraft zu haben, ihm zu verzeihen, denn er braucht deine Stärke und du willst ihn wiederhaben. Vielleicht… erkennt er es ja irgendwann. Vielleicht erkennt er irgendwann, was du für ihn tust, und kann dir zurückgeben, was du ihm gibst. Du darfst nicht aufgeben.“ Er lächelte, auch wenn ihm diese Worte unendlich schwer fielen. Unglaublich schwer lagen sie ihm im Magen, als er sie ermutigte, als er versuchte, sie dazu zu bewegen, Draco nicht aufzugeben. Es tat ihm weh und es gefiel ihm überhaupt nicht, weder der Gedanke noch der Sturm der Eifersucht in seinen Eingeweiden, der dabei aufkam. Nur allein das Wissen, dass er es für Draco tat, ließ die Worte kommen und das Lächeln bestehen bleiben. ~*~*~*~ Pansy sah den Gryffindor verblüfft an. „Du...“ Sie schüttelte den Kopf und sortierte mühsam ihre Gedanken. „Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Sie werden mir schon nichts tun. Es wirft nur ihre ganzen Pläne über den Haufen à la ‚Neue Reinblüterkinder für die Zaubererwelt’.“ Sie verdrehte die Augen. „Weißt du... irgendwann hätte ich selbst gesagt, dass es genug ist. Aber dann, wenn es so weit ist. Wenn ich es für richtig halte. Und nicht irgendjemand anders...“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre braunen Augen fixierten Harry genau. „Es ist wirklich lieb, dass du das sagst. Ich werde weiter hoffen - entgegen jeder realistischen Einschätzung -, aber ich glaube längst nicht mehr daran. Draco wird sich nicht ändern.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Darf ich dir eine Frage stellen? Und diese ist jetzt wirklich persönlich und nicht politisch wie die, die du mir letztens gestellt hast.“ ~*~*~*~ Harry nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Logisch.“, meinte er lächelnd. „Das musst du doch nicht fragen. Ist ja nicht so, dass Freunde einander niemals Fragen stellen würden.“ Er griff nach seinem Kescher und lehnte sich ein wenig zur Seite, um ihn ins Wasser zu tauchen. Irgendwie konnte er ihr nicht ins Gesicht sehen, nicht nach diesen selbstlosen Worten, die so sehr seinen eigenen Gefühlen widersprachen. Das Boot neigte sich ein wenig. ~*~*~*~ Pansy atmete tief durch. „Was genau ist zwischen dir und Draco? Ist das wirklich nur reine Freundschaft? Weißt du... Ich habe euch einmal nach... Zaubertränke auf dem Flur gesehen und das... sah nicht nur nach Freundschaft aus...“ Sie stockte und schaute ihn bittend an. Für sie war es immens wichtig, das zu wissen. Einfach nur, um Klarheit zu haben. ~*~*~*~ Nun wandte sich Harrys Kopf doch. Nach Zaubertränke auf dem Flur? Wann sollte das gewesen sein? Wann bitte hatten sie sich nach Zaubertränke auf dem Flur getroffen? Nun, häufiger, aber was genau war da passiert, was nicht nur nach Freundschaft aussah…? Dunkel erinnerte er sich an eine Szene wo er Draco das erste Mal versprochen hatte, ihm zu helfen. Das war unten in den Kerkern gewesen. Nach Zaubertränke. Da war Nähe gewesen, wie sie die ganze Zeit zwischen ihnen herrschte. Und er hatte Schritte gehört… War sie das gewesen? Er öffnete den Mund, doch im ersten Moment wollte nichts kommen, dann wandte sich sein Blick wieder auf das Wasser. „Du glaubst doch nicht wirklich diese Gerüchte, oder? Dass er schwul ist…“ ~*~*~*~ Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er noch nie verliebt war. Mit Mädchen hat er aber definitiv Erfahrungen.“ Kurz zuckte ein schmerzerfülltes Lächeln über ihr Gesicht. „Aber mit Jungs... Ich weiß von nichts. Aber theoretisch... Theoretisch ist alles möglich...