Final Fantasy Two Realistics von Rikku_Nox (The secret of the Crystaltree) ================================================================================ Kapitel 12: In der Obhut der Diebe ---------------------------------- Kapitel 12: In der Obhut der Diebe Die Minuten vergingen, während Kim versuchte, den Stuhl, auf welchem sie gefesselt worden war, Richtung Schreibtisch zu bewegen, da auf diesem zwei Messer lagen. Konnte sie eines davon nur irgendwie in die Finger bekommen, so konnte sie sich vielleicht von den Fesseln befreien und versuchen die Mine zu verlassen. Das Problem war nur, dass sie ziemlich weit weg stand und mit gefesselten Beinen und Armen kaum einen Meter vorwärts kam. So war bereits eine halbe Stunde vergangen, ehe sie überhaupt ein Drittel der Strecke hinter sich gebracht hatte. Ihr Blick wanderte immer wieder zur geschlossenen Tür, da sie damit rechnete, dass der General jeden Augenblick zurück sein würde. Und dies war eine Tatsache, die dafür sorgte, dass Kim schon sehr bald ungeduldig wurde, nicht aufpasste und mitsamt Stuhl polternd zu Boden ging, wobei sie sich gottlob nicht verletzte. Ein leises Grummeln ging über ihre Lippen und für eine kurze Zeit mühte sie sich ab, irgendwie wieder in die Höhe zu kommen- vergebens. Egal wie sehr sie sich anstrengte, sie konnte ohne ihre Hände abzustützen einfach nicht aufstehen. Und wenn sie nicht aufstand, dann würde sie auch nicht mehr an die Messer kommen, womit ihre Flucht gescheitert war, ehe sie überhaupt begonnen hatte. In Kims Augen sammelten sich Tränen. Das hier war sicher die einzige Chance gewesen wegzulaufen und sie hatte sie verpatzt. Bald würde Danar zurück sein und sie dann erst wieder in Ruhe lassen, wenn er alle Antworten von ihr hatte, die er wollte. Sicher würde er bei der Befragung auch nicht gerade zimperlich vorgehen. Kims Magen zog sich etwas zusammen und in ihrer Kehle steckte der bittere Kloß der Verzweiflung. So hatte sie sich ihre Reise gewiss nicht vorgestellt. Natürlich hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass sie leicht werden würde, aber damit gerechnet, dass sie die Anderen sehr schnell finden und dann halbwegs sicher sein würde. Dies war allerdings wohl nur Kims Vorstellung gewesen, denn langsam musste sie sich eingestehen, dass die Anderen zu finden wohl doch ein größeres Problem werden würde, als sie zunächst angenommen hatte. Trotzdem hatte sie eine gewisse- wenn auch nur kleine- Hoffnung, dass es sich bei den Eindringlingen um ihre Freunde handelte. Vielleicht war das der Grund, wieso sie nochmal die Zähne zusammenbiss und erneut versuchte sich zu befreien. Kim riss an den Fesseln, spürte jedoch nur einen dumpfen Schmerz am Fußgelenk, welcher sie kurz aufkeuchen ließ. Der Strick, welcher sie hielt, hatte sich in die Wunde gedrückt, die sie von den Wölfen davongetragen hatte und noch lange nicht verheilt war. Etwas Feuchtes und warmes benetzte Kims Socken und auch ohne hinzusehen wusste sie, dass es sich dabei um frisches Blut handelte. Ein Schluchzer ging über ihre Lippen und vereinzelte Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte. Das hier war wirklich ihre einzige Chance gewesen zu fliehen und sie hatte es verpatzt. Jetzt blickte sie einer Zukunft entgegen, die aus Folter, Arbeit und dem gleichen Schicksal, welches Avon ereilt hatte- welches auch immer es sein mochte- bestand. Kims Hoffnung verlor sich in der endlosen Weite der Mutlosigkeit. Mittlerweile weinte sie ganz ungeniert, während an ihrem Fußgelenk und an ihrer Wange der Schmerz pochte. Es vergingen scheinbar endlose Minuten, ehe die Tür geöffnet wurde und jemand eintrat. Kim erstarrte und schluchzte unterdrückt in der Erwartung, dass es sich bei dem Eingetretenen um Danar handelte. Jedoch sollte sie feststellen, dass dem nicht so war. Denn der, der sich nun über sie beugte, um sie aus hellbraunen Augen zu mustern, war nicht der General. Er war nicht einmal ein Soldat, denn er trug keine Uniform, sondern sehr herkömmliche Kleidung und Kim war sich sicher, dass er nicht zu DIVINITY gehörte. Allerdings vermochte sie auch nicht zu sagen, um wen es sich bei dieser Person handelte, hoffte aber inständig, dass er ihr nicht böse gesinnt war. »Aha..« machte der Fremde und hockte sich vor Kim hin. Ein leichtes, unverfrorenes Lächeln umspielte seine Lippen und irgendwie hatte Kim das Gefühl, er würde sich über sie und ihre Situation lustig machen. »Du siehst so aus, als könntest du eine helfende Hand gebrauchen, Kleine.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff er die Rückenlehne des Stuhls und zog Kim recht unvorsichtig zurück nach oben. Dann löste sich seine Hand von der Lehne und er schritt mit gemächlichen Schritten zum Schreibtisch rüber, nur um diesen gründlich zu durchsuchen. Kim brauchte einige Momente, dann hatte sie jedoch ihre Stimme wiedergefunden und das Schluchzen runter gekämpft »Und die Fesseln..?« »Was soll damit sein?« Entgegnete der Fremde ungerührt, ohne auch nur zu ihr zu schauen. Er hatte mittlerweile eine Schublade geöffnet und mehre Dokumente auf dem Boden verteilt, die ihn wohl nicht weiter interessierten. Kim verdrehte etwas die Augen »Ich wäre dir sehr verbunden.. wenn die sie lösen könntest. Bitte.« Es verging eine Weile, in der beide schwiegen, dann schob der junge Mann die Schublade zu, drehte sich zu ihr um, lehnte sich an den Schreibtisch und verschränke die Arme, noch immer ein leichtes Grinsen im Gesicht. »Was bekomme ich dafür?« Kim hätte es vom Stuhl gerissen, wäre sie nicht gefesselt gewesen, denn er fragte dies mit einer so dreisten Selbstverständlichkeit, die Andere nicht einmal im Traum über die Lippen bekommen würden. Fassungslos schüttelte sie den Kopf, ehe sie etwas atemlos ausrief »Meinen unendlichen Dank..?!« Erneut trat Stille ein, dann winkte der Fremde lasch ab und wandte sich wieder zum Schreibtisch um, die Hand nach der Endless ausstreckend »Kein Interesse..« Kim schluckte trocken, dachte sie doch stets, dass sie ein sehr dreister Mensch sei. Doch dieses spezielle Exemplar schien sie bei weitem zu übertreffen. »D-das ist meine Substanz..