“ Ihre Stimme wurde leiser und sie blickte auf den Fußraum des Bootes.. „Und das... würde es leichter zu ertragen machen...“ Sie brach ab und schaute wieder auf. „Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Willst du es nicht? Wenn nicht, dann sag es einfach, okay?“ ~*~*~*~ Einfacher zu ertragen… Ja, vielleicht. Und sie hatte auch Recht, dass er ihrer Frage ausgewichen war. Warum eigentlich? Weil er sich wünschte, dass es anders war? „Wir haben nichts miteinander.“, sagte er lächelnd, fast bedauernd, aber das konnte nur jemand heraushören, der sich damit auskannte, wann er seine Maske aufhatte. Hermione, Draco… Dumbledore wahrscheinlich. Er hoffte, dass Pansy nicht dazu in der Lage war. „Er sucht bei mir etwas. Ich weiß nicht so genau, was, aber ich weiß, dass er es findet, sonst würde er nicht wiederkommen.“ Klar, er suchte seine Nähe, damit er seine Ängste vertrieb… Du machst süchtig. …war da vielleicht doch mehr? Irgendwie wagte er nicht, es auch nur in Erwägung zu ziehen. Und jetzt, wo Pansy ihm das mit den… Erfahrungen mit Mädchen gesagt hatte… Nein, besser war es, nicht zu hoffen, ganz egal, was er tat. Einfach weiter gerade soviel Abstand bewahren, dass es seine Selbstbeherrschung nicht zerriss, sich bedeckt halten und über ihn wachen… „Sie sagen es alle, aber es ist nicht wahr.“, kam er auf ihre Frage zurück. ~*~*~*~ „Okay... Danke.“ Pansy lächelte und drückte seine Hand. Sie hatte erwartet, sich über diese Worte zu freuen, aber irgendwie... Freude stellte sich nicht ein. „Danke für deine Aufrichtigkeit.“ Sie blickte sich um. So langsam sollten sie weit genug draußen sein. „Wir sollten langsam anfangen. Hältst du das Boot ruhig, dann werde ich schauen, was wir hier rausholen können.“ Sie griff nach dem Kescher. ~*~*~*~ Harry übergab ihn ihr wortlos. Sie schien nicht wirklich glücklich über seine Worte, aber sie machte auch nicht den Eindruck, dass sie ihm nicht glaubte. Vermutlich kämpfte sie noch immer mit sich. Irgendwie konnte sie einem echt Leid tun… Dann packte der Junge die Bootsränder und glich das Gewicht aus, als sie sich über den Rand lehnte, um den Kescher ins Wasser zu tauchen. Sein Blick ging hinüber zu Draco, der zusammen mit Dean dem Möchtegern Gryffindoranführer in einem Boot etwas weiter entfernt dümpelte… ~*~*~*~ Draco schenkte Dean Thomas nur ein knappes Nicken mit unbewegter Miene, während ihm der Gryffindor mit unverhohlener Abscheu entgegenblickte. Mit übertriebener Höflichkeit hielt Draco das Boot fest und ließ Thomas einsteigen, ehe er ihm nachfolgte. Er hatte die Ruder schnell im Griff und damit die Kontrolle über das Boot. Es war wirklich amüsant, wie Thomas versuchte, ihn zu ignorieren, obwohl er ihm direkt gegenüber saß. Immer wieder warf der Gryffindor ihm hektische Seitenblicke zu. „Angst vor mir, Thomas?“ Draco grinste süß. „Keine Sorge, dir gehe ich garantiert nicht an die Wäsche. Ich habe Geschmack.“ Das Entsetzen in den Augen war wirklich zu unterhaltsam. „Du... Wag es nicht mich anzufassen!“ Thomas schreckte zurück und brachte das Boot heftig ins Schaukeln. „Ich sagte doch schon: Ich habe Geschmack. Und du fällst eindeutig unten durch.“ Thomas starrte ihn mit offenem Mund an. „Du gibst zu, dass du schwul bist? Du bist widerlich!“ „Habe ich irgendetwas in dieser Richtung gesagt?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Glaubst du wirklich, dass es schwule Todesser gibt?