« Brachte sie schließlich raus, um es erneut zu versuchen »Ich schenke sie dir, wenn du mich befreist.« Natürlich hatte Kim nicht vor dieses Wort zu halten, immerhin gehörte die Endless ja auch gar nicht ihr- folglich konnte sie sie nicht verschenken. Was der Fremde natürlich nicht wusste. Dieser hatte die Substanz mittlerweile fest in der Hand und schaute wieder zu dem Mädchen rüber, ehe er die Schultern leicht hob »Dann gehört sie eben dir. Das spielt keine Rolle für einen Dieb.« »Du bist ein Dieb..?« hakte Kim nach, woraufhin ihr Gegenüber lächelnd nickte, die Endless in seine Tasche verstaute und mit einem halblautem „Jupp“ die Frage beantwortete. Das Mädchen presste die Lippen aufeinander, beobachtete wie der Dieb zur Tür rüber ging und drohte den Raum zu verlassen, ohne sie befreit zu haben. Dies war der Zeitpunkt in dem Kims Warnlampen angingen. Sie konnte ihn nicht einfach gehen lassen. Immerhin würde sie nicht das große Glück haben, dass erneut jemand reinkam, der nicht zu den Soldaten gehörte. »W-warte! Du kannst nicht einfach gehen! Hilf mir hier rauszukommen! Bitte.. sonst werden die sicher schreckliche Dinge mit mir machen..« Kim schrie schon fast und der Fremde verharrte mitten in der Bewegung, ehe er leise seufzte und den Kopf schüttelte »Ich bin nicht der barmherzige Samariter. Ich bin nur ein einfacher Dieb.« »Oh bitte..« flehte Kim weiter, in der Hoffnung sein Herz zu erweichen und doch noch befreit zu werden »Ich will doch nur hier weg..« »Heh.. das wollen alle, die hier gefangen gehalten werden. Und ich bin nicht derjenige, der jemanden einem anderen vorzieht. Doch alle befreien.. das kann ich auch nicht.« Der Dieb bedachte sie mit einem kurzen, ernsten Blick, dann öffnete er die Tür und wollte den Raum verlassen. »St-Stopp!« Entfuhr es Kim. Ihr Herz hämmerte schnell gegen ihre Rippen und ihr Mund war vor Aufregung ganz trocken. »Nimm mich mit! Ich kann nützlich sein! Ich komme aus der gleichen Welt, wie diese Soldaten! Wenn jemand helfen kann, die zu besiegen, dann bin ich es!« »Du...« begann der junge Mann und warf einen Blick über die Schulter zu ihr, er wollte wohl noch mehr sagen, kam jedoch nicht dazu, da er sich unter einem Schwert hinweg ducken musste, welches sich nur wenige Zentimeter über seinem Kopf in das Holz der Tür gebohrt hatte. Mit einer kraftvollen Bewegung sprang der Dieb zurück in den Raum, den Blick auf Danar gerichtet. Der General zog das Schwert aus der Tür und sah mit seinen kühlen Augen sein Gegenüber an. »Sieh an, sieh an.. dass ihr euch so was traut..« Die Stimme des Uniformierten war ruhig und durchdringend und ließ Kim kurz erschaudern. Der Dieb jedoch hatte sein schelmisches Grinsen noch immer nicht verloren und breitete die Arme aus, ganz so, als wolle er einen alten Freund begrüßen »Du weißt, wie sehr wir Diebe harte Arbeit hassen. Ich warte lieber, bis jemand anderes sie erledigt hat, um dann von ihm zu stehlen.« Der General lachte leise »Ich erinnere mich. Trotzdem war es ein Fehler von euch, gerade hier einzubrechen. Und das werde ich dir nun auch beweisen.« Mit diesen Worten setzte er erneut zum Angriff an, verfehlte jedoch erneut, woraufhin er leise knurrte. »Du bist zu langsam, mein Guter.« meinte der Dieb etwas großspurig, was Danar nur noch wütender machte und dazu brachte, nun auch Zauber einzusetzen. Kim schrie erschrocken auf, als ein Blitz neben ihr in den Boden einschlug und einen schwarzen Fleck hinterließ. »Befrei mich! Befrei mich!« Rief sie dem Dieb zu, der alle Hände voll zu tun hatte, den General abzuwehren oder ihm auszuweichen. Sein Blick wanderte dennoch kurz zu dem Mädchen rüber und dieser kurze, unachtsame Augenblick wurde damit bestraft, dass Danar es schaffte ihm einen langen, häßlichen Schnitt am Arm zu verpassen. Der Dieb keuchte kurz auf, stolperte zurück und zog einen leicht gekrümmten Dolch, mit dem er jedoch nicht etwa den General angriff, sondern Kims Fesseln aufschnitt. Normalerweise wäre sie durch und durch erleichtert gewesen, doch die Tatsache, dass der General mit im Raum war und es nun auch auf sie abgesehen hatte, sorgte dafür, dass sie alles andere als Aufatmen konnte. Mit einem kurzen Aufschrei stolperte sie zurück, ehe ein weiterer Blitzzauber sie erwischen konnte. Sie knallte mit dem Rücken gegen den Schrank und sah erschrocken zu dem General, der glücklicherweise von dem Dieb abgelenkt wurde. Kim konnte ihre Knie zittern spüren und musste sich regelrecht dazu zwingen sich zu bewegen. Ihr Blick wanderte zu der Tür, sie zögerte noch einen Moment, dann rannte sie los, das Ziel stets vor Augen. Trotzdem sollte sie es nicht sofort erreichen, da sich Danar ihr in den Weg stellte, das Schwert hoch erhoben. »Wo wollen wir denn so schnell hin?« Fragte der General, dessen Lippen ein Lächeln umspielte. Kim bremste erschrocken ab, sah das Schwert auf sich zukommen und wurde im letzten Moment heftig zur Seite gestoßen. Mit einem unterdrücktem Schmerzenslaut landet sie am Boden, drückte sich jedoch fast im selben Augenblick wieder in die Höhe, den Blick in Richtung Danar und Dieb gewandt. Das Schwert des Generals hatte kein Ziel getroffen, dafür jedoch der Dolch des jungen Diebes: Die kurze Klinge steckte bis zum Anschlag in Danars Brust und ließ ihn rückwärts gegen die Felswand stolpern. »Gnh.. unmöglich..« Brachte der General raus, während er sich den Dolch aus der Brust zog und auf das tiefrote Blut starrte, welches nun seine Kleidung besudelte. Der Dieb indes hatte sich bereits abgewandt und war zur Tür rüber gegangen, an welcher er nun stehen blieb und prüfend zu Kim schaute »Was ist los, Kleine? Brauchst du eine Extraeinladung?« Kim schüttelte kurz den Kopf, besann sich und sprang auf, um ihrem unfreiwilligem Helfer zu folgen. Sie verließen den Raum gemeinsam und schlossen die Tür hinter sich, ehe Kim nochmal zurück zu Danar schauen konnte. Sie wusste, dass sie eigentlich froh sein sollte, diesen sadistischen Menschen los zu sein, doch irgendwie beschlich sie ein unangenehmes Gefühl. Es war nicht üblich, jemanden in ihrer Welt so sterben zu sehen und obwohl sie es durchaus noch von ihren letzten Besuchen in dieser Welt kannte, war es immer wieder schwer damit halbwegs gut umgehen zu können. »Hey Kleine.« Sagte der Dieb und wartete bis er Kims Aufmerksamkeit hatte »Willst du mir nicht für meine Großzügigkeit danken?«   »Wie bitte?« Entfuhr es Kim. Sie starrte den Dieb kurz mit großen Augen an, dann seufzte sie und nickte »Natürlich. Danke..äh..« »Dave.« Warf der Dieb knapp ein und grinste, als er sah, wie Kim die Augen verdrehte und weitersprach »Danke Dave. Für deine Hilfe.« Dave lachte kurz »Kein Problem, Kleine!« Kim schluckte die bösen Bemerkungen runter, die ihr auf der Zunge lagen. Es war ja nicht so gewesen, dass er ihr von Anfang an hatte helfen wollen. Es war eher die Situation gewesen, die ihn dazu getrieben hatte. Und trotzdem musste sie ihm wohl wirklich dankbar sein. »Mein Name ist Kim..« Stellte sie sich dann vor und folgte dem Dieb durch die Gänge. Irgendwie kam es ihr so vor, als wüsste er genau, wo er lang gehen musste. Und das obwohl diese Mine das reinste Labyrinth war. »Kim, huh?« Dave sah kurz über die Schulter zu ihr, ehe er sich wieder um ihren sicheren Weg kümmerte »Das ist kein schöner Name. Es klingt nicht gerade sehr weiblich.« »Hey! Es ist eine-« »Sei still!« Unterbrach der Dieb ihr Gefauche und presste einen Finger gegen seine Lippen, während er sich mit dem Rücken an die Felswand stellte und vorsichtig zu der nächsten Ecke rutschte, um in den nächsten Gang schauen zu können. Auch Kim hatte die aufgebrachten Stimmen bereits gehört und beschloss sich ihr Gemurre für später aufzuheben. »Da sind Soldaten..« flüsterte Dave, zog den Kopf zurück und ließ den Blick umherwandern. Er suchte nach einem weiteren Weg, der sie sicher von den Wachen wegbringen würde und wurde sogar fündig. »Komm mit.« Sagte er, ging einige Meter den Gang zurück, den sie gekommen waren und bog in einen schmalen Gang mit niedriger Decke, in dem selbst Kim gebeugt gehen musste. Da dieser Bereich der Mine nicht durch Fackeln erhellt wurde, musste sie sich vorsichtig an der kühlen Felswand entlang tasten und langsam einen Fuß vor den Anderen setzen. Trotzdem hatte diese Dunkelheit etwas Gutes; sie bot ihnen Schutz vor den Soldaten, welche kurze Zeit später an dem schmalen Gang vorbei eilten- scheinbar in heller Aufregung. Dies wunderte Kim jedoch wenig, immerhin war in die Mine eingebrochen worden und der General war schwer verletzt worden. Dave ging weiterhin vor und blieb erst stehen, als wieder ein sanfter roter Lichtschein in den kleinen Gang fiel. Mit einer knappen Geste brachte er Kim zum stehen, dann schlich er zum Ende des niedrigen Tunnels und musterte den Weg, der kreuzte. »Gut. Es scheint sicher zu sein. Also los, Kleine. Beeil dich.« Ohne Kim anzusehen, trat Dave in den nächsten Gang. Das Mädchen seufzte etwas, folgte dem Dieb und betrat wieder einen der Hauptgänge, dessen Boden mit Schienen ausgelegt worden war. Dave wandte sich an Kim und lächelte »Es ist nicht mehr sehr weit. Komm.« Ohne ein weiteres Wort setzte der Dieb seinen Weg zielsicher fort und Kim folgte ihm in der Hoffnung, dass sie bald den Ausgang erreichten und in Sicherheit waren. Sie war generell höchst erstaunt darüber, wie einfach sie es auf ihrem Weg hatten. Zwar begegneten sie öfter Soldaten, doch konnten sie diesen jedes Mal- dank Daves schnelle Reaktionen und seiner verblüffenden Kenntnis über die Umgebung- unentdeckt entkommen. Es dauerte einige Zeit, doch dann konnte Kim endlich einen kleinen Ausgang sehen, durch welchen nächtliches Sternenlicht in die Mine fiel. Erleichtert beschleunigte sie ihre Schritte und trat mit ihrem Begleiter ins Freie. Sofort wurden sie von einer sanften Brise begrüßt, welche die Bäume und Sträucher um sie herum leise zum Rauschen brachte. Hinter ihnen lag eine hohe, sehr steile Felswand und Kim wusste, dass sich hinter dieser der Trichter befand- der eigentliche Eingang zu der Mine. Sie atmete einmal kräftig durch und wandte sich dann zu Dave um, der sich prüfend umsah »Danke für die Hilfe. Ich hätte nicht gedacht, dort jemals rauszukommen.« »Pscht!« Der Dieb warf ihr einen strengen Blick zu, welcher Kim kurz aus dem Konzept brachte, dann murrte sie etwas, beschloss jedoch erst mal leise zu sein. Sie folgte dem gebannten Blick des Diebes zu einer hohen Dornenhecke. Einige Äste knackten verdächtig, dann traten fünf Gestalten aus der Dunkelheit. Sie waren recht groß, aber von schlanker Statur und die Kleidung deutete darauf hin, dass auch sie Diebe waren. »Da bist du ja endlich! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!« Eine der Gestalten trat vor und musterte Dave ausgiebig, dieser lächelte verwegen und strich sich eine Haarsträhne zurück, die vor seine Augen gefallen war »Sorgen? Um mich? Das ist nicht nötig. Ich wurde nur aufgehalten.« Er nickte Kim zu, die kurz darauf die Blicke der Anderen auf sich spürte und etwas peinlich berührt mit ihren Fingern spielte, während sie scheinbar interessiert den Boden begutachtete. »Ich dachte immer, dass du eher auf vollbusige Damen stehst. Die ist doch noch ein halbes Kind.« Meinte der Mann, der eben schon gesprochen hatte und zog etwas verwirrt die Augenbrauen hoch, nachdem er Kim gemustert hatte. Diese schluckte trocken und hielt sich bemüht zurück, wollte sie sich doch nicht sofort wieder Ärger einhandeln. Dave hingegen musste lachen und schüttelte den Kopf »Ich steh doch nicht auf die! Ich hab ihr nur geholfen, weil die Kleine mir ein bisschen was erklären muss.« Er grinste und sein Gegenüber hob gleichgültig die Schultern »Von mir aus. Du bist der Boss, Dave.« »Du bist der Boss..?« Meldete sich Kim nun doch erstaunt zu Wort und drehte den Kopf in Daves Richtung, der erneut leise lachen musste und die Arme verschränkte »Richtig gehört, kleine Lady. Ich bin der Anführer der Diebesbande und das dort ist ein Teil meiner Männerschaft. Aber genug davon. Ich möchte nicht so lange hier stehenbleiben. Was ist mit den Sachen?