“ „Du bist einer?“ Entsetztes Aufkeuchen. „Habe ich das gesagt?“ Hach, dieser Junge war wirklich unterhaltsam. Thomas zuckte zusammen und sah sich hilfesuchend um. Dumm nur, dass Draco sie beide weit hinausgerudert hatte. Deutlich weiter als die anderen und die anderen Boote - insbesondere das mit Professor Sprout - waren entsprechend recht weit entfernt... „Und jetzt? Du verschleppst mich erst und was jetzt?“ Thomas funkelte ihn an. „Oha, Gryffindormut. Ich bin beeindruckt.“ Draco lachte spöttisch. „Was soll ich dir schon tun, hm?“ Seine grauen Augen funkelten den Gryffindor an und dieser zuckte erneut zusammen. „Wir sollten anfangen... Nimmst du den Kescher?“, erkundigte sich der Slytherin höflich. Thomas nickte zitternd. Wow... Er hätte vielleicht doch die Karriere als Todesser annehmen sollen. Er wäre darin garantiert gut gewesen. Galgenhumor und Sarkasmus. Eine ausgezeichnete Methode, mit solchen Dingen umzugehen. Während Thomas den Kescher durch das Wasser zog und sich wohl langsam in Sicherheit wiegte, huschte ein gemeines Lächeln über sein Gesicht. Jetzt wurde es Zeit für Slytherintücke. Er zog seinen Zauberstab und murmelte leise ein Wort. Einen Augenblick später beförderte der Fußtrittzauber – auch Schubszauber genannt, eine wirklich tolle Erfindung - den Gryffindor über Bord. Für alle anderen deutlich sichtbar hatte Draco am anderen Ende des Bootes gesessen und gar nichts getan. Es platschte laut, als Thomas ins Wasser fiel. Grinsend hielt Draco dem Gryffindor seine Hand hin, die aber natürlich sofort zur Seite geschlagen wurde. „Wag das nicht noch einmal!“, fauchte der triefende Junge, als er endlich wieder im Boot saß. Er hatte amüsante fünf Versuche gebraucht, um sich wieder hineinzuziehen. „Was denn? Alle haben gesehen, dass ich ganz friedlich hier hinten saß... Du hast dich einfach zu weit vorgelehnt...“ Draco glich einem Unschuldsengel. Es fehlte einzig noch der Heiligenschein. ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich ungläubig. Was sollte das denn? Was tat er denn da? Warum tat Draco das? Warum war er so gemein zu Dean? Irgendwie konnte er es nicht fassen. Was hatte er für einen Grund? Der Schwarzhaarige hatte ihm doch nichts getan, oder? Hatte er vielleicht etwas nicht mitbekommen? Schade, dass Draco schräg mit dem Rücken zu ihm saß. Irgendwie würde er zu gerne wissen, was er gerade dachte… War es vorsätzlich geschehen? Er hatte den Zauberstab doch aufblitzen gesehen… ~*~*~*~ Draco hatte den Kescher mit einem lässigen Accio wieder aus dem See geholt und blickt sein tropfendes Gegenüber nun wieder an. „Machen wir dann weiter? Soll ich den Kescher nehmen? Nicht, dass du noch einmal ins Wasser fällst...“ Aus seiner Stimme sprach blanker Hohn. Thomas warf ihm einen giftigen Blick zu und zerrte ihm den Kescher aus der Hand. Keine zwei Minuten später befand er sich wieder im Wasser und erneut saß Draco vollkommen unschuldig am anderen Ende des Bootes. „Du solltest wirklich vorsichtiger sein...“ Draco schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. „Du verdammtes Aas!“, fauchte der Gryffindor aus dem Wasser und hielt sich an der Reling fest. „Soll ich dich reinziehen?“ „Gerne.“ Thomas streckte ihm die Hand hin. „Und du solltest jetzt an eins denken. Alle dort draußen werden sehen, wie du mich ins Wasser reißt. Überleg dir das gut. Sehr gut.