« »Alles verladen. Wir können sofort aufbrechen.« Kim sah zwischen ihnen hin- und her, noch immer erstaunt darüber, dass ihr Retter sogar der Anführer dieser Diebe sein sollte. Doch im Grunde war es ihr nur recht, denn wenn der Anführer sagte, dass sie die Diebesbande begleiten sollte, dann konnte sich niemand dagegen erheben. Schweigend lauschte sie dem Gespräch der Männer, bis diese schließlich den Weg fortsetzten und sich von dem kleinen Mineneingang entfernten. Sie durchquerten den kleinen Wald und Kim kam es so vor, als würde erneut eine Ewigkeit vergehen, ehe sie endlich eine kleine Lichtung erreichten, auf welcher mehrere Chocobos und weitere Bandenmitglieder bereits warteten. Dave begrüßte seine Männer, hielt sich aber mit langen Reden zurück. Stattdessen scheuchte er sie auf ihre Chocobos und machte ihnen klar, dass er es sehr eilig hatte hier zu verschwinden, bevor irgendwelche Soldaten auftauchten. Kim steckte die Hände in die Taschen und wartete, bis sich das entstandene Chaos gelichtet hatte, dann ging sie zu Dave rüber, der vor einem schwarzen Chocobo stand und behutsam dessen Hals streichelte. Ihr Herz wurde schwer, als sie neben dem Dieb zum stehen kam und das Tier musterte. »Ihr habt nicht zufällig auf dem Weg hierher einen silbernen Chocobo gesehen, oder?« Kims Hoffnung darauf hielt sich in Grenzen, aber fragen musste sie trotzdem, doch wie erwartet schüttelte Dave den Kopf »Nein. Ich habe noch nie einen silbernen Chocobo gesehen. Wieso?« »Mein Chocobo ist Silber. Ich wurde von ihm getrennt, als mich diese Soldaten erwischt haben. Ich mache mir Sorgen um das Tier, weil es schwer verletzt war.« Erklärte das Mädchen ihm knapp und sah auf ihre Füße. Dave verschränkte die Arme »Das tut mir Leid..« Kim seufzte leise, ehe sie wieder aufsah und sich zu einem Lächeln überwand »Schon gut. Ich bin sicher, dass er es geschafft hat..« Ganz so sicher war sie sich natürlich nicht, da Nameless wirklich schwer verletzt worden und ganz alleine zurückgeblieben war. Doch wollte Kim auch nicht gleich schwarzsehen, der Chocobo hatte immerhin schon vieles durchgestanden und stets einen Weg zu ihr zurück gefunden. Der Dieb kratzte sich etwas am Hinterkopf und deutete dann mit einem knappen Nicken auf seinen schwarzen Vogel »Du reitest bei mir mit.« Damit stieg er auf das Tier, wartete bis Kim ebenfalls aufgestiegen war und gab dann den Befehl zum Los reiten. Sie verließen die Lichtung, durchquerten kurz nochmal den Wald, ehe dieser einer weiten steppenähnliche Landschaft wich. Kim versuchte einige Momente lang sich zu orientieren, konnte aber noch immer nicht sagen, wo genau sie sich befand und welche Stadt in der Nähe war. Das einzige was ihr auffiel, war die lange Bergkette, welche sich am Horizont abzeichnete und dessen spitze Felsen sich wie ein unendlicher Wall in den Nachthimmel erhoben. Ein Seufzer ging über ihre Lippen und Kim beschloss, den Dieb später zu fragen. Im Moment jedoch genoss sie einfach nur die Ruhe und ihre neugewonnene Freiheit. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass Dave sie befreit hatte. Sich auszumalen, was Danar sonst mit ihr angestellt hätte, war selbst für Kims Fantasie zu viel des Guten und sie hoffte inständig, dass sie den General nicht so schnell wiedersehen musste. Schweigend setzen sie ihren Weg fort. Kim fiel auf, dass sie sich den hohen Bergen am Horizont nährten, vermutlich hatten die Diebe irgendwo zwischen den Felsen ihr Lager aufgeschlagen. Die Steppe verwandelte sich nach und nach in eine karge Berglandschaft, auf dessen felsigen Untergrund die Schritte der Chocobos klar und deutlich zu hören waren. Sie bewegten sich schnell vorwärts, erreichten bald den Fuß des hohen Gebirges, folgten diesem eine Weile, bis sie einen geeigneten Aufstieg gefunden hatten und erklommen diesen einige Meter hoch, ehe sie ein kleines Plateau erreichten, wo sie ihre Tiere zum Anhalten zwangen. Dave ließ den Blick schweifen, musterte die Umgebung und zählte dann seine Männer durch. Als er damit fertig war, bedeutete er Kim abzusteigen und tat es ihr dann gleich. Nachdem sie abgestiegen war, ließ auch Kim ihren Blick umherschweifen und musterte ihre Umgebung. Sie waren nicht weit oben, hatten von hier aber einen sehr guten Blick auf die Ebene unter ihnen, was einen unbemerkten Angriff auf die Diebesbande unmöglich machte. Der Weg, den sie gekommen waren, endete mit dem Plateau auf welchem sie gerade standen. Um sie herum befanden sich hohe Felswände mit scharfen Graten, die einen Aufstieg ohne passende Ausrüstung unmöglich machten. Inmitten dieser Felswand war ein kleiner Höhleneingang, durch welchen mehrere Diebe Beutel mit Diebesgut rein trugen. »Das hier ist unser Versteck.« Sagte Dave, der nun neben Kim getreten war und sie anlächelte. Kim hob die Schultern. Sie hatte sich das bereits gedacht und beschloss nicht weiter darauf einzugehen, stattdessen wanderte ihr Blick wieder zu der Ebene unter ihnen »Wo genau sind wir denn?« Sie betete, dass es sich in der Nähe einer Stadt befand, wo man ihr, bezüglich ihrer Freunde, weiterhelfen konnte. Und tatsächlich sollte das Glück dieses Mal auf ihrer Seite sein. »Das hier sind die Nibelberge..« Kim sah überrascht auf »Wirklich? Aber.. das ist großartig! Dann ist Rocket Town in der Nähe, nicht wahr?« Der Dieb nickte leichte und musterte sie verwundert, da Kim mit einem mal sehr aufgeregt geworden war und zugleich sehr erleichtert aussah. Es war aber auch endlich mal eine gute Neuigkeit nach all der schlimmen Zeit, die sie hatte durchmachen müssen. Mit etwas Glück, würde sie in Rocket Town Cid und Shera treffen und vielleicht endlich mehr über alles in Erfahrung bringen können. Dave kratzte sich leicht an der Wange »Wieso bist du jetzt so erleichtert?« »Weil ich Freunde in Rocket Town habe. Ich muss unbedingt zu ihnen.«  »Das ist keine gute Idee..« warf der Dieb ein, woraufhin Kims Lächeln erstarb und einem doch recht besorgtem Gesichtsausdruck Platz machte »Wieso nicht?« »Weil dort auch diese Typen in schwarz sind..« Kims Glück wurde mit diesen Worten sofort wieder in tausend kleine Scherben zerbrochen. Sie hatte sich wohl zu früh gefreut und die Enttäuschung wegen diesem einen Satz von Dave war schrecklich groß. Nervös begann Kim mit ihren Fingern zu spielen, während sie mühsam gegen den Kloß in ihrem Hals ankämpfen musste, um überhaupt noch einen Ton über die Lippen bringen zu können »Was? Dort sind sie auch schon?« Dave nickte knapp und Kims Magen zog sich etwas mehr zusammen. Alles was sie nun tun konnte, war zu hoffen, dass die Menschen, die ihr am Herzen lagen, wohlauf waren. »Hn.. verdammt. Ich muss unbedingt nach Rocket Town.« Brachte Kim raus, woraufhin Dave kurz freudlos lachen musste, ehe er dann den Kopf schüttelte und versuchte, es ihr auszutreiben »Das ist keine gute Idee. Sie würden dich nur wieder verschleppen und dann wird dir keiner mehr helfen zu entkommen.« »Aber ich muss wissen, ob die Anderen okay sind..« Kim sah Dave ernst an. Der Dieb hob schnell seine Hände und seufzte leise »Ist ja gut, kleine Lady. Schau doch nicht so finster.. da bekommt man ja angst. Ich kann dich gerne hinbringen. Aber erst mal musst du mir ein paar Dinge erklären und ausruhen solltest du dich auch.« Sein Blick wanderte kurz zu Kims verletztem Bein und bedachte dieses mit einem kritischen Ausdruck. Das Mädchen verzog etwas das Gesicht. Sie hatte ihre Wunden fast vergessen, doch nun meldeten sie sich wieder mit einem leichten, unangenehmen Pochen. »Na schön. Ich denke.. ein, zwei Tage kann ich verschmerzen.« Sie seufzte tief, ließ nochmal den Blick über die Ebene wandern und wandte sich dann wieder an Dave »Aber seltsam ist es schon..« »Was..?« »Dass du mich nach Rocket Town bringen willst. Ich dachte, du wärst kein „Barmherziger Samariter“..« Der Anführer der Diebe verzog kurz das Gesicht, dann beschrieb seine Hand eine wegwerfende Geste und er drehte ihr den Rücken zu, ohne auf ihre Worte einzugehen. Stattdessen deutete er auf den Höhleneingang und sagte »Komm mit. Wir gehen besser rein. Da kann ich dann auch deine Wunden versorgen.« Kim musste, trotz der Situation in der sie sich befand, leicht grinsen. Sie wartete einen kurzen Moment, um nochmal die frische Nachtluft zu genießen, dann eilte sie Dave hinterher in das Innere der Höhle. Es war recht behaglich hier drin. Die Höhle war nicht sonderlich groß, bot aber genug Platz für die um die dreißig Männer der Diebesbande. Der Boden war mit Matten ausgelegt, die wohl auch als Schlafplatz dienten. In einer Ecke konnte Kim das angesammelte Diebesgut erkennen und in der Mitte der Höhle brannte ein kleines Feuer, welches Schatten an den Wänden tanzen ließ. Dave hatte sich mittlerweile nahe des Feuers auf eine der Matten niedergelassen und winkte Kim zu, die mit schnellen Schritten zu ihm rüber eilte und sich dann zu ihm setzte. »Zeig mir dein Bein.« Verlangte er und Kim kam dieser Bitte nur zu gerne nach. Vorsichtig krempelte sie ihre Hose hoch und ließ den Dieb die Wunde versorgen. »Na ja..« Murmelte er, während er das Gelenk verband »Du hattest wohl Glück. Es hat sich nicht entzündet.« Kim schwieg. Es hatte sich vielleicht nicht entzündet, aber das bedeutete nicht, dass es deswegen nicht wehtat. Trotzdem war es wohl Glück im Unglück gewesen, da eine Entzündung sie wohl sehr viel mehr belasten würde. Ohne ein weiteres Wort kümmerte sich Dave um ihre restlichen Wunden, dann stand er auf und kam mit einer Schüssel heißer Suppe zurück zu ihr. »Hier..« Sagte er, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, und reichte ihr die Schüssel rüber, die Kim mit einem halblauten Danke annahm. Es duftete unglaublich gut und ihr Hunger war sofort geweckt. Bemüht langsam begann Kim die Suppe zu essen. Es war die reinste Wohltat, nachdem sie tagelang nur diesen widerlichen Brei vorgesetzt bekommen hatte und sie merkte immer deutlicher, wie nötig ihr Körper diese Stärkung hatte. Dies bewegte sie auch dazu, noch zweimal um Nachschlag zu bitten, was der Anführer der Diebe nicht ausschlug. Er ließ sie ganz in Ruhe essen, bis sie schließlich genug hatte und die Schüssel zur Seite stellte. Dann grinste er leicht »Du musst ja halb verhungert gewesen sein.« Kim verzog das Gesicht »Ja. In diesen Minen haben wir nur diesen abartigen Brei bekommen. Ich bin so froh, dort endlich weg zu sein..« »Das kann ich mir vorstellen.« Entgegnete der Dieb und tat das Thema damit ab. Er sah einen Moment nachdenklich in die Flammen des kleinen Feuers, dann wanderte sein Blick zurück zu Kim, die sich mittlerweile hingelegt hatte. »Du hast gesagt, dass du aus der gleichen Welt kommst, wie diese Soldaten.. wie meintest du das..?« Fragte Dave schließlich leise. Er musterte Kim dabei ausgiebig und ihr wurde unter seinem Blick ganz mulmig zumute. Dennoch antwortete sie ihm geduldig auf seine Frage, da sie es ihm irgendwie schuldig war für seine Hilfe in der Mine »Es ist etwas schwer zu erklären. Aber diese Typen in schwarz sind nicht von hier. Es gibt.. viele andere Zeiten. Meine und deine..sind zwei davon. Danar und seine Leute kommen aus meiner Zeit. Ich glaube, dass sie Sedas, das ist der Wächter dieser ganzen Zeiten, dazu gebracht haben, ihnen ein Tor zu dieser Zeit hier zu öffnen.« Schweigen erfüllte den Raum, dann begann Dave laut zu lachen und schüttelte fasziniert den Kopf »Meine Güte! Du hast ja wirklich ziemlich viel Fantasie, kleine Lady!« Kim blieb ernst. Es war ihr klar gewesen, dass er ihr nicht glauben würde und sie konnte es ihm auch nicht verübeln, immerhin war es wirklich eine sehr unglaubwürdige Geschichte, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Der Dieb bemerkte ihren ernsten Blick und räusperte sich schließlich leicht, um sein Lachen zu unterbrechen »Fein.. angenommen das würde stimmen.. wie werden wir diese Leute dann wieder los?« »Ah..« machte Kim, setzte sich auf, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um diese »Ich weiß es nicht. Ich dachte, ich könnte etwas erreichen, wenn ich meine Freunde finden würde. Aber bisher werde ich wirklich nur vom Pech verfolgt.« »Deine Freunde..?« Dave hob eine Augenbraue »Wie sollen die denn helfen..?