“ Dracos Lächeln war zuckersüß. Der Gryffindor riss augenblicklich seine Hand zurück. Das Dumme war, dass der Slytherin Recht hatte. Mühsam kämpfte er sich ins Boot zurück und blieb schwer atmend sitzen. „Du bist ein widerlicher Scheißkerl, Malfoy.“ „Danke, du auch.“ „Was...?“ Der dunkelhäutige Gryffindor sah aus, als wenn er Fliegen fangen wollte. „Denk mal drüber nach. Und erinnere dich daran, dass du mich ab jetzt im Nacken sitzen hast. Und das wird dich garantiert nicht glücklich machen. Oder anders ausgedrückt: Du hast ein verdammt großes Problem, Thomas.“ Dracos graue Augen glänzten den anderen Jungen an. Die Drohung darin war nur allzu deutlich. Thomas wurde aschfahl und sagte nichts mehr. ~*~*~*~ Und Harry konnte nicht aufhören, sich zu wundern. Warum machte er das? Was hatte Dean ihm nur getan? Er hörte leises Lachen von Hermione. War klar, dass ihr das gefiel, schließlich war Dean an allem schuld… irgendwie zumindest. Das musste für sie eine große Genugtuung sein. Und was empfand er selbst? Auch Genugtuung? Irgendwie schon. Und auch ein bisschen Neid, dass nicht er es war, der ihm diese Lektion erteilen konnte. Trotzdem blieb irgendwie die Frage, warum Draco es tat. Er konnte doch nichts von Deans Komplott wissen. Er hatte ihm gegenüber nichts davon erwähnt, oder? „Ich würde auch gern schwimmen gehen…“, murmelte er und stockte im nächsten Moment. Was war denn das gewesen? Wo kam denn dieser Gedanke her? Das war doch… Realitätsflucht des Großhirns. Ganz eindeutig. Sein Gehirn war überanstrengt. Kam mit der Frage nach Dracos Grund nicht klar. Und schwimmen wäre doch herrlich bei der zunehmenden Hitze… Warum waren ihre Umhänge doch gleich schwarz? Eines stand fest, wenn er aus der Schule raus war, würde er helle tragen. Grün. Grün war schön. Er schüttelte den Kopf. Realitätsflucht war komisch. Man dachte so komische Sachen… ~*~*~*~ Am Ende der Stunde hatte das Boot von Draco Malfoy und Dean Thomas keine einzige Wasserpflanze vorzuweisen. Nachdem sie zurückgerudert waren und Professor Sprout ihren leeren Eimer gesehen hatte, hatte sie ihnen eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte. Und bei Dean Thomas fügte sie noch gleich hinzu, dass er offenbar vollkommen unfähig war, in einem Boot sitzen zu bleiben. Draco nahm die Tirade mit stoischer Miene hin, während sich Pansy und Blaise nur mühsam das Lachen verkneifen konnten. Pansy wusste, warum er es getan hatte - und sie hatte Blaise direkt darüber informiert. Auch die anderen Slytherins hatten ihren Spaß. Die Gryffindors... Nun, nicht so offensichtlich, obwohl man hier und da ein leises Grinsen sehen konnte. Draco war nur froh, als Sprout fertig war. Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, als Thomas sehr schnell nach Ende der Stunde davon stob. Nicht, dass ihm eine solche Flucht helfen würde... Aus seiner Schultasche zog Draco einen Apfel hervor, rieb ihn an seinem Umhang sauber und biss hinein. Nach solch einer Aktion schmeckte Frühstück doch gleich doppelt so gut. ~*~*~*~ „Warum hast du das gemacht?“ Harry hatte nur darauf gewartet, dass sich die Lehrerin verabschiedete oder zumindest Draco freigab. „Ich meine… es war lustig, aber…“ Er blickte ihn an. Schöne Augen… Oh Mann… Sein Gehirn machte wirklich nur noch Blödsinn heute… ~*~*~*~ Draco zog minimal eine Augenbraue hoch und kaute in Ruhe zu Ende, ehe er antwortete. „Weil er es nicht anders verdient hat.