« »Na ja.. sie haben schon das ein oder andere Problem gelöst..« Erwiderte Kim darauf nur und schloss mit einem leisen Seufzen die Augen. Noch nie hatte sie sich mehr gewünscht, dass Cloud und die Anderen jetzt hier waren, um zu helfen. Sie brauchte ihre Hilfe, denn alleine würde sie sicher gar nichts ausrichten können. Dave musterte sie schweigend, dann kratzte er sich etwas am Hinterkopf und hob knapp die Schultern »Also.. ich weiß nicht, was ich von dem Ganzen halten soll. Aber ich werde dich wohl wirklich nach Rocket Town begleiten.« Kim musste nun doch etwas lächeln »Danke..« »Schon gut..« der Dieb winkte knapp ab und legte sich dann auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkend. Nachdenklich betrachtete er die Höhlendecke. Er sah nicht mehr zu Kim rüber, auch nicht, als sie sich ebenfalls wieder hinlegte. Doch das war ihr nur recht. Sie war mittlerweile zur Ruhe gekommen und verfiel in eine unglaubliche Müdigkeit, wie sie sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Fast automatisch fielen ihr die Augen zu und sie tauchte in einen, ausnahmsweise mal traumlosen, Schlaf ein. Kim verschlief den folgenden Tag, wurde einmal mitten in der Nacht wach und schaffte es gerade so etwas zu essen, ehe sie wieder zurück zu ihrer Matte krabbelte und erneut die Augen schloss, um weiterzuschlafen. Sie hatte diese lange Ruhepause nach den Erlebnissen in der Mine auch bitter nötig und glücklicherweise ließen die Diebe sie die ganze Zeit über in Ruhe. Es kam auch nur sehr selten vor, dass Kim von den Geräuschen der Männer geweckt wurde. Kam es jedoch dazu, so ließ sie einfach die Augen geschlossen und war auch bald darauf wieder eingeschlafen. Während der ganzen Zeit hatte sie nicht einmal einen dieser ganz bestimmten Träume, stattdessen umgab sie stets träge Dunkelheit und selbst wenn sie etwas geträumt hatte, so konnte sie sich hinterher nicht mehr daran erinnern. Erst am dritten Tag wurde Kim richtig wach und schaffte es aufzustehen und die Höhle zu verlassen. Draußen schien die Sonne bereits und sie musste die Augen abschirmen, um ihre Augen vor dem grellen Licht schützen zu können. Einen Moment sah sich Kim prüfend um, dann erkannte sie Dave, der mit zwei seiner Leute sprach und sie schließlich mit ihren Chocobos fortschickte. Zögerlich trat Kim schließlich näher und blieb neben dem Anführer der Diebe stehen »Wohin gehen sie..?« Etwas erschrocken drehte sich Dave zu ihr um, musste aber lächeln, als er sie erkannt hatte. Er drehte sich wieder weg und folgte den kleiner werdenden Männern mit den Augen. »Sie sollen Proviant besorgen. Wir haben nicht mehr genug. Und was ist mit dir? Endlich ausgeschlafen?« Kim wurde etwas rot. Es war ihr peinlich, dass sie diese ganzen Tage nur geschlafen und gegessen hatte, anstatt irgendwie eine Hilfe gewesen zu sein. »Ja..« Sagte sie dann trotzdem leise »Ich hatte es aber auch nötig..« Der Dieb musste leise lachen und drehte sich nun zu ihr um. Er verschränkte die Arme, während seine Lippen wieder von diesem schelmischen Grinsen umspielt wurde  »Das kann ich mir vorstellen. Dir tut so ein Schönheitsschlaf generell ganz gut.« Ein leises Grummeln ging über Kims Lippen und sie sah beleidigt zur Seite. Sie konnte sich vorstellen, dass ihr Äußeres zurzeit nicht viel hergeben musste, aber viel daran ändern konnte sie nicht. »Was erwartest du?« Fragte sie schließlich etwas pikiert »Ich habe Tagelang keine Sonne mehr gesehen und musste in dieser Mine Zwangsarbeiten verrichten. Du würdest nicht besser aussehen.« »Sei doch nicht gleich so beleidigt, kleine Lady!« Lachte Dave und klopfte ihr leicht auf die Schulter, ehe er sich ausgiebig streckte und dieses Thema beiseite schob. »Du wolltest nach Rocket Town, nicht wahr? Wann bist du bereit zu gehen?« »Am besten so schnell wie möglich.« »Dann schlage ich vor, dass wir etwas essen, uns dann umziehen und aufbrechen.« Kim nickte knapp und folgte Dave zurück in die Höhle, wo sie sich etwas zu Essen gönnte, während der Dieb ihr neue Kleidung besorgte. Nachdem er diese gefunden hatte, kehrte er zurück zu ihr und legte sie ihr hin. Es waren keine sonderlich schönen Kleidungsstücke und sie erschienen Kim auch etwas zu groß zu sein, doch beschwerte sie sich deswegen nicht. Sie war froh, wenn sie aus ihren alten Kleidern raus kam, die schmutzig, kaputt und mit Blut besudelt waren. Sie aß in Ruhe auf und scheuchte, nachdem sie damit fertig war, die Diebe samt Dave aus der Höhle, um sich ihre neuen Kleider anziehen zu können. Diese bestanden aus weißem Leinen und erinnerten Kim so stark an Bettlersachen, dass sie sich fast schon schämte, als sie die Höhle schließlich verließ. Draußen wartete bereits Dave auf sie. Er hatte sich an die Felswand neben dem Höhleneingang gelehnt und die Arme verschränkt. Als er Kim erkannte, drückte er sich von der Wand weg und musterte sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht »Du bist echt prüde.. uns einfach so raus zu scheuchen..« »Ich veranstalte doch keinen Strip vor euch.« Entgegnete Kim scharf, woraufhin der Dieb etwas Unverständliches murmelte, ehe er mit ihr zu seinem schwarzen Chocobo rüber ging und aufstieg. Kim tat es ihm gleich und gemeinsam machten sie sich an den Abstieg. »Ich hoffe, du bist wirklich dafür bereit. In Rocket Town hat sich nämlich einiges geändert.« Sagte der Dieb, nachdem sie den Fuß der Berge erreicht hatten und über die weite Ebene ritten. Kim musste hart schlucken, erwiderte jedoch sonst nichts darauf. Sie hoffte ebenfalls, dafür bereit zu sein und noch mehr hoffte sie, dass sie Cid und Shera antreffen würde- natürlich in einem gesunden Zustand. Ihr Weg führte sie über die weite Ebene, welche bald wieder in eine Steppe überging, ehe sie einer grünen Wiese Platz machte. Die Nibelberge lagen mittlerweile weit hinter ihnen zurück und als die Sonne begann unterzugehen, konnte Kim die Umrisse einiger Häuser erkennen und- zu ihrer großen Verwunderung- auch die einer Rakete. Sie erinnerte sich noch daran, dass die alte Rakete bei ihrem erstes Abenteuer hier aus ihrer Halterung gerutscht und zu Boden gefallen war. Doch nun schien es ganz so, als wäre dies nie geschehen und als sie schließlich näher waren, bemerkte Kim voller erstaunen, dass es sich bei dieser Rakete um ein ganz neues Model handelte. Eines, welches statt des Logos von Shinra, das der   DIVINITY CORPORATION trug. Kim stockte für einen Moment der Atem. Sie kam sich vor wie in einem falschen Film und nachdem sie endlich das Dorf erreicht hatten, kletterte sie von dem Chocobo, noch ehe dieser überhaupt zum Stehen gekommen war. Zwischen den Zivilisten konnte sie auch viele der schwarzgekleideten Soldaten erkennen, die ihnen jedoch glücklicherweise kaum Beachtung schenkten. Erschrocken über dieses Bild schüttelte Kim nur leicht den Kopf. Dave war mittlerweile ebenfalls abgestiegen und neben sie getreten. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck sah er sich um »Ich sagte ja, dass es sich hier verändert hat..« »Aber wieso..?« Fragte Kim etwas tonlos. Sie musterte ihre Umgebung und das drückende Gefühl, welches sie beim Anblick der Rakete beschlichen hatte, wuchs mit jedem Augenblick weiter an. Der Dieb hob kurz die Schultern »Keine Ahnung. Es hat sich eben viel verändert, seid diese Kerle hier sind.« Diese Antwort half Kim wenig weiter. Sie beschloss, erst mal Cid und Shera aufzusuchen, vielleicht vermochten die beiden mehr zu dem ganzen Chaos zu sagen. Gemeinsam mit Dave durchquerte sie das Dorf und erreichte schließlich Cids Haus. Ohne lange zu zögern klopfte Kim an der Tür und wartete gespannt darauf, dass ihr jemand öffnete. Doch es geschah nichts. Scheinbar war niemand zuhause. Nach weiteren vergeblichen Versuchen, hörte Kim auf anzuklopfen und sah sich mit einem kurzen Seufzen um. »Komisch..« Sagte sie dann »Es gab hier doch mal eine Arztpraxis..« »Das stimmt. Aber der Arzt ist weggezogen, nachdem diese Typen hier kamen.« Erklärte Dave ihr ruhig und Kim zog eine Grimasse. Sie hatte gehofft, dass sie wenigstens mit dem Doktor hätte sprechen können. Doch in ihrer Abwesenheit hatte sich hier wirklich einiges verändert. Und das nicht gerade zum Besten. Etwas überfordert sah Kim sich um. Sie wusste nicht so recht, was sie nun tun sollte, wollte jedoch nicht einfach aufgeben und die Stadt wieder verlassen. Ihr Blick wanderte zu der Rakete und ohne weiter darüber nachzudenken, setzte sie sich in Bewegung. Einzig Dave schien eine drohende Gefahr zu wittern. Mit schnellen Schritten holte er zu ihr auf und ergriff sie an der Schulter, um sie so zum Stehen zu bringen.  »Was hast du vor?« Wollte er wissen, wartete jedoch keine Antwort ab, da er diese bereits kannte »Es ist zu gefährlich, zu dieser Rakete zu gehen. Dort sind viele von den Schwarzgekleideten.« Energisch schüttelte Kim die Hand des Diebes ab »Das ist mir egal. Es ist gut möglich, dass Cid auch dort ist.« »Ich dachte, der ist dein Freund. Wieso sollte er dann bei etwas sein, was diese Soldaten gebaut haben?« Kim schwieg auf diese Frage hin. Es würde auch sie schockieren, wenn Cid wirklich bei der Rakete war, auch wenn es sie nicht sonderlich wundern würde, da es schon immer sein Traum gewesen war, einmal in den Weltraum zu fliegen. Sie schüttelte leicht den Kopf, dann setzte sie ihren Weg unbeirrt fort. »Du kannst ja hier warten, wenn du nicht mit möchtest.« Meinte sie noch zu dem Dieb, der aber keine Anstalten machte zu warten, stattdessen folgte er ihr mit schnellen Schritten. »Ich lasse dich doch nicht alleine dorthin.« Warf er ein und Kim sparte sich die Frage nach dem Warum einfach. Sie nickte nur knapp, durchquerte mit ihm erneut das Dorf und erreichte schließlich die Umzäunung der Rakete. Einen kurzen Moment lang starrte Kim gen Himmel, um das stählerne Monstrum zu begutachten, dann trat sie entschlossen auf die Wache in schwarz zu, welche am Eingang stand. Diese hatte sich lässig auf ihre Schusswaffe gestützt und sah erst auf, als Kim und Dave fast vor ihr standen »Was wollt ihr..?« »Ich suche nach jemandem. Sein Name ist Cid Highwind. Kennst du ihn?« Fragte Kim, in einem ruhigen, höflichen Ton, für den sie sich wirklich zusammenreißen musste. Ihr Zorn gegen die schwarzgekleideten Soldaten stieg mit jeder Minute, die sie hier war und sehen musste, wie sehr sich alles um sie herum verändert hatte. Die Wache belächelte sie kurz, richtete sich dann auf und strich sich kurz durch die fettigen Haare »Soso.. ihr sucht also nach Cid. Wieso wollt ihr ihn sprechen?« »Das ist eine private Angelegenheit.« Antwortete Kim knapp, erleichtert darüber, dass dieser Soldat Cid zumindest zu kennen schien. Trotzdem sollte er sich als nicht sehr kooperativ herausstellen. Er gähnte etwas gelangweilt und stützte sich wieder auf seine Waffe »Für so was haben wir hier keine Zeit. Verschwindet.« Kurz biss sich Kim auf die Unterlippe, dann versuchte sie es erneut »Es ist wirklich sehr wichtig. Ich muss mit Cid sprechen. Lass mich rein.« »Vergiss es, Kleine.« Gab die Wache in einem Ton zurück, der keine Widerrede duldete. Kim schluckte die Beleidigung, welche ihr auf der Zunge lag, hinunter und entfernte sich dann mit dem Dieb von dem Eingang. »Tja, das war's wohl..« Meinte Dave leise und hob die Schultern. Wenn er dies wirklich dachte, dann kannte er Kim schlecht, denn für sie war es noch lange nicht vorbei. Wütend marschierte sie los »Du bist ein Dieb! Du solltest wissen, dass es noch andere Wege, als nur den Haupteingang gibt!« Dave verdrehte die Augen, folgte dem Mädchen jedoch in einem kleinen Abstand »Natürlich weiß ich das. Aber ich bin klug genug, nicht am Tag über einen Zaun zu klettern, hinter dem es lauter Soldaten mit Waffen und keine Versteckmöglichkeiten gibt.« Feigling, dachte Kim und begann damit den Zaun zu umrunden. Sie wusste dank der Wache nun, dass sich Cid irgendwo auf der anderen Seite befand und sie würde sicher nicht vor ein paar Wachen halt machen. Dafür war sie viel zu sehr darauf fixiert, endlich einen der Anderen wiederzusehen. Und das würde sie sich von nichts und niemandem kaputt machen lassen. An einer Stelle blieb sie schließlich stehen, sah sich kurz prüfend um und begann dann über den Zaun zu klettern, nachdem sie sicher war, dass niemand sie beobachtete. »Ich halte das für keine gute Idee.