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Da die anderen bis auf ihre kleine Gryffindor-Slytherin-Runde verschwunden waren, konnte er getrost die Hand ausstrecken und Harry eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht streichen. „Oder siehst du das anders?“ Er biss erneut von seinem Apfel ab und blickte den Schwarzhaarigen abwartend an. ~*~*~*~ Harry zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. Hatte er. Trotzdem… Das war doch kein Grund. Er wusste, wie es war, wenn man Ziel eines hinterlistigen Dracos war. Und irgendwie war er sich nicht sicher, ob er Dean das wirklich wünschte. Und dann begriff er plötzlich, warum Draco es tat. Für ihn. Weil Dean gemein war, weil er dafür verantwortlich war, dass die Gryffindors sich so blöd ihm gegenüber benahmen. Weil er ihr Rädelsführer war. Das war nicht in Ordnung. Aber irgendwie war es doch nicht seine Sache… „Du machst dich noch unbeliebter, als du ohnehin schon bist.“, sagte er leicht vorwurfsvoll. „Ist es das wert? Der Kerl kriegt seine Strafe schon noch früh genug.“ ~*~*~*~ „Ja, das ist es wert. Damit er wenigstens nicht ganz so selbstgefällig durch die Gegend läuft. Und ein wenig Angst schadet ihm gar nicht...“ Draco wuschelte Harry durch das Haar. „Außerdem... lenkt es mich ab.“ Er grinste. „Wir sollten uns auf den Weg machen...“, mischte sich Blaise ein. „Zauberkunst wartet...“ Der Blonde verdrehte die Augen. „Wunderbar...“ Und ihm schoss direkt die Erinnerung an die letzte Stunde durch den Kopf. Unwillkürlich blickte er Harry wieder an. Sein Herz schlug augenblicklich einen Takt schneller. ~*~*~*~ Harry seufzte. Er würde ihm nicht reinreden. Nein, er würde zählen, wie oft er es tat. Heute waren es bisher sechs Zauber gegen ihn. Sechs Kopfplatscher ins Wasser. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sich gerade noch so verhindern konnte, dass er die Geste mit einem Nasenstüber zurückgab. Er hatte Hermione ja versprochen, ein bisschen darauf zu achten. Und Pansy… sollte nicht mehr leiden, als sie es eh schon tat. „Also los. Feuer und Wasser… Diesmal zaubern wir beide gemeinsam, mal sehen, was passiert!“, rief er übermütig und klatschte in die Hände. Eine Kopfnuss traf ihn und als er sich umwandte, blickte er in braune, funkelnde Augen. „Keine Potenzialmagie, verstanden!“, sagte Hermione deutlich. „Ich warne euch!“ ~*~*~*~ Draco lachte leise. Harrys Übermut war wirklich herzerfrischend. Dann traf ihn Pansys wütender Blick und sein Lachen erstarb. Er seufzte leise. Das musste wirklich bald geklärt werden... Er hatte nur das dumme Gefühl, dass eine Wiedergutmachung länger dauern würde... Die seltsame Fünfergruppe kam gerade noch rechtzeitig zum Unterricht. Draco erhaschte beiläufig mit den Augen Thomas zwischen den Gryffindors. Hinten also... Hm, das würde schwieriger werden. Aber nicht unmöglich. Er hatte schließlich noch etwas in der Hinterhand, womit kaum jemand rechnen würde... Ein unheilvolles Funkeln leuchtete in seinen Augen. Blaise musste grinsen. „Ich liebe es, wenn du diesen Gesichtsausdruck hast...“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Just the way we are I guess you've seen it now A mirror of ourselves sure makes us weird Falling down from a mountain of frights ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: ^^ Platsch! *armehochreiß* Platsch! *grins* Ich glaub, ich mag Draco doch! *zufriedenist* abranka: *g* Und jetzt sind wir froh, dass er das nicht an Harry austobt, oder? Aber irgendwo muss er diese Energie ja lassen... *lach* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)