« Gab Dave nochmal zu bedenken, bekam aber, wie zuvor schon, keine Antwort. Er seufzte leise und folgte dem Mädchen dann über den Zaun. Auf der anderen Seite angekommen, eilte Kim zu der Rakete rüber, in deren Schatten sie sich einige Momente versteckte, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Sie wusste nicht einmal genau, wo sich Cid befand, aber sie würde ihn schon finden und dann hatte er ihr einiges zu erklären, soviel stand fest. »Du bist wirklich lebensmüde, Kleine.« Dave war neben Kim getreten und starrte aus den Schatten der Rakete zu einigen Wachen rüber, die ihre Waffen geschultert hatten und auf dem abgezäunten Gelände patrouillierten. Kim verdrehte genervt die Augen, ersparte sich jede Antwort und lief weiter, als sie glaubte, niemand würde herschauen. Rasch umrundete sie die Rakete, bis sie schließlich eine schmale Treppe erkannte, die zum Eingang des Stahlriesen führte. Ohne lange zu überlegen trat sie auf die Treppe zu- ohne zu bemerkten, dass sie bereits entdeckt wurden. Sie wollte gerade die erste Stufe nehmen, als sie das klickende Geräusch hörte, welches ein Gewehr von sich gab, wenn es geladen wurde. Wie erstarrt verharrte sie in der Bewegung und wagte es erst sich umzudrehen, als eine raue Stimme sie dazu aufgefordert hatte. Mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck starrte Kim die Wache an, welche mit der Waffe auf sie zielte. Dave, der ihr nachgeeilt war, hatte bereits die Hand am Dolch, ließ diese jedoch mit einem leisen Knurren sinken, als sich weitere Wachen zu ihnen gesellten- die Waffen im Anschlag. »Wer seid ihr und was macht ihr hier..?« Fragte einer der Soldaten scharf nach, doch weder Kim noch Dave erwiderten irgendwas darauf. Die Wache verzog etwas das Gesicht und beschrieb einen kurzen Wink mit der Waffe, ehe sie weitersprach »Mitkommen.« Kim warf ihrem Begleiter einen hilfesuchenden Blick zu, doch der Dieb schien genauso ratlos zu sein wie sie selbst. Mit einem leisen Seufzen wollte sie sich nun doch ergeben, als sie plötzlich eine sehr vertraute Stimme wahrnahm. »Was zur Hölle macht ihr da, ihr Idioten?!« Kim hob erstaunt den Blick. Oberhalb der Treppe stand eine, ihr durchaus bekannte, Person. Wie üblich hatte diese eine Zigarette im Mund- ansonsten jedoch hatte sich einiges geändert. Die Person wirkte etwas älter und müder, was Kim jedoch nicht wirklich erschreckte, was sie jedoch vielmehr erschrecken konnte, war die Tatsache, dass diese Person, die sie so genau zu kennen glaubte, eine tiefschwarze Uniform trug. Die gleiche Kleidung der Soldaten, die Kim und Dave nun mit ihren Gewehren bedrohten. »Das ist unmöglich...«  Murmelte Kim eher zu sich selbst und musterte die Person erneut, um ganz sicher zu gehen, dass es wirklich der war, für den sie ihn hielt. Und es bestand kein Zweifel. Es war Cid. »Verschwindet!« Raunte der Pilot, noch ehe einer der Soldaten Antworten konnte. Etwas unschlüssig ließen die Wachen ihre Waffen sinken, dann traten sie artig zurück und überließen Cid das Feld. Dieser eilte die restlichen Stufen hinab, kam vor Kim und Dave zum stehen und musterte beide- wobei sein Hauptaugenmerk allerdings auf Kim gerichtet war. »Meine Güte..« Cid schüttelte den Kopf, als wolle er es nicht wahrhaben »Was machst du hier?« Kim zog eine Schnute, antwortete aber nicht gleich, sondern stellte eine Gegenfrage »Was ich hier mache?! Sag mir lieber, was du hier machst! Wieso trägst du diese Uniform..?!« Der Pilot sah sie eine halbe Minute schweigend an, dann kratzte er sich am Hinterkopf und reagierte, zu Kims Überraschung, recht zurückhaltend. Fast so, als würde er sich für das, was er tat schämen. »Nun..ich gehöre zu ihnen..« »Aber..aber wieso..?« Fragte Kim etwas verzweifelt und Cid verzog das Gesicht »Siehst du die Rakete hinter mir? Das ist meine zweite Chance. Und sicher die Einzige und Letzte, die ich je bekommen werde.« »Aber doch nicht so! Nicht mit deren Hilfe!« Rief Kim fassungslos aus. Sie konnte es nicht glauben. Wieso sollte Cid mit diesen Leuten zusammenarbeiten? Nur, damit er seinen Traum erfüllen konnte? Das passte einfach nicht zu ihm. »Wieso nicht? Wenn ich mit ihnen meinen Traum erfüllen kann...« »Aber diese Leute sind Monster! Sie entführen Menschen und lassen sie Zwangsarbeiten verrichten..und ich will nicht wissen, was sie noch alles tun!« Cid seufzte leise, sah zur Seite, deutete ein knappes Kopfschütteln an, dann wandte er sich erneut an Kim und dieses Mal war seine Stimme sehr viel ernster »Kim.. es hat sich..einiges geändert. Du..solltest zurück nach Hause gehen. Sonst machst und bekommst du noch Ärger.« »Das habe ich schon lange..sonst wäre ich nicht hier..« Sagte sie, während sie ihr Gegenüber musterte. Schließlich schüttelte sie erneut den Kopf »Ich versteh das nicht..« Einen kurzen Moment trat Stille zwischen die beiden, dann wandte sich Cid um, schloss die Augen und seufzte »Du solltest jetzt gehen. Ich bin sehr beschäftigt.« »Ja.. das sehe ich...« Murmelte Kim, noch immer erschrocken und vor allem verärgert über das, was mit dem Piloten geschehen war. Sie konnte es einfach nicht begreifen. All die Zeit hatte sie die Hoffnung gehabt, jemanden zu treffen, den sie kannte. Die Hoffnung, endlich Hilfe zu bekommen. Und nun, wo sich diese Hoffnung endlich erfüllt hatte, entpuppte sie sich als falsch und sinnlos. Kim schluckte trocken. Ihr war zum Weinen zumute, doch sie verbot es sich. Stattdessen wandte sie sich um und ging los. Irgendwie glaubte sie nicht, dass sie Cid umstimmen konnte. Und irgendwie wollte sie es auch gar nicht versuchen. Genau wie Joey, dachte sie wütend und steuerte den Ein- und Ausgang an, Dave im Schlepptau. Der Dieb versuchte ihr Fragen zu stellen und sie aufzumuntern, doch Kim blieb still. Im Moment wollte sie nicht über diese Angelegenheit sprechen. Im Moment wollte sie einfach nur dieses